Dieses Blog durchsuchen

ALL TAG

Freitag, 4. Mai 2012

Dieter Schlesak Bildverbot und Sprachskepsis



Schon Kafka wußte, in einer Umkehrung des schlechten Künstler­gewissens, daß sich die Realität vor der Kunst und dem Geist zu rechtfer­tigen habe, und nicht diese vor ihren Oberflä­chen,  daß  der Einzelne eine "ungeheure Welt im Kopfe " habe, daß das "Nichts" der Literatur, ihr un­mögliches Unternehmen, ein "Ansturm gegen die letzte ir­dische Grenze" sei. Literatur, Kunst und Meditation stehn im Zentrum des menschlichen Ab­grundes - und nicht das äußere Bild eines "Wirklichen", gar dessen anämische Abstraktion. Erich Rothackers "Metaphorologie", die Hans Blumenberg übernahm, und  die besagt, daß Denken ohne (inneres) Bild unmöglich sei, ist nur ein weiterer Beleg wider die weltlose Abstraktion der Be­griffe,  der blutleeren formalen Logik, aber auch der äußeren Bildinflation. Das Umkreisen des Erlebnis- und Erfah­rungskerns der Existenz mit Metaphern, Erzählungen,  innern Bildern und Traumbildern paßt sich gerade der Sprachskepsis und dem Bildverbot an; auch die "dritte Phase" des "professionellen Vernunft­gewerbes", nach der "naiven" und der "ratlosen" Phase -  die Phase der Pluralität und Offenheit heute, versucht so dem ent­larvten ideologie­verdächtigen  "Absoluten" zu entkommen, das jedoch nicht mit dem "Einen", der "Alles" ist, und begrifflich nicht faßbar sein kann, verwechselt werden darf, wie es etwa Eckard Nordhofen tut. (Die Auf­hebung des Bildverbots, in: "Litera­turmagazin" 25, S. 61ff) In der Archetypenlehre der Tie­fenpsychologie sind die Traumbilder, Phantasie­bilder, die in der Erinnerung  un­mittelbaren  psychischen  Realitäten, Zeichen des begrifflich Unsag­baren; ähnliches gilt für Bilder und Me­taphern der  Poesie. Das Gegenteil des Abstrakten. Besonders deutlich  in der Conver­sio und dem  An-Wesen bei der Begegnung  mit  großen Weisheitslehrern, die keine Schriften hinterlas­sen haben wie Sokrates oder Christus. Das Angleichen an den Meister und den "innern Mei­ster" (omoisis to theo bei Platon), dieser Prozeß der Individuation ist das, was MIMESIS ur­sprüng­lich bedeutet hat, Angleichung des Ich, die Eben-Bild-Suche in einer initiatischen und schmerzhaften  Metamorphose,  und nicht "Mimesis", wie sie später in einer pri­mitiven "Widerspie­gelungstheorie"  der  nochmals verbildlichten  "Reali­tät" auf den Hund kam. Am schlimmsten im "sozialistischen Realismus", wo das Kunst­werk nicht An­gleichung an "Gott" (omoisis to theo), sondern sklavisch eine "Spiegelung" der  "objektiven Realität" sein mußte, und schließlich die Partei bestimmte, was objek­tive Realität zu sein hatte! [1]   Wir sehen also, daß nach dem Scheitern  die­ser Abbild- und Abgott-Ästhetik, die nur ein Bastard des auch im Okzident vorherrschenden Realitätsglaubens und vulgären Materialismus (hier des Geld-Scheins) ist, das  alte "Bildverbot" der Bibel gegenüber dem Reali­tätsgötzen wieder  zeit-gemäß wird. Und was dahinter liegt, taucht heute wie eine Wiederkehr des Ver­drängten in der neueren Deutung der Kategorie des Erhabenen  als paradoxe Struktur eines Nicht-Darstell­baren auf. War diese früher Ästhetik des Prunks von Herrschaft, wird heute mehr der Aspekt von Schrecken, Schauer, Grausen betont, das Unheimli­che, wenn das Ge­wohnte,  wenn Verstand und Logik nicht mehr greifen, erschüttert werden.  Dabei geht es um einen Augen­blick des Schreckens, ein "Now", wie Lyotard es auf Zeitbegriffe des schokartig und ekstatisch auftauchenden "Nichts" der hebräischen Kabbala zurückgreifend, genannt hat. Herrschende Raum-Zeit aber ist Projektion  einer Angst, Angst vor dem Unbekannten. Nach Freud eine Verschiebung des Unheimlichen und Namenlosen  zwischen  den Sekunden: der An­wesenheit und Abwesenheit der Augenblicke ins Bild[2]. Dazwischen aber der Schock des Nichts. In der nächsten Sekunde ist nämlich noch niemand gewesen, und es könnte jeden Au­genblick etwas Überraschendes und Furchtbares geschehen: "... Now... eher das, was das Be­wußtsein außer Fassung bringt ... was ihm nicht zu denken gelingt, und was  es vergißt, um sich selbst zu konstituieren."[3] "Ästhetik des Schreckens" und der Öffnung.[4] Peter Weiss frei­lich  oder auch Thomas Pynchon liegen mir bei diesem Grenzgang  näher. [5] Die hebräische Bibel verlangt, den Schrecken der in diesen Zwischenräumen auftau­chenden  numinosen Epiphanien auszuhalten, dies hieße, dem Bildverbot zu gehorchen, der Ent­lastung durchs Goldene Kalb nicht zu folgen, jede Zeit- und Bild- Konstruktion zugunsten des Un-Heimlichen,  nach Freud des ursprünglich Heimischen,  des zeit- und todlosen Paradieses aufzugeben.[6]

         2 Das alte Bildverbot hing ja mit dem Essen vom Baum der Erkennt­nis, dem Exodus, der Strafe des Todes und der Zeitangst zusammen; Le­benskürze und Tod des Alten Gottes be­dingten aber auch   Machttrieb, Besitzgier und Zeithast, die im Egotrip die angeblich so  kurze Zeit "nützen möchte" und so  in einem  um die Ewigkeit verkürzten Leben die Betroffenen krank macht. Als könnte nun mit dieser neueren Selbstanalyse, die eng auch mit den durch Foto und Film und  elektronische Haustiere  neugewonnenen Seh-Erkenntnissen zusammen­hängt, "der Tod, der Sünde Sold", die alte Erbsünde als Illusion entlarvt wer­den. Denn es  ist eine Il­lusion, die eng mit dem Körper-, Bilder- und Sprach-Glauben, also der Halluzination "sichtbare Wirklichkeit" zu­sammenhängt,  zusammenhängt vor allem mit unserem überholten Konzept "linearer Zeit", das sich in der neueren Physik als Fiktion erweist. [7] Dieses neue Erlebnis trat vor allem in der sichselbstaufhebenden  SCHRIFT und dem Verschwinden von Raum und Zeit  im BILD seit dem Impres­sionismus zutage. Gegenwart, Präsenz, auch Ge­schicht­lichkeit sind Projektionen, "nachträglicher Effekt einer Verschie­bung" nach Freud, Konstruktionen, Be­wußtsein entsteht "an Stelle der Erin­nerungsspur" und vom Gedächtnis ausgeschlossen - also leere, aber selb­streflexive Gegenwart eines Subjekts, und niemals die "Gegenwart"  einer Ge­meinschaft. Oder besser, diese Gegenwart ist die gesammelte Zensur von Individuen, die inter­subjektiv eine Art Halluzination herstellen, BILD, eine "gedeutete Gegenwart", daß  die schwindet, nicht mehr oder noch nicht ist, aber gewesen sein wird, kommt darin nicht vor:  "Die Erzählungen des Bewußtseins sind von dem Wunsch besessen, sich der Bewegungen der Gegen­wart durch Deutung zu versichern, einem Wunsch, der jedoch eben dieses Ziel kon­stitutionell verfehlt."  [8]  Es war wieder ein langer Umweg dahin nötig: Die alte "Gesinnungsästhetik", gar Kunst als oberflächlicher sozialer Widerstand und als Weltveränderungskonzept (einer Illu­sions-Reali­tät) sind ad absurdum geführt wor­den; [9] Kunst steht in dieser Späte und nach einem Ende  heute allmählich (viel zu langsam reift dieses Bewußtsein!) wieder mitten in jenem Gang zum Grund. Die alte Theodizeefrage, wie in einer Welt voller Übel Kunst (wie früher Gott) noch zu rechtfertigen sei, ließe sich nun so beantworten: daß sie gerade durch die histo­ri­schen Übel und Verbrechen dieses Jahr­hunderts wieder und radikal  an diese Grenze ge­führt worden ist, doch sie, die Vermitt­lerin zu einer grenzüberschrei­tenden U-Topie, muß sich selbst überschreiten, um weiterbestehen zu können! Brechts Gespräch über Bäume wurde schon durch Celans Par­odie  wider­legt, dieses neue Bewußtsein (das eigentlich mit der Mo­derne be­gann) verschärft ausgesprochen:  "Was sind das für Zeiten,/ wo ein Gespräch/ beinahe ein Ver­brechen ist,/ weil es soviel Gesagtes/ mit einschließt." (Ein Blatt,  baumlos, für Bertolt Brecht.)

         3 Wenn wir an die Ursprünge des alten Bildverbotes zurückgehen, stellt sich freilich die Frage nach jenem unbekannten und unbeschreibli­chen Wesen jenseits der Sprache, das un­heimlich ist, im Schrecken er­scheint, uns sprachlos macht.  Ist das Tabu des Bildverbotes "Gott", das hier Fehlende? Ist "Gott" der Tod?  Abwesenheit der sinnlichen Welt als Anwesen­heit ihrer Tiefenstruktur, Anwesenheit unse­res "Angeschlos­senseins" an den undenkbaren größten Zusammen­hang, Er dafür eine Chiffre? Hier stoßen wir auf den schwierigen Un-Be­griff des Nichts. Das Nichts ist im Hebräischen identisch mit Gott. Ayin heißt Nichts. Es ist zu­gleich Na­me eines Buchstabens, er hat die Bedeutung von  (inneres) Auge. Jenes "Gott" ge­nannte Eine, das immer und zugleich nie da ist, da es "Alles" ist - wirkt als treibende Absenz in allem, was existiert.[10]  Dieses "Nichts" ist als Entwicklungs­spen­der in allem enthalten, im Menschen unbewußt als grenz­über­schreitende Erwartung, Hohlform unverzicht­barer Hoff­nung.  Nach  George Steiner bekommen wir jetzt die Rechnung dafür prä­sentiert, daß unsere Zivilisation, "darstellerisch orientiert", sich  nur durch die Verletzung des Bildverbots entwik­keln konnte, also durch den "Tod Gottes", daß sie dafür "Gott und die Welt im Wort `nachgebildet` hat,"  was letztlich eine Art Welt gewordene  Illusion war.  Diese Rückkehr zur  Ein­sicht in die "metamorphische Bedeutung, die Willkürlichkeit von Bedeu­tung" und dann: "die fossilgewordene Autorität des logos", [11] ist ein   tödliches Vergessen, von dem auch die  Autoren geschlagen sind: "Zeichen transportieren keine Gegenwärtigkeit", sie sind Illusion  und To­desaufschub, Mallarmés Absence (das Wort "Rose" als Absenz der wirkli­chen Rose), die Schreibenden zum Schicksal wird. Dabei sei es nur eine traurige Imitation des andern gro­ßen Nichts ( das Wort "Gott" als seine Abwesenheit), auch die Zitate von Zwischenräumen, Ris­sen, Zeitspalten usw. sind Spiele mit dieser Absence; bei Mallarmé "les blancs" als Ab­gründe  im Typoskript zwischen den Sätzen und Wörtern...
         Das absolut Bildlose, Innere , die  reine Absenz  aber ist etwas existentiell sehr Ernstes und Lebenswichtiges, das nicht nur die Kunst angeht, es ist "der Abgrund, der in den Lücken des Seienden" sichtbar wird... Kein Ding und Wesen kann sich verwandeln, das nicht diesen Be­reich  des Beziehungslosen, des puren Seins, das der Mystiker eben Nichts nennt, berührt hat", heißt es bei Gershom Scholem [12]. Das alte Bildverbot, das die Darstellung des Undenk­baren, Unvorstellbaren, Unfaßbaren, das die natürliche Ursachenkette dessen, was wir uns bis heute vorstellen können, durchbricht, verbietet, ließe sich heute so ausdrücken: Worte und Bil­der dienen zur Beruhigung, zur Illusionsherstellung, ohne die wir so nicht leben könnten, wie wir leben; und das, was wir mit Worten und Bildern ver­drängen  und beruhigen,  reicht in je­nen Bereich des Unheimlichen und des Todes, der zum Verschwinden gebracht werden soll, damit diese die Erde vernichtende Zivilisation überhaupt existieren kann! Dieses Unheimliche ist im Christentum das totaliter aliter,   das Ganz Andere genannt worden.[13]  Wobei weiter zu beden­ken ist, daß die vorstellbare Grenze, die uns davon trennt,  ganz sicher nicht die Grenze der Welt ist, son­dern nur die unseres gegenwärtigen (uns schützenden) BILDES von ihr, das - wei­ter in die­sem Zauberzirkel des Absurden im Bereich der begriffli­chen Erkenntnis, wie schon die Veden und heute die Physik lehren - Täuschung unse­rer Sinne,  - ja eine An-Maßung  ist.
         Interessant  auch der Zusammenhang dieses "Ganz Andern" mit der "Alterität" der Negativen Theologie. Adorno mit seiner "negativen Dialektik", eine Art Übervater der Post­mo­derne, verweist auf die in der Ne­gation wieder erreichten theologischen Wurzeln. Kierkegaards Angriff auf das Ästhetische und Ethische, die ohne das Heilige als Sündenfall des Begriffs, der Emotion, der Tat und der Ideologien erscheinen, ist nicht weit davon entfernt.  Adorno geht von ihm aus. Robert Notziks Deutung des Holocausts als antimessianischen  Zeit­bruch und Einzigartigkeit der abendländischen Unheils­geschichte ist ebenfalls damit ver­bunden.
          Grund dieser Unheilsgeschichte ist die Mimesis des rein Zweckmäßigen,  Nur-Sichtba­ren, die Abtrennung vom  Unsagbaren; so  er­scheint etwa das banausenhafte Kunstverständnis des Kitschs und "Volksgeschmacks" der Diktaturen rot und  braun, in der "Expres­sonismus­debatte" [14] oder in dem Konzept "dekadente" und "entartete Kunst" als Symptom des Reali­tätswahns; die Patentlösung war auch in diesem Bereich Vernichtung des Abweichenden, "Fremden" der für Diktaturen gefährlichen "Alterität"  in der Kunst, im Geist.
         In der Frühphase der roten Revolution dagegen blühte gerade die Avantgarde, die Dar­stellung des "Neuen", die Zerstörung der bisherigen falschen Realität und ihrer  Unter­drückungsmechanismen. Ähnlich der Versuch im frühen Christentum, das totaliter aliter Gottes in der Ikonen­kunst darzustellen, wo die normalen  Licht- und Perspektive­verhältnisse, das ge­wohnte Seherlebnis  aufgehoben wurden. Als die Fetische und Göt­zen dann katholisch wucher­ten,  gab es in Florenz Savonarola und im Nor­den  den protestantischen Bildersturm.[15]
        
         Das alte Hebräische, die Schöpfungssprache der Bibel, umging die direkte Benennung oder Darstellung des totaliter aliter, des Heiligen (qadosch),  auf geniale Weise: geschrieben wer­den darf nur der Körper, das natürliche Gesetz: die Konsonanten; ihre unendliche Verbin­dungs­möglichkeit dagegen, in uns anwesend als "Blitz" der Assoziation, der erst den Sinn des Wortes herstellen kann: sind die nicht zu schreibenden, nur hin­zuzudenkenden Vokale, dazu-"gedacht"  sind sie die "Gnade Gottes", des­sen NAMEN überhaupt nicht ausgesprochen und ge­dacht oder vorgestellt werden durfte, sondern unbekannt bleiben mußte! ER wurde  daher in der jüdi­schen Mystik auch das Nichts genannt, weil jene "ganz andere" Dimension nur sein kann, wenn der Mensch in seinem Bilder­wahn  absent ist. Der Sinn aber jeder Versenkung ist diese Abwesenheit,  herstellbar durch ein "Abschnüren der Sinne",  Los-Lassen,  Leer-Werden.
         Es gibt freilich auch Bild-Meditationen, die der Absenz-Erzeugung in der Kunst ähneln, sie sind dem echten Gebet nach-gebildet , denn die Vorstel­lung, die im Satz erzeugt wird, ähnelt jener, und jeder kann darin eingehn und verschwinden...
         Botho Strauß behauptet, es ereigne "sich  ein überzeugender Ge­danke überhaupt nur" im Heraufrufen "seiner Bestreitbarkeit", wenn er  die "Nähe eines anderen Erkenntnismodus, in dem sich dergleichen so nicht sagen ließe",  "berührt", und er bringt dazu ein sehr einleuch­tendes Gedicht von Giorgio Caproni als Beispiel:  "Rückkehr. Ich bin wieder da, /wo ich nie­mals war./ Nichts ist anders als es nicht war./ Auf dem halbier­ten Tisch, dem karierten/ Wachs­tuch das Glas,/ darin nie etwas war./ Alles ist geblieben, wie/ ich es niemals verließ." [16]  Paul Virilio[17]  schlägt vor, wir sollten  uns daran gewöhnen, auch die Ne­gativ-Kontur, das Ausge­sparte zu sehen, nicht nur den Berg, sondern das Tal, am Rand eines Glases die Leere, bei ei­nem  Speichenrad  die leeren Zwi­schenräume. 

         Moderne Literatur ist undenkbar ohne radikale Sprachskepsis;  heute weiß sie mehr denn je davon, daß  sich der Baum wundern würde, wüßte er, daß wir ihn "Baum" nennen; und doch glauben wir immer noch daran,  wir hätten in diesen vier Buchstaben  etwas WIRKLI­CHES,  und wir bilden uns etwas darauf ein, wenn wir "Bewußtsein" oder gar "Gott" sagen.   Wittgenstein empfiehlt als Alternative Schweigen, Benjamin die unsichtbare, aber spürbare "Aura" und den "Schock", Joyce die "Epi­phania"; und George Steiner meint - weit zurück­greifend - all dies kul­miniere in  Arnold Schön­bergs Oper  "Moses und Aaron", dem Auf­schrei des Erweckerpatriarchen Moses: "Oh Wort, du Wort, das mir fehlt." Das Feh­lende also erst sage aus, was ist. [18]
         Ausgerechnet der Stotterer ( der Sprachverhinderte) Moses erhielt am Sinai von dem "Einen Gott"  die  Tafeln, Mutationen des Namens (JHWH); ein Sinngeflecht, das wie ein "Baum" angeordnet gewesen sein soll, die sogenannte schrift­liche Thora - oder die fünf Bücher Mose.[19] SCHRIFT - aber das Sinai-Er­eignis ist unbeschreiblich,  wie auch die deutsche Bi­belübersetzung, viel mehr als jede andere normale Übersetzung,  nur eine Annäherung, eine sehr approximative Deu­tung sein kann, da die hebräi­schen Worte zugleich auch Zahlen sind, also Ausdruck von Proportionen, das riesige Sinngeflecht eines Gesamtzusammenhan­ges, das eine Struktur ausdrückt, keine willkürliche, vom Gesche­hen abgetrennte Wort-Semantik ist.[20]                     
         Das Bildverbot, ja,  Aussageverbot geht auf die Einsicht zurück, daß wir im Grunde nicht ein­mal das, was sichtbar ist, geschweige denn das Unsichtbare im sichtbaren Augen-Bild festlegen und aussagen können. Wir machen uns ein Bild, schneiden das Abgebildete aus dem großen Zusammenhang, trennen, isolieren, verfälschen also. Ja, wir verlieren damit die Fähig­keit zum Offenen, also zu den angesprochenen Mutationen des  kosmischen Zu­sammenhanges, mit dem wir und alles, was wir wissen, denken, benennen, auch ahnen können, zutiefst verbun­den sind!  Wer nämlich benennt, teilt, verläßt das Eine, geht in einer Innen-Außen-Beziehung ins Reich der Zwei über.
         So beginnt auch die Bibel mit der Zwei: Bereschith bara, Im Anfang schuf: B ist die Zwei. Doch so gesehen, läßt sich Annäherung ans Eine, den "Sinn", und sei es  in einem einzel­nen Grashalm, nur im Sinngeflecht selbst vollziehen, an das wir über unsere Intuition "angeschlossen" sind.  Aber diese "Gnade Gottes" scheint auch in unserer Sprache, wenngleich in abgeschwächter Form als SINN ge­speichert zu sein. Mit dem flash des immer besseren Ver­stehens der  Zu­sammenhänge, des Ein-Leuchtens sind  Glücksgefühle verbunden, die sich mit dem Grad der Nähe zum Zentrum von Sinn eksta­tisch verstärken. Das Sinnlose, bruchstück­haft zusammen­hanglose "Unten" aber schmerzt. [21] 

       4 Neben der Kausalität existiert also ein viel wichtigeres,  umfassen­de­res Weltprinzip: Gleichzeitigkeit und Sinn, auch Syn­chronizität und "sinnvoller Zufall"  genannt.[22] Die alten Chinesen  kannten schon, ähn­lich wie heute die Quantenlogik und die so­genannte Holistik, ne­ben der Kausalität die Verbindung der Dinge durch SINN (Tao).[23] Und je näher wir diesem Zentrum des Einen im Tao kom­men, desto dichter wird das Geflecht von Einzel-Sinn auch im Ereignis. Zufall z.B. ist nur der (noch) unerkannte Zusammenhang. Laotse, der Au­tor des Bu­ches vom Tao te King,  nennt TAO auch das Nichts, weil es den Gegensatz zur sinnlichen Wirk­lichkeit ausdrückt: "Dreißig Speichen um­geben eine Nabe:/ Auf dem Nichts daran beruht des Wagens Wirkung./ Man macht Schüsseln und Töpfe zu Gefä­ßen: Auf dem Nichts darin be­ruht des Gefäßes Wirkung./ Man höhlt Tü­ren und Fenster aus an Zim­mern,/ Auf dem Nichts darin beruht des Zim­mers Wirkung./ Darum: das Etwas schafft Wirklichkeit,/ Das Nichts schafft Wirkung."[24]
         Der Sinn aber wird durch die Sinne verdunkelt, ebenso durch den zerschneidenden Be­griff, weil diese nur Äußeres, nur das "Etwas", nicht aber das Nichts, die Leere wahrnehmen können, die für das Wahrnehmen der nichtkausalen Weltformel  jenseits des reduktiven Ego-Verstandes viel wichtiger ist.  Beim Schreiben weiß auch der Autor, daß er sich mit seinem Ich beim kreativen Prozeß nicht einmischen darf, sonst blockt er ihn ab. Die interesselose Anschau­ung in der klassischen Ästhetik korrespondiert damit. Es ge­schieht auch in der Meditation, dem Versenken, in der Aus­schaltung der äußeren Sinne, um mit dem innern Auge zu sehen, dem innern Ohr zu hö­ren. In dieser Art entspannter Abwesenheit erst kann höherer Zusammen­hang und damit Sinn auch wirklich  wahrgenommen werden. Kunstgenuß oder Lyriklesen ist nichts anderes: Alles  löst sich, z.B. in Kleists Prosa und seinen Dramen, in einem unsichtbaren Gesamtzusam­menhang auf. Das Bild, die Au­ßenwelt verschwinden bei diesem PRO­ZESS, sind nicht faßbar; ihm wird jede Einzelwirkung genommen. Und so wird tatsächlich verhindert, daß wir uns voreilig ein BILD machen oder ein Gleichnis und einen "kleinen", nur alltäglichen  Sinn suchen.[25] Denn an sich gilt das Detail, das Sichtbare nichts, ist nur Funktion und auf et­was anderes, noch Unbekanntes bezogen; jede Handlung hat in sich schon das Zukünf­tige (oder gleichzeitig das Ganze), ließe sich nur von da aus begreifen. Dieses aber ist fast immer die Kata­strophe, ein Untergang, das Zeichen dafür steht schon am Anfang, was geschieht, holt nur die Zukunft  ein,  wiederholt das, was tödlich in ihm steckt.

         5 Das Hebräische wird von den Kabbalisten als Sprachbaum, Informationsbaum des Alls vorgestellt,  so wird  auch das Geschehen nicht mathematisch, sondern poetisch, eher "poietisch" (alte Lehre vom Bau und der Struktur) in der Genesis entfaltet. Ihre  Proportions­lehre, wo jeder Buchstabe gleichzeitig Zahl ist, führt dazu, daß in jedem Text ein hintergründi­ges Bezugsgeflecht entsteht und im Satz viel mehr aussagt, als die Erzählung, etwa die naiven Geschichten von Adam und Eva, oder von Noah und der Sintflut oder von Kain und Abel aussa­gen können. Oder die so wichtige Geschichte von Moses auf dem Sinai und dem Bildverbot.  Wir tun es lesend und wir gehn mit dieser Bibel um seit Kindertagen und wissen es nicht. Die Kata­strophe der heutigen Welt hat damit zu tun. Aber auch damit, daß Zahl und Name, techni­sches Wissen und Gewissen auf tödliche Weise voneinander getrennt sind. Es paßt zu den Absurditä­ten des Okzidents, daß er mit einem ungeheuer wichtigen Teil seiner Kultur so umgeht, wie er mit allem, was nicht in sein rationalistisches Konzept paßt, umgeht: verdrängend, ausklam­mernd, has­send. Das Hebräische, das Jüdische und dessen gesamter Kosmos nahmen und neh­men in diesem Haß eine Sonderstellung ein.

         Die SCHRIFT, auch die heilige, beginnt, wie wir schon sahen, mit dem Geteilten, der Zwei, mit B, dem Beth (was auch Haus heißt): "Bereschith bara" ("Im Anfang schuf", aber ei­gentlich im Kopf schuf)  denn nach dem B steht "resch", resch heißt  KOPF ( die Summe seiner Buchstabenwerte ist 200: die hundertfache 2= 200);  reschith aber heißt Haupt-Sache. Die 20: Kaf (zehnfache zwei) ist die schaffende Hand. "Der Schöpfer" hat die Welt aus der schwingen­den Information der "Sprache", aus den 22 Buch­staben  und Zahlen ( Sephira= Zahl, Kräfte, Sphären) mit Kopf und Hand erschaffen; Kabbala heißt "Macht der 22" (Kaf=20, Beth= 2, La ist das Wort für Macht.) Lauter Zweier-Folgen aus der Eins. [26]
         Die sieben Schöpfungstage hängen ebenfalls mit der  Tiefenstruktur der ersten 7 Zahlen und  Buchstaben zusammen. 1-3 sind der sogenannte Urraum (Zimzum), der  "achte Tag", jen­seits von Zeit und Geschichte, doch zugleich in ihnen verwoben: 1: Null, 2: Lichtpunkt, 3: Gren­ze oder das Hinabgehen in Klang, Farbe und Form.  Dieses Hinabgehen ins Ma­terielle steht  den Modellen der heutigen Informationstheorie sehr nah: Erst die Er­scheinungsform im Kopf als Wissen des "Lichtpunktes" der Null­dimensio­nalität des Reschith (allerdings immer noch als berührbare Un­endlichkeit) ermöglicht es dem Urlicht der Eins (En-Sof im Hebräischen), hier in der menschlichen Welt überhaupt zu erscheinen.[27]  Dieser Punkt aber braucht Laut und Klang, die Begrenzung, Umhüllung des Unmeßbaren, Verstoffli­chung des Gedächtnisses, das nicht von dieser Welt ist (Wissen im Samen, in den Genen, Chromosomen, dem Atom), mater materia; es  ist ja  Geist, der nicht als Geist erscheint, aber er braucht die Form, die Grenze,  um sich verkörpern zu können. BINA, die 3. Sphäre - Grenze: Hinabgehen in Klang, Farbe, Form,  die Ur- Mutter er­möglicht es.
         Adam, der Mensch, hat dieses Strömen der Ur-Information im Sün­denfall  unterbro­chen, das Außen, den Augenschein, die Frucht vom Ur-Baum getrennt, das Wesen von der Er­scheinung, und so kam der Tod in die Welt, denn der von seinem Urgrund und Wesen gerissene Körper stirbt ja "tatsächlich"; Formen sterben, die Information des Samens, der sie weiß, aber bleibt im Imma­teriellen erhalten!  Essen vom Baun der Erkenntnis ist Trennung der Frucht vom Baum. Essen vom Baum des Lebens ist Osmose; "Essen" der Sinne, Aneignung der Welt heißt im Hebräi­schen "achol"; es verbindet A (Aleph), die Eins, mit chol, dem Vielen, dem spezifischen Schwin­gungs­klang, der in jedem Ding als Eigenart vibriert. Liebe ist die Verbindung der fünf Sinne auf höherer Ebene der Berührung. a-chol. Das Zerreißen, Abrei­ßen, die Spaltung aber ist die Hölle. Das Sichtbare, so vom Einen getrennt (A von chol), ist seither einem furcht­baren Unge­nügen, ist den zerstöreri­schen Gewalten, die  Macht über den Körper haben, wehrlos ausgelie­fert. Heute ist dies als Riß in uns und in der Welt und als Schmerz in der sinnlosen Kontingenz des Beliebigen und Zufälligen zu spüren , die ja selbst nur ein Nichtwissen der Zusam­menhänge, eines Zu-Fallens etwa, ist, des­sen nihilistische Verabsolutierung eine Täuschung und Selbsttäuschung im Spiegel des Empiri­schen, des Ausgeschlossenseins von den höheren Sphären bedeutet. Im Schmerz aber zugleich auch die Not-Wende: Denn noch nie war diese größte humane Aufgabe, den Zusammenhang des Ganzen zum Sinn wieder herzustellen, die abgerissene Verbindung wieder aufzunehmen, so le­bensnotwendig und dringlich, und dies nicht nur für die menschliche Welt. Jenes Falsche der Trennung, jener Makel ist nicht nur in einem, für viele un­erklärlichen Leidensdruck spürbar, sondern auch in der Falschheit des klassischen Erkenntnisansatzes, der Trennung von "Innen" und "Außen", die in sich selbst zusammengehören und untrennbar in der Ebene eines höheren Komplexitätsgrades wirken, der sich in uns als Intuition spiegelt und im Erkenntnisblitz Eins sind: letztlich hält uns die Natur den Spiegel unserer eignen Mittel und Instrumente vor, so z.B, formuliert in Heisen­bergs "Unschärferelationen", die die Berechnung einer zeitbedingten ko­gnitiven Unfähigkeit sind.[28]  Er­staunlich ist, daß sich in der Quantentheorie unser Fehlver­halten sogar durch die auf den Beobachter bezogene Wahrscheinlichkeit und die damit ver­bundene "unvollständige Kenntnis eines Systems" berechnen läßt.. Daß nämlich die Un­wäg­barkeiten des Subjekts sowie die Unkenntnis vom ganzen Kosmos mit in die Imponderabilien ei­nes Experiments als Unbekannte, um das Experiment "genau" ausdrücken und berechnen zu können, einbezogen werden müssen. Aber diese Falschheit und Störung des Ganzen durch un­kontrollier­bare Eingriffe ist für die gesamte Natur und für die menschliche Gattung insgesamt gefährlich geworden, sie äußert sich ökologisch, atomar und in zunehmendem Maße auch im biologischen  Informationssystem als Krebs, als Aids und als Neurose und Geistes­krank­heit. Und ist letztendlich in die­sem festgefahrenen Glauben an "Ob­jekte", also an den SCHEIN ei­nes Au­genbildes gebunden, also im tieferen Sinn durchaus auch an eine drastische Übertretung des BILD­VER­BOTES.
            So wird im Hebräischen die Zahl Sechzig (Sechs = waw, das Und, Folge, Zeichen des Men­schen, in der Zehnerreihe, der Ebene des Han­delns)  wie ein Kreis geschrieben, das Zeichen  Samech, heißt Wasser­schlange; es ist das teuflisch Schlüssige, die Evidenz des Kausalen und Rationalen, seine Verführung.   Der Sinai:  wo der Mensch  Moses die Tafeln mit den "zehn Worten" empfing, ist Verführung und Wunder zu­gleich:  Wiederholung der Paradiesmeta­phern. Zum Blitz auf  dem Berg nämlich kommt das höllische Tal unten: das Goldene Kalb, he­br. egel. Und egel heißt das Runde, der geschlossene Kreis. Der Fetisch Ratio also, abgezirkeltes Oberflächen-Bewußtsein, im Osten vormals zur Ideologie geronnen, zur konsequenten Idiotie der Abbild-Theorie in der Ästhetik!
          Die Warnung vom Sinai: "Du sollst dir kein Bildnis, noch irgendein Gleichnis" von Gott machen, gilt auch für die menschliche Wirklichkeit. Und nun sogar total, wir leben heute in dieser alles erfassenden Herstellung von Welt in der künstlichen Bilderwut, da das Medium, das die Botschaft ist  diese Wirklichkeit nun nicht im Selbstschöpferprozeß eines einsamen Ge­nies, sondern für die Massen herstellt, die Natur ersetzt, Ersatzdroge für alle ist, sie über­schwemmt so die selbstgeschaffene "Wirk­lichkeit" mit Bildern. Alle sind bald in der gleichen La­ge wie früher Künstler, ohne sich jedoch anstrengen zu müssen, und ohne jedes Leidri­siko. Und sie stürzen in jenes Bild, verschwinden darin. Aber - verschwindet nicht, genau wie der Autor im Buch, nun diese Zivilisation in der eigenen Erfin­dung? Erledigt die bisherige sinnliche, un­mittelbare Realität? Mit Gewalt? Sich der wirklichen Existenz via technischer Entwürfe zu ent­ledi­gen, ist das Ziel. Als wäre ein grausamer Autor am Werk, der  Wälder, Flüsse, den eignen Körper und alle andern Menschen abschafft! Diese aber ist keineswegs die "ganze Welt", und wer sie allein spiegelt und von ihr ausgeht, bleibt in ihren Irrtümern gefangen, auch wenn er behauptet, sie und ihre Resultate zu "kritisieren". "Du sollst dir kein Bildnis machen!" Wie wahr so spät. Dabei ist es doch auch hier nur kreative oder eher vernich­tende Weltflucht, wie bei Autoren oder Diktatoren. Man hatte schon früh den Alten sterben lassen, um selbst seine Stelle einzunehmen.

6 Das Bildverbot am Sinai ist das "zweite Ur-Wort", - nicht Gebot (im Hebräischen ist nur von "zehn Worten" die Rede,) es  wird  in der Pfingstbegegnung mit Jahweh, ohne Vokale ges­chrieben JHWH  (Licht­blitz, Strahl, Lichtmetaphysik) auf dem Sinai Moses "gegeben": "Mathan Thora" Geben, Schenken der Thora, eine Art Strukturbild der Welt, nein, eigentlich ist der verborgene NAME Got­tes in diesem Buchstaben-Ge­flecht enthalten. Und dieses Ge­flecht ist tatsächlich ein Wunder. Er ist die unaussprechliche Eins, der erste Buchstabe Aleph. Aleph besteht aus zwei Jod (Zahlenwert 10) und einem Waw (Zahlenwert 6), und ergibt 26.  26 aber ist der Zahlenwert des Gottesnamens JHWH (Jod: 10; He: 5; Waw: 6; He: 5). Die erste Hälfte (10, Potenz von 1) steht der zweiten gegenüber (5 UND 5, denn Waw, der Haken, heißt auch UND und ist das Zeichen des Menschen); der Mensch hat also durch seinen Fall, geteilt in Männlich und Weiblich, Gott verstümmelt und halbiert.[29] Frei von den zur Bildprojektion gewordenen Entwicklungskräften der "Realität" war auf dem Sinai wieder Erlösung möglich: Kontakt zur "Eins". Das "Bildverbot" geht ja nicht um äußere Bildnisse nur, sondern um die  Ab­trennung des Sichtbaren vom Wesen, um die inneren Form­kräfte, die verstellt werden.  Die Urschrift, Information und "Ur-Wissen", Form als Kenntnis (eines Subjekts) vom Verhalten in jedem Ding, jedem Tier oder Stern, Form, die die Welt baut, war der Bibel nach ursprünglich mit schwarzen Feuerbuchstaben auf weißes Feuer geschrieben (Atomfeuer, Kern und Scha­len?), innerste Formung, die wirklich werden sollte. Zwei Eingrabungen: Herzschrift und  Mündlichkeit, sie waren aber noch nicht sinnlich  wahrnehmbar, nur als Gedankenanreger da. Das weiße Licht war der Baum des Lebens; das davon Abgespaltene, Gedeutete und menschlich Geschriebene hieß Baum der Erkenntnis, die schwarze Schrift;  Moses gelang es in einer ersten, der wichtigeren Begegnung auf dem Sinai, zum weißen Licht, zu der verborgenen EINEN Tafel der ZEHN Ur-Worte  vorzudrin­gen.  Alles, was aufgeschrieben werden kann, auf Steintafeln, Schieferta­feln, mit Tinte auf Papier, auch in der Genesis oder der hebräischen Thora, ist nichts als Deutung, ja, nur  halbwegs Wahrheit, gar Fälschung, im be­sten Fall  Metapher und Gleich­nis; der Rest aber ist Schweigen. Im kleinen Blitz der Intuition und Ekstase nichts als ein Schimmer. Aber auch dieses ist höchst aktuell. Nicht einmal die so einfachen mikrophysikali­schen Vor­gänge, die in unserem Bildverständnis mal als "Teilchen" , mal als "Welle" etwa "eingedeutscht" "zur Sprache kommen",  lassen sich  einfangen, sie sind wie Träume, die am Morgen aus dem Wachzustand verschwinden; als wären sie noch unberührt von der Erbsünde des vom Einen abgetrennten Augenscheins (ein vor Gott sich Verstecken! "Adam, wo bist du?"), dem sogar die Buchstaben der Genesis ausgesetzt waren, wie die Kabbala meint. Ihr grob­materieller Charakter sei eine Folge des Sündenfalls. Eben­so wie Adams Lichtgestalt eine materielle Haut bekam und die Erde nicht mehr durch­sichtig war wie vor dem Fall. Der Him­mel war dichtgemacht, das heißt abgetrennt von der Erde. So wie das Chaos der Augenblicke Jetzt sei auch die Buchsta­benkombination der niedergeschriebenen Gene­sis noch verkehrt, erst beim Ende der Welt werde sie lesbar sein, heißt es in den Kabbala-Kommentaren. Ein Spiegel von Adams Fall in die dichtgemachte Götzen-"Wirklichkeit", so  erscheint zwangsläufig  alles gespalten und vermischt in Lüge, Wahrheit, Gut, Böse, also paradox und absurd, Sprachprozeß dessen, der ist und schon nicht mehr ist: der Mensch, der seither immer schon Abwesende. Aber auch ein paradoxes Problem­handeln im Möglichen leuchtet auf.
         Moses brachte nach der ersten Begegnung die mündliche, nicht geschriebene, er brachte die noch immaterielle Thora vom Sinai. Doch als er sah, was da unten das Volk tat, wie es um  das Goldene Kalb, "egel", das Ab­geschlossene, das Evidente tanzte,  gab er dieses weiße Licht der ersten Thora nicht preis.  Das Eine war gegenübergestellt dem Vielen, dem Volk, aber auch der Mannigfaltigkeit. 40 Tage war Moses in der Wüste gewe­sen, das Volk wartete, er kam nicht. Aaron, von dem das Volk endlich "ein Bild" ver­langte, sichtbare Götter, nicht un­sicht­bare, etwas Greifbares,  um  aus dem Exil und der Wüste endlich ins Gelobte Land zu kommen, vertröstete, verzögerte Aaron "bis morgen"; doch als Moses nicht kam, da entstand das Goldene Kalb aus Ungeduld und Unglauben; Aaron  warf zwar alles gespendete Gold (das, was den Leib der Frauen am schönsten macht,  Glanz des Außen als Opfer)  ins Feuer, um zu verhindern, daß daraus ein Götze entstehe,  doch er war ohnmächtig, denn das Gold schmolz und die Form des  Kalbes ("egel", das Runde) entstand  ganz spontan, dieser fast "selbstgemachte Götze" der EVIDENZ. Eine Endzeit, wo sich Entwicklung enorm beschleunigt, war schon damals: dichtge­macht  durch die Zeit, und der Ursprung verhüllt. Ein Aggregat­zustand zugleich, Limit, Gren­ze. Der Tanz  ums "Goldene Kalb" ist nicht etwa nur der Tanz um den  "Mammon", erst die Tiefen- und Zahlen­grammatik  ent­hüllt, was das nur sichtbare "Kalb" wirklich IST: Festle­gung nämlich im  ausweglos Geschlossenen, "Runden"; Kalb "egel" (70-3-30 hat den gleichen Zahlenwert wie "agol", rund, 70-3-30. Eigentlich ein Akt der Verzweiflung). Dieses BILD als  Simu­lation, dieser nur sichtbare und fix  glänzende Ersatzgott des Einge­schlos­senen, in täu­schender Evidenz des "Glanzes"; bedeutet die  Gefangen­schaft im ausweglos Ma­teriellen, Es­sen, Trinken, Schlafen, Beischlafen, "sich erfreuen" am Leben. "Erfreuen"; in diesem Kontext erscheint das sonst ungebräuchliche Wort "tsachek", 90-8-100, es bedeutet spöttisches, zyni­sches Lachen. An das, was geschieht, wird gar nicht mehr geglaubt, Leben wird nur ungläubig, zynisch angenommen, Freude, die keine Freude macht, Liebe, die keine Liebe sein kann, weil man an sie gar nicht glaubt,  an gar nichts glaubt, in nichts Vertrauen hat, außer in die greif­bare "Freiheit" und die Macht, das  - "glänzende Gold". In allem, was man tut,  fehlt die Tiefe, die eigene Begründung, der Grund, alles ist nur noch Schein,  ohne dessen Wurzel,  ohne den, der "fehlt".
         Im Augenblick des tiefsten Falls kommt dann Moses mit der immateriellen Tafel, ist er­schrocken, wie wenig sie hierher in dieses Umfeld des tanzenden Volkes gehört;  aus Zorn zer­bricht er sie, und aus der gesammelten EINS in der Zehn, wird wieder Materie, quälende Un-Zahl; und es heißt, die Buchstaben seien wie himmlische Vögel in dem Augenblick des Zerbre­chens der Tafel wieder davongeflogen.
         Beim zweiten Gang zum Sinai, um auf dem "tsur" (7-6-200) dem Felsen, ebenfalls FORM, die "neuen Tafeln"  durch die STIMME zu erhal­ten, bestanden die Tafeln diesmal aus der Materie von "unten", auf sie gravierte Moses die zehn neuen Ur-Worte ein, menschenge­rechter, wäh­rend die ersten Tafeln das Schöpfungsinstrument waren, ein zu gefährli­ches Ge­schenk.- Diesmal erhielt Moses nicht direkt die erste Zehn, sondern  die Spaltung, wie in JHWH,  in zwei Tafeln : (HWH) 5-6 (und)-5. Das, was wir lesen können, ist nicht etwa  das Zah­len-Buchstaben-Geflecht des  Gottes-Namens, sondern schon ein gespaltener Name, eine  Deu­tung die­ses Namens: JHWH (10-5-6-5), so wie zum ZWEITEN MAL  die "Zehn Worte" in 2x5 - also auf zwei Tafeln erschienen. "Alle Deutungen sind Fehldeutungen" (George Steiner). Und das Inde­terminationsprinzip stimmt auch da: Beobachtung ist unendlicher SPIEGEL  in einer Meta­morphose der Ereignisse, sie transformiert, ja,  er­schafft das Beobachtete nach der eige­nen Gedankenform.   Die Geburt des Schöpfers, des Au­tors dieser Welt wäre so erst mit dem Tod des Lesers gleichzusetzen, Hegels "Gott ist der Tod".   So hieße auch inner­halb des Bild­verbots, nach Ro­land Barthes, gut schreiben erst: "das Aus­drückbare unausgedrückt zu ma­chen."
         Moses also zerbrach die erste Tafel, so daß die Ur-Worte nicht in der "richtigen Folge gegeben worden" waren, denn wären sie in der richtigen, göttlichen Reihenfolge gegeben wor­den,  "könnte jeder, der sie liest, die Toten wiederbeleben und Wunder verrich­ten".[30]  Ur­sprünglich  waren sie aus schwarzem Feuer auf weißem Feuer, als Urlicht "gegeben",  wir aber lesen sie nun nach unserem Verstande als  äußere Bilder und Geschichten und gar Gebote,  Hand­lungen und Anek­do­ten, dabei geht es um den Bauplan, die  Struktur der Welt, und um Kommentare zur Weltformel. Wobei es auch hier, ähnlich wie bei christlicher Her­me­neutik, am bekanntesten bei  Dante, um einen vierfachen Deutungs-Sinn geht: 1.Um  den buch­stäbli­chen Sinn, 2.Den al­legori­schen Sinn, 3. Den tropologischen, und 4. Um  den anagogischen Sinn (sensus my­sticus); wobei  letzterer den Zugang als intuitive Summe ermöglicht [31]
         Eigentlich also fällt auch der Thora-Leser, ja, die schriftliche Thora selbst unter das zweite Gebot des Bilder- und Sprachverbots.

         7  Neben der mathematischen Formel und der Musik ist das Gedicht eine Möglichkeit, dem Wirklichkeitswahn und seinen Täu­schungs­manö­vern zu entgehen.  Jeder Poet ist durch seinen Einfall an das Noch-Nicht-Ge­wußte, den alles bedingenden  apriorischen Grund (das Ei­ne)  gebun­den. Es wird so möglich, sich jenem Glück zu nähern, das wir schon hier empfinden können, wenn das Netz der Zusammenhänge dicht ist und reich,  schon im Undenkbaren an der Grenze unserer Vorstellung, ziemlich nahe in der Reihe des Zählbaren mit der Eins und dem Einen, nicht mehr getrennt und gespalten, sondern "heimgekehrt" zum Grund der eigenen Sag­barkeit. - Wäre eine Herausführung und Engführung durch WORTHÖFE und Sprach- BE­RÜHRUNG in "Zustandsräumen"  möglich?  Aber Berührung wird ja erst möglich in Zustän­den zwischen Leben und Tod, in Sphären von denen wir durch den Körper getrennt sind.   Manchmal   ist es ein Ge­spräch mit den Toten, die auf einer Ebne mit mehr Bezügen erreicht wer­den können; das "Totengespräch", wie es Celan oder  auch Heiner Müller sahen - erscheint so als zeitgemäßes literarisches, vielleicht heute als wichtigstes Genre.  Es ist eine Wiederkehr des verdrängten Todes, die Kommunikation mit dem Undenkbaren, dem "exzen­trischen" Be­reich der Toten. Kommunikation über jene ganz anderen  Medien, als die von uns gewohnten. Aber auch, und das ist das frappierend Neue: über unsere; in diese Grenzsphäre hineinreichen­de Geräte ( Tonband, Fernsehen, Com­puter); sie er­möglichen das Undenk­bare, die äußerst schwierige  Kommuni­kation mit einem anderen "Zeit­feld", nämlich  mit den soge­nannten "Toten", die sich dagegen wehren, nur als verwesende Materie ange­sehen zu werden. Es klingt, wie Science-fiction: die Toten  bezeugen, daß es den Tod nicht gibt. Sie zeigen aber ebenfalls, daß wir uns kein Bild von jener  frem­den Sphäre machen dürfen und es auch nicht können.  Das Geheimnis, das Verborgene muß gewahrt werden, es schützt sich aber schon durch ihre sprachentzogene Unerklärlichkeit selbst vor dem zweckrationalen Zugriff dieser Zivilisation. Der  skeptische Physiker  Ernst Senkowski meint, daß es bei diesen merkwürdigen "Durch­sagen" schwierig sei, zu un­terscheiden, welche dieser Entitäten "echt -autonom" und welche "hausgemachte Projektionen" sind, wobei es auch hier, wie beim Cyber­space, zu Wirk­lichkeit gewordene Virtualitäten sein könnten, daß es um höchst un­heimlich "realisierbare Wahr­schein­lichkeiten" von "Toten" geht:  "Aber das Ganze zeigt sich zu komplex und zu kom­pliziert, als daß wir unsere Vorstellungen berechtigterweise übertra­gen dürften". Bild- und Sprachverbot? [32]  Aber diese Art zu denken ist tabuisiert, mit Vergessen geschlagen. Muß der Verdrängung des Unvorstellbaren mit absurden INVERSIONEN geantwor­tet werden, mit Para- und Hypotaxen? ( Wahrheit sei,  heißt es bei Celan, wenn das "größte der Schlachtschiffe an der Stirn eines Ertrunkenen zer­schellt!") Und der Zweifel ist quälend, ob es nicht nur An­nä­herungen am Blindenstock der Feder sind!
         Die Geschichte ist zum Gespensterreich geworden - und wir, die Nachgeborenen, sind im späten Nachher ihre Phantome. Die Metapher ist ein vielleicht antiquiertes Sprungbrett, da­hin zu kommen, wo wir uns jetzt schon befinden, hinüberzukom­men in den historischen Nullbe­reich, wo womöglich eine Tür wartet.
           Rudolf Otto meint, es gäbe "synthetische wesentliche Prä­dikate" mit denen das, was er dann das "Numinose" nannte, das Schrecken (tremendum) einjagt,[33] doch noch umschrie­ben werden könnte; diese "Prädikate" könnten nur verstanden werden, "wenn sie einem Ge­genstand als ihrem Träger beigelegt  werden, der selber in ihnen noch nicht mit er­kannt ist, auch nicht in ihnen erkannt werden kann, sondern der auf andere Weise erkannt werden muß."[34]
          Erstaunlich ist, daß heute einiges bisher nur Gedachte oder in der Litera­tur, vor allem in der Science-fiction, Vorweggenommene, aufs Un­heimli­chste und Paradoxeste real zu werden scheint; daß auch die jahrtau­sendealte Tradition wieder einströmt,  wie im Traum stößt bei dieser Öff­nung dem Subjekt das Gewesene zu, es wird wie frische Er­lebnisse auf­genommen, und so Verdrängung schmerzlich aufgehoben, es entsteht nämlich "das umgekehrte Verhältnis zwischen realem Erlebnis und Erin­nerung" (Freud),  nachdem  das Brett vor dem Kopf, diese Wand der Ideologien gefallen ist,  Zukunft, Gegenwart, Vergangenheit sich auf das Schönste - und auf das Gefährlichste treffen, seither bedeuten auch einige der alten , "abgelegten", ja, so­gar verfemten Gefühle und Bücher wieder etwas;  erstaunlich ist  auch: vieles bisher Abge­lehnte, Verdrängte, Diskriminierte und sauber mit der Vernunft der Bilder und Begriffe "Eingeord­nete" kehrt wieder; oft eine Wiederkehr, die Grau­en auslöst; denn eine Zeit des Subjekts scheint noch nicht ganz "real", je­doch in seiner furchtbaren Unreife und Irrationali­tät täglich schon erkenn­bar, gefährlich aufgebrochen auch in primitiven Gemütern: Wieder­kehr des Verdrängten bis hin  zu den "Instinkten",  bis hin zum blutigen Bürgerkrieg.

         8 Leerer Ort der "Absence", ein Vakuum kann auch so "gefüllt" werden. Das Entschei­dende aber ist, daß sich nun  im Posthumen der Geschichte und der Ideologien Neues enthüllt, überraschend hinter dem zerbrechenden falschen Bild mehr und mehr "in der Gefahr" das einsam "Rettende" wachsen könnte: das Negativ zur Wirklichkeit durchaus im auf­bauenden, nicht  nur im zerstörerischen Sinn wie bisher in der ideologisierten Revolte.  Für Thomas Pyn­chon, den Joyce meiner Generation,  ist es eine "höhere Sinn-Zone" (in seinem Roman "Das Ende der Para­bel", dt.1981) und sie ist nur er­reichbar, wenn wir die okzidentale Ego- und To­des-Zone zum eigenen Sprungbrett machen und so nun "hinüber" kommen, die eingebildete To­deszone,  die Krankheit dieses Ego, überwinden.
         Reinald Goetz spricht in sei­nem neuen dokumentari­schen Monster-Roman von der "Authentizitätsfalle", es ist die aufgebrochene Grenze zwischen Leben und Schreiben, wo die Wortwände sowohl zum Traum als auch zur Tatsa­chenwelt sehr dünn werden und zu psychi­schen Schäden führen können; die Gefahren einer Wiederkehr des Verdrängten sind durchaus nicht nur sozialer, politischer und militärischer Art, sie erfassen die Ästhetik und Kunst genauso wie die ungewohnten Grenzgänge, okkulte Hysterie, mediumistische und andere Psychosen. Da­bei scheint es so, als gäbe es diese Gefahren gar nicht. Sie ist kaum erkennbar "im Herzen der Unmöglichkeit", im In­differenzpunkt dieser Gefahren, wo jetzt die Kluft zwischen jener ge­schil­derten "Aus­nahme" des Todes und dem "Normalen" des "Lebens" so groß geworden ist, die zugleich aber  durch die Immate­rialisierung der Welt, das tiefe Eindrin­gen der Geräte ins Gewebe des Kos­mos und auch in den Tiefen des Unbewußten, zueinander streben, wie bisher noch nie; man könnte von einem Thanatovirus sprechen oder auch vom kollektiven Todestrieb.          Doch das Thema ist brutaler, die Veränderung des Todes ist längst geschehen; und es gehört zu jenem Verdrängten, daß das Grauen der Geschichte, Hiroshima, der Gulag der Holocaust etwas aufgebrochen hat­ten, das die bis­herige Geschichte und Gewohnheit  transzen­dierte und immer noch andauernd transzen­diert, und nicht etwa, daß der Fall des ideologischen  oder auch  philosophischen Absoluten nun das Zufäl­lige, Triviale, "Einzelne, Beschränkte, Ir­dische" und Kleine, wie es in ei­nem MERKUR-Aufsatz (Anathema. Der Holocaust und das Bildverbot)[35] kürzlich hieß, wie es auch so be­kannte Theoretiker wie Rorty oder Marquardt verkünden, wieder Trumpf sein soll - und alles einfach so ist, wie es ist!  Es geht im Merkur-Aufsatz um Spielbergs "Schindlers Liste" und um den ge­fährlichen Versuch, dem Holocaust das Unfaßbare zu nehmen, ihn zu "vermensch­li­chen", ihn vergleichbar und einordenbar zu machen. Nolte läßt grüßen. Dabei ist doch die Rede von den radikalsten historischen Ereignissen, die nochmals jene auch in der Geschichte der Wissenschaft (und Geschichte der Literatur und des Denkens seit Baudelaire, Mallarmé, Nietzsche, Mauthner und Hofmannsthal) be­kannte bildliche und sprachliche Unfähigkeit, das was ist, darzustellen,  kurz gesagt: das Objekt der Sprachlosigkeit und Unfaßbarkeit  ist auch im historischen Raum und brutal wie bisher noch nie wirklich geworden, so nun das Unheil in die Welt gestellt, was im Denken voller Furcht und Zittern vorweggenommen worden war. "Bildverbot" ist dafür nur eine historische Metapher, auch hier in diesem  Essay. Anathema ist dabei nicht nur das Verbot, aus der Einsicht, daß das Unfaßbare Eine, das ja  in "Alles" hineinwirkt, kein Gesicht haben kann, sondern nun negativ, daß die Gott ersetzende Geschichte zum Unfaßbarsten fähig ist, das jede Darstell­barkeit überschreitet. Das Verbot "Gott" und nun den absolut negativen Gott in sinnlich-stofflicher Gestalt dar­zustellen,  wie  es für den alten Gott die byzantinische ikono­klastische Synode vor 1200 Jahren verordnet hatte, wie es (völlig zu Recht) der Islam und früher die Hebräer verlangt hatten, oder gar "andere" sinnliche, also falsche Bildgötzen und Fetische einzuführen, ist nur die Extremform der Anmaßung; nein, nicht nur "Gott" oder der Ho­locaust als unfaßbares Ereignis, sondern alles  Existierende ohne Unterschied wäre, zumindest ironisch, mit dem Verbot zu belegen: sie mit bisherigen Mitteln, vor allem im Fernsehen darzustellen, bis hin zum letzten Grashalm ist Nichts darstell­bar, weil das sprachgeprägte Bild und seine Logik eine Art Fiktion, Schein, Trug sind, Begriffe möglicher­weise einer bestimmten Herrschaftsform (des Äquivalentes Ware und Geld) auf der Erde ent­sprechen, wie schon Adorno ver­mutet hat: "Die formale Logik war die große Schule der Vereinheitlichung. Sie bot den Aufklärern das Schema der Berechenbarkeit der Welt ... dieselben Gleichungen beherrschten die bürgerliche Gerechtigkeit und den Warenaustausch .... die bürgerliche Gesellschaft ist beherrscht vom Äquivalent. Sie macht Ungleichnamiges kompatibel, indem sie es auf abstrakte Größen reduziert. Die Aufklärung wird zum Schein, was in Zahlen, zuletzt in der Eins nicht aufgeht; der moderne Positivismus verweist es in die Dichtung."[36] (Äquivalenten-Geld-Ware-Lebensform als einzi­ger Retter in der Not im Tabula-rasa-Zustand nach 89?) Dabei sind jene drei vorhin erwähnten negativen historischen Ereignisse, für die nur noch negative Theologie oder auch negative Poetik (wie bei Paul Celan) und das Schweigen  an der Grenze unserer Vorstel­lung angemessen wären, möglicherweise eine drastische Rücknahme: Folge der mörderischen Zivilisationsmaschine, Folge einer  dem Wesen der Natur und des Men­schen diametral entge­gengesetzten,  macht­bedingten  Bild- und Sprach­logik, die nur auf der Zahl und dem Geld beruht. Die Kritik  dieser Auffassung, daß diese  drei  Ereignisse Resultat   einer infernalen Zivilisationsmaschine seien,  mit dem Gegenargument, so werde die Verantwor­tungsfrage  nivelliert, ist unter diesem Gesichtspunkt eines totalen Sturzes bisheriger Geschichte zum Ende hin, nicht haltbar, da die Täter, als Mitverantwortliche dafür, erstrecht  zu Schuldigen werden, allerdings mit einer Schuld, die juridisch nicht meßbar ist, aber das Stigma einer riesengroßen Kluft zwischen banalem Bewußtsein und apokalyptischer Täterschaft trägt, die einer fast alttestamentarischen Verdammnis gleicht.                                                                                                                                                                                   
                Diese Zivilisation hat sich selbst ad absurdum ge­führt. Ad absur­dum  geführt wird  freilich  auf theoretischer Ebene diese Trennung zwischen Bild und Zahl, daß die bildliche Anschauung und  die Sprache auch in der neuen Physik ad absurdum geführt wird, gewohnte Worte und Bilder sind unfähig, das Ge­schehen im subatomaren Bereich auszu­drücken.  Für die Bewegung der Partikel im Atom erscheinen in der Beschreibung "Zustände", als wären die Partikel mal  Teilchen, mal  Welle, da solch eine sprachliche Beschreibung das  Unver­ständ­liche, uns Unzugängliche "anschaulich" machen will. Bilder, die als "Ort" und "Impuls" des Elektrons sich gegenseitig stören, wobei zu Paradoxem Zuflucht genommen werden muß: diese Störung wird als "Produkt der beiden Ungenauigkeiten" in Formeln erfaßt und Plancksches Wirkungsquantum genannt.[37] Einzig Kunst und Poesie wären bei einer Selbstverwandlung ihrer metaphorischen Mittel zu einem Brückenbau über den Abgrund fähig. Die  Spur der Schrift ins Offene des Augen­blicks beim Schreiben etwa, da, wo Zeit, die noch nie war, sich als überraschendes Fallen aus dem Unbekannten zur Inspiration verdichtet,  kooperiert auch mit dem Wissen der Quanten-Logik, einer neuen Wissenschaft vom JETZT, die,  wie auch eine neue Kunst, erst im Entstehen ist.  Dies im Schreiben, in der Meditation, im Gebet, in der Liebe und in der Phantasie und in den besten Stunden vieler Einzelner,  ein Raum, wo neue Wirklichkeit enstehen wird.  Im Raum der sogenannten "Wirklichkeit" aber: wo wir  vorerst weiter lebend, alles alltäglich tun, ohne es zu wissen, was wir tun, eher der Vergangen­heit und der alten, einer andern, nicht mehr existierenden Zeit angehörenden Gewohnheit zugewandt, und kaum der Zukunft,  diese Angst im sozialen Bereich, verschleppt eine alte Krankheit, die  die vorhin geschilderte Kluft und die gefährliche Lage des Planeten erst tagtäglich ermöglicht, als wäre er ein unabwendbares Schicksal; aber "man kann sogar mit schlichter Vernunft, eigentlich mit dem Alltagsverstand sagen, was geschehen müßte...  Es ist also nicht so, daß ein besonders gescheiter Mensch kommen müßte, um Manger- und Steuerungsaufgaben zu lösen... daran liegt es nicht, sondern es liegt letzten Endes daran, daß unsere seelische Verfassung so ist, daß jeder von uns an irgendeiner Stelle und viele von uns an vielen Stellen das einzig Heilsame abweisen, weil jeder Angst hat, daß ihm etwas passieren könnte..." [38]  
        Dabei ist genau hier, wo das Wagnis des Subjekts, auch das der Liebe  beginnt, die neue U-Topie einer "Gegenmacht" zu suchen, nachdem die alte des erstarrten Ego, der Anmaßungen der Lo­gik und der Sprache, die sich mit Ideologie verband, weltweit gescheitert ist. Und genau hier wäre "Allegorie" auch im Sinne von Walter Benjamin zu suchen: als Zeichen, daß das Versagen der Sprache angesichts des Unfaß­baren dieser Abgründe, auch der Abgründe des uns unmittelbar Umgebenden,  langsam im subjektiven Erleben als eine "Zeitmitschrift" sichtbar wird, aber die " Idee im Bild immer unendlich wirksam und unerreich­bar bleibt"(Goethe).
        





[1] z.B. 1974: "Sozialistische Realismuskonzeptionen. Dokumente zum 1. Allunionskongreß der Sowjetschriftsteller" Hg. H.-J. Schmitt und G. Schramm, Frankfurt/ Main; 1973:  Die Expressionismusdebatte, Hg. H.-J. Schmitt, Frankfurt/Main . In einer subtilen  Version hat Georg Lukács sie  vertreten, vor allem in seiner "Ästhetik, 1-4, Neuwied 1963, 1972, III, S. 75 "Grenzfragen der ästhetischen Mimesis", mit der unvermeidlichen "Abbildtheorie" und der "Objektivität der Außenwelt" als  vom  Menschen unabhängige mechanische "Wirklichkeit", eine Art Ersatzgott, dem sich alles zu beugen hatte. Das Schöpferische wird so zu einem Derivat, das Ich ausgeklammert.
[2] Jean-François Lyotard, Das Erhabene und die Avantgarde, in: Merkur, 2/1984, S. 151. Vgl. auch Sigrid Schade, 1990: Inszenierte Präsenz. Der Riß im Zeitkontinuum, in: Zeit-Zeichen,  Hg. G.Christoph Tholen und M. O. Scholl, Weinheim , S. 211ff. Vor allem an Monet, Cézanne und Newmann wird diese Erzeugung des gesicherten Augenbildes, die Projektion von "Anwesend-Sein" analysiert und  als Sicherheitsbedürfnis bei der traditionellen  Bild-Mache entlarvt. Schon Hume, dann Kant, heute C.F. v. Weizsäcker haben die Fiktion des  gesicherten Zeit-Kontinuums im  voranrückenden Jetzt gezeigt.
[3]Vgl. Lyotard, Fußn.7                                                        
[4] André Müller, Vom dunklen Tor. Besuche bei Ernst Jünger, DIE ZEIT Nr. 37, S. 68: "Über das Glück im Todesaugenblick wollte ich mit Ernst Jünger sprechen." Und Karl Heinz Bohrer, 1978: Ästhetik des Schreckens, Frankfurt ; und 1981:  Plötzlichkeit. Zum Augenblick des Ästhetischen Scheins, Frankfurt.
[5] Vgl. dazu   meinen Aufsatz, Delta t und Kabbala, "Literaturmagazin" Nr. 16, und  "Litera­turmagazin" Nr. 27: Widerstand der Ästhetik im Anschluß an Peter Weiss; Wenn die Dinge aus dem Namen fallen, S. 14.  S. 31, ff. Dann vor allem Rüdiger Safranski, Das Theodizeeproblem der Kunst, S.77-81.
[6]  Es gibt auch den umgekehrten Prozeß, die primitive Angst vor dem BILD, dem Kunstwerk, das zum Halluzinieren führen kann. Von Aby Warburg wird es erzählt, "dessen Schaulust sein Leben lang vom jüdischen Bilderverbot und seiner Bilderfurcht durchkreuzt wurde, überträgt diese Vorstellung auf das Kunstwerk" ( Sigrid Schade, a.a.O. S. 216). Auch  manche Indianer lassen sich nicht fotografieren, weil man damit ihre "Seele" forttragen könnte.
[7]  Beim Überschreiten der Lichtgeschwindigkeit, was theoretisch möglich ist und praktisch im Denken, in der Gravitation, in sogenannten Tachyonen-Prozessen geschieht, lösen sich Raum und Zeit auf, Materie wird zu Licht, Zeit ist umkehrbar und bringt wie in der Gedächtnistätigkeit die angeblich erledigte Vergangenheit wieder ins Leben zurück. Die Nachrichten, daß diese "U-Topie" näher rückt, häufen sich, nicht nur in der Zeitmaschinen-Prosa von Science-fiction-Romanen und esoterischen Engel-Forschungen. Vgl. DER SPIEGEL Nr. 21, 1994,  S. 229: Wackelt Einsteins Weltbild? Auch  Stephen W. Hawking, 1988: Eine kurze Geschichte der Zeit, Reinbek. Und:  Zeit-Zeichen, a.a.O. Eine lockere populäre Darstellung bei P. Watzlawick, Wie wirklich ist die Wirklichkeit. Wahn, Täuschung. Verstehen, München 1976,1978, S.205-237.
[8] S. Schade a.a.O. S. 212.  Denn diese Imagination wird  in jedem Augenblick aufgebrochen durch das "Nichts" eines Abwesendseins zwischen  Nichtmehr und  Noch-Nicht. Walter Benjamin hat darin  den messianischen Moment gesehen. Ebenso die Kabbala  (Scholem a.a.O.)
[9]  Rüdiger Safranski a.a.O.  S. 73ff.
[10] Eine schöne Analyse des Nichts anhand von Celans Gedichten  finden wir bei Klaus Reichert:  Hebräische Züge in der Sprache Paul Celans, 1988: Hamacher/ Menninghaus: Paul Celan, Frankfurt/ Main,   S. 167.  Ayin beginnt wie emeth (Wahrheit), das dem Golem auf der Stirn stand, mit einem Aleph (der Eins und stellvertretend für Gott: Aleph ), der Golem wurde zu leblosem Lehm, nachdem das Aleph getilgt wurde, blieb meth, was Tod heißt.  So bleibt auch ohne Aleph im Wort Ayin nur yin, das Neinsagen, total Negative, Schadenzufügende.  Das Nichts ist also etwas Anderes als einfach Vakuum, Verneinung, es ist nämlich gebunden an den unaussprechlichen  geistigen Einen; nur wer ihn ausklammert, bleibt im Negativen, Selbstzerstörerischen, nimmt Schaden.
[11] George Steiner, 1990: Von realer Gegenwart, München, Wien, S. 162/163
[12] Gershom  Scholem,  1981: Zur Kabbala und ihrer Symbolik,  Frankfurt/Main, S. 327
[13] Rudolf Otto, 1979: Das Heilige,  München .  In diesem Bereich befinden sich auch Arbeiten wie die von Karl Heinz Bohrer über  "Plötzlichkeit" und " Schrecken" (a.a.O.)  - nur ist sorgfältig auf Reduktion ins "Fachliche" gesorgt, als wäre da eine ontologische Zensur oder ein Berührungstabu wirksam geworden. Ähnliches geschieht mit vielen Arbeiten über den Tod. Etwa in: 1989:  Armin Nassehi und Georg Weber, Tod, Modernität und Gesellschaft, Köln. Mit ausführlicher Bibliographie, wo aber z.B. die weiterführenden Erfahrungen klinisch Toter, die R.A. Moody  untersucht hat, fehlen. Ebenso die parapsychologischen Ergebnisse und die der sogenannten Transkommunikation. Die modernen Parallelen zu den schon in der Bibel beschriebenen  okkulten Phänomenen.
[14] a.a.O.
[15] Vgl. Eckard Nordhofen, Flüchtige Materie. Über den  verdeckten Zusammenhang von Ästhetik und Negativer Theologie, Merkur 1/1992, S.36- 38.
[16] Botho Strauß, 1992: Beginnlosigkeit, München, Wien , S. 18.
[17] Paul Virilio, 1989: Der negative Horizont, München , Wien.
[18] George Steiner a.a.O. S. 151.                                                       
[19] Vgl. dazu Gershom Scholem, a.a.O. S. 162, 167ff.
[20]  Vgl. Friedrich Weinreb, 1978:  Der göttliche Bauplan der Welt, Bern,  S. 310.  Doch genau aus der Entdeckung der Proportionen in der Schöpfung entstand auch die Wissenschaft:  Pythagoras: "... daß gleichgespannte schwingende Saiten dann harmonisch zusammenklingen, wenn ihre Längen in einem einfachen rationalen Zahlenverhältnis stehen. Die mathematische Struktur, nämlich das rationale Zahlenverhältnis als Quelle der Harmonie - das war sicher eine der folgenschwersten Entdeckungen, die in der Geschichte der Menschheit überhaupt gemacht worden ist." Werner Heisenberg,  1979: Quantentheorie und Philosophie, Stuttgart , S.95.
[21]  Wichtig scheint mir dazu der Hinweis Werner Heisenbergs, daß "Beglückung, die der Mensch beim Verstehen, d.h. beim Bewußtwerden einer neuen Erkenntnis empfindet", auf  einer "Entsprechung...  von präexistenten innern Bildern der menschlichen Psyche mit äußeren Objekten ... beruhen". (a.a.O. S. 109). Das sei ein "Aufleuchten des Schönen in der exakten Naturwissenschaft", wo ebenfalls wie in der Inspiration "der große Zusammenhang erkennbar wird, noch bevor (er) in den Einzelheiten verstanden...rational nachgewiesen werden kann." So geschah es z.B. bei Newtons epochaler Entdeckung.
[22]Vgl.  C.G.Jung, 1987:  Synchronizität als ein Prinzip akausaler Zusammenhänge, in: Gesammelte Werke, Band 8, Olten  S. 457-553. 
[23] Laotse, 1957: Tao Te King. Aus dem Chinesischen verdeutscht und erläutert von Richard Wilhelm, Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf, Köln.
Lao Tse, 1981:  Das Buch vom rechten Wege. Lau Dse Dau Dö Djing ins Deutsche übertragen und mit einer wörtlichen Übersetzung, einer Einleitung und Erläuterung versehen von Jan Ulenbrook, Verlag Ullstein, Frankfurt a. Main, Berlin, Wien.
[24]Laotse, Tao te King, 11, a.a.O. S.51.
[25]   Die Flüchtigkeit des Details  bei den Impressionisten, bei Monet z.B. versucht ebenfalls eine "verzögernde Übersetzung zwischen der Arbeit des Auges und dem Wissen um das Dargestellte",  das Resultat: ungeheure Irritation. Es entsteht eine Art Zeit-Spalt durch  einen "Aufschub des Ver­knüpfens von Vorstellungsbild und Begriff", dieser Aufschub macht den Zeitschock möglich, das Un­heimliche, wo alles aus dem Namen fällt, eigentlich auch aus dem Bild. Vgl. S. Schade a.a.O. S. 224.
[26] Vgl. dazu vor allem Gershom Scholem, a.a.O. Und Friedrich Weinreb, a.a.O. Und:  Friedrich Weinreb, 1979:  Buchstaben des Lebens, Freiburg, 92ff.
[27]   Jürgen Egyptien erinnerte mich in einem Brief wieder an meine alte Vorliebe für Hans Kaysers "Harmonia Planetarum" und den Punkt 0/0, den Grund aller Dinge, der außerhalb der faßbaren Schwingungs-Welt liegt, diese hervorbringt. Egyptien beschrieb auch eine Querverbindung zu H.H. Jahnns "Fluß ohne Ufer", wo es heißt: "Im harmonikalen System ist ER, der Ursprung, die unauffindbare Null" Und "Gott ist nirgends, sein Gleichnis ist die Null." Eine Art "negative Epiphanie."
[28] Vgl. Karl Popper, Logik der Forschung , S. 168.  Der Physikerphilosoph C.F. von Weizsäcker schreibt sogar "Vielheit ist letztlich nicht wahr. Der Begriff eines isolierten Objekts ist...nur eine Annäherung, und eine schlechte. Mathematisch gesprochen enthält der Hilbertraum eines zusammengesetzten Objekts nur eine Menge vom Maße Null von Zuständen, in denen eine bestimmte Zerlegung dieses Objekts in Teile real ist...  Fakten sind irreversibel, aber Irreversibilität in einem isolierten Objekt bedeutet nur mangelnde Kenntnis der Kohärenz (der `Phasenbeziehungen`) der Wirklichkeit... Objekte (sind) nur Objekte   für endliche Subjekte, d.h. für Subjekte, denen gewisses mögliches Wissen fehlt."
[29] Vgl. dazu die Darstellung in der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo.  In meinem Aufsatz, Die Farben des verborgenen Namens, "Literaturmagazin"  25, S. 123, habe ich sie zu  analysieren  versucht. Und in einem dreibändigen Opus  als einer der Mitautoren den Einfluß der Kabbala bei Michelangelo anhand der Reproduktionen zu dokumentieren versucht, 1989,1990, 1991: Der neue Michelangelo, 3 Bände, Luzern .
[30] Scholem a.a.O, S. 56.
[31] Vgl. dazu E.R. Curtius, 1954: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Bern.
Scholem a.a.O., S. 74, 79ff. Über den vierfachen Sinn der Thora, der noch ein fünfter Sinn, nämlich der Zahlenwert hinzugefügt wurde, schreibt  Scholem ausführlich. Die Schechinah wurde auf Erden eingekleidet  in "PaRDeS: Peschat (Wortsinn), Remes (Allegorie), Derascha (talmudische und agadische Deutung), Sod  (mystischer Sinn).  Die Erzählungen der Thora sind nur das erste, äußerste Gewand.
[32]   Ernst Senkowski, 1990:  "Instrumentelle Transkommunikation", Frankfurt/ Main, 222ff.
[33] Numinos (von numen, Namen, aber schon Kant nannte es "Noumen" im Gegensatz zu "Phänomen", bei Zinsendorf sensus numinis, bei Calvin divini numinis).
[34] Rudolf Otto, Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Raionalen," München 1963
[35] Siegfried Kohlhammer, Anathema. Der Holocaust und das Bildverbot; Merkur, Juni 94, S 501. Dazu  auch mein Aufsatz, Die nachzustotternde Welt; in: Sinn und Form 6/1993, S. 919 ff.
[36] Horkheimer/Adorno: 1969: Dialektik der Aufklärung, Frankfurt, Main, S. 13.
[37]  Vgl. Dieter Schlesak,  Die Farben des verborgenen Namens; "Literaturmagazin" Nr. 25, S. 134. 

[38]C.F.von Weizsäcker, 1977: Im Garten des Menschlichen, S.543. Und: Verf. 1991: Wenn die Dinge aus dem Namen fallen, Reinbek, S. 81. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen