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Mittwoch, 2. Mai 2012

ERSTAUNTE AUGENBLICKE. TB 1989-2012, IV, 1989-1993


       TAGEBUCH      1973- 1975- 2012


1012 Laufende Tage: Mai



25. April 2012. Mit E. (FReiburg)

26. Zurück. Bis 12h noch mit E. Alles im Bett vögelnd.

27. Lange Fahrt nach Hause. Grässlich. Schalte falch. Nahm mir vor nicht mhr Auto zu fahren.
Mag mein Leben mit L. nicht mehr. Auch das Haus, die Landschaft nicht.
Traum von H.J. Schmitt, meinem ersten Lektor. Sitze am liebsten apathisch da.
29-30. Traum. Musikinstrumente.
1.Mai. 12. Unsere Briefe mit Kathi gelesen.
2. Mai. Traum von einer neu entstehenden Lyrikgruppe.
Enzensberger, der mich besuchen wollte. Sah in ein Zimmer rein. Er schlief. Alt.
Aber wie soll meine Lyrik beknnt werden ohne eine Clique. Dabei sind die großen Werke alle auswärts entstanden.  Triest Beckett.
3.Mai. Ein Blitz. Atomgau. Viel mehr im Tb. PSA 099. Penetrante Frage: Was habe ich eigentlich gestern gemacht. Gearbeitet? An welchem Buch?
4./5.Mai. Elfi und Jutta Kolck. 13€ „abschreiben“. Goma und 1 Mann dazu. Gestern Marco und Frau mit 2 Kindern im Nachbarhaus. Dazu Josef. Ich als Jammerlappen. Zeigte Marco wenigstens meine Bücher. Fühlte mich sehr schlecht, auch mit L. Mein Leben da reingebuttert. Nichts ist wirklich herausgkommen. Kein Erfolg. Und auch sie, die an mich geglaubt hat, ist nun enttäuscht. Das ganze Lebensprojekt Italien gescheitert. Leer und Fremde in dieser „Schönheit“ mit Meer, worauf ich mir mal was eingebildet hatte: meine Flucht auf den Berg, um „rein“ zu bleiben.
7.5. Traum: Kampf mit Eisenstangen. Dann Bahnfahrt und finde die Fahrkate nicht. Suche in vielen Taschen. Der Kontrolleur auf dem Bahnsteig. Will ihm eine große Rolle Papier geben. Er sagt: Dann das nächste Mal.
11./12. Mai. 12.  Den Dokuroman Auschwitzapotheker wo unterbringen?  Traum bin ein bedeutender Mann.
Mir klar Edition und Wissen deckt alles zu. Es muss offen bleiben. Auch jeder Augenblik Leidenschaftliches und intuitives Denken. Versammelte eine Riege von Leuten um mich.
















Ich blättere im Tagebuch und finde wenig zum Abschreiben, viel Unsinn. Zum Beispiel: solange die Wahrnehmung noch nicht zu einer geschlossenen Gestalt zusammengefügt ist besteht für die synthetische Funktion des ich ein Leistungs zwang. Sehr wichtig: Vernachlässigung der Faktizität; ich bin ein Graphomane. Schwerste Mensch

Äsch hiess damals meine Haupt figur. Die Szenen gebildete Mensch ergeben sich aus der Erlebnisvorgänge im Erlebnis der Realität hohen I. gehören Modelle wann ist sinnvolle Realität und damit Anwesen (locus solus) möglich? Äschs Krankheit ist sehr stillstand in der Abwehr von Zeit und Geschehen und Wirklichkeit. Äsch also meine  Hauptfigur.. Absatz

Ich fühle keine Form ihnen mir.

Wasslaue Blässe blau
Blaumilchreichs  Hauchen,
helldurchreichtes Nebellicht
auf der Lichtung rauchen:

 Siehst sie kommen,  siehst sie sie gehen,
weh, verruchtes schreiben
lichter Schatten ohne Form    gelöst Sie kommen gehen

Und die Wärme im Geruch:
Malt den Schreibern Blumen
doch nach steif gewebtem Tuch
 muss die Stunde kommen.



es ist schon mühsam hier mit dem sprechen im Gesprächsschreiben das geht sehr langsam

           
Israel Tagebuch totes Meer wir sind 400 m unter dem Meeresspiegel und eine Temperatur von 45 vorbeifahren an, und gewöhnen klammert Bibel gefunden worden sind.





                                  
1974








Zu AGLIANO

13. August 1974. Auf  dem Schiff : Fahrt nach Elba. Die Sommerzeit  über dm Apennin  schafft leuchtende Nebelformen. Der Arno  rechts wie die Kokel, Gedanken an das gestrige Telefongespräch - Vaters Drachen.
Tutzi wrde gesagt, es sei sehr gut, dass ich  in Italien leben werde, mich aber in Rumänien nicht blicken lasse. Besser so. Sie hat mir auf meinen Brief nie geantwortet. (Das war des Eisebburgers Bitte!)  Zensur   über die Grenze in meinem Kopf. Auch die Biografie wird versaut. Es ist wirklich ein Punkt in meinem Bewusstsein. (weiter abschreiben.)

Küste jetzt, Tirrenia oder Livorno. Ich aber sehe diesen Mutterbauch vor mir, der unter dem modisch langen Grossmuttrerkleid üppige und aufregende Konturen erkennen lässt (vor allm der Nabel und die Möse in Scheiben aufschneidn kann, also alles , was da ist, nicht da ist.

Unhd doch genau dies, dies unter den Kleidern zu Erratende, dies, genau dies, hier nun sehr erregend Dahintersehen und in diese  Frauenkörper Hineinzusehen versuchen, macht das letzte sinnlose Moment (als S


1. September  1974
San Fruttoso

Sicher , es läßt sichheute nicht schreiben
mit Daktylen und Wahlkämpfen
doch das Meer bleibt  außer dem Wort/ -
Spiel und all den Genauigkeiten
 aus Metaphern Alltagsmittel.

Es bleibt das Zahnfleisch rot
nicht nur weil der Skorbut  auch hier bei den Ex-Fischern
 von San Fruttoso abgeschafft wurde ,
die Stimmung am 1. September,
wenn der Himmel bewölkt ist und
das Meer  schwarzblau bewegt ist fast die gleiche wie  vor hundert Jahren. Ich
Schliesse die Augen
höre die vielen Phantome der Ars Buchstaben kaum
ein Motorbootverkehr wie mittags bder Berufsbverkehr  in Rom ich höre mir das das ganz konkrete Wasser schlagen und rauschen.

Der Schetten der die Felsen zudeckt, der täglich  gefürchtte, der uns mordende Tod, der einfach
 und so dass ich der Sonne nicht mehr verkuppelt bin, die Haut abkühlt und der Kopf  lässt mich wieder erkennen was Mäll und kühler die Sonne verdecken

Nebn mir drei Sonntagstaucher wie Urtiere aus Kunststoff kriechen sie ins verseuchte Meer
Taucher zum  Unterwasseejesus und die Taucher zurück in die Gründe mit hochgereckten Armen
Für die Seetoten stehen bitten, dass die Stricke nicht reissen mögen, dass die Netze nicht nachgeben.


Nichts andres  als einige befriedigende Seiten, die genau in mich hineimnhören und das wiedergeben, was  mich immer am meisten bewegt hat. (Würde da nicht M. genügn?) d.h.  den Horizont  so weit hinaufgehen, bis jeder dabei ist, und das  heisst nicht in die Ferne, nichts ins Aussen, Sosiologische, sondern an den Punkt kommen, wo dieser Satz stimmt: “ Wi fühlt ihr es nicht? Ein Unsinniger, der glaubt, dass ich nicht du bin.” (Victor Hugo).

4. März Cinque Terre. 5 Terre. Riomaggiore. Manarola.  Via del amore.

Trennungsgespräche.

LEBENSZEITJAHRE
Cinque Terre
(Und ins Wasser gefallen, das Meer)
Steinweiß nach einer dunklen
Schlaflosigkeit
Nacht der Trennung

wie übt das schreiende Herz
wenn die Jahre vergehen
jetzt die Weite aus
wund

weil das Meer nicht trennbar ist
nur in den Köpfen
wie die Gewohnheit
gefangen

Der Blick unter Agaven
die Wärme die Füße
aber fast schon im Wasser
lesend

Und oben auf der Terrasse
lieben sich zwei unter dem Pelz
wir: als wir jung waren

Horizontweit der Blick
erinnert den Sommer im Boot
und Vernazzas Turm die Sehnsucht
im Hafen du hebst die Erinnerung vom Grund
das alte Herz ist der Anker.

Schicksalsoffen zu sein und tun
was geschieht 
neu wissend da
alles was ist dein Bild hält
das du erzwingst aus Gewohnheit

Doch unbefangen bleibt

Geh sanft mit dir um
ruhig und zärtlich hinter dem Bild
das du viel zu laut vor dir siehst
schreiend nur redest

Unendlich bist du
ohne dass du es willst
Übe die Langsamkeit immer
und langsam kommt deine Zeit
von innen und die Menschen
strömen hinter dein Bild
dir zu

Für die meisten ist  kein Heil
weil ihr Gesicht verzerrt ist.
Durchbrich jede Planung
sei ohne Zukunft Hier!
3/96






     CINQUE TERRE.. Rapallo.  PORTOFINO           


1. September  1974
San Fruttoso

Sicher , es läßt sichheute nicht schreiben
mit Daktylen und Wahlkämpfen
doch das Meer bleibt  außer dem Wort/ -
Spiel und all den Genauigkeiten
 aus Metaphern Alltagsmittel.

Es bleibt das Zahnfleisch rot
nicht nur weil der Skorbut  auch hier bei den Ex-Fischern
 von San Fruttoso abgeschafft wurde ,
die Stimmung am 1. September,
wenn der Himmel bewölkt ist und
das Meer  schwarzblau bewegt ist fast die gleiche wie  vor hundert Jahren. Ich
Schliesse die Augen
höre die vielen Phantome der Ars Buchstaben kaum
ein Motorbootverkehr wie mittags bder Berufsbverkehr  in Rom ich höre mir das das ganz konkrete Wasser schlagen und rauschen.

Der Schetten der die Felsen zudeckt, der täglich  gefürchtte, der uns mordende Tod, der einfach
 und so dass ich der Sonne nicht mehr verkuppelt bin, die Haut abkühlt und der Kopf  lässt mich wieder erkennen was Mäll und kühler die Sonne verdecken

Nebn mir drei Sonntagstaucher wie Urtiere aus Kunststoff kriechen sie ins verseuchte Meer
Taucher zum  Unterwasseejesus und die Taucher zurück in die Gründe mit hochgereckten Armen
Für die Seetoten stehen bitten, dass die Stricke nicht reissen mögen, dass die Netze nicht nachgeben.


Nichts andres  als einige befriedigende Seiten, die genau in mich hineimnhören und das wiedergeben, was  mich immer am meisten bewegt hat. (Würde da nicht M. genügn?) d.h.  den Horizont  so weit hinaufgehen, bis jeder dabei ist, und das  heisst nicht in die Ferne, nichts ins Aussen, Sosiologische, sondern an den Punkt kommen, wo dieser Satz stimmt: “ Wi fühlt ihr es nicht? Ein Unsinniger, der glaubt, dass ich nicht du bin.” (Victor Hugo).

Immer wieder die Entscheidung / von hier weg zuziehen / nur noch Zeile! / Alles-Eins leben / Traum-Reggression (Delta) / Toleranz wo alles hoch ommt / Worte  sprudeln den Jungbrunnen / alt.


11.September 6h.

Durch sas Hier-leben (anscheinend  out) ... (Noch abzuschreiben S. 120.


(Dazu 2009: Maria Irod, Melancholie:

Vlad Dracul, der Vampir, wird nämlich am besten durch sein leeres Grab und seine verschwundene Leiche symbolisiert. Diese Leere deutet Schlesak als Zeit des Umbruchs und des Paradigmenwechsels, eine Art „Leerstelle“, wo alles möglich ist, und die Vlads Epoche ebenos gut wie unser Zeitalter auszeichnet. Dass diese gefährliche Zwischenzeit mit gefühllosem Verstand und Beherrschungswillen zusammenhängt, wird von Schlesak in der Entstehungsgeschichte  seines Romans explizit behauptet. Er spricht vom „Einbruch einer neuen Mechanik der Leere, des Überhandnehmens der Quantität (...) gegenüber der Qualität“ (S. 154). Damit meint er, wie mir scheint, außer den bekannten Mechanismen der modernen Gesellschaft, die den Menschen nicht mehr physisch, jedoch auf sämtlichen Ebenen seines Daseins zergliedern und instrumentalisieren, vor allem das Aufschwingen der Schrift zum Mittel der Machtausübung. Vlad selbst steht im Spannungsfeld der negativen (Bürokratie, Propaganda und Medien-Betrug) und der positiven (Ausbildung der modernen Subjektivität) Folgen dieser historischen Entwicklung. Überdies scheint der Vampir ein Symbol des modernen von der Ratio geleiteten Menschen zu sein:

Mich berührt die Vampirseele des modernen Intellektuellen wie ein Selbstporträt. Solch ein Un-Toter könnte etwa so sprechen: Wie immer wenn ich nach dem Leben griff, blieb nichts in meiner Hand. Ich wollte Flamme sein und Asche werden und hatte doch noch nie gebrannt. Ich wollte hoch und höher steigen, und sank doch immer tiefer ins Nichtlebenkönnen! (S. 155)

Hier artikuliert sich ein Bild der Melancholie, das zugleich wichtige Themen der Schlesak’schen Literatur zusammenfasst. Ein „Mann aus lauter Wörtern“ – wie der Ich-Erzähler im Verweser einmal von seiner Frau genannt wird (S. 128) – der nicht leben und lieben kann und immer zum Schreiben greifen muss, um seinen Erlebnissen überhaupt Sinn zu verleihen – das ist ein der kontemplativen Schwermut ergebener Geist, für den jede Bindung an den Alltag der materiellen Welt irreal geworden ist. Sein Blick richtet sich auf den Tod als eine ersehnte Flucht aus der geschlossenen Immanenz und den Bedingungen der Leiblichkeit, während ein anderer Teil in ihm noch in „unstillbare[r] Gier“ (Vlad, S. 155) nach Erfüllung im Diesseits sich verzehrt. Seine Lage lässt sich weder durch irgendeine Melancholielehre noch durch eine rein religiöse Dialektik des Todes als Heimkehr der Seele und somit Überwindung der Melancholie ausreichend erklären. „


4

Lichter oben in Pedona brennen. Zwingt ZUM Dasein: Andere müssen jetzt aufstehn, der Weecker klingelt, um “zur Arbeit “ zu  gehen, das weckt in mir diese Härte (ich denke an unsere Ausflüge mit Koni  und anderen Klassenkameraden ans Meer).
Mich bemühen, alle Verletzungen (auch L.) nicht heftig abzureagieren, sondern im Nacvhdenken an jene Gemeinsamkeit, nur einmal als Mensch da zu sein, das Leben SO anzuerkennen. (Ein Rückholen der Rückbindung, der re-ligio?) Gut- Sein, nicht einfach nur Verachtung fürs Dasein mit den anderen zu empfinden?

Und diese Spannung? Janus bestimmt bei den Griechen das Geschlecht der noch Ungeborenhen.



Schiff nach Elba 13 August 1974. Die Sommer geht über den Apennin aufs Schiff leuchtend Nebelformen. Der Aron rechts wie die Kokel. Und ich denke an das Telefongespräch von gestern.  Der letzte Sommr der Biofrafie 1974. Da ich “unten” gewesen wa, da jetzt Ly und Michael hiersind?  Letzter Winter der amnarchie, er ist vorbei. Was noch bleibt ist der Tod als Ausweg. Und die detaillierte Prosa, überhaupt das Detail. Das auseinanderfällt.
Das was ich immerschön hasste, die schöne und vielfältige Banalität,  das Diabellein.
Es bleibt tatsächlich wieter nur die Hoffnung, dass eine Tür offen bleibt auch zu diesen Details, dass ich schreibend wenigstens der Sinnlosigkeit Herr werde. Dass  ich JETZT etwa diese toskanische Küste sam Tirrenia und Livorno, diesen Wieberbauh vor mir, der inter dem modisch langen Grossmutterkleid üppigen und  aufregende  Konturen erkennen ässt, vor allem den abel und die Möse, also alles, was da ist, verborgen, also auch nicht da ist. Und doch genau dieses Verborgene, das ghier aufregend ist, dieses Hinter die Dinge kommen, dies Dahintersehen und in diesen Frauenkörper hineinsehen, macht diesen letzten sinnlosen Moment (als Shlussfolgerung) weniger konsquent, dass alles nur banal sei. Klar weshalb alle Jenseitsjümnger, von Hare  cht mich aufmerksam darauf,  wie ein Mädchen mit “kolonialem Gesicht”, ihren Reissverschluss vorne wiet aufmachte und ihrem Gefährten, beide in blauenen verwschenen Jeans, zeigte, was sie für ein wuchernd3s Wesen da in der Hose hatte, ich konnte es auch sehen, ja, so war es, die Augenweise... Und beide scheinen dann dieses “Phänomen” zu erörtern, wie gross, wie haarig, welche Farbe, vor allem aber zeigte sie dann mit Unterarm und Fingern, wie der dazu passende beschaffen sein müsse, und beide lachten laut.

Alles so plastisch, man sich alles, bis in ihre Gedanken gut vorstellen, sie verzog dabei das Gesicht ganz entsprechend in gespieltem Schmerz und Eksates und begleitete die Demomnstartion mit schlingernden Bewegungen des bauchtanzendemn Körpers-. Die Sonne schaute meerig heiss auf die Szene. Zwei deutsche Oberlehtrer aber unterhielten sich laut dabei über Napolons Exil auf Elba. Ihre Haut durchsichtig  und blass vor Keuschheit  und verlegtem Interess an der Szene.



17. August 1974. . An diesem Tag nahe an Feragosto dieser Wahnsinn des Feuers. L. ging mit einem ande­ren ins Bett. (Feuer regt auf) Seither bin ich nicht mehr so gleichgültig, sondern sehe  mit einem inneren Ziehen und Schmerzgedanken ihre kapitaler schwarze Möse. Bis in den Traum.
            Und weiss , dass ich unfrei bin.
            Meine Wutausbrüche in Portoferraio(ähnlich wie auf Kreta) “Du Deutsche”!Todesfahrt dann nach Hause mit dem Auto, fuhr wie ein Verrückter.

Bericht aus Elba
für L.

Muss ich bescheiden werden
mich aufgeben zugestehen
dass ich unfähig bin
mit diesem Feuer vom “ordino nuovo”
also Fascisten gelegtes Feur von Elba zu leben
wenn du nun mit einem
anderen ins Bett gehst,
dass ich nie sehen werde genau
wie ich nie erfahren werde
was dort geschah

Hat er dir die Kleider vom Leib gerissen
bis er an dein spektakuläres Loch kam
und du dann ächzend ihm entgegenstrebtest
oder ging es deutsch zivilisiert zu
ihr legtet beide eure Kleider
säuberlich auf eine  Stuhl
und dann euch auf das Bett
nackt lag er neben dir
und begann dich langsam zu streicheln
kam immer tiefer
zögernd die Schenkel hinab
und fuhr mit einem Finger über
deinen schwarzen Behang
der sich buschug unter dem schönen
weiberbauch wölbte








STEHENDES ICH IN LAUFENDER ZEIT
Nachrichten aus der nachkommunistischen Zeit 1989-1994

9./15. Mai.

SÄTZE ZUR WAHRHEIT NACH DEM ÜBERHOLTEN ENDE

Mauer, Grenze allein erzeugt die Sehnsucht. Auch in der Liebe zu Fremden, die werden so nah gebracht, die Liebsegschichte Ganz stark wiederholt das ganz Ferne wo wirklich, Schrecken des Abschieds, Tod als gelebt. Gibt es nicht mehr. Dieses Abenteuer.
Das kleinere Übel: Grenze (ist mir genommen worden) jetzt bleibt das große Übel die Banalität und der Tod.

Zur WILDEN DESILLUSION Szenen dazu. Einer erfährt die Wahrheit (zufällig?)
            Desillusion auch "alles so , wie es ist" - die Gedichte dazu.                                                                      

Zwischen Nathan  und Shylock, ein Dialog?
9. Mai 90. Das Datum entspricht. Es ist die Zeit nach dem Scheitern der Utopie, wo auch "der Dichter", der bekanntlich Jude ist, nach Martina Zwetajewa, zitiert nach Paul Celan. kaum Nathan, sondern Shylock wird. Kein Nathan mehr, der er meinte zu sein, durch Exil und Leid. Etwas zu sagen zu haben.
            Plane eine Figur, ein Alter ego, der meinen Michael Templin aus "Der Verweser" weiterführt. Auch Tabori in seinem neuen Stück "Weismnann und Rothgdsicht" (Theater  Aalen, 50 Jahre Machtergreifung) bringt so eine Figur. Einen, der völlig von allen entblößt ist, wasLeben lebenswert macht, so Sterben als Erlösung erscheint. (Wäre es ausgesetzt auf offenem Meer. Und so entdeckt er völlig vom Selbstbild frei, daß er zwar schlimmes ertragen aber selbst auch schlimm ist. Nichts  mehr hält ihn. Verteidigt sich nicht mehr. Wird kleinmütig und böse, unsicher, ohnmächtig und aggressiv.

Illusionen und Märchen des Exils. Alles wird heute zerstört, auch dies. Emigrant in Pension. Alles in Pension. Utopie in Pension, Revolution in Pension, Glauben in Rente, Marx gestorben, alles hin. Und auch das ersehnte Zuhause in langen Jahren des Exils, banal. Des-Illusion total: der Kalte Krieg hat das Märchen der Trennung, damit der Sehnsucht, der falschen Heimaten geschaffen, der falschen Freiheiten, der falschen Leiden als wirkliche Leiden.

.. ohne sie alle bin ich verloren,
bin ein Niemand, bin nie geboren.

Chor: In S. schreit der arme Mann:
wenn du zurückkommst, denkst du, dann
ist alles wie früher! Nichts da,
das alles gehört der Vergangenheit an

drum sei vorsichtig, Bruder, gib acht.
So sieht es aus in deinem Land,
drum nimm endlich Abschied.

Du Luxusenigrant. Und du bist das Letzte.
Ja, wir sind wirklich die Letzten, Mann.
Das waren noch schöne Zeiten, einmal gebrannt
Kinder.


9. April 93 (Schon vier Monate vergangen). Es ist einfacher, die fertige Vergangenheit zu beschreiben. Da gibt es auch schon "Material", viele haben darüber nachgedacht. Während meine eigene Erfahrung subjektiv, unvollkomme, "offen" auch nicht dicht sein kann, zu wenig "Bildpunkte" enthält, um das Bild scharf werden zu lassen. Über Kant läßt sich anders erzählen, als über Templin. Und ist doch wieder künstlich
1 Fassung
           

13. August 93. Allerherrgotsfrüh. Ein Hahn krät in der Nachbarschaft, Morgendämmer, aus der Dachschräge fahles Licht. Der Hund träumt und grunzt in seinem Korb. Vögel singen durchs offene Fenster in die Synkopen des Hahns. Und sah das Gesicht von Nikolaus K. vor mir. Mußte an Nikolaus K. schon vorhin denken. Denken nachts, Freund und Hörspielredakteur in Frankfurt, gleichaltrig, der sehr krank zu sein scheint. Aids? sagte L. Er ist homophil, hats immer, auch mit einer Freundin, zu verbergen versucht. Er hat meine grenzüberschreitenden Ansichten nie geteilt, es gab Streit. Zwei Jahre Pause. Und jetzt, ausgerechnet jetzt hatte ich ihm geschrieben.
            Er wollte es mir nie glauben, daß es kein Ende gibt. Plötzlich fällt mir Bohrers Bemerkung in seiner "Plötzlichkeit" ein, daß Kleists Selbstmord durchaus auch mit der Überzeugung jener Zeit zu tun hatte, es gäbe eine Weiterentwicklung der Seele nach dem Tode. Lessung, Kant und die Aufklärer hatten es propagiert (ist dies die "Erziehung des Menschengeschlechts"?, von dem wir weder auf dem Gymnasium noch an der Universität, nachher im Kulturbetrieb erstrecht nie etwas gehört hatten?!) Kant? Hatte ich ihm mit meinen Angriffen Unrecht getan, daß seine Philosphie aus der Verdrängung dieser Sphäre (ins "Ding an sich") entstanden sei?

            Im Halbschlaf noch vor dem Aufstehen, ich versuche es um sieben, es gelingt selten, da ich ab fünf oft wach liege und die Gedanken für den nächsten Tag kommen, auch die Träume arbeiten nach -  war mir klar, daß das Unheimliche auch aus dem Exaktesten schon kommt, es auch gefühlsmäßig - im Zustand bestätigt. In meinem Berliner Celan-Vortrag im Literaturhaus (März 93) hatte ich das auch gesagt, die Passage lautet:
            "Paul Celan hatte  etwas begriffen, erlebt und erfahren, was andere Menschen in ihrer Idylle nicht begreifen konnten.Es ist  ein `Aus der Sprache fallen` der Dinge, doch dieses Fallen ist zugleich auch "ein Kernpunkt der Krankheit Schizophrenie", es ist das Erleben, daß die selbstverständlichen, für  Gesunde sich nur wiederholenden Dinge des Alltages dem Nicht-Normalen furchtbar neu sind.  Eigentlich eine unerträgliche Erkenntnis der unverhüllten Wirklichkeit, die kollektiv auch im Todeslager furchtbar erlebt wurde: wenn das Vertraute zerreißt, etwas sowohl völlig Neues, wie auch  etwas in Gedanken nicht Faßbares da ist. Der Zeitfluß wird nackt, stockt, wie beim Sterben.
            Alles scheint einfach, doch gerade diese Einfachheit macht verrückt und jagt Schrecken ein. Der Bruch ist viel umfassender, weil er heute den durch Historie veränderten Tod mit dem Weltbild der Physik, das genau in jene unheimliche Richtung weist, verbinden müßte. In Celans großem Gedicht-Zyklus "Engführung" klingt schon 1959 dieser neue Ton an. Celan stellt Sprachinstrumente zur Beobachtung des in der "Gewohnheit", der Wahrnehmung Noch-Nicht- Vorhandenen her: "Orkane./ Orkane, von je,/ Partikelgestöber, das andere,/du/ weißts ja, wir/ lasens im Buche, war/ Meinung.//...Wie faßten wir uns/ an mit/ diesen/Händen?" G I, 200.
   Vom Atom wissend, daß Außen, feste Welt nur Wahn ist, versuchte Celan eine "Spektralanalyse der Dinge".     
   Durchaus    richtig beschrieb Tuwia Rübner bei einem Celancolloquium in Haifa in seinem  Diskussionbeitrag "Lyrik nach Auschwitz" des Dichters unheimliche Lebensstimmung und Sprachkunst, kafkaähnliche "von Buch zu Buch     atomarere Textualität" herstellend, beschrieb sie mit einem Zitat aus Eddingtons "Weltbild der Physik": "Ich stehe auf der Türschwelle, im Begriffe, mein Zimmer zu betreten. Das ist ein kompliziertes Unternehmen... ich muß  auf einem Brett zu landen versuchen, das mit einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern in der Sekunde um die Sonne fliegt; nur der  Bruchteil einer Sekunde Verspätung, und das Brett ist bereits meilenweit entfernt... auch hat das Brett keine feste Substanz. Drauftreten heißt auf einen Fliegenschwarm treten. Werde ich nicht hindurchfallen?" Tuwia Rübner, "Lyrik nach Auschwitz" a.a.O. (Fußn.12), S. 42ff).

            Für den Romanautor Hermann Lenz schien Celan ein Mensch, der "bewegte sich wie einer, der dem Boden nicht traut." Und genau dieses ist heute wirklichkeitsgerechter als die Annahme   einer gesicherten "festen Welt". Hermann Lenz, "Erinnerungen an Paul Celan" a.a.O. (Fußn.9).











VII

Von der Unfähigkeit zu trauern. Kommentare und Briefe


         Mein Text über die Literatur meiner Vaterstadt führte zu Angriffen der landsmannschaftlich orientierten "Elite" dieser Stadt. Ich fühlte mich bei dieser provinziellen Erregung an Thomas Manns "Bilse" in seinem Aufsatz gegen Angriffe aus seiner Heimatstadt Lübeck "Bilse und ich" erinnert. Grundätzlich ist eine Mentalität erkennbar, die sich anscheinend mühelos aus den vierziger Jahren "herübergerettet" hat... So schreibt einer dieser Landsleute, ehemaliger SS-Offizier, lebendiger Zeuge dieses Bewußtseins-Museums: "DS ist (seine literatur­historische Kenntnis in Ehren!) als entwurzelter Intellektueller in meinen Augen nicht dazu berufen, sich mit diesem Beitrag im Schäßburg-Buch einzunisten." Und wer hört da nicht das ganze Arsenal der Nazi-Invektiven von "entartet" bis "Asphaltliteratur" heraus, das zur Bücherverbrennung und schließlich zur Bedrohung und zum Tod von vielen Intellektuellen geführt hatte.
         Ein anderer Briefschreiber wird noch deutlicher: "Daß die Gesinnung viel zu negativistisch ist und somit unserer Grundhaltung voll und ganz widerspricht. Es ist als ob ein Außenstehender urteilt, der uns nicht gut gesinnt ist....(Jude, Kommunist?). Wenn ich vom Politischen her urteile, so würde ich sagen: links, während wir alle Mitte rechts einzuordnen sind." Es kommt also nicht auf die "literaturhistorischen Kenntnisse" und Fakten an, sondern auf die "Gesinnung", die identisch sein muß mit "Mitte rechts", was nicht ganz stimmt, denn diese Haltung ist rechtsradikal, NPD (wie das Vorbild Hermann Oberth), NPD und noch weiter rechts.
         Einer dieser rechtsgesinnten Landsleute schlägt vor, der ehemalige "Ortsgruppenführer" Alfred Pomarius müsse ins Buch aufgenommen werden, während DS ... naja: - "wiederholen möchte ich meine Ablehnung von S.! Mag er auch gute Kenntnisse haben, so teile ich die Meinungen von ....( es folgen die eben schon Zitierten): er hat es meines Erachtens nicht verdient, in unserem Buch aufzutreten."

         Ahnungslos wird grundsätzlich gefragt, so in einem Brief des Herausgebers: "Warum soviel Schuldgefühle, wessen? Wofür? Diese sind dem Schäßburger fremd.. Zeitgeschichtliche (zeitgeistliche?) Betrachtungsweise verstellt den wahren Charakter des Schäßburgers. Mehr Schäßburg-Seele."

         Daß nur etwa die Hälfte der "Elite" jenem alten "Gedankengut" anhängt, und daß es auch demokratische Ausnahmen gibt, wie den Leipziger Professor Heinz Brandsch, der zu meinem Essay schrieb: "Zu meiner eigenen Schande muß ich weiter gestehen, daß ich D.Sch. und seine Werke nicht kenne. Aus dem mir vorliegenden Text erlaube ich aber ableiten zu dürfen, daß er mir mit seiner kritischen Haltung näher steht, als andere bekannte und unbekannte Landsleute..." - dies ändert wenig an der Trauer, die ich empfinde angesichts dieser Einsicht, daß ich froh sein muß, nicht mehr hautnah in jener Enge und mit Leuten dieser Art zu leben, deren Bewußtsein, noch mehr ihr Unterbewußtsein, von den gleichen intoleranten und harten, ja, unheilvoll-autoritären Inhalten geprägt sind, die zum bekannten Desaster geführt hat; eine Prägung, auf deren gefühlvolle Zustände des sentimentalen "völkischen" (so auch heute noch der Begriff!) Heimatsinnes, Volks- und Familiensinn, die nichts als eingelegte alte Ideologie sind und einer Erziehung anghören, deren Schmallippigkeit jedem aufs unangenehmste bekannt sind, der jene Zeit noch miterleben durfte! Eine Prägung, auf die unsere braungefärbten Traditionalisten auch noch stolz sind. Das Museale und Antiqierte springt ins Auge; und hätte ich es nicht selbst erlebt, ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß es solch ein Museum des Bewußtseins noch gibt, das man als Historiker, Psychologe oder Autor mit Fleiß studieren sollte - bevor es ausstirbt.

         Ich war leider nicht im Zustand solch einer Freiheit, sondern tatsächlich und in den Niederungen einer wirklichen Konfrontation mit und in diesem Museum zu Gast, eben "zu Gast", das ließ man mich auch kräftig spüren! Ich hatte also meinen Preis zu bezahlen für diese Erkenntnisse und Erfahrungen mit diesem Ausflug in die, ach so ersehnte Vergangenheit und ihre Zwangslagen, wie sie wohl früher in dieser Stadt an der Tagesordnung gewesen waren, zu zahlen in Form von Zeitverlust und Frust. Denn die "Zensur" hatte effektiv und in einer alten Richtung des kollektiven Drucks "gearbeitet", da bekanntlich mit allem eine Evidenz herstellbar ist, wo es Mehrheiten gibt, wo Überzeugungen arbeiten, und man als Einzelner "Realitäten" gegenübergestellt wird, seien es auch museale oder gar wahnsinnige (wie etwa in der KP-Zeit). Dieser Gesinnungs-Druck (hier in bräunlicher Ausgabe), der im Brustton der Selbstverständlichkeit und der Entrüstung, ja eines "Wir" arbeitete, der zwar eine Art Halluzination war und ist, eine Enklave (Gottseidank!) in der übrigen Wirklichkeit, jedoch wie in einem Ehestreit oder einer Parteisitzung etwas Mikrosoziales einsetzt, das dem Zwang im Wahnsinn gleicht. "Gesinnung" also hatte mit guter Wirkung gearbeitet. Auch wurde alles "negativistische" (also Kritik und Wahrheit, wie bekannt und in diesem Ambiente der "Gesinnungen" üblich!) als "unangebracht" und "dem Schäßburger fremd" in meinem Essay gestrichen. Es gab keine Möglichkeit der Gegenwehr, die "Geschlossenheit" und der Druck der Mehrheit war zu stark. Ich bekam eine Ahnung, wie das früher in den sächsischen Städten vor allem in den frühen vierziger Jahren zugegangen sein mag! Ich hätte meine Arbeit zurückziehen können, das wäre die einzige Alternative gewesen. Doch hätte ich da nicht den Rausschmeißern zugearbeitet und ihnen letztlich Recht gegeben?! Das wollte ich nicht. Auch hoffte ich, mit den wenigen kritischen Bemerkungen wenigstens etwas zur geschichtlichen Wahrheit beizutragen; zumindest mit dem Hinweis, daß es die Nazizeit in Siebenbürgen überhaupt als negative Erscheinung gegeben hatte (einige der Ansprechpartner halten sie auch heute noch für eine positive Erscheinung! Und die SS etwa für eine "gute Sache"!). Jedenfalls war es eine tiefgreifende  Erfahrung (und wie eine emotionsgeladene Reise in die Vergangenheit), an diesem Buch mitzuarbeiten.

         So fielen unter anderem folgende Passagen  dem Rotstift zum Opfer oder mußten von mir nach harter und zäher Diskussion wie in den besten, mir nur zu gut bekannten roten Zeiten, "abgeschwächt" werden: Am härtesten war die Diskussion über die Frage, ob die siebenbürgische Nazizeit ein Verrat an der 850 Jahre alten Tradition der Siebenbürger Sachsen gewesen war, wie ich nachweisen konnte. Man wollte sie innerhalb dieser Tradition sehen. Vielleicht gar als deren "heroischen" Höhepunkt.
         Doch alles begann schon mit der Ablehnung jeder Kritik, jedes "Meckern" und "Kritteln" war untersagt. So wurden folgende Passagen "gekürzt":
......nach 1876, der Zerschlagung des Königsbodens, beginnt der Abstieg und die Provinzialisierung auch der siebenbürgischen Literatur, eine Folge der Isolierung durch eines sich zum finis saxoniae steigernden Wirklichkeitsverlust und  Geschichtsverlust.
         Sogar der "Nationaldichter" Michael Albert durfte nicht zu "negativ" und kritisch die Wahrheit sagen, etwa wie in diesem Gedicht:

Ob du in fremden Landen
zum fremden Mann verdirbst,
ob du dort festgestanden
und als ein Treuer stirbst;

es ist in beiden Lagen
ein trauriges Geschick,
denn deinen schönsten Tagen
gebricht`s am schönsten Glück:

daß nie auf festem Grunde
du sicher dich erhebst,
daß du in keiner Stunde
recht aus dem Vollen lebst." (1878). 

         Dazu schrieb jener, der mir, dem "Kritikaster" und "Nestbeschmutzer" das Recht, in meiner Stadt geboren zu sein, streitig machte, sozusagen nun eine Art "Verbannung" post festum zumutet, da ich den "Rang unserer Heimatstadt - und ihrer verdienstvollen Repräsentanten - ... peinlich verfremdet und herunterkritisiert. Dazu gehört auch unser lieber Michael Albert..." Er schrieb apodiktisch:  " Untergangsstimmung ist bei M.A. kaum zu finden."

         Ein Aufschrei also auch wegen der Analyse von "kritischen" und "negativen" Ansichten und Werken des Nationaldichters, sie wurden gestrichen, darunter auch die vorhin zitierten  Strophen.
         Dabei ist das Beste, was Albert schrieb, Realitätskritik im Dienste der Wahrheit; und dieses ist ja nicht nur bei diesem Autor so, Abgründe - und nicht Opportunismus, in welcher Form auch immer, stehen der Wahrheit nahe,Distanz schafft Stil, Distanz, und nicht rührselige Bejahung, die Idylle und Kitsch hervorbringt. Wir wissen heute, wohin Tendenzpoesie und Hymnen führen. Daß Albert den Untergang der Siebenbürger Sachsen schon damals vorausgeahnt hat, zeugt von Hellsicht und Talent, dieses Ende, das sich nun vor unseren Augen vollzieht, ein historisches Ende, das 1940 begann (unter kräftiger Mithilfe der politischen Elite und der vielen SS-Freiwilligen) - ist unbestreitbar. Doch, so die Version des schon erwähnten SS- und Auschwitzoffiziers heute (1993), der mit zum Zensur-"Gremium" gehört hat: "Da wir zwischen den Mühlsteinen des verhängnisvollen Laufes der Geschichte in den 40er Jahren aufgerieben wurden, darf es keine Schuldzuweisung geben, auch nicht an unsere politische Führung". (Die damals die Lümmelgarde des Volksgruppenführers Andreas Schmidt war, Schwiegersohn des SS-Reichsrekrutierers Obergruppenführer Gottlob Berger. Schmidt trägt die Verantwortung dafür, daß es einen Vertrag zwischen Bukarest und Berlin gab, und daß so fast jeder wehrpflichtige Rumäniendeutsche automatisch zur SS kam. Viele wurden dann in den KZs eingesetzt. So auch der rumänische Hauptmann Victor Capesius, der zwangsweise zur SS beordert, zum Auschwitzapotheker ernannt wurde.) Und der erwähnte SS-Offizier (er freilich meldete sich begeistert freiwillig noch vor der Zeit) schreibt: "Es ist müßig, nach einem halben Jahrhundert noch nach Schuldigen zu suchen, wie es die Vertreter der jüngeren Generation tun, die diese Zeit nicht am eigenen Leib (und an eigener Seele!) erlebt haben. Volentem fata ducunt, nolentem trahunt, zu Deutsch in Nietzsches Fassung: Schicksal ich folge dir, und wollt ich nicht, ich müßt es doch unter Schmerzen tun. Es hätte nichts genutzt, wenn wir versucht hätten, gegen den Strom der Zeit zu schwimmen... Wir waren keinen Nazis, wir haben bona fide wie eh und je, als Deutsche gehandelt und die Tragödie unseres Völkchens ist ein Teil des gesamtdeutschen Ruins dieses Jahrhunderts..."
         So vermischt man Wahrheit und Lüge zu einem einzigen Brei, der jede Verantwortung abschiebt! Und es wurde  mir klar, daß mit diesen Mitarbeitern und ihrer Zensur über die wirklichen Ursachen der rumäniendeutschen Katastrophe keine Analyse geschrieben werden konnte, wie es einige hellere Köpfe verlangt hatten.

         Gestrichen wurde auch dieser Hinweis: Und genau hundert Jahre nach Michael Albert, heißt es bei den letzten sächsischen Autoren unserer Stadt, so in einem Roman des Verfassers: "Sein ganzes Leben war von einem Rächer bestimmt gewesen, wie von einer Furie, die das Verschwinden auf raffinierte und kaum merkliche Weise betrieben hatte... Der letzte Schlag für ihn war die Emigration mit ihren Folgen und Spätfolgen gewesen... (aber) in seinen Träumen lebte er immer noch in jener kleinen siebenbürgischen Stadt..." (Dieter Schlesak "Vaterlandstage. Und die Kunst des Verschwindens", Zürich-Köln 1986, S.275.)

         Ganz unmöglich war folgende Bewertung der vierziger Jahre und ihres Ortsgruppenführers Pomarius durch die kollektive Zensur zu bringen (und ich höre auch meinen Vater und meine Mutter in den Chor einstimmen und dabei rufen: "Wir waren immer geschlossen, das Völkchen!")
         (Pomarius zwischen 1940-1944): ...eine Parallele etwa zu Arnold Roths oder Zillichs Entwicklung, es ist ein Verrat an der 800jährigen sächsischen Tradition festzustellen... Der alte "Selbstbehauptungskomplex" (Walter Myss) war in dieser Zeit so falsch gepolt, bis er in die Selbstvernichtung führte. Kriegsleid, Deportation, Familientrennungen waren die Folge. Diese Zeit der Siebenbürger Sachsen ist in der rumäniendeutschen Literatur erst spät beschrieben worden, jedoch immer noch nicht wirklich aufgearbeitet.

         Und gerade die Ansätze dazu, die kritische Literatur von Pastior, Schlesak, Hodjak, Hensel, Söllner und den Banatern Müller, Wagner u.a. wollten die wahren Sachsen sich nicht zumuten, sondern in ihrem Erinnerungsparadies verharren. Gestrichen wurde auch die Passage, die von dieser Literatur handelte, ich konnte sie nur retten, indem ich alle Namen strich, dies, weil ich die Heimatliteraten der älteren Generation nicht erwähnt hatte, die "eigentlichen Werte", so das Argument.

         Ich frage mich auch heute, warum ich mich dieser Zensur, bei der es wie "zu Hause" "keine Widerrede" gab, gebeugt habe. Einiges dazu habe ich vorhin ausgeführt. Dazu kommt noch: Ich habe mich der Tatsache, daß es das einzige einigermaßen vollständige Buch über meine Heimatstadt ist, es ein anderes nicht gibt und wohl auch nicht geben wird, gebeugt, weil ich diese Stadt liebe und ihr viel verdanke. Zweitens weil ich meinte, Tote, und was die Herkunftsgruppe betrifft, eine dem Untergang geweihte Menschengruppe und ihre Geschichte, verdienten mildernde Umstände. Der Tod reinigt und Opfer haben besondere Rechte. Und drittens habe ich gemeint, vielleicht gegensteuern zu können, und wenigstens ansatzweise etwas von der historischen Wahrheit "durchbringen" zu können, gar die Mitautoren zu beeinflußen und vielleicht in ihrer zum Teil zeitfernen absurden  Haltung schwächen zu können. Grundsätzliches habe ich im Gespräch mit Stefan Sienerth dazu gesagt. (Vgl. S. 209ff in diesem Buch.)

         Zitate aus eigenen Briefen an den Herausgeber des Heimatbuches "Schäßburg":

         März 94
         Alle Wünsche konnte ich nicht erfüllen, da einige völlig "daneben" oder einfach falsch waren. Auch konnte ich die Zeit nach 1944 nicht einfach wegstreichen, sie ist, was die Qualität der (rumäniendeutschen) Literatur betrifft - jetzt mal gesamtdeusch gesehen -, den letzten 200 Jahren ... Literatur überlegen. Und was den Bekanntheitsgrad in Deutschland betrifft, unvergleichlich wichtiger. Daß sie von den Siebenbürger Sachsen kaum zur Kenntnis genommen wird, ist kein Maßstab, sondern eher diesen anzulasten als der rumäniendeutschen Gegenwartsliteratur. Eine gewisse Objektivität der Maßstäbe müßte auf jeden Fall gelten. Daß Ihr alle anscheinend Pastior, Söllner, Wagner, Müller etc. gar nicht kennt, finde ich nicht gerade lobenswert. Und meine Arbeiten, vor allem die "Vaterlandstage" gehören ebenfalls zu einem neueren und notwendigen exilsiebenbürgischen Bewußtsein  heute.

         Ich sage das alles auch nur, weil Du am Gelingen und dem Wert unseres Buches selbst zweifelst, und weil ich Dir sagen muß, daß diese Zweifel sehr berechtigt sind. Ich habe inzwischen, trotz meiner sehr knappen  Zeit, die von Dir zugeschickten Aufsätze gelesen, und dabei ein unvertretbares "Vergessen" eben gerade der Zeit von 33-44, aber vor allem der "Volksgruppen-Zeit" (40-44) feststellen müssen, als habe es die nie gegeben. Das ist unzulässig. Das ist  Geschichtsfälschung. Und es würde mir jetzt nachträglich leid tun, überhaupt mitgemacht zu haben, wenn dieses "Vergessen" und Ausklammern nicht berichtigt wird, denn diese "Amnesie" wird einmal allen Autoren, nicht nur den Herausgebern zur Last gelegt werden.
         Aber ich habe nun wieder viel Arbeit aufgewendet, um mitzuhelfen, so weit das noch irgend geht, diesen gravierenden Mangel zu beheben, damit dieses erste umfassende Buch über unsere Heimatstadt keine Fehler und gar Unwahrheiten enthält!

         Mein ganzes Werk geht dem Grund unseres Geschichtsendes nach, ich kann, falls das wichtigste Thema der Siebenbürger Sachsen heute in einem Buch, an dem ich mitschreibe, fehlt, nicht  einfach darüber hinwegsehen, sonst müßte ich mich selbst verachten, angesichts der Fakten dieser Jahre, die ich nun kenne, die Augen zu verschließen und zu schweigen, wenn andere es tun.     
         Ich möchte ganz dringlich bitten, die Wahrheit in den Aufsätzen nicht zu vergessen.
         Und was meinen Text betrifft, werde ich  unter diesen Umständen einige Sätze über die  Spiegelung jener Zeit und ihrer Katastrophe in den "Vaterlandstagen" an den Verlag nachschicken müssen, damit es deutlich wird, was es mit jenen Jahren 1940-44 auf sich hatte, viele von mir erlebte, erfahrene und in Dokumenten gefundene Ereignisse aus jener Zeit in Schäßburg werden in meinem Buch erzählt. Ich mußte eine Art Korrektur meiner Erinnerungen vornehmen, was schmerzlich war. So werde ich versuchen, in ein paar Sätzen darauf einzugehen.
         Der einzige Aufsatz, der diese Zeit und den Widerstand dagegen, den es ja Gottseidank auch gegeben hat, objektiv und entsprechend abhandelt, ist "Kirchen und kirchliches Leben" ... Es wird hier sogar klar, daß für die Kirche die kurze Zeit 44-48 tatsächlich eine Befreiung - eine Befreiung von der drückenden antichristlichen Naziherrschaft (1940-1944) war.
         Eine einzige Bemerkung hätte ich, auf der fünften Seite vom Schluß: das ruhmreiche Ende der protestantischen Bildungsgeschichte fand 1941 statt und nicht 1948. 1941, als Bischof Glondys, der rechtmäßig gewählte Sachsenbischof sein Amt niederlegte, um nicht von der NS-Clique einfach davongejagt zu werden. Und die Schulen ab Nov. 41 (Schuldekret-Gesetz, veröffentlicht in: "Jahrbuch der deutschen Volksgruppe in Rumänien 1942, S. 127-131) langsam "angepaßt", am 1.7.42 dann von der Volksgruppe (außer Nordsiebenbürgen natürlich) "übernommen" und gleichgeschaltet  wurden.

         In den Aufsätzen über die Schule Schäßburgs fehlt dieses verheerende Ereignis. Die Gleichschaltung des Schulwesens in Schäßburg wird im Text sogar als hoffnungsvolles Ereignis bezeichnet. Der Autor, der die Bergschule zur "Gesinnungsschule" erklärt, was das Gegenteil von freiem Geist und Forschung ist, und auf keinen Fall stimmen kann, meine Studien zeigen mir das Gegenteil, und auch während meiner Schulzeit an der Bergschule habe ich nichts von solch einem Gesinnungszwang verspürt, außer bei einzelnen, negativen Lehrern, die dazu nicht nur den Taktstock einsetzten; der Autor also soll ein einziges Zitat aus der Bergschulgeschichte beibringen, wo er das nachweist! Jesuiten mögen "Gesinnungsschulen" haben, doch nicht die Sachsen mit ihren alten Gymnasien und unserer freien Bergschule, wo "Gesinnungsschule" erst durch den braunen Zwang und dann durch den roten begründet und spürbar wurde. Ich möchte das im Andenken an die vielen demokratischen und freien Lehrer und des Forschungsgeistes der Bergschule nicht stehenlassen! Das ist eine Vokabel, die unsere Schule schlechtmacht, ohne es zu wollen!
         Doch schlimmer: auf S. 22 wird die verheerende Gleichschaltung der Schule 1942 sogar mit "Hoffnung auf materielle Sicherstellung" gelobt, und dann gleichmütig vom "Ende der evangelischen deutschen Schule in Siebenbürgen" gesprochen. Kein Wort darüber hinaus über diese zerstörerischen braunen Jahre und den von Hitler verursachten furchtbaren Krieg: Etwa Notabitur, etwa die Tatsache, daß sich ganze Klassen leerten und geschlossen zur SS ziehen mußten, mit 17! Wenige sind wiedergekehrt. Auch nichts von den neuen "Gesinnungslehrplänen" über die Degradierung der Schule zu einer Schule der Leibeserziehung und Erziehung zum Kanonenfutter usw. Aber auch über die Umschulung und die Erziehung der Lehrer zum "neuen Geist" in der neugegründeten Organisation "Deutsche Erzieherschaft" kein Wort. Man könnte aufschreien. Nichts über den Zwang zur DJ usw. Nichts über die Unzufriedenheit der Eltern, schon wegen der Trennung von der Kirche, die ein altes Bollwerk der Sachsen gewesen war, nichts über die Verbote des Coetus usw. Ich habe mich mit dieser Zeit während der Recherche zu meinem Roman "Vaterlandstage" befaßt, und ich kann sagen: diese ideologische Behandlung eines schulgeschichtlichen Stoffes, der vom Ende der sächsischen Schule und dessen Ursache sprechen müßte, durch Verschweigen aber Ideologie betreibt, müßte korrigiert werden.

         Der etwas magere Aufsatz "Schäßburger Schulwesen" weiß auch kaum etwas über die Jahre 1941-44, nichts über die Jahre von 1948 bis heute.

         Auch was die anderen Institutionen und Verbände betrifft, weiß nur der musterhafte Text "Kirchen und kirchliches Leben" Bescheid - oder besser: will auch Bescheid wissen! Er spricht vom Widerstand des Stadtpfarrers Dr. Wagner gegen die antichristlichen, unchristlichen und lümmelhaften NS-Zwangs-Verbote etwa der Nachbarschaften oder des Frauenvereins.
         Als wäre in der jahrhundertealten Sachsengeschichte so ein Verbot gar nicht der Rede wert, übergehen auch andere Aufsätze diese Enormität!
         In "Vereine und Gesellschaften von Schäßburg" ... ist weder beim "Frauenverein", der sicher auch vom NS-"Frauenwerk" "übernommen" worden war, noch bei der "Lesegesellschaft" oder dem "Sebastian-Hann-Verein", die dann wohl zur "Kulturkammer" gehörten, die Rede vom wirklichen Geschehen in jenen Jahren, allein beim "Jugendbund" heißt es, daß durch die Gründung der DJ das Ende des JB gekommen war. Und was war mit dem "Musikverein"? Und dem "Gewerbeverein"? Dem "Verein für Frauenbildung"? Die Informationen über diese Vereine enden bei 1930. Und tauchen manchmal 1944 wieder auf. Was ist mit ihnen in der Zwischenzeit geschehen? Einzigartig klar war alles beim "Leichenbestattungsverein", er wurde "niemals unterbrochen". Ein Hohn.
         Und die Nachbarschaften, die sogar in der kommunistischen Zeit funktionieren durften? Sie wurden in der NS-Zeit verboten, euphemistisch "aufgelöst". Ein einziger Halbsatz auf S. 6 und ein (Gottseidank aufschlußreiches Zitat), keine Einschätzung oder gar Kritik, und keine Charakterisierung, kein Vergleich mit der Folgeorganisation! im überdimensionierten Aufsatz über die "Nachbarschaften und das Wesen des Schäßburgers"... Wie funktionierte diese NS-Nachbarschaft der "Zellen" in der sehr schweren Zeit 1941-1944? Wieso dürfen wir darüber nichts erfahren? Und wie war das mit dem Richttag und anderen traditionellen Festen, die sogar die Kommunisten gestatteten, die Nazis aber nicht: sogar die Monate hießen ja nun "Hornung" usw. (1939 gab es das letzte Skobationsfest! Warum wohl?) Eigentlich machten die Herren des Nationalsozialismus all diesen schönen uralten Festen den Garaus. Ist das nicht der Rede wert?! Es gab Widerstand, inneren zumindest, ich weiß es von meiner Mutter, meinem Vater, anderen Schäßburgern, z.B. dem ehemaligen Redakteur Clemens Markus, die alle dagegen waren, wie viele Sachsen, die aber den Mund nicht aufmachten, sich nur Randbemerkungen im Familienkreis erlaubten.
         Es ist nur die halbe Wahrheit, wenn es im Aufsatz  ("Ausblick") heißt: "Die Nachbarschaften haben Türkenzeit und Kommunismus überdauert". Heißen muß es: "Türkenzeit, Nationalsozialismus und Kommunismus überdauert"! Ich möchte darauf bestehen, daß die Wahrheit gesagt wird!

         Im Aufsatz "Landwirtschaft und Landbau", den ich sonst sehr gut finde, sehr gut geschrieben und mit vielen Informationen, fehlen ebenfalls die Jahre 1940-1944, der Anfang ist außerdem leider etwas tendenziös und sarkastisch antirumänisch, und er setzt "rumänisch" auch noch mit dem Kriegs- und Nachkriegsdesaster gleich: "Das Ende des Zweiten Weltkrieges bot die Möglichkeit, das nationale Ziel der Rumänen fortzusetzen... die landwirtschaftliche Frage wurde ... erfolgreich gelöst = Enteignung." Das ist reine Behauptung, durch nichts belegt. .. Auch das Wort "völkisch" sollte lieber nicht benützt werden, weil es im ganzen deutschen Kulturraum diskreditiert ist, und nur noch in Anführungszeichen benützt wird, weil es NS-Jargon ist.
         Weiter fehlen in diesem Aufsatz ebenfalls die entscheidenden Jahre 1940-1944. Von 39 springt der Text sofort zum Jahr 45. Es gab doch das "Landesamt", dem war die Organisation "Deutsche Bauernschaft" unterstellt. Und "lenkte" auch die 3 Haupt- und 500 Ortsgenossenschaften, dem "Reich" und der Wehrmacht lieferte diese Organisation schon vom 1.7.41 bis 1.7.42 tierische und pflanzliche Erzeugnisse im Wert von 9.431.202,-RM; (Gesamtumsatz ca. 33 Millionen RM.-) etc. etc. Und dies im Zeitraum von nur einem Jahr.
         Nicht richtig ist die Behauptung, daß "unser Exodus ab initio ein national-rumänisches Anliegen war" - das ist nicht belegt (das Gegenteil läßt sich belegen!), und tendenziös ist es auch und dies sollte und wollte doch das Buch nicht sein. Soll es nicht eher Vorurteile abbauen!? Wenn etwas wahr ist: Ceausescu hat die Rumäniendeutschen für D-Mark "verkauft", nicht weil er uns loswerden, sondern weil er und die Seinen das Geld haben wollten! Schlimm genug! Obwohl er doch tat, was die Sachsen und Schwaben selbst wollten!
        
         Unzulässig ist auch, daß in der Zeittafel NEDR, DVR, ihre "Saalschlachten" etc., die NS-Organisationen, die Gleichschaltung der Schulen, die Abschaffung der Verbände, der Kriegsbeginn, das Einziehen zur Waffen-SS usw. usf. fehlen. Auch der "Umsturz" im August 44 und der Einmarsch der Russen im September gehören in diese Zeittafel.
         Der Aufsatz "Die wirtschaftliche Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert", den ich ansonsten gut finde, außer, daß der Handel, die Kaufleute zu kurz kommen, und die haben durch grenzüberschreitende Kommunikation einiges zur Entwicklung Schäßburgs beigetragen, einige Details hat mir mein Vater über AV. Hausenblasz erzählt ... auch dieser Aufsatz also macht von der Regel keine Ausnahme, das Ausklammern von 1933-44. Einzige Bemerkung S. 6 über die "Erneuerungsbewegung".
         Es kann nicht übergangen werden, daß es damals ein "Amt für gewerbliche Wirtschaft" gab, mit 13.890 eingeschriebenen Betrieben, die aus Schäßburg gehörten ebenfalls dazu! Ebenso ist es ausgeschlossen, daß von den 720 ehrenamtlichen und 80 hauptamtlichen Amtswaltern keine Schäßburger dabei gewesen waren! Ursprung der Organisation war: die Romanisierung zu verhindern. Dann aber kam alles ins NS-Fahrwasser und in die Kriegswirtschaft. Ebenso die Wirtschaftsgruppe "Banken und Versicherungen", daß es eine deutsche Hauptbank gab mit Aktienkapital von ca. 2,6 Millionen DM. (All dies ist nachzulesen im "Arbeitsbericht der NSDAP der DVR vom 1.7.41 bis 1.7.42, an das AA D IX, 62-15 19/9.2, Inland II D -4/1.) Unmöglich, daß Schäßburgs Banken nicht dazu gehörten. Auch daß die Schäßburger Arbeiter nicht zur "Deutschen Arbeiterschaft" gehörten, ein Amt für die soziale Betreuung der Arbeiter. Arbeitsvermittlung, Arbeitseinsatz etc. Etwa 1000 Lehrlinge wurden nach Deutschland zur Ausbildung geschickt, 10 neue Berufsschulen gegründet, 5 Lehrlingsheime eröffnet. Freilich: Endabsicht war die gesteigerte, bessere Kriegsproduktion.

         Diese Daten müßten ins Schäßburgbuch hineingenommen werden. Ich habe mir die Mühe gemacht, sie herauszusuchen, da die Zeit sehr drängt!
         (Ein große Hilfe dabei war mir das Buch von Johann Böhm, "Das Nationalsozialistische Deutschland und die Deutsche Volksgruppe in Rumänien 1936-1944", Frankfurt, Bern, New-York 1985, eigentlich - außer Wolfgang Mieges Buch die einzige wahrheitsgemäße Darstellung  dieser Zeit. Es wird natürlich von der "rechten Gesinnung" und der Landsmannschaft verfemt und totgeschwiegen, auch nicht zitiert!!)

         Ich bin ganz und gar nicht damit einverstanden, daß im Schäßburg-Buch nur eine Art Bestandsaufnahme durchgeführt werden soll. Obwohl ja auch diese Daten "Bestandsaufnahmen" sind!! Jedes historisch orientierte Buch ist neben exakter Information auch Volkserziehung und Selbsterziehung durch vermitteltes exaktes Wissen, sonst ist es belanglos, beliebig und sogar unmoralisch, die Wahrheit entstellend. Das wußten unsere Vorfahren sehr wohl. Die alte Chronik: der "Siebenbürgische Würgengel" (1670) beginnt schon nach wenigen Zeilen mit der Sentenz: HISTORIA EST VITAE NOSTRAE MAGISTRA; LUX VERITATIS; TEMPORUM MINISTRA. Und unsere Traditon war immer volkserzieherisch orientiert, sonst hätten die Siebenbürger Sachsen nicht 850 Jahre überlebt, die Autoren haben den Leuten nie nach dem Munde geredet, sondern sie stellten an sich hohe ethische und Wahrheitsanforderungen. Wieso sollen wir das nicht mehr tun? Sollen wir die geschichtliche Wahrheit und unsere gsamte Tradition nun  von neuem  verraten?
         Sehr schön, dicht und lehrreich finde ich den Text von Heinz Heltmann, der mir auch bei meiner Schreibe inspirativ helfen wird, und so manches Bild im Gedächtnis ausgelöst hat, steht doch im Mittelpunkt meiner Literatur dieser Schatz der Erinnerung. Doch bin ich auch den andern Autoren dankbar für die vielen Informationen und das Bild Schäßburgs, das nun ein viel genaueres und vertiefteres ist, als vorher! Eben deshalb möchte ich auch meine dringende Bitte noch einmal vortragen, die vorgeschlagenen Verbesserungen vorzunehmen. Und bitte auch, mir den etwas polemischen Ton nachzusehen: Sowohl meine Liebe zur Stadt, als auch mein Gerechtigkeitsgefühl haben diesen innern, nun nach außen getragenen Aufstand beim Lesen verursacht.

         2. April 94
         Danke für Deinen Brief und die neuen "Korrekturen" an meinem Aufsatz... Du hast anscheinend  die letzte Fassung vom Verlag noch nicht erhalten. Ich schicke Dir diese - mit einigen kleinen Änderungen, die Deinen/Euren Vorschlägen etwas entgegenkommen, zu. Es ist aber mein letztes Angebot. Ich kann Zensur auch in diesem Fall nicht tolerieren, vor allem wenn es um sachliche Dinge, nicht mehr nur um Meinungsverschiedenheiten geht, sondern um ein von Euch ausgeübtes Diktat. 1. Zu Pomarius. Ich habe in meinem ganzen Aufsatz andauernd ästhetische und andere Wertungen vorgenommen, sei es bei Michael Albert, bei kleineren Geistern wie Regine Ziegler oder wenn es um ganze Epochenwertungen geht. Literaturhistorie lebt von "Wertungen", das geht nicht anders. Ich bestehe darauf, daß wenigstens in meinem Aufsatz die kritische Meinung zur Nazizeit erhalten bleibt. Und ich hoffe, daß die in meinen Ergänzungsvorschlägen beigebrachten Daten - sachlicher Art- in den verschiedenen Aufsätzen mitaufgenommen werden, diese Zeit nicht einfach "unter den Tisch gekehrt wird." Ich habe ausführlich in meinem Brief dazu Stellung genommen, und erbitte auch eine präzise Antwort darauf! Es ist nicht nur ein sachliches, sondern auch ein zutiefst moralisches Problem!!!
         2. Es geht nicht um Selbstdarstellung, wenn von der rumäniendeutschen Gegenwartsliteratur die Rede ist, zu der schließlich auch die Schäßburger Autoren gehören, die keiner "Heimatliteratur" angehören, sondern kritisch und "links" sind. Ich finde es nicht gut, dem Buch sehr abträglich, daß diese Unkenntnis, vielleicht heimliche Aversion und auch Befangenheit in Punkto lebender Schäßburger und Siebenbürger Autoren, die Sachlichkeit dieses Berichtes über Literatur gefährdet. Von einer heimlich ideologischen Einstellung, die sich als Neutralität und Nichteinmischung in Fragen des letzten halben Jahrhunderts tarnt, ein halbes Jahrhundert, das unser Leben entscheidend verändert hat und immer noch bedingt, ganz zu schweigen. Wollt Ihr denn ein total museales und unrichtiges Buch haben, das durch Ausklammern die Unwahrheit sagt?
        
         Es täte mir von Herzen leid - auch für das Buch - wenn diese Kontroverse, die einen sehr entscheidenden Punkt betrifft, sich nicht mit einem Entgegenkommen beider Seiten und mit Gesprächen lösen ließe, wenn ich also am Schluß, nachdem alles "ausgestanden" schien, meinen Essay nun doch  zurückziehen müßte; er hat mich sehr viel Arbeit gekostet, von den äußerst belastenden und höchst unangenehmen Einmischungen Ewiggestriger und anderen Sekkaturen, ganz zu schweigen, doch alles war eine Art Obolus und Hommage an mein geliebtes Schäßburg! Und auch ein Versuch jetzt zu verhindern, daß die historische Wahrheit über die letzten fünfzig Jahre  verschwiegen wird, wenigstens punktuell da ist. Es ist für mich ein ethisches Problem, da gibt es kein "über den Schatten springen", mit meinem ganzen Werk bin ich für diese Wahrheit und Analyse der Zeitgeschichte unserer Herkunftsgruppe eingetreten, ich kann nun nicht so handeln, als gäbe es diese  Wahrheit nicht mehr, ich kann nun nicht plötzlich das Gegenteil tun und auch bei andern akzeptieren, daß sie es tun!






25. Dezember 1993. wieder Kantzas. Gefilmt. Ich sei ein schlechter Regisseur. Sage, ja, kein Schaupsieler, hasse eigentlich das "Auftretn" im Gegenstaz zu L. Kantzas wieder die antiamerikanische Theorie ( aus der Jesuitenzeitscrift "30 Giorni". Daß die Mafia Besetzung Italiens durch Amis ersetzt hat. Geheimdienste etc. Der arme Andreotti also nicht anders konnte, als  da mit der Mafia mitzuspieln. Also eine versteckte Besetzung nach dem verlorenen Krieg.

6.Dezember 93.  Autoren auf dem rechten Weg - V. Demuth,  P&K. 11/93. Strauß, Enmzensberger, Walser. Ists auch hier ein Abwerfen von "Selbstunterdrückung", freier Lauf dessen, was man wirklich denkt, will, erhofft? Will nicht mehr schuldig sein. Usw. Sieh auch in dich tief hinein. Bist du nicht gespalte? Möchtest gerne sentinmental werden, schreibst aber einen kritischen Schäßburg- Aufsatz.
Ein Pole (Zeit, 48, 93) Januzs Tycner über "Warum jammern die Ossis so viel." Ähnlich erging es mir ja auch nach der Übersiedlunbg. Grassierender Mangel an Selbstbewußtsein, "nur ei sie Ostdeutsche sind". Dabei geht es ihnen materielle doch vieo besser, und fühlen sich doch mies. Sicherheit, das Humane fehlt. "In der DDR lent man mit und füreinander, nicht som wie heute - anonym und aneinander vorbei. Damals entschieden nicht Ellenbogen und Geld übner das Sein und Nichtsein d von Menschen." Saget ein Befragter. Ein anderer "Der 9. November ar für mich ein trauertag".  Ist es ein "Langzeitgefangenen-Syndrom" oder wirklich ein Welt-Wechsel in die Kälte. Ein Regisseur " Wir haben wirklich Probleme fder ;Menschen behandelt."
Interessant: eine Schulklassse im Berlner Deutschenb Historischen Museum" besucht nun als Museum die DDR-Zeit. Weiß nicht mehr was "Kinderkombination" Ganztagskindergarten mit Krippenabteilung), was "Jugendobjekt", was ein "Held der Arbeit" waren etc. Diese Sprache ist ausgestorben wie die eines ausgestorbenen Stammes. Eine ganze Kultur, eine ganze Geseölschaft stirbt. Wie sollten sie da nicht trauern, es ist ja ihre.,


Ausgew.
18.9 
Vorgestern von L. verletzt, ich darf aus Sbg. und der Kindheit nichts erzähöen. Diese Abweisung. Dazuz gehört auch, daß ie Gerd, den Neffen hinauswerfen wllte, ebenso diese Haltung Mutter gegenüber. Weil sie in mir diesen Komplex anrühft, sie ausgecxshlossen ist. Eifersucht? Das Haus in Michelsberg, das sie nicht will, gehört dazu. Merke, daß ich nur Ich bin, wenn ich die Bezeihung zu ihr abschneide. Autonomie gewinne.

Vorb. Gespräch.

1. Leben emotional und gedanklich oberflächlich. Wenns an Tiefen rührt m Gespräch, ausgeliefert. Bin leider kein Auß0enwelt- und mündlicher Mensch.
2. Mich gerne entschuldigen, aber das ist nichts, nur ein tierischer Aufschrei wegen der Verletzungen.

3. Geht um Substanz, ein Autor ohne Erinnerung und Kindhitsgedächtrnis ist eine Null. Bloch.

4. Die Diskussion ist alt. Daß nur gelten soll, was unmittelbar praktisch und ichbar ist, Lebenstil daruf eingerichtet. Jetzt sind wir so weit gekommen, daß du dir diese Aggressionen wider meine Substanz erlauben darfst.

            Im Rumänischen gibt es ein besonderes schönes Wort für Schwäche. Slab de ingeri. Schwach an Engeln. Kein Engel, keine Substanz, kein Gefühl, kein durchwachsenes starkes Leben. Wie dieser T.S., der ich bin. An der Wand meines Bukarester Schreibtisches hatte ich eine Abschrift von Korinther 13: "Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle." Und wie oft klingt diese Schelle, wenn ich leer bin und  ich nur intellektuell oder asoziativ rede. Und lebe.
            Ich fand genau diese Stelle auf der Wartburg als Beispiel aus Luthers Bibelübersetzung. Auf der Solitude wollte ich es T. zeigen. Und noch ein wichtiges Wort, das meine Poetik genau wiedergibt: "Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ichs stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. (13,12).

15. 9.  1993. Der Schacht in Andro di Corchia. Dazu meine Schachtdeutungen, Loch etc. in VT/Struktur.

Im Zeichen dessen, was über uns hinausgeht, ist der Kreis, die Wiederholung, ein Symbol, das  sind wir, eine Vervielfältigung, die mit der Aufsplitterung der Eins oder des Anfangs beginnt.

            Jean Baudrillards "schweigende Mehrheiten oder Das Ende des Sozialen", stand schon 1979 im Freibeuter: die "Banalität" des Alltags, das Private als wichtigster vulgärer Wert ist politisch heute besonders brisant geworden. Rache der Mehrheiten, ihr Schweigen gegen die öffentliche Manipulation. Sie sperren sich so gegen das Abstrakte. Das Bedeutungslose, aber auch das UN- Subjekt, das sich entzieht hat Zukunft, eine Zukunft, die es nicht gibt. Die Un-Klasse des Kleinbürgers. Enzensberger und Kluge versuchen dies aber nun ins Positive umzumünzen. Vor allem Enzensberger. Norbert Bolz hat das in seinem Aufsatz "Eigensinn" (Hörisch/ Winkels) analysiert. Jetzt nach 89 wichtig. Durchaus zwei Kategorien des Widerstandes, die nicht vermischen: das Wieder-Aufleben des Subjekts. (Mein Celan-Aufsatz). Und der Widerstand der Ignoranz, die mächtiger ist. Eigensinn aber bei beiden. Es war die erste und zweite Phase von 89/90. Aufstand und Zustand (Cola). Kluge: Gibt es einen in der Geschichte bezuegten Sinn, der die Enteinng der Sinne wiefder gutmachen kann Antwort: Der Eigensinn. Bei Enzensberger die "antiapokalyptischen Reiter der Erosion "die da heißen Gelächter, Schlamperei, Zufall und Entrpie". (PB 96). "Püree". Also genau der Anti-Templin. Bei Kluge das Unorganiserbare, Ärgernis politischer Kontrolle, soziologische Atopos, Energie der Normalität, des Gwusels und Chaos. Genau as, was ich in meinem Voirtrag "Östlicher Reichtum und westliche Armut" analysiert habe. Biher wars als Widerstand im Osten noch heroisch, und Alibu, jetzt ists überall unheroisch und zum Teil katastrophal. Trägheitsgesetz als "Schutztechnik Ignoranz", daher die Bemühung der Reklame den Konsumenten dauernd herzustellen. Eiegensijnn als "dark continent der Sozilogie" (Bolz) Zeichen, daß "kollektiev Enteignung der Sinne mißglückt ist"? Steht "Halsstarrigkeit"tatschlich "nicht für Befreiung, sondern - der Erlösung vom gesellschaftlichen Schrecken"? Kluge: "Der Eigensinn ist das, wasd über das Grab hinaus hartnäckig fortwirkt". (GE 766).  Sancho Pansa, nicht Don Quichotte.Exzentrischj zur Herrschaft, die Toten also? Wider die "Isolation der Einzelsinne"(Bolz), Celans zerschnittenes Ohr. Und Kälte. Hautnähe also, Detail. Becshreibung in der Literatur des Kleinsten genau. Verbündung mit dem Verdräbgten gar? Kluge: Römer 3,28, Einführung von "sola". Quer- und Neudenken nun das bisher Bekämpfte einbeziehen, eine Art Gnade für den Einzelnen, der so gebeutelt wird, vor allem die deutsche Verzweiflung? Heute aktuell nach dem Scheitern der Ideen und Utopien, des Abstrakten als tyrranisches Maß, das zu Auschwitz führte? So Thomasn Manns Luther als Elend der INNERN deutschen Spaltung u. Innerlichkeit neu lesen? Nach 89.
            Da irdisches Paradies endgültig als Betrug dasteht, bleibt der neue Odyssues, der in der alten Höhle dem Einäugigen sein "NIEMAND" entgegenruft, jens befreiende Inkognito, das sich hier nicht festlegt, wieder  hinaus-weist.Und dies erst, darin auch Kunst als  Zurückgeben des von der Theologie  Geborgten: Zweifel an der Verzweiflung und der Sinnlosigkeit. Nur von hier aus dem Sumpf des Alltags wieder Paroli zu bieten. (Bis hin zum Chock des Todes, des Un-Heimlichen, Geistergeschichten usw. Vgl.)    Hier durchaus Luther wieder gut, "Herold einer "zweiten, innern Geschichte", Antidoton wider Verdummung: "Erfahrungswissenschaft vom Elend".  Hat Deutsche bewahrt "dem Phantasieesel Wirklichkeit anheimzufallen" (GE) "Luthers Gewissen ist ein Ursprungsphänomen des gewappneten Eigensinns". Nannten wir es "Spießerdenken"? Äußerst schwierig heute nämlich "das Verdrängte" als Opfer, als Preis zu sehen, als Anpassung an die Not des Einzelnen im Wahnsinn der Geschichte. "Inverse Theologie" bei Kluge.

           
            Meine Bemühung ums Dokument, hat mir von vielen älteren siebenbürgischen
            23.10. 93 In den siebenbürgischen, nein, transsylvanischen Dörfern, Siebenbürgen gibt es ja nicht mehr, sei diese fast metaphysische Ruhe der Abgeschiedenheit, lese ich im BRief einer Kollegin: Für einen westlichen Menschen, der Exotik und Kontrast liebt, etwas, das es "bei uns nicht mehr gibt", mag das wohltuend sein; mich bedrückt dieses sterbende Land. Und es wurde mir auch in Bukarest übel, als ich einen Pferdewagen und alte (einmal gewohnte, dann vergessene) Zäune sah. Eine andere Art von "Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit", nämlich Angriff der übrigen Zeit auf die Gegenwart.
            Ich lese in R. Wagners Buch über  "Postsozialistische Zeiten" aus "Völker ohne Signale" in der Anthologie "Das Land am Nebentisch" (Reclam, 93). Sehr gute Analysen. Es bestätigt vieles aus meinen Aufsätzen und aus dem Essayband "Wenn die Dinge aus dem Namen fallen. Essays", Rowohlt 1991.
. Die Akzelleration. Das Zwangsgleichgewicht der "guten alten" Zeit der langweiligen Wartezeit. (Ende der Wartezeit) Die beruhigenden Lebenszwänge. Und daß die Kommunisten nicht an allem Schuld sind, sondern es auch noch die Vielfalt des Lebens gab. Daß wir alles dem "System" in die Schuhe schoben, das war einfach, ja, äußerst entlastend, sogar Krankheit, ja, den Tod abschieben zu können, als wären wir unsterblich, und nur diese unsäglichen Funktionäre und der verhasste Staat waren für alles "Irdische" und Miese verantwortlich. Aber dann, einmal im Paradies, im Westen freilich, da wird alles wunderbar sein, wie vor dem Sündenfall. Wie bitter zu sehen, jetzt, daß alles so ist, wie es ist. "So ist das Leben" nun. Die Lüge der Kommunisten war ja leider nur eine transformierte Wahrheit, nicht die reine Lüge, eben. Und die Leute hatten das sture Beharren auf einer "negierten Lüge" zum Lebensprinzip erhoben, etwa, es sei z.B unmöglich, daß im Westen etwas schlecht sein könnte, eben nur weil dies die Kommunisten behaupten. Unmöglich war es so zu Huase im armen alten Osten sich auf Komplexiät sich einzustellen. Kommunismus hat die Zeit zerstört.
            Gut, Analyse des "POstsozialismu" CHAOS.
            Und Erklärung für das nur kurzlebige Prozesieren mit dem Komm. Verbrechen.
            Recht reicht nicht aus.  Aber auch politische Prozesse nicht. Denn es geht um jene Art von Verbrechen, die auch das Nazi-Unrecht so unfassbar macht. Und dann: es geht auch um Millionen Leben. Wichtig ab 1961: die Verquickung, die Profiteure, die Privilegienbhierrachie. Verführungen und Erpressungen -  so daß alle Täter und Opfer wurden. So auch R. Wagner. Bin ich in der Seuritate-Zeit schuldig geworden, ich glaube: Ja! Schon weil ich bis 1969 "gebloeben " bin, nicht versuhct habe wegzukommen, wie etwa Peter Grosz, der durch die Donau schwamm, gefaßt wurde, die Flucht abbüßen mußte. Legal war es mir erst 68 möglich zum erstenmal die Grenze in Richtung Westen zu überschreiten. Ich blieb 6 Monate und kehrte mit Schuldgefühlen anderer Art zurück. Und hatte "Wahrnehmungs- Heimweh". Dort herrschte , wie W. richtig definiert, das Chaos: die "Negative Organisiationsform," und nur "offne Dissidenz" oder "Ausreise" gaben die Möglichkeit sich dem allgemienen "Mitmachenmüssen" zu entziehen.
            Doch alle flüchten  heute vor der ethischen Debatte. Als h#tte es nur einige IM`s gegeben. Ist dies die "dritte Schuld?"
            So aus dem Unreflektiretne entstehen die Nostalgien. Kurztschlüssig: Als sei die Rfeorm an allem Schuld, nicht das Tot. "Wieder "Armut für alle" und Sicherjeit.
            Jetzt Kluft zwischen "Weltzeit" unds Lebenszeit" So Flucht in die Symbole: Lenein-Sturt, Namenbennnung, Fahne mit dem Loch Kitsch, Fiktionen.  Mythen vopr allem.
            (Unbedingt W.G. lesen und zitieren).

6./7.9. Die Gegenwart konzentriert alles auf den Zwang eines Moments. Wo ist meine Lebensgeschichte, hier: Fahrt nach Portovenere. Streit mit L. Nach einem Abendessen in der Taverne dei Pirati am Meer. Läßt mich nicht mit einer Kroatin, die Bilder verkauft, reden. Regelmäßig sich "zerfleischen", Leben - eine wirkliche Ehegeschichte? Sie behauptet, sie habe schon "jemanden" zu dem sie gehen könne. Und das ist dann meine schlaflose Nacht. Schreiben, Lesen als Flucht?
            Nachts eine Idee, hab sie aber vergessen.
            Lese Ritter Hoffmann von Ortinau. Kitschig und gewaltsame Verbindungen zu Berlin und zur Stasi. Wie solch Aktualisierungen auhcb den besten Text verderben. Dies "gefundene Fressen" ist erst wahr und literaturfähig als Hintergrundgecshichte, dann aber müssen wir erst wissen, was uns tatsächlich damals gesxhehen ist, möglic h, wie in der Nazizeit nur als eignes Wissen von der Schuld und den subtilsten Arten der Kollaboration. Kein "Dissident" (da denke ich an die Chaostheorie und an "dissipativ", an denti im Italienischen, an Muß i denn, muß i denn: Mußident, sagten wir als Kinder), kein Dissi-Dent also soll behaupten, ert sei völlig schuldlos. Aber eigentlich ist Ortinaus Geschichte auch eine Geistergeschichte, das rettet diese verkrampfte Parodie ein weni.
            Wichtiger DAS MAJORAT von Hoffmann: Nachtwandler sprechen. Auch Verbrechen, wenn man ihnen ins Ohr flüstert.

5. Sept. Ich lese das  Nachwoert zu  den "Schraubendrehungen": Auch Freuds Studien über Hysterie (Erzieherinnen) Fall einer Patientin in einem Wiener Haus. Bringen Geister, wei bei Macbeth moralische Welt in Unordnung? Ja, psychische Hygiene. Besessenheit. Hierrachie der Geister, Tote nur unter unnormalen Umständen hier. Und diese unnormalen Umstände sind heute gegeben.
            Müller: weil Zeit unsere Erfahrung überschritten hat.
Wichtig auch E. Bronte "Jane Eyre" (1847). Schauerroman einer Erzieherin. "Wuthering Heights" Wiedergänger beenden ihr irdischee Levebn freiwillig oder durchbunaufgeklärten Mord. Vgl. auch Thderapie des rztes  "30 Jhre unter den Toten". Doch Austreibung von Geistern kostet den Patienten oft das Leben. Der Exorzist?) Volksballade. Stoff von Erzbischof von Cantherbury: zwei Waisenkinder auf einsamem Adelssitz, denen Geister schlechtbeleumdeter Dienstboten nachstellen, versuchen, sie ins dunkle Reich zu zoiehen. Schraubendrehungen
            Wichtig wäre auch im transsylvanischen Milieu (wie victorianisch ähnlich:
            1. Kinder engelgleiche Wesen. Romantik seit Rousseau. Bis zu Rilkes junge Tote. Und Wiedergeburtserinnerungen noch bei Kindern da. Dann verlieren Kinder durch Berührung mit der sozuialen Welt ihre schöne Unschuld. Es gilt sie abzuschirmen. Erzieherinnen. Bergschule: "das Schöne" von da?  Tabus. Das Sexuelle vor allem, das nur im Bereich der Dienstboten. Und daraus dann die Hysterie, denn es geht bis ins Erwachsenenalter.
            2. Ein Chock aber ist die Fassade zu erkennen, Diskrepanz zwischen Schein und Sein. (Bei Sachsen etwa). Schauder. Aufhebung der Verdrängungen.
            Hawthorne. Poe. Dickkens. L. Stevenson (Jekyll and Hyde). Und Friederiuke ium Mittelpunkt mit dieser Hysterie und Angst. Mutters Verdrtängungskünste. Wilde im "Dorian Gray."

            Müßte auch Hauptperson: namenlos beichten lassen, alles erzäjhöen lassen. Die heimlicheHauptperson ist der Erzähler.


2.Sept. 93
Handke, zehn Jahre jünger als ich, jetzt fünfzig und zelebriert sich mit zwei Büchertn. L. sagte mir, Du muß0t es Delf S. sagen, daß sie dein Buch zum 60. herausbringen. Ebenso den Gedichtband.
Heute morgen Umgebungsgefühl, in diesem Alter muß man sich darum bemühen, die Nähe als Distanz oder "Einfühlung", das Vibrieren mit der Aura. Es scheint das wichtigste zu sein. Benjamin hat sich sehr damit beschäftigt: in der Näghe eine Ferne fühlen, Distanz durch Feinheit und scheu. Handke:" Als ich 36 Jahre alt war, hatte ich die Erleuchtung der Langsamkeit." Kein bloßes Story-Aufnehmen der Bücher, kein Überfliegen eben oder Überspriungen, dies ist die Totalitäre Seele in mir, die keine Umwege möchte. ZEIT als Leben der Seele. "Treffender Bedachtsamkeit" "Nie, nie schnell werden". Abstände in der Zeit, Pausen, Zartheit, Zärtlichkeit, schon wie ich diese Tastatur behandele, nicht blind, sondern immer ganz bei der "Sache" sein, merkwürdig, dann ist auch im Detail alles im "Lot", also recht, vielleicht sogar gerecht, allem "gerecht" werden, indem man sich hiungibt, einen Teil von sich gibt. Und Kräfte strömen, nichts wird abgeblockt. Alles wird, kommt auf einen zu. Nichts anderes sagt das "Honigwissen", mit dem "Funken" in jedem Ding korrespondieren, wenn Pausen eingelegt werden, läßt man sie kommen, die Dinge auf sich zukommen lassen, sie nicht dauernd überfallen.
            Wird so nicht Streß vermieden, alles zum Leben, zum Augenblick der wahren Empfindung gebracht; Aufmerksamkeit ists auch, ein Gebet der Seele. Das rein "willensmäßige" und "verstandesmäßige" aufgelöst, und ein Strömen tritt ein, das auch wieder Lust als Kraftquelle ermöglicht. Und so kann auch alles durchwachsen, die Trennungen werden aufgelöst, der andere Plan wird spürbar, auch die Mitarbeit der Umgebung, nicht gegen sie, sondern mit ihnen wird gelebt, es gibt plötzlich keine Banalität mehr. Es ist wie der Unterschied zwischen einem Motorboot, das die Wellen forciert, den Wind, und einem Segelboot, das mit Wind und Wellen arbeitet, ja, erst durch sie überhaupt existiert und sogar fährt.

1.September. Schon ist es September. Denke an Mutters Verdrängungskünste: Das Schöne. Alles was stört "fort". Auch das "Unheimliche", in meinem Roman bemäkelte sie die Geistergeschichten, Sex und Au.
            Fiel mir wieder ein: Goma, der Freund. Dachte er sei vergrämt, weil ich abgelehnt hatte, in "KOntinent" über ihn zu schreiben. Dabei so I.SCH. hatte ich ihn nicht hier in C. haben wollen, der Junge "störe". Inder. Infam, wenn ich das gesagt habe. Und mit I.S. war die die Freundscghaft zerbrochen wegen eines nichtbeantwortetetn Briefes zu VT. Doch die Post hat ihn mir nie zugestellt.
            Zeitangst. Heute 4 Uhr aufgewcht. 6 Uhr aufgestanden. L. murrte.




31.August. Gestern kam L.s  Mutter aus dem Krankenhaus, sprach wie aus dem Grab am Telefon. Hatte einen Herzanfall, ist fast daran gestorben. Und schreckliche Todesgefühle, Schmerzen. Hat Angst so sterben zu müssen, mit diesen furchtbaren Zuständen. Der Vater fiel in der Nacht in der Küche hin, konnte nicht mehr aufstehen und lag die ganze Nacht auf dem Steinboden. Hilflos. L. ist nur noch mit diesen Todesgedanken ihrer Eltern beschäftigt.
            Dieses freie Gefühl, etwas "geleistet" zu haben, etwas schweres hinter sich zu haben, wie es etwa Mutter empfindet, nachdem sie jetzt aus der Ulmer Klinik kam, wo sie den grauen Star operieren ließ, hat Liselotte nicht mehr, es ist endgültig, es kann nur noch schlechter werden.

            Abends Stefano Baroni, der junge Fotograf. Hat vor allem die Lyriker Caproni und Luzi mit Fotos wunderbar erfasst, das Innere scheint durch. Der metaphysische Augenblick der Neugierde bei Caproni, der böse, verkniffene bei Luzi. Diese Schwäche, Ohnmacht, die nur kompensiert wurde durch Schreiben, der Egoist.

GIORGIO CAPRONI
Pronomina der Person versprochen

SO wünsch ich mir die Ich-Variante
zu jeder angeblich sichern Nachricht
die der Beweis des Todes ist

heut mehr denn je
für uns gefährlich
obwohl es immer klarer wird
daß weder ES noch  Nie beweisbar ist

Wie Er auch Ich
sollten wir nie wiederkehren
könnt ihr mit Sicherheit wissen
daß Er hier überlebt:

Er war nie fort.

Und dieses lange Reisen
von meinem Anfang an, sagt er:
"war nur ein Bleiben dort
wo ich nie war."



30.August
Theo Bucks Kritik in "Juni" an den reinen MarktBüchern und Bestsellerbn, anders siieht Bevölkerung und Politiker nicht. Dabeii der komplizierte Zusammenhang der Realkität heute und Steigerung, also Lebensqlität diies zu wissen, geht unter. Gen dies "Aktualität des Subjekts, seiner "Selbstreferenz" - nur ganz weniige. Dazu: -

Am 28. hatte G. Weber von der Uni Münster angerufen. Ich solle an einer Vortragsfolge für sein Hauptsemiinar mitwirken: PERSONALE IDENTITÄT UND EMIGRATION. Reflexionen eines Betroffenen,
Nun lese ich seine Arbeiten. Vor allem das Zenderschbuch. Und jetzt: IDENTITÄT, ETHNIZITÄT UND GESELLSCHAFT. Ich bn fasziniert. Vor allem von den 3 Stufen der Identiitätsbildunbg in der Geschichte. 1 Segmentierende Differenzierung. Schichten-Diff. und de Moderne: Funktiionale Diiff. Da denke ich an Brechts: Alles ist iin diie Funktion gerutsch. Oder Inhalt iin die Funktion geutscht. Und an Blochs Vorschlag das Nicht-Mehr-Zusammenkommen der vieklne Teilsysteme, de enorme Zersplitterung "zu heilen". Vorschlag: Person. Geist. Kant auch Synthese des Manigfaltiigen.
Unschärfrelation: Subjekt muß wieder einbezigen werden. Meine Ahnung, daß diese Abgründe des Sunkelts, des SELBST so wichtiig werden, wird durch Soziologie bestätigt. Da es kene Zentralinstanz nicht mehr giibt. Luhmann: "Funktion und Leistung" sein niicht mehr durch einen "geamtgesellschaftliche Grundsymbolík der Hierarchie" zusammenzuhalten, sondern durch eine "dritte Systemreferenz": der zu sich selbst. Was es freilich genau heißt, daß "neben funktionale und leistungsmäßige Sinnbestiimmung" eiine "Art teilsystemspezifische REFLEXION "tritt, "mit der das Teilsystem seine Identität bestiimmt und das Verhältnis zu Funktion und Leistug reguliert", ist mir noch nicht klar, eher daß dieser Vorgang ziemlich anstrengend und sehr zeiit-raubend "ohne zureichende gesamtgesellschaftliche Sinnvorgaben und Kmnsenssicherungen", aber "autonom" gecshieht.  (Luhmann, 1980,S.29f.) Zitierbar dazu eine eigene Erfahrung be einer Baurnhochzeit aus VT (S.25f), daß die Bauern alles fertig geliefert erhalten, wähernd wir in die eigen "Selbstrefrenz" entlassen, alles, was in Jahrtausenden an "Rahmen" zur Lebensorganiisation erarbeitet worden ist, iim Augenbliick immer selbst erarbeiiten müssen.  Aber ist Leistung wirklch nur Beziiehung zwischen den Teilsystemen und Funktione die Bezeuhung diieser zum Gesamtgesellschaftluiche? De ja bekanntlich sozusagen fehlt, also wäre eher dies die Leistung? Ebnormer Zerfall also "Dekompositiion" und OFFENHEIIT, vor allem ene verwirrende Perspektivenmanigfaltigket. Jeder sieht anders, vielelicht sogar jedes Subjekt? Und niichts mehr miteinander koordiniierbar, auch die Eiinzelnen ncht mehr? Daher Katastrophe? Bekcs "Risikogesellschaft" Alles im Nirgendwo sozusagen des Offenen, der Überacschung, des Unübersiichtlichen und der Üerscahung? Also seit 89 noch mehr. Ziitat LM E. Erb. Kafka.
 Wir aber alle "Mischexiistenzen" m Ziwschenraum der Teilsysteme, also wirklich potentielle Zwischenschaftler, ohne de Ziwschenschaft aber, auf der wir im Dazwischen hinschliittern begreifen, gar definieren zu können?
            Auen tatsächlich als unlösbare Ökologie und unlösbare ethnische Konflkte äußert? Und innen? Steuerungsproblem versagen. Aber: so Weizsäcker: es ist das Subklet, das betsimmt, und sich eben risikoarm verhält, aus Amngst. IIm überacshenden Raum müßte es sich auch überraschend verhalten. Avber wie? Der Entwurf, daran arbeiite ich seiit der Emgration. Liiteratur, Kunst, Theologe wäre der Partner iin diiesem Bereich der Soziologiie.
            Mischexistenz also, kein Teilsystem, also kein Außen s"spendet" Identiität. Zutritt zu allen Funktionskreisen und Systemen? Das wäre schön. Aber Utopie. Ausgecshlossen.
            Was bleiit iist der Identtätszerfall, Unmöglichkeit von Identität a prior schon. Sieh Gerhardt u. Literatur.
            Und die sogenannte "universelle Inklusion" (idealisiert als Freiheit und Gleichheit) ist sie nicht eigentlich  Inklusion in "alles", aber ohne "vorreguliert" zu sein, sondern Exklusion, ist eine Art Wahnsinn, zu allem und nichts zugehörig zu sein. Wie Schlesak anhand der Soziologie und eigener Erfahrungen mit Beispielen erzählend vor Augen führt. Wie wichtig das Subjekt und seine Erfahrung geworden ist, zeigt nicht nur der Aufstand von millionfacher angestauter Innerlichkeit als Widerstand in Millionen im Osten 1989 (auch hier kommen Zeiitzeugen zu Wort, und Erfahrungen bei Heimreisen), sondern auch für den Westen zeigt sich, so die moderne Soziologie heute, daß sogar  "innergesellschaftlche Teilsysteme nicht mehr parallel zu persönlichen Lebenslagen verlaufen", wie Ulrich Beck in seiner "Risikogesellschaft" formuliert, und für welchen Zustand Schlesak Chock-Beispiele aus einer Welt-Wechsel- Biographie bringt, die immer narrativ sind oder anekdotisch oder introspektiv. Was nun? Wie verlaufen diese zersplitterten Perspektiven, die sich oft nicht berühren, sondern absurd ausschließen und verwirren im geseklschaftlichen Leben: "Teilsysteme" eben. Aber, so Beck: "Alles, was in systemtheoretischer Perspektive getrennt erscheint, wird zum integralen Bestandteil der Indvidualbiographie: Familie und Erwerbsarbeit, Ausbildung und Beschäftiigung, Verwaltung, Verkehrswesen, Konsum, Medizin, Pädagogik usw. Teilsystemgrenzen gelten für Teilsystem, aber nicht für Menschen in institutionsabhängigen Individuallagen(...) Die Teilsystemgrenzen gehen durch Indiviiduallagen hindurch. (Beck 1986, S. 218). Also wäre wieder ein Universalmensch wie in der Renassance nötig? Das ist kaum mögliich bei der Zersplitterung. Doch das Selbst, das Subjekt allein kann in einer "Selbstreferenz", wie die Soziologiie es nennt: in einer anstrengenden Seelenarbeit "bündeln".  Die Aufgabe des Schriftstellers also von neuer Bedeutung? Das Subjekt  wieder das wichtigste, die Person, der Einzelne, die Ich-Identität ist "selbstreferentielle" Eigenleistung. "Synthesen im Einzelnen" ( N.Luhmann.)
            Durch Systemwechsel und Kulturschock, heute ja massenhaft durch die Wiedervereinigung, wird dies besonders klar. Das Ich ist auf sich selbst zurückgeworfen, steht nackt allein. Und muß wieder "Ressourcen mobilisieren, um auf die Frage zu antworten: WER BIN ICH?. " Erstaunliche Umkehr durch äußere Komplexität. Schlesak als "Emigrant in Pension", wie er sich nach 89 nennet, hat dies als schmerzhaften Prozess erlebt. Jetzt nach 89 bricht alles wieder auf, auch in seinem Tagebuch.
            Bei Habermas der Wandel vpom "konventiioneller Rollenidentität" zur "postkonventiioneller Ich-Identität." Daher auch de Reberein in der Ehe, weil sich nackt Iche gegenüberstehen, ohne Wand und Schutz. Musch: Krieg geht durch sei durch. Heute. Diies enorme   Leistung.
            Daher Lteratur heute das wiichtiigste. THeologe? Und Hoffnung auf siie. Sogar Lyrik: deren Gattungsbegriff vomn Selbst ausgeht. " Selbstreferenzielle Aneignung der eigenen Person durch Reflexion und Interaktion" -der Roman. Oder diie Erzählung. Das nrratiive Elemnt wird ja betont.

Was ist das "transzendentale Subjekt" seit 1789 und Kant.  Selbstbestimmung und Autonome? Nie das Vorfindbare, also Gewsenee, sondern das offfene JETZT. Wobe, Luhmann riichtig sagt: Indiividualiität über "Exklusion", niicht mehr über "Inklusion" bestimmt. EXIL also wäre das Extreme des Vakuums, ums ich selbstfiinden zu müssen, ohne Stütze und äußere Hilfe.
            Ja, die Abwesenheiit als Schmerz, um das, was man seiin könnte, aber niicht ist, "daß man nicht das ist, was man iist" (Luhmann) zu erkennen, denn ohne diiese totale Loslösung vom Gewohnten, das blind macht, gäbe es den Sog niicht, daher auch diie Chance jenr, de den sozialen Boden unter den Füße veroren haben, wirtlich in die historiische Gegnwart zu kommen, in der die mesten (im Westen) nicht leben oder mnicht leben wollen, sondern sich falsche dentifikationsangebote kaufen oder träge konsumieren (Frnsehen etc.) Exil aber iist Erkenntnisanlaß und ihr Vakkum erzeugt den Wirbel, den Sog. Luhmann abwanfdelnd ... "ohne ein solches Defiziit bestünde überhaupt keiin Anlaß, die eigenen IIdentität zu reflektieren, so wie auch umgekehrt de Reflexion das Defiizt als Dfferenz zwischen dem, was man ist, und dem was man nicht iist, produziert. bndividuaklität ist Unzufriedenheit. (Lhmann 1989a, 243).
            Und diiese charaktersiiert auch einen Autor, der sich in der Moderne auch nur negativ bestimmt, was ziiemliich zehernd iist. Als ewiger Emigrant undimmer unzuhaus. Er ist also voarus modern , postmodern. Vgl. auch "Tod iist nicht beii Trost" "Aufstandes der Substanz iin der Person." Und denbare Rückkoplung der Transzendenz zur Physiik.

Ägyptien schreibt mir, schickt "Juni". Empfiehlkt mir Kuno Raeber (+(.  Und durchaus in menem Sinn, daß Revolutionen "Kategorie des Plötzlchen im Raum der ungeschützen Sekunde iist die neu Utopie des Offenen." E.Ö hat Rehct: IIm Historischen wie 89 nur blendens Aufbliitzen, dann wiieder Dickhaut. Panzer. Diichter allein halten "flüchtiig Offeen aufgespannt" und so ewgiie Wunde. Ausbrüche also immer "selbe Ergebnis" nur der Chock zählt. Dazu Benjamin. "Proklamiierte Paradiies zur prakrischen Hölle" Benjamin "Notbremsen" und 89 auf Turmuhr-Schießen. Doch "Hoffnung iist ein Wort für Feiglinge" (TRoerinnen) Euripide. Gut " Gerade diie Aufgabe der Dichtung, das unabwendbare Gehaltensien ins Unglück als Skandalon zu artikulieren, seiil - wei Sljoderdijk- as vergebliche Sich-nbereiit-Halten fpür Glück vor der ärgsten Verrohung bewahren kann." Genau diies; Utopielosigkeit schafft Mörder im Kleinen, Utopie im Großen.

            Geht auf meinen Vater ein (in Fassungslos, Flugasche von mirvzitiert), daß jedes Leben eiinen Plan hat, den wir nicht kennen? Auschlüsseln? Dazu Kaiserliche Botschaft im LM 31 von miir zitiert.
            Meine verfehlte Barockinterpretaion iist miir klar seit ich Benjamins Alllegoriie-Therie kenne. Im Celanaufsatz zitiiert. Dazu meiine Deutung der Sixtimna-Decke: Verschränkung. Konstellation. Urext aber nicht erkennbar, nur eiine bersetzung (wei Eich). Was ist Aura? Eben dies: unfssbare snnlich wahrnehmbar. Kiindheit z.B. "Zeit in einer Mauer" die deshalb schwiingt. In jedem Ding eine Art Gedächtnis. Brahma? Funke? "Honigwissen" Dies die Nähe einer Ferne (Benjamiin)? "Jede Ferne macht dich schwieriig" (Goethe). "Scjattenregion" wie ich genannt habe. Verborgene. Das sich offenbarende Verborgene, das sich wieder verbirgt: Heidegger?

29. August. Auch Buch von Böhm, klar geschrieben, gut dokumenitiert, zeigt miir wie wertlos viele meiner ad hoc verfassten theoret. Texte sind. Objektiver werden.
                        Gestren in Brochs "Die Idee ist ewig" (dtv) gelesen. Ersaunlich nah mir. Im Briief an Elisabeth Langgässer über den "Autor, der sich bishr für einen "bedeutenden Menschen" hielt, sich diesesn durch "Erfolg unaufhörlich bestätigen " mußte, das ganze sei "Eitelkeit", grob des Efolgs oder subtiler eds Gelingens. Sogar Th, Mann hat das Dichterfürstliche modernisiert zum "kranken Künstler". Schlechte Gewissen des Dichtens. Langgässer aber sei anders. "Sie dichten aus Verzweiflung"m, Grundproblem "Ketzer", "also des zwar teufelsbesessenen Gottesszweiflers und doch dabei gottbesessenen Gottsuchers." "Suche nach dem unbekannten Auftraggebers". "Schwelle, die man selber ist", sage sie. Gegen die äußere Versuchung.
            Dazu gehöre das P"Problem der Simultaneität" Verbindung mit "drüben". Und daß es eine innere Simltaneität gebe: Zeit und "drüben" evben zusammengehören, kaum durch eine Grenze getrennt. Musik hebt Zeit auf. Lyrik eine einzige Sekunde. Roman ein Tag. Joyce. Unmöglichkeit des Meta-Romans. Und sahs am Verghil.
            Und für ihn sei das ärgste Problem - sein Alter, d.h. die limitierte Zeit. Zeitmangel also. Und diie "metapyhysische Angst des Nicht-Fertig-Werdens" . - obwohl er 16-17 Stunden am Tag arbeite. (Ich nur 10 und L. ist schon wütend.)


28. August. In Marons "Nach Maßgabe meiner Begreifungskraft" gelesen. Kleists Männlichkleitswahn, und Unfähigkeit zur Liebe kompensiert in heroischem Ruhm-Versuch, Ehgeiz: Arbeit, Unsterblichkeit also. Bis zum Tod. Das kritisiert die Frau MM. Der gesunde Menschenverstand. Ist nicht dieses, Kleist auch als Vorbild, was ich bekämpfe, tatsächlich Unsterblichkeit als wichtigste Kategorie, nicht Ruhm allerdings. Geist wider "Leben", das Ordinäre. Zugleich aber sehr eiunseitig so, undemokratisch, vielleicht "unmensclich", "ver--rückt" eben. Alsi kryptofaschistisch auch?
            Meine Kleist-Novelle will zeigen, wie auch er, erledigt wurde von der "Familie", dem Banalen, der Engstirnigkeit, die Erfolg auf gesellschaftlicher Ebene, nicht auf geistiger forderte.

27. August 93
(Brief an Ingrid Bachér und Ulrich Erben, den Maler).
Liebe Ingrid,
bei unserer Rückkehr von unserr Segeltour fand ich Deinen Brief hier vor; es ist nun wieder eine Ewigkeit her; so schnell geht das. Bei der schönen Beschreibung Eures Fluges, dachte ich an unser Delphin-Erlebnis bei der Segelfahrt zwischen Elba und Korsika, etwa zwanzig Delphine spielten mit unserem Boot und drei-vier begleiteten es, d.h. schienen es wie mythische Tiere zu ziehen.
Ich konnte sie unter der nur noch ganz dünnen transparenten Wasserwand fast berühren, und begann mit ihnen zu reden, wie ich mit meinen Haustieren rede, da legten sich zwei voller Vertrauen auf den Rücken, "aalten" sich, ähnlich wie meine Katze, zeigten ihren weißen Bauch. Die freien Tiere, auch die im Wald, sind uns geheimnisvoll entzogen, ferne, ihr Auftauchen ist wie eine Art kleine Epiphania, das ganz Ferne, ANDERE, zu dem wir gehören und auch nicht mehr gehören, ist plötzlich nah, und wie in der    Kindheit, wenn man glücklich ist, frei, wie bei einem Wunder, meint fliegen zu können, geht der Atem schneller.
            Du sprichst vom "Nichts", das es möglicherweise gar nicht gebe; und denkst dabei sicher auch an die Häufigkeit, mit der diese "Chiffre" in meinen Gedichten vorkommt. Es hat für mich durchaus auch mit dem eben geschilderten erregenden "Chock" zu tun, und dem auftauchenden negativen Gefühl dieser enormen Distanz, die so fühlbar wird. "Nichts" ist für mich so eine Metapher der Unsagbarkeit, ein Topos negativer Kontur. Wie man ja z.B. einen Berg auch als Trennung, Zwischenraumbegrenzung z. B. des "Ausschnittes" also des Tales sehen kann, oder die Speichen eines Rades genau so, es kommt darauf an eben,  den eingewohnten Blick "umzudrehn." Also auch das Abwesende zu sehen, vor allem vielleicht dieses. Es ist freilich eine Gefühlszerstörung des Vertrauten oder eher des kleinen Gewohnheitsgefühls, um zum Un- heimlichen  zu kommen, zum "tremendum" Rudolf Ottos oder Scholems, wobei ich letzteren vorziehe und auch viel von ihm und der Kabbala gelernt habe. Und seit kurzem auch von Virilios "Rasendem Stillstand". Aber 15 Jahre Yoga  übend, habe ich gelernt, den Film der    Wahrnehmung "aufzuheben", den Schleier der Maya zu durchdringen, was freilich schwer gelingt, vor allem wenn quälende Gedanken oder Sorgen da sind, das "Abschalten" Schwerstarbeit ist. Hilfreich für mich ist, weil ich immer zuerst mich selbst überzeugen muß, auch Theorie: daß die durch Atomphyik längst bestätigte Vorstellung der uns entzogenen Lichtwelt, und daß Sprache und Sinne den Tiefenvorgang, das Enigma der Nachrichtenvorgänge des Lichts nur im absurden Selbstwiderspruch fassen können.
            Ich könnte jetzt darin immer weiter denken und Dir schreiben, bis hin zu meinen Geistergeschichten, an denen ich jetzt arbeite, um jenen "Chock" und das Abwesende und Absurde, Un-Heimliche erlebbar werden zu lassen, schönes "Material" dazu gibt es hier in den alten luccheser Villen, samt den dazu gehörigen dramatischen Liebesgeschichten, doch ich höre jetzt damit auf, und kopiere Dir hier zum "Nichts" etwas aus meinem Essay über Celan (für "Sinn und Form"), der in sehr vielem, nicht nur stilistisch mein Vorbild ist, sondern die Zwiespältigkeit auch meiner Herkunft mir immer wieder vor Augen führt, wenn nicht "aufreißt" mit allen Wunden, und so dann direkt zu meiner jetzigen Existenz hier und zu deren Ursachen heute führt.

            Titel und Anfang des Essays: "DIE NACHZUSTOTTERNDE WELT, BEI DER ICH ZU GAST GEWESEN SEIN WERDE
            Paul Celans "Wahn-Sinn" - Leid und Erkenntnis eines millenaren Zeitbruches
(Sinn und Form 3/93)
1
            Das Blochsche Noch-Nicht, das Noch-Nicht-Nachvollziehbare, das aber DA ist, braucht Zeit; wir sind meist unfähig, es     wirklich zu erleben, an bisherige Erfahrungen zu binden, fähig nur "punktuell" es aufblitzend erstaunt wahrzunehmen; es "geschieht"  im Schlag von Lebensaugenblicken, eher von  Todesaugenblicken, auch im Tod von "Zeit"; und vielleicht geschah es aufblitzend auch 1989. Diese Art blitzartiges Erleben, wie es auch Walter Benjamn in der Kategorie des "Chocks" beschrieben hat, finden wir bei Paul Celan. Was im Alltag noch nicht erfahrbar ist, vorwegzunehmen und so etwas Unmögliches sprachhandelnd zu TUN. Solch eine Art Dichtung wartet darauf, daß sie von der Geschichte eingeholt wird.
            Das Kreative geht voraus: es ist eine Art Teleskop, Fernrohr, Elektronenmikroskop für Orte der ZEIT, in Zeit-Räumen zu sein, die genau wie bei jenen Geräten, entdeckte Wirklichkeiten zeigen, die mit freiem Auge oder Nicht-Sprachlichem Erleben gar nicht da und nachvollziehbar sind, ja absurd erscheinen, wie etwa die Titelzeile, die ich für meinen Essay gewählt habe: "Die nachzustotternde Welt,/ bei der ich zu Gast/ gewesen sein werde, ein Name". Dieser Name aber ist kein Begriff,  es ist der Ort des Subjekts, wo mehr geschieht, als begriffliche Sprache auszudrücken vermag. Für Celan ist er erfahrbar im ungedeuteten Augenblick, im Offenen, im Bereitsein, im "Gebet der Aufmerksamkeit".
            Und dann die entscheidende Stelle über das "Nichts":
"Das Absurde, das Unfaßbare allein spiegelt in unseren Mitteln etwas von jener  Wahrheit: jene "nachzustotternde Welt," die zu unserer gehört. Die Vergangenheit vergeht nicht, sie war nie vergangen. Ist  so nicht Leben und Schreiben sind ethisch möglich nur noch von diesem Punkt aus, jener WUNDE aus, die zugleich jenseits unserer Vorstellung ist? Alles konvergiert in diesem Fünfzeilengedicht von der    "nachzustotternden Welt", das vernichtend Historische wird mit dem Rückblick auf die Gegenwart im    Metasprachlichen aufgehoben.  Die Haupt-Zeile, wo der Kopf "NAME" heißt, sich selbst benennt, lautet: " ... ich zu Gast/gewesen sein werde, ein  Name". Es ist der HEBRÄISCHE, also der unaussprechbare, unvorstellbare Gottes-Name, hinter dem das lyrische Ich eben-bildlich und verschwindend    auftaucht, als "Gast", Fremder und    schonungslos Nicht-Beheimateter: Nichts zählt,   eben deshalb im Namen bleibt, der freilich unbekannt ist, im Hebräischen gar nicht   ausgesprochen werden darf. Dem Unvorstellbaren also durchaus   entspricht. Deutsch und Hebräisch, das Jüdische und das Deutsche stehn sich hier in diesem Gedicht also untrennbar und gleichzeitig unüberbrückbar auch sprachlich gegenüber, abgegrenzt und zugleich vermittelnd, wie Leben und Tod nicht vermittelt werden können und doch zusammengehören - mit der Zeit. Dem "Namen" steht ja die Zeit, deutsch auch ausgedrückt im Prozeß und absurd gegenüber als: "gewesen sein werde", diese selten gebrauchte "vollendete Zukunft", die auch wie eine völlig vergangene Vergangenheit klingt, abgeschüttelt also jede Zeit, als wäre, wie Hegel formulierte, "Gott der Tod", im Hebräischen ist er das "Nichts", im Sinne der Abwesenheit von Welt, der conditio sine qua non von Anwesenheit des Gottes-Namens, auch NICHTS genannt. Und zugleich führen diese Abgründe zu keiner Hoffnungslosigkeit, obwohl sie radikal, wie das Geschehen selbst sind: eine Vernichtung: die völlige Umkehrung dessen, was in der stupiden Gewohnheit als Existenz gemeint wird, nämlich "Leben" in jenen starren "gewesenen" nur sichtbaren Formen, die zu dieser Hölle geführt haben, unbedacht, nicht hinterfragt - bis heute! Und heute ist es besonders akut neu das Alte, das falsche Alte, sogar der falsche Alte als Anpassungsbeispiel. Obwohl jenes "Stottern," manchmal ein "Lallen" und "Brabbeln"  - und dann auch das Verlangen schon bei Hölderlin nach einer "vaterländischen Umkehr" als Umkehr "aller Vorstellungen und Formen," längst akut war und ist.
            Celans Gedicht an Hölderlin heißt "Tübingen, Jänner", und die Schlußzeilen lauten: "Käme,/ käme ein Mensch, käme ein Mensch zur Welt, heute, mit/ dem Lichtbart der/ Patriarchen: er dürfte,/ spräch er von dieser/ Zeit, er/ dürfte/ nur lallen und lallen,/ immer-, immer-/ zuzu..." (GW I, 226).
            Hier ist  im Lallen das "Nachzustotternde", der  Dichter, der sich jener Wunde nähert, der Zeit nähert, und steht für die Toten als Zeuge. "Ich verliere dich an dich, das/ ist mein Schneetrost,// sag,daß Jerusalem ist// sags, als wäre ich dieses/ dein Weiß,/ als wärst du meins,// als könnten wir ohne uns wir sein..."  (GW III,109). Der Dichter will "unerkannt" bleiben. Und steht fürs "DU", für ein mysteriöses Du, einen abwesenden     Partner, wie wir sehen werden. Das nur Gedachte, gar Aus- Gedachte, die fertige, schnellfertige Sprache, gar die All- tagssprache ist ungeeignet etwas davon zu begreifen. ("IN DIE RILLEN/ der Himmelsmünze im Türspalt,/preßt du das Wort,/ dem ich entrolle..."(GW II,13).  Es gibt ein unsichtbares Netz von Verweisen im celanschen Gedichtkosmos: die kosmischen Gedächtnisrillen und der Psalm kommen  hoffnungsvoll auch im Zyklus         "Engführung" vor: "... in der jüngsten Verwerfung,/ überm/ Kugelfang an/ der verschütteten Mauer://sichtbar aufs,/ neue: die Rillen, die// Chöre, damals, die/ Psalmen. Ho, ho -/ sianna./... Nichts,/ nichts ist verloren."(GW I,203) Die "verschütteten Mauern" hier  erinnern an die Mauern der "nachzustotternden Welt" im eingangs zitierten Fünfzeilengedicht, daß uns zu Posthumen macht, Welt, wo wir  alle einmal gewesen sein werden, ein so  selbstverständlicher Satz, der doch ver-rückt klingt und uns alle zu werdenden Toten macht: das Undenkbare ist real, jetzt schon, aber weil die Grenze heute ganz anders offen ist, als gemeint und gedacht, ist die Zeit gegenüber diesem Satz sehr entgegenkommend. Schon 1945 geschieht etwas Unglaubliches - das hätte geschehen können, nicht! Die Katastrophe, die Apokalypse hätte durchaus im alten Heils-Sinn zur      eigentlichen Rettung, Besinnung und Umkehr werden können. Es geschah die Wiederkehr des Alten, wie auch jetzt wieder. Die begriffliche Sprache wie der Alltag sind das Immergleiche in verschiedener Kostümierung, sie helfen nur zu vergessen, sich zu sichern. Und wissend ist Sprache für Celan nur ( etwa im Gedicht "Von Ungeträumtem", GW II,12) in lauter quälenden  hellwachen Schlaflosigkeiten, dann ist sie in einem "Brotland", wirft einen  Lebensberg auf, "aus seiner Krume knetest du neu unsere Namen"- und dies verweist auf das große Gedicht "Psalm" vom Nichts, ein Antipsalms von der paradoxesten Auferstehung, U-Topie, Hoffnung aus tiefster Hoffnungslosigkeit? (Im Sinne von Hölderlins "Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch"?) Die Opfer als Zeugen: "Niemand knetet uns wieder aus Erde und Lehm.../Niemand." "Gelobt seist du, Niemand./ Dir zulieb wollen/ wir blühn./ Dir/ entgegen.../ die Nichts-, die/ Niemandsrose." (GW I,225). 
            Die Laudatio zum Büchnerpreis beendete Marie Luise Kaschnitz mit dem Celan-Vers: "Wir waren tot und konnten atmen".    Atem, das ist der Hauch, der besetzt wird vom Verlogenen, Bebilderten. Wahrheit ist erst da, wo es einem Atem und Sprache verschlägt,denn die Rede ist ein "Zuviel", und nur "das nicht mehr zu Nennende, heiß/ hörbar im Munde", wenn der Atem stockt, wie im Rosa-Luxemburg-Gedicht, Gedicht auf ihren Tod: "Nichts" - großgeschrieben : "stockt" dabei, das Ereignis bricht in die       alltägliche Lebenslüge eines vernebelten Bewußtseins ein.

5
            Celans Sprachbehandlung kehrt das Gewohnte wider den Strich, mit der Erfahrung eines eigentlich schon Toten, eines Überlebenden, angeschärft noch durch das Ausgesetztsein im Exil und der Verfolgungsangst des Juden. Das ist dem "normalen" Leser fremd und wirkt  ver-rückt, auch die bewußt zerstörte Lesererwartung geht bis zur Blasphemie.
            Nach Otto Pöggeler ist das    wichtigste Wort, das fehlende Wort bei Celan, das "nachzustotternde"; des Schweigenden Wort auch im Martin Heidegger gewidmeten Gedicht "Todtnauberg", wo Celan ein wenig naiv erwartet, daß dies schweigende Wort dem  Philosophen mitten im Herzen erwachen soll. Ja, daß er das erlösende Wort sprechen wird, in aller Vielschichtigkeit: vom    Schuldbekenntnis bis zur "Rettung". "Todtnauberg" ist die Frucht eines Besuches bei Heidegger, wo der im Heimatlichen bruchlos Denkende und Lebende, so, als wäre nichts geschehen, den im Bodenlosen lebenden Emigranten, den von allen Epochentraumen Verletzten, verstörte und  herausforderte, ihn enttäuschte: "Krudes" um ihn, nur Außenwelt. Celan aber suchte ein anderes DU, das (im Folgegedicht nach "Todtnauberg") so sprechen konnte: "nimmt den Einen/      Pulsschlag mit,// verbirg dich darin,/ draußen." (GW II,257): WIE DU dich ausstirbst in mir:" (GW II,261).
            "Du,"die Ansprache, die Aussprache, die Celans Werk        durchzieht, die fehlte dem Emigranten nicht nur in Paris. - Wer ist dieses DU? Was ist des "Einen/ Pulsschlag".( "Einen" großgeschrieben!). Celan hat sein Leben lang nach diesem Du und diesem "Einen" gesucht, es ist eher das Unfassbare des größten Zusammenhanges, als eine Person oder ein Name. Auch zu seiner Poetik gehört dieses DU, das im Blitz und Glücksgefühl eines Zueinander- Findens DA wäre, der Angesprochene, die Richtung des Gedichts, die nah, zugleich in größter Distanz ist, sieht in einem scheinbar Abwesenden, einem Niemand, den Leser, Adressaten und Partner. (Manche meinen, auch Celans tote Mutter sei damit gemeint). Ein ganzer Band ist nach diesem Niemand benannt: "Die Niemandsrose", Rose im Sinn der mystischen Rose, Niemand auch im Sinne von Nichts, Abwesenheit, die in der jüdischen Kabbala etwa die Anwesenheit Gottes ist. Und Celan hat die Kabbala über die Schriften Gersholm Scholems gut gekannt. Es ist die Rede vom Andern, ja, "Ganz Andern," und darin sieht Celan im "Meridian", der Büchnerpreisrede, "Richtung und Schicksal",  etwas "aus einer Ferne oder Fremde" kommend. Im "Meridian" ist der Zeuge dafür Lucile aus Büchners "Dantons Tod", die "Es lebe der König" ruft unter dem Schafott der Revolutionäre, und "den Draht zerreißt" unter      Lebensgefahr, sie richtet sich dadurch vorgreifend selbst hin, wird so Zeuge für die "Majestät des Absurden." Wie der Zustand in einer Geistergeschichte, die etwas wirklich macht, was         unglaublich, undenkbar, eben absurd ist: jenes "Fremde", "Andere" "Unheimliche".Und es würde einem dabei vor Angst die Sprache verschlagen. Ahnung, Furcht und Zittern, eine Art mysterium tremendum. - Ja,Paul Celan hatte  etwas begriffen, erlebt und erfahren, was andere in ihrer gewissenlosen Idylle nicht begreifen konnten. Diese "unheimlichen"Dinge sind Grenzerfahrungen im Zeitbruch, der sich auch heute immer deutlicher zeigt. Es ist  ein Aus- der- Sprache-fallen der Dinge, doch dieses Fallen ist zugleich auch "ein Kernpunkt der Krankheit Schizophrenie", es ist das Erleben, daß die selbstverständlichen, für angepasst "Normale" in ihrer   Idylle Ungestörte sich "nur wiederholende Dinge des Alltages" dem Nicht-Normalen "furchtbar neu sind", so schreibt der Schweizer Psychiater Gaetano Bendetti in seinem Buch über "Psychiatrische Aspekte des Schöpferischen", eigentlich eine unerträgliche Erkenntnis der unverhüllten Wirklichkeit, das kollektiv auch im Todeslager furchtbar erlebt wurde: wenn das Vertraute zerreißt, "etwas sowohl völlig Neues, wie auch  etwas in Gedanken nicht Faßbares," da ist. Benedetti zitiert dabei sogar den englischen Philosophen David Hume, der die Kausalität als Gewohnheit       entlarvt hat. Der Zeitfluß wird nackt, stockt, wie im Tod.    Zitat aus dem "Meridian": "Vielleicht gelingt es der Dichtung zwischen Fremd und Fremd zu unterscheiden. Vielleicht wird hier mit dem Ich - mit dem hier und solcherart freigesetzten und befremdeten Ich -  vielleicht wird hier noch ein Anderes frei?" Und um dieses "Andere" geht es. Es reicht dazu nicht aus die Topoi psychopa- thologischer Literatur aufzuzählen, es müßte anhand dieser Analyse auch die ontologische Zensur des Normalen und seiner Seelenpolizei, die gefährlicher ist als die  politische Zensur,  erarbeitet werden. Jene historischen  Abgründe, die Celan im Gedächtnis hatte, die ihn nicht losließen, führten aber genau  dahin, und sie störten; denn, ich zitiere Benedetti: "Dieses Neue ist so neu, daß es im Unerklärlichen gründen muß", die Kausalität wird unheimlich, unheimlich, weil gerade sie zutiefst erleben läßt, daß "sie nicht ausreicht, die Dinge zu erklären." Alles scheint einfach, doch gerade diese Einfachheit macht verrückt und jagt Schrecken ein, und dieser Schrecken zeigt die Differenz zwischen dem was wirklich ist in der Zeit und dem neuen, genau so absurden "Normalen", was wir unsere neue Lebenslüge nennen müssen: Als müßten wir heute keinen Widerstand mehr leisten. Nein, er muß nur anders sein als bisher gedacht, Widerstand geleistet werden wider die neue Zensur des neuen grenzenlos "Normalen". Umfassender. Und dies zielt mitten ins Zentrum der Kunst: das Verborgene, Nicht- Vertraute,entlarvend Unerwartete und überraschend Un-Normale. 

6
            Das Doppelspiel mit dem "König" aber, dem  gefährlichen Ruf wider den Strich dessen, was unter dem Schafott (aber in jeder Zeit) das "Angebrachte" und Realitätsgerechte gewesen wäre, ist nicht zufällig: Der König ist im Hebräischen der Kabbala Synonym für das Unnennbare, für "Gott". "Im Nichts - wer steht da? Der König./Da steht der König, der König./ Da steht er und steht. " -  Das Gedicht geht dann merkwürdigerweise über zu den "Augen": "Und dein Aug - wohin steht dein Auge?/...Dein Auge, dem Nichts stehts entgegen./ Es steht zum König./ So steht es und steht.// Menschenlocke wirst nicht grau./Leere Mandel, königsblau." Das Gedicht aber beginnt: "In der Mandel -,  wer steht in der Mandel? /Das Nichts." (WG I,244). Nichts heißt im Hebräischen ayin; ayin ist aber auch der Name für einen "stummen" Buchstaben, das Schweigen dieses Buchstabens also ist identisch mit dem "Nichts", wie jeder  Buchstabe aber hat auch "ayin" eine Bedeutung, nämlich AUGE. (Im Gedicht "WOHIN MIR das Wort" dieser Vers: "... das Auge ein Bilderknecht -/ Und dennoch : ein aufrechtes Schweigen..." GW I,273). All diese semantischen Sinngeflechte, die zugleich ein Tiefendialog des Deutschen mit dem Hebräischen sind, oder wohl    eher umgekehrt, eine Rückübersetzung aus dem enormen Sinn- und Zusammenhangsgeflecht der Ur- Bibelsprache ins "arme" Deutsche, gehen über die schmerzliche historische Bedeutung weit hinaus, bleiben ihm aber in einer Rückkopplung als Agens der extremen    Auflösung und Unfassbarkeit verhaftet, trotz andauernder poetischer Befreingsversuche. .."

            Schade, daß die Sache mit dem Fischer-Haus nicht klappt, da hätten wir noch lange und gute Gespräche führen können, aber Deine Argumente sind plausibel. Goffy, bei dem wir schon zweimal waren seither, hat auch nicht mehr darüber gesprochen. Ich habe begonnen seine Lebensgeschichte aufzunehmen,    vorerst als "Erzähltes Leben" für den HR. Ich will vesuchen, einiges, auch den von Dir gegeben Tip, das  merkwürdige Verhältnis zu den Nazis herauszuarbeiten, ebenso Zufall und "Schicksal" in einer Biographie wie dieser. Die Zeitzeugenschaft zur Reflexion und zur geschlossenen Kontur zu bringen, auch das Verhältnis zu den Autoren aus den Details und Anekdoten herauszuführen. Ob mir das gelingten wird?

            Woran arbeitest Du zur Zeit. Und wie geht es Ulrichs Ausstellung?
            Du hattest vor eine Initiative gegen RECHTS zu gründen? 
JEDERZEIT MACHE ICH DA GERNE MIT.

            Ich hoffe, wir werden uns "auch so", ohne das Fischer-Haus bald wiedersehen, uns nicht aus den Augen verlieren.
           
            Seid herzlich umarmt von uns beiden

Euer






24. August. Gesättigt mit "Kulturstoff", Ereignisse, die darn gebunden sind, können wichtiger sein.
            Ein Geburtstags-Brief (für den 7., "Löwe", Sonne) kam aus Rumänien an, von meiner Nichte Ina, die Bau und Maschinenbau studiert hat, dann aber etwas anderse Geistiges wollte,  3 Mal Architektur-Versuch, und seit drei Jahren Theologie studiert. Sie berührte den wunden Punkt. Schreiben ist andauerndes Hinausschieben dessen , was erkannt und daraufhn getan werden müßte, geschrieben ist es nur "eingesargt". Dies beginnt schon mit dem nicht sofort auf Briefe antworten. Oder durch Briefe in mir    ausgelöste Gedanken zu Hilfsmaßnahmen zu "verschieben".
            Ina ist geschieden , hat einen kleinen Jungen Ionut. Und alles ist "sehr, sehr schwer", ohne meinen Glauben wäre ich verloren. Und ich muß auch an dieses Pitesti denken, wo die schlimmsten Folterkeller des Regimes waren. Mein Freund Goma hats geschildert in einem furchtbaren Roman.
            Erstaunliches schildert die orthodoxe Theologin. Jener achte Tag, von dem ich aus der Kabbala weiß (7 Tage Gechichte, der Achte aber der Übergang zu einer andern Seinsweise, die Körper auflöst in Licht) finde ich bei Ina wieder. "Aratare la fata" am 6. August. Schönes Erscheinen, und fast symbolisch verkehrt in den Blitz in Hiroshima. Doch die Hoffung bleibt. LICHT. Da denke ich an das Celangedicht "Einmal wusch er die Welt". Und Ina begeistert: Christus, der in diees Welt kam, die Auferstehung vorzubereiten. Wir leben die Morgenröte des achten Tages, keine Nacht mehr, und die Materie in pures Licht verwandelt. Und es wird kein Hunger mehr sein, keine Müdigkeit, weil kein Leib mehr ist. Und das vorausgeworfene Zeichen ist Christus, der Christus-  Lichtleib in uns, das Virtuelle von dem schon Hölderlin sprach. Benjamin, Scholem, Celan. Und Ina: die umgekehrte Acht der Mathematik, das Unendlichkeitszeichen ist von diesem Tag.
            Sogar die Wissenschaftsgeschichte spricht davon (Popper) wenn die Naturkonstanten in unserem Paradigma überschritten werden, und sie müssen in jedem Paradigma für ein neus überschritten werden, wird die Lichtgecshwindigkeit überschritten, das heißt, alles löst sich in Licht auf, und die Zeit fließt nur noch zurück. (Gedächtnis). Und es gibt auch den Tod nicht, der Fall wird aufgehoben.
            Im Yoga die Übung ebenfalls, den Buddhaleib: den Christusleib zu entwicklen, Aura zu haben, Ausstrahlung stärkster Art. -- Und die kleine Theologin spricht vom Heiligen Geist, im Hebr. ist ja Rouah, im Indischen Pranah? Und es bedarf freilich der "Gnade", unsere Anstrengung und der Wille reicht nicht aus, damit er "über uns kommt". Schwieriger ist das Prinzip der Dreieinigkeit zu begreifen, erscheint wie reine Scholastik und Haarspalterei. Oder isst nur Verbildlichung eines Geheimnisses, das für uns an die Undenkbarkleit grenzt?
            Und dann kommen wieder diese verlängerten Erinnerungen von den Jüngeren auf mich zu: die ich vergessen habe. Ina, damals eine kleine, zerbrechliche Kleine, wie ein Siebenmonatekind mit sehr großen Augen und schweigsam, still in sich gekehrt, weiß, daß wir mit Li, meiner ersten Frau, Schwester ihres Vaters, in "Trivale " waren, ich sie auf den Schultern getragen hatte. Und unsere Literatur als Enigma. Und daß mein Lieblingswort damals "Kolossal" war. - Ähnlich erging es mir im siebenbürgischen Denndorf, wo ich Volksschullehrer gewesen war, als ich nach 35 Jahren meinen Erstklässer wieder begegnete. Wissen Sie noch, Herr Lehrer, so prasselte es auf mich nieder. Ich wußte wenig. Etwa daß wir auf dem Stundenturm gewesen waren, daß ihnen bei mir zuhause in der Gartengasse meine Mutter gute Ratschlä gegeben hatte. Und daß wir auch am Secuhaus vorbeimarschiert waren.

            Ina zitiert andauern Staniloae, den ich auch eben lese. Und definiert die Heiligen eben als jene, bei denen jener Christuskörper durchscheint, sogar fühlbar, ja, sichtbar werden kann. Wäre dies die eigentliche Zukunftstat, das, was kommen wird, vorwegnehmend als Beispiel in die Welt zu stellen: den ACHTEN TAG?"

23. August 93. Mein Gott. "Befreiung" Obs noch gefeiert wird? Als Stichtag eigentliczh ein Unglückjstag.
            Gestern Abend wieder Feuer. Wir gingen auf den Berg und sanhen uns das drohende Züngeln unter dem Pedone an. Angst, davon erreicht zu werden. Sah auch wie eine Feuerfront, die sich uns zu bewegt aus.
            Heute Morgen wieder schöne Umgebungsgefühle. Ruhepunkte. Fühlte in mir das Gras, die Olivenbäume. Ob es damit zu tun hat, daß mich Angst, geschriebene Traumzonen von gestern (Mansi) öffnen, das Unterbewußtsein sich ergießen kann, Anmutung.? Oder das Feuer. Oder die Zufriedenheit, mit dem Phantasie und der Zeile identisch zu sein?
            Oder weil soviel Schlimmes hier in der Umgebung geschieht. Kann das Gesicht des am Strand ermordeten unbekannten Mädchens,das nackt bei Torre di Lago in der Hurenzone des Niemendslandes gefunden wurde.?  Sand in der Scheide. Vielleicht vergewaltigt? OIder eie Hure. HUndert Meter vom Mordort fand man ein verlassenes Hurenlager, wie sie dort üblich für die schnelle Liebe. Orgien nachts, auch Transvestiten. Drogen. Ein Babel.

            Las gestern in der ZEIT neben dem Artikel von Radih, die mich auch hochmütig "behandelt", eine andere merkwürdige Passage: wir also, die das westliche System ablehnen, sind "rechts", so wird man diskriminiert. Bisher hieß das doch "links".

Rief Mutter an, sie läßt sich den Grauen Star in Ulm am 25. operiren. Anita begleitet sie.
            Diese Ängste, weil ich Roland A.s Tätigkleit in Auschwitz und Flossenbürg erwähnt hatte. Daß man ihn verhaftet, er ist doch herzkrank. Das muß endlich begrabn werden. Nichts muß begraben werden, sage ich.



21./22 22.8.93. Heute 25. Jahre. Alles hat in Prag angefangen. Die Weigerng zum Einmarsch des Diktators in Bukarest. Die Balkonrede. Ich wäre nicht hier, wo ich jetzt bin, wenn es damals nicht geschehen wäre; spontan mich eingeschrieben in die "Patriotischen Garden" etc. Ausreise. Westen.
            Jetzt ist auch Dubcek "überholt".
            Mit L. redeten darüber, daß Ungeduld schlimmer sei als alles, als Schlamperei, als Ordnungssucht, als Gewissenslosigkeit, denn alles ließ sich daraus ableiten, sogar der Fluch des Totalitären und seine Sucht alles umweglos zu "überspringen". L. ist nämlich genau so ungeduldig wie ich. Und dies, so sagte ich, dies kommt aus einer "tiefen" Irreligiosität, aus einem eingefleischten negativen, zerstörerischen Denken, einem großen einem Mangel ; und der schlage uns ja seit dem Fall. Wir glauben seither, als Strafe: an den Tod, an sonst nichts,. Daher die Hetze, Zeitnot und Angst.
            Ich zitierte Kafka: Aus Ungeduld haben wir das Paradies verloren, aus Ungeduld kommen wir nicht mehr hinein. Und auch Lessing, der davon ausgeht, daß es logisch völlig ausgecshlossen sei, daß eine so kurze Lebenszeit für eine Entwcklung sämtlicher in uns angelegter Keime, ausreiche, und es absurd sei, daß die Anstrengung, ein geistiges Wesen zu werden, so unterbrochen und vergeudet werden könne, glaubt an ein Wiedererkennen und notwendiges Wiederkommen; daher sollten wir uns nicht beeilen, denn wir haben eine ganze Ewigkeit Zeit!
Geschichte dazu.

            Gestern telefonierte L.s Bruder, Gisela hat einen Herzinfarkt erlitten. Ihre Lunge ist voller Wasser, das Herz äußerst schwach. Die Schmnerzen sehr groß, so habe eine Ärztin, die bei dem Bruder wohnt, gesagt, es sind die größten Schmerzen, die ein Mensch ertragen muß.
            Mit diesen Geschichten vom Überleben und vom Tode ist nicht zu spaßen, über das Kinder Spiel weit hinauzs, und das Gegenteil; eine Zeit, auch unsere, hört auf.
            Wir schlieefn schlecht. In der Nacht dann geschah es. Wir hörten deutlich ihr Rufen, ähnliches hat uns GBF erzählt: seine tote Frau rufe ihn nachts mit Namen, doch sei dies nur ein Echo des Gehirns, ers ei ein "Ungläubiger." Und doch malte er, unbewußt, jenen Durchgang, den Lichttunell, der wie eine Spirakle aussieht.


18.August
Wieder Un-Sinnstraum, d. h. wie beim TZufall, ich weiuß nicht in welhcen grö0eren Zusammenhang er gehört, daher versteh ich nur das Fragment, d.h. nichts, ästhetisiere. Ästhetik, ist das nicht ein Fragment der unverstandenen Religion. Also: Ein großes Wasser, ich soll ins Andere schwimmen, hinüber also. Jemand sieht zu oder sagt mir einiges dazu.  Die ASzimme von Roland W. vielleicht.

19.August bei GBF. Besprechen die Aufnahme. Nachmittags um halb vier ist er am frischesten, nach dem Schlaf. Es fallen ihm wieder zweiu Anekdoten (exempla, mit denenn er einenVor-Fall, eine Merkwürdigkeit beleuchtet) ein. Soll man sich wundern, staunen? Der Bearbeiter von Dr. Schiwago bat um Tantiemen, kein Honorar. Es wurde gewährt: 2%. Eoines Tages rief er an, Herr Dr. können Sie mir bitte einen Vorschuß, von sagen wir 3000 DM auf die zu erwartenden Tantiemn geebn? Worauf GBF: Sie wissen wohl nicht, daß sie ein Guthaben von 200000 DM bei mir haben. Sechshunderttausend Exemplare sind verkauft worden.
            Wir erzählen von den Selbstmprderprogrammen in den Zellen. Da sagt er: in der Charitee habe ich schon solche Expeimente gemacht, zu erkennen, daß es Abwehrmechanismen in jungen Organismen gibt, in alten nicht. Im Palais de dance, wo er Titti zum zweitenmal traf und sie das gemeinsame Musizieren ausmachten, mußte er alle zwi Stunden hinüvber in die Charite rasen, um die Zellkulturen zu füttern.

Zur AUFNAHME
Großbürgerliche Kultur in Berlin. Enorm. Und wie sie von den nazis zerstört wurde.

Was will ich aufnehmenß Gesprcähe oder Erzählungen, Bekenntnisse? Nachgelesen unter Autobiographie und BIOGRAPHIE. Lebensbeschreinbungen (Herodot). Und Eckermann als Prototyp?
Oder hochgegriffen und größenwahnsinnig: die Mäeutik.
Es ist eigentlich eine "herausgereizte" Selbstdarstellung.

19. August. Übernehmen aus dem Juli:

Tutti Kennenlernen. Zufall? Und nun alles andere ausgeklammert aus der Zufallskette? Was wäre gewesen wennn... Möglichkeitszeit...

Juden und Nazis - diese geheime Haßliebe?


            Dieses Zerreißen, das schmerzt am stärksten, sagte er, daß man alleingeblieben ist, ein Teil von mir ist für immer fort, ich bin ja Mediziner und ein Ungläubiger, sagte er. Nur manchmal höre ich sei deutlich meinen Namen rufen, doch nicht mehr, und ich träume nie von ihr. Einmal (erzöhlen, als alle Briefd und Fotos durecheinander). UNd malte einiges. Sitzt am niedrigen Glastisch fast den ganzen Tag vpr ihrem Bild, ihrem Buch "Sie schrieben mir alle".

17.August
Nachts irrte ich total fremd nackt durch zwei Bibliotheken. Es könnte Bukarest gewesen sen, doch wurde deutsch gesprochen. Italien war nicht dabei. Am Schluß hatte ich auch noch die Schuhe verloren, verzweifelt, wil ich nicht wußte,mwo ich sie gelassen hatte, war in Strümpfen. Die Kleider waren "Nirgends".-  Keiner sah mnich n und wunderte sich. Nur einer sprach ich n, wllte, da er blind oder somnst behindert sei, eine Flug nach Brüssel teleonisch reserviert haben. Allerlei Faxgeräte standen da herum. Ich sagte ichm, ich könnte dasd nicht bedienen.

            Gleich beim Aufwachen fiel mir Jürgen M. ein,. Hochschullehrer. Und daß ich ausgecshlossen sei aus jedem akdemischen nd überhaupt jedem Betrieb. Nahm mir vor beim Frühstück mit L. beim Reden zu "formulieren". Sprachfähigkeit ist ja Macht, dachte ich. Und bekam Angst vor dem Symposion an er Kölner Uni. Ich habe das Formulieren verlernt, obwohl das nur Afferei ist, wichtig beim "Auftreten". Dachte an Ilse S., die mich so "überfahren" kann.
            Weil ich auch im Umgang nicht formuliere wrde ich auch von Alltagstypen überfahren.
            Finde eine Notiz, weiß nicht zu welchem Buch sie gehört, aber sie ist wichtig: NACHRUFE. Möglicherweise das Nachruf-Buch in Marvburg. "Hat das Thema ausführlich behandelt. Eine ganze Kultur der "Absenz".

Das völlig Geformte, wie ein Abwehrzauber: wseltverzehrendes Palindrom:
SATOR
AREPO
TENET
OPERA ROTA

Nun eigentlich entschlossen, einen Nachlaß bei Lebzeiten zu schreiben, und gibt mehr Freiheit, vor allem Autonomie Lesern und Verwertern, Verlagen und Publikationen - gegenüber.
            Dazu gehört, den Abriß wahrzunhemen, ihm abreißend, voraus zu sein, zusammenfassend. Die Tife ist ein Blitz, also knapp.
            Und die absolute Prosa hineingenommen, und alles abreißen, wie in einem Abreißkalender Zeit und Momente der Person, zum Block hin, und die Person dabei aus-holen darf, sich anders zu begründen, und so neu und autonom zu werden im Zerfall, im Bewußtseinstrom abgehen, was möglich ist. Nachzulesen wäre Carl Einstein, Sack,  die Rönne-Geschichten von Benn.

Und mit Bebuquin zusammen auf die Theresienwiese zu gehen, wo der Sohn wartet, erinnert aber: eine Fahrt ins Gruselkabinett, wobei er jauchzte mit diesem Kitzel im Bauch: Schwindel.

Die Elegie= Nänie, Totenbklage eigentlich. Oder auch das Epikedeion (auch Epigramm)und der Threnos (KLage) im Rum. Bocet.
Dirge, engl. Totenklage ("Dirige ,Domine" - Leite, Herr. Shakespeare im Sturm.



Das Totengespräch, seit Lukian: Gespräche in der Unterwelt. Eigentlich immer in Distichen, wei Schillers Nänie: "Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten, ist herrlich,
Denn das Gemeine geht klanglos uzum Orkus hinab."

            14.August. Die Frage: was wird hier im TGB beschrieben, doch nie der Moment, sondern immer Gedächhtnis, also ist der Text , das Datum fiktiv, wird aufgehoben. Und hat auch wenig mit der äußeren Realität zu tun. L. weiß nichts davon, das TGB berührt sich mit ihrem Tag kaum. Morgens hatte ich beim Frühstück versucht, ihr etwas über Lessing und die innere Überzeugung, jenen Punkt zu sagen, der doch sehr wirklich in uns allen ist, wirklicher als die "Tat Sachen". Ich schwieg und wir redeten über Belanglosigkeiten. Daß die Sonne bei uns später aufgeht als bei Ch. D. , daß die elektrsicehn Leitungen da neueingeführt bis zum alten Brunnen, wo spekzlativ einer bauen will, um dann mit Gewinn zu verkaufen, nicht genützt wird, daß der Nachbar Dr. B. reklamiert habe, ENEL keine Genehm,igung von ihm hatte, die Pfosten in seinem Grundstück zu versenken, und sei wieder ausgegraben werden müßten. Dann daß Ch. Buggert meinen Kant nicht sehr mag, zu historisierend. Aber gerade diese authentische Montage fasziniert mich ja, entgegnete ich. Wieder war nur im Negativen in ihrer Kritik ein Anknüpfungspunkt gegeben, fat diabilisch gern stellt sie meine Welt in Frage. Nie etwas Piositives ist zu hören.
            Fiktiv also alles zeitlich: "Gestern" las ich am Strand, costa dei barbari, sehr voll, das Wasser dreckig, las Lesings "Erziehung des Menschengeschlechtes". Die Frage, ob die unendliche Volllkommenheit in einem einzigen Leben rreicht werden könnte. Die Ungeduld zerstört alles. Wozu die Natur Jahrtausende braucht, soll sich in einem Augenblick, in einem kurzen Leben ereignen?    _ 98 "Warum sollte ich nicht so oft wioederkommen, als ich neue Kenntniksse, neue Fertigkliten zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf einmal so viele weg, daß es der Mühe wiederzukommen etwa nicht lohnt?" Dies sagt der glasklare Verstand. _100 "Und was habe ich denn zu versäumen? Ist nicht die ganze Ewigkeit mein?" Wer das glauben könnte. Seine These, daß das was mich angeht nur in der Form einer Vergewisserung mich erreichen kann, die von derselben Qualität ist wie das zuständige Aufnahmkeorgan, also die Vernunft. Undfür ihn ist es gegeben mit diesem Gedanken, den er beglaubigt. Helmut Thielicke bringt im Nahcwort einiges dazu: im Streit mit der Orthodoxie, die ihren Unglauben, der durch die Hölle "historischer Anfechtung" erzeugt, nun mit diesen Mitteln des hist. Beweises den eigenen Unglauben bekämpft. Unwahrfahfig. So "am Faden einer Spinne, die ganze Ewigkeit auifhängen". Das Unbedingte läßt sich eben nicht auf Bedingtes gründen. Und im Bereich des Geistes ist jede Ausflucht und Flucht verboten. Es kann nur das Tiefste sein, wie bei Hegel, Hölderlin später: das Eigene, Subjektive, der Einzelne, denn "was im Bannkreis des Koontingenten bleibt, kann niemals den Grund meiner Gewisseheit, meineds Glaubens, insofern meines eiwgen Schicksal bilden." (Thielecke). Nicht zufällig, daß heute Kontingenz-Analyse und ZUfälligkeitsanalyse Trumpf ist. (Rorti, Marquart u.a.) Subjekt soll abgeschafft werden. Zurück zu dieser Frage. Th.: 1. Begrpndet auf die Frage "wer bin ich". Cogito ergo sum. Und Kants Autonomie gegen Autorität und Tradition oder Beweise historischer Kontingenzen, Außenwelt. Selbstdenker. Selbtsgewissheit. Ich bin mit dem zu Erkennenden verbunden durch das Divinatorische (Hermeneutik Schkleiermachers, Diltheys).. Verstehen ebenfalls immer nur bei einem Verhältnis der Kongenialität zum Gegnstand möglich. Also meine INTUITION, Assoziazionsvermögen. Mitbestimmung des Subjekt, was es für sich als mögliche Wahrheit ansehen könnte.- 2. Was ist Wahrheit?. Welches Verhalten um zu ihr zu kommen. Rijgparabel. Welches echte Ring. Kein objektiver Befund, sondern "ein mich ergreifendes Ereignis" Entsteht nur so, indem ich mich ihrer Wirksamkeit aussetze und mit ihr "kooperiere". Es geht um "existenzielel Wahrheit", um "leidenschaftliche Innerlichkeit". Also Kierkegaard auch. Aber schon bei Hegel da. Bei Hölderlin, Schelling. Nietrzsche. "OBjektibe Wahrheit" vergleichgültigt die Subjektivität, löscht sie aus. Das Instrtumentelle. Die Nahcricht etc. Heisenbergs Unschärfe rückt Kosmos und Ich wieder ins Exakte herein. Gibt nur eine "objektive" Ungewissheit.

Für eine Geistergeschichte: RUHE.WÜNSCHENSWERTES NICHTS
Bei Landolfi lernen: Zufälligkeit und Nichtigkeit beschreibend aufheben. In "Mailand gibt es nicht" Zufall-Chaos-Nichts-Tod rächt sich die mißratene, unvollendete Existenz an der Wirklichkeit, d.h. der unzerstörbare Einzelöne an der Kontingenz, indem einfach die Namen, aus denen sie besteht, gelöscht werden. Gibts ja gar nicht. Und wers laufen läßt aufs "Geratewohl", dem geräts wohhl. Vollzug der Verneinung dessen , was ist beizeiten bei Lebzeiten dem Nichts entgegnzuarbeiten.
            Und auch das eigen Haus, der eigne Körper als Gefängnis, Fluchten gibts nicht. Ich bin mir der ärgste Feind. Pascals Weisheit, daß sich alle s Unheil vermeiden ließe, wenn man zu Hause bliebe, stimmt nicht.
            Und so der Selbstbesuch nach dem Tod, kann nicht ruhen, weil das Leben verloren. Richter große Vorwürfe. Aus dieser Perspektive Terplans Leben: sieht, wie er sich selkbst umbringt. Belangloses Geplapper in C. Wagt nicht einmal darüber zu schreiben, weil er nicht daran glaubt, sucht nur fremde Themen, die ih  anmachen. Banalität aus dem VT. Gleichzeitig Gedankenflucht: morge habe ich diese alles schon vergessen. Nichts bleibt.
            Und ich stelle mir eine Erzöhlung vor, Terplans, der nach dem Tode wiederkehrt, den Unsinn erkennt, das heißt , die Unmöglichkeit tatsächlich wünschenswert ein Nirwana hergestellt zu haben, daß er auch nicht wiederkehrebn müßte: Terplan aber war entschlossen gewesen, alles vorher abzuschaffen, uzurückzunehmnen, wie er sagte, sah das Fenster, Blick hinaus: Olivenblätter, silbern. Blatt, Blatt, Blättchen, kleiner und kleiner, und da war er kahl. Im Winter 85 erinnert sich T.: auch wirklich erfroren, ein Skelett, und gefällt. Usw. Aus dem VT die Mikrokaktik.
            Fpr die kurze Geschichte eine Geschichte zu finden in Matthiesen.
            Und mit Kronauer-Hilfe, die ja ehrfürchtig, das "Wahrgenomnmene" zeigt, wieder demiontiert diese Künstlichkeit. "Lektüre" des Realen so? Läß sich aus dem Vielen, Amorphen, etwas symptomatisch "herausheben" als "Zeichen? Also im Sinn von Salvidan kalvidan Brahma? (Hionigwissen also?) Grenzübergänge schaffen so, da lacht Terplan von dort ziemlichlaut! Kontingenz ist Irritation und Verführung.

Unbedingt anknüpfen an Kronauer.
15.- August. Nun ja. Aber das Vergessen löscht die Welt asu wie der Schlaf. So daß wir vn gestern so wenig wissen, wie von einem vergangenen Leben. Und eine Geschichte für Terplan habe ich auch noch nicht gefunden.
            Dafür Hinweise bei W.B. Yeats, der seit Oktober 1917, vier Tage nach seiner Heirat, über seine Frau mit "ihnen" verkehrte, schriftlich, der in Trance schreibenden und mit der im Schlaf sprechenden Frau. In "Eine Vision" ist diese ganze Gecshichte beschrieben. Auch der Verdacht, daß die "Toten" im Schlaf sprechen, der sie gefangen hält, wie Schlafwandler durchbrechen sie das Mögliche, die Mauer die uns trennt. Vielleicht seien sie Gefangene eines Dramas, das wahrscheinlich diese Verbindung überhaupt möglich mache. Hatten sie hier was verloren, eine Hälfte, etwas voin ihrer Seele, diese Hälfte nun suchend, die beschädihgte?
            Aber zu Terplans Geschichte, die ja meine ist, könnte ich Yeats rfahrung mit "ihnen" nehmen, das symbolische System, nämlich, das er erhalten sollte, würde Jahre dauern, sagten sie ihm, und er wußte: bevor er nicht seine innere Geschichte egschrieben habe, wie auch Wilhelm Meister vor seiner Initiation seine eigene Geschichte lesen und kennenlernen  mußte, die ein anderer gecshrieben hatte, bekäme auch Y., und natürlich auch ich nicht jene Kenntnisse von dort, die im Zusammenfinden zurückleuchten wpürde, den zurückgelgten Weg in einem Blitz zu erkennen und mehr noch.
            Eines aber weiß0 ich, ab heute Nacht werde ich das Grausen in Kauf nehmen und wieder das Tonband einschalten zum "Stimmenhören", vielleicht gibt es eine ähnliche Verbindung, wie früher schon.
            Ihm hatten sie ein interessantes "geometrisches Modell" diktiert, aber immer wieder zurückgezogen, gecshwiegen, wenn es nahe daran war, endlich kam es so weit, und er erfuhr von 28 typischen Reinkarnationen. Und dann in der Zeichnung eines Trichters oder einer Spiralem ein Bild für das Leben der Seele nach dem Tode. Dabei drehten sich dies Tichter, einer im andern in verschiedenen Drehimpulsen in entgegengesetzter Richtung. Aber auf die Frage danach erhielt er keine Antwort, sondern Hinweise auf Krisenjahre Europas, ähnlich aufgelistet, wie sie einige Moinate später in Spenglers "Untergang des Abendlamndes" angeführt waren. Undf ich griff mir an den Kopf, mein Gott: es war genau das Datum der russischen Revolution 1917.
            Yeats sieht die Reife und Tiefe seines "Towers" durch die innere Veränderung begründet, die sihc in ihm vollziog, nachdem er diese Erfahrungen gemacht hatte. Ich las in einem Essay von John Holloway darüber nach, um mir den "Tower" nahezubringen, doch kein Funke schlug. Dann kam ich an die Stelle der "Verknüpfungen", an die der "Snthese des "Manigfaltigen" durch ein ICH, das die des Dichters ist. In Kants "Kritik der reinen Vernunft" - "Analogien der Erfahrung", wie werden sinnlose Eindfrücke, Bilder zu einer "Welt". Und daß sie nicht in einem Vorher-nachher-Verhältnis verknüpft werden. Sondern durch eine "Regel". Und die kommt in der driten Analogi: nämlich dem gleichzeitigen Zusanmmenhang aller Apperzeption. Dich die Kette von Ursache und Wirkung wird bei Y. und überhaupt im Gedicht durch Analogie (Metapher) teilweiser Ähnlichkeit ineinandergecshoben,  assoziativ.  Und apriorisch durch das schöpferische FIAT des Dichters, der selbst mittendrin ist in einer nur sinnvollen Symbolwelt von Ereignisssen einer andauernden verhexten Verwandlung ins Unmögliche, das möglich wird: durchs "Lied", das dem Bauernmädchen "Glanz" verleiht, die Bauern drängeln läßt, Trunkenbilde um den Verstand bringt. Hanrahan, Saufbiold und Hauptheld verhext die Spielkarten zu HUNDEN. Die begraben werden? Riter mit eisenbeschlagenen Schuhen rennen die Trepp des Turms hoch, schlagen ihre Würfel aufs Brett.
Y. will Latera-magica-Bilder geben.
            Werde mich auch dem "Seth"-Bericht wieder zuwenden. Denn hir wird im "Augenblickspunkt", so, heißt es, lebten die Toten, und es könnn gleichzeitig Handlungen ungehemmt ablaufen, gemäß ASSOZIATIVEN Mustern, die gegeneinander bewegten "Trichter" und das Gedichtmodell von Yeats, überhaupot von Dichtung bestätigt. Das also viel mehr ist, als jede betriffliche Debnkarbeit, weil wor uns dorthin öffnen, wahrer, existierender sind.

            Las in Walt Whitmans "Gesängen", da mich die Behaupthauptung von Landauer angemacht hatte: hier werde ins Gedicht üversetzt, was Nettersheim, Böhme oder Cusanus und Paracelsus dachten, wollten, fühlten. Ebenso Indien. Aber ohne daß er es gewußt habe. Ich erinnerte mich an eigenes Gedicht an ihn. Und dann an den Bericht, wie er nach dem Tode seinem Biographen, dem Dichter Horace Traubel erschienen war, als wollte er ihn daran erinnern, daß es mit der "Biographie" nicht so einfach sei, und das wichtigste darin fehle, noch ausstehe. Der Biograph lag nämlich auf dem Totenbett. Die Erscheinung sei gut bezeugt, und zwar war Walt mehrfach dem Horace erschienen, meist stand er am Fenster, schweigend, doch auch Dr. Bucke habe Horace besucht. Walt stand da von einem goldenen Strahlenschein umgebn, grüßte anmutig mit der Hand, dort m Fenster, das ihn nicht spiegelte, und sagte beim zwzweiten- oder drittenmal "Komm, ich erwarte dich", und jedesmal, wenn er kam, sagte er: Komm, mit mir, komm, ich erwarte dich." Meist war Horace allein, doch einmal kam Oberst Cosgrave
zu Besuch, öffnete die Tür, es muß im August oder Septmeber 1919 gewesen sein, und wachte dann die drei letzten Tage an Traubels Bett, und sah, daß Horace gelähmt war, halbbewußt und wegen der Zungenlähmung fiel auch der Gruß verstümmelt aus, seine Augenb waren aber ausdrucklsvoll und wach, und der Colonel konnte an ihnen die Wünsche des Sterbenden leicht erraten.
            In der letzten Nacht gegen 3 Uhr morgens verschlimmerte sich plötzlich sein Zustand, er schien in einem schwer beonnemmenen Zustand, die Atmung war kaum wahrnehmbar und der Körper von Krämpfen geschüttelt. Dnn öffnete er die Augen und sah zu einer bestimmten Stelle hin, bewegte die Lippen, versuchte vergeblich zu sprechen, der Colonel wandte den Kopf wie unter Zwang und sah zu jener Stelle am Fenster, das Zimmer war halkbdunkel, nur von einer Nachtlampe hinter einem Vorthang erleuchtetg, in diesem Halkbdunkel war eine kleien Wolke zu sehen, die sich rasch ausbreitete und bald eine menschliche Getsalt annahm, und die Züge Walt Withmans trug, und in der gewohnten Haltung und Kleidung. Er blickte Traubel an und lächelte ihm liebevoll zu, als wolle er ihn ermutigen und willkommen heißen. Zwimal machte er ihm ein Zeichen mit dem Kopf, wobei am Ausdruck des Gesichts erkennbar wurde, daß er Traubels Mut heben wollte.  Er blieb etwa eine Minute sichtbar, dann löste sich seine Gestalt in Nichts auf. Doch bevor er verschwand, bewegte er sich Horace zu, dieser war wegen seiner Lähmung nicht imtande lange und anhaltend den Kopf zur Seite zu wenden und mußte in seine norm,ale Lage zurückkehren, aber er murmelte: Walt ist hier. In diesem Augenblick bewegte sich das Phantom auf den Colonel zu, schien durch das Bett hindurchzugehen und berührte die Hand des Obersten, wie um ihm Lebewohl zu sagen. Der Colonnel empfand bei dieser Berührung wie einen leichten elektrischen Schlag. Schließlich lächelte Withmann Harace ein letzes Mal zu und löste sich auf. Zwei Stunden später, es war am 6. Septemvert 1919, tat der Kranke seinen letzten Atemzug.

            Heute feiern die Leute in Stuttgart Walters 85. Geburtstag auf der Solitude. Auch die Hochzeit von L.s Bruder, die Taufe  Philips wurde dort gefeiert. Ich erinnere mich plötzlich an das Ambiente, und erschrecke: "jene" Solitude hatte gar nichts zu tun, in ihrer Perspektivverschiebung, wie ich sie damals sah, mit der von heute, wo ich mehrfach als Stipendiat (seit drei Jahren) gewohnt hatte, und viele Erlebnisse, darunter Liebserlebnisse gehabt hatte. (Ruth!) Die Umbauten, die inzwishen stattgefunden hatten, auch, daß damals eine einfache Gaststätte und ein Hotel, heute aber ein Nobelrestaurant und die "Akademie" dortstehen, könen unmöglich solch eine Verwandlung bewirkt haben, daß mir jenes alte Erlebnis "vorher", wie ein Traum, eine fremde Gegend erscheint. Und ich erinnerte mich an solch eine, nun wirklich frappierende Aufschlüsselung durch eine Ausstellung auf der Solitude dieses Phänomens der Erinnerungsverschiebung und Konstruktion durch unsere Phantasie der "ORTE", Projektuion aller Erlebnisse, als wären sie in einer Inszenierung erst von uns geschaffen worden; nein, doppelt inszeniert, erst beim aktuellen Moment, dann in der Wiedererinnerung:
            Ich suche im Tagebuch eine gemeinsame Erinnerung mit Ruth.
Die ich dann beim Berliner Colloqium im Juni 92 vorgetragen hatte.
12. April 1991
Anselm Baumann
AUGEN ZEUGEN
            Im "Kunstgang" auf der Stuttgarter Solitude mit den vielen Türen, wo ebenfalls Künstlerwohnungen waren in diesem von Phantasien überfüllten Haus, hatte Baumann ausgestellt. Und T. lud mich  ein, die Objekte anzusehen. Wir gingen den langen Gang bis ans Ende, an den Türen vorbei, alles in Weiß und links die lange Fensterreihe, wie ein durchlöcherter Raum, und unten im Tal die Stadt. Der Bus hielt an einem der Fenster, man sah die Leute ein und aussteigen. Es fiel mir auf, wie viele Türen sich andauernd bewegten. Und Augen, die alles ansahen, Welt herstellten, die ich sah.
            Dies ist die Replik der Kunst auf die Medien, sagte T. nämlich die Arbeit mit dem wirklichen Raum, dem Körper, dem Übergang vom Zweidimensionalen zum plastischen Ausformen im RELIEF, also etwas, was das Scheinbild auf dem beliebtesten Objekt heute, dem Bildschirm nicht kann.
            Was ich hier im Buch kann, das kannst du auch, sagte ich: was keine Kamera kann, so mit unseren Wahrnehmungen arbeiten, sie ausbilden, als hätte wir wie in der Liebe wieder mit richtigen Sinnen und Räumen und Körpern, wie deiner und meiner, zu tun.
            Sehe nur Mattscheiben, zumindest thematisiert, wenn nicht hintergründig zum flash des Erkennens gemacht worden.  Und doch gehen wir vom irritierenden ÜBERGANG aus zwischen dem Blatt, also hier der Seite, die zur Saite wird: hin zum Plastischen also Dreidimensionalen, gar noch höher als  nur Körper, zu seiner Metaphysik, was er zeigt, nämlich in zentral-perspektivischer Gliederung wie im Barock die Konvergenz, daß durch die Anordnung eine optisch verstärkte Tiefenwirkung entsteht, eine Illusion, die nur wir, wie hinzugesetzt, sehen, die wirklich nicht da ist, ähnlich wie in der Scala Regia im Vatikan, die hab ich oft gesehn, sagte ich, aber freilich erotisch dienlich, als ließe sich die verstorbene Liebe  durch Verschieben der Wände, die sie verhindern, erreichen.
            Ideal wären zwei Aufnahmeapparate, sagte sie, und sah auf die Reliefs, eines, Wood-Cube genannt, wie zwei Spiegel gegenübergestellt, ein Sehpleonasmus, so wird der Raum, durch das Volumen der Reliefs illusionistisch zum Bild seiner selbst.
            Ouspensky müßte man dazu lesen, sagte ich, keine himmlischen Erscheinungen sind nötig, im Raum selbst hier, schau und versuch zu beschreiben, ich möchte es, samt den Figuren, da liegt schon ein unlösbares Geheimnis, wie wir den Raum, also das Erscheinen der Wirklichkeit mit den Blicken erst herstellen, ihn mit den Augen abtastend, oder ganz abgehen, daß er uns ganz abgeht, wir darin verschwinden können oder er in uns. Und das genau ist heute das wichtigste, unmittelbarer, nicht der schlimm geübte lange abstrakte Umgang mit dem, was wir sehen, dem Herumjonglieren mit Namen, sondern die Welt daraus fallen lassen. Wir finden darin einen Spalt, durch den wir schlüpfen können, aber wir brauchen dazu, wie die Kabbalisten es mit Buchstaben taten, das Verschieben von Wänden und Perspektiven, oder auch von Silben und       Buchstaben, und das Arbeiten mit dem, was Wände oder Wortwände so blind herstellen, unsere Wahrnehmung. So greifen wir ja nicht nur ins Unmittelbare ein, in das, was ich hier im Text sage auch, sondern heben es auf, greifen in seine Wirkung ein, indem ich sie  hier mit aufnehme, und die Dimension, die wir gewohnt sind, unmerklich verrücke,  Gesetz, vielleicht des alten Falls oder gar der Vergeltung, lösche. Zu wissen, daß Blicke zeugen können, der Text aber hier nun das Auge.
            Fern sehen , sagte sie: tut nichts anderes, stellt künstlich ein Bild her, das wir sehn, und kalkuliert seine Wirkung mit einer optischen Kulissenschieberei, Schnitten, Zeitlupen, und    natürlich schnelle Bildbewegung, Illusion der Wirklichkeit, als wäre es nicht nur ein Voranrücken des Statischen, rasender    Stillstand also, sondern "Leben", auf daß wir erkennen, was es gewollt hat; ja, es ersetzt abenteuerlich, genau wie das Autofenster oder Flugzeugfenster auch, das Greifbare, Unabgezogene mit dem Abziehbild, auf daß wir daran lebend sterben. Ich aber habe Sehnsucht nach dem Geruch und Geschmack, der Kontur wirklicher Dinge in ihrem Raum, wie es sie  in andern Jahrhunderten, aber auch noch vor zwanzig Jahren gab, und ich möchte wirkliches Holz mit seinem Duft im wirklichen Raum, wo wir uns wirklich mit unseres Augen und Händen und Ohren, und wo wir herumgehen und uns ganz befinden, kein austauschbares und verviel-fältigtes Phantom aus Zelloloid, Kunst-Stoff oder hier Papier, das sie mir da auf einer  Glaswand vorspielen oder du.
            Ja, genau so ist es, sagte ich: Hier mit dir Ruth lebe und erlebe ich wirklich, daher werde ich in Museen, leider nur sie sind noch wirklich, und in Austellungsräumen: high, als beginne ich zu leben, springt dann ein Funke über. Und du bist drin, Ruth, ich kann deinen Augenausdruck an mir erkennen, und wir erschaffen in diesem Augenblickspunkt oder Ort die gleiche Welt, und sind gespannt auch aufeinander, Pfeil beide und Ziel zugleich, gefährlich schon, wie im Zen, wo der Blick das Ziel erschafft, und so der Pfeil auch immer die Mitte der Scheibe, hier des Labyrinthes trifft, mühelos in seinem Raum drin, den wir herstelllen, und schlag das Auge auf, nach bei Kant.
            Sieh, das Relief, sagte sie: es ist sogar ein Sprachdoppel, Anagramm, lies es rückwärts: Pfeiler, wirklicher Sinnraum in uns: wider die Verflachung des Apparates, der uns die Arbeit abnimmt, Massenfaulheit herstellt, Passivität der Welt, bevormundet, lenkt, daher auch die schreckliche Fadheit nachher, nichts schöpferisches, wir müssen die Welt nicht selbst herstellen, sie wird uns vor-gespielt, das ist Diktatur, Michael, nichts anders, Bild- und Denkdiktatur, daher müssen wir uns aufbäumen, mit dem Holz, mit den Pflanzen und Tieren, und dem Mineral gegen den falschen Hersteller von Welt, der sie uns stiehlt, ihre letzten Reste, die noch nicht vernichtet sind.
            Ja, sagte ich, konkrets Dasein nicht nur, fühlbar, tastbar, riechbar, HOLZ, schön gemasert, die Zeichnung, sieh, elementar und aus dem Geheimis selbst hergestellt, Mater materia, alle Atome, Elektronen, Zellen, drück darauf mit dem Finger, berühr sie, kleinster Punkt des Weltalls, sondern auch Gegenspieler nun das Relief, nur ein Schein und Phantom von Geisterbild, und betrügt uns, meint unabhängig zu sein, vom Träger, den wir berühren, Schaltung und wirkliches Gerät, das Auge schafft überspringend diese eingeplante Synthese, du meinst ja dort einen Menschen zu sehn, wohlbekannt, normal, und ist doch nur ein Produkt von Wellen, künstlich getan, was auch sonst unser Augenbild über die Lichtstrahlen, doch von wirklichen Dingen hervor-gerufen, herstellt hinter dem Lid. Dabei wäre aber die Analyse so wichtig, was ist solch eine Schaltung anderes, als das geronnene Wissen, daß sich selbst zum Modell wird, das Feste auflöst in Schwingungen, und nun auf diesem Weg Vorstellungen von etwas Nichtvorhandenem, nun gut: Gespeichertem, blitzschnell "überträgt", daß wir meinen, gewohnte Welt zu sehen, doch gerade diese wird ja nun so in ihre wirklichen Bestandteile zerlegt, daß das "wirkliche" Bild als doppelter Betrug, als Phantom "erscheint", uns einlullt, hypnotisiert, mimt, was sonst die Natur tut: unsere Augen zu täuschen.
            Doch nach dieser Täuschung sehnen wir uns doch, meinte Ruth, nachdenklich. Und ist es wirklich nur "Täuschung"? Oder eher Unaufmerksamkeit? Wir stoßen andauernd an unsere eigne Absenz. Wenn wir  aber aufmerken, uns im Raum wirklich empfinden, dann mit LEIB und Sele, lustvoll und atmend: ein Körper, der lebt. Immer noch: ich wollte, daß  Wahrnehmung sich selbst wahrnimmt, sich anschärft, wund, wie im Frühlung, an ihre Grenze stößt, an ihre Wundränder sozusagen, unser Körper nämlich, wie die Sinne sind die wirkliche Metaphysik. Der Raum, in dem wir uns befinden, dieser Gang also mit den Türen, und den neben den Türen an der Wand in den Reliefs dargestellten Räumen, geometrisch stilisert, bis hin zum darauf sichtbaren Illusion eines Faltobjekts auf dem dreidimensionalen wirklichen Relief, irritiert, pendelt zwischen tatsächlichem Raum und Bildraum, erlebt das Oszillieren zwischen Scheinraum und Raum, in dem wir uns befinden, so merkst du etwas: nämlich, daß es jenes Apriori, von dem Kant sprach, gibt, daß wir eine in uns wirkende Raumvorstellung haben, die alles formt, sonst könnten wir ja diesen Unterrschied zwischen wirklichem und Scheinraum gar nicht erkennen, wie wir in der Bewegung  beim Sitzen in einem Zug, nicht wissen, welcher Zug fährt, unserer oder der andere gegenüber, nehmen wir nicht irgendeinen Punkt außerhalb der beiden Züge, einen Baum, ein Signal, einen Menschen, der "steht", zum Vergleichen: Nur die Vorstellung "Raum" aber kann uns ja Orientierung verschaffen. Und da wollte ich eine Rückkehr des Leibes, über unsere Sinne, den Blick vor allem, erleben lassen, auf den sich ja alles bezieht, und den schützen vor dem Verschwinden, Körperwahrnehmung, ohne die Liebe nicht möglich ist, trainieren, denn ich bin selbst liebeshungrig und sehne mich nach einer Rückkehr in meinen Körper, der sich in dieser toten Umgebung oft so empfindet, als gäbe es ihn nicht mehr, nur den Kopf.     Raum Vorstellung ist das Mirakel, die gibt es
sie ordnet das Chaos. Es heißt, ein Außerirdischer könnte nur irres Partikelgestöber hier erleben, auch ein Toter, der nur Gedanken telepatisch zu Landschaften vorstellt, nicht aber wirkliche Partikel in Gegenwirkung von Herstellen und Unform.
            Die Anwesenheit des Leibes fordert sich ein, ich merke es, und du bist mit dabei. Ich fühle dich. Und weiß ja, daß du meine Projektion bist. Entlang von Breite, Tiefe, Länge wird der Leib zum Ergründen seiner Raumhaftigkeit angehalten, ich spüre es wie einen Zwang, wie einen Kinderblick auf den ersten Holzblock, den ersten Menschenkörper, das Dach, den Baum, Konturen die fast schmerzen, Gewißheit da zu sein, und dazu gehört auch noch das Gehen hier im Gang, kein Gedanken Gang, wir tun es mit dem Körper und auch noch gemeinsam, und ich berühre dabei deine Hand, wie ich dein Relief mit den Blicken berühre, mich an einen unsichtbaren Pfeiler anlehne, der mein Eindruck ist, merke, daß ich einen Körper als Mittler dazu habe, ein Wahrnehmungsoperator, Mittler, überhaupt etwas außer mir zu erkennen, ja, mit ihm zu sein, und Wahrnehmung der Wahrnehmung an der Grenze angekommen, im Zusammenfallen der vielen Eindrücke, Erinnerungen, Ruth, die mich überfallen, ergeben das Bild: Ruth mit ihren Reliefs, und ich mit allem, was ich dabei spüre, mitten im Raum, dies Spüren gewissermaßen nun das geheime unaufgelöste Bild dieses Ganzen, sein Bild im Bild, so wie sich eine Kuppel auch nur hält durch das Zusammenstürzenwollen aller Teile, die sie zusammensetzen.

            Aber vergiß nicht, ein Haken ist dabei, eine Gegenidylle, auch gegen jene, die du nun gerne herstellen willst, um mich in deinem Bild und als "Ganzes" schon "zu haben", mein Lieber, ihr denkt immer nur an das Eine, sagte sie scharf, machst schön auf platonische Denkliebe in abstracto, damit fängst du mich nicht, sagte sie plötzlich heftig, daß ich ganz verdattert schwieg.
            Zu sehen ist ja der Schein, wir erkennen das, was wir ersehnen, als dieses Nichts, ach, die Kunst, auch sie: Vorspiegelung, was bleibt, ist der sinnleere Raum, das H., wenn wir wissen, was da geschieht, mit uns geschieht und geschehen ist,   wir handeln nicht frei, eingeengt, die Situation, die wir jetzt erleben, auch als Einfall, ist strikt gebunden an die Kette, und jetzt ausgelöste Kettenreaktion vorhergegangener Ereignisse in uns um uns, die Kette fesselt, ist unsichtbar, wir nehmen sie nur wahr als Macht äußerer Ereignisse, nicht als das, was wir verursacht haben, mit dem Resultat, das wir sind, die Macht der Ereignisse, die hinter uns liegen. Vergiß es auf keiner Ebene, das H, am allgemeinsten und anscheinend uns so fremd, gewaltsam Asche und Atom, das zur Leere führt, und erst dies mit aufgehoben im Bild, kann das, was wir tun, auch was du da auf deinen Blättern tust, ich weiß, unweigerlich wird auch das, was ich sage, auf deine andere Seite kommen, aber hüte dich!

            Du bist schon hier, entgegne ich nun, aufblickend aus dem hypnotischen Blatt Papier, hier: meine Vorstellung, festgefroren im Laut, in der Silbe, auch wenn es dich nicht mehr gibt, alles vergangen ist, was festgehalten werden soll, hier.
            Ach, Ruth, verzeih, nichts anderes wolltest du doch selbst:
Wir meinten, ALLES sei Bezug, verschwanden darin, im Schein, der uns trog, wir dachten, nur die Bedingung für die Möglichkeit unseres Erscheinens müßten wir herstellen, dann wäre, das, was wir empfanden, schon Liebe, und auch schon ein Kunstwerk. Es wäre mehr gewesen, wenn es Liebe gewesen wäre. Es reicht nicht aus, diesen Raum zu haben, ihn zu bedenken, auszufüllen, er bleibt unausgefüllter Rahmen, kein Kontext, auch dieser im Künstlerhaus, samt den Erregungen, die in dem Selbsthergestellten wie Funken sprangen, reichten aus, die Sehnsucht zu erfüllen, nein, dazu gehört jene Liebesfähigkeit, von der du ein Zitat erbatest, ich hatte es in der Vitrine auf der Wartburg gesehen, ein Foto  eben von einer Reise  in den Osten mitgebracht, aber der Schlüssel reicht nicht aus, nicht einmal die Türe, wenn es dahinter kein Zimmer gibt; es bleibt hektische Leere vor der Tür, oder im Anprobieren des Schlüssels, ein Drehen im Loch, die Leere.
            Du hast es ja in den Kunstkontext deiner Reliefs selbst eingebracht, und  faszinierend, daß ich trotz allem davon erfüllt sein konnte, wie mit dir: der Wahrheit dieser Bedingung heute, so bleibt die Magerkeit unserer Zeit gewahrt, als Kritik, Unterscheidung also, schmerzliche Teilung, Mit-Teilung-Sein auch an dem, was wir meinen kreativ tun zu können oder in der Liebe Nichtssein zu können; Ausstellungs- ja, Museumssituationen hineinverarbeitet, in die Reliefs nicht nur, ihre eigene Lage in ihnen enthalten, aussagend, was sie nicht sein können: Bäume zum Beispiel, nicht einmal Holz oder wirkliche Labyrinthe, sondern Simulationen und Modell ihrer eigenen Bedingung.
            Und höre dich: auch unsere Liebesillusion ist solch ein Museum. Retten kannst du dich nur, indem du sie genau so entlarvst, wie ich es versucht habe. Daß es künstlich ist und war, dürfen wir nicht ernstnehmen, um weiter leben zu können, doch ist es unabdingbar notwendig, es zu wissen und zu verschweigen. So treffen sie genau auf den Ort, den sie als Ereignisse nachstellen, im Wissen davon, aber gehn sie unter; was bleibt ist nachhallende Bitterkeit, hier zu sein, wo nur das Absurde zur Wahrheit entstellt.         


Alles  löst sich in einem unsichtbaren Gesamtzusammenhang auf. Wir haben große Worte dafür wie "Tod" oder "Gott":  Das Bild, die Außenwelt verschwinden, sind nicht fassbar; ihm wird jede Einzelwirkung genommen; alles eilt der Zukunft zu, die der eigentliche Hauptakteur ist, und wo ein großes Versprechen eingelöst wird, das man ahnt, noch nicht weiß, dem aber in einem rasanten Tempo die Sätze zustürzen. Eigentlich ist alles ein einziger offner großer und bodenloser Satz. Und so wird tatsächlich verhindert, daß wir uns ein BILD machen oder ein Gleichnis und Sinn suchen. Denn an sich gilt das Detail, das Sichtbare nichts, ist nur Funktion und auf etwas anders, noch Unbekanntes bezogen; jede Handlung hat in sich schon das Zukünftige, ließe sich nur von da aus begreifen. Dieses aber ist fast immer die Katastrophe, ein Untergang, das Zeichen dafür steht schon am Anfang, was geschieht, holt nur die Zukunft gewissermaßen ein, wiederholt, das, was tödlich in ihm steckt, am Ende als unausweichliche Katastrophe und Tod oder als erschreckendes Geschehen, das so tut, als breche es ein, war aber schon längst da und zeigte sich schon vorher als Warnung. Im weitgespannten Rahmen des Geschehens, wird das für unser beschränktes Sehen völlig Unvereinbare Detail für Detail aufgedeckt, wobei die Einzelheit wieder vom nicht-begreiflichen angesteckt ist, genau wie wir es heute so evident in der Wirklichkeit ziemlich offen nun erkennen können.

            In einer spannenden Geschichte "Das Haus" hat Maurois nicht das Haus zur Begegnung mit Geistern geführt, ondern das Haus ist ein Produkt der Träume, mehr noch: die fiktive Erzählerin, die das Haus träumt, war selbst im Traum abwesend und hat das Haus mit ihrn Schatten bewohnt, das sie in der Nähe der Isle-Adam später in der Wirklichkeit wiederfindet, als wärs eine Umkehrung des Deja Vu.
           

13. August 93. Allerherrgotsfrüh. Ein Hahn krät in der Nachbarschaft, Morgendämmer, aus der Dachschräge fahles Licht. Der Hund träumt und grunzt in seinem Korb. Vögel singen durchs offene Fenster in die Synkopen des Hahns. Und sah das Gesicht von Nikolaus K. vor mir. Mußte an Nikolaus K. schon vorhin denken. Denken nachts, Freund und Hörspielredakteur in Frankfurt, gleichaltrig, der sehr krank zu sein scheint. Aids? sagte L. Er ist homophil, hats immer, auch mit einer Freundin, zu verbergen versucht. Er hat meine grenzüberschreitenden Ansichten nie geteilt, es gab Streit. Zwei Jahre Pause. Und jetzt, ausgerechnet jetzt hatte ich ihm geschrieben.
            Er wollte es mir nie glauben, daß es kein Ende gibt. Plötzlich fällt mir Bohrers Bemerkung in seiner "Plötzlichkeit" ein, daß Kleists Selbstmord durchaus auch mit der Überzeugung jener Zeit zu tun hatte, es gäbe eine Weiterentwicklung der Seele nach dem Tode. Lessung, Kant und die Aufklärer hatten es propagiert (ist dies die "Erziehung des Menschengeschlechts"?, von dem wir weder auf dem Gymnasium noch an der Universität, nachher im Kulturbetrieb erstrecht nie etwas gehört hatten?!) Kant? Hatte ich ihm mit meinen Angriffen Unrecht getan, daß seine Philosphie aus der Verdrängung dieser Sphäre (ins "Ding an sich") entstanden sei?

            Im Halbschlaf noch vor dem Aufstehen, ich versuche es um sieben, es gelingt selten, da ich ab fünf oft wach liege und die Gedanken für den nächsten Tag kommen, auch die Träume arbeiten nach -  war mir klar, daß das Unheimliche auch aus dem Exaktesten schon kommt, es auch gefühlsmäßig - im Zustand bestätigt. In meinem Berliner Celan-Vortrag im Literaturhaus (März 93) hatte ich das auch gesagt, die Passage lautet:
            "Paul Celan hatte  etwas begriffen, erlebt und erfahren, was andere Menschen in ihrer Idylle nicht begreifen konnten.Es ist  ein `Aus der Sprache fallen` der Dinge, doch dieses Fallen ist zugleich auch "ein Kernpunkt der Krankheit Schizophrenie", es ist das Erleben, daß die selbstverständlichen, für  Gesunde sich nur wiederholenden Dinge des Alltages dem Nicht-Normalen furchtbar neu sind.  Eigentlich eine unerträgliche Erkenntnis der unverhüllten Wirklichkeit, die kollektiv auch im Todeslager furchtbar erlebt wurde: wenn das Vertraute zerreißt, etwas sowohl völlig Neues, wie auch  etwas in Gedanken nicht Faßbares da ist. Der Zeitfluß wird nackt, stockt, wie beim Sterben.
            Alles scheint einfach, doch gerade diese Einfachheit macht verrückt und jagt Schrecken ein. Der Bruch ist viel umfassender, weil er heute den durch Historie veränderten Tod mit dem Weltbild der Physik, das genau in jene unheimliche Richtung weist, verbinden müßte. In Celans großem Gedicht-Zyklus "Engführung" klingt schon 1959 dieser neue Ton an. Celan stellt Sprachinstrumente zur Beobachtung des in der "Gewohnheit", der Wahrnehmung Noch-Nicht- Vorhandenen her: "Orkane./ Orkane, von je,/ Partikelgestöber, das andere,/du/ weißts ja, wir/ lasens im Buche, war/ Meinung.//...Wie faßten wir uns/ an mit/ diesen/Händen?" G I, 200.
   Vom Atom wissend, daß Außen, feste Welt nur Wahn ist, versuchte Celan eine "Spektralanalyse der Dinge".     
   Durchaus    richtig beschrieb Tuwia Rübner bei einem Celancolloquium in Haifa in seinem  Diskussionbeitrag "Lyrik nach Auschwitz" des Dichters unheimliche Lebensstimmung und Sprachkunst, kafkaähnliche "von Buch zu Buch     atomarere Textualität" herstellend, beschrieb sie mit einem Zitat aus Eddingtons "Weltbild der Physik": "Ich stehe auf der Türschwelle, im Begriffe, mein Zimmer zu betreten. Das ist ein kompliziertes Unternehmen... ich muß  auf einem Brett zu landen versuchen, das mit einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern in der Sekunde um die Sonne fliegt; nur der  Bruchteil einer Sekunde Verspätung, und das Brett ist bereits meilenweit entfernt... auch hat das Brett keine feste Substanz. Drauftreten heißt auf einen Fliegenschwarm treten. Werde ich nicht hindurchfallen?" Tuwia Rübner, "Lyrik nach Auschwitz" a.a.O. (Fußn.12), S. 42ff).

            Für den Romanautor Hermann Lenz schien Celan ein Mensch, der "bewegte sich wie einer, der dem Boden nicht traut." Und genau dieses ist heute wirklichkeitsgerechter als die Annahme   einer gesicherten "festen Welt". Hermann Lenz, "Erinnerungen an Paul Celan" a.a.O. (Fußn.9).




12. August
Traum: in S. ein altes Haus. Werde von vielen Mädchen begrüßt. Eine liegt neben mir, Marcella. Sie sind alle komisch freundlich, aber zurückhaltend, reagieren aber sofort auf jede Bewegung von mir, als ich nach M. die Hand ausstrecke, rollt sie sich sofort in mein Bette. Und kreicht wie eine große Katze unter die Decke, ja,ja, so ists gut, sagt sie, zu dir. Dann schickt sie eine andere, kleine, alles spielt sich in einer Art Küche ab, ins Nebenzimmer, die bringt einige große Scheine, Franken und D-Mark. Die soll ich bekommen. Wieso, frage ich mich, schweige aber, nehme das Geld und gehe schnell die Treppe hinab, beginn zu laufen. Es ist klar, sie haben mich für ihren Zuhälter gehalten. Viele Hinderniss, Zäune, Sackgassen., Bauplätze usw. stellen sich mir in den Weg auf meiner Flucht. Es gab da auch eine Begegnung mit jungen Typen, doch zu einer Schlägerei kam es nicht. Hab ich meinen Beruf verfehlt?

In der "Hermannstädter Zeitung" ein Artikel über den Schüler-- Aufsatzwettbewerb "Ich, als Deuitschsprchender in Rumänien". (Aus einem Schülerwettbewerb ist einmal die "Aktionsgruppe Banat" hervorgegangen.) 98 Auzfsätze. Die Hälfte Rumänen und Ungarn. Not. Schüler vom Land erleben die Verölassenheit. Ausgewandert sind sie, die Bewohner diesr schönen Häuser, einen Teil ihres Leben shatten sie hier leigengelassen." "Hätte ich auch gehen sollen? Hier gibt es was aufzubauen, dort ist alles schon fast fertig. Fleiß braucht man überall, doch dort läuft alles fast von selbst... HIer braucht man Pioniergeist, Begabung im Improvisieren." Die meisten wollen bleiben. Tränen in den Augen beim Treuebekenntnis der Mehrheitler. Seelische Bindung an Deutsch. Sie werden diese Kultur möglicherweise fortführen. Auch wnen sie Nachteile, ja Haß hinnehmen müssen. Bindung an diese Sprache und Kultur und die sbg. Tradition.
            Wieder Gedichte von Anemone L. Sie sind gut. Und lese ihre Sonette an G.C. als sie sich trennten, diese Trauer der Verlassenheit. Dieser Riß im "Weltwechsel (blödes Wort), der mir einmal so naheging. Jetzt? Ich gehöre nicht einmal mehr in diese Trauer. Ganz trocken geworden im Nirgendwo. Hier ist das Nirgendwo. Das merke ich auhc im Umgang mit den ganz andern Menschen hiert, die ein anders Leben haben, meines gehört nicht dauzu, ihres zu mir nicht. Wie vertraut und warm jene ander Atmosphöre wie glöeichgültig diese. Nichts, nichts ist vergessen.
            Ein Gedicht vom 9.8., das so weit, zu weit oben ist:

HOFFNUNGS-
LOS

Habe ich tatsächlich
den Glauben/ an etwas
Kommendes? Dort ist die
Hölderlinie weiter gereist
am Neckar zur Kokel zurück.
Am Meer aber
aber vom Ich weggefahren,
der Tod.

Keine Frage: die Grenzen
sind ersehnt und befreit,
käme ich an, käme einer
ichlos an: säuft am Abend
entspannt, der Augenblick
offen, rätselt aber die Frühe
eben im Tau.

Doch weiter, immer weiter
entzieht sich der Horizont,
komm ihm näher,
unfassbar ist und nie
das Kommende,
genau am Horizont,
genau die Sekunde,
die im Gras IST eben
verendet.

Aber fernangekommen hier am
Waldrand heimgekehrt
auf eine Breite: hier, ja
der Bogen zurück
ein Ich niemals mehr -
Nein, tatsächlich darüber
hinaus, Gesetz aus
der Leere/ wo Ich/ langher:
verschwunden bin, und
zurückgelassen ist: das Späte
Glück, wenn kein Auge mehr haftet:

Nein, würfelnd sammelt, Ja,
Er würfelt ja doch
unter der  alten mittel-
meerigen Iris: Schwarz
auf Weiß. Stiftet sich
Selbst. Kein Kreis,
Nein: vier Ecken
der Welt, ein Ent-
Wurf gefangen mitten
im Entkommen.

            Es geht, um den Zweifel an der Zukunftshoffnung, ähnlich wie sie N. hatte. Und doch ein "Kern" in uns ist, diese Hoffnung.
Im Tagebuch gelesen. Und dort die Szene mit Bianca Döring, ich erzähle ihr von meinen Schreckmomenten hier auf dem Berg, nachts; diese Öffnungen, Angst schafft einen freien Raum jener Fremde, wo Wahrheit aufblitzt: das Unheimliche nach Freud. Bei Heidegger ogar Methode.
            Meine Mittel: Totenstimmen auf Tonband nachts aufzunehmen. Dies Gruseln ist alt. "Das Schaudern, heißt es sogar im Faust, sei der "Menschheit bester Teil". Aufzurütteln, aus dem andaurenden Selbstvergessen.
 Geistergescjhichten z.B.


24.1. 92
Gestern Gespräch mit Bianca Döring, junge Autorin. Was interesiert ist ja Sprache. Und das unheimliche, die Grenzgänge.
Wie Schleef. Oder auch der Knecht von Werner Fritsch im "Cherubin".  Ich hatte ihr dise Geschichte erzählt und sie härte fasziniert zu, als käöme ich in diesert Sphäre der Wahrheit nah:

            Es war im Dezember,., kurz vor Weihnachten. Ich schrieb an einem Vortrag in meinem Zimmer in C., es war Nacht. Da knackte es im Raum, irgendetwas klirrte, vielleicht ein Vogel, der aus Versehen ans Fenster geschlagen hatte. Und die ganze schöne Ordnung, woraus ich für diese Rede, die ich vorbereitete für ein Tagung an der Kölner Universität, brach zusammen, und was ich da sagen wollte, schien mir plötzlich höchst lächerlich. Das Alleinsein nachts hier, vor allem nach zwölf Uhr ...  Eine Ecke ist da in meinem Zimmer, wo es hoch hergeht, woher ich nur den Ausdruck habe, "hoch her geht", stimmt genau:  da die Unsichtbaren dort wohnen, ganz nah am Fenster zum Wald, sind auch und nie zu greifen, aber da.Mondsgefrieser, könnt ich meinen. Und wenn es Nacht wird, reichen sie herein, und rühren mich von hinten an. Da steh ich auf, dreh die Deckenlampe an, dann erst knipse ich die Schreibtischlampe aus und geh mit dem Gesicht der Tür zu, Rücken ihnen zugwandt und rückwärts, Schritt für Schritt, immer den Blick in die Vergangenheit, schnell, so schnell Es in mir geht, zur Tür hinaus zum Schlafen, zum Treff mit ihnen im Traum, wo sie eher hingehören als in den Blick, der mich trifft und erschreckt, denn im Traum bin ich ja ganz bei ihnen, einer der ihrigen, das weiß ich, und flieg. Doch hochgefahren aus dem Traum, ist es auch ganz voll im Zimmer mit ihnen, und ich geh unter die Decke, um nicht mehr da zu sein, das löst sich heiß und weich auf, aber schwitzend schon.
            Und dachte: Bei Celan sinds doch auch lauter Geistergeschichten, jenes "Fremde", "Andere" "Unheimliche" aus dem Meridian? Aber gerade die Öffnung, seine Überraschung, sein Rätsel, des Nie-darüber vorher Bescheidwissens- ist ja... auch dieser Schrecken auch in einer Geschichte, oder im Gedicht, das spricht nur so, wie es in der Büchnerpreisrede heißt: " wer weiß, vielleicht in eines ganz Anderen Sache? Und es würde einem vor Angst die Sprache verschlagen, und das Absurde eine Geste, jenseits der Sprache: erkennbar etwas Ganz Anderes in der Emotion, Ahnung, Furcht und Zittern gar im Undenkbaren? In der Literatur als Trick eingesetzt? wie eine Katharsis. "Den Draht zerreißen", alles andere Wortanpassung?! Opportunistisches Schreibnen? Der Zustand ist durch Sprachhilfe zu erzeugen, ja, aber die Sprache muß hlflos, muß unnötig werden. Eine Art mysterium tremendum, vielleicht, wie Rudolf Otto sagt, es könne zu "fast gespenstischem Grausen und Schauder herabsinken". (Das Heilige). Ich nahm mir fest vor, dieses in Köln zu asagen, und wußte schon im gleichen Augenblick, daß dies unmöglich ist. Und warum? Alle würden lachen, ddies Angst kenn kaum noch einer, Niemand mehr, und ist doch das eigentliche Nirgendwo und Nicht-zu-Hause -sein, nach dem wir uns sehen, ein Wiederschein in der Kindheit, mit Großmutter auf der blauen Vranbda in der Morgenfrische, Sonne scheint durch die bunten Glasfenster auf den Frühstückstisch usw. aber was ist vertraut: dies?
            Mich hat da die Gecshichte des Russen, Herrn Mamtschitsch, beeindruckt, der die vierzehnjährige Schwester Paladja eines Freundes aus Kiew als Reisemarschall auf die Krim begleitet jhatte, und die wenig später an einem Aneurismabruch starb, und dann auch in Kiew, als er, Herr M., der Offizier, mit einem Dienstkameraden in Kiew eine neue Wohnung in der Prorjesnajastrada bezogen hatte, und auf einem eben hereingetraghebnen Klavier spielte, Palladja plötzlich in der offenen Tür stehen sah, die aus dem Sal in sein Arbeitszimmer, wo das Klavier stand, führte, sie, ein wenig von der Seite, aber ihm zugekehrt, das Gesicht, und ihn ganz ruhig anblickte, gnau jen Kleidung trug, die sie im Tod getragen hatte, und verschwand dann nach wenigen Minuten hinter der Tür des BNebenzimmers, löste sich sozusagen in Nichts auf, und einmal, sie kam dann immer wieder, kaum sprechend, nur einmal das Wort "Ruhe", mit jenm besonderen Klang, und da hatte Mamtschitsch jedesmal dieses Schauderbn im Rücken, ervblaßte, und leicht aufschrie wie ein Anhalten des Atems empfand und die Sprache so verschlug, als wäres auf der Schwelle der Tür, eine Art Versuch jens Sogs, im Einzelnen, in ihm freilich noch, dahinzukommen, wo er mit seinem Bewußtsein sonst nie sein konnte, eben das Unheimliche so erzeugte, als außergewöhnlichen Zustand, der ein andauernder hätte sein müssen, um jeder Lüge zu entgehn, als wäre das, was sich täglich zeigte, einzig wirklich, und dr Zustand sei auch nicht die Wirkung eines Erschreckens oder einer Erregung gewesen, sondern etwas Ganz Anderes, vielleicht waren es bei solchen Zuständen die oft beobachteten Anzeichen einer außergewöhnlichen Beanspruchung zum Zweck eines Sichtbarwerdens jener, die eigentlich keine Person mehr sind, sondern ein anderes Strömen und Wirbel, und unsere Halluzination, eine Art Wahnsinn an sich ziehen, um erscheinen zu können mit Hilfe unserer Augen, Lichtverarbeitend,  und eines von uns im Gedächtnis gespeicherten Bildes - alles aus atomaren Konturen sozusagen hervorsteigend, und jenseits jener rasenden Lichtwelt, aber über sie hervorbrechend.  
            Und da fiel mir das Wort eines Freundes ein, Forscher auf diesem Gebiet, der Jung zitierte, und von unserer Schwäche sprach, das Traumleben enorm mitgenommen, beschädigt das Unterbewußtsein sogar, so daß uns die Kräfte fehlen, um sie jenen, die sich da drängen leihen zu können; so sei auhc die gesamte Totenwelt durcheinader geraten, nicht nur unsere. Sie versuchten es jetzt über Mikrophone und Fersehen, an der Grenze der Lichtgeschwindigkeit, wo nun alles sozusagen "automatisch" und ohne uns vor sich geht: so die sogenannten "Tonbandstimmen" entstehen.
            Und meine Flucht, wenn mich solche ZUstände nachts überkommen, schien mir nun gewissenlos, was und wewn versäumte ich dann, der mich brauchte.
            Da bleibt nur der "interessante" Zustand und oihne Folge. Es ist das Verborgene, Nicht-Vertraute. Daß es roh ist, aber äuß0erst intensiv, "Gänsehaut", Haare zu Berge stehen, unnd selbst Otto erkennt an, daß "Spuk- und Gespenster-Erzählungenb" "auch aiuf hohen Stufen der allgemeinen Gemüts- bildung "Gewlt und Reiz habe. Für Heidegger ist "Angst eine ausgezeichnete Erschlossenheit des Daseins", er verweist auf Augustinus timor, auf Luther und Kierkegaard in "Sein und Zeit". Vertrautheit zerbreche, und in der Angste sei einem "unheimlich", es sei Nichts und Nirgends, das Nicht-zuhause-sein und zeige so die "Grundverfassung des daseins" an, soar die "Klärung des existentiellen Sinns". Und zerbricht "die alltägliche Öffentlichkeit des Man, das die beruhigte Selbstsicherheit, das selbstverständliche "Zuhause-sein" in die durchschnittliche Alltäglichkeit des Daseins bringt". (S. 188/89.) Das eine "Flucht vor dem Unzuhause, das heißt der Unheimlichkeit" sei.
            Weniger erhellend und nicht vom wirklichen Schrecken, nur vom Literarischenb ausgehend, ist Karlheinz Bohrer in seiner "Ästhetik des Schreckens". Wobei allerhei Unheimliches von Hoffmansthal bis Jünger gebracht wird. (Plötzlichkeit, 1981). Besser dann 1991 (Merkur 506):  "Erwartungsangst und Erscheinungsschrecken". Ausgehend vom Tragödienschrecken und dem Medusenhaupt - das wie ein abgeschlagener Kopf ist, starr macht. Chock erzeugt.
            Am besten das Kapitel über den "gefährlichen Augenblick."
Zwitfolge muß zerrissen werden, viel mehr noch als in der Novelle, einer "unerhörten Begebenheit", KOntuität der erzählten Zeit aufgehoben. Unvorhergesehnens Ereignis wichtig, als Zeit-- Geschichte sozusagen, denn es "gibt keine Aussage, die rekevant wäre über einen Augenblick hinaus". Niemand war in der nächsten Sekunde. Grauen bei Nietzsche: weil "der Satz vom Grunde" eine "Ausnahme erleidet," sernn der Mensch plötzlich an an den Erkenntnmisfprmen der Erscheinung irre werde." Eine "große Loslösung" subjektiv "Subjektivität eschatologischer Erwartunbg"? Jeden Augenblick möglich, was uns trennt: die Wand. (Ändert euer ganzes Bewußtsein, denn das Reich des Himmels ist DA. Seligpreisungen ?) Keine Erkenntnis mehr aus der Therie, nur Bexcshreibung was ist? War also schon damals das, was heute gilt: "Anspruch antiideologischer Freiheit" (Bohrer). Eben , eben alles zum Teufel schickn, das "langweilig" wird. Und Kierkegaard: "Das Dämonische iost das Plötzliche" (Der Begriff Angst). Bohrer unbedingt weiter.
            So aber wäre das, woran es gemesenn werdebn könnte: das Totengespräch. Die KZ-Geschichte. Schrecken im Alltag. Vor allem aber: die Geistergeschichte. Alles, was Gewohnheit zerbricht. Es ist doch so, daß Geistergeschichte mit Schuldkomplexen umgehn. Und von Untaten und Gewalt ausgeht. Diese ERscheinungen eben reißen uns ins Fremde, und dies müßte im Satz gut übertragen werden auf den Leser. Aber ich muß selbst davon ergriffen sein, der unerbittlich andern Welt. An ihr muß nicht nur die Handlung, das Ereignis, die Zeit ins Paradoxe und Absurde kommen, sondern auch die Sprache selbst. Dies müßte erarbeitet werden. Jetzt habe ich wenigstens einen "Auf-Hänger".

            Müßte solche Szenen und Txexte als Rohmaterial suchen. In Macbeth. Lenz. Büchner z.B. Matthiesen?
            Ein mein Hörspiel für den SDR "Der Doppelgänger" brachte ich noch folgende Szene mit ein:
TEMPLIN: Ja, ich kann dir eine Geschichte dazu erzählen. Das war Weihnachten, und ich war mutterseelenallein in Lucca, Freunde hatten mir ihr altes Haus überlassen in der Via del fosso, sie mußten zu ihrer kranken Mutter nach Rom, und das Haus stand leer. Es ist nicht schön, aber wahr, was ihm einsamen  Haus passierte. Da jeden solch komisches Gefühl befällt, der Weihnachten allein bleibt, als wären wir dann Kinder. Und im Haus, nahe vom Fenster ists sowieso unheimlich, dem Wald zu bei mir, deshalb war ich nach Lucca gekommen. In solchen Momenten bist du ganz aufgeschlossen, wund, Angst steht dem, was wirklich im Grunde ist, nah. Starke Gefühle.
MICHUM: Eine Art tremendum oder?
TEMPLIN: Und ich war froh, als es läutete, sah durch den Spion, da stand ein jüngerer Mann, ein wenig seltsam altertümlich gekleidet. Doch hier ists bei manchen Brauch, zu Neujahr sowieso. Sogar Masken. Und der fing an zu sprechen:
STIMME GRANUCCIS: Verzeihung, da dachte ich, es sei mein Zimmer.
TEMPLIN: Sind Sie auch allein? Fragte ich gleich, dachte, das sei ein Nachbar vielleicht, der die Zimmertür verfehlt hat.
GRANUCCI: Hoffentlich glauben Sie nicht gar, ich hätte mich absichtlich geirrt, Signore, ich dachte wirklich, es sei mein Zimmer, ich wohne erst seit kurzem hier zur Miete.
TEMPLIN: Ich nahm das für einen Trick.
STIMME: Ich hatte keine Lust zu meiner Familie aufs Land zu fahren, ich bin nämlich Schriftsteller, und bin hier geblieben.
TEMPLIN: Ja, dann! - Nun, das war auch die Erklärung für seine extravagante Kleidung. Und fragte: Woran schreiben Sie denn?
STIMME: Nun eine Art Tagebuch ists, auch Gedichte. URBANO nennn ichs. Meine Mutter behauptt, es sei alles Unsinn, was ich schreibe. Weil ich jung bin. Ich fühle mich aber alt.
TEMPLIN: Nun ich hatte ihn akzeptiert. Bat ihn  zu bleiben. Und ging in die Küche um ein Weihnachtsessen vorzubereiten. Als ich wieder kam, war der Mann verschwunden. Ich fühlte mich noch einsamer, als vorher, aß abwesend von der kalten Platte und griff nach einem Buch. Zufällig wars ein sehr altes italienisches Buch. Ich blätterte darin, es waren Aufzeichnungen, ich stieß auf das Datum des Heiligen Abends 1571, und las in altem italienisch, das ins heutige Deutsch übersetzt, folgendes berichtet: "Das erstemal allein zu Weihnachten. Ich hatte ein höchst sondrbares Erlebnis. Als ich von einem Spaziergang heimkam, saß ein älterer Mann in meinem Zimmer. Zuerst glaubte ich, ich hätte mich in meiner Zimmertür geirrt und in ein fremdes Zimmer geraten, aber das erwies sich als falsch. Und nachdem wir uns eine Weile nett unterhalten hatten - war der Mann auf einmal spurlos verschwunden. Ich glaube fast er war ein Geist. Gefürchtet habe ich mich allerdiungs gar nicht, er war sehr sympathisch, und siogar recht vertraut, mir äuß0erordentliczh ähnlich, als wäre er ich, der ich einmal im Alter sein werde."

*
            Heute hatte ich mich hier wieder geärgert, weil die Putzfrau meinen Namen nicht wußte, keiner kennt ihn hier; die Italiener sind eine für Fremdsprachen völlig untalentierte Nation, nicht einmal meinen Vornamen könnenen sie aussprechen. Gottseidank, wer fleißig ist  kann  sich durch Schreiben und Reden, vor allem durch Talk Shows  im Fernsehen einen Namen machen. Hätte ich doch hier gleich den Profesore eingeführt, wären die titelbesessenen Leute hier sofort eingestiegen; wer keinen Titel hat, hat auch keinen Namen. Aber ich hatte ihn ja sowieso seit dem Exil verloren.
            Mein Trost ist meine Einsamkeit. Im Alleinsein finde ich zu mir selbst. Ich schrieb an einem Vortrag in meinem Zimmer, es war Nacht. Da knackte es im Raum, irgendetwas klirrte, vielleicht ein Vogel, der aus Versehen ans Fenster geschlagen war. Und die ganze schöne Ordnung, woraus ich für diese Rede, die ich vorbereitete für ein Tagung an der Kölner Universität, brach zusammen, und was ich da sagen wollte, schien mir plötzlich höchst lächerlich. Das Alleinsein nachts hier, vor allem nach zwölf Uhr ...  Eine Ecke ist da in meinem Zimmer, wo es hoch hergeht, woher ich nur den Ausdruck habe, "hoch her geht", stimmt genau:  da geschieht ganz nah am Fenster zum Wald etwas, von dem man dann, wenn einer ma nächsten Tag frägt, sagt: es war nichts. Sie sind auch und nie zu greifen, aber da.Mondsgefrieser, könnt ich meinen. Und wenn es Nacht wird, reichen sie herein, und rühren mich von hinten an. Da steh ich auf, dreh die Deckenlampe an,und knipse dann erst   die Schreibtischlampe aus, geh mit dem Gesicht der Tür zu, Rücken ihnen zugwandt und geh rückwärts, Schritt für Schritt, immer den Blick in die Vergangenheit, schnell, so schnell Es in mir geht, zur Tür hinaus. Leg mich Schlafen zum Treff mit ihnen im Traum, wo sie eher hingehören als in den Blick, der mich trifft und erschreckt, denn im Traum bin ich ja ganz bei ihnen, einer der ihrigen, das weiß ich, und flieg. Doch hochgefahren aus dem Traum, ist es auch ganz voll im Zimmer mit ihnen, und ich geh unter die Decke, um nicht mehr da zu sein, das löst sich heiß und weich auf, aber schwitzend schon.
            Und dachte nun. während ich die TReppe hochging: Bei Celan sinds doch auch lauter Geistergeschichten, jenes "Fremde", "Andere" "Unheimliche" aus dem Meridian? Aber gerade die Öffnung, seine Überraschung, sein Rätsel, des Nie-darüber-vorher Bescheidwissens- ist ja... auch dieser Schrecken in einer Geschichte, oder im Gedicht, hat mit diesem verlegenen "es war ja Nichts" zu tun, das spricht nur so, wie es in der Büchnerpreisrede heißt: " wer weiß, vielleicht in eines ganz Anderen Sache? Und es würde einem vor Angst die Sprache verschlagen, und das Absurde eine Geste, jenseits der Sprache müßte geschehen: erkennbar etwas Ganz Anderes in der Emotion, Ahnung, Furcht und Zittern gar im Undenkbaren? "Den Draht zerreißen", alles andere Wortanpassung?! Opportunistisches Schreibnen? Der Zustand ist durch Sprachhilfe zu erzeugen, ja, aber die Sprache muß hlflos, muß unnötig werden. Eine Art mysterium tremendum, vielleicht, wie Rudolf Otto sagt, es könne zu "fast gespenstischem Grausen und Schauder herabsinken". (Das Heilige). Ich nahm mir fest vor, dieses in Köln zu sagen, und wußte schon im gleichen Augenblick, daß dies unmöglich ist. Und warum? Alle würden lachen, diese Angst kennt kaum noch einer, Niemand mehr, und ist doch das eigentliche  Nicht-zu-Hause -sein, das Vertraute zerbrochen, von dem alle nur reden.
            Nur noch in Wahnsinnszuständen wird die Pappwelt, die wirvfür lebendfig halte, unsere in einer Art "Atomlicht" sichtbar. Marguerite Sechehaye berichtet von ihrer "kranken" Renee, d. h. diese sahgt es selbst: wie auch ihre FReundin fremnd werde bei einem Besuch, sie versuchte "verzweifelt, Kontakt zu ihr zu bekommen, zu spüren, daß sie wirklich da war, lebendig und greifbar. Aber es wurde nichts dartaus... und dennoch erkannte ich sie ganz genau. Ich wußte, wie sie hieß, und alles, was mit ihr zu tun hatte, und trotzdem kam sie mir fremd vor, irreal, wie eine Statue. Ich sah ihre Augen, ihre Nase, ihren sprechenden Mund, ich hörte den KLang ihrer Stimme..." Und das Auß0en erscheint ihr, "wie eine wiete grenzenlose Ebene, und alles "weiß0 und glänzend wi unter den Strahlen der Sonne, glänzend wie eine Nadel." Sie sah sozusagen das atomare Geschehen, das uns trennt.
            Mutter, die Geschwister, sie können das, sie erschleichen sich das Vertraute auch im Fremden, eine Soße deckt alles zu; noch besser im Dienst, Regierungsräte, Polizisten, Minister, Beamte, Lehrer, handeln alle in irgendeinem Namen "als" dies als das, offizielle Geschäfte, Betriebe und so haben Vorhang... Und da fiel mir, wenn ich so an Namen denke, eine Geschichte ein, die Großmutter immer erzählt hatte, und soll in Kronstadt passiert sein, einen merkürdigen Ton bekomm ich da ins Ohr, ihren: Es war am 13. August 1905, da starb meine Tante, Lea Coates, Tochter des Ingenieurs Coates, hör ich die ein wenig singende Stimme der Schwerhörigen: Leatante starb nach einem sehr zurückgezogenen ereignislosen Leben, wie viele von uns damals gutbehüteten Bürgersfrauen. Sie hatte einen Anfall oder eine Ohnmacht, während sie eine Treppe hochstieg, schlug beim Fall mit dem Kopf so heftig auf, daß sie das Bewußtsein verlor. Sie konnte sich nach
einiger Zeit zu ihrer gebrechlichen Schwester hinschleppen. Nach einigen Tagen starb sie, nachdem sie nur für Augenblicke das Bewußtsein wiederlangt hatte. Sie wurde in der Familiengruft bestattet. Fünf Jahre darauf starb auch ihre kranke Schwester, die Gustitante. Die dritte Schwester aber, die Tante Marie, die bisher mit den bneiden zusammnegelebt hatte, zog zu ihrem Sohn Robert, dem Pfarrer ins große leere Pfarrhaus. Sechs Momnate darauf, etwa im November 1910 begannen dort die seltsamsten Erscheiungen. Robert mein Vetter war ein geistig hochstehendr und sehr wissbegieriger Mann. Alles, was dort geschehen war, ist in seine Aufzeichnungen eingegangen.  Ich selbst war damals nmoch ein halbes Kind, doch die Mutter, die Frau, die Töhchter und die Dienstmagd waren Zeugen und hatten alles ebenfalls sehen kjönnen, was dort an unwahrscheinlichen Begebenheiten die Gemüter so erregt hatte.   Ich erinnere mich noch, wie meine Tante Marie zitternd von einem geflügelten kugelartigen Wesen erzählte, dies sei mehrmals über ihrer Tür erschienen, die Flügel flatterten wie die eines Vogels, erzählte sie atemlos, und der Vorhang an der Innenseite der Türe sei zur Seite gezogen worden... obgleich sich niemand näher als 3 Meter davon entfernt, aufgehalten hätte,  erzählte sie, so gab es meine  schwerhörige Großmutter wider, lautes Kratzen sei zu hören gewesen, während der Erscheinung von einem großen Vogel, zu sehen auf der Türfüllung, und anscheiunend aus der Richtung der ERscheimnung kommend, eine Stimme gerufen habe: "Ich brauche dich"!, wobei dies mehrmals wiederholt worden sei, und die Stimme rufend: Marie, Marie, Marie, habe es auch auf englisch wiederholt, nämlich: Mary, Mary, Mary, Maries Name, aber auf  englisch, weil ein Bruder, den sie sehr geliebt, als Schiffsart unterwegs war, unerreichbar damals, und ein lautes Knurren wie von einem Tier, endend in einem Geheul oder KLagelaut, ließ es allen kalt über den Rücken laufen, und nichts konnte entdeckt werden, obwohl die vier Zeugen augenblicklich alles untersuchten, zumal der Pfarrer, der ja den Geist hätte bannen müssen, was seines Berufes war, Umgang mit dem Jensiets durchaus diues Gesoenstische zu vrtreiben und alles zu gesunden, er konnte nur in sein Buch später, am 18. Dezember schreiben, daß dies Unheimliche sich wiederhole, sogar bei hellem Lampenlicht gegen sieben Uhr abends, während der Hermann, der Sohn und Ilse, die Tochter Roberts, im Speisezimmer mit der Mutter, da wurde die Türe plötzlich weit aufgerissen, und aus dem leeren Türrrahmen die gleiche Stimme rief: Ich brauche dich! worauf gleich eine hohe Frauengestalt, schwebend und weiß durchs Zimmer gleitend nach dem Nichts in der offenen Tür, den Vorsaal etwas über dem Bodenb gehend, durchschritten, zur Küche hin in dem dort sich erstreckenden langen Gang hinab, und die Mutter mutig, hielt sich unmittelbar hinter der Gestalt, griff wiederholt nach ihr, aber durch sie durch weie durch Butter, keine Hand konnte sie fassen mit diesen eigentlich, wie wir nun wissen, auch aus Licht bestehenden, aber nun festgewoirdenen Fingern und zu dicht, wie die nachfolgenden Tante Marie und Ilse rein gefühlsmäßig nur und unmittelbar als tasteten sie selbst, wahrnahmen, ohne jedes Wissen aber, und konnten noch sehen, wei die Erscheinung, den Fuß der Hintertreppe erreichend, die in den Gang mündete, die TReppe hinaufstürmte, und als wäre eine richtige Verfolgung im Gang, beraten die FRau Roberts und Ida , die Magd den Gang von der Küche her, so daß nun alle schs die weiße Gestalt ganz deutlich sehen konnten, und als die nun die TReppe erreicht hatte, warf sich Tante Marie sozusagen mit einer Art Hechtsprung, die ihr mniemand zugetraut hätte, dem Unheimlichen    nach; es war dabei ein erstaunlicher Ernst, und wie angetrieben von mehr als nur Neugierde, alle umgaben das, was gecshah, mit mehr als ihrem sichtbaren Körper schien es, und keine der Frruen kreischte und zitterte gar, alles ging eigentlich ziemlich sachlich vor, als wäre ein fremdes, exotisches Tier ins Haus eingedrungen, das es fangen oder zu verjagen galt..
...
            Was Lea wollte, stellte sich im Laufe der Zeit heraus. Sie kam noch oft, Robert war vor allem von der Stimme (ein Außerhalb, Nichts, was beschreibbar ist) beeindruckt, am 22. Dezember besonders deutlich,  im Oberstock nebst großem Lärm und Läuten aller Hausglocken, sechs Personen hörten diese Stimme, langgezogene klagende Töne, laut und klar aber gesprochen, und gab sich zu erkennen der Mutter und den beiden Tächtern, am Ende "Gute Nacht"! in langgezogenem klagendem, Ton, und auch das Ich bra-u-uu-ch-e  d--i-ch, wobei der sonst nüchterne und forschende Robert zur Ansicht kam, daß der anscheinend heftioge Schmerz, der in der Stimme lag, der Art der Erzeugung der Stimme zuzuschreiben sei, und nicht so sehr einem wirklichen Kummer, vielleicht auch dem Echo in uns selbst, das Einmalige dieses Tönens aus einem Hohlraum der Ferne, der das Abwesende ganz nahe bringt, etwas, das alles Gewohnte zerreißt, den Anschein eines Durchbruchs dessen, das so fremd ist und ddem wir doch angehören, meinte der Pfarrer, und ließ seine Frau und die Töchter untersuchungshalber diese Stimme nachahmen, was nicht gelang, die Wirkung war völlig unähnlich nämlich es war möglich bei all diesen Versuchen, der Stimme einen genauen Ort anzuweisen, die Stelle, Richtung usw. aus der sie kam, die Stimme aber schien von irgendwo aus der Luft zu kommen und sich von Zimmer zu Zimmer fortzubewegen, jedoch auf eine schwebende und hellhörige Art, wo ein unsichtbarer Hintergrund wie ein Trichter und Sog ein Echo bildete, das eine nicht erkennbare Mauer zu durchschallen hatte, und an keine Person gebunden war, wie die Stimme auch.
            Ich dachte an Palladja, und daß "sie" uns tatsächlich brauchen würden, doch sie "dringen nicht mehr durch. Bei unserem Nachbarn, dem alten GBF, der ein überzeugter "Unglaubiger" ist, wie er selbst immer wieder betonte, dessen Frau vor zwei Jahren gestorben ist, kamen zwar auch seltsame Phänomene vor, und sie rufe ihn jede Nacht mit seinem Namen, als hielte sie sich daran fest, einmal hatte sie auch in alten Briefen und Dokumenten "gewühlt", etwas gesucht, alles auf dem Boden liegen lassen, doch keiner wußte, welchen "Sinn" dieses Suchen gehabt hatte, und in ihm hatte auch keine weitere Ereignisebene PLatz, alles blieb stumm, bis auf den rufenden Namen.
            Ähnlich gings auch in meiner Familie vor vielen Jahren zu, nur, damals war der Kontakt noch zustande gekommen, immer wieder durch die Stimme, die "Ich brauche dich" rief. Man versuchte es, um bessere Auskunft zu erhalten, mit Klopftönen, die weniger anstzrengend sind für beide Seiten, und da kam tatsächlich auf die Frage, "bist du glücklich", das Wort "Le", aber nicht zu Lea
fortgesetzt, also zur unmittelbaren Person, die es ja "dort" nicht mehr gab, sondern zu "Letters" auf Englisch, was wieder an den Schiffsarzt denken ließ. Ob sie die Buchstaben der Schrift über dem Familiengrab meine? "Ja", sehr lautes "JA". Und Erstaunen, warum sich eigentlich Tote um solch irdische Dinge, wie Srache bemühen, Inschriften. Und Robert dachte an das darin enthaltene "Gedächtnis". Robert, der in der Materie bewandert war  er hatte viel gelesen, fiel auch eine Theorie von du Prel ein, die sich "Monodeismus" nannte, eine Art hypnotischer Traum jener, die im Ganz Andern Zustand sind, aber wie Schlafwandler,m vor allem in der ersten Zeit des Übertritts, wobei Schlaf und Wachen, wie Leben und Tod nun sind, als Mondsüchtige des Todes hier ihre nächtlichen Gänge unternehmen, Folge eines tiefen Konfliktes, und mit ihrem Erkleben von hier, einem andern Gedöächtnis wie in wirren Träumen verbinden, und vermischen, so alos zum Schauplatz jener Erinnerungen und des Konflikts gezoigen werden, und die "Infizierung" könne Tage, Wochen, Jahre, ja, ganze Jahrhunderte dauern. Und Robert erinnerte sich, wie sehr Lea darunter litt, daß sie in ihrem Leben kaum zur Knentnis genommen worden, auch unverheiratet geblieben, unscheinbare Ertschjeinung gewesen war, ein "Imchen", wie das hier hieß, ein Mauerblümchen, ein armes Wesen, und jetzt hatte man sie auch noch namenlos begraben, quasi anonym, gleich fiel ihm diese Sünde des Nichtbegrabnseins ein, des furchtbaren anonymen Todes in Massengröäbern des Krieges, der Massaker. Ja, Robert besnn sich nun uf eine Aussage seiner Mutter, Leas Schwester, daß wegen ihrer und ihrer Schaester Krankheit, keien Inschrift auf dem Granitpfeler angbracht worden war. Und auf eihne entsprechende Frage, erfolgt in lautes "Ja". Man versprach also Abhilfe, was aber wegen des Winterwetters vorerst nicht möglich war, so kam die AStimme auch am 1. Januar, am 8., dann am 1. März, als sie wieder eine Tür öffnete und im Leeren stand. Am 24. März wurde sie an verschiedene Orten des Hauses von meheren Personen gleichzeitig gesehen, und sagte: "Marie, Marie, ich will meinen Namen wieder haben". Was darauf hinweist, dachte Robert, daß sie ihn hier wohl nie gehabt hatte, und nun ehernvoll nachträglich im Gedächtnis aller sein sollte, was früher versäumt worden war. Die Arme, dachte er. "Wir sind dabnei es zu tun", hatte Marie dann gesat. Und als Antwort, daß es diesmal alle sehr rührte, und die Frauen weinen muß0ten: Tu es JETZT", voller Trauer, Ungeduld und Enttäuschung, als sei alle Verletzung aus dem Leben nun wieder da. Worauf wieder alle Glocken läuteten, die Uhren schlugen, und man Lea den Gong geradezu anschlagen gesehen hatte, nur wer oder was sah, schien diesmal unklar, weil es sich alles in inem Gefühl der Reue aller auflöste, und Robert dachte: ja, und doch haben wir die Gelgenheit wieder alles guit zumachen, so spät, und sozusagen NACHHER. Oder nach hier? Die Nachzeit kam als er seine Aufzeichnungen das Ereignis beschrtieb anstatt Nachtzeit... Und man beeilte sich endlich di Inschrift anzubringen. Nahcdem es gecshehn war, wurde Lea nie mehr gesehen oder gehört.

11.August 93

Was aber ist Celans recht paradoxe Hoffnung? Sie ist zugleich an Negatives gebunden: daß es nun kein Gerede, keine Worte Machen, keine "großen Worte" gar, ja, keine "Kunst" mehr geben darf, aber Dichtung, nein, Toten-Gerspräch, in ihrem Dienst nämlich sprechen, das Sprechen überwindend. Celan versucht es eben von hier aus zu schreiben, immer wieder vom Tabula rasa her in der Umkehr, im Chok, wo es den "Atem und das Wort...verschlägt", ja, wo sie im gestockten Atem fehlt die Sprache, da erst wäre "Gegenwart des Menschlichen" (Brief an Sperber). Ein un-heimlicher Moment des JETZT, wirklich, nicht geredet, evoziert: Das "Es lebe der König" Lucilles unter dem Blutgerüst in Paris nach den "großen Worten" Camilles und Dantons, ist es etwas Absurdes, eine Geste, provokativ,  kein Wort mehr, Ereignis, etwas Wirkliches: sie gibt sich damit den Tod, wird sofort verhaftet. Was sie tut "befremdet" in diesem sich freisetzen, "Gehuldigt wird hier",  wie Celan in seiner Büchnerrede 1960 sagt, "der für die Gegenwart des Menschlichen zeugenden Majestät des Absurden," dem Tod und Wahnsinn am nächsten stehn, aber auch der Einbruch des "Ganz Andern" im Chock, jenes "Nichts", mit dem z.B. das Gedicht über den Luxemburg-Mord endet, wo, auch der Wunsch Luciles "der Strom des Lebens müßte stocken":".. Der Mann ward zum Sieb, die Frau/ mußte schwimmen, die Sau,/ für sich, für keinen, für jeden -// Der Landwehrkanal wird nicht rauschen.Nichts/ stockt."

Laut Celan ist solch eine Evokation eine "Verharrende", "verhoffende" Pause, wo etwas ganz Neues geschehen kann in der unerbittlichen Sukzession des Immergleichen von Herrschaft und
Unterdrückung, eine Art Widerstand wirklich geschieht.
Oder wie der wahnsinnige Lenz, der auf dem Kopf gehen möchte, um den Himmel als Abgrund unter sich zu sehen.Wenn  alles umkehrt: Zeit stockt: so "Nichts" erfahrbar wird. Wie bei Hölderlin die "Zäsur" und "gegenrhytmische Unterbrechung" in der Tragödie.
"Es lebe der König" also. Es könnte noch mehr gewesen sein als "Geste" und Suzid. Für das "Nichts" steht ihm Hebräischen auch "König". In einem Gedicht über Hölderlin heißt es: er "zackerte an/ der Königszäsur", was laborieren heißt, früher "pflügen". /PC 191). Er "zackerte" (Kronenzacke?) "Wie Jener/ am Pindar", Hölderlin ist gemeint im Jahre 1905 in Homburg. Eine dieser Pindar-Fragmente lautet " Das Gesetz/ Von allen der König, Sterblichen und/ Unsterblichen; das führt eben/ Darum gewaltig/ Das gerechteste Recht mit allerhöchster Hand".  Der König ist die "strenge Mitteilbarkeit des Gesetzes", in Hölderlins Kommentar. Das Gesetz ist der Ort der Begegnung von Gott und Mensch. Es geht um die Trennung, vielleicht ist dies die Königstzäsur, wie    Bernhard Böschenstein vermutet. Gott, das Heilige, Mensch, die Erkenntnis. Und das Tragische beruht ja in der Vernichtung, wo "grenzenlos die Naturmacht und des Menschen Innerstes im Zorn Eins wird, dadurch sich begreift, daß das grenzenlose Einswerden durch grenzenloses Scheiden sich reinigt." (Anm. zum Sophokles.) Kann zwischen Königszäsur und "messianischer Stillegung" durch die Katstrophe eine Verbindung hergestellt werden? (Benjamin?) Die griechische Tragödie wurde durch den  Seher "gegenrhythmisch" - indem er die ganz andere Sphäre der Vor-Sehung in die Realität brachte, in der Zäsur unterbrochen. Bei Celan ist es der Ruf, das "Gegenwort" Luciles. Und dies sei Dichtung. Stillegung der        Geschichte durch ihren Grund und Ab-Grund im Namen der Toten.
Das "Gegenwort", das "den Draht zerreißt" zum Normalen, das nur absurd ist, "das Wort, das sich nicht mehr von den `Eckstehern und Paradegäulen der Geschichte `bückt, es ist ein Akt der Freiheit. Es ist ein Schritt." (Meridian). Ein gefährlicher Schritt, der Wahnsinn und Tod mit sich führt, diese riskiert, ja, sich selbst so einsetzt, um mit dem Leben zugehörig das zu bezahlen, was nicht gedacht, aber da ist. Dies "im Namen der Katastrophe (im Namen der abgründigen Konversion, und genauer, der Revolte), das heißt im Namen dfes Daseins, wird sie nur um einer Sache willen gerechtfertigt oder gutgeheißen: um die der Hoffnung willen auf das, was Celan die Begegnung nennt." Philippe Lacou-Labarthe "Katastrophe" in: "Paul Celan" (Fußn ) S. 46).

            Die Begegnung mit dem "Ganz Andern", jem Du, das in uns mit DA ist, im Andern da ist, und in jedem Grashalm da ist, freilich nur JETZT, wirklich, erhellt nur durch den Chock, den Blitz im Augen-Blick, der ÖFFNUNG. Oder der Vernichtung. Aber gerade die Öffnung, seine Überraschung, sein Rätsel, des Nie-darüber vorher Bescheidwissens- ist ja das Gedicht, das spricht nur so, wie es in der Büchnerpreisrede heißt: " wer weiß, vielleicht in eines ganz Anderen Sache. Dieses `wer weiß, zu dem ich mich jetzt gelangen sehe, ist das einzige, was ich den alten Hoffnungen... hinzuzufügen vermag". (Meridian)`
            Ereignis und Weg, Augen-Blick des Geschehens, anknüpfend an alles Zugehörige - Nicht-Wissen wissend, wirft diese exakt in der hölderlinschen Spur einer "Apriorität des Individuellen" nun neu in rätselhafter WENDE schon damals um 1800 - oder Wendung der Trope, die ja der "Meridian" "Durchkreuzt", dem zu, was nach der Vernichtung dessen, was Hegel  "Gemeingeist" nennt, singuläres Ich nur noch hinterläßt, dieser Abgrund schon damals als Ort für Dichtung genannt; nach Auschwitz aber bei Celan: "heimgekehrt in/ den unheimlichen Bannstrahl,/ der die Verstreuten versammelt.""In der Luft", GW I, 290.
  Darf das eine Hoffnung sein? In etwas das unsagbar ist "versammelt" der neue "Bannstrahl"? Im Gedicht "Psalm" aus Celans Antibibel "Die Niemandsrose" - "blühen" die anonym in aller Nichtigkeit Ermordeten, die ohne Namen ausgelöscht und unbegraben zum zweiten Mal starben durch Nicht-Gedenken dem "Niemand" und dem "Nichts" entgegen. Das Schweigen des Sinnes, das Schweigen des alten Gottes zur Shoa, so Georg Steiner,"Das lange Leben der Metaphorik. Versuch über die Shoa," "Akzente", Heft 3, Juni 1987, S.210ff.
 in einem Essay über die Shoa, wo er Celan als wichtigsten Zeugen würdigt; gibt allein diesen Opfern das Recht den alten Gott aus seinem Schweigen, der Machtlosigkeit und Abwesenheit zu retten. Und gibt auch zu bedenken, daß uns, in "westlicher Rede" diese Shoa-Gedichte unzugänglich seien, da die Shoa diese Rede und den Sinn dieser Zivilisation gerechterweise ausgerottet habe, doch dauere möglicherweise das Gebot des Dialogs mit dem stummen Gott innerhalb des Judentums fort. Eben: Nichts und Niemand, wir haben es gesehen, sind ja auch sein Name. Doch schlagen wir bei Hölderlin oder Hegel nach, finden wir Nichts und die Negation in eben der Bedeutung, und daß  Gott (oder Sein) der Tod ist.z.B. "Phänomologie" S. 332: "Diese Allgemeinheit, zu der der Einzelne als solcher gelangt, ist das reine Sein, der Tod..."
 Von Heidegger zu schweigen. Und davon hat Celan genau so gewußt, wie von der Kabbala. Direkt zum "Bannstrahl" von vorhin und Celans Hoffnung des "ich weiß nicht": dieses Gedicht aus der "Niemansdrose": "Gott, das lasen wir, ist/ ein Teil und ein zweiter, zerstreuter:/ im Tod/ all der Gemähten/ wächst er sich zu.// Dorthin/ führt uns der Blick,/ mit dieser/ Hälfte/ haben wir Umgang." Und gleich darauf: "Das Selbe hat/ uns/ verloren, das/  Selbe/ hat uns/ vergessen, das/ Selbe/ hat uns - -. GW I, 218, 219.

            Nie ist aber zu vergessen, daß Gedicht immer Gegenwart, aufgeblühtes Jetzt ist, Zuwendung, Gewährenlassen eines, der inspirativ, anbindend in uns spricht, Gespäch im Augenblick, im Herzen bewegt, wie Celan sagt, "Innigkeit", kein historischer Exkurs. Nur lallend, stotternd oder im gestischen Ausdruck der Stummheit ist aber solches möglich unter den Auspizien des Tabula rasa und ganz Neuen: Dichtung als Destruktion des bisher Dichterischen oder des Schönen, stellvertretend für den tiefsten Grund einer gesamten Kultur. Das "Wie" ist vernichtet, Unvergleichliches ist geschehen, nichts Seinesgleichen mehr. Oder wie Améry sagt:

Das Schöne "als Gegenstand der Erfahrung im Stande der Ähnlichkeit" (Benjamin) - ist es durch das "Böse", die "Banalität des Bösen " und die totale Trennung (nicht einmal nur von Sinn) sondern von jeder Schwingungsmöglichkeit, Vertrautheit und Ähnlichkeit ersetzt worden?
Abends Stefano Baroni, der junge Fotograf. Er hat Fotos von mir gemacht, viel aus mir rausgeholt. Vor allem eine Art Totengesicht, ich war erschrocken, als sähe ich mich endlich selbst. Wieder zuviel getrtunken. KOmische Angst vorher, nicht zu entsprechen, zu enttäuschen. Diese Angst nimmt zu.
            Nachts schlaflos, dauernd der Streß wegen der Auftritte im Herbst. Die Zeitnot. Und daß der Sommer vergeht.

10.August
Spiel mit "Wende". Wendig eben. Und mehr auswendig als inwendig, ohne daß das was bisher zäjhlte, auswendig zu können. Dagegen sehr aufwendig alles, viel einzuwenden und vor allem Entwendung ists, was gecshieht. Das meiste ohne Verwsendun Alles von Winden, und windig ist es.

Dazu:Die FRucht von gestern: Hölderlins Geschichtsauffassung. Sein Gedicht führt Hegel weiter. Bei Hegel eine Ganzheit da, die frappiert, alles eingesammelt, so z.B. auch, daß der Einzelne nur wirklich sein kann in der Gemeinschaft. So also eigentlich heute eine große Schuld, auch der Dichter. Diese Schuld aber zugleich eine Aufgab des "Einzelnen" , Herausgefallenen? Ja gar notwendig Herausgefallenen? Als großer Trost aber schon dies: "die negative Bedeutung des Einzelnen über die Einschließung in das natürliche Gemeinwesen zu erheben, dem er als wirklicher angehört. Wenn nun aber schon das menschliche Recht zu seinem Inhalte und Macht die wirkliche ihrer bewußte sittliche Substanz, das ganze Volk, hat, das göttliche Recht und Gesetz aber den Einzelnen, der jenseits der Wirklichkeit ist, so ist er nicht ohne Macht.." Er kommt aus dem "Grund", der auch der des Gemeinwesens ist. Doch einer, der nur in dieser Negativität bleibt, ist wirkingungslos. Und da wieder auch mein Schuldgefphl des "vertanen Lebens" und Schreibens. Denn was gilt da noch von diesem "Idealismus", Geist usw. Lyrik, haha, sind total überscxhüttet, überrollt von innerter Masse des evident Mächtigeren, aber falschen, nicht mehr durchwachsenen Außen, das gar Spiegel sein kann. Erstaunlich, wie naiv Hegel noch zum Krieg stehen kann, aber so die Wahrheit sagt: Denn "der Geist der allgemeinen Zusammenkunftb ist die Einfachheit und das negative Wesen dieser sich isolierenden Systeme" des Gemeinwesens Erwerbs und Genuß, Besitz etc. muß von Zeit zu Zeit zerstört werden: "Um sie nicht in dieses Isolieren einwurzeln und festwerden, hierdurch das Ganze auseinanderfallen und den Geist verfliegen zu lassen, hat die Regierung sie in ihrem Innern von Zeit zu Zeit durch die Kriege zu erschüttern, ihre sich zurechtmachende Ordung und Recht der Selbsständigkeit dadurch zu verletzen und zu verwirren, den Individuen aber, die sich darin vertiefend vpom Ganzen losreißen und dem unverletzbaren Fürsichsein und der Sicherheit der Person zustreben, in jenr auferlegten Arbeit ihren Herrn, den Tod, zu fühlen zu geben. Der Geist wehrt durch diese Auflösung der Form des Bestehens das Versinken in das natürliche Dasein aus dem sittlichen ab und erhält und erhebt das Selbst seines Bewußtseins in die Freiheit und in seine Kraft." (S. 335). Daß also eine Art "Inversion" sich an der Unwirklichkeit des Todes vollziehen muß, und daß also der Geist sich darin als Substanz der Subjektivität erkennt, spiegelt, in der Einzelheit nun so verletzlich wird, und seine eigene Unwirklichkeit, nun im Bodenlosen, weil außen ihm nichts mehr entgegenkommt, was gefestigt ist, keine Formen mehr da sind, worin er sich erkennen kann, ein riesiger Mangel also, eine Absenz, die sozusage wartet, in Zerrisenheit und Nichts wird es - wie bei Höälderlin - erst in der Dichtung zum Grund zu kommen, zum Quell wieder möglich. So kann sich der Geist im Negativen ins Angesicht sehen. In der Dichrtung sozusagen absoluter Nudus, Verweilen darin, was eine Zauberkraft, ein Sog ist "die wahrhafte Substanz, welche nicht die Vermittlung außer ihr hat, sondern diese selbst ist." Schöner Trost im Tod? Not-Wende also. Bei Hölderlin auch Lyrik aus dem Mangel. Schön in "Andenken" (nach Beißner) der Sxchiffer als Tatmensch, dann die L:iebe als vergehendes Intime, Kostbares, das verweht. Der tragisch offene und zugleich leere Horizont des Tatbereiches und der Liebe steht das stiftende Der Dichtung gegeüber, die einholt im Andenken, Eingedenken, schon im Hyperion (Diotima, Alabanda) dann der Ereemit mit der ganzen erinnernden Vortselklung der wiederholten Einsicht Er-Innerung des Ganzen, und es erlöst im Bewußtgewordensein und Angeshlossnsein, hervorteribend, was nicht gechieht , sondern IST im Grjnd nämlich. Heidegger erläutert Andenken" als Zurückholen des ganzen Kreises bis zu den Griechen, zu Kolom, ja Indien., Umkehr um heimzukehren. UNd das Virtuelle, schön: "Denkt das `Stiften`nicht eher àn`das Zukünftige. Dann wäre Andenken`doch ein Anenken, aber solches, das an das Kommende denkt. Gesetzt, dies Andenken denkt voraus, dann kann auch das Zurückdenken nicht an ein `Vergangenes`denken, dem nur der Becsbheid des Unwiderruflichen zu leihen wäre." (80). Besonders eindringlich bei Binder.
"aber so vieles gecshieht,/ Keines wirket, denn wir sind herzlos, Schatten, bis unser/ Vater Aether erkannt jeden und allen gehört." -(Brod und Wein). Geschichte wirkt nicht mehr, schalltoter Raum der Geist der Gecshichte. Geist der Gecshichte wirkt ungehindert, Geist der Geschichte, da ist die Wand Mensch davor heute. Dieser "Geist der Geschichte" ist virtuell, Potenz, bei H. sogar eine Art Überperson. oder ein Gott, dessen Macht an der Stupidität der Menschen eine Grenze findet Paradox, schon bei Lessing. Das Fürchterlichste in der Gecshichte also widerlegen ihn nicht, er ist etwas anders, als sein frei entlassenes Werk, das er selbstständig handeln lassen will,  bei Schiller sogar Sündenfall "glücklicshet Ereignis der Weltgeschichte". Natur wirkt, Geschichte handelt "frei", damit sei zusammenkommen braucht esein Drittes: Kunst. (Wie bei Schiller). Wo sie zu sich kommen. Allerdings, der Dichter darf sich nicht isolieren, muß teilhaben am Geist der Gecshichte, wirklich, wenn sie offenen Aufgen geschieht. Eben. Und dies die Schuld. Doch Offenheit auch. Und hier so eine Synthese, die aussteht, die bei mir unmöglich war: sie kann nicht gewollt, sie kann nur von Ihm gewollt sein Schon Lessing in Nathan: "Ich rief zu Gott: `Ich will`! willst du nur, daß ich will!" Dies warten wie im Yoga. Es ist dann "Schicksalstag", Ernst, kein ästhetisches Spiel. (Auschwitz heute gar). Sondern Zeuge sein. Der Geschichte zu dienen. Hölderlin immer bescheiden, diesen Dienst betont. Originell die Aufgabe: Da der Geist der Gecshichte, sein unbekanntes Futur nur durch das Geschehen, wie die Natur durch ihr Sein spricht, also stumm ist, ist erst Deutung ihr Bewußtsein durch uns, schlägt in der Kunst die Augen auf Übersetzung ihrer Formen ins Menschliche, Gott sich so selbst beim Namen nennen.
            Doch wie trügerisch zu warten auf den "Gemeingeist", der alles im Wirklichen dan auch zum Geishct und sichbra bringt. Gemein schon, aber kein Geist wird sein. Binder fasst zusammen: "Deutung der Geschichte im Gedicht ist Selbstdeutung des Geistes der Gecshichte, aus dem das Gedicht geborenb ist und der im Geist des Gedichtes sich selber eerknnn will." Dichtung geht eine Schritt weiter als Hegel, als Philosophie, holt aus ihr das Höhere, Näher zum Verboregenn, Nicht-Verfügbaren


            10. August 93. Abends Decrescenzos Vorstellung seines Buches "Delizia" in der Versiliana, das L. überstzt hat. Der Entertiner trug mündlich wie Witze lustige Teile seines Buches vor. Im Freien. Schöne alte riesige Pinienbäume. Besser waren die Fragen und de Antworten. Kommt aus dem Süden, aus Neapel die Revolution? (D. ist Neapolitaner. UNd er hatte die verrotete konsumistische Mailänder Art, die Kälte etxc. der Wärme und Offenheit der Neaolitaner in seinem Buch verglichen. In meinem Vortrag in Hermannstadt " Östlicher Rechtum und westliche Armut" hatte ich ihn in der ersten Fassung zitiert. Vgl.) Er wioegelte ab, sagte, wir hätten ja schon eine Revolution von obven. Und erhoffe, daß mit noch zwei Selbstmorden de Sache abgecshlossen sei. Sein Buch über die Liebe habe er gecshrieben, weil jetzt nach der Kälte des Konsumzeitalters das der Gefühle käme. Gab Beispiele für die südliche Weisheit. Der Neapolitaner vergleiche alles in seinem Leben mit dem Tod. Z.B. wenn er eine Minute den Zug verspätet, dann ärgert er sich zwar, aber nicht allzu sehr, er will noch etwas übriglassen für schwerwiegendere Dinge. Oder  manche bezahlen in der Bar gleich  zwei Espressos, einen für die "Menschheit", für den nächsten , der Kaffeetrinken kommt.

9.August
Geschrieben. Beim Boot dann. Anruf von HJ Schmidt. Kauft ein haus in Spanien. Abend den Film Pappilon. Ging mir bis in die Träume, diese Isolierhaft von 5 Jahren.


8.August. Verkatert von gestern. Warum muß ich mich betäuben. Ists ein Ausruhn im Unbewußten, das mir fehlt: (Benjamins Baudelaire). Aber, ists gelungen? Aklka Selzer, Vitamin C. Und doch inspiriert. Beim Lesen von Pezzella und Binder über Hölderlin. Dann Heidegger. Schlißelich Hölderlkin. Und dann erstaund festgestellt, daß mein Schreiben von Gedichten ein von mir inspirativ "gelenktes Diktat" ist. Eine inneer Sprachstimme, die unendlich strömt. Und daß du nicht enden kannst...
7.August. Geburtstag und nehme mir heraus, mich schreibend gehen zu lassen. Und auch rein in dies Laue und angenehme der Umgebung, auch der Familie und Freunde.  Wir überlegen, wohin wir Festessen gehn sollen beiom Frühstück. L. hat mir sogar Geschenke auf den Tisch gelegt diesmal. Am löiebsten hätte ich einen Innenraum gecsjhaffen, Pezzella, Baroni, Dionfrancesco, Luigia eingeladsen, Verse auf Deutsch und Itlainisvh gelesen, Stimmung. Doch das wäre zu streng, und "aufgezogen" gewesen, und überlege, wei ich wohl den 60. begehen werde? Nicht privat, sagte ich zu L. sondern vielleicht eine Literaturbeggnung, italienisch-.rumänisch-deutsch hier zu orgasnisieren. Aber welch aAufwand, und bin dazu gar nicht geeignet, weil äußere Fetse am innern Anspuch immer scheitern müssen. Und am verhasstesten sind mir Qautsch- und Fam,iliengeburtstage, drücke mich davor, wo ich nur kann, was von allen belehernd und säuerlich registruiert wurde, vor allem, als ich beim 80. meiner Mutter fehlte. Denke, daß alle Kreativen ihre Schwierigkeiten mit diesen Familien hatten. Von Hölderlin und Kleist ganz zu schweigen. Meien ganze Novellensammlung über die VORBILDER get ja in diees Richtung, und wie sie fertifggemahct wurden. Heute gechicht dies nur noch ganz sanft und man kann sich gut weren, auch wenn man immer einsamer wird, je mehr die eigne Richtung eingeschlagen wird.
            7. August 1993.          Wie gewöhnlich las ich noch im Bad, da nehme ich mir die meiste Zeit, las in Christine Fischers Roman "Eisland", den sie mir eben aus St. Gallen geschickt hatte. Sie ist Logopädin, und im Buch geht es um die gestörte Sprachkommunikation zwischen einem Liebespaar, die Hauptfigur ist Logopädin, wie Christine.  Großartige Idee: Schweigen, diese Umnmöglichkeit von Sprache, die Liebe stärkt und das Verstehen. Wie klein die Welt ist, Lektorin ist Barbara Traber, die ich von Bern gut kannte, die meine alten Lektor von Hallwag geliebt hatte, enthusiastisch und sensibel ist. Die die "Vaterlandstage" auf Berndütschn im Radio besprochen hatte. Ich war ein wenig enttäuscht von diesem Roman-Erstling, dessen Thema mich faszinierte. Besser hatte mir Christines     Reiseberticht über Rumänien gefallen, der vorurteilsloser und gerechter war als jeder andere, den ich kannte: "Rumänien - ein Puzzle". Sie und ihr Freund Richard Butz waren zweimal dort gewesen, Freundschaft mit Werner Söllner, der in Zug Stadtschreiber gewesen war, so ein Sonderheft von "Noisma" über rd. Lit.       entstanden war. Die Lesung in St. Gallen und die Bekanntschaft mit beiden war so zustandegekommen. Im Literaturcafé die wenigen Leute. Letzte Veranstaltung, ein wenig makaber. Immer diese Angst, daß niemand kommt zu den innerlich schon vorher zehrenden Lesungen. So geht Literatur kaputt. Hier ist die Konkurrenz der Veranstaltungen zu groß. Und es war Samstag. Zu wenig weise, um an "Niemanden" in solchen Fällen zu glauben.
            Christine Fischer beschreibt die Schönheit Rumäniens. Auch daß die Westler Hotels, Autos, etc. zur Genüge vorfinden, daß    aber alles leer ist. Wohl aus Vorurteil. Die Ostdeutschen      entdecken wieder Bulgarien, machen DDR-Nostalgie-Ferienreisen - kommen nun als Westdeutsche quasi dorthin, um "wiedergutzumachen" diesen Frust: Deutsche früher zweiter Klasse gewesen zu sein. Vielleicht entdecken sie für solche Nostalgiereisen auch Rumänien wieder. Schön wärs. Was Christine F. sah, war ja auch mein Gefühl, als ich in den Westen kam: ZEITHABEN (Cioran fand diese Beschreibung damals in VISA, 1970, auch seiner Erfahrung entsprechend. Und das Intime, die Nähe der Mutterhöhlen in den orthodoxen Kirchlein und Klöstern. Menschliche Nähe, im Gegnsatz zu den Domen, ihre Kälte, dem Alleinsein, wo nur abstrakt sozusagen, in der Nähe des Altars einer Art Vibration stattfindet, ich spürte es in Florenz besonders. Aber auch in Ulm mit Anita, der Nichte). Christine F. beobachtete auch das "Wohnen im Körper, wie es   vielleicht Kinder noch haben", das Stehen und Schauen "als      eigentliche Tätigkeit". Dieses andere "Gefühl beim Versteichen, den Gebrauch von Zeit". Die Gastreundschaft beruht darauf. Mindestens eine Woche, "ein kurzes Gespräch beinahe ein Affront". Und das Gegenteil von dem, was etwa Herta Müller, aber auch Wagner    oder besonder Maron an Ekelhaftigkeit gegenüber ihren alten    Landsleuten loslassen:  dies Östlich-Laute, Egoistische,    Verkorkste und die totale Idiotie, beobachtete Christine F.  eine "Kultur der Sanftheit", wie sanft ein Schläfer geweckt werde in einem Abteil, da er einen Platz widerrechtlich besetzt hielt.    Oder wie eine Sitzplatz für ein Mütterchen gesucht wird,       unbekannte, übermüdete Frauen sich gegenseitig stützen , um im Stehen schlafen zu können. Und dann die noch vorhandene "Kultur der Sinnlichkeit", eben was mir auch aufgefallen war, diese Armut, Armseligkeit im Westen dagegen "Wahrnehmungsverlust" sagte ich, meinte nicht mehr schmecken, riechen, zu können. Fiel mir auch auf den Frankfurter Wanderwegen im Taunus, aber zuerst am Kölner Bahnhof auf.
            Momentaufnahme am Dorfplatz von Heltau in einer Minute "ziehen zwei Kinder ein klappriges, mit leeren Flaschen beladenes Holzwägelchen, andere Kinder spielen am Straßenrand mit      Steckchen, die sie auf kunstvolle Weise zu kicken versuchen, ein Mann stößt ein Rad, über dessen Längsstange er einen großen Sack gelegt hat, zwei Männer tragen einen großen Fensterrahmen vorbei, zwei Pferdefuhrwerke kreuzen sich, ein Zweispänner, beladen mit kaputten Velos, ein Einspänner mit einer fetten zweifarbigen Sau. Das alles an einer einzigen kleinen Minute." Auch gebe es Kultur der Eigeninitiative. Das sieht sie ähnlich, wie ich die Sache mit dem Durchwurstlen im Chaos. Der Mann einer Freundin hat sich als Ingenieur in Mazedonien verdingt und stampft jetzt mit dem Ersparten eine Kaffee-Bar aus dem Boden. Verkauft Cola und westliche Zigaretten in einem eignenen kleinen Kiosk. Usw.


            Ich werde dauernd durch Anrufe unterbrochen. - Anrufe von Lieselotte und sogar Walter, nachdem ich zum erstenmal nach zehn Jahren nicht auf dem Boot, sondern zu Hause bin an diesem Tag. (Das Erstaunliche während der "Heimkehr" auf dem Boot, als ich die Berge sha, den Matanna, den Altissimo und auch den Pedone, daß ich hierher also "nach hause" komme. Bei Marina di Pisa dachte ich es. Und L. beton auch dauernd, wie "gut wir es doch haben". Das Familiäre: Liselotte und Walter sind dankbare Leute, daß sie hier sein durften zwei Wochen, daß ich ihnen Altersratschläge gebe, mit Gerontologie und Thanatologie umgeh. So eben die Pillen Vita-Gerin-Geistlich mit K.H.3, ein Tip, den ich aus Butlars Buch über die "Spuren der Unsterblichkeit" habe. Über das Altern als unheilbare Krankheit möchte ich eine Novelle schreiben, das Schicksal von jean Améry, der Auschwitz wseniger schrecklich fand, als das Altwerden, und freiwillig in denb Tod ging. Dies rätselhafte und enorm komplizierte Körpergeschehen, jetzt werden neue Steurungs- und Informationsvorgänge in den Körpergenen gefunden, eine ART sELBSTMORDPROGRAMM DER zELLEN, DAS ALS rEINERHALTER UND rEINIGUNGSVORGANG EINGESTZT WIRD, WEHE, ES VERSAGT, DANN WUCHERN DIE KRANKEN zELLEN UND DER mENSCH STIRBT AN DIESEN Metastasen und Mutationen an Krebs. L. meinte, es sei doch kaum verständlich, woher, denn dies Wunderwerk der Zellen käm,e, und wie das funktionieren könne. Ich versuchte vorsichtig eine Deutung: meinte, es sei das "Wissen", in jeder Zelle, Teil eine höheren Intelligenz. Trotzdem habe ich Agts, sagt sie. Ich auch. Was da in uns in jeder Sekunde vorgeht, Millionen Zellen stzereben , erneuern sich. Vom Kopf ganz zu schweigen. Auch Aids  scheint mit dem versagenden oder falsch gelenkten Selbstmordprogramm zuammnenzuhängen, daß sich massenhaft die Helferzellen selbst töten, und so den Körper schutzlos lassen.
            Mutters Anruf dann, mit etwas Bitterkeit, wie ihr Brief auch, weil wir sie hier "gewaschen " hätten. L. meinte, aus dem Brief schon habe ein stiller Vorwurf herausgekluingen, daß wir zu "offenb" gewesen wären. Ihr die Wahrheit geagt hatten. So, das hatte sie selbst gesagt, so spräche niemand in der Familie mit ihr. Alle Spannungen werdenb verheimlicht, oben Tütütü undf verborgen die Animositäten. Das ist doch immer so, sagte ich zu L. Die Spannungen sind doch Tabu, darüber wird nicht egsprochen. "Häßlich" nannte meine Mutter früher das Aussprechen von solchen WQahrjheiten. Sie hat mich wütend gemacht, mich leiden lassen, sagte ich, das konnte ich nicht mehr ertragen. Früher hab ich geschwiegen. Sie ließ mich einfach links liegen, wiel sie meinet, mcih hätte sie ja sopwieso und sich um dich bemüht, nur um dich. Das kam fast einer Verachtungs-Haltung gleich. Und da ich emotional doch sehr an sie gebunden wbin, meine Arbeiten bisher ohne sie - als Erinnerungsverlänegerer- kaum auskamen, so war das doppelt katastrophal für mich. Jetzt aber ist ein Bruch da. Auch weil sie nun versucht, uns nur als Einheit zu sehen. Bisher hatte ich ein separates Verhältnis zu ihr, en sehr gutes, intimes, herzliches. Am Telefon sprachen wir nur übe unsere Seereise. Ich erzählte vomn den Delphinen vor Korsika. Und sei hat Angst wegen ihrer Augenoperation im August. Grauer Star. Heute gehen wir zu Roswitha baden, sagt sie, auch dein Vetter "kommen". Das betont sie immer, als wäre es eine Ehre. Und es ärgert mich. Deine Gdschwister sind intzwischen auch wieder zu Hause, sagte sie. Und ich dachte gleich, ob die wohl heuet anrufen. L. sBruder hatte angerufen, und ich erzählte ihm von der Reise. Und von dem segelgerechten Verhalten seines Sohnes Philipp. Er sagte mir, daß auf einem großen Geburtstagsfest sie über die Toskana, über das Hunzingerhaus gesprochen hätten, ja, da sei er auch gewesen. Und da si auch die Red auf mich und mein Hörspiel-Projekt beim SDR gekommen. Düben heiße der Mann, und sei nun wohl schon in Rente. Das erschreckte mich, denn eine Euinnahmequellöe schien so verbaut. Aber mnein, er sei noch da, und ich soll mich bei ihm melden, so habe er gesagt.Ich erzählte vom Anruf Walters und Liselottes, Walter traueer um seine Schwester Dora. Sie hatte noch in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg eine schöne gemeinsame Kindheit erlebt, vor 1914 die heile, schön geordnete Welt, wo alle Stände und KLassen noch bunt auch nach aißen an ihrer Kleidung erkennbar waren. Es noch keine Massen gab. Nun ja, der Vierte Stand kam erst später. Und er brachte auch das Elend, die Prletarisierung mit sich. Auch die Gegenwebgung Hitlers als Abwehr. Ja, er sei deshalb Pg gewordebn, weil er diese gute alte Kaiser-Zeit wieder haben wollte. Und auch etwas für die aufbrechenden sozialen Fragen in den zwanziger Jahren etwas tun wollte, vor allem für dfie Jugend.
            Ich komme nicht frei von dummen Gedanken, denke an das langsame Abbröckeln alter Freundschaften, wie sich das Verhalten vieler Bekannter aus dem herzlichen und gar enthusaistischenb Verhalten und einer Anteilnahme in Fremdheit, Gleichgültigkeit, gar Kälte verändert hat, so I.B. aus Köln, noch vor zwei Jahren als ich im G.Hauptmann-Haus gelesen hate, hatte er mnich überall hin begleitet, auch nachts zum Bahnhof, zusamm,en mit einem alten Scxhulfreund, der alles notierte, was ich sagte, und jetzt verabschiedsete er sich schon ganz früh nach der Lesung im Schnabelowosky, und s kam kaum zum Gespräch, er war nur sehr hinter Kontakten her, als wäre ich da eben uninteressant geworden, ohne Machtposition. Ist es so? Dachte auch an Ingrid Bacher dabei. Ein wenig Distanz, Fremdheit schürt das Intesse, läßt die igene Phantasie, was den andern betrifft, arbeiten, je  näher man sich kennenlernt, umso mehr wird diese Vorstellung abgebaut, und man wird zum normalen Menschen , banlisiert alles. Sogar wenn noch so interssante und geistige Gepräche und auch Gewinn dabei ist. Von Monika Maron ganz zu schweigen, die ltezte Beggung in Berlin gemeinsam mit  Katja Lange-Müller war eine grße Enttäuscbung. Auch für mich, ie zeigte diese kalte Medienfrau, fuhr uns allen über den Mund usw. Ging bald. Auch die alten Freunde hier Ch. D., die eben anrief, sie wopllen Abend doch kommen, gestern als wir sie einluden, da hatte sie woghl nicht geschaltet, auch CH. war kühl. Kommt nun bei mir die Altersparanoia? Walter sagte, es heißt ja, daß Dichter mit dem Alter weise werden. Da sagte ich, na hoffentlich stimmt das auch bei mir. Und L. sagte, ja die Fünfziger, überal steht ja in den Zeitungen, wie toll die doch sind, und wieviel sie noch vor sich haben, erst jetzt kommt ihre ganze angesammelte Erfahrung zum Zuge, auch wenn die Vitalität und auch die Eriunnerungsfähigkeit etwas abgenommen hat, wird das kompensiert durh das, was sie angesammelt haben bisher. So ist es. Eben kommt eine Karte von meiner Schwetsr an, der Poster klingelt, ich speicher ab undlaufe die Teppe hinab. Die gute Schwetsre hätte auch anrufen können. Aber der Geriz, der Geiz, vor allem des sächsischen Ehemanns. Sie kanns wohl nicht wagen. Alks sie hier waren, mußte sie mir auch heimlich 100 Dm zutecken, damit wir für denb Garten Blumen kaufen in ihrm Namen und Sinn. Unterschrieben  nur von ihr, ihre Tochter ist ein Ekel geworden, von ihrem Vater gegn unsere Familie "programmiert". Reitfan und von einem unwahrscheinliche Egoismus, obwohl erst dreizehn. Aber das "Okonomische", ists nicht auch bei mir "drin", gestern voller Sorge Berichte über den Zusammnebruch der EWS und unsere Ecu in der Schweiz kam mir in den Sinn, die sind im Eimer, Tausende gehen so verloren. Ich studiere immer genau diese Börsenberichte, als wärte ich Makler. Es ist freilkich auch ein Spiel. Und verwalte dann auch L. sErbe, das mit dem Tod der vielen Tanten immer größer wird, uns langsam jede finanzielle Zulunftssorge nimmt. Und wir verdineen ja auch noch, und besser als früher, vor allem müheloser.
                        Doch seelisch belöastendf ist das dann schon. Auch konnten wir nicht wie früher ruhig 4 Wochen segeln. Der Kreis wird enger durch Beknantheit. Das Ikognito war Freiraum. Frei werde ich nicht, eben kommt ein Prsopekt zu den              "Baden- Württembergischen Kunstwochen", wo ich lesen soll, offen, aber doch schließt sih der raum um mich, wenn ich zu hause bin, auf dem Meer ganz frei, und nach drei Wochen Wohnen nur im Körper, Luft, Sonne, Meer, Wind. Und fast keien Sorgen mehr.
            Der Traum von heute Nacht zeigt es. Es war die erste Nacktlesung der Weltliteratur. Na alos, eine Premiere. Zuerst verabschiedete ich mich von irgendjemandem, ein Paar, um "hin" zu fahren, es wirkte wie Ostdeutschland, und weggefahren wie von S. Es gab einen kleinen Hof, Stühle an der Wand. Mutter war da, glaub ich, auch L. Aber sehr dunkel. Ich stellte die paar armseligen Stühle in zwei Reihen auf. Dann ging ich aufs Klo. Dort hatte ein deutscher Camper seine Sachen in der Pisse liegen. Ein Junge war dabei. Ich kam wieder raus, da war der Hof viel größer, und eine Menfge empfing mich. Ein Bus nach dem andern, auch Kinder. Ich aber war nackt, und hatte eine Errekton  Schämte mcih nicht, es war ganz normal. Schwieriogkeiten machte mir nur, daßich auch die Lesung "von gestern", die ich eigentlich gernau kannte, mit einbringen sollte. Ich stand schon vorne. Dachte, daß ich eigentlich ekienattraktive Stimme habe. Wieso, viel Faruen hatten mir doch gesagt, am Telfon hätte ich eine sehr sympathische Stimmer,. und waren nur der Stimme wegen zu einer Lesung gekommen, in Ulm z.B. Die letze Lesung in Ulm, bei der VHS aber war ein Fiasko gewesen, nur meien Nichte und eien Freundin mit ihrer Hausbesitzerin und dem Freund waren da gewesen. In dxer Traum-Lesung standen vor Befinn eine blinde Englkänderin da mit ihrem Kind, und sagte etwas ü+ber Hölderli, unterbrach sich und ging wieder. L. meinte dazu: manchmal ist es so, due redets und scjhämst dioch, hörst auf. Und jetzt sollte ich laut reden, lesen? Fast frh war ich als die Kinder reihenweise aufsprangen und auf den Schulhof liefen, wo die Pause begomnnen hatte, und andere Schulkinder lärmten.


3.4.August. Jetzt überfahrt nach Viareggio von Capraia. Gestern von Korsika nach Capraia, schön gesegelt. Übernachtatet in der Hauptbucht, Cala maestra. Abends bei Beppone gegessen. Der Wohlstand der Wsstler ist zum Teufel. Sonst war es schwer hier einen Platz zu finden, diesmal nur zwei milein alös Gäste. Der Blick von der Terrasse aufs alte Gefängnis und denTurm ist einmalig.
            Es ist also vorbei mit dem Luxus. Die Ita.liener haben auc begonnen ihre großen Räuber zum Teufel zu jagen.
            Vielleicht begiunnt doch wieder eine reelle Zeit wirklicher Werte. Da fiel mir ein Inmterview von Hans Mayer auf (in fder Medienzeitschrift, Juni.) Mayer zitiert dfas Schiller-Gedicht "Hoffnung", und - was die innere Stimme spricht, das veraltet nicht. Und Brewcht in "Mahagonx" - obnwohl es immer mehr gäbe in derStadt, fehle etwas. Und Hsses Glasperlenspieler bewege ja auch nur leere Hülsen, Perlen aus Gals, falscvhe Werte also. "Kein wirkliches Gespräch in einer Wegwerfgesellschaft." In Wendezeitenn undcder "Turm von Babel" hat er davon gespreochen, daß die DDR eine  deutsche Wunde beibe, die so bald nicgt heile." und ist deshalöb heftig angegriffen worde, so als könneman dfas einfach "wegbekommen" wegopereierern, als ei nichts gewesden. Dabei war dieses Land eine Art Mahnmal im Negtaiven.
            Ich üebrlegte, eigentlich müßten auch meine eigenen Sachen so aufgebaut sein, wie Brechts "An die Nachgeborenen": subjektiver Geist, pbketiber Gest, absoluter Geist.
            Schiller: "Nur der Irrtum ist das Leben und das Wissen ist der Tod". Daher Versuch zu vergessen, irrtum eben,um leben zu können.

            Es stimmt, was Mayer sagt: Es hat sich ungeheur viel geändert: Die Religion, als "Benimmregel" und Angbst ist nucht mehr da. Der Mensch aber zuz unmündig, um ohne Angst zu leben, selbst zu betimmen, er bestimmt gberade, wenn er frei ist fremds: vonden tierischen Instinketen her.
            Klarsicht aber, Humanität, Geist unendlich kleine M;inderheit, heute wie je. Sich darau einstelen. FRüher verbrann wie Münzer, Bruno, Hus u.a. Hölderlin im Irrtenhaus. (Mein Buch.) DSie Masse aber, na ja. Einzelne nur, Genies (vgl. Apriorische in der Wissenschaft u. Geshicgte haben vorangebract.)

            Hedute alölöe auch noch verblödet durch Prsese. Politik. Konsum. Und eine Menge Wichtgtuer treibe sich herum. Gegen Chrisa Wolf, die Literatur die DDR.
            Am Gräßlichsten die Geschichte über das Reserve- Polizeibatallion 101 aus Hamburg. becshrieben vom Holocaust-Forscger Christopher Browning. 8im Spiegel nr. 30.) Wo ganz gewöhnkiche Männer, keine Ns oder SS, zu Massenmördern wurden. Sie kotzen und wienten, starben vor Mitrleir, Reue, Scham fast. Doch sie kannten keine Gnade, schossen, mprdeten.
            Ein amerik, Experiment fällt mir ein: ein fingierter "Versuch", ein Elektrisierapparat, der Scherzen zufügen sollte. Ein Schaupsieler mimte den Schmerz und dasSchreien. 80% der VP ging bis zum Extrem, wofast Tod angesagt war auf einer Markierung. Nur einige wenige vertwwigerten Mitzumachen!.

            Habe mit L. überlegt, welchen roten Faden ic
h beim Gespräch mnit Goffy Fischer ansetzen soll: Judentum (das nur zum Nutzen eingesetzt, hat sich inmer als Deutscher gefühlt, gezwungen ein Jude zu sein.) Exil (eigentlich Luxusexil). Alles nur die Familie. Schlie-lic: das wichtigste: das Gecshäft.



            29./30. Gestern Überfahrt Marciana- Korsika. Glattes Meer, schwacher Wind. Delphine dann vor Korsika. Wie Seide ist das Wasser über ihnen, wie Schatten mit Händen zu greiufen. Drei sxhwimmen wie lachend dem Boot voraus, einer legt sich wohlig auf den Rpcken, man sieht den weißen Bauch. Ichofeife, rufe. Als verständen sie, wenen sie sich mir zu. Wie im Paradies zehn Meter weiter springen zwei wqie Kunstspringer im Takt aus dem Wasser. Eleganz. Ich fotografiere pausenlos, auch die Delphine unter Wasser. L. und ich- seit wir den Hund haben lieben wir die Tiere. Auch L. beginnt mit ignen zu sprechen, wirft ihnen BRotstückchen zu, doch sie kümmern sich nicht darum. Signalisieren eher Neugierde und Spietrieb.

In der Bucht bei Maccinaggio eine Kapelle, ein Turm, ganz angefressen in Richtung NW. Dann 3 Taucher. Kühe. Und ein wilder Sabdstrand. In der Ferne sieht man das Cap Corse mit der Giraglia. Zwei weitere Wachtürme. KLarer Himmel. Der Mond scheint taghell. Da Wasser glüht. Wir ganz allein mit dcer Natur. Leider begann gegen sechs erin stärkerer Wind, ein Pfeifen. Ich hatte das Gwicht reingelassen, aberkurz geankert. Der Verdacht, daß wir hinausgetrieben wurden. Liegen viel weiter draußen. Schrecken. Der Wind nimmt zu. Und geht bis ca. 30 Kn. Landwind SO, andauernd SO in diesem Sommer, der verstärkt wird durch die Berge.
            Eine Nervosität wird erzeugt, ein Prickeln, Denken ist nicht mehrvmöglich. Da Radio andauernd an. Bei den Ihjseln Finochiaro, etwa 1 Meike von hier ist ein Schiff gestrandet, ein Italkieber. Das Schiff verlassen. Einer, der es gefunden hat, ruft Mayday.
            Las moirfgens noch im "Neuen Pitaval" die Gecshichte des Kotzebue-Mörders Karl FRiedrich Sand und seine Hinrichtung. Wie solches zelebriert wurde. Auch er, bittet den Henker zu sich, hält ihm die ghanze Zeit die Hand, fragt, wie er sich verhalten solle. Und es mayche gar nikchts, wenn er beim ersten Schlag nicht treffe, er halte auch zwei drei Schläge aus. Dieses Leben auf Illusion und falsche Gefühle basiert: Kotzebue, der russische Spion uhjd mit seinen Stücken Verderber der deutrschen Jugend. Sand ein Reaktionär.

Ein Walter von Rossum, Jahrg. 54 - sucht nach der Deutschsein- Möglichkeit. Zitiert Raul Hilberg "Gesamtkunstwerk Holocaust". Die These, daß man etwas wahnsinniges erreichen wollte

28.Juli .Dieser Raul Gardini verfokgt mich, doch sicher nicht nur mich. Zeitungslektüre der             Reppublica wird obligat. Nachts eine Autobombe in Mailand, fünf Tote, und zweei in Rom. Der Krieg, nein, dcie Revolkution von oben in Italien geht weiter. Eine ganze politische Löasse, die ja eng an die Mafia gebundsen war, wird beseitigt. Doch Gardini gehörte dazu, gena wie der ehemalige Präident von Eni, des Staastholding. Ich höre es auf der Promenade des Hafens in Marciana aus einem Autoradio. Dann in der Repubblica. Cesare Garboli kommentiert die beidenm Selbstmorde. Gardini, eine At Sportlicher Held, Meer, Kraftz, Selbstbewußtsein, der k,eine Niederlage duldete. Und um nicht in HANDSCHELLEN ABGEFÜHRT ZU WERDEN; DIESES Bild wäre völlig unmöglich gewesen für ihn, nimmt er die Pistole. Die Milliarden, die bleiben wiet zurück, ebenso die Geschäfte im metaphysischen zuvorkommenden "Helden"- Akt. Die Plastiktüte des Cagliari dagegegn im Gefängnis wie Ble, verspätet und "unaufstehbar", dabei schreib der Häftling Gedichte, nach Garboliverraten diese, daß dieser Mann keine Identität hat, weder vorher noch nachher, und dr Tod ihm auch keine geben kann. Garbolit frägt, was sind das für Leute, die da oben, die nur durch Privilegien eine Maske erehalten, die nicht wissn, wer sie sind, verabtwortungslos, eigentlich Nihilsten, und auch nichts können. Wohiun soll man jetzt mit all diesen Leten? Ist es nicht ähnlich wie im Osten? Diese Nomenklaturen simnd austauscvhbar und KÖNNEN nur mafiös überleben und mit Gewalt.
            Solche ein Davonjagen und Einspöerren müßten auch mit vielen deutschen Bürokraten geschehen, leider haben die sich weiger zu schulden kommnen lassen, es gab keine Mafia. Allerdings 2000 haben als IMs mit dem osten gepakelt.
            Wie naiv ist dagegen der Erguß unserer Freundin Ilse St., Proffesorin für Staats- und Verwaltungsrecht an der Uni Frankfurt in ihren "Überlkegungen zur Neukonstituierung einer Bürgergesellschaft". Als wäre nur der Staat Schuld an der Misere. Nicht gerae der "Volkssouverän", die Masse Mensch, die keine Staatsbprger sind, ungeeignet für eine Zivilgesellschaft. Höchstens eine kleine Minderheit von Bprgerrechtlern sind aktiv. Man sieht es aber in Ostdeutschland, sie sind weggefegt worden von der Masse und ihren Wünschen. Es wird nur das Icvh , nicht der andere gesehen, nicht, daß alle zusammen eigentlich ein Wesen sind, wie es Hegel definierte.
            Wie schön, wenn ich jetzt meine Geschichte weiter erzählen könnte, wie weiland in den "Jahrestagen", daß jetzt Templins Mutter nicht m,ehr schlafen konnte, weil Templin angekündigt hatte, daß er die Gecshichte des Andreas, wie er Kommandant in Flossenbürg erzählen würde, und die Aufnahme in Innsbruck, wo< Andreas selbst unvorsichtiogerweise über seine Taten berichtet hatte, verwenden könnte. Um Gotteswillen, tu das nicht, hatte sie am Telefon gesagt, am E de spoerren sie ihn  noch ein. Du weißt ja, er hat ein schgwaches Herz, und es passiert ihm was, wenn er sich jetztr aufregt.
            Ist dieses  nicht im Kleinen genau so, wie im Fall der Industriellen ud Politiker heute, Egoismus und Familöiensinn geht vor, nicht das Recht, das ist etwas "anderes", man nimmt es in Kauf, es ist aber nicht für uns, sondern für... ja, für wen. Nun ja, für den Staat.
            Ist nun auch der Tod von L.s Tante Dora, einfach ein ganz kleines Ereignis? Sie wird nach strengem Ritual der Korntaler Brüdergemeinschaft  beerdigt, heute ein Uhr. Jetzt ist es fünf. Sie hat ein Testament hinterlassen, zuöffnen nac m,einem Tode. Wir wissen nicht, was drinstreht. Es interssiert mich wneig. Bin ich unnorfmal. Für die meisten wäre es zentral. Auch L. inmteressiert es wenig. Doch aus jenem Interesse ist die Welt gebaut. Und in SXtuttgart ist ein Teil der Familie auch schon "dahinter".
            L. hat kaum geschlag'fen, diesen Tod geahnt. Tod umgibt sie anders als mich, viel konkreter. Sie hat Angst ihr Vater stirbt, ihre Mutter. Rief deshalb heute an. Ich rief Mutter auch an. Sie könnten ja längst tot und begraben sein. Und da sagbte sie mir ihre Nahctängste wegen Andreas.
            Ich las ein Manuskript von Bettina S. "Nicht für Geld. Eine Biographie". Ja, aus lauter Banalitäten besteht Literatur, Alltagsbanalitäten. Doch tiefsinnig beshrieben, Kleinigkeiten, Einzekheiten. Müßte das tun. UNd hasse doch gerade sie. Bin ich deshalb für Literatur ungeeignet? Ich mag eher die herasugearbeitetn Strukturen und roten Fädenb und Assoziationben, die alles erdichten. Das fehlt B.

            Saul Below in einer diskussion, die das LM 31 abruckt: Im Osten warttte eine Diktatur mit Gefängnissen und GULAGs auf alle, die neiederschrieben, was sie für wahr hielten. Im Westen ahbe das, was man sagte, keinerlei deutung. Es gebe keine Strafen und dsewegen keine Erntshaftigkeit. Unsere Freiheit rücke damit in die Nähe einer Karrikatur." Jetzt scheint es anders zu sein, die "Probelme des Istens" sind jetzt auch unsere. In Italien droht in umgekehretem Sinn sogar Gefängniks für Korruption, dfie im Osten das ganze in Gang gehalten hatte. Wehe wer es sagte. Milosz meinet, jetzt sähen wir ujns in eine Lage versetzt, in der es keinen Mythos mehr gibt, wie Intellektuelle damit zurechtkommen? Und daß wir ohne Feimnde leben müssen, sei eine Tatsache. Wirklich? Jetzt erst kommen die wirklichen Feinde. Vielleicht serden sie abgeurteilt. Und: Es gäbe einen UJnterschied zwischen Intellektuell und Schriftstellern. Ein großer Gegensatz. Bellow ebenso. Den Intellektuellöen in uns überwinden, um Autoren, also wahr zu sein. Kopfverseucht die Literatur. Brodsky meint, Autoren werden einfach durch eine Art lyrischges Gespür für die Sprache vorangetrieben. Und Belolow: Die herrschendeKultur ist die des TV. Und Osteuropa wird konform gehen. Darin sei das geistige Elend der Zukunft zgu erkennen.
            Brodsky meint in Rußlan habe die Kiurche eine zerstöreiscvhen Rolle gespielt, weil sie Gehorsam einbk,eut, unterscheidet nicht zwischgen Staats- und Kirchenoberhaupt. Venebelt soziale Fragen.
Konrad erinnerft daran, daß Ungarn, Tscgechen, Polen tausendfjährige Nationen snd, während Serben, Kroaten, Rumöänen, Bulgaren Spätankömmlinge seen. Diese späte Nationwerdenb ist das eigentliche Problem heute. Krieg. Den gro0 Nationen längst geführt. Zugehörigkeiten, neue Identität. "La nation homogène ist ein Alptraum."Rußland vor allem. Das es nicht gibt, meint Tatjana Tolstaja. Unendlich viele r ußischsprechende Nationen, Stämme, GRuppierungen scjon um Moskau herum. Und erinnere mich an ein Gespräch auf der Siolitude mit einem Moskauer.
            Und mein Freund Norman Manea sagt, Brecht habe das Exil als die ebste Schule der Dialektik betrachtet, Und hat seine "volksdeutsche Zugehörigkeit" nicht eungesetzt ( er ist Jude, und Kittner hat den Paß wohjlö auch so erhalten, ebenso wie Silbermann u.a.) Herta Müller hatte ihren Paß nur so erhalten, indem sie sagte, mein Vater war Mitglied der SS. Da habe der Beamte, der sie nicht aufnehmen wollte, sie habe ja gegen CVeausescu gekämpft, müsse also politisches asyl verlabgen, gesagt: ach so? Und dier Sache war peefekt. Exilierter sei ein enttäuschter Liebhaber.

27.Juli 93 Gestern im Hafen. Abends viele Deutsche. Ersatunlich wie viele Nationen unterwegs sind; inzwischen auch Spanier, dann auch Polen und Tschechen, freilich nun auc Ostdeutsche. Beobachte das Treiben der Ankermanöver und Abendvorbereitungen. Schön das eite Wasser. Schwarz der Berg von Gewitterwolken.
Lese heute im Corriere zu meiner Einstein-Novelle, daß ein Buch von Roger Highfield und Paul Carter erscheinen soll über das privae Leben von Einstein, der, so seine Enkelin ein "macchio Schwein " gwwesen sein soll.

Nachts höre ich andauernd den Namen: Raul Gardini, Raul Gardini und sehe Bilder vor mir. In der Zeitung Raul auf seinem "Moro di Venetia", Raul mit Andreotti, mit seiner Frau Idina Feruzzi, die einaltes intelkigentes Hexengesicht hat, mit seiner Toichter Eleonora. Ihn immer lachend, ein Partylöwe und Schönling, markanter Mann mit vieln Frauengeschichten. Er hat ein Afrarimperium in Argentinien, dafür bekam er den Dr. hon. causa Agraria der Universiutät Bologna. Man sieht ihn mit Doktorhut und Mantel. Er war ein Abenteurer, hat Milliarden an Bestechungsgelder an Parteine gezahlt, so seine Geschäfte gemacht.

            Diese Tragödien, Gardini hat sich mit einbem Revolverschuß in seinem Arbeitszimmer getötet, wie der Batler, der ihn morgens strbend auf den Bett liegebd vorfand, berichtet, ein anderer Industrieller, der über ein Monat in dcer Isolationshaft lag, hat sich mit einer Plastiktüte, die er sich über den Kopf stülpte und zuzog, das Leben genommen, all diese Fälle sind Resultat der "neuen Zeit", in Itaklien Kampf gegen die Mafia und die unsäglichen Tangentopolis.
            Vopm andern Resultat nach 89, Bosnien hört man auch jeden Tag. Gestern las ich über einen Witzbold, der meinte, die Bosniuer hätten sich mit den Serben verbünden müssen, denn sie sind ja Serben, nur die Religion trenne sie, dabei sei das Orthodoxe viel näher dem Islam als das Katholische der Kroaten. Mit diesen wiederum hätte man sich verbünden müssen, da die Kroaten der natprlicge Verbündete seien wider Sewrbiens Großmachtstreben.

            In der NL. 1/93: für den Kroaten Vladimir Biti, Professor in Zagreb, ist "Geschichtsbemächtigung", also das Elemenmtare auf jeder Ebenm auch der Gecshichte nach 89 in Bewegung geraten. Und zitiert E. Lämmert/ Glkotz: "Die Zukunft der Aufklärung", heute wolle man nicht mehr verunsichernde Kritik und emotionale Irritation, sondern eindeutige Sicherheit und Selbstgewissheit, das was ist eben. "nicht weltbürgerlicher, sondern elementar partikulare Bedüprfnisse". Und Alain Fienkelkraut verteidigt sogar diesen Expamsionsdrang der "j'kleinen Völker".
            Und Ivo Andric, der Nobelpreisträger hat Bosnien zu einem SAchauplatz der Weltliteratur gemacht. Symbolisch allerdings die Brücke über die Drina, die diese alte blutige Grenze: Osmanen- Europa. Islam-Katholiken trennt.
            Auch ein anderer Autor, der Kroate Moroslav Krzla hat in seiner Geschichtsphilosophie ("Die Fahnen") längst die Gründe für denheutigen Konflikt erarbeitet. Stanko Lasic beschreibt sie. Es wird klar, wie wichtig inzwischen diese Explosion der Peripherie für Europa geworden ist. Krzla geht davon aus, daß alles sein Gegenteil schon in sich hat. Der andere im "Herzen des Ich". Jeder geschichtliche Organismus braucht den andern, in dem er siuch selbst erblickt, wie umgekehrt auch, so daß keiner den andern vernichten darf, ohne nicht sich selbst auszulöschen. Dies ist jetzt  in Jugoslawien der Fall. Diese Gespaltenheit werde mittels einer Scheinsnthese erreicht zwischen gewalttätiger Pracis und idealer Moral. Scheinheilig. Geschichtiche Tragik: Unfähig ein Mnesch zu sein, jedoch auch mit diesem Bewußtsein nicht leben kann. Christus sei eine Lösung: radikal den andern zu lieben, wie sich selbst. Die Spaltung aufzuheben.Er ende aber auf Golgatha oder bei Füsrt Myschkin im Irrenhaus.
            Bleibt die Taktik und Tarnung, wie sie auh Nietzsche für Europa entlarvt hat. Getarnt werden die Massaker und Gewalttaten mit Moral. Tragik oder Karneval. Im Mittelpunkt: Europa. Das Zentrum. 3 Kreise: Zentrum, Peripherie, Ödraum. Angeblich leben im Ödraum nur Barbaren und Menschenfresser. Das hatten ja auch die Spanier bei er Conquista berichtet, um ein Alibi für die Plüderungen und den Mord an den Eingeborenen zu haben. Heute Zigeuner, Dritte Welt, aber auch Teil des Ostens. Zur Peripherie gehört das ehemalkige M;itteleuropa. Alle schotten sich ab, wollen ihren Status behalten. Die Peripherie warte und antichambriere,. um "anerkannt" zu erden Imitiert das Zentrum aus dritter vierter Hand.. Ersatzzentern entstehen, Ungeduld und Nervosität herrscht.Und vor allem, Abwehr des Ödraumes, Angst vor dem Rpckfall in den Ödraum. Dort hertrscht Hunger und Elend. Einzige Hoffnung Peripherie zu werden, und sich am Zentrum zu rächen..

            Zum Zentrum sagt Krzla: es töte viel grtausamer als Hitler mit Hilfe der Banken. Unmd erteile der Peripherie und Ödraum gute Ratschläge in Humanität. Hochnäsig vor allem, Kolonialismus- gewohnt. Seit 200 Jahren setze es eine heikige TGriade ein von Marktwirtschaft, Demokratie und Liberalismus, tritt die übrige Welt mit Füßen. Wer das anerkenne kriege ein zeugis in gutem Betragen. Diese Trias sei viel wirkungsvoller als der Eiserne Vorhang, wenn auich unsichtbar die Trennwand. "Europa ist ein Monsterwsen, das Mozart spielt".
            Die Nutzanwendung wäre, diese Wahrheit anzuerkennen, sich danach zu verhalten. Nicht "idealistisch", sonderb wahrheitsliebend aggressiv.

            Befreiung sei unmöglich, denn jederKreis sei gespalten in Behrrescher und Berrschte, Reicher und Arme. Und nie käme es zur Solkidarität zwischen den Unterdrückten der versxhiedenen Kreise, eher zwischen den Herrschern. Ist es nicht si: die abgecshotteten Sphären, die dann noch in "Nationen" und Klasen gespalten sind, schaffen die Zellen und Käfige. Nationen sind harte egozentrische Organismen, die sich entwicklen und abschotten muß. Und immer sind es domoinierende Nationen, die die adern unterwerfen, beherrschen. Auch die Ethnien. Die Ethnien freilich haben einen Vorteil: nämlich doppelter Zugehörigkeit.
            Wie wir sehen, ist dies Minderheitenverstreuung in Jugoslawien heute tgödlich.


26.Juli.  Verlust des Textes. Diese blöden Umformer.
Über den Sturm am Westcap. Unsere Flucht aus Fetovaia. Das Abendessen bei jungen Leuten, Sergio, Christian. Siebenmeterboote.
Nähe Menschen im Hafen. Die blinde Taube. Das Fehlen der Becshreibungslust oder auch Talent. Wie im Leben über alles hinwegdenkend, flach.

25. Juli 1993. Joachim Kaiser in der Südddeutschen über Kunzes "Tagebuch eunes Jahres": prinzipiell müßte bei einem "literarischen Tagebuch", falls nicht genug erregende "private Erlebnisse vorhanden oder ein unerschöpflicher Reichtum an kulturkritrischen Einsichten" da sind, eben "strukturbildende Elemente", so  "Handlungsstränge", die das ganze durchziehen, Notizen sollten dramatisch angeordnet sein und zugespitzt werden, schließlich etwas da sein, womit sich der Leser in Sympathie verbündet, zumindest Anteil nimmt.
            Weiter vergleicht er dies neue Tagebuch K.s mit den "Wunderbaren Jahren", wo Druck und Spannung eben von vornehein allea dramatischer, interessanter auch unmittelbar allgeiemngültig und historisch werden ließ. Jetzt, bei mir genauso: dies Muhen vor dem Tresen. Lasche Privatheit oder nur Abrechnung mit Vergangenem, wo das eigentliche Leben eben war: die Gegenwart. Jetzt haben wir keine mehr.

            Aneta Khana, eine ostdeutsche Jüdin fühlt heute stärker wieder die "peinliche Frage: wer bist du?" Nachdem ihre Tochter, die erst jetzt nach 89 zu einer Frage wie dieser kommt: mit der Frage kam: "Mama, stimmts, ich bin ein jüdisches Kind und kein deutsches". Mit Mühe unterdrückte die Mutter ein Pssst. Doch geht es mir als einem Deutschen der dritten Art nicht ähnllich und verheimliche, in Deutschland eigentlich weniger als hier, meine Herkunft "Rumänien". Kommt man damit nicht gleich in die Ecke der Roma? Und des Balkans und der Levante und und und. Ausgedrückt wirds nicht, aber unterschwellig ist dies immer da, nur durch persönliche Anstrengung, überhaupt andauernd diese Anstrengung, anerkannt zu werden, und sei es auch nur in der persönlichen Begegnung, läßt sich diese merkwürdige Animosität, Auralosigkeit, wer weiß noch welche Unterschwelligkeiten, die ich auf den andern auszustrahlen scheine, überwinden.

            Was das Jüdische betrifft, da hat Anetta Kahna, die Leiterin der Regionalem Arbeitsstellen für Ausländerfragen in Brandenburg und Berlin, eine "Ostdeutsche" also Recht, es ist ein historisches Edelfremdentum, und eine Umkehrung findet statt:sie fühlt sich als Jüdin "Objekt abstrakter Schuldgefühle, sozusagen als persönliches Opfer im Eigentum meines Gegenüber." Dies verursache ihr Übelkeit, denn "die gleichen Menschern halten "Zigeuner und ihre 500000 Toten einer solchen Ehrung keineswegs für würdig." Und doch ist es weiter die Angst, der Zwiespalt denn "das jüdische Privileg ist gar keines, denn es steht auf den tönernen Füßen von Schuldgefühlen und nicht auf dem Fundament der Bereitschaft zu lernen." Kollektiv ist da gar kein Lernen, denn wie wäre sonst das "rassisch begründete Staatsbürgerprinzip in Deutschland" möglich, das eine "Schande" ist. (Sz,24/25.Juli.)

            Ein neues Überdenken dieses "jüdischen Privilegs"?  Ich muß zugeben, daß ich bisher zu wenig auch über diese Seite meines "Philosemitismius" nachgedacht habe, dieses Schuldgefühl, das, wie mir einmal mein jüdischer Freund Kittner sagte, auch ein Halt sein könne, sogar ein Eintrittsbillet zur "deutschen Identität" und sei es auch eine negative, und am Grauen der deutschen Geschichte teilzuhaben sei ja besser als irgendwer zu sein. Und weiter:
 S. Kleinschmidt von "Sinn und Form" hat Recht, wenn er mir vorhält, mein Celan-Vortrag vom März im Literaturhaus Berlin, sei zu gestisch, also zu vordergründig den Westen attackierend, auch führe ich Celans Gedichte auf die "Anlässe" zurück. Zu biographisch beides also. Und vielleicht pro domo. Außerdem zu postitiv biographisch für Celan, der wohl ein Ekel war und viele verletzt hat, ein Genieprivilieg über das Schuldgefühl und Holocausttrauma verlangte. KLeinschmidt schickte mir einen Artikel aus der ZEIT vom 7.5.93 der ungarischen Jüdin Agnes Heller. Die Lukacs-Schülerin  Heller hält ein anderes Privileg für wichtig, sich nämlich zum Holokaust zu äußern, das dürften nur die Betroffenen, nicht die "Zuschauer". Und eigentlich nur in Gedichtform. Doch die Überlebenden, auch Menschen wie Celan also, dürften sich gar nicht äußern, eigentlich dürften dieses dann nur die Toten? Auch diese Alpträume und Erinnerung jener, die im KZ waren, sind nicht adäquat? "In den Gaskammern wurden keine Gedichte geschrieben". Dann aber ist auch inkonsequent, wenn sie sagt, es ließe sich nichts als Schweigen schreiben. Und es gäbe vier Arten des Schweigens. Schweigen der Schuld, Schweigen der Scham, bei den Juden wurde das Reden über den Holocaust vermieden. Schweigen, weil sie übertlebt hatten? Und auch der Stern - Scham, zum Volk zu gehören, dem dieses zugestoßen ist?
Dann Scham der Unzulänglichkeit auch, der Minderwertifgkeit usw. Drittes Schweigen: Scham des Schreckens, Schweigen der Unfähigkeit. Viertesn, das "tiefste Schweigen", das der Sinnlosigkeit. Und genau dieses hat Celan versucht zu bekämpfen. Nach Heller ist der Holocaust, das "absolut Unvernünftige". Zwecklos, und auch in die Geschichte nicht "einzugliedern" weder in die jüdische noch in die deutsche.
            Hier aber zeigt sich  wieder nur die Selbstwiederlegung auch
der eigenen Versuche, rational deutend etwas über den Holocaust zu sagen, vor allem in der Aufklärungstradion, in der sich Hellers Denken bewegt, denn nicht nur durch Auschwitz, sondern seit 89 nun defnitiv ist diese unfähig, das was geschieht zu begreifen. Was heißt "absolute Sinnlosigiet"? Was heißt "normaler Ablauf von Ereignissen", die sich erzählen lassen? Was heißt "Verstehen", "Erklären". Sind wir nicht gerade durch Auschwitz und Hiroshima an einer Grenze angelangt des bisherigen Erklärens und Verstehens, heißt dies nicht, daß die Instrumente dieses Verstehens unzureichend sind, umgedacht, eine Umkehr nötig ist, ein millenarer Bruch stattgefunden hat? Heller nähert sich dann dem, was nicht sagbar ist, durch die Metapher von "Gottes absolut negativer Abwesenheit", nimmt Isac B. Singer als Beispiel, wo die Beschreibung der Gottverlassenheit außerhalb der Geschichte anbgesiedelt sei. E. Levinas hat eine treffende Umschreibung von "Gott" gegeben, wir bezeichneten mit Gott die Schwierigkeit vom "Andern" und Ganz Andern zu sprechen, das ja außerhalb jeden möglichen Zugriffs liege. Er kann nur, im Hebräischen besonders, nur durch Abwesenheit da sein, unsere Absenz, Weltabsensz, in ihrer Auslöschung also. Ist es nicht so, daß der Bruch erst durch die beiden totalitären Diktaturen und ihre Massenvernichtung, durchaus ein Produkt der Geschichte, Organisation, Technologie, Bürokratie und gleichgültige, nivellierte  Masse, Resultat der Auflösung von Gemeinschaft und Individuum eine Art Mephistophel also, das durchaus beschreibbar ist, sichtbar wurde.Er selbst, der Holocaust, Promotor des Bruches aber ist unbeschreiblich: eine ungeheure Trennung wird sichtbar, die im Negativen so sehr jenseits unserer Vorstellung ist in ihrer Undenkbarkeit, daß sie jenem Nichts (also JHWH) nahekommt. Heller sieht diese beiden Pole, bringt sie jedoch nicht zusammen, sondern verharrt in der TRENNUNG VON Geschichte und Transzendenz: genau hier aber setzt Celans Poesie ein, geht weiter, viel weiter und entläßt daraus Erfahrungen und Umwege der tiefanrührenden  Metaphern und Sprachsonden, die seine Dichtung erhellender als jede pohilosophische, historische oder auch theologische, gedachte Analyse also, sein läßt für den millenaren Zeitbruch, in dem wir uns orientierungslos und hilflos heute befinden.

            Ist die Suche nach der absoluten Metapher aus dem Schweigen, wie Heller meint, gar zu vermeiden, da sie eine "unheimliche Eigenschaft" besitze, da sie nicht nur künstlerische, sondern "reale Nachahmung" verlange? Wollte Claude Lanzmann mit seinem Fim "Shoah" dies mitteilen, daß das "Sur-Historische" historisch werden kann, zur Wiederaufnahme einlädt?
     Aber wäre es dann nicht gerade wichtig, diese "Transzendenz" nicht sich selbst zu überlassen, sondern den Bruch, wo er historisch ist auszudenken, ins Erfahrbare Brücken zu bauen und sei es, wir entdeckten den eschatologischen Grund, und sei es der Untergang.  Denn wir stehn vielleicht vor dieser Wahl: -  Kassandra oder Jonas zu folgen, durch Prophezeihung den Untergang zu beschleunigen oder ihn gerade durch seine Vorhersage zu verhindern.

Kleinschmidt: "Wie sprechen Schuldige und Opfer miteinander, das alles ist Noch- Vergangenheit und Schon-wieder-Gegenwart. Unsere Gegenwart." Vergangenheit also, die nicht vergehen will. Als habe der Osten die Gegenwart überhaupt jetzt erst angerichtet (was hast du angerichtet?!), alles wird aufgewühlt, bis auf den Grund, also auch auf den Celanschen Grund." Und er möchte, ich solle der Gesellschaft nicht die Maske vom Gesicht reißen wollen, denn während man schreibt, zeige sie dir die nächste. Ich solle nicht wie im Vorwurf den andern entgegensprechen. "ES bleibt nur das Echte, Eigne, Ungeschützte aufsuchen und ruhig entgegenzusetzen."



Aus meinen Tagebüchern:

24.Juli 1993
Celan hat sein Leben lang nach dem du gesucht. Auch Zu Celans Poetik gehört das DU, der Angesorochene, die Richtung des Gedichts, Du, das nah, aber zugleich in größter Distanz ist, der Angeredete, ja der Leser dieser dialogischen Dichtung, die geegn die monologische lyrisch-romantische Ästhetik gerichtet ist, kommt schließlich dazu, in scheinbarem Abewesenden, einem Niemand, den Leser, Adressaten und Partner zu sehen. Martin Broda (PC, 212)sieht den Einfluß des Französischen "personne" darin. Ein ganzer Band ist nach ihm benannt: "Die Niemandsrose", Rose im Sinn er mystischen Rose, der hebräischen Schechina, der "Einwohnung Gottes in der Welt", Niemand auch im Sinne von Nichts, Abwesenheit, die die Anwesenheit Gottes ist. Es ist die Rede vom Andern, ja, Ganz Andern, und darin sieht Celan im "Meridian", der Büchnerpreisrede "Richtung und Schicksal", es ist etwas "aus einer Ferne oder Fremde" kommend, einen Begegnung, Ende und Ziel einer Bewegung, vielleicht die unermeßliche Zukunftskraft. Im Meridian ist der Zeuge dafür Lucile, die "Es lebe der König" ruft unter dem Schafott der Revolutionäre, und "den Draht zerreißt" des "Wirklichen" Zeuge ist mit diesem "Gegenwort" für die Majestät des Absurden.Das Doppelspiel mit dem "König", dem damals gefährlichen Ruf, ist nicht zufällig: Der König ist im Hebräischen der Kabbala Synonym für den Herrn, der kommen wird. "Im Nichts - wer steht da? Der König./Da steht der König, der König./ Da steht er und steht.//Judenlocke, wirst nicht grau." (Mandorla)
            Das Gedicht geht dann merkwürdigerweise (für uns) über zu        
den "Augen":"Und dein Aug - wohin steht dein Auge?/...Dein Auge, dem Nichts stehts entgegen./ Es steht zum König./ So steht es und steht.// Menschenlocke wirst nicht grau./Leere Mandel, königsblau." Das Gedicht aber beginnt: "In der Mandel -.  wer steht in der Mandel? /Das Nichts."
            Nichts heißt im Hebräischen ayin; ayin ist aber auch der Name für einen "stummen" Buchstaben, das Schweigen dieses   Buchstabens also ist identisch mit dem "Nichts", wie jeder Buchstabe aber hat auch ayin eine Bedeutung, nämlich AUGE.                                                            
            All diese semantischen Sinngeflechte, die zugleich ein Tiefendialog des Deutschen mit dem Hebräischen sind, oder wohl eher umgekehrt, eine Rückübersetzung der Bibelsprache ins Deutsche, gehen über die schmerzliche historische Bedeutrung weit hinaus, bleiben ihm aber in einer Rückkopplung als Agens der extremen Auflösung und Unfassbarkeit verhaftet, trotz andauernder poetischer Befreingsversuche.
            Doch in solchen Parallellen und Assoziationen erschöpft sich der Einfluß des Hebräischen nicht, es geht bis in die Grundformen, nämlich ins parataktische, reihende Verfahren, das nicht urteilt, gar verurteilt, sondern "setzt". Adorno hat in seinem Hölderlinaufsatz einiges über die Fähigkeit der Parataxe, das Unbeschreibliche doch auszudrücken, gesagt.

(Pezzella)

Vor allen Klaus Reichert hat den parataktischen Stil Celans untersucht. (PC 156) Neben den "freischlagenden Fügungen", wo immer noch Wörter dazwischengekeilt werden können, ist die Möglichgkeit der "Wortartentransformation" wie aus Ich ein Verb "ichten" (bei Celan ) oder Superlative durch Wortverdopplung "Immerimmer" oder intensivierende Wiederholung: "Wort und wort", "zu jeder Not, jeder Not", anstelle der Zeitformen sieben Paradigmen und Zustandsformen, die "Inständigkeit des Begründetseins", ausdrückt, etwa das kausative Paradigma  von Sterben: "sterben machen", viele appelative und Imperativformen, usw. Aber die wichtigste poetische Möglichkeit: es werden nur Konosonanten geschrieben, die Vokale aber im großen Zusammenhang dazu "gedacht", der Assoziationsspielraum eines Worthofes ist sehr groß, das Mitgedachte, Mitgemeinte, die gesamte Streuungsbreite ist da, so lassen sich sonst logisch, ja, dem Sinn nach sich ausschließende Dinge zusammensagen etwa qds (umgekehrtes Dach auf s), wenn die Vokale dazukommen: qada`s, heilig, qade`s: Tempelhure. Bei adm, Stamm für Adam, ist es noch schwieriger aber immer voller Sinn. Wie Atome, die fähig sind sehr viele "Bindungen" einzugehen, sagt Reichert. Das Widersinnige im selben Wort wird möglich. Und da möchte ich mir gestatten eine persönliche Erfahrung mit diesem Widersinn einzubringen:
Pezzella und Hölderlin.

            Und da kämen wir wieder zum vorhin genannten Grundkonsensus Celans, der Suche nach dem DU und der Rückübersetzung ins Hebräische. Celan benützt Personal- und Possesivpronomen zunehmend emphatisch, das Du besonders, zu dem ja das Gedicht spricht, und dieses Du ist in den Psalmen durchwegs die Nähe des JHWH (Jahweh), der Name, der nicht genannt werden darf. Doch wie sehr das Ungenannte nur umkreist werden kann, zeigt etwa das Gedicht Celans "Einem, der vor der Tür stand", das bisher verschiedene Interpreten als zum Golem-Mythus führende Um-Schreibung  gedeutet haben, auch Reichert. Und hier treffen wir wieder auf das Motiv der Annäherung an das Enigma der Zukunftskraft, die wir negativ eingangs schon als seltene Form des Futurs vorgefunden haben: "in der ich zu Gast gewesen sein werde..." - hier nun verständlicher als Figur; und es ist nicht falsch, wenn wir das Du, wie auch das Andere mit einbeziehen, die beide als noch ausstehende Begegnung im Futur gedacht werden müssen. Und es ist auch nicht von der Hand zu weisen, daß die Kategorie des Durchbruchs durch die bisherige Zeit und Denkgewohnheit mitgeführt werden sollte. Golem heißt ja etwas noch Ungefeormtes, eine Art entstehender Embryo oder Keim, in Psalm 139, 16, kommt es vor, Buber übersetzte: " Meine formlose Masse sahen sie, deine Augen, und in dein Buch wurden sie alle geschrieben, die Tage, (die) geformt wurden und (da noch) nicht einer von ihnen (war)."  Und wieder die Augen, das ayin mit allem Implikationen: "Lies nicht mehr - schau"!1






Auf diesem Hintergrund das Biographische Problem mit dem DU.






            Der Erzähler in diesem Buch befindet sich schon in dem vorhin  erwähnten Zeitstillstand, er ist zugleich der Held der Erzählung.  Er hat wird gleich am Anfang der Handlung von einer Schlange gebissen, erlebt im Koma einen Zustand zwischen Leben und Tod; und hat so gewissermaßen zum zwitenmal vom Baum der Erkenntnis gegessen. Der  Tod als Tor, das Aufblitzen im Augenblick der Öffnung. Die Organisation des Romans braucht einen Standort jenseits der Zeit, aus dem Zeitfluß herausgehoben. Erzählen ist erst möglich, wenn ein Ereignis,  ein Leben oder eine Kultur abgeschlossen sind;  Hegels Eule der Minerva.
      Der Augenschein aber ist das Gewesene, Vergangene. Der "Verweser", namens T.,  bringt die Illusion der "festen Welt"  mit Hilfe der Sprache, der Fiktion, des geöffneten Gedächtnissses zum Verwesen, hebt die Illusion der Zeit auf. Es geht also um einen ontologischen, den einzigen effektiv möglichen WIDERSTAND, den des einzelnen Subjekts angesichts des "Objektiven".

            Die Hauptfigur T., jene, die ihr Leben selbst erzählt, jene, die sozusagen durch den Schlangenbiß zum zweitenmal vom Baum der Erkenntnis isst, weiß nicht, ob sie tot ist oder lebt. Sieht alles mit dem andern Blick, wie ein Wiedergänger, keiner sieht ihn, jene furchtbare Erfahrung aus der Kindheit, taucht wieder auf, die Angst nicht mehr gesehen zu werden. Möglicherweise halluziniert T. alles im Koma, doch dieses soll wie im Traum, wie im Leben in der Schwebe bleiben, niemand kann entscheiden, was     "wirklich" ist. Jene Erfahrung, von der Thanatologie als gesichert angenommen, daß eine Panoramaschau, eine Art Gericht über das eigne Leben im Todesprozess einsetzt, wird mit Materialien aus dem eignen Erleben und dem von Freunden, in eine dynamische Handlung umgesetzt.  Mit dem Tod erkauft sich der Erzähler also erst seine    Existenz. Dabei ist ja schon das Lebensopfer beim Schreiben so ein kleiner Tod. Träger der Absenz des Lebens ist das Zeichen. Der Ernst der Situation macht ihn glaubwürdig.
    Eine Übersetzung unserer eignen Absenz im historisch so Späten, das Gefühl, daß wir Abwesende und Posthume sind, läßt sich so als Existenzgefühl sehr intensiv beschreiben. Ein Prozess, der schon 1950 mit Becketts "Molloy" in der Literatur begann.
            Auch wird so das Jenseits der Zeit jedes Textes  fruchtbar,  Spiegel des Un-Wirklichen, das wir heute ja tatsächlich ertragen müssen, jetzt kann also solch eine Fiktion wirklicher sein als das Leben. Schon Rousseau hat  in seinen "Les Confessions" vom hypothetischen Standpunkt des eignen Todes aus erzählt. Und im Hinblick auf das  Jüngste Gericht.
                        Im Koma also tritt jene Panoramaschau ein, wo das ganze Leben noch einmal wie ein Gerichtstag im Sterbeprozess vorbeizieht;  und das alles in einer zeitlosen Geschwindigkeit, so daß eine Sekunde wie tausend Jahre sind.
            Interessant dabei ist, daß das anscheinend so Absurde  dieses Zeitparadoxes nun auch fruchtbar wird: wie kann nämlich ein abeschlossenes Leben, das in einer Panoramaschau zum Urteil und Gerichtstag über sich selbst ansteht, noch erzählt, also eine Zeitperspektive mit überraschenden Momenten haben. Dieses geschieht nun mittels jenes T., der sein vergangenes Leben neu erlebt, erlebt, wie es intensiver wird in der IN-Eins-Bildung durch den Todeszustand und das Gericht. Jedes JETZT erhält dabei eine       unendliche Perspektive, alles öffnet sich bis ins Unheimliche. Denn es ist ja nicht so, daß T. nun nichts mehr erlebt, er erlebt nur ganz anders. Ähnlich wie beim Tagebuchschreiben, das ja die Ereignisse eines Tages erst bewußt macht, sie an den Sinn bindet, der ungeschrieben verloren ginge, so aber gerettet wird. Die erzählte     Hintergrundzeit wird so zur Zukunft der Vergangenheit im Prozess. Das ist kompliziert auch als Verb-Lösung. Die In-Eins-Bildung    aber besorgt das riesige Gedächtnis der Sprache mit ihren apperzeptiven Formen.
            Auch gibt es einen erlaubten Trick, nämlich die            Unsterblichkeit der Personalpronomina der Sprache, die das Bewußtsein tragen, sich weiter erinnern zu lassen, als die Grenze einer individuellen Lebenszeit oder die unseres historischen         Bewußtseins- Horizontes es eigentlich erlauben. Dieser Horizont ist freilich,  wie wir gesehen haben, an seine Grenze gekommen, die übersprungen werden muß, um jene Partitur, die heute schon vor uns liegt, richtig zu spielen. So wird die Offenheit der Zukunft in die geschlossen, scheinbar abgeschlossene Vergangenheit eingeführt, mit dem bitteren Fazit und Urteil: daß wir uns selbst das Leben geraubt, weil wir es uns haben rauben lassen.
            Einzig jene Momente des Traumes, oder das andauernde     Bewußtsein auch im Alltag, da und zugleich nicht da zu sein, abwesend, und doch da, wie im Zeitstillstand bei Todeserlebnissen, in der Revolution, und jetzt eben bei diesem "Unfall" T.s, der    letzte, die letzte Chance beim eignen Sterben, die auch dieses Erzählen ermöglicht, die tiefste Erfahrung, erst am Anfang zu sein, also auch in der eignen Vergangenheit das prickelnd Offne zu finden, und nicht nur in dem was kommen wird. Geahnt hat er es mit Glücksgefühlen: daß es die Trennwände zwischen den Zeiten  nicht gibt, daß der Tod also ein neuer Anfang sein muß. 

            Das Grundgefühl im Alter dieser Welt läßt sich so beschreiben:  daß alles noch da ist  und doch schon längst vergangen, auch ich, doch durch welche Zeit des Verbums läßt sich dieses    ausdrücken, es trägt nicht mehr, hängt mit dem Vor- Schein zusammen, der trügt, was wir sehen, das äußere Augenbild macht alles so alt und zwiespältig, denn das Andere der "Partitur" ist auch in uns, sehr jung und so, als gäbe es noch sehr viel an       Möglichkeiten: Nichts ist vergangen, es lebt durch uns, ein Ich trägt das andere, wir leben die Toten weiter.
            Noch da ist nämlich auch alles andere Längstvergangene, jenseits der individuellen Lebenszeit und des Augenbildes. Der Trick ist das Déja-vu und das Unbewußte, wo mehr an Erfahrung gespeichert ist, auch via Sprache, als wir wissen können.
            In den Personen, nicht nur in T., sondern auch bei seinen beiden Frauen Jeanne und Jann, zwischen denen er sich im         unentschiedenen Gefühl quält, wie sich Jeanne zwischen ihm und Jean-Christian quält. Schon die fast gleichklingenden Namen verweisen auf nur abweichende Identitäten, in den Personen lebt ein sprachlich ausgeweitetes Erinnerungsvermögen, eben das Déja- vu.
            Jeder von ihnen meint, auch ein anderer in anderer Zeit gewesen zu sein, und baut daraus das Bewußtsein einer sehr      komplexen Biographie, die aber zu seinem heutigen Leben unheimlich genau passt, und in all diesen Beziehungen spiegel- geschichtlich ein tragisches und gefährliches Gespinst mit     entsprechenden Knoten enthält. Aber vergessen wir nicht: es ist nichts als die Panoramaschau des Erzählers T., der sich im Zustand zwischen Leben und Tod befindet, und die so auftauchenden Spiegelgeschichten, die alle auf Erzählkreisen beruhen, sowohl heute, als auch im 16. Jahrhundert, sind  Wirklichkeiten auf der Grenze, im Koma dieses Zivilisationszustandes!
            Es sind auch lauter grauenhafte Geschichten, die aus dem kollektiven Sprachgedächtnis dieses Okzidents via Personen    und tragischen, schmerzhaften Mord-und Totschlag-Liebesgeschichten "entlassen" werden. Zugleich erscheinen diese Geschichten und auch die "Erzählrunden", ähnlich wie im Dekamerone oder in 1001 Nacht, als Rettung vor dem Tod (Pest, Henker, heute: totales Verschwinden der sinnlichen Welt durch Strahlung und Chemie und  im Wahrnehmungsverlust - alles ist noch da, doch wie längst vergangen!)
            Der Erinnerungsstrom T.s wird andauernd von andern Erzählinstanzen, Personen, Briefen etc. "übernommen", auch interferieren die diversen Zeitebnen, und zeitliche Transparenz ist da, zwei    oder mehr Szenen scheinen durch, überlagern sich, so wenn T. durch eine Szene, einen Geruch, ein Gesicht, plötzlich seine     Identität verliert, (im Buch) zu seinem Doppelgänger Nicolao Granucci wird, die "Madeleine" weckt nicht nur Kindheitserinnerungen, sondern Szenen aus dem "Vorleben". Dazu hat T. einige Schlüsselerlebnisse gehabt, vor allem ein Déja-vu, bevor er Lucca kannte, hat er eine Straße aus Lucca geträumt, wo er im "Traum" entlanggeritten, in ein Haus eingetreten ist, das er dann beim ersten Besuch der Stadt "wiedererkannte", seine Nachforschungen ergaben, daß hier der Arzt und Literat Nicolao Granucci gelebt hat.
            Zukunft, Präsenz, Erinnerung, Déja-vu fließen zu einem Zeitmagma zusammen, verschachteln sich zum Panorama der unheimlichen Geschichte. Denn oft wird es auch nicht deutlich, ob erinnert wird, T. den andern, der ja eigentlich längst tot ist, durch dies Ich aber lebt, erinnert,  oder ob Granucci, der "Todesdoktor", der die Fähigkeit hatte, an gewissen Zeichen zu erkennen und vorherzusagen, wann sein Patient sterben wird, nun voraus- und     hellsehend, die Handlung, die wir lesen, aus seinem Bewußtsein entläßt und nach außen in den andern, heute Lebenden projiziert. Die heute lebende Hauptfigur erkennt dieses, auch den       Schrecken Granuccis, T. vermag dieses ja, denn er liegt im Sterben, und begreift sofort die Ursache dieses Schreckens, denn mit ihm würde auch der andere endgültig sein Bewußtsein verlieren, nicht mehr existieren. Das Absurde wird in dieser Zeitüberschreitung wirklich fassbar, es ist wie in der Patientenkunst, wie im "Patientensystem" und seiner strengen Logik, die unsere aufhebt.         
            Diese Vorausschau, zu der die Leute früher anscheinend noch fähig waren, vor allem auf der Schwelle zwischen Leben und Tod, und Granucci befindet sich spiegelgleich mit T., ebenfalls in diesem Zustand, gelingt eben auch kraft der Sprache, die ja ihre Zukunftsformen hat, und die wir erzähend einsetzen können. Sie macht ja Granucci überhaupt erst möglich, was aber nicht heißt, daß es ihn nicht gibt. Nur wird es nötig sein, die           Vorherrschaft der Substantive und Hauptsätze einzudämmen, die Korrelate der "Substanzen", um den Zeitstrom , der seinerseits diverse Subjekte trägt, zu ermöglichen  (ähnlich wie in der    Quantenfeldtheorie, in ihren großen und kleinen kosmischen Informa-tionsfeldern mit den "lokalen Erregungen") und Zeit-Worte      wechseln so leicht von einem träumenden Granucci zu einem gerade erwachenden T. Oder das Geräusch und Geklapper im Haus T.s, bringt Hufegeklapper hervor, weil Granucci in seiner Erinnerung zu reiten beginnt. usw. Scheinhafte Identität unseres Ich wird so durchbrochen in sukzessive Zustände aufgelöst, die nicht im    Vorurteilsraster unseres Zeit-Raum-Kausalität-Denkens versacken. Der Autor, das Ich oder die "Iche" werden so aufgelöst, abgeschafft. Die Subjekte werden Opfer übergreifender Konstellationen neuer Sinneinheiten der Berührung, die die Wort- Höfe und "wirklichen" Augenblicke bieten. Das Opfer erweist sich als Geschenk und als Schlüssel für T.s Lebensverlust in diesem Gericht.

            Und ich vermute, daß dieser Zustand, wo die Figur nicht weiß, ob sie lebt oder tot ist, generell als wichtigster ästhetischer Ort heute, angesehen werden muß, als Apriori jeder Erzählung. Das "EINE", von dem ich vorhin  sprach, wird nämlich so sehr konkret sichtbar, was nicht schilderbar war, nur intuitiv erfassbar ist, erhält so Gestalt. Bei Paul Ricoeur etwa ist die Leistung der Erzählung die In-Eins-Bildung der   momenthaft erlebten Zeithäppchen, "narrative Konzentration der zeitlichen Zerstreuung empirischen Bewußtseins," ähnlich war es schon in Augustins "distentio animi", das bloße Leben ist "Zerspaltung", Qual, Berührung des Zusammenhangs aber im "Bedeutungserlebnis" ist Glück. Dieses Glück, das so als "Panoramaschau" nur auf dieser Todes-Schwelle erlebt werden kann, wird von T. als Glück sehr oft und nur da: wenn er in diese Berührungszone gerät, empfunden.

            Es ist eine Arbeit am "größten Zusammenhang", am Einen also, die In-Eins-Bindung im schöpferischen Prozess der Spaltungen, Zersplitterungen des Lebens, die als Textgewebe das kosmische Informationsgewebe zu reproduzieren suchen. Zur Methode des Schreibens gehört, das Aufschreiben solcher intensiv erlebter Sequenzen, Szenen, Momentaufnahmen, die wie Röntgenblder einen Augen-Blick mit "schwachem" oder "starkem" Sinn durchdringen. Erst im Zusammensetzen solcher Sequenzen allerdings ergibt sich ein Muster, eine Annäherung an den großen Zusammenhang. Wahr bleiben nur  solche Sekundenbilder,  zusammengesetzt wie Fotos im Labor, vergrößert, verkleinert,     Momentaufnahmen,  Ausschnitte, Vorder- und Hintergründe        herauspräpariert und vertauscht in Großaufnahmen. Auch Umkehr der Bilder oder Schnitte von ihnen, sie wieder zusammenzukleben usw. Und dann  werden sie auch noch hie und da retouchiert, als wären sie nur Schablonen.
            Aber: was sind diese Momentaufnahmen, was ist das JETZT der Augen-Blick? Darum geht es. Dieses Jetzt der Lebensmomente, nun so, ins Unendliche verlängert, ist unheimlich, aus dem Namen gefallen, aber im unausdrückbaren EINEN, im Informationsnetz der Beziehungen aufgehoben.

            Doch nicht nur das Ich löst sich dabei auf, und Aufgabe wird wie im Strom der Meditation, dem indischen oder tibetischen Dharma, der christlichen Meditation Genuß, sondern die starre Ästhetik und das frustrierende    Gesellschaftsdenken, das, was kanonisiert ist, Beute der Sieger, löst sich ebenfalls in Wohlgefallen auf, entfernt sich, wie die Zeit stehenbliebt, so soll auch der Verstand, sollen die Sinne stehenbleiben im Unheimlichen, und sei es in furchtbaren Momenten der Folterszenen oder der Finsternis der totalen Isolierung im Turm. Oder auch heute: im Metasprachlichen, Worthöfen, dem Zerbrechen der Sprachlogik.
            Was T. dabei beschäftigt, ist aber auch:    wie komme ich nun ins Freie, ohne das andere Gedächtnis, das in der Sprache gesammelte aufzugeben? Auch hier gibt es einen Trick: die Parataxe ( schon Adorno und Benjamin haben sie am Beispiel Hölderlins untersucht; noch schöner ist Steigers Untersuchung der kleistischen Hypotaxe!) - Auflösung der Geschichte in Geschichten, Erzählung in Erzählungen, um zum kleinsten Nenner, dem undurchschaubaren Moment, JETZT zu kommen. Querschnitt also dessen, was Struktur der Welt ist? Widerstandshandlung der Verlierer, um zum Tun, was geschieht zu gelangen? Hierarchische Ordnungen, Gewissheiten aufzulösen? Wie das parataktische Schreiben, wie die Nebensätze, die das Haupt und die Regierung der Seite durcheinanderbringen,     Randphänomene, die zur Berührung kommen, zur Grenze. Randzonen und Nebensätze, Nebenhandlungen, die gegen die Totalitäre Seele der Figure und der okzidentalen Sprachlogik arbeiten.

            Es hat auch zu Granuccis Zeiten eine nachrevolutionäre Stimmung gegeben, genau wie heute; unlängst hat ein französischer Forscher verblüffende Ähnlichkeiten von 1491/2 und 1991 bis ins Detail festgestellt. Gegenreformation  damals und heute die "neue US-Ordnung", die diese Todesschicksale hervorbringen.

            Schon im Erzählunterschied zeigt sich der Zeitunterschied, damals gab es noch Realität und Natur, daher konnte auch sinnlich gelebt und erzählt werden. Im scharfen Kontrast dazu steht die  heutige Umgebungslosigkeit, damit Verlust auch des Narrativen. Daher auch die Wahl der Spiegelgeschichte aus zwei verschiedenen Jahrhunderten.
            Weiter: heute wird  keiner mehr  von der "Gegenreformation"  physisch hingerichtet, wie Giordano Bruno oder auch Nicolao Granucci, der als Chiliast und gefährlicher KetzerAutor achtzehn Jahre in einem Gefängnisturm eingemauert war, zwischen Leben und Tod lag, diese Handlung voraussah, halluzinierte,  die T. als sein fortlebendes Ich aufschreibt, und wirklicher wird an den gelebten, noch lebbaren Geschichten. Heute herrscht "nur" der        Wahrnehmungsverlust total, das Vakuum, und die Biographien sind abgeschafft.

            Erst zwischen Leben und Tod, merkt T. den Betrug, versucht sich gegen das totale Verschwinden: den Umgebungsverlust zu wehren. Er existiert dann freilich nur in seinem eigenen Tagtraum, dem Buch, nur noch mit erfundener Umgebung, erfundenen Personen etc., die aber wirklicher sind, als die Umgebung, die noch da ist, aber längst vergangen. Traum im Traum, denn zu seiner Geschichte gehört ja, daß er total allein ist nach einer doppelten heftigen Eifersuchts- und   Liebesgeschichte, letzter Versuch zur Realität zu kommen, Liebe aber muß in dieser Umgebungslosigkeit noch drastischer scheitern, ja, sie zeigt erst das ganze Ausmaß der sinnlichen Katastrophe.
            Granucci endet im Turm,       T. aber im Buch.

            Das BUCH als Heimkehr- oder Rückkehrversuch spielt eine    große Rolle. Vor allem die mögliche halluzinative Macht des Buches. Zwei gescheiterte spiegelverkehrte Heimkehren: Granucci, der des Mordes an seinem Rivalen verdächtigte und zum Tode verurteilte Luccheser, flieht und verbringt fast sein ganzes Leben im Exil, unter anderem auch in T.s Heimat Transsilvanien; nach zwanzig Jahren Exil, erträgt er die Fremde nicht mehr und kehrt ganz unvernünftigerweise nach Hause zurück, rechnet mit dem Tod, ja, hofft auf ihn. Die alte Tat ist fast vergessen, aber er bringt das Zauberbuch aus seinem Exil mit nach Hause, und wird deshalb eingesperrt als gefährlicher Machtusurpator. Mit diuesem Zauberbuch kann er nämlich Staaten, Menschen, vor allem aber Frauen beherrschen, die Liebe, kein Problem. Ebenso wie dfer Tod kein Problem mehr ist, dieses Buch macht den Besitzer unsterblich.  Er bringt dieses Buch aus der Fremde, aus Transsylvanien, aus T.s Heimat, der nun in der Lucchesia im verlöschenden Exil aller    Ostler lebt, denn T. ist ja nun WIRKLICH im Buch (des Okzidents?) gefangen, das der andere mitbringt, und von dem T. nun schreibend  Kenntnis erhält, auf die große Heimkehr hoffend.  Der Todesprozess erweist sich als nichts anderes als der Schreibprozess, denn was ist das Zeichen anderes, als die Absenz des Lebens: Zuerst nichts als gedacht, am Ende wars ein ganzes Leben!

Das Buch aber, als versuchtes Zauberbuch, wie Granuccis Buch- Macht, für die er leiden mußte, verurteilt: 18 Jahre eingemauert im Turm nicht leben und nicht sterben zu können, erscheint heute möglich als  Zaubern durch Sinnzusammenhang, wo die Zahl, also die Proportion zum Namen kommt, den Namens-Fallen entkommt durch Randberührungen, durch Worthöfe, Hintersinn und Hintergrund der Momentaufnahmen, "Fotos", die sich selbst wissen müssen bis in die Atome ds Silbernitrats.  Ist es das im Hintergrund wartende Apriorische Licht?

Das Problem Erzählen spiegelt freilich auch den Charakter beider Helden, unsicher, unwirklich zu sein, Traumtänzer. Unpraktisch. Sie meinen beide, die Welt nur zu träumen.  Mit unterschiedlicher Konsequenz. T. ist aus Schwäche nichts als Schreiber. Granucci   aber im 16. Jahrhundert ist Arzt, Todesdiagnostiker und Magier.

            T.  wirkt auf seine Umgebung "verrückt" und "unmäßig", denn er ist einer, der WIDERSTAND leistet, der Gewöhnung an die Gemeinheit widerstehen will, die von "oben", die vom "System" verlangt wird und die sich im Leben der Menschen dann so oft als ihr eignes Ausbrennen niederschlägt. Er kämpft gegen dieses Ausbrennen, er ist DER VERWESER, einer der unaufhörlich das, was ist, voller Schrecken als das Gewesene und Verwesende erkennt, jetzt vor allem, wo sogar der Osten in die Vergangenheit rückt, die Kindheit während der Nazizeit in die Vorvergangenheit, immer im Abschied und voller Trauer, wie schon gestorben, zwischen Leben und Tod, das in sich spiegelt, was die Zeit ist: alles noch da und schon längst vergangen, egal, ob er bei seiner Heimkehr in Siebenbürgen sein    Elternhaus betritt, die Reihe der Weinstöcke auf seinem Berg sieht oder durch die Straßen Luccas oder Stuttgarts geht, und  merkwürdig, daß jenes 16. Jahrundert Granuccis nun näher jenen  selbsterlebten Vergangenheiten steht, als die Gegenwart: wann war das?
            T. ist einer der  stellvertretend die Stellung  hält, radikal in jenem Sinn, aber auch die Sprache, und mit ihr "das Sichtbare" verwesen, vernichten läßt als Illusion, das Banale als Machtmittel der unsichtbaren Fesselung durch das vergiftende             Herrschaftssystem des Geldes und des vulgären Materialismus, die den Lauf der Geschichte stoppen.

            Es ist zweimal radikaler WIDERSTAND. Heute ist dieser Widerstand passiv, jene Traurigkeit, von der Benjamin sprach, aufzuheben. In Zeiten, wo die Dinge noch klar waren, noch "Wirklichkeit" existierte, endete der Autor eingemauert im wirklichen Turm. Heute aber ist der Widerstand ontologisch, denn die stärkste Macht ist der menschenvernichtende Irrglaube, daß das Sichtbare "alles" sei, der Tod ein endgültiges "materielles" Aus sei. Und das stärkste Tabu, von der Psychiatrie bewacht, der Einsatz für das neue fällige Paradigma, wo die Grenze zwischen Leben und Tod aufgehoben ist, die raumzeitliche materielle Welt sich als Illusion erweist, wird in diesem Buch probehandelnd vorgeführt; die Strafe aber ist der Lebensverlust, das Eingesperrtsein in der selbstrefernziellen Phantasie des Buches, die freilich jene Gemein-schaftsHalluzination, in der alle gefangen sind, spiegelt, und       gleichzeitig schon ein wenig ins Freie  überschreitet.

            Am meisten hatte mich bei meinem  Weltwechsel von Ost nach West schockiert, daß im Westen alles "so ist, wie es ist", ein Baum, nichts als ein Baum, ein Mensch nichts als ein Passant, ein   Funktionsträger, eine Trivialität. Was mich immer stark berührt hat: es heißt, Sylvia Plath habe aus diesem Grund Selbstmord begangen. Die Entfremdung  ist total, ist ontologisch geworden, so ist auch die Revolution nur als radikale möglich: als ein       Durchbrechen durch Zeit und Raum, im Einlösen und Spielen der kommenden Partitur von Überlichtgeschwindigkeiten und mentalen Konzerten.
           
            Der Roman verwendet dazu, die in der Sprache gespeicherten Kräfte und apperzeptiven Formen, um jene Zone schon jetzt probehandelnd zu erreichen.



6.Juli 92
ALLEGORIE-Problem bei Benjamin und die Geschichte, das Lesen.
Text, der nur gedeutet verstanden werden kann, die Allegorese wichtiger ist als der Text, der nur Geheimnis bleibt, sich entzieht. Vgl. auch Dante, Scholem. Das Pardem.

Verkörperung, PERSOINIFIKATION. Vermenschlichung von Begriffen und Dingen. BLINDER ZUFALL. Die Sonne lacht. Das Abstrakte zugänglich durch Bild. Im Gegensatz zur Parabel nur an Auserwählte. All. verwandelte Erscheinung in Begriff und diesen in ein Bild. Schlüsselwörter im gemeinen Text, die diesen aufschlüsseln als etwas anders.

Auch Curtius. Allegorie und Allegorese Grundlage jeder Textinterpretation, Beginn Vorsokratiker. Nämlich, daß Weisheit in Rätseln, alles hat einen verborgenen Sinn, der ganz nicht zu enthüllen ist. Dichter als Bewahrer esoterischer Geheimnisse.

AUSLEGUNG als Text müßte heute sein, das Gedicht als Allegorese der Allegorese der Allegorese.

Gespräch mit Ioana:
Kann man seinen Geschichten trauen?      
Der AUGENZEUGE bei Dürrenmatt, sagte ich ihr, da findet man die beste Verhöhnung des Augenzeugen. Daß alle etwas anders sehn, weiß man ja von Prozessen. Daß manche in Gefahrenlagen halluzinieren auch. Weißt du, was mir in Kronstadt ein alter Bekannter, der dortige Stadtpfarrer über seinen Küster erzählt hat: Er habe mit eignen Augen gesehn, wie Terroristen aus dem Turm der Schwarzen Kirche geschossen hätten, auch Tauben verletzt wurden. Die tote Taube wollte er mir zeigen, doch auch sie war verschwunden. Oben auf dem Turm suchten wir gemeinsam mit Soldaten vergebens nach den Terroristen.
            Auch jetzt hat der Helvetier in einem Buch sowas ausgeheckt, ein schon Verurteilter, zu 20 Jahren wegen Mordes, den  er vor aller Augen in einem Züricher Restaurant am hellen Tag begangen hat, beauftragt einen Rechtsanwalt, eine Hypothese zu erarbeiten und zu beweisen, daß er unschuldig, ein anderer schuldig sei. Das soll und könnte gelingen, weil die Welt absurd ist. Denn Wahrheit scheint ja inzwischen ein unbrauchbarer Begriff zu sein, wie alle Begriffe unbrauchbar sind. In seinem "Sterben der Pythia"... und das könnte hierher zur jetztigen Schuld nach der Revolution am besten passen, setzt Ödipus die Ermittlung, wer an der Pest schuld sei, selbst in Gang. Und es wird am Ende der Ermittlung klar, daß er es nur nicht gewußt hat: er selber ist der Schuldige, er hat, ohne eine Ahnung davon zu haben, die schlimmsten Verbrechen begangen, den Vater getötet, die Mutter geheiratet.  Doch war das Schuld, oder das "Leben" selbst, das wir hier geführt haben? Und schon bei dem transparenten Planspiel wird klar, daß je mehr der Verstand da bewegt wird, umso dunkler wird die Gecshichte, bis er scjließlich selbst mit reingezogen wird, ja, die Suche wird zur Mitschuld, gehört zum gleichen Anspruch des Besserwissens, wie die Nötigung vorher, nämlich Gesetze aufzuzwingen, die Liebe und Tod erzwingen, Macht als höchstes gut sehen lassen. Wer wirft den ersten Stein, wer hat Recht zu richten? Nur wer sich selber richtet, aufdeckt. Und der blinde Seher sieht das ein, daß er das Gegentei erreicht hat, von dem, was er wollte. Und der große Kollege sagt, daß seit jener Zeit, wo der Richter Urteilsfindungen hatte, Schuldige mit dem Verstand ausmachen konnte, genau wie der Detektiv, es gab ja ein  logisches Ganzes. "Damals war alles gewiß, man konnte jedes Problem mit dem Verstand lösen. Eine berechenbare, mechanische Welt, die Welt der klassischen Physik. Heute hingegen wissen wir genau, daß die Welt nicht berechenbar ist."
   Eher ist das ja heute umgekehrt, also wie findet Glaubwürdigkeit statt bei Erzählungen der Unberechenbarkeit, wie z.B. Dinge, die im Dezember geschehen sind, die das Paranormale streifen. Ich erinnere mich da an eine Spukgeschichte Kleists "Das Bettelweib von Locarno", wo ich selbst war, und nachgedacht habe, auch ich gehöre also dazu, wenn auch als Detail, denn alles ist, auch die Spukgestalt mit mir, da ich nicht nur dort war, sondern auch gelesen, ja, geschrieben habenund jetzt mit- schreibe, ist alles nur mit allem verbunden, nichts gilt an sich, und eine Aussage über Ereignisse wäre nur möglich, würde man das Ganze kennen, nicht nur den Auschnitt, ja, auch den aus der Zukunft geworfene Widerschein, dessen, was jetzt schon im Keim in dem was vorgeht, enthalten ist. Und bei gutem Nachdenken, käme nur Konsekutives und Möglichkeitsformen als dramatischer Ausdruck wirklich zur Frage, daß es ein tödliches, aber vor allem verwirrendes Geschäft ist, zu leben, solange wir mit Zeit- Grenzen umgehn, jene Einbrüche uns un-heimlich, nicht aber heimlich, also vertrauter sind, da wir dorthin gehören, ein Ort, von dem wir nichts wissen können.
     Und dies ist auch der Sinn von Hypotaxe und Parataxe. Adorno hats bei Hölderlin getan, Staiger bei Kleist.
 Ist aber die Revolution eine Anekdote in der, wie bei Kleist, "unwahrscheinliche Wahrhaftigkeit" vorkommen kann? Das, was auch du, Ioana erlebt hast? Was alle erlebt haben? Es zeigt daß dies sozusagen ein Durchbruch aus der Zukunft sein soll.
            Nicht aus der Zukunft, sondern aus dem, was schon da ist, noch unerkannt, ja verhindert durch das dünne Blatt des Bewußtseins, das verhindert...
   Ich weiß, ich weiß, dieser Satz aus der Bergpredigt, griechisch...
und von Luther falsch übersetzt; nicht,ändert euer ganzes Bewußtsein, denn das Reich des Himmels ist da  sondern "Tuet Buße, demnn das Himellreich ist nahe herangekommen".
            Weißt du, da komme ich wieder auf unser ìntru ceva. Noica sagt, dieser Nicht- und Zwischenbegriff habe Hegel, aber auch schon Pascal gefehlt Pascal sagte:
            Weißt du, was mir da einfällt, daß in dieser ganz späten Stunde, das, was Moderne und Nachmoderne sind, also die Reihung, der parataktische Stil etwa bei Hölderlin, wie in Benjamin und Adorno zeigen, also , wie gesagt wurde, daß der Geist dabei passiv, in die "Mitte des  Lebens" versetzt, nur das Warten, Regsamkeit und Fügsamkeit, also Resignation übrigbleibe, und sogar darauf verzichtet, so, aus lauter Enttäuschung an Ideen und Utopien, Stellung zu nehmen, bescheiden nur "tut, was geschieht", sozusagen als Geschlagener, als Nichts nun meint zu entkommen, oder daß hier dieses "Nichts" gerade der Übergang ist, die Begegnung, der Unort, wenn du willst, wo aus Fügsamkeit doch Fügung wird, ja Aufbäumen, und aus der Parataxe, wo sich die musikhafrte Reihung als Sprache, deren Elemente anders verknüpft sind als im Urteil, das sich als falsch erwiesen hat, der große Zusammenhang aufscheint, und ein Einbruch geschieht, bisher in der Phantasie, also auch in vieln Texten, nun aber real, in der Wirklichkeit, hier bei euch, wie du es mir ja auch erzählt hast, und wie e für viel die stillstehenden Uhren in der Französischen Revolution, nachher vielleicht 1917 war, so sich also jetzt Parataxe und Hypotaxe verbinden, aus dem Zwar ein Aber wird, nämlich im Hinblick auf das Erscheinen, des Kommenden, das ja immer das Realere ist, alles andere nur gewesen, auch dieser Augenblick schon vergangen, das Jetzt also zum Querschnitt, zum Schnitt wird, den nur ein einziger Satz, in dem alle Zusammenhänge eingehn, in jedem im Detail jenes Ungewußte des größten Zusammenhanges aufblitzt, das Gericht sozusagen, so nicht nur im Aber, im Chock eine erregende Freiheit über das Zwar der Sinnenwelt triumphiert, sondern das dieses, wie einmal gesagt wurde, erst im Hinblick auf Künftiges Sinn erhält. ( STAIGER, 97.) also dann von der Erzählung, dem Präteritum ins Präsens übergeht, aber alle unselbständigen Teile zum unerkannten, zum aus dem Nicht-Wissen neu aufleuchtenden Ganzen zusammengezogen werden müßten. Es ist schwierig, glaub ich, aber meine Intuition sagt mir, daß dies "wahr" sei.
    Aber es war mir klar, daß auch dieses Buch an dem ich jetzt hier schreibe, worin wir uns befinden, sich dem unterwerfen muß.
Über dies Buch!.-

Und was nun die Reihung, die Parataxe, auch bei Hölderlin etwa zum Ernst zwingt, aus dem "Geist" heraussaapringen läßt, ist sein Real Gewordenes daran, Jetzt, Hier, an diesem Ort, wo wir stehn. So sein wunderbares Gedicht vom "Einzigen", das die Ereignisse von heute interpretiert, also erst jetzt aus der Parataxe zur Hypotaxe geworden ist. Als wäre es über die Revolution geschrieben worden "Es entbrennet aber sein Zorn; daß nämlich
Das Zeichen die Erde berührt, allmählich
Aus Augen gekommen, als an einer Leiter.
Diesmal..."
            Hör nur dies "Diesmal", das isoliert steht, die Reihung unterbricht:
"Eigenwiillig sonst, unmäßig
Grenzenlos, daß der Menschen Hand
Anficht das Lebende..."



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