Schon
Kafka wußte, in einer Umkehrung des schlechten Künstlergewissens, daß sich die
Realität vor der Kunst und dem Geist zu rechtfertigen habe, und nicht diese
vor ihren Oberflächen, daß der
Einzelne eine "ungeheure Welt im Kopfe " habe, daß das
"Nichts" der Literatur, ihr unmögliches Unternehmen, ein
"Ansturm gegen die letzte irdische Grenze" sei. Literatur, Kunst und
Meditation stehn im Zentrum des menschlichen Abgrundes - und nicht das äußere
Bild eines "Wirklichen", gar dessen anämische Abstraktion. Erich
Rothackers "Metaphorologie", die Hans Blumenberg übernahm, und die besagt, daß Denken ohne (inneres) Bild
unmöglich sei, ist nur ein weiterer Beleg wider die weltlose Abstraktion der Begriffe, der blutleeren formalen Logik, aber auch der
äußeren Bildinflation. Das Umkreisen des Erlebnis- und Erfahrungskerns der
Existenz mit Metaphern, Erzählungen, innern Bildern und Traumbildern paßt
sich gerade der Sprachskepsis und dem Bildverbot an; auch die "dritte
Phase" des "professionellen Vernunftgewerbes", nach der
"naiven" und der "ratlosen" Phase - die Phase der Pluralität und Offenheit heute,
versucht so dem entlarvten ideologieverdächtigen "Absoluten" zu entkommen, das
jedoch nicht mit dem "Einen", der "Alles" ist, und
begrifflich nicht faßbar sein kann, verwechselt werden darf, wie es etwa Eckard
Nordhofen tut. (Die Aufhebung des Bildverbots, in: "Literaturmagazin"
25, S. 61ff) In der Archetypenlehre der Tiefenpsychologie sind die
Traumbilder, Phantasiebilder, die in der Erinnerung unmittelbaren psychischen
Realitäten, Zeichen des begrifflich Unsagbaren; ähnliches gilt für
Bilder und Metaphern der Poesie. Das
Gegenteil des Abstrakten. Besonders deutlich
in der Conversio und dem An-Wesen bei der Begegnung mit
großen Weisheitslehrern, die keine Schriften hinterlassen haben wie
Sokrates oder Christus. Das Angleichen an den Meister und den "innern Meister"
(omoisis to theo bei Platon), dieser
Prozeß der Individuation ist das, was MIMESIS ursprünglich bedeutet hat,
Angleichung des Ich, die Eben-Bild-Suche in einer initiatischen und
schmerzhaften Metamorphose, und nicht "Mimesis", wie sie später
in einer primitiven "Widerspiegelungstheorie" der
nochmals verbildlichten
"Realität" auf den Hund kam. Am schlimmsten im
"sozialistischen Realismus", wo das Kunstwerk nicht Angleichung an
"Gott" (omoisis to theo),
sondern sklavisch eine "Spiegelung" der "objektiven Realität" sein mußte,
und schließlich die Partei bestimmte, was objektive Realität zu sein hatte! [1] Wir sehen also, daß nach dem Scheitern dieser Abbild- und Abgott-Ästhetik, die nur
ein Bastard des auch im Okzident vorherrschenden Realitätsglaubens und vulgären
Materialismus (hier des Geld-Scheins) ist, das
alte "Bildverbot" der Bibel gegenüber dem Realitätsgötzen
wieder zeit-gemäß wird. Und was dahinter
liegt, taucht heute wie eine Wiederkehr des Verdrängten in der neueren Deutung
der Kategorie des Erhabenen als paradoxe Struktur eines Nicht-Darstellbaren
auf. War diese früher Ästhetik des Prunks von Herrschaft, wird heute mehr der
Aspekt von Schrecken, Schauer, Grausen betont, das Unheimliche, wenn das Gewohnte, wenn Verstand und Logik nicht mehr greifen,
erschüttert werden. Dabei geht es um
einen Augenblick des Schreckens, ein "Now", wie Lyotard es auf Zeitbegriffe des schokartig und ekstatisch auftauchenden
"Nichts" der hebräischen Kabbala zurückgreifend, genannt hat.
Herrschende Raum-Zeit aber ist Projektion
einer Angst, Angst vor dem Unbekannten. Nach Freud eine Verschiebung des Unheimlichen und Namenlosen zwischen
den Sekunden: der Anwesenheit und Abwesenheit der Augenblicke ins Bild[2].
Dazwischen aber der Schock des Nichts. In der nächsten Sekunde ist nämlich noch
niemand gewesen, und es könnte jeden Augenblick etwas Überraschendes und
Furchtbares geschehen: "... Now... eher das, was das Bewußtsein außer
Fassung bringt ... was ihm nicht zu denken gelingt, und was es vergißt, um sich selbst zu
konstituieren."[3]
"Ästhetik des Schreckens" und der Öffnung.[4]
Peter Weiss freilich oder auch Thomas
Pynchon liegen mir bei diesem Grenzgang
näher. [5] Die
hebräische Bibel verlangt, den Schrecken der in diesen Zwischenräumen auftauchenden numinosen Epiphanien auszuhalten, dies hieße,
dem Bildverbot zu gehorchen, der Entlastung durchs Goldene Kalb nicht zu
folgen, jede Zeit- und Bild- Konstruktion zugunsten des Un-Heimlichen, nach Freud des ursprünglich Heimischen, des zeit- und todlosen Paradieses aufzugeben.[6]
2 Das alte Bildverbot hing ja mit dem Essen vom Baum der
Erkenntnis, dem Exodus, der Strafe des Todes und der Zeitangst zusammen; Lebenskürze
und Tod des Alten Gottes bedingten aber auch
Machttrieb, Besitzgier und Zeithast, die im Egotrip die angeblich
so kurze Zeit "nützen möchte"
und so in einem um die Ewigkeit verkürzten Leben die
Betroffenen krank macht. Als könnte nun mit dieser neueren Selbstanalyse, die
eng auch mit den durch Foto und Film und
elektronische Haustiere
neugewonnenen Seh-Erkenntnissen zusammenhängt, "der Tod, der Sünde
Sold", die alte Erbsünde als Illusion entlarvt werden. Denn es ist eine Illusion, die eng mit dem Körper-,
Bilder- und Sprach-Glauben, also der Halluzination "sichtbare
Wirklichkeit" zusammenhängt,
zusammenhängt vor allem mit unserem überholten Konzept "linearer
Zeit", das sich in der neueren Physik als Fiktion erweist. [7]
Dieses neue Erlebnis trat vor allem in der sichselbstaufhebenden SCHRIFT und dem Verschwinden von Raum und
Zeit im BILD seit dem Impressionismus zutage.
Gegenwart, Präsenz, auch Geschichtlichkeit sind Projektionen,
"nachträglicher Effekt einer Verschiebung" nach Freud,
Konstruktionen, Bewußtsein entsteht "an Stelle der Erinnerungsspur"
und vom Gedächtnis ausgeschlossen - also leere, aber selbstreflexive Gegenwart
eines Subjekts, und niemals die "Gegenwart" einer Gemeinschaft. Oder besser, diese
Gegenwart ist die gesammelte Zensur von Individuen, die intersubjektiv eine
Art Halluzination herstellen, BILD, eine "gedeutete Gegenwart",
daß die schwindet, nicht mehr oder noch
nicht ist, aber gewesen sein wird, kommt darin nicht vor: "Die Erzählungen des Bewußtseins sind
von dem Wunsch besessen, sich der Bewegungen der Gegenwart durch Deutung zu
versichern, einem Wunsch, der jedoch eben dieses Ziel konstitutionell
verfehlt." [8] Es war wieder ein langer Umweg dahin nötig:
Die alte "Gesinnungsästhetik", gar Kunst als oberflächlicher sozialer
Widerstand und als Weltveränderungskonzept (einer Illusions-Realität) sind ad
absurdum geführt worden; [9]
Kunst steht in dieser Späte und nach einem Ende
heute allmählich (viel zu langsam reift dieses Bewußtsein!) wieder
mitten in jenem Gang zum Grund. Die alte Theodizeefrage, wie in einer Welt
voller Übel Kunst (wie früher Gott) noch zu rechtfertigen sei, ließe sich nun
so beantworten: daß sie gerade durch die historischen Übel und Verbrechen
dieses Jahrhunderts wieder und radikal
an diese Grenze geführt worden ist, doch sie, die Vermittlerin zu
einer grenzüberschreitenden U-Topie, muß sich selbst überschreiten, um
weiterbestehen zu können! Brechts Gespräch über Bäume wurde schon durch Celans
Parodie widerlegt, dieses neue
Bewußtsein (das eigentlich mit der Moderne begann) verschärft
ausgesprochen: "Was sind das für
Zeiten,/ wo ein Gespräch/ beinahe ein Verbrechen ist,/ weil es soviel
Gesagtes/ mit einschließt." (Ein Blatt,
baumlos, für Bertolt Brecht.)
3 Wenn wir an die Ursprünge des alten Bildverbotes
zurückgehen, stellt sich freilich die Frage nach jenem unbekannten und
unbeschreiblichen Wesen jenseits der Sprache, das unheimlich ist, im
Schrecken erscheint, uns sprachlos macht.
Ist das Tabu des Bildverbotes "Gott", das hier Fehlende? Ist
"Gott" der Tod? Abwesenheit
der sinnlichen Welt als Anwesenheit ihrer Tiefenstruktur, Anwesenheit unseres
"Angeschlossenseins" an den undenkbaren größten Zusammenhang, Er
dafür eine Chiffre? Hier stoßen wir auf den schwierigen Un-Begriff des Nichts. Das Nichts ist im Hebräischen
identisch mit Gott. Ayin heißt
Nichts. Es ist zugleich Name eines Buchstabens, er hat die Bedeutung von (inneres) Auge. Jenes "Gott" genannte
Eine, das immer und zugleich nie da ist, da es "Alles" ist - wirkt
als treibende Absenz in allem, was existiert.[10] Dieses "Nichts" ist als
Entwicklungsspender in allem enthalten, im Menschen unbewußt als grenzüberschreitende
Erwartung, Hohlform unverzichtbarer Hoffnung.
Nach George Steiner bekommen wir jetzt die Rechnung dafür präsentiert, daß unsere
Zivilisation, "darstellerisch orientiert", sich nur durch die Verletzung des Bildverbots
entwikkeln konnte, also durch den "Tod Gottes", daß sie dafür
"Gott und die Welt im Wort `nachgebildet` hat," was letztlich eine Art Welt gewordene Illusion war.
Diese Rückkehr zur Einsicht in
die "metamorphische Bedeutung, die Willkürlichkeit von Bedeutung"
und dann: "die fossilgewordene Autorität des logos", [11] ist ein tödliches Vergessen, von dem auch die Autoren geschlagen sind: "Zeichen
transportieren keine Gegenwärtigkeit", sie sind Illusion und Todesaufschub, Mallarmés Absence (das Wort
"Rose" als Absenz der wirklichen Rose), die Schreibenden zum
Schicksal wird. Dabei sei es nur eine traurige Imitation des andern großen
Nichts ( das Wort "Gott" als seine Abwesenheit), auch die Zitate von
Zwischenräumen, Rissen, Zeitspalten usw. sind Spiele mit dieser Absence; bei
Mallarmé "les blancs" als Abgründe
im Typoskript zwischen den Sätzen und Wörtern...
Das absolut Bildlose, Innere , die reine Absenz
aber ist etwas existentiell sehr Ernstes und Lebenswichtiges, das nicht
nur die Kunst angeht, es ist "der Abgrund, der in den Lücken des
Seienden" sichtbar wird... Kein Ding und Wesen kann sich verwandeln, das
nicht diesen Bereich des
Beziehungslosen, des puren Seins, das der Mystiker eben Nichts nennt, berührt
hat", heißt es bei Gershom Scholem [12].
Das alte Bildverbot, das die Darstellung des Undenkbaren, Unvorstellbaren,
Unfaßbaren, das die natürliche Ursachenkette dessen, was wir uns bis heute
vorstellen können, durchbricht, verbietet, ließe sich heute so ausdrücken:
Worte und Bilder dienen zur Beruhigung, zur Illusionsherstellung, ohne die wir
so nicht leben könnten, wie wir leben; und das, was wir mit Worten und Bildern
verdrängen und beruhigen, reicht in jenen Bereich des Unheimlichen und
des Todes, der zum Verschwinden gebracht werden soll, damit diese die Erde
vernichtende Zivilisation überhaupt existieren kann! Dieses Unheimliche ist im
Christentum das totaliter aliter, das Ganz
Andere genannt worden.[13] Wobei weiter zu bedenken ist, daß die
vorstellbare Grenze, die uns davon trennt,
ganz sicher nicht die Grenze der Welt ist, sondern nur die unseres
gegenwärtigen (uns schützenden) BILDES von ihr, das - weiter in diesem
Zauberzirkel des Absurden im Bereich der begrifflichen Erkenntnis, wie schon
die Veden und heute die Physik lehren - Täuschung unserer Sinne, - ja eine An-Maßung ist.
Interessant auch der
Zusammenhang dieses "Ganz Andern" mit der "Alterität" der Negativen Theologie. Adorno mit seiner
"negativen Dialektik", eine Art Übervater der Postmoderne, verweist
auf die in der Negation wieder erreichten theologischen Wurzeln. Kierkegaards Angriff auf das Ästhetische und Ethische, die ohne das Heilige als Sündenfall des Begriffs, der Emotion, der Tat
und der Ideologien erscheinen, ist nicht weit davon entfernt. Adorno geht von ihm aus. Robert Notziks Deutung des Holocausts als antimessianischen Zeitbruch und Einzigartigkeit der
abendländischen Unheilsgeschichte ist ebenfalls damit verbunden.
Grund dieser
Unheilsgeschichte ist die Mimesis des rein Zweckmäßigen, Nur-Sichtbaren, die Abtrennung vom Unsagbaren; so erscheint etwa das banausenhafte
Kunstverständnis des Kitschs und "Volksgeschmacks" der Diktaturen rot
und braun, in der "Expressonismusdebatte"
[14]
oder in dem Konzept "dekadente" und "entartete Kunst" als
Symptom des Realitätswahns; die Patentlösung war auch in diesem Bereich
Vernichtung des Abweichenden, "Fremden" der für Diktaturen
gefährlichen "Alterität" in
der Kunst, im Geist.
In der Frühphase der roten Revolution dagegen blühte gerade
die Avantgarde, die Darstellung des "Neuen", die Zerstörung der
bisherigen falschen Realität und ihrer
Unterdrückungsmechanismen. Ähnlich der Versuch im frühen Christentum,
das totaliter aliter Gottes in der
Ikonenkunst darzustellen, wo die normalen
Licht- und Perspektiveverhältnisse, das gewohnte Seherlebnis aufgehoben wurden. Als die Fetische und Götzen
dann katholisch wucherten, gab es in
Florenz Savonarola und im Norden den
protestantischen Bildersturm.[15]
Das alte Hebräische, die Schöpfungssprache der Bibel, umging
die direkte Benennung oder Darstellung des totaliter
aliter, des Heiligen (qadosch), auf
geniale Weise: geschrieben werden darf nur der Körper, das natürliche Gesetz:
die Konsonanten; ihre unendliche Verbindungsmöglichkeit dagegen, in uns
anwesend als "Blitz" der Assoziation, der erst den Sinn des Wortes
herstellen kann: sind die nicht zu schreibenden, nur hinzuzudenkenden Vokale,
dazu-"gedacht" sind sie die
"Gnade Gottes", dessen NAMEN überhaupt nicht ausgesprochen und gedacht
oder vorgestellt werden durfte, sondern unbekannt bleiben mußte! ER wurde daher in der jüdischen Mystik auch das
Nichts genannt, weil jene "ganz andere" Dimension nur sein kann, wenn
der Mensch in seinem Bilderwahn absent
ist. Der Sinn aber jeder Versenkung ist diese Abwesenheit, herstellbar durch ein "Abschnüren der
Sinne", Los-Lassen, Leer-Werden.
Es gibt freilich auch Bild-Meditationen, die der
Absenz-Erzeugung in der Kunst ähneln, sie sind dem echten Gebet nach-gebildet , denn die Vorstellung, die im
Satz erzeugt wird, ähnelt jener, und jeder kann darin eingehn und
verschwinden...
Botho Strauß behauptet, es ereigne "sich ein
überzeugender Gedanke überhaupt nur" im Heraufrufen "seiner
Bestreitbarkeit", wenn er die
"Nähe eines anderen Erkenntnismodus, in dem sich dergleichen so nicht
sagen ließe", "berührt",
und er bringt dazu ein sehr einleuchtendes Gedicht von Giorgio Caproni als
Beispiel: "Rückkehr. Ich bin wieder
da, /wo ich niemals war./ Nichts ist anders als es nicht war./ Auf dem halbierten
Tisch, dem karierten/ Wachstuch das Glas,/ darin nie etwas war./ Alles ist
geblieben, wie/ ich es niemals verließ." [16] Paul Virilio[17] schlägt vor, wir sollten uns daran gewöhnen, auch die Negativ-Kontur,
das Ausgesparte zu sehen, nicht nur den Berg, sondern das Tal, am Rand eines
Glases die Leere, bei einem
Speichenrad die leeren Zwischenräume.
Moderne Literatur ist undenkbar ohne radikale
Sprachskepsis; heute weiß sie mehr denn
je davon, daß sich der Baum wundern
würde, wüßte er, daß wir ihn "Baum" nennen; und doch glauben wir
immer noch daran, wir hätten in diesen
vier Buchstaben etwas WIRKLICHES, und wir bilden uns etwas darauf ein, wenn wir
"Bewußtsein" oder gar "Gott" sagen. Wittgenstein empfiehlt als Alternative Schweigen, Benjamin die unsichtbare, aber spürbare "Aura" und den
"Schock", Joyce die "Epiphania"; und George Steiner meint - weit zurückgreifend - all dies kulminiere in Arnold Schönbergs Oper "Moses und
Aaron", dem Aufschrei des Erweckerpatriarchen Moses: "Oh Wort, du
Wort, das mir fehlt." Das Fehlende also erst sage aus, was ist. [18]
Ausgerechnet der Stotterer
( der Sprachverhinderte) Moses erhielt am Sinai von dem "Einen
Gott" die Tafeln, Mutationen des Namens (JHWH); ein
Sinngeflecht, das wie ein "Baum" angeordnet gewesen sein soll, die
sogenannte schriftliche Thora - oder die fünf Bücher Mose.[19]
SCHRIFT - aber das Sinai-Ereignis ist unbeschreiblich, wie auch die deutsche Bibelübersetzung, viel
mehr als jede andere normale Übersetzung,
nur eine Annäherung, eine sehr approximative Deutung sein kann, da die
hebräischen Worte zugleich auch Zahlen sind, also Ausdruck von Proportionen,
das riesige Sinngeflecht eines Gesamtzusammenhanges, das eine Struktur
ausdrückt, keine willkürliche, vom Geschehen abgetrennte Wort-Semantik ist.[20]
Das Bildverbot, ja,
Aussageverbot geht auf die Einsicht zurück, daß wir im Grunde nicht einmal
das, was sichtbar ist, geschweige denn das Unsichtbare im sichtbaren Augen-Bild
festlegen und aussagen können. Wir machen uns ein Bild, schneiden das
Abgebildete aus dem großen Zusammenhang, trennen, isolieren, verfälschen also.
Ja, wir verlieren damit die Fähigkeit zum Offenen, also zu den angesprochenen
Mutationen des kosmischen Zusammenhanges,
mit dem wir und alles, was wir wissen, denken, benennen, auch ahnen können,
zutiefst verbunden sind! Wer nämlich
benennt, teilt, verläßt das Eine, geht in einer Innen-Außen-Beziehung ins Reich
der Zwei über.
So beginnt auch die Bibel mit der Zwei: Bereschith bara, Im Anfang schuf: B ist die Zwei. Doch so gesehen,
läßt sich Annäherung ans Eine, den "Sinn", und sei es in einem einzelnen Grashalm, nur im
Sinngeflecht selbst vollziehen, an das wir über unsere Intuition
"angeschlossen" sind. Aber
diese "Gnade Gottes" scheint auch in unserer Sprache, wenngleich in
abgeschwächter Form als SINN gespeichert zu sein. Mit dem flash des immer
besseren Verstehens der Zusammenhänge,
des Ein-Leuchtens sind Glücksgefühle verbunden, die sich mit dem
Grad der Nähe zum Zentrum von Sinn ekstatisch verstärken. Das Sinnlose,
bruchstückhaft zusammenhanglose "Unten" aber schmerzt. [21]
4 Neben der Kausalität existiert also
ein viel wichtigeres, umfassenderes
Weltprinzip: Gleichzeitigkeit und Sinn, auch Synchronizität und
"sinnvoller Zufall" genannt.[22]
Die alten Chinesen kannten schon, ähnlich
wie heute die Quantenlogik und die sogenannte Holistik, neben der Kausalität
die Verbindung der Dinge durch SINN (Tao).[23]
Und je näher wir diesem Zentrum des Einen
im Tao kommen, desto dichter wird das Geflecht von Einzel-Sinn auch im
Ereignis. Zufall z.B. ist nur der (noch) unerkannte Zusammenhang. Laotse, der
Autor des Buches vom Tao te King,
nennt TAO auch das Nichts, weil
es den Gegensatz zur sinnlichen Wirklichkeit ausdrückt: "Dreißig Speichen
umgeben eine Nabe:/ Auf dem Nichts daran beruht des Wagens Wirkung./ Man macht
Schüsseln und Töpfe zu Gefäßen: Auf dem Nichts darin beruht des Gefäßes
Wirkung./ Man höhlt Türen und Fenster aus an Zimmern,/ Auf dem Nichts darin
beruht des Zimmers Wirkung./ Darum: das Etwas schafft Wirklichkeit,/ Das
Nichts schafft Wirkung."[24]
Der Sinn aber wird durch die Sinne verdunkelt, ebenso durch
den zerschneidenden Begriff, weil diese nur Äußeres, nur das
"Etwas", nicht aber das Nichts, die Leere wahrnehmen können, die für
das Wahrnehmen der nichtkausalen Weltformel
jenseits des reduktiven Ego-Verstandes viel wichtiger ist. Beim Schreiben weiß auch der Autor, daß er
sich mit seinem Ich beim kreativen Prozeß nicht einmischen darf, sonst blockt
er ihn ab. Die interesselose Anschauung in der klassischen Ästhetik
korrespondiert damit. Es geschieht auch in der Meditation, dem Versenken, in
der Ausschaltung der äußeren Sinne, um mit dem innern Auge zu sehen, dem
innern Ohr zu hören. In dieser Art entspannter Abwesenheit erst kann höherer Zusammenhang und damit Sinn auch
wirklich wahrgenommen werden. Kunstgenuß
oder Lyriklesen ist nichts anderes: Alles
löst sich, z.B. in Kleists Prosa und seinen Dramen, in einem unsichtbaren
Gesamtzusammenhang auf. Das Bild, die Außenwelt verschwinden bei diesem PROZESS,
sind nicht faßbar; ihm wird jede Einzelwirkung genommen. Und so wird
tatsächlich verhindert, daß wir uns voreilig ein BILD machen oder ein Gleichnis
und einen "kleinen", nur alltäglichen
Sinn suchen.[25]
Denn an sich gilt das Detail, das
Sichtbare nichts, ist nur Funktion und auf etwas anderes, noch Unbekanntes
bezogen; jede Handlung hat in sich schon das Zukünftige (oder gleichzeitig das
Ganze), ließe sich nur von da aus begreifen. Dieses aber ist fast immer die
Katastrophe, ein Untergang, das Zeichen dafür steht schon am Anfang, was
geschieht, holt nur die Zukunft
ein, wiederholt das, was tödlich
in ihm steckt.
5 Das Hebräische wird von den Kabbalisten als Sprachbaum,
Informationsbaum des Alls vorgestellt,
so wird auch das Geschehen nicht
mathematisch, sondern poetisch, eher "poietisch" (alte Lehre vom Bau
und der Struktur) in der Genesis entfaltet. Ihre Proportionslehre, wo jeder Buchstabe
gleichzeitig Zahl ist, führt dazu, daß in jedem Text ein hintergründiges
Bezugsgeflecht entsteht und im Satz viel mehr aussagt, als die Erzählung, etwa
die naiven Geschichten von Adam und Eva, oder von Noah und der Sintflut oder
von Kain und Abel aussagen können. Oder die so wichtige Geschichte von Moses
auf dem Sinai und dem Bildverbot. Wir
tun es lesend und wir gehn mit dieser Bibel um seit Kindertagen und wissen es
nicht. Die Katastrophe der heutigen Welt hat damit zu tun. Aber auch damit,
daß Zahl und Name, technisches Wissen und Gewissen auf tödliche Weise
voneinander getrennt sind. Es paßt zu den Absurditäten des Okzidents, daß er
mit einem ungeheuer wichtigen Teil seiner Kultur so umgeht, wie er mit allem,
was nicht in sein rationalistisches Konzept paßt, umgeht: verdrängend, ausklammernd,
hassend. Das Hebräische, das Jüdische und dessen gesamter Kosmos nahmen und
nehmen in diesem Haß eine Sonderstellung ein.
Die SCHRIFT, auch die heilige, beginnt, wie wir schon sahen,
mit dem Geteilten, der Zwei, mit B, dem Beth (was auch Haus heißt):
"Bereschith bara" ("Im Anfang schuf", aber eigentlich im
Kopf schuf) denn nach dem B steht
"resch", resch heißt KOPF (
die Summe seiner Buchstabenwerte ist 200: die hundertfache 2= 200); reschith
aber heißt Haupt-Sache. Die 20: Kaf (zehnfache zwei) ist die schaffende Hand.
"Der Schöpfer" hat die Welt aus der schwingenden Information der
"Sprache", aus den 22 Buchstaben
und Zahlen ( Sephira= Zahl, Kräfte, Sphären) mit Kopf und Hand
erschaffen; Kabbala heißt "Macht der 22" (Kaf=20, Beth= 2, La ist das
Wort für Macht.) Lauter Zweier-Folgen aus der Eins. [26]
Die sieben Schöpfungstage hängen ebenfalls mit der Tiefenstruktur der ersten 7 Zahlen und Buchstaben zusammen. 1-3 sind der sogenannte
Urraum (Zimzum), der "achte
Tag", jenseits von Zeit und Geschichte, doch zugleich in ihnen verwoben:
1: Null, 2: Lichtpunkt, 3: Grenze oder das Hinabgehen in Klang, Farbe und
Form. Dieses Hinabgehen ins Materielle
steht den Modellen der heutigen
Informationstheorie sehr nah: Erst die Erscheinungsform im Kopf als Wissen des
"Lichtpunktes" der Nulldimensionalität des Reschith (allerdings
immer noch als berührbare Unendlichkeit) ermöglicht es dem Urlicht der Eins
(En-Sof im Hebräischen), hier in der menschlichen Welt überhaupt zu erscheinen.[27] Dieser Punkt aber braucht Laut und Klang, die
Begrenzung, Umhüllung des Unmeßbaren, Verstofflichung des Gedächtnisses, das
nicht von dieser Welt ist (Wissen im Samen, in den Genen, Chromosomen, dem
Atom), mater materia; es ist ja
Geist, der nicht als Geist erscheint, aber er braucht die Form, die
Grenze, um sich verkörpern zu können.
BINA, die 3. Sphäre - Grenze: Hinabgehen in Klang, Farbe, Form, die Ur- Mutter ermöglicht es.
Adam, der Mensch, hat dieses Strömen der Ur-Information im
Sündenfall unterbrochen, das Außen,
den Augenschein, die Frucht vom Ur-Baum getrennt, das Wesen von der Erscheinung,
und so kam der Tod in die Welt, denn der von seinem Urgrund und Wesen gerissene
Körper stirbt ja "tatsächlich"; Formen sterben, die Information des
Samens, der sie weiß, aber bleibt im Immateriellen erhalten! Essen vom Baun der Erkenntnis ist Trennung
der Frucht vom Baum. Essen vom Baum des Lebens ist Osmose; "Essen"
der Sinne, Aneignung der Welt heißt im Hebräischen "achol"; es
verbindet A (Aleph), die Eins, mit chol,
dem Vielen, dem spezifischen Schwingungsklang, der in jedem Ding als Eigenart
vibriert. Liebe ist die Verbindung der fünf Sinne auf höherer Ebene der
Berührung. a-chol. Das Zerreißen,
Abreißen, die Spaltung aber ist die Hölle. Das Sichtbare, so vom Einen
getrennt (A von chol), ist seither einem furchtbaren Ungenügen, ist den
zerstörerischen Gewalten, die Macht
über den Körper haben, wehrlos ausgeliefert. Heute ist dies als Riß in uns und
in der Welt und als Schmerz in der sinnlosen Kontingenz des Beliebigen und
Zufälligen zu spüren , die ja selbst nur ein Nichtwissen der Zusammenhänge,
eines Zu-Fallens etwa, ist, dessen nihilistische Verabsolutierung eine
Täuschung und Selbsttäuschung im Spiegel des Empirischen, des
Ausgeschlossenseins von den höheren Sphären bedeutet. Im Schmerz aber zugleich
auch die Not-Wende: Denn noch nie war diese größte humane Aufgabe, den
Zusammenhang des Ganzen zum Sinn wieder herzustellen, die abgerissene
Verbindung wieder aufzunehmen, so lebensnotwendig und dringlich, und dies
nicht nur für die menschliche Welt. Jenes Falsche der Trennung, jener Makel ist
nicht nur in einem, für viele unerklärlichen Leidensdruck spürbar, sondern
auch in der Falschheit des klassischen Erkenntnisansatzes, der Trennung von
"Innen" und "Außen", die in sich selbst zusammengehören und
untrennbar in der Ebene eines höheren Komplexitätsgrades wirken, der sich in
uns als Intuition spiegelt und im Erkenntnisblitz Eins sind: letztlich hält uns
die Natur den Spiegel unserer eignen Mittel und Instrumente vor, so z.B,
formuliert in Heisenbergs "Unschärferelationen", die die Berechnung
einer zeitbedingten kognitiven Unfähigkeit sind.[28] Erstaunlich ist, daß sich in der
Quantentheorie unser Fehlverhalten sogar durch die auf den Beobachter bezogene
Wahrscheinlichkeit und die damit verbundene "unvollständige Kenntnis
eines Systems" berechnen läßt.. Daß nämlich die Unwägbarkeiten des
Subjekts sowie die Unkenntnis vom ganzen Kosmos mit in die Imponderabilien eines
Experiments als Unbekannte, um das Experiment "genau" ausdrücken und
berechnen zu können, einbezogen werden müssen. Aber diese Falschheit und
Störung des Ganzen durch unkontrollierbare Eingriffe ist für die gesamte
Natur und für die menschliche Gattung insgesamt gefährlich geworden, sie äußert
sich ökologisch, atomar und in zunehmendem Maße auch im biologischen Informationssystem als Krebs, als Aids und
als Neurose und Geisteskrankheit. Und ist letztendlich in diesem
festgefahrenen Glauben an "Objekte", also an den SCHEIN eines Augenbildes
gebunden, also im tieferen Sinn durchaus auch an eine drastische Übertretung
des BILDVERBOTES.
So wird im Hebräischen die Zahl
Sechzig (Sechs = waw, das Und, Folge, Zeichen des Menschen, in der
Zehnerreihe, der Ebene des Handelns)
wie ein Kreis geschrieben, das Zeichen
Samech, heißt Wasserschlange;
es ist das teuflisch Schlüssige, die Evidenz des Kausalen und Rationalen, seine
Verführung. Der Sinai: wo der Mensch
Moses die Tafeln mit den "zehn Worten" empfing, ist Verführung
und Wunder zugleich: Wiederholung der
Paradiesmetaphern. Zum Blitz auf dem
Berg nämlich kommt das höllische Tal unten: das Goldene Kalb, hebr. egel. Und egel heißt das Runde, der geschlossene
Kreis. Der Fetisch Ratio also, abgezirkeltes Oberflächen-Bewußtsein, im
Osten vormals zur Ideologie geronnen, zur konsequenten Idiotie der
Abbild-Theorie in der Ästhetik!
Die Warnung vom
Sinai: "Du sollst dir kein Bildnis, noch irgendein Gleichnis" von
Gott machen, gilt auch für die menschliche Wirklichkeit. Und nun sogar total,
wir leben heute in dieser alles erfassenden Herstellung von Welt in der
künstlichen Bilderwut, da das Medium, das die Botschaft ist diese Wirklichkeit nun nicht im
Selbstschöpferprozeß eines einsamen Genies, sondern für die Massen herstellt,
die Natur ersetzt, Ersatzdroge für alle ist, sie überschwemmt so die
selbstgeschaffene "Wirklichkeit" mit Bildern. Alle sind bald in der
gleichen Lage wie früher Künstler, ohne sich jedoch anstrengen zu müssen, und
ohne jedes Leidrisiko. Und sie stürzen in jenes Bild, verschwinden darin. Aber
- verschwindet nicht, genau wie der Autor im Buch, nun diese Zivilisation in
der eigenen Erfindung? Erledigt die bisherige sinnliche, unmittelbare
Realität? Mit Gewalt? Sich der wirklichen Existenz via technischer Entwürfe zu
entledigen, ist das Ziel. Als wäre ein grausamer Autor am Werk, der Wälder, Flüsse, den eignen Körper und alle
andern Menschen abschafft! Diese aber ist keineswegs die "ganze
Welt", und wer sie allein spiegelt und von ihr ausgeht, bleibt in ihren
Irrtümern gefangen, auch wenn er behauptet, sie und ihre Resultate zu
"kritisieren". "Du sollst dir kein Bildnis machen!" Wie
wahr so spät. Dabei ist es doch auch hier nur kreative oder eher vernichtende
Weltflucht, wie bei Autoren oder Diktatoren. Man hatte schon früh den Alten
sterben lassen, um selbst seine Stelle einzunehmen.
6 Das Bildverbot am Sinai
ist das "zweite Ur-Wort", - nicht Gebot (im Hebräischen ist nur von
"zehn Worten" die Rede,) es
wird in der Pfingstbegegnung mit
Jahweh, ohne Vokale geschrieben JHWH
(Lichtblitz, Strahl, Lichtmetaphysik) auf dem Sinai Moses "gegeben": "Mathan Thora" Geben, Schenken der
Thora, eine Art Strukturbild der Welt, nein, eigentlich ist der verborgene NAME
Gottes in diesem Buchstaben-Geflecht enthalten. Und dieses Geflecht ist
tatsächlich ein Wunder. Er ist die unaussprechliche Eins, der erste Buchstabe
Aleph. Aleph besteht aus zwei Jod (Zahlenwert 10) und einem Waw (Zahlenwert 6),
und ergibt 26. 26 aber ist der
Zahlenwert des Gottesnamens JHWH (Jod: 10; He: 5; Waw: 6; He: 5). Die erste
Hälfte (10, Potenz von 1) steht der zweiten gegenüber (5 UND 5, denn Waw, der
Haken, heißt auch UND und ist das Zeichen des Menschen); der Mensch hat also
durch seinen Fall, geteilt in Männlich und Weiblich, Gott verstümmelt und halbiert.[29]
Frei von den zur Bildprojektion gewordenen Entwicklungskräften der
"Realität" war auf dem Sinai wieder Erlösung möglich: Kontakt zur
"Eins". Das "Bildverbot" geht ja nicht um äußere Bildnisse
nur, sondern um die Abtrennung des
Sichtbaren vom Wesen, um die inneren Formkräfte, die verstellt werden. Die Urschrift, Information und
"Ur-Wissen", Form als Kenntnis (eines Subjekts) vom Verhalten in
jedem Ding, jedem Tier oder Stern, Form, die die Welt baut, war der Bibel nach ursprünglich
mit schwarzen Feuerbuchstaben auf weißes Feuer geschrieben (Atomfeuer, Kern und
Schalen?), innerste Formung, die wirklich werden sollte. Zwei Eingrabungen:
Herzschrift und Mündlichkeit, sie waren
aber noch nicht sinnlich wahrnehmbar,
nur als Gedankenanreger da. Das weiße Licht war der Baum des Lebens; das davon
Abgespaltene, Gedeutete und menschlich Geschriebene hieß Baum der Erkenntnis,
die schwarze Schrift; Moses gelang es in
einer ersten, der wichtigeren Begegnung auf dem Sinai, zum weißen Licht, zu der
verborgenen EINEN Tafel der ZEHN Ur-Worte
vorzudringen. Alles, was
aufgeschrieben werden kann, auf Steintafeln, Schiefertafeln, mit Tinte auf
Papier, auch in der Genesis oder der hebräischen Thora, ist nichts als Deutung,
ja, nur halbwegs Wahrheit, gar Fälschung,
im besten Fall Metapher und Gleichnis;
der Rest aber ist Schweigen. Im kleinen Blitz der Intuition und Ekstase nichts
als ein Schimmer. Aber auch dieses ist höchst aktuell. Nicht einmal die so
einfachen mikrophysikalischen Vorgänge, die in unserem Bildverständnis mal
als "Teilchen" , mal als "Welle" etwa
"eingedeutscht" "zur Sprache kommen", lassen sich
einfangen, sie sind wie Träume, die am Morgen aus dem Wachzustand
verschwinden; als wären sie noch unberührt von der Erbsünde des vom Einen abgetrennten
Augenscheins (ein vor Gott sich Verstecken! "Adam, wo bist du?"), dem
sogar die Buchstaben der Genesis ausgesetzt waren, wie die Kabbala meint. Ihr
grobmaterieller Charakter sei eine Folge des Sündenfalls. Ebenso wie Adams
Lichtgestalt eine materielle Haut bekam und die Erde nicht mehr durchsichtig
war wie vor dem Fall. Der Himmel war dichtgemacht, das heißt abgetrennt von
der Erde. So wie das Chaos der Augenblicke Jetzt sei auch die Buchstabenkombination
der niedergeschriebenen Genesis noch verkehrt, erst beim Ende der Welt werde
sie lesbar sein, heißt es in den Kabbala-Kommentaren. Ein Spiegel von Adams
Fall in die dichtgemachte Götzen-"Wirklichkeit", so erscheint zwangsläufig alles gespalten und vermischt in Lüge,
Wahrheit, Gut, Böse, also paradox und absurd, Sprachprozeß dessen, der ist und
schon nicht mehr ist: der Mensch, der seither immer schon Abwesende. Aber auch
ein paradoxes Problemhandeln im Möglichen leuchtet auf.
Moses brachte nach der ersten Begegnung die mündliche, nicht
geschriebene, er brachte die noch immaterielle Thora vom Sinai. Doch als er
sah, was da unten das Volk tat, wie es um
das Goldene Kalb, "egel", das Abgeschlossene, das Evidente
tanzte, gab er dieses weiße Licht der
ersten Thora nicht preis. Das Eine war gegenübergestellt
dem Vielen, dem Volk, aber auch der Mannigfaltigkeit. 40 Tage war Moses in der
Wüste gewesen, das Volk wartete, er kam nicht. Aaron, von dem das Volk endlich
"ein Bild" verlangte, sichtbare Götter, nicht unsichtbare, etwas
Greifbares, um aus dem Exil und der Wüste endlich ins
Gelobte Land zu kommen, vertröstete, verzögerte Aaron "bis morgen"; doch als Moses nicht kam, da entstand das
Goldene Kalb aus Ungeduld und Unglauben; Aaron
warf zwar alles gespendete Gold (das, was den Leib der Frauen am
schönsten macht, Glanz des Außen als
Opfer) ins Feuer, um zu verhindern, daß
daraus ein Götze entstehe, doch er war
ohnmächtig, denn das Gold schmolz und die Form des Kalbes ("egel", das Runde)
entstand ganz spontan, dieser fast
"selbstgemachte Götze" der EVIDENZ. Eine Endzeit, wo sich Entwicklung
enorm beschleunigt, war schon damals: dichtgemacht durch die Zeit, und der Ursprung verhüllt.
Ein Aggregatzustand zugleich, Limit, Grenze. Der Tanz ums "Goldene Kalb" ist nicht etwa
nur der Tanz um den "Mammon",
erst die Tiefen- und Zahlengrammatik
enthüllt, was das nur sichtbare "Kalb" wirklich IST: Festlegung
nämlich im ausweglos Geschlossenen,
"Runden"; Kalb "egel" (70-3-30 hat den gleichen Zahlenwert
wie "agol", rund, 70-3-30. Eigentlich ein Akt der Verzweiflung).
Dieses BILD als Simulation, dieser nur
sichtbare und fix glänzende Ersatzgott
des Eingeschlossenen, in täuschender Evidenz des "Glanzes";
bedeutet die Gefangenschaft im
ausweglos Materiellen, Essen, Trinken, Schlafen, Beischlafen, "sich
erfreuen" am Leben. "Erfreuen"; in diesem Kontext erscheint das
sonst ungebräuchliche Wort "tsachek", 90-8-100, es bedeutet
spöttisches, zynisches Lachen. An das, was geschieht, wird gar nicht mehr
geglaubt, Leben wird nur ungläubig, zynisch angenommen, Freude, die keine
Freude macht, Liebe, die keine Liebe sein kann, weil man an sie gar nicht
glaubt, an gar nichts
glaubt, in nichts Vertrauen hat, außer in die greifbare "Freiheit"
und die Macht, das - "glänzende
Gold". In allem, was man tut, fehlt
die Tiefe, die eigene Begründung, der Grund, alles ist nur noch Schein, ohne dessen Wurzel, ohne den, der "fehlt".
Im Augenblick des tiefsten Falls kommt dann Moses mit der
immateriellen Tafel, ist erschrocken, wie wenig sie hierher in dieses Umfeld
des tanzenden Volkes gehört; aus Zorn
zerbricht er sie, und aus der gesammelten EINS in der Zehn, wird wieder
Materie, quälende Un-Zahl; und es heißt, die Buchstaben seien wie himmlische
Vögel in dem Augenblick des Zerbrechens der Tafel wieder davongeflogen.
Beim zweiten Gang zum Sinai, um auf dem "tsur"
(7-6-200) dem Felsen, ebenfalls FORM, die "neuen Tafeln" durch die STIMME zu erhalten, bestanden die
Tafeln diesmal aus der Materie von "unten", auf sie gravierte Moses
die zehn neuen Ur-Worte ein, menschengerechter, während die ersten Tafeln das
Schöpfungsinstrument waren, ein zu gefährliches Geschenk.- Diesmal erhielt
Moses nicht direkt die erste Zehn, sondern
die Spaltung, wie in JHWH, in zwei Tafeln : (HWH) 5-6 (und)-5. Das,
was wir lesen können, ist nicht etwa das
Zahlen-Buchstaben-Geflecht des
Gottes-Namens, sondern schon ein gespaltener Name, eine Deutung dieses Namens: JHWH (10-5-6-5), so
wie zum ZWEITEN MAL die "Zehn
Worte" in 2x5 - also auf zwei Tafeln erschienen. "Alle Deutungen sind Fehldeutungen"
(George Steiner). Und das Indeterminationsprinzip stimmt auch da: Beobachtung
ist unendlicher SPIEGEL in einer Metamorphose
der Ereignisse, sie transformiert, ja,
erschafft das Beobachtete nach der eigenen Gedankenform. Die Geburt des Schöpfers, des Autors dieser
Welt wäre so erst mit dem Tod des Lesers gleichzusetzen, Hegels "Gott ist
der Tod". So hieße auch innerhalb
des Bildverbots, nach Roland Barthes, gut schreiben erst: "das Ausdrückbare
unausgedrückt zu machen."
Moses also zerbrach die erste Tafel, so daß die Ur-Worte
nicht in der "richtigen Folge gegeben worden" waren, denn wären sie
in der richtigen, göttlichen Reihenfolge gegeben worden, "könnte jeder, der sie liest, die Toten
wiederbeleben und Wunder verrichten".[30] Ursprünglich
waren sie aus schwarzem Feuer auf weißem Feuer, als Urlicht
"gegeben", wir aber lesen sie
nun nach unserem Verstande als äußere
Bilder und Geschichten und gar Gebote,
Handlungen und Anekdoten, dabei geht es um den Bauplan, die Struktur der Welt, und um Kommentare zur Weltformel. Wobei es auch
hier, ähnlich wie bei christlicher Hermeneutik, am bekanntesten bei Dante, um einen vierfachen Deutungs-Sinn
geht: 1.Um den buchstäblichen Sinn,
2.Den allegorischen Sinn, 3. Den tropologischen, und 4. Um den anagogischen Sinn (sensus mysticus);
wobei letzterer den Zugang als intuitive
Summe ermöglicht [31]
Eigentlich also fällt auch der Thora-Leser, ja, die
schriftliche Thora selbst unter das zweite Gebot des Bilder- und Sprachverbots.
7 Neben der
mathematischen Formel und der Musik ist das Gedicht eine Möglichkeit, dem
Wirklichkeitswahn und seinen Täuschungsmanövern zu entgehen. Jeder Poet ist durch seinen Einfall an das Noch-Nicht-Gewußte,
den alles bedingenden apriorischen Grund
(das Eine) gebunden. Es wird so
möglich, sich jenem Glück zu nähern, das wir schon hier empfinden können, wenn
das Netz der Zusammenhänge dicht ist und reich,
schon im Undenkbaren an der Grenze unserer Vorstellung, ziemlich nahe in
der Reihe des Zählbaren mit der Eins und dem Einen, nicht mehr getrennt und
gespalten, sondern "heimgekehrt" zum Grund der eigenen Sagbarkeit. -
Wäre eine Herausführung und Engführung durch WORTHÖFE und Sprach- BERÜHRUNG in
"Zustandsräumen" möglich? Aber Berührung wird ja erst möglich in Zuständen
zwischen Leben und Tod, in Sphären von denen wir durch den Körper getrennt
sind. Manchmal ist es ein Gespräch mit den Toten, die auf
einer Ebne mit mehr Bezügen erreicht werden können; das
"Totengespräch", wie es Celan oder auch Heiner Müller sahen - erscheint so als zeitgemäßes literarisches, vielleicht heute
als wichtigstes Genre. Es ist eine
Wiederkehr des verdrängten Todes, die Kommunikation mit dem Undenkbaren, dem
"exzentrischen" Bereich der Toten. Kommunikation über jene ganz
anderen Medien, als die von uns gewohnten. Aber auch, und das ist das
frappierend Neue: über unsere; in diese Grenzsphäre hineinreichende Geräte (
Tonband, Fernsehen, Computer); sie ermöglichen das Undenkbare, die äußerst
schwierige Kommunikation mit einem
anderen "Zeitfeld", nämlich
mit den sogenannten "Toten", die sich dagegen wehren, nur als
verwesende Materie angesehen zu werden. Es klingt, wie Science-fiction: die
Toten bezeugen, daß es den Tod nicht
gibt. Sie zeigen aber ebenfalls, daß wir uns kein Bild von jener fremden Sphäre machen dürfen und es auch
nicht können. Das Geheimnis, das
Verborgene muß gewahrt werden, es schützt sich aber schon durch ihre
sprachentzogene Unerklärlichkeit selbst vor dem zweckrationalen Zugriff dieser
Zivilisation. Der skeptische
Physiker Ernst Senkowski meint, daß es bei diesen merkwürdigen "Durchsagen"
schwierig sei, zu unterscheiden, welche dieser Entitäten "echt
-autonom" und welche "hausgemachte Projektionen" sind, wobei es
auch hier, wie beim Cyberspace, zu Wirklichkeit gewordene Virtualitäten sein
könnten, daß es um höchst unheimlich "realisierbare Wahrscheinlichkeiten"
von "Toten" geht: "Aber
das Ganze zeigt sich zu komplex und zu kompliziert, als daß wir unsere
Vorstellungen berechtigterweise übertragen dürften". Bild- und
Sprachverbot? [32] Aber diese Art zu denken ist tabuisiert, mit
Vergessen geschlagen. Muß der Verdrängung des Unvorstellbaren mit absurden
INVERSIONEN geantwortet werden, mit Para- und Hypotaxen? ( Wahrheit sei, heißt es bei Celan, wenn das "größte der Schlachtschiffe an der Stirn eines
Ertrunkenen zerschellt!") Und der Zweifel ist quälend, ob es nicht nur Annäherungen
am Blindenstock der Feder sind!
Die Geschichte ist zum Gespensterreich geworden - und wir,
die Nachgeborenen, sind im späten Nachher ihre Phantome. Die Metapher ist ein
vielleicht antiquiertes Sprungbrett, dahin zu kommen, wo wir uns jetzt schon
befinden, hinüberzukommen in den historischen Nullbereich, wo womöglich eine
Tür wartet.
Rudolf Otto meint, es gäbe "synthetische
wesentliche Prädikate" mit denen das, was er dann das
"Numinose" nannte, das Schrecken (tremendum)
einjagt,[33] doch noch umschrieben werden könnte;
diese "Prädikate" könnten nur verstanden werden, "wenn sie einem
Gegenstand als ihrem Träger beigelegt
werden, der selber in ihnen noch nicht mit erkannt ist, auch nicht in
ihnen erkannt werden kann, sondern der auf andere Weise erkannt werden
muß."[34]
Erstaunlich ist, daß
heute einiges bisher nur Gedachte oder in der Literatur, vor allem in der
Science-fiction, Vorweggenommene, aufs Unheimlichste und Paradoxeste real zu
werden scheint; daß auch die jahrtausendealte Tradition wieder einströmt, wie im Traum stößt bei dieser Öffnung dem
Subjekt das Gewesene zu, es wird wie frische Erlebnisse aufgenommen, und so
Verdrängung schmerzlich aufgehoben, es entsteht nämlich "das umgekehrte
Verhältnis zwischen realem Erlebnis und Erinnerung" (Freud), nachdem
das Brett vor dem Kopf, diese Wand der Ideologien gefallen ist, Zukunft, Gegenwart, Vergangenheit sich auf das
Schönste - und auf das Gefährlichste treffen, seither bedeuten auch einige der alten
, "abgelegten", ja, sogar verfemten Gefühle und Bücher wieder
etwas; erstaunlich ist auch: vieles bisher Abgelehnte, Verdrängte,
Diskriminierte und sauber mit der Vernunft der Bilder und Begriffe
"Eingeordnete" kehrt wieder; oft eine Wiederkehr, die Grauen
auslöst; denn eine Zeit des Subjekts scheint noch nicht ganz "real",
jedoch in seiner furchtbaren Unreife und Irrationalität täglich schon erkennbar,
gefährlich aufgebrochen auch in primitiven Gemütern: Wiederkehr des
Verdrängten bis hin zu den
"Instinkten", bis hin zum
blutigen Bürgerkrieg.
8 Leerer Ort der "Absence", ein Vakuum kann auch
so "gefüllt" werden. Das Entscheidende aber ist, daß sich nun im Posthumen der Geschichte und der
Ideologien Neues enthüllt, überraschend hinter dem zerbrechenden falschen Bild
mehr und mehr "in der Gefahr" das einsam "Rettende" wachsen
könnte: das Negativ zur Wirklichkeit durchaus im aufbauenden, nicht nur im zerstörerischen Sinn wie bisher in der
ideologisierten Revolte. Für Thomas Pynchon, den Joyce meiner Generation, ist es eine
"höhere Sinn-Zone" (in seinem Roman "Das Ende der Parabel",
dt.1981) und sie ist nur erreichbar, wenn wir die okzidentale Ego- und Todes-Zone
zum eigenen Sprungbrett machen und so nun "hinüber" kommen, die
eingebildete Todeszone, die Krankheit
dieses Ego, überwinden.
Reinald
Goetz spricht in seinem neuen dokumentarischen Monster-Roman von der
"Authentizitätsfalle", es ist die aufgebrochene Grenze zwischen Leben
und Schreiben, wo die Wortwände sowohl zum Traum als auch zur Tatsachenwelt
sehr dünn werden und zu psychischen Schäden führen können; die Gefahren einer
Wiederkehr des Verdrängten sind durchaus nicht nur sozialer, politischer und
militärischer Art, sie erfassen die Ästhetik und Kunst genauso wie die
ungewohnten Grenzgänge, okkulte Hysterie, mediumistische und andere Psychosen.
Dabei scheint es so, als gäbe es diese Gefahren gar nicht. Sie ist kaum
erkennbar "im Herzen der Unmöglichkeit", im Indifferenzpunkt dieser
Gefahren, wo jetzt die Kluft zwischen jener geschilderten "Ausnahme"
des Todes und dem "Normalen" des "Lebens" so groß geworden
ist, die zugleich aber durch die Immaterialisierung
der Welt, das tiefe Eindringen der Geräte ins Gewebe des Kosmos und auch in
den Tiefen des Unbewußten, zueinander streben, wie bisher noch nie; man könnte
von einem Thanatovirus sprechen oder auch vom kollektiven Todestrieb. Doch das Thema ist brutaler, die
Veränderung des Todes ist längst geschehen; und es gehört zu jenem Verdrängten,
daß das Grauen der Geschichte, Hiroshima, der Gulag der Holocaust etwas
aufgebrochen hatten, das die bisherige Geschichte und Gewohnheit transzendierte und immer noch andauernd
transzendiert, und nicht etwa, daß der Fall des ideologischen oder auch
philosophischen Absoluten nun das Zufällige, Triviale, "Einzelne,
Beschränkte, Irdische" und Kleine, wie es in einem MERKUR-Aufsatz
(Anathema. Der Holocaust und das Bildverbot)[35]
kürzlich hieß, wie es auch so bekannte Theoretiker wie Rorty oder Marquardt
verkünden, wieder Trumpf sein soll - und alles einfach so ist, wie es ist! Es geht im Merkur-Aufsatz um Spielbergs
"Schindlers Liste" und um den gefährlichen Versuch, dem Holocaust
das Unfaßbare zu nehmen, ihn zu "vermenschlichen", ihn vergleichbar
und einordenbar zu machen. Nolte läßt grüßen. Dabei ist doch die Rede von den
radikalsten historischen Ereignissen, die nochmals jene auch in der Geschichte
der Wissenschaft (und Geschichte der Literatur und des Denkens seit Baudelaire,
Mallarmé, Nietzsche, Mauthner und Hofmannsthal) bekannte bildliche und
sprachliche Unfähigkeit, das was ist, darzustellen, kurz gesagt: das Objekt der Sprachlosigkeit und Unfaßbarkeit ist auch im historischen Raum und brutal wie
bisher noch nie wirklich geworden, so nun das Unheil in die Welt gestellt, was
im Denken voller Furcht und Zittern vorweggenommen worden war.
"Bildverbot" ist dafür nur eine historische Metapher, auch hier in
diesem Essay. Anathema ist dabei nicht nur das Verbot, aus der Einsicht, daß das
Unfaßbare Eine, das ja in
"Alles" hineinwirkt, kein Gesicht haben kann, sondern nun negativ,
daß die Gott ersetzende Geschichte zum Unfaßbarsten fähig ist, das jede
Darstellbarkeit überschreitet. Das Verbot "Gott" und nun den absolut
negativen Gott in sinnlich-stofflicher Gestalt darzustellen, wie es
für den alten Gott die byzantinische ikonoklastische Synode vor 1200 Jahren
verordnet hatte, wie es (völlig zu Recht) der Islam und früher die Hebräer
verlangt hatten, oder gar "andere" sinnliche, also falsche Bildgötzen
und Fetische einzuführen, ist nur die Extremform der Anmaßung; nein, nicht nur
"Gott" oder der Holocaust als unfaßbares Ereignis, sondern
alles Existierende ohne Unterschied
wäre, zumindest ironisch, mit dem Verbot zu belegen: sie mit bisherigen
Mitteln, vor allem im Fernsehen darzustellen, bis hin zum letzten Grashalm ist
Nichts darstellbar, weil das sprachgeprägte Bild und seine Logik eine Art
Fiktion, Schein, Trug sind, Begriffe möglicherweise einer bestimmten
Herrschaftsform (des Äquivalentes Ware und Geld) auf der Erde entsprechen, wie
schon Adorno vermutet hat: "Die formale Logik war die große Schule der
Vereinheitlichung. Sie bot den Aufklärern das Schema der Berechenbarkeit der
Welt ... dieselben Gleichungen beherrschten die bürgerliche Gerechtigkeit und
den Warenaustausch .... die bürgerliche Gesellschaft ist beherrscht vom
Äquivalent. Sie macht Ungleichnamiges kompatibel, indem sie es auf abstrakte
Größen reduziert. Die Aufklärung wird zum Schein, was in Zahlen, zuletzt in der
Eins nicht aufgeht; der moderne Positivismus verweist es in die Dichtung."[36]
(Äquivalenten-Geld-Ware-Lebensform als einziger Retter in der Not im
Tabula-rasa-Zustand nach 89?) Dabei sind jene drei vorhin erwähnten negativen
historischen Ereignisse, für die nur noch negative Theologie oder auch negative
Poetik (wie bei Paul Celan) und das Schweigen
an der Grenze unserer Vorstellung angemessen wären, möglicherweise eine
drastische Rücknahme: Folge der mörderischen Zivilisationsmaschine, Folge
einer dem Wesen der Natur und des Menschen
diametral entgegengesetzten, machtbedingten Bild- und Sprachlogik, die nur auf der Zahl
und dem Geld beruht. Die Kritik dieser
Auffassung, daß diese drei Ereignisse Resultat einer infernalen Zivilisationsmaschine
seien, mit dem Gegenargument, so werde
die Verantwortungsfrage nivelliert, ist
unter diesem Gesichtspunkt eines totalen Sturzes bisheriger Geschichte zum Ende
hin, nicht haltbar, da die Täter, als Mitverantwortliche dafür, erstrecht zu Schuldigen werden, allerdings mit einer
Schuld, die juridisch nicht meßbar ist, aber das Stigma einer riesengroßen
Kluft zwischen banalem Bewußtsein und apokalyptischer Täterschaft trägt, die
einer fast alttestamentarischen Verdammnis gleicht.
Diese Zivilisation hat sich
selbst ad absurdum geführt. Ad absurdum
geführt wird freilich auf theoretischer Ebene diese Trennung
zwischen Bild und Zahl, daß die bildliche Anschauung und die Sprache auch in der neuen Physik ad
absurdum geführt wird, gewohnte Worte und Bilder sind unfähig, das Geschehen
im subatomaren Bereich auszudrücken.
Für die Bewegung der Partikel im Atom erscheinen in der Beschreibung
"Zustände", als wären die Partikel mal Teilchen, mal
Welle, da solch eine sprachliche Beschreibung das Unverständliche, uns Unzugängliche
"anschaulich" machen will. Bilder, die als "Ort" und
"Impuls" des Elektrons sich gegenseitig stören, wobei zu Paradoxem
Zuflucht genommen werden muß: diese Störung wird als "Produkt der beiden
Ungenauigkeiten" in Formeln erfaßt und Plancksches Wirkungsquantum
genannt.[37]
Einzig Kunst und Poesie wären bei einer Selbstverwandlung ihrer metaphorischen
Mittel zu einem Brückenbau über den Abgrund fähig. Die Spur der Schrift ins Offene des Augenblicks
beim Schreiben etwa, da, wo Zeit, die noch nie war, sich als überraschendes
Fallen aus dem Unbekannten zur Inspiration verdichtet, kooperiert auch mit dem Wissen der
Quanten-Logik, einer neuen Wissenschaft vom JETZT, die, wie auch eine neue Kunst, erst im Entstehen
ist. Dies im Schreiben, in der
Meditation, im Gebet, in der Liebe und in der Phantasie und in den besten
Stunden vieler Einzelner, ein Raum, wo
neue Wirklichkeit enstehen wird. Im Raum
der sogenannten "Wirklichkeit" aber: wo wir vorerst weiter lebend, alles alltäglich tun,
ohne es zu wissen, was wir tun, eher der Vergangenheit und der alten, einer
andern, nicht mehr existierenden Zeit angehörenden Gewohnheit zugewandt, und
kaum der Zukunft, diese Angst im
sozialen Bereich, verschleppt eine alte Krankheit, die die vorhin geschilderte Kluft und die
gefährliche Lage des Planeten erst tagtäglich ermöglicht, als wäre er ein
unabwendbares Schicksal; aber "man kann sogar mit schlichter Vernunft,
eigentlich mit dem Alltagsverstand sagen, was geschehen müßte... Es ist also nicht so, daß ein besonders
gescheiter Mensch kommen müßte, um Manger- und Steuerungsaufgaben zu lösen...
daran liegt es nicht, sondern es liegt letzten Endes daran, daß unsere
seelische Verfassung so ist, daß jeder von uns an irgendeiner Stelle und viele
von uns an vielen Stellen das einzig Heilsame abweisen, weil jeder Angst hat,
daß ihm etwas passieren könnte..." [38]
Dabei ist genau hier, wo das Wagnis des
Subjekts, auch das der Liebe beginnt,
die neue U-Topie einer "Gegenmacht" zu suchen, nachdem die alte des
erstarrten Ego, der Anmaßungen der Logik und der Sprache, die sich mit
Ideologie verband, weltweit gescheitert ist. Und genau hier wäre
"Allegorie" auch im Sinne von Walter Benjamin zu suchen: als Zeichen, daß das Versagen der Sprache
angesichts des Unfaßbaren dieser Abgründe, auch der Abgründe des uns unmittelbar
Umgebenden, langsam im subjektiven
Erleben als eine "Zeitmitschrift" sichtbar wird, aber die " Idee
im Bild immer unendlich wirksam und unerreichbar bleibt"(Goethe).
[1] z.B.
1974: "Sozialistische Realismuskonzeptionen. Dokumente zum 1.
Allunionskongreß der Sowjetschriftsteller" Hg. H.-J. Schmitt und G.
Schramm, Frankfurt/ Main; 1973: Die
Expressionismusdebatte, Hg. H.-J. Schmitt, Frankfurt/Main . In einer
subtilen Version hat Georg Lukács
sie vertreten, vor allem in seiner
"Ästhetik, 1-4, Neuwied 1963, 1972, III, S. 75 "Grenzfragen der
ästhetischen Mimesis", mit der unvermeidlichen "Abbildtheorie"
und der "Objektivität der Außenwelt" als vom Menschen
unabhängige mechanische "Wirklichkeit", eine Art Ersatzgott, dem sich
alles zu beugen hatte. Das Schöpferische wird so zu einem Derivat, das Ich
ausgeklammert.
[2]
Jean-François Lyotard, Das Erhabene und die Avantgarde, in: Merkur, 2/1984, S.
151. Vgl. auch Sigrid Schade, 1990: Inszenierte Präsenz. Der Riß im
Zeitkontinuum, in: Zeit-Zeichen, Hg.
G.Christoph Tholen und M. O. Scholl, Weinheim , S. 211ff. Vor allem an Monet,
Cézanne und Newmann wird diese Erzeugung des gesicherten Augenbildes, die Projektion
von "Anwesend-Sein" analysiert und
als Sicherheitsbedürfnis bei der traditionellen Bild-Mache entlarvt. Schon Hume, dann Kant,
heute C.F. v. Weizsäcker haben die Fiktion des
gesicherten Zeit-Kontinuums im
voranrückenden Jetzt gezeigt.
[3]Vgl.
Lyotard, Fußn.7
[4] André
Müller, Vom dunklen Tor. Besuche bei Ernst Jünger, DIE ZEIT Nr. 37, S. 68:
"Über das Glück im Todesaugenblick wollte ich mit Ernst Jünger
sprechen." Und Karl Heinz Bohrer, 1978: Ästhetik des Schreckens, Frankfurt
; und 1981: Plötzlichkeit. Zum
Augenblick des Ästhetischen Scheins, Frankfurt.
[5] Vgl.
dazu meinen Aufsatz, Delta t und
Kabbala, "Literaturmagazin" Nr. 16, und "Literaturmagazin" Nr. 27:
Widerstand der Ästhetik im Anschluß an Peter Weiss; Wenn die Dinge aus dem
Namen fallen, S. 14. S. 31, ff. Dann vor
allem Rüdiger Safranski, Das Theodizeeproblem der Kunst, S.77-81.
[6] Es gibt auch den umgekehrten Prozeß, die
primitive Angst vor dem BILD, dem Kunstwerk, das zum Halluzinieren führen kann.
Von Aby Warburg wird es erzählt, "dessen Schaulust sein Leben lang vom
jüdischen Bilderverbot und seiner Bilderfurcht durchkreuzt wurde, überträgt
diese Vorstellung auf das Kunstwerk" ( Sigrid Schade, a.a.O. S. 216). Auch manche Indianer lassen sich nicht
fotografieren, weil man damit ihre "Seele" forttragen könnte.
[7] Beim Überschreiten der Lichtgeschwindigkeit,
was theoretisch möglich ist und praktisch im Denken, in der Gravitation, in
sogenannten Tachyonen-Prozessen geschieht, lösen sich Raum und Zeit auf,
Materie wird zu Licht, Zeit ist umkehrbar und bringt wie in der
Gedächtnistätigkeit die angeblich erledigte Vergangenheit wieder ins Leben
zurück. Die Nachrichten, daß diese "U-Topie" näher rückt, häufen
sich, nicht nur in der Zeitmaschinen-Prosa von Science-fiction-Romanen und
esoterischen Engel-Forschungen. Vgl. DER SPIEGEL Nr. 21, 1994, S. 229: Wackelt Einsteins Weltbild? Auch Stephen W. Hawking, 1988: Eine kurze
Geschichte der Zeit, Reinbek. Und:
Zeit-Zeichen, a.a.O. Eine lockere populäre Darstellung bei P.
Watzlawick, Wie wirklich ist die Wirklichkeit. Wahn, Täuschung. Verstehen,
München 1976,1978, S.205-237.
[8] S.
Schade a.a.O. S. 212. Denn diese
Imagination wird in jedem Augenblick
aufgebrochen durch das "Nichts" eines Abwesendseins zwischen Nichtmehr und
Noch-Nicht. Walter Benjamin hat darin
den messianischen Moment gesehen. Ebenso die Kabbala (Scholem a.a.O.)
[9] Rüdiger Safranski a.a.O. S. 73ff.
[10] Eine
schöne Analyse des Nichts anhand von Celans Gedichten finden wir bei Klaus Reichert: Hebräische Züge in der Sprache Paul Celans,
1988: Hamacher/ Menninghaus: Paul Celan, Frankfurt/ Main, S. 167.
Ayin beginnt wie emeth (Wahrheit), das dem Golem auf der Stirn stand,
mit einem Aleph (der Eins und stellvertretend für Gott: Aleph ), der Golem
wurde zu leblosem Lehm, nachdem das Aleph getilgt wurde, blieb meth, was Tod
heißt. So bleibt auch ohne Aleph im Wort
Ayin nur yin, das Neinsagen, total Negative, Schadenzufügende. Das Nichts ist also etwas Anderes als einfach
Vakuum, Verneinung, es ist nämlich gebunden an den unaussprechlichen geistigen Einen; nur wer ihn ausklammert,
bleibt im Negativen, Selbstzerstörerischen, nimmt Schaden.
[11]
George Steiner, 1990: Von realer Gegenwart, München, Wien, S. 162/163
[12]
Gershom Scholem, 1981: Zur Kabbala und ihrer Symbolik, Frankfurt/Main, S. 327
[13]
Rudolf Otto, 1979: Das Heilige, München
. In diesem Bereich befinden sich auch
Arbeiten wie die von Karl Heinz Bohrer über
"Plötzlichkeit" und " Schrecken" (a.a.O.) - nur ist sorgfältig auf Reduktion ins
"Fachliche" gesorgt, als wäre da eine ontologische Zensur oder ein
Berührungstabu wirksam geworden. Ähnliches geschieht mit vielen Arbeiten über
den Tod. Etwa in: 1989: Armin Nassehi
und Georg Weber, Tod, Modernität und Gesellschaft, Köln. Mit ausführlicher
Bibliographie, wo aber z.B. die weiterführenden Erfahrungen klinisch Toter, die
R.A. Moody untersucht hat, fehlen.
Ebenso die parapsychologischen Ergebnisse und die der sogenannten
Transkommunikation. Die modernen Parallelen zu den schon in der Bibel
beschriebenen okkulten Phänomenen.
[14]
a.a.O.
[15] Vgl.
Eckard Nordhofen, Flüchtige Materie. Über den
verdeckten Zusammenhang von Ästhetik und Negativer Theologie, Merkur
1/1992, S.36- 38.
[16]
Botho Strauß, 1992: Beginnlosigkeit, München, Wien , S. 18.
[17] Paul
Virilio, 1989: Der negative Horizont, München , Wien.
[18]
George Steiner a.a.O. S. 151.
[19] Vgl.
dazu Gershom Scholem, a.a.O. S. 162, 167ff.
[20] Vgl. Friedrich Weinreb, 1978: Der göttliche Bauplan der Welt, Bern, S. 310.
Doch genau aus der Entdeckung der Proportionen in der Schöpfung entstand
auch die Wissenschaft: Pythagoras:
"... daß gleichgespannte schwingende Saiten dann harmonisch
zusammenklingen, wenn ihre Längen in einem einfachen rationalen
Zahlenverhältnis stehen. Die mathematische Struktur, nämlich das rationale
Zahlenverhältnis als Quelle der Harmonie - das war sicher eine der
folgenschwersten Entdeckungen, die in der Geschichte der Menschheit überhaupt
gemacht worden ist." Werner Heisenberg,
1979: Quantentheorie und Philosophie, Stuttgart , S.95.
[21] Wichtig scheint mir dazu der Hinweis Werner
Heisenbergs, daß "Beglückung, die der Mensch beim Verstehen, d.h. beim
Bewußtwerden einer neuen Erkenntnis empfindet", auf einer "Entsprechung... von präexistenten innern Bildern der
menschlichen Psyche mit äußeren Objekten ... beruhen". (a.a.O. S. 109).
Das sei ein "Aufleuchten des Schönen in der exakten
Naturwissenschaft", wo ebenfalls wie in der Inspiration "der große
Zusammenhang erkennbar wird, noch bevor (er) in den Einzelheiten
verstanden...rational nachgewiesen werden kann." So geschah es z.B. bei
Newtons epochaler Entdeckung.
[22]Vgl. C.G.Jung, 1987: Synchronizität als ein Prinzip akausaler
Zusammenhänge, in: Gesammelte Werke, Band 8, Olten S. 457-553.
[23]
Laotse, 1957: Tao Te King. Aus dem Chinesischen verdeutscht und erläutert von
Richard Wilhelm, Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf, Köln.
Lao Tse,
1981: Das Buch vom rechten Wege. Lau Dse
Dau Dö Djing ins Deutsche übertragen und mit einer wörtlichen Übersetzung,
einer Einleitung und Erläuterung versehen von Jan Ulenbrook, Verlag Ullstein,
Frankfurt a. Main, Berlin, Wien.
[24]Laotse, Tao te King, 11, a.a.O.
S.51.
[25] Die Flüchtigkeit des Details bei den Impressionisten, bei Monet z.B.
versucht ebenfalls eine "verzögernde Übersetzung zwischen der Arbeit des
Auges und dem Wissen um das Dargestellte",
das Resultat: ungeheure Irritation. Es entsteht eine Art Zeit-Spalt
durch einen "Aufschub des Verknüpfens
von Vorstellungsbild und Begriff", dieser Aufschub macht den Zeitschock
möglich, das Unheimliche, wo alles aus dem Namen fällt, eigentlich auch aus
dem Bild. Vgl. S. Schade a.a.O. S. 224.
[26] Vgl.
dazu vor allem Gershom Scholem, a.a.O. Und Friedrich Weinreb, a.a.O. Und: Friedrich Weinreb, 1979: Buchstaben des Lebens, Freiburg, 92ff.
[27] Jürgen Egyptien erinnerte mich in einem
Brief wieder an meine alte Vorliebe für Hans Kaysers "Harmonia
Planetarum" und den Punkt 0/0, den Grund aller Dinge, der außerhalb der
faßbaren Schwingungs-Welt liegt, diese hervorbringt. Egyptien beschrieb auch
eine Querverbindung zu H.H. Jahnns "Fluß ohne Ufer", wo es heißt:
"Im harmonikalen System ist ER, der Ursprung, die unauffindbare Null"
Und "Gott ist nirgends, sein Gleichnis ist die Null." Eine Art
"negative Epiphanie."
[28] Vgl.
Karl Popper, Logik der Forschung , S. 168.
Der Physikerphilosoph C.F. von Weizsäcker schreibt sogar "Vielheit
ist letztlich nicht wahr. Der Begriff eines isolierten Objekts ist...nur eine
Annäherung, und eine schlechte. Mathematisch gesprochen enthält der Hilbertraum
eines zusammengesetzten Objekts nur eine Menge vom Maße Null von Zuständen, in
denen eine bestimmte Zerlegung dieses Objekts in Teile real ist... Fakten sind irreversibel, aber
Irreversibilität in einem isolierten Objekt bedeutet nur mangelnde Kenntnis der
Kohärenz (der `Phasenbeziehungen`) der Wirklichkeit... Objekte (sind) nur
Objekte für endliche Subjekte, d.h. für
Subjekte, denen gewisses mögliches Wissen fehlt."
[29] Vgl.
dazu die Darstellung in der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo. In meinem Aufsatz, Die Farben des verborgenen
Namens, "Literaturmagazin" 25,
S. 123, habe ich sie zu analysieren versucht. Und in einem dreibändigen Opus als einer der Mitautoren den Einfluß der
Kabbala bei Michelangelo anhand der Reproduktionen zu dokumentieren versucht,
1989,1990, 1991: Der neue Michelangelo, 3 Bände, Luzern .
[30]
Scholem a.a.O, S. 56.
[31] Vgl.
dazu E.R. Curtius, 1954: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter,
Bern.
Scholem a.a.O.,
S. 74, 79ff. Über den vierfachen Sinn der Thora, der noch ein fünfter Sinn,
nämlich der Zahlenwert hinzugefügt wurde, schreibt Scholem ausführlich. Die Schechinah wurde auf
Erden eingekleidet in "PaRDeS:
Peschat (Wortsinn), Remes (Allegorie), Derascha (talmudische und agadische
Deutung), Sod (mystischer Sinn). Die Erzählungen der Thora sind nur das erste,
äußerste Gewand.
[32] Ernst Senkowski, 1990: "Instrumentelle
Transkommunikation", Frankfurt/ Main, 222ff.
[33]
Numinos (von numen, Namen, aber schon Kant nannte es "Noumen" im
Gegensatz zu "Phänomen", bei Zinsendorf sensus numinis, bei Calvin divini
numinis).
[34]
Rudolf Otto, Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und
sein Verhältnis zum Raionalen," München 1963
[35]
Siegfried Kohlhammer, Anathema. Der Holocaust und das Bildverbot; Merkur, Juni
94, S 501. Dazu auch mein Aufsatz, Die
nachzustotternde Welt; in: Sinn und Form 6/1993, S. 919 ff.
[36]
Horkheimer/Adorno: 1969: Dialektik der Aufklärung, Frankfurt, Main, S. 13.
[37] Vgl. Dieter Schlesak, Die Farben des verborgenen Namens;
"Literaturmagazin" Nr. 25, S. 134.
[38]C.F.von
Weizsäcker, 1977: Im Garten des Menschlichen, S.543. Und: Verf. 1991: Wenn die
Dinge aus dem Namen fallen, Reinbek, S. 81.
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