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Dienstag, 23. Oktober 2012


NEUER GEDICHTBAND
2012






Dieter Schlesak

                DAS  NARBENWAHRE



I





ALLES SCHWEIGT
Wie ein Zauber
Dich an.
Wer Ohren hat:
Die Nervenenden der Natur
Und offen:
Der höre

Den ersten Kuckuck im Jahr.
Und die Frühlingsengel
Klopfen schon an die Erde.

Sie wachsen großadrig
Dir zu/ und öffnen
Das Land.

Und dann die Laute/ Sturm
Aber wie der Tote dort unten
Der gleichmäßig reift und
Spricht.

Alles ist eins
Wie der Geist
Wie der Staub?
Vor dem All.

Aber kommen
Lassen
Sollst du die Botschaften
Und die Hülle fällt
Das leere Gehäuse
Aus Missmut.

So wie du lebst
Häng den Tag
An den Nagel
Schon bei voller Fahrt
Dieser Lichtbahn
Die dich hält –

Und von irgendwo
Lallt es in dir
Als wärst du verrückt
Mit einem Schädel voll
Alter.
1977




POESIE IST WISSEND
gewusster Sinn, unsichtbar, besser ungeschrieben.
Ist anders als dich 
im Satz zu sehen:

Punkt für Punkt geblendete  Dauer.

Und ab gesehen vom Tag 
Ein schönes Plagiat,
Ist Streichen wichtiger als der Tag.

Ein hoch gestrichenes C.
Reicht Es gestrichen?
Sieh, wie Träume dich richten.

Nur Musik muss sein.
Und  Ich zwischen Inter nets Menschheits Geschichte
Und Leben im Apennin.

Abends in den Schluchten des Gran Canyons
Im Film.




BEHAUEN MORGENS UM FÜNF DANN STRUKTUREN.
So schaut dich das Wort
Gefüge an

Wie ein Bildhauer
Von  einem Block Marmor
Gerichtet.

Nichts, Nichts
als die  Schnecke
Jahrmilliarden im Stein.

Streichend gesehen
auf dem flimmernden Bildschirm
Schwarz auf Weiß im Kommen
Dein Ich gerichtet.

Und heute ein
Anders beginnender Morgen.
Sechs Uhr dreizehn
Auch das schon vergangen vernichtet.






TOSKANISCH

Ein romanisches Kirchlein
Heisst St. Jacopo es liegt in Pieve
Voll mit dunklem Licht
Das an den Rosetten hängt

Und die Wand parodiert
Mit Durchlässigkeit
Göttlicher Zeichen
Als wär dort dein Blick
Vom Durchgang gebannt
Und gereinigt.

Zur Kontur eine Heiligen
Figur von reinem Sein
Ganz von innen
Zieht ihre Kreise:

So farbig und ungeschehen
Ein Sprung im Farbsehn
Neu im Zurück
Zur Eins als wär sie
Vom Ruhen gezählt
Und getroffen

Als starker Strahl
Der du selber bist.
1977


WIEDERKEHR IN BAGNI DI LUCCA
Aus der Erinnerung fällst du
Heraus und triffst dich
Zu eigen.
Scharf als der Anus der Welt
Unsere Zeit als Banal
Der Welt  geht um als
Großmaul und macht uns
Zu Schanden.

Denn Trennung scheisst uns an
Daher ist die stärkste Gegenwart
Die brennt in der menschlichen
Eruption. Grässlicher Lichtblitz.

1977

WAS HIER EINFÄLLT
Ist nun zum Teufel gegangen
Als Endgültigkeit
Die von uns gemischt und drapiert
an die Wand/ Pelotone
entsichert.

Frei geschossen der Traum
Dass wir hier nichts sind
Und wieder das ältere Wissen
Uns nun verwandter ist.
Hohn 33 der Zeit Lage.

Im Feuerofen lebt
Das Nachher hoch hinauf
Und schmerzt/ ein selbstgemachtes
Zeichen/ die hier entwöhnten
Sinne eingebrochen.

Hochgezerrt
Wieder da
Und wolltest
Gar nicht sein.

Als du kamst
Da schrie schon die Zeit
Über dem Äther
Das große Massaker.

Als du kamst
Wusstest du von
Nichts

Kind
Warst du/ schon
Sorgfältig verpasst.



WIE SICH DIE ZUSTÄNDE WANDELN
Sieh dich
An oben wie die Vögel
Singen  und unten das Gras
An den Füßen
Krümmt sich wie Seide
Der Schrift zu
Die aus der Erde
Pocht das Herz
Wie es sanft dir reicht
Den Übergang
Das tiefe Zeichen Ix
Das sich den Mund nie
Vollnimmt nur mit
Wind und Licht
Auf deiner Zunge
Zerreibt den Geschmack
Und zieht die Nervenbahnen
Der Sonnentrichter hängt
Das Wasser ab.
Es regnet nie wieder
Wenn du den Schlaf
Vergisst vor lauter Tod
Den sie dir einreden
Wollen noch vor Einbruch der Nacht.


ES IST SCHON ALLES FERTIG DA
Auch wenn die Glocke Ostern meint.

Schon vor dem
Langsam zugespielten Ganzen
Als gäbs im Enträtseln
Einmaliges Wissen:

Es war schon alles vorher da
Nur die Geschichte streckt die Periskope aus.
Regie die diesen Hund gemacht
Weiß vorher schon
Wo er begraben ist
Und wenn du selbst
Wie Staub die Namen zählst
Wirst du am Keim entlang
Getrennt
Mehr wissen.

Denn dann ist ohne
Ewiges Geklirr
Baumhoch dein zögernder Gedanke
Rein tönend Licht
Und befreit.



13.Juli 97

GRENZSTATIONEN, Jetzt vogelfrei
Verwunderte Deutungen. Gedichte  heute umgelebt
(Oh, diese Ohnmacht angesichts der Wahrheit:)

Das Seil zwischen die Köpfe gespannt,
einer von heute, der andere, jener der ich sein werde
nach tausend Jahren,
hoch oben, wie das orangene Licht
der Allien/ blitzt blau rot weiß hier am Rande der Wörter
auf: Blei im Hirnmatsch der Umgebung -
und nur sie fliegen
längst nicht mehr nach dem "Ewigen Draußen"
(die Grenze wo geschossen wird: NORAD, NSA, CIA
bewachen sie, und das große Mental Health).
Das Seil aber singts nach  der Begegnung mit dem eiförmigen Objekt
Keine Kunst, weder Brâncusi noch sonstige Zeugung der Körper
als Welt: das Seil ist  mit von der Ballance nach dem Blitz
und du gehst hinüber, es singt eine Melodie
die dich erhellt und der Tod, den du fürchtest ist löscht.

Es ist wahr,
schon der neue Kopf: ein head-mounted display
erschafft glubwürdig unverwechselbar
"ewiges Draußen"  wie im Traum verhaftet auch du
und zeigt es dir, sein  Ton reißt an den eingebildeten  Siegeln
die du würgend erbrichst.


                                    Das Narbenwahre

Jetzt erst ist das "Narbenwahre, verhakt" im Äußersten,
Es heißt, die amerikanische Regierung habe zugegeben,
daß es nicht gelungen sei, das Antriebssystem der UFOs
(mehrere  außerirdische Wracks liegen in ihren Hangaren!)
auf unsere Technik zu übertragen; Futur III;
die  verhinderte Zukunft sei etwas ganz anderes gewesen, als gedacht!
Nichts geht mehr, die Denkakrobaten an der Kuppel unserer Haft-
Anstalt - ratlos: Enzensberger, Habermas, Sloterdjik, Strauß
diese Vögel und Meisen im Wasserkopf des Okzidents
Sandburgen, die eben zerfallen: Kopf oder Zahl,
der Rubel rollt die Bank hält sicher Nichts als
eingebläut im Kopf millionenfach die große alte Hure
 "Frau Welt" im Dienst des Herrn, der jeden Abend abkassiert!
Sie aber spinnen weiter, keiner von ihren toten Freunden
dringt durch, verzweifelt rufen die im Chor: Idiot, so siehst du
nicht, wir leben! Schlag nach bei Kant,
der nicht so dumm war an Geister niucht zu glauben:
im Schachspiel mit dem Kopf setzte er auf "Geist"
und nicht auf reine planetare Zukunft!

Das Äußerste - jetzt erst bei einigen entwirrt.
Die Toten, von der alten Hure umgebracht, im Akt, sie zeigen
mit mehr  Über Sicht voll Ekel und  mit leisen Stimmen nun auf sie
 Gib acht, es ist bald Mitternacht, du trägst sie in Gedanken
stets mit dir: Du Hurenbock, groß ist Vergeudung
täglich nur inihrem Dienst, versautes Herz,
wo ist dein freier Wille denn begraben?

Faß Mut, du armer Irrer: Noch ist der letzte Schautanz
nicht getanzt, er wird nun transparent,
das Unsichtbare zeigt sich  längst nicht nur im Traum,
so vögel nicht mehr lang mit ihr herum:
"hier in der Einfahrt,
wo alles noch einmal geschieht,"
wenn dieses Blindekuhspiel aufhört:
"endlich,
heftig,
längst"




DER NACH INNEN GENOMMENE BLICK
führt ins Futur,  weg aus dem, was eben vergeht:
damals wars Napoleon hier in Madonna del Monte, hier
bei Marciana, mit der  schönen Gräfn Maria Walewska:
Jetzt, hörst du die Sommerzikaden: das  Schein und nie
 anders war als Jetzt im veränderten Blick Winkel,
wir, unsere Erde am 20 . August 1814. Oh, schnell
vergeht alles, und der Korse winkt mir jetzt unsichtbar
( sein Phantom)  an einer Stein Eiche  finster zu: ein
Geschgeiterter, der sich auf die Erde beschränken wollte: zu
bescheiden in seiner Wut, Flüsse von Blut, das wir
immer noch auszubaden haben: was falsch gedacht ist, Macht
in alle Länder getragen: eine wahgnsinnige Revolution, sich hier
und nur hier, indiesem Augenblick, als wärs was: einzurihten:
die Zukunft machbar, nach einem dummen Bild.
Und das nannten sie "Aufkärung". Kant dreht sich eben
im Grab um.
Ach ja, "Risikogesellschaft" - und sllen uns auf "Mobilität einstellen,
ach, das Soziale als heilige Kuh als wären wir in Umkehr -Indien
Futur verhindert, das nie anders wahr: als Jetzt,
und das, was du auch einmal sein wirst,
wartet; und keines wegs augenzwinckernd gar
witzig  in Gesellschaft, vorerst jeder für sich
und sie für uns alle!
Dann erst wird er erkennbar:
der Doppelschatten, der du einst warst,
tritt nicht mehr auseinander, und du
grüßt sie, die in dir redeten, ein Leben lang
unerkannt.
Manchmal am Himmel
die Projektion der Anderen.







Und alles, was hier nur ein Wort ,
"das zu lang bei der Welt war,
rollt endlich "hinaus"-
wo die Grenzen gefallen des tödlichen Scheins,
war es gewesen/ wie das mit den Sternlein-Stehen
an jenem blauen Himmelszelt  im Auge des Kindes
mit dem Auge seiner Großmutter, die sang,
find auch ich mein altes, erstes - eine Ahnung
dises befreienden Fensters wieder.
(Celan)

Ach, die Gemütlichkeit der Enge als es das noch gab
unter der Dusche als ich den Plastikvorhang durchstach,
der uns trennte. Oder das Gewühl der Zeit: dein Haar,
ein Gespnst von Gefühlen war.

Auch das Buch - diese schöne Illusion,
dein Leben zu retten/ als hätte es
Zeit gebracht und gesammelt!
Und nur die Ungeduld stach, die
Unruhe dieser Uhr, die der Tod ist:

Warum aber ein Freund, hörst du auf sie
und hörst nicht auf, ihnen ihr Gift abzunehmen, zu glauben
was sie in dich  gesetzt!


Das Alte ist Nostalgie
eine Villa wie das Vergehen
"an sich" - also etwas
das du nicht weißt!

Am 23. Juli 21 Uhr wirst du mit einer letalen Spritze
"gerichtet". Der Papst hat recht: nur Gott allein
ist Herr über Leben und Tod
nicht Allan der Gouverneur.

Unausdenkbar der Kreis:
der weiß weniger als Dell
der täglich das letzte Zeremoniell
vor Augen hat. Dreimal mußte er bei Hinrichtungen
debaie sein. Unausdenkbar: die wissen weniger
als der Sperling, der tschilpt und pickt.

(Hermann Lenz, Akz. 2/97)

PARALELE UNIVERSEN
Du weißt es noch nicht: gestern sind nicht nur die Toten, wie wir sie fälschlich
nennen/ durchgebrochen (aber was benennen wir heute schon richtig!)
: Nein ist zu Ja geworden und es zeigt sich
ein viel größeres einheitliches Feld als Schock deines Lebens sichtbar über dem Kamm:
Und Einstein wär wieder auferstanden dort am Abendhimmel
zwei leuchtende Punkte nah am Sirius
daß der Wald so weit wie früher die Sterne  vergangen  ins Gewesene versinkt:

Sie zeigen sich wie ewig schon de Träume als reale Erscheinung beschreibbar
als schimmernde Scheibe Diskus über das Firmament geworfen: zusammengezogen die
Zeit/ als wäre das Nie Nichts als Hirninfluenza des schreienden Viehs Mensch:
Sie aber/ zusammengefallen als Weltraumschiff  gedankengleich wirklich:
Milliarden Lichtjahre in einem einzigen Blitz

Was da auf uns zukommt/ paralelle Universen als Flug- Körper plötzlich sichtbar
als könnten unsere sterblichen Augen in diesem Licht es "sehen" gehört
anderen Ordnungen an/ treibt unsere Gewohnheit auf die Spitze
bricht ab daß sie sich trotzdem sehen lassen kann/ wohin wohin Freund Tod                                  
mit diesem sich zeigenden unsterblichen Teil der Welt/ gewobenen aus dem Stoff
und zwischen den Fixsternen unserer Astral Körper: durchgebrochen aus der ganzen Klaviatur
kosmischer Musik kurz in die Enge einiger Töne unserer Sinne: Hier!

Verwirrt seh ich zu daß der chaotische Bereich des Todes zuerst vielleicht ohne
Licht und jene Engel de als schrecklich bezeichnet anfangs unsichtbar wie auch Jetzt
"da" sind: vibrierend wohin und ganz verloren, ohnehin mit dieser winzigen Erinnerung
die nicht ausreicht: welch häßliche Namen wer sie übersetzt:
Photonenstrahlen Laser Gäodätik Plasmaenergien oder gar Gravitationen der Superphysik
Und kämen die Besucher und käme ein Mensch gar
                        mit dem Lichtbart und stotterte er wie in der Poesie unpräzise das Schöne
                                    nur auf diesem Blatt oder Schrift an der Grenze als käme sie
            aber wie Heisenberg sagt, der es wußte: neue Synthessis als Kopf- und Herzoffenbarung bekannte, nämlich , wenn etwas stimmte: DAS IST SCHÖN!
                        Das aber wie praktische Wunder kommt nun nicht mehr nur
 im Herzen/ im Kopf hier an: sondern flugbereit die Kraft der Stimme
                        in uns telepathisch verbunden mit "ihnen" - hier im Gedicht schon die
Parapsyche, die Zukunft: als hätte es mir der Schutzgeist, der alte Genius
                        zugeflüstert, nicht der aus Marmor oder aus Büchern, sie sind längst
befreit und waren es wirklich immer, sichtbargewordenen gehen sie sogar gewöhnlichen Berufen nach: Brechts Engel sind an de neuen Grenze wirklicher geworden denn je!


Aalen 1. Mai 97

Es stürmt verloren was Siebenbürgen bringt:
Schwere und ich gehöre so nicht mehr dazu/ kommunal oder auch
die Honmterusdruckerei/ drückt Ralität stärker ins Gwicht
der Maßnahme: harter Alltag. Andererseits ist
das Vergangene nicht vergangen: Prozeß
der Schwarzen Kirche mit Gottesdienst und
ratlos geht da Herr Waffenschmidt verbirgt das Fremdrentengesetz
in der Aktentasche: Das I-Tüpfelchen zum Glück freilich fehlt
von rgendwoher klingt ein schwermütiges sächsisches Volkslied
und bricht auf/ die Wohnung meiner Mutter hier als wäre das Loch
im Fußboden tifer geworden und ein Durchgang zu S.
vom Boden so weit entfernt und doch todnah blühend
hol mich  mit der Zeit ein
eine Kruste bricht auf und ich fürchte mich vor dem Heimfahren
der Zustand des Gef+ühls ist einfach
darüber gestülpt all dieser Müll und die Masken
der Mensch von gestern war in mir gestorben
aber jetzt stürmt hier alles wieder auf mich ein
Niederdrückend aber ist es daß a
nicht mehr zu sehen ist
es ist die Kraft die mit dem Altern abnimmt

Wie zieht mich das alte Gefühl
Herkunft zumal ins Einfache hinein
daß ihm nur wie ein Klumpen entspricht!

Und vielleicht sehn sie es so gern
um dieses erinnernd zu wiederholen
aber das Einfache nicht das so schwer zu machen ist:
nicht ...

Die Gedanmkenverbindung mit ihnen
hier sind die Versgfü´ße mit denen ich auf mich und auf
euch zugehe vielelicht eine Telepathieraum zum Leben
für die Himmelstreppen der Zukunft fliegend mit der ´Zeit.


DER TOD DES HEILIGEN
Franciscus brach das Brot und es brach ihm das Auge
die Transsubstantion ist kein Wort das nur fällt und uns so erhält laß es sein und kommen
wie den Sztein der uns erweicht weil der Tod sich an ihm zersetzt, sieh den Kopf an er
leuchtet durchscheinend: Damant.

Und reimt sich als Licht entzweifelt hier: kennst du das Land das Dorf
Zweifelsheim: das was mir sichtbar erscheint
ist wieder da
und reimt sich mit ihm
der Engel des Todes sieht ihn an und weint.

Du mußt nicht das Fließen lassen/ hier
Bruder Tod faß es zusammen und saug es dir zu:

Nichtwissen ist gut wenn es den Anderen trifft und gefällt
                                                            nicht aber
im Finstern tappen/ besser der Blinde
am weißen Stock sieh wie der Hund aufersteht
weil zu grelles Licht des Alltäglichen Wahns
 uns den Gott begräbt!

ABIRREN ins aufgeblasene Ich
                                    anstatt es mit euren Gedanken
zu löschen keine Gnade Freunde für euch ihr in der Wahnsinnskapsel
gefangen dünne Fürze des Gefühls fühlen den Ballon mit dem ihr
in den falschen Himmel   kriecht - und ihr meint doch
zu fliegen

Wir wissen schon die falschen Engel flüstern es euch ein
und was ihr so bekämpft holt euch  andauernd ein: ihr seid
was sie sind eitel wie die schöne neue Welt!
Kein Haar
besser
(An Peter Handke und Bodo Strauß)


ZEITWEILIG VON GESTERN

I
Eigentlich alles aufarbeiten auch den Atlantik
aus der Jugend: den Ostrand
                        die Spanne Zeit vom Schwarzen Meer
den Kaukasus bis zum Grund, also zu den Leuchttürmen Portugals
Und du siehst doch die Form noch warm (Früher hieß das
der Mutter Kuchen)  in Form sein also im Tor oder auf dem Spiel Platz
wer schafft es aber heute zu leben: Ohne Zeugen und Zeugung
nur im Kopf. A- oder I-dee diese Götter zwischen schwatzender Doktrin
und wirklicher Absenz die allein uns zählt
Wo wähle ich aus und was kommt nachher Stoß Stange an Stoßstange
und auf dem Sitz reiben sich verschieden die Organe
so beginne wenn sie sich begegnen eine große Fahrt
für jenen der kommt

II
Und das wäre das himmelt auch nur nach Frankreich aus der Provinz
zugereist in die Welt und das wäre die Täuschung sonst Nichts
glaubt euch glaub ihm wenn er zugreift sucht er sich
den einzelnen nicht die Fahrbahn oder die Insassen sondern
das   Herzerlebnis es fällt mein Blick darauf
und es ist plötzlich ein Pariser Zauberbuch Lichtglanz
innerer Schau.


AUCH ALTHUSSER WIE VOLKER BRAUN
der das Ewige verlegte in etwas das Rot sah und dabei
an die Mutter dachte die zurückgelegte Fleischtour
erwürgte mit Erfolg und nicht unvergeblich Hélène seine Frau, tot
als wäre die Gefangenschaft Hier nicht nur in ihrer schwatzenden Doktrin
und aus dem Sand gebuddelt Kants Mannigfaltigkeit und Hegel auf die Spitze
getrieben endlich wie Gold, absolut: saßen sie in seiner Abwesenheit
der gar dachte, nun frei zu sein, der Idiot, Hierkünstler obwohl wohl-
wissend wie unendlich fad das Summen ist des Tags mit Konserven Dosen
Wäsche Putzfrau und all den Klamotten wirklich zu sein scheint
- saßen also völlig rein und im Geistleib
dahindämmernd im Schlaf da drüben sich erholend von den Strapazen des
Scheins: schöne Materie und flunkerten sich was vor vom Empyreum
Dante erhob Einspruch von etwas weiter oben und die Nichtsdenker
verstummten. Nur einer dieser flinken Helfer, "angelo sono" sagte er lachend:
Gut daß es nicht Freitod war nun hast du es auf ihn abgeladen und bist fein raus
Partisanin heldenhafte Übergängerin auch hier/ schade deine Kraft nicht augenöffnend eingesetzt zu haben
                        nur im dummen Müll: wirklich kein besserer Tod als in ihm ersticken
nichts leuchtete euch  heim als Er den ihr tatet - im Zweifel
freilich immer für den Angeklagten!
Nur der Dickkopf - hier hatte er keinen andern Namen - saß ganz tief unten
unbelehrbar/ da er meinte mehr zu wissen - ein Minus hier vom Nullpunkt sogar -
behauptete weiter: das Drüben geht uns nichts an  Transzendenz aber sei
nur im Kopf  vorhanden "und  gibt es Ja nicht" -  saß weiter im Kopf fest sonst nirgends

II
Genau so wie Braun auch:  wir, endlich frei, wissen nichts weiter
Ohnmacht anstatt die Bahn zu nützen daß alles vergeblich und längst
gewesen - IST

Was heißt Ohne Feind sein! Suchst ihn im Sehen? Der Feind ist
härter als je und ein alter für die Ewiglkeit was heißt hier unzerteilt
so zerteilt waren wir noch nie nichts da lockere Glieder unzerteiltes Wasser
der Laichgeruch ist da in den meisten Hirnen zerborstene Bunker Schlick
kaum eine erschöpfte Front/ sie sind so hart wie Beton
Philippe und Marien, Johannen und Hanse groß ist der Garten des Herrn!
Lielienweiß nur die Langeweile summend in der Familienscheiße naja.
Schweiß und Blut seit dem Amselfeld und länger Stalin Grade
geben die Linie ab gut wären nur die Toten Ideen doch das
Mündungsfeuer schießt asu den Mündern von hinten und vorn!
gleiochmäßig mächtig in den Alltag blind sucht sich keiner
auf allen Vieren zu retten längst tot der Heilige Geist in den Köpfen
                                    und Kirchen und die Engel verwezifelt und
                        unerkannt im Finstern wohin dann die Masse kommt
nichts sieht tastet verloren an dem Schutzgeist vorbei Bote, ach
Bote, Botenselbst von Tieren zerkralt und gefangen!

Und auch du siehst nichts als die lineare Empfängnis auf leerem Ort
so reingefegt verzweifelt nur eine Ohnmacht. Gut doch daß ohne Zentralperspektive
der Leib so leicht ist daß er fällt wie einst im Krieg durch den Rost.
                        oh wie beschränkt zu glauben (die Linie, die Linie!) daß auch
das tönende Becken und Kurven nur Leibhalteseile wären welch
                        Unsinn weiter zu glauben was zu sehen ist anstatt ES zu wisssen
Gott, der "letzte Halt" bloße Brüste und ramponiert von der Lust
Warum Herr Dichter sammelst du vertweifelt diese französischen Details ein DOUX  ET RESISTANT - sols die erinnerte Revolution von anno dazumal sein
schieß doch endlich weniger begrffsstuzig nach den Uhren anstatt auf Toilettenpapier

III
Aber etwas käme doch nach dem Ende der Geschichte  welch simpler Vorgang
menschennabelschauengleich wie das Ereignis "Herr Ober" genannt
höchster Gott (wie in Frankreich) der dem armen Leib das Fressen serviert immer nur die kopflos  rohe Mahlzeit im Dunkeln des Darms/ Nonplusultra vielleicht noch das andere
ewige Loch so das Leben der Tod nur ernst genommen
Steinzeit Olé mit diversen Muscheln nachtwärts im Schlamm des Liebesleibes
sogar schwarzgekräuelt Penissenglück: der Ostmensch so ein Erwählter im Westen
die neue Auster der Steinzeit was nachzuholen ist: neu diese französische Revolution!
                        Ach dem Leben wiedergegeben auf blühender (westlicher) Steppe auf dem Superkontinent Pangäa und hast alles (was du nicht) brauchst!
                                    überschritten die alte Grenze grunzend ohne den Abgrund wo
die Ewigkeit beginnt zu erkennen: Tod für immer tot deine Chance betäubt verurteilt
Nie wahrgenommen zu haben was der Strafplanet Erde ist/ durch die Qual wärst du
                                    am Nullpunkt der Erde (der zu erreichen ist) verharrend erlöst gewesen
            jetzt läufst du dem Rückwärtgang  so geschickt  auch nach
                                    daß deine Qual bald vergeblich gewesen sein werden wird sein:
ltzte Beugung der Zeit die noch aussteht im Kommen!

Zeile für Zeile der Erfahrung zu zitieren wie es zurückgeht  schön voran in die Normalität
wie Satz für Satz an der Stoßstange an Stoßstange erinnere Namen wie Fontainebleau im Stillstand und nachsitzen in der Kolonne und der Wald der alte von Barbizon Krieg von Bildern und Starßen ohne Ankunft alles und alles geht weiter weiter weiter
                        Einziger Sinn stehen zu bleiben Essen oder Scheißen Motoröl Benzin Picknicken zu vielen steineren Tischen Hundebaren und die Vielfalt der Mode und Autos
wer denkt noch an schmerzhafte Augapfeltiefe  eine Art Sündenfall des durch-
                                    löcherten Sehens wenn endlich der Vorhang reißt!

IV  
Die Besten sind in den Nervenheilanstalten, sie sahen was doch verboten ist zu sehen
wenn der Vorhang der Schleier der Augen gerissen/ hinabgefallen in ein Gesicht und sei es
ein "Deckbild" heißt es Screen Memory:
längst wissen es einige/ Auserwählte von der Vorurteilslosigkeit oder von "ihnen"
bekannt daß alles was uns geschieht nur menschenähnlich ist/ immer
durch all die Jahrtausende Götter und Außerirdische von uns geformt
                        der Schleier der Gestalten: Bedroom Visitors ähnlich Amphytrion
oder auch Zeus/ wie sie die Frauen jagten Incubi Sucubi hießen im Beischlaf
den Himmel brachten/ aber jetzt als wäre die Decke dünner und gar gerissen
wir aber jagen immer noch hinter den Beweisen (du wirst sie mit deinem Hühnchenverstand nicht finden!) jagen hinter realgedachten Phantomen  aus dem Längstvonunsüberholten / wie sie hinter den Löchern her die Nichts sind als Gier eines Daseins/ Nichts als die reine Gaukelei/ und Gier nach nichtexistierenden  Leibern/ Nichts Nichts ist vergangen, Nichts als die Illusion


Oh Freunde all die Untertassen fliegende gar  in die auch wie ein Absud der Tod stand/ und auch im Schrank wohl nicht/ wer sie greifen möchte im Porzellanladen da richtest du es an
das Gericht  sind unsere Spiegel/ denk an die kleine Alice alles
muß "wirklich" sein echt und das Wunder ist  doch greifbar hinter den Spiegeln
wo auch der Tod als der große Nicht-Tod von Dante und anderen Geträumten
(also Realen also Lebenden also vom Himmel Berührten!) IST

Doch sogar was wir sehen müssen wir glauben glaube mir sie hat sich wieder
geändert die Grenze/ die Schranke der Polizist die Pässe sind innen
und warten wieder auf das große "Passiert"-Sein-Dürfen endlich zu leben  ohne zu sterben
schlafen ja um auszuruhn von der Strapaze des Sands unendlichen Sands in die Augen
gestreut ohne mit der Wimper zu zucken/ toll wie das  Tag für Tag und Stunde
für Stunde und in jeder Sekunde gut funktioniert!

VI
Was häufiger nun geschieht geschehen muß zur Zeit wie eine Nuß
aufgeschlagen: so bei einem die Halle und ohne Himmel farblose Farben hell
von irgendwoher ein Licht verdeckt/ und das Ich dabei bestürzt im Laufen
ohne Orientierung im Labyrinth verirt zwischen  telnahmslosen Frauen und Männern
und sitzen rum/ eine Wartehalle denkt er denkst du und sie unendlich
weit und müd entfernt: Neuangekommene! Schlafen mit offnen Augen.

Oder du ligst in dieser metapyhischen Schaukel: Bett da aber ist einer hat
einen leuchtenden Stab in der Hand und richtet ihn auf dich
                                                                                                deine Stirn
wird die Bahn des Himmels und ES strahlt gleißend hell im Raum:
das nennst du Ohnmacht schwinden der fünf Sinne Agenten des Scheins
Dann Nichts mehr/ es fehlen dir mehrere Stunden bis zur Rückkehr
zum Trug hier im ungekrümmten Raum in der einfachen Sogenannten
der angstgeladenen furchtbar sanften sich  selbstvernichtenden Lebens Zeit

Raumgeladene ja zeitverschwindende Szenen wie Temperamente und
wirkliche Träume hinüber
                        wichtiger werden sie als unsere total zerfressene Landschaften (für Dichter)
vor allem das Grün und Gras nur noch in der Umkehrung getimt für die Ewigkeit
die wahre Revolution geschieht tatsächlich drin im Herzschlag wenn er zum Flug wird:
Sehen, gesehn "sie" die uns vergessen machen dann: wehe dem Kopf m viel zu Hellen
weh dem Sozialtier beim Erwachen wenn der Schlag vor die Stirn "bekloppt"
bei den andern das Echo  der  Abwehrbestürtzung ist!

VII

Ich sträube mich dagegen wie Laute Silben verbuchen und Worte
angeblich Wahrheit wissen: so Lippe wußte aber schweigt bis zu Ende
ohne zu wissen was geschah/ drehend im Kreissaal wie die Jungfrau zum Kind nicht
Hybride unbewiesen und doch wäre es möglich und völlig ja: ungedacht
der Strahl der Maria erreichte und
laß die Tassen im Schrank/ alles nur Projektion an die Hirnwand: sieh wie der Film
dir davonlauft bunt ausführlich das Leben verrundet alles das Auge
was tief fällt hält nur die Netzhaut die nichts anderes weiß als dieses endliche Bild!
Lippe Lippe schweig es zu Ende! Aufgerissen wie nur möglich plapper nicht nach:
alles im Wort Christus der Herr aus ganz anderen Ordnungen
wir wissen es: schrie! Ein jeder Christus am Kreuz ist schrecklich!
Wir aber sollen es hören und fühlen was hier auf unsere Art
von jenen geschieht die wir nicht sind!

VIII
Es ist jetzt endlich alles durcheinander was geschieht
an der anderen Grenze lies ab spontan Sinaia
Geist kündigt sich an/ anders als bisher Dichter gib acht auf
das Andere/ wie üblich in der Poesie früher daß die Toten
Anerkannte sind/ und leiten mit verstärktem Raum
hinüber wo der  im brennenden Licht Ursprung der Schrift ist

Alles um uns gemütlich gewohnt als gäbe es dieses für immer
Diktate aus welchen Höhen wo Sonne gebricht
wie das Auge das bricht um zu sehen
durchbricht im Schreck was wir meinen es sei das
was wir kennen: Wer stand da in der Tür
als ich den Engel leis rief Mantra und Herzensgebet
Er stand da und war doch ich Selbst getrennt
von mir/ nicht aber von meinem Auge

Events heißt es heute sind viele:
vielleicht auch der Lichtkegel kam Schritt für Schritt
aus dem Bad/ und täglich können sie da sein
denn jeder Engel auch wir nach dem Tode
sind schrecklich/ wer weiß wann er da ist/ getrennt
der Tote von uns und wir auch von ihm die Zeit
kehrt zurück wir nicht!
Und wenn sei da sind sieh sie nicht an mit deinen
gewohnten Augen nimm das Bild heraus aus der Iris
stüp die Glaskugel um und reinige den Sehn- Nerv
shon Hnnoch der Alte wußte es und entsprach so
seinem Engelsalphabet einer Reise sagen sie:
Ancient Astronaut Society.

Nachprüfen!
10. März. Montale sozusagen mitgebrahct aus 5 T. Und auch  Tagebuchtagespoesien
wie er.
            Müßte wieder aufnehmen meine Tagebuchgedichte von 85.

Nun nicht nur Diktat/ beim Frühstück waren wir eins im Schmerz/ ein Tod der reinigte das Gespräch bei Marmelade Kaffe und Butter/ der Anruf des Vaters als Ersatz/ Du mußt Zeit haben/ die Spuren zu legen/ damit nichts vergeht/ im Nichts verschwindet.
Halt dich fest/ hier am Vers/ damit auch du nicht schon tot bist/ vergehst/ ohne es zu merken. Furchtbar der Käs/ dieses Leben.
Nachts immer die Ängste/ daß du ein Drahtgeflecht bist/ daß du Odradreck bist/ du allein bist schuld du allein leidest an dir läßt deine Liebe neben dir leiden du bist der Verbrecher der nicht umgehen kann mit dem Stoff deines Lebens der dir geschenkt wird du allein bist allein/ und betest/ tröstlich allein neben dir eine warme Hundeschnauze die Kreatur die dir das verstörte Gesicht ableckt/ Höllengefühle/ die Angst daß der Engel dich verläßt daß du nichts mehr bist als ein Stück Fleisch daß nichts mehr funkt du nichts mehr denkst nichts mehr "ein-fällt" du nicht mehr angeschlossen bist und das was du erreichen willst was du warst was du anstrebst dir verschlossen sein wird/ und du wirst nur böse. Eifersucht. Geiz. Und kannst nichts mehr schenken. Und um dich der Reichtum./ Nahmst dir vor/ wieder sanft zu sein/ kalvidan salvidan Brahma. Und ich grüße den Gott in dir.
            Am Morgen gab ich L. die Mandelblüte. Deckte denTisch. Mozart ein Bogenstrich der Zeit um uns. Und ich sagte/ deine Mutter ist weit/ laß sei ziehen/ ein Nebelstreif/ du mußt  ihr einen Platz anweisen/ sag wie als Kind: im Himmel/ und es ist nicht falsch/ es ist richtig und gut. Sie ist nicht unten in einem Loch/ zwei Meter tief erstickt unter der Erde/ sie ist hoch oben und leicht und sei fliegt/ such sie dort, wo du sein wirst. 
            Die Liebe allein/ sie ist es jetzt/ und läßt dich und mich und sie leben.

            Und schrieb gleich die Paraphrase zu Mandelstam, passend für uns, dachte ans Alter/ und Philemon, ja, Widmungsgedicht: unser Leben.

            "Die stille Freude: atmen dürfen leben/ Wem sei der Dank dafür gegeben?/ Ich soll der Gärtner soll die Blume sein./ Im Kerker Welt bin ich so nie allein./ Das Glas der Ewigkeit - behaucht:/ mein Atem meine Wärme drauf./ Die Zeichnung auf dem Glas die Schrift:/ du liest sie nicht erkennst sie nicht./ Die Trübung mag sie bald vergehn/ es bleibt die zarte Zeichnung stehn."

            Ist es nicht schön/ daß diees Gegend die Poeten liebt/ daß sie verewigt einfließt hier ins Wort/ bei mir auch sie/ denk ich an Selley/ der den Ariel hört im Westwind/ so hört er doch auch Buonarrotis Phantasie im Stein/ die Vezza rauschen/ Figur Sonett und Schmerz im Marmor weiß versenkt/ und dann herausgehoben./ Und Dante im Exil hoch oben dort im Schloß/ der schöne Name Malaspina/ sah im Tal Inferno. Das ist nict alles: denk an jenen der auf weißem Zelter in Forte runterritt das Ufer/ wo sich schaumig jene Lippe zeigt und für ihn spricht/ für uns./ Die Pietsche knallte dort/ wie Mario mit dem Naphta stritt/ und unterlag. Langher/ als wäre Dante näher/ Montale wars mit seinen Freunden/ in Monterosso schrieb er diesen Vers über die Punta Mesco/ als Kind in ihm noch erinnert/ mit Proust Suche/ kam er jedes HJahr nach Cinqueterre/ und schrieb auf/ was er damals erlebte: So einen Vogel voller Blei der Jäger/ der fiel in ihren garten/ eine Katze ließ nur die Federn/ ein Zeichne/ der Flug ist unvernichtbar/ Passion und Opfer auch für den Vogel/ jaja der Vogel im Kopf.
            Und traf sich 1909/ da war er doch  dreizehn/ als Mandelstam "Man gab mir einen Körper" schrieb.
10. März. Montale sozusagen mitgebrahct aus 5 T. Und auch  Tagebuchtagespoesien
wie er.
            Müßte wieder aufnehmen meine Tagebuchgedichte von 85.

Nun nicht nur Diktat/ beim Frühstück waren wir eins im Schmerz/ ein Tod der reinigte das Gespräch bei Marmelade Kaffe und Butter/ der Anruf des Vaters als Ersatz/ Du mußt Zeit haben/ die Spuren zu legen/ damit nichts vergeht/ im Nichts verschwindet.
Halt dich fest/ hier am Vers/ damit auch du nicht schon tot bist/ vergehst/ ohne es zu merken. Furchtbar der Käs/ dieses Leben.
Nachts immer die Ängste/ daß du ein Drahtgeflecht bist/ daß du Odradreck bist/ du allein bist schuld du allein leidest an dir läßt deine Liebe neben dir leiden du bist der Verbrecher der nicht umgehen kann mit dem Stoff deines Lebens der dir geschenkt wird du allein bist allein/ und betest/ tröstlich allein neben dir eine warme Hundeschnauze die Kreatur die dir das verstörte Gesicht ableckt/ Höllengefühle/ die Angst daß der Engel dich verläßt daß du nichts mehr bist als ein Stück Fleisch daß nichts mehr funkt du nichts mehr denkst nichts mehr "ein-fällt" du nicht mehr angeschlossen bist und das was du erreichen willst was du warst was du anstrebst dir verschlossen sein wird/ und du wirst nur böse. Eifersucht. Geiz. Und kannst nichts mehr schenken. Und um dich der Reichtum./ Nahmst dir vor/ wieder sanft zu sein/ kalvidan salvidan Brahma. Und ich grüße den Gott in dir.
            Am Morgen gab ich L. die Mandelblüte. Deckte denTisch. Mozart ein Bogenstrich der Zeit um uns. Und ich sagte/ deine Mutter ist weit/ laß sei ziehen/ ein Nebelstreif/ du mußt  ihr einen Platz anweisen/ sag wie als Kind: im Himmel/ und es ist nicht falsch/ es ist richtig und gut. Sie ist nicht unten in einem Loch/ zwei Meter tief erstickt unter der Erde/ sie ist hoch oben und leicht und sei fliegt/ such sie dort, wo du sein wirst. 
            Die Liebe allein/ sie ist es jetzt/ und läßt dich und mich und sie leben.

            Und schrieb gleich die Paraphrase zu Mandelstam, passend für uns, dachte ans Alter/ und Philemon, ja, Widmungsgedicht: unser Leben.

            "Die stille Freude: atmen dürfen leben/ Wem sei der Dank dafür gegeben?/ Ich soll der Gärtner soll die Blume sein./ Im Kerker Welt bin ich so nie allein./ Das Glas der Ewigkeit - behaucht:/ mein Atem meine Wärme drauf./ Die Zeichnung auf dem Glas die Schrift:/ du liest sie nicht erkennst sie nicht./ Die Trübung mag sie bald vergehn/ es bleibt die zarte Zeichnung stehn."

            Ist es nicht schön/ daß diees Gegend die Poeten liebt/ daß sie verewigt einfließt hier ins Wort/ bei mir auch sie/ denk ich an Selley/ der den Ariel hört im Westwind/ so hört er doch auch Buonarrotis Phantasie im Stein/ die Vezza rauschen/ Figur Sonett und Schmerz im Marmor weiß versenkt/ und dann herausgehoben./ Und Dante im Exil hoch oben dort im Schloß/ der schöne Name Malaspina/ sah im Tal Inferno. Das ist nict alles: denk an jenen der auf weißem Zelter in Forte runterritt das Ufer/ wo sich schaumig jene Lippe zeigt und für ihn spricht/ für uns./ Die Pietsche knallte dort/ wie Mario mit dem Naphta stritt/ und unterlag. Langher/ als wäre Dante näher/ Montale wars mit seinen Freunden/ in Monterosso schrieb er diesen Vers über die Punta Mesco/ als Kind in ihm noch erinnert/ mit Proust Suche/ kam er jedes HJahr nach Cinqueterre/ und schrieb auf/ was er damals erlebte: So einen Vogel voller Blei der Jäger/ der fiel in ihren garten/ eine Katze ließ nur die Federn/ ein Zeichne/ der Flug ist unvernichtbar/ Passion und Opfer auch für den Vogel/ jaja der Vogel im Kopf.
            Und traf sich 1909/ da war er doch  dreizehn/ als Mandelstam "Man gab mir einen Körper" schrieb.


TAGEBUCHBLATT. Erinnert



LIONARDOS MENSCHENMODELL mit vier Händen und vier Füßen im Kreis
Aufgeklebte Karte mit seiner genauartistischverschlungenen Schrift. Un/
Nachahmbar kalligraphisch schön.

Il meglio fabbro/ im Garten 1 Meter tiefer Graben für Reben./ Joh. 15./ Mein Leben morgens: diese Lust. Sie stößt durch Buch-Staben./ Doch am Florentiner Dom/ keine Erregung mehr./  Autobus in das Baptisterium/ grauer Alltag/ Jungen und Mädchen und Tauben und ein alter Mann./ Zwei Deutsche gehen mit Fototasche ins Innere./ Und wir: Heute immer wieder zu Giuliana/ Argia und M. Panayoti, den Griechen./ Sie sind wirklich „der Tod“.[1]/ Blicke/ Durchblicke zum Dom./ Blickhalt. Haltestelle Memoire./ Florenz noch älter geworden./ Bei Santa Croce wohnt Carlo/ Borgo, alter Innenhof./ Das Auge viel zu nahe dran./ Er hat Existenz Sorgen. Der Grieche ist sein Chef/ Institut für autistische Kinder,  von P. erfunden./ Argia/Giuliana ist Carlos Analytikerin:/
Lebt alles so wie im Irrenhaus/ 31 ist er/  und geht gebückt wie ein Greis./ Ängste. Obwohl der Vater sehr reich ist (Quelle: wohl Parmegiano!)./ Carlos Frau ist Spross serbischer Partisanen../ Belgraderin. Und stark / Der Grieche erfand auch/ das „göttliche Syndrom“/ Gott al Krankheit./ Er hat einen einzigen/ infantilen/ Patienten. Und der ist auch schon 21.

Ich denke an die ersten Besuche in Florenz./ Lauter Legenden.. San Miniato. „Deine Zärtlichkeit wird wider auferstehn.“ L. hatte mich untergefasst auf dem Ponte Vecchio/ wimmelte es von Andenkenverkäufern und Gold. Und dort am Rundbogen/ lehmig der Arno/ floss vorbei/ und wir suchten einen Ring/ gegen die Zeit/ ihn beide zu tragen/ dazwischen eine Bindung hier/ auf dem Papier/ nur die drohende Trennung/ dort das Gesicht meines Vaters/ die Mutter/  Hände/ daneben/ stehen. Sie beide einmal/ auf dieser Brücke/ Blick in die Fließende Zeit./ Ein totes Hochzeitspaar./ Nur der eine Teil lebt noch/ der andere (…) wer weiß (…)/ Und ich küsste sie wieder/ das Brücken Geländer/ der Halt in die Tiefe./ Ja, die Vitrinen: Gold Ringe/ viel zu teuer dieser Halt/ für uns./ Was hatte ich hier/ jedes Mal/ aus der Tradition / heraus gedacht./ Auch, dass wir arm seien./ Und das Zurück ins Jahr 1932. Das mir jetzt nah ist. Fast gleich gültig, als wärs Jetzt/ vergangen. / Gleich gültig wird alles./ Nur Transsvylvanien ist weit/ vielleicht gar nicht vorhanden.
Was gestern geschah, geschieht erst nach träglich/ in mir/ blind strömt viel zu viel/ wie der Verkehr/ Richtung Autobahn abends./ Geschieht erst jetzt: hier. So dass Zeit „das Leben der Seele“ sei.

Wieder zu Hause. Abschleppen/ haarigmosig/ Heizung blubbert und plätschernder die anderen Zeit/ vor. Kommt He, das Fenster, das Hebräische ist nah. Fünf. Sonne. Ich. Radio Kainsmal durch die Wand. Und höre Marianne Fritz mit ihrem Wälzer aus Austria. Fritz nannte man Deutsche. Auch: Aufwiederschaffen (in Triest).
Bei Esselunga Fondane Liebes-Gedichte (Obsedat de lumină). Alle Poren durch. Kleine frische Säckchen./ Und damit dann Gaskammern abgebraucht Zyklon/ Fenstern gittern fern/ kein Eis Lösung urmaṣ und Genealogie/ Schwarzerde/ Ciernosom. De Ird. Af deser/ Er-zählerisch be-gabt (Gowen. Bald äs Chrästdach)VGl. SBG. Sächsisches Wörterbuch, Buch Stabe G.
… Femeie, pămánt negru, te vreau ṣi te iubesc…
In care mă aṣteaptă ca íntr´o oglindă chipul.
Das Umständliche/ Ver-stand/ Stand und Nicht-Handliche.
Kind/ Känjd/ copil/ Djermäk/ bambino/ hast du/ host tea/ ai/ singura ṣansă de continuitate?
Frau/ Frucht fructus ventris tui/ Ave Maria grazia plena?
Kein Lust/ ab Dreieck/ mehr als gewesen!
            De Stadt säcken/ Ekbatana oder/ Schess brich/ in C. schau Fenster stehen offen
Auf der Bank Millionen früherer Frühlinge in mir. Aber Aus Brechen…?
Aus dem Ort Zwei-Wert/ die Nase der Syllogismen verstopft/ ist
Rotztropfengrün/  hier ist aber: Drehen und Wenden Kubus. Ideogrammatisch vergehn/ wie der Film. Eine Hand/  liebt Dolch/ Dolch dringt ein.
Geweitetes Auge. Klammer Tischkante. Spritzt. Schrei. Etwas tropft/ Schuhwärts.
Entdeckend. Schnitt.

*




Erstarrung durch äußere Schreibarbeit: Inneres Hörspiel.

Sich öffnen für
Den Hauch
Kaum zu spüren / dann
Ein Sirren im Kopf
Nebengeräusche / Zitate
Kein schöner Land
Heimat hast du / zwischen
Den schwarzen Büschen
Kirschen / ein Flackern
Und  weiss
Kilo Hertz zwingt
Die Welt ins Ohr / ein
Dröhnen / bei Gott
Anemonen nach ihm / dr Sonne / die Sint flut
Zu  am
Offne Köpfe Frühlicht / violett
(Wiedergeburtsgechichten. Idee Dzu: Nicht abgeschrieben.

Erstaunliche aussage damals von l.  Sie sagte: “Ich kann ohne dich nicht leben. Du bist mein alles.Bruder, Mann,Freunmd, Vater. Und mein Halt.So bin ich immer wieder zu dir zurückgekehrt. Du bist genial. Keinet kann dir das Wasser reichen. Grosses Gespräch bis einhalbzwei uhr.

21. März.  Gestern Farneta. Boot. Wein und Meer. Wieder Arezzo. Über Ilse Staff., die unsere Bücher las.sie.

Die Breiefe vom “obersten Interesse” diktieren lassen. Ohne Angst. Auch an Pastior.

Was aber ist Hiob?

24.März.
Von De Crescenzo die These: Freiheit (privacy) und Inkognito gegen Liebe (Bindung, Reibung, Unfreiheit.)

25. März.
-L. Hinhalten mit JPF.
- Besuch in Lugano.
-Im Mai F. verbieten.

In D. unbedingt Kontakt aufnehmen mit Partnerinnen / leben versuchen neu zu ordnen. “Aktion” von L. muss ich eine eigenen entgegenstellen. Wen einladen? Am besten aber Eifersucht unterdrücken- So tun, als wäre nichts geschehen.
Ijhr sagen, im Austausch Verständnis mit Magdalena.

Abends. Bei Ilse Staff. Alkoholisiert. Wutausbrüche. Schlimme Dämonen wieder.

26. In Forte.

27. März. Umkehr der Elegien.
URSULA BEDNRS IN DER NL. Regt mich zu einem sehr langen gedicht an.  Nicht alles abgeschrieben. (Zu Schässburg!) Seit 4 Jahren (2005, 11. November) ist sie ot. Und ich weiss, ich war dort, und bin nicht zum Begräbnis gegangen. Sie  war nur 85.

Ursula Bedners führt mich mit Texten zu Schässburger Blumen.
Und dass da alles so sein soll wie früher / gar weiter gewachsen der Nussbaum/ Nähe und ich sapr aus / was wichtig zu sein schien / den Stiefel, der alles zertrat / so dass die Himmelsschlüsselblumen auf leeren Plätzen zu wachsen scheinen / kaum mehr zu bedenken in fehlendem Licht. Anstrengend ist es / sich vorzustellen / wie auch dort das Leben weiter geht / ohne uns / nach der Katastrophe leere Orte / ein Leerklang im Speisezimmer. Und viel zu kurz mein Leben / alle meine gefühlten Bilder / ausdenken zu können. / Und lese vom Maifest in S. / Bis hierher / und auch denm 4.3. / hältst einen Kiesel in der Hand in de Fingern / als könnte  man  hervorzaubern, was längst vergangen ist / einer hieß Brandsch und liegt in Russland begraben, seine Streifenwagen aber, auch sie längst verdorben / die Pferde tot. / Welch  ein Henker ist das, die Zeit / nur der Duft von  Heu oder Wiesenglockenblumen, weckt die Bilder auf / und dazu Ungaretuis “Tutto ho perduto doll infanzia / O / Null wie Bedners / Mutters Schülerin / auch am Maifest / und als wären wir nicht da /mein Bruder / liegt auch auf dem Schulberg nicht mehr./ Jandl hat Recht /mehr nicht als Brecht / verfremdet Gedichte nach dem Tod (Klebt hier aber der Phallus noch alles?) - auch trocken?
Reminiszenzen als Bleibart? Wo nirgendsmehr grau am Haar hängt! Immer ab strakt nie Meer.
Mein W.Butler-Yeats. Byzanz? / Oder Klöster / Oder Lucca. Oder S. als ausgesprochenen Ort/ noch unbetreten? Liebe Sucbild im Rücken. Elegien? Wie Kitsch? Oder “Anders rauschen di Brunnen / Anders rinnt hier die Zeit?”

Süden als Ort  / wo die Zitronen Blühn / beschert hast mir das / und sitze hier, das gibt’s / nicht gibs/ da und mehr. / Lass o Welt und so / ein Pfarer in Schwabn. Und.  Mehrere Länder / das Geschenk / nach dem Tode also / Gespenst.

Doch warten / dass die Kluft sich auftut / und  mit Sinnen / und wir so tot und vorbereitet / schon Jetzt / die Brücke bauen / und: keine Vor-Geschichten / und Geschichten machen  / sie IST.
 Ja. Immer unmittelbarer zu Gott - dieser tote Wer.
Woran ich schreibe / nun: an diesem HIER (Jandl, wie niedlich!) Im Inkognito kommt / Er wieder / zu Haus  an - Bricht die Stimme / Nähe aus.  Wie Fahnen! Was uns irrte. (Wiesenschaumkraut / Nessel / reine Poesie.

Regressive ist Progressive / alles Eins. Jetzt / Skelette / wir fallen vom Fleisch / Eingetaucht / bis zu den Kashinas der Hopi / Kommt wieder / also der Messias / Oder jüdische Kalender / die Freitag beginnen / Blaue Königin / Schalom.

Sehnst dich, sehnst dich in Einem fort /  bis du Tod bist. / Ab  nehmen, wer?
Abnehmer beim KirschenLauf! Oder Kirschen essen / mit Wem!

Ungeduld nur noch Zeilen / Weise (Waise) zu bannen! (Erinnert Nie. Bannführer / Ja war Ruhe auch im Krieg. Jetzt ist nicht mal der /  die möglich!!

Und Eisbrocken auch beim Hände Geben.

Aber Literaten über Literaten / Kalte Hände - heisses Herz. / Und sangen fort / alles. / 5000 Jahre und mehr drängen vor / Tiere erlöst / und  bisher auch Steine / oder der Krokus hat  hier das Wort.

Erwachst / und siehst di Augen in den dunklen Höhlen sich drehen wie ein Atomkern / Lichtpuder und wirst in die Höhle reingezogen / Traumfetzen wie irr.
Stehst unten am Stall vor 1000 Jahren / ein Junge dabei / und es ward gestern...
Traum wühlt / Ich und die Meere / oder thalassische Regression.









Paraphrase

Nichts ist einsamer als der Name
Niemand einer toten Gschichte.
Lebend noch und schon eines der Opfer
glücklich die vergangene Zukunft
ja die alte Grenze zu schauen
himmelnd

Klein bleibt auch Baudelairs Grab in Paris
eine Grube wie ein Tor  türgoß nur wie ein
neues Kind und kinderleicht mit de letzten Atemzug
entkommen wer nur das Loch sieht von
der Seite des Blickes vergißt jeden Ausgang
den die Opfer doch alle genommen

Einer zitierte Charles in der Kammer noch
wie ein letztes Gebet auf den Lippen schon Rauch.


Uns aber bleibt nur verspätet zu widerstehen:
die Armut sie gräbt sich nach innen
nur sie erreicht noch den Ausgang
im letzten Verzicht fest zu schließen
die gierigen Lippen

Erinnert den Sinn Tod von damals
atmend erstickt im Müll



Und eigentlich das Alte
zu empfinden mit dem heutigen
nach außen Hingewandten:
ist es sicher kein Gemüt

Lermontov ist älter als die Griechen
und doch weiß er Nichts: so einsam
tret ich auf den Weg den leeren
der durch Nebel leise schimmernd bricht.
Seh die Leere still mit Gott verkehren
und wie jeder Stern mit Sternenräumen spricht.

Und da wären wieder Danaiden und das Wasser
das durch Siebe fließt wenn die Ehe leicht daneben
Schwer ist ja immer Gott der Abstieg. Aber schau
du mühst dich ab mit deinen leeren Krügen
und plötzlich, Liebe, ist doch Kindsein Mädchen Frau
ausreichend um Ihm endlos zu genügen.

Er ist du weiß das  unsichtbare Wasser und bilde du nur rein
die Schale aus zwei ungebeten hingehaltenen Händen
kniest du innerlich dazu in  neuer freier Armut
wird er sich verschwenden und deiner größten Fassung über sein.

v17.5.


Was aus den Märchen kommt im Alter wieder
räts du mit ihm und machst es fest im Tag der sinkt
hast ausgesucht was nicht mehr kam und starb
Erfahrung sammelt
den Kern: knackende Äste die hölzernen Fingerchen
knackten die härtesten Nüsse im Laub
als du noch drüben warst  so sehr mit allen Sinnen hier
und daß es wehtat  so als wärst du ohne Haut
mit allen Engeln drin im Himmelsspiel.

17. Mai 96
KUKURUZHAAR
braungelb ins Fingergespann
der Mund aber zieht den Rauch ein
der sich verbrennt
der Bub der sich heute
nicht mehr kennt

Oben und unten
das Ungeborene pennt
im Spalt eine Wimper
das Kind
und versäumt



ABSCHIEDSPASTORALE
bauumgartenreif und grünlich kam sie
im Mund an und dazu gesprochen von mir
beim Abschied auf ein Band
das sich  im Kreis dreht
immer noch immer

mit der  Zunge
schmerzhaft berührt.

24.1.95 Vaters Todestag
Was im  Traum ist
lebt mich besser
morgens vergessen
Leben war/ einmal.

Am Anfang des Schlafs
die vielen Gedanken
sie ritzen sich ein
und verletzen
wissen/ was ich sonst
nicht weiß.

Herzschläge
sie sind gezählt
Unruhe miner Körperuhr
die noch  lebt

Angst im Kleinen
der Tag
macht deine Zeit.

12/82, 7/97

Heimleuchten
was kann ich sagen
in Ohnmacht/ ein Mensch nur
im Zwischenreich
bin ich/ euer  augewiesenes
Vorbild:
nirgends zu Hause
und doch immer bei euch
nicht zugehörend
und doch
wenn/ ja
der Gesuchte.

Down
wir in den Geisterstädten
sind/ außerhalb eures Zusammenhanges
den nur noch die Bombe
nichtwissend der Wissenden
zerreißt.

Über uns hinaus
nur noch der Tod
der in uns tickt
euer Gesicht
von dieser/ Seite.

12/83; 7/97


Es ist ein Wissen
wie in Leben eingegossen
und sagt nicht aus
und ist hier mitgetan
nich nur im Hirn
beschlossen.

So kommst du meine Stimme
in ein ungewohntes Wort
und leicht
und läßt mich manchmal leben
hinüber wie in Weiß
erinnert und erweitert
ein Licht das über diese Landschaft fällt.

Es ist das Glück
für einen Blitz aus dieser Zeit
gefallen das man bestärkt
mit ihm zu sein zu hören und zu sein
um hier zu bleiben:

Wie eine Pflanze auch  die mit Geduld
noch vor dem Tod  schon aus dem Samen
seine Ruhe weiß
und ausgesprochen nie:
was kommt/ nur dieses ist
was enmal immer sein kann -
ganz gewiß.





Dieter Schlesak


AUFBÄUMEN


Nach einem Film von Scorzese, "Christus"

EIN KLIRRENDES FENSTER ERZÄHLT: Maria im Bild
am 9.November, schon kalt, Maria im Großen Wagen.
Am Starnberger See ein Kino. Wir
träumen, aufzuwachen - es ist Ja alles wieder
gut? Gott aber ist/ der Tod. Und
hing noch immer mager dort oben am rissigen Holz, ein schwarzes Röntgenbild, das Kreuz an Ihn genagelt. Er
schrie, den Kopf in die Ohnmacht geneigt, der Leib verkrümmt
und weiß. Die Haltung Blut und Schweiß drückt euch den Atem ab. Sekunde, der Riß/ im Kopf das Hirn der Dornen. Ein
Lichtblitz in jeder Zelle. Sein Intervall: So geht es
weiter und weiter. Nichts ist entschieden. Erst aus dem Auge
des Fehlenden käme der Blick, der dich sieht. Du aber bist nicht da, und alles geht weiter, immer weiter zurück, - ins Letzte, das Mineral. Wo aber bis du, wo / auf der andern Seite des Feldes und rufst, und winkst so deutlich ein       weißes Ja,
            wie der Frieden, der hier nie sein kann. Doch das Fehlende kommt. Schon pfeifen es alle Kugeln von den Dächern. In die Fernsehantennen. Das Wirkliche bleibt unsichtbar. Wie die Zeitlupe Trost oder der Schrecken. Raumfähre Challenger am Himmel, am Bildschirm verglüht der Vorschein und vernetztes Licht, live: der Tod am blauen Himmel.) Die Strahlen in allen Zellprogrammen verändern den fehlenden Namen.
              
Er stieg vom Kreuz, nahm die Frau Magdalena in seine
Arme und schuf Menschen. Er hatte also den Tod
besiegt. Wie jeder junge Mann wollte er
die Welt verändern, dann aber sah er ein,
alles ist so /  wie es ist.

Judas ging auf ihn zu und schrie: du Verräter, du Schuft.
Elender, dein Platz war am Kreuz, nicht im Bett.
Jeder Idiot kann Kinder zeugen, du aber, du gehörst
in die SCHRIFT.

Judas Herz war ausgebrannt, das Leben vertan.
Und jener, den er verraten hatte, sprach ihm gut zu:
Höre, jung sein, heißt, die Seele fliegt zu hoch,
und fällt dann vom Himmel herab; das Erdenleben,
mein Freund, ist ein verdorren der Schwingen.

Aber, sagt er, wenn das Leben kein Blitz  mehr im Hirn ist,
was soll ich damit, sieh, wie dumm sie alle sind, im Dreck,
Elend und Langeweile.

Der andere, der wußte, will ihn umarmen.
Rühr mich nicht an, ich glaube an nichts,
ich bin ausgebrannt, und bin ein Nichts, sagte
der Judas und schrie unbeherrscht los. Alt, doch
ein Kind, keine Reife, der Mann. Reife, die Resignation. Ja, die letzte Resignation.
Wir werden uns in einer Stunde/  wiedersehn. Unsre Zeit ist
vergangen, im andern Blick, wenn wir vergehn.








FREIE ZEILEN
Fragmente

Nein, ich bin kein Prophet,
der alles weiß, Sein Sprach- und Steig-
Rohr heißts. Nein,

Sein ist nicht Staat machen,

Sein ist. Und fließt durch uns
reißt und zerreißt
was vor dir steht und steht
nicht in der Mandel

Bitter das alte Nichts.
Wie jung in allen Augenblicken
und aus
zu halten.

x

Rücksichtslos tun,
was dich treibt, -
gegen die Zeit/ Verlust,
daß du lebst.

Ein Auf Atmen so,
wie du dich hältst:
gehörst nicht dir,

tu, was dich zur Berührung treibt,
ist ewig.


8/89












PAGANINI I
Pause Hier, spielt, und paginiert,
sein Grab in Stagliano, Genua,
sieht das Meer. Wer?
Dreifach. Dreiklang, Geigen und Galgen hängen
wir nicht hoch. Oder am Himmel. Du Herrgott Zwischen
wie eine Terzine die Note in seinem Kopf
besessen.
Ein Teufel, sagen sie, Dämon,
die Sekunde ein Tremolo: virtuos, so über-
leben und endlich alles vergessen.







PAGANINI II, Eine Biografie
Gestorben im Ja, verdorben,  mein Fleisch
und was, du, Herr ist außer dir noch nah,
Musik, sagt Nichts. Aus, wortlose Folge
gelebt, im Herzen bist du da, spielst über dich
hinweg vor Angst, bleibst leer und lebend nur Virtuose,
daß sie dir mit den Ohren folgen können. Sie sind erstaunt.

Und sie wehrten sich. Und sie ließen ihn nicht mehr vergehn.
Verdorbenes Nie, 5 Jahre lag er präpariert für jede Ewigkeit
in einem Keller. Dann kam der Überlebte Tod nach Parma,
und kam dann auf sein eignes Gut, und kam auch in die Erde,
und kam und kam und ohne jeden Ton, wortlos
wars dann Stagliano, Genua, das Grab sah dann -
stillschweigend  Meer.
Kein Ton, das Spielen fällt ihm seither
schwer,
und schwerer, fast wie die Erde, die uns
deckt.



KÜHL GESTERN NACHT in Liebe abgeseilt
Die Sinne schwanden/ Mitte der Nacht
Das Jetzt riß ab: im Stilbett eines Reizes

Tor einer Sinnenrose. Entfaltet
Weiß das Feld der Atmung

Und Sesam offen/ haargenau
Die Springflut.

Die Seile angespannt
Kommt ihr hinüber

Die Spanne weit

Das Lustsymbol
der Riß.




ES GEHT UMS LEBEN was bleibt,
so in letzter Zerstörung, fern glänzend
und eisig der letzte Punkt.
Man stelle sich vor, Flecken für
Flecken, angesammelt so nähe ich hier
buchstabengenau und unsinnig
Naht für Naht das Zerfetzte,
den kleinen  Mantel des Lebens:
aus/ dem, was nie sein wird.

Vernichten meine Zeit und meine Träume
im Dunkeln flicken diesen Mantel Jetzt,
Als Dank zu wissen, daß die der Himmel
durchs Loch den Schein hier blenden läßt,
von einem Stern, das längstvergangene Licht.





KEIN ABSCHIED, keine
fernen Taschentücher, Träne
ins Fenster

Ich seh nur deine Hand im Tür
Spalt, schnell gereicht
das Schwarze Buch, nimm
kein A-dieu, darüber hinweg
gegangen, hart bist du
die Schale deiner weichsten
Frucht.

Und lag dann doch, weil
ich den Spalt zur Tür gemacht,
mit meinem Kopf in deinem Gras

und seiner Umkehr Frau
der Duft mit meinen Lippen du, die ich
hier nur gesprochen.

Ist es nicht so,
du kannst nicht Aschied nehmen,
es gibt kein Nie und auch kein Wo,
wir sind dann nicht getrennt,
in uns ist Abschied

Wir sind schon immer
mit dem Tod verwoben
DA



DER GELEBTE AUGENBLICK
Und ich: wer bin ich da Und
bin ich da? Was seh ich da:
haus pinie blau ein himmel
die pinie grün kalkweiß der stein

der golf hat ruhe wie in ihm gespür
doch hat er mich gespürt
ich/ ihn erst du
läßt mich ihn sehn
mein offenes ohr/ ein wort

grad geht die sonne unter
wie jeden tag
sagt Hume: der Augenblick
gewohnt ist da ein Nebelhorn
singt die Sekunde
als Sommer schon so spürst du/Jetzt
bewegt was ist

hier ist mein offenes ohr
die zeile die den golf ausklinkt:
und ich verlass den starren körper.
Wir schrieben`s auf und waren da
wie schön wie schön auf dieser welt /zu sein
bald bin ich fort und ihr bleibt hier
gibts dafür einen grund?
(HIER: sieh, ich
sage hier
ich sage
nein. Solang ich sage).

UND jetzt: der nasse Pudel setzt sich her
mit seinem nassen fell
auf dieses blatt papier
und weiß nichts von dem grund
dem blatt auf dem er sitzt
verwischt er alle meine Zeichen .



MITTEL MEER

Die Landschaft ist dir nur ein Halbschlaf
blitzende sonne im wasser ihr wort
und kein geheimgang mehr

Laute wie der möwenschrei:
ich bin doch wirklich, sieh, noch da!
Welch eine botschaft/ die
dich noch erreichen will
außer keinem streckt sich
in der geschriebenen möwe erst
ein anderer erlöser aus
wie ich daran erwache in einem
kurzen Blitz hier eden -
mein herz schlägt höher ein.
Das bild des alters ist /dies unverhoffte
glück das Nie/ wie`s grüßen ließ.



WAS SUCHST DU HIER/ das meer versucht zu glänzen
sein heimgang absolviert als wärs das ganze gar
was war: du korrigierst was ist
"woher du kommst, so geh zurück und lies,
wohin du gehst," lektüre ist das jetzt
das schöne gleichgültige  meer erinnerst es
was du schon oft geträumt ein schiffswrack
ist der grund nach dem du tauchst
und hast was du gefunden hast:
in diesem Augenblick versäumt.





28.Juni 2010

BACH. SCHUBERT. BEETHOVEN
Die Schwere des Todes
So klingen sie gottnah und
Du siehst die Schuld
Die mir den Fluch verkündet.



DANTE - UND LIEBESGEDICHTE

Bitte sags mir, ich käme und komme ja nur deinetwegen! dieses überfliessende, zärtliche, dieser „alte“ kern ist so stark… und verzaubernd


AUF DIESEM GROSSEN HINTERGRUND
Bist du bist du bist DU. Ich seh dich
zwischen meinen Augen himmlisch nackt. Ich liebe dich
du bist so gleitend sanft verpackt. Mein Auge dringt
durch deine Haut mein Finger tief in dich.
Die samtne Haut an meiner brennt
das Ich das Du sind ungetrennt
wir gleiten in den Schrei.

Ich schrei mit dir du bist mein Hier ich fühl dich tief
In mir. Es brennt es glückt.
Die Augen-Blicke die dich sehn
den Wald das Schamhaar da -
Und alles wird  wild jung.

Es tröstet tief dass du es bist dass es dich gibt
dass ich dich fühlen kann in jedem Baum
dass du mein Auge bist und meine Hand
dass dieses Gras dich jetzt mit mir berührt
denn alles was ich sehe was ich bin
BIST DU.

Wer weiß was bisher war
der Stein im Sonnen Schein ganz warm?
Und morgen auch wer weiß personne wer war schon
in dem nächsten Augenblick? Ein Und?

So schweig Du der nichts weiß.

Wer liebt der weiß wer
hält den nächsten Mund? wer war
schon in dem nächsten Augen-
Blick passiert sagt Er passiert der
Schein der Grund.

Oh Liebste komm sei jetzt mit mir
du bist der letzte Grund. Komm halt mich fest
komm leg dich her so in den Satz
dass alles quer zur Zeit sich liebt
und küsst. Ich spür jetzt deinen Mund
den Hauch ich spür die Zunge wie
sie spricht und küsst
denn alles was du bist bin ich
mit dir vermischt.
Monastero Corvo/ Ameglia. Schon so viele Jahr vergangen? 8. Oktober 1306?


SOMMER
Dies Habtacht der Sekunde,
stramm (und ohne Analyse).
Der Wendehals. Und sonnenheiß die Feige.
Blaue Himmelskugel -
es sollte durch  zerfetztes Flimmern,
durch Rauchhöllen und Detonationen,
den Engeln und Vögeln hier,
den noch sichtbaren kaputten Seelen,
endlich ein Eingang gezeigt werden;
sie fliegen so ruhelos herum,
vor allem die Schwalben.

Manchmal kommt mir die Himmelskugel vor
wie meine weiche Hirnschale,
die aufplatzen könnte
in dieser Sekunde.


Castelpoggio. Fosdinovo.

Dante/Exil und
Niemals mehr Wiederkehr/ doch
Kam er nach Hause
Ins Grab fern an der Adria
Dazwischen die „Divina“
Wenn ich aus der nahen Fremde in die Fremde
Seh ich Dantes Fosdinuovo
Steht auf schmalem Hügel
Wie sonst mein Leben
Das nur  mir gehört/ glaub ich in
Meinem Wahn/ wo
Ist das Außen
In der Ferne das Meer

Jetzt das Castello
Dante und die weiße  Bianca Maria
Nur eingebildet?

Aus dem Ort sieht man
In der Ferne/ das Magratal
Portovenere und Palmaria
Viel romantischer als
Da wo man gerade ist.
Und viel Wein hier
Wir essen in dem Enoteca-Ristorante
im Ort/ essen auch
ähnlich wie Dante Menu testaroli
und die Bedienung eine schöne Frau
bewegt sich wie eine Schlafwandlerin…
als wäre sie die wiedergeborene Bianca Maria
als hätte nur die überlebt denn
alle Malaspina sind einfach nur tot
Sie aber: immer noch ein Lächeln
Ein sehr erotischer Grund- und Abgrundblick
Nur die Stimmen haben überlebt
(Ich erinnere es jetzt im April 2012
Das war also vor sechs Jahren
Und niemals mehr wieder: das Boot
Ist verkauft und verloren. Alles
Vorbei/ wie das Leben auch:
Und auch dieser Augenblick
wie dieser Tag vergangen!)

Ameglia Santa Croce Corvo
Karmeliter das alte Kloster/ die Kapelle
Auch mit einem Schwarzem Christus
Hier also soll das Dantemanuskript
Sein/ aufbewahrt aber niemals gefunden.

Aber das Meer und das Gewusel
Der „Proles“ hier und verkleidete Schöne
In Haut/ überall
Masse der Ichs/ wie ich eines bin
Mit dem Tode verschwägert
Und ahnungslos lebend/ da redent
Die Fragen Träume/ an alle
Sich wendend/ im Grün
Blau und alt/ als wären es umgekehrte
Silben von Gras

Was mich anmacht
Gewusel schöner /aber
Verkleideter Scheiden
Ich fahre vorbei/ das köstliche Leben
Eben nicht greifbar.

Unbegreiflich im Vielen
Unbeschreiblich/ unfähiges Glück.

Halt Still/ leb/ und beb
Such nicht im Sterilen Herrn
Dem Web
Bildschirm Versprechen wachsen
In der verstellten Silbe
Vom Gras.

(Das alles können wir neu  Erleben/ auch ohne Boot.)



LETZTER FREUNDESRITUS
                        Für Hans Deichmann

Zehn Jahre vergehn schnell
In der Ewigkeit/ doch freilich
Auch sonst schon/ vergangen.

Verzweifelt erleben/ was sich bewegt
Auch in der Stube am Tisch
Dem Bett wo du lagst
Mit dem Tod im Gesicht
Dem stummen Mund
Deine Frau aber blieb

Sie spricht täglich stumm
Mit der Urne über ihrem Kopf
Sie/ allein

An dem Capo Bianco
Sollst du zu dein Hundertsten
Also  bald und un-endlich
Ins Meer/ versenkt von unserem Boot
Aus/ in die zögernd wartende Ewigkeit

Wer hat es noch so gut.





Foadinovo Dante.
Castello Malaspina.

Cristina oder Maria Bianca
Überlebten bis heute
Durch Widerstand/ Gefühle
Verliebt in einen Stallknecht
Eingemauert mit einem Hund und
Einem Schwein/ lebendig bis sie
In Atemnot starben.
Doch fand man die Knochen nicht mehr.
Nein, als Weise Frau
Mit Trauerschleier/ kehrte sie
Immer wieder zurück um ihr Recht
Liebe zu verlangen.
Denn Liebe ist Leben für immer.

Wie viele Köpfe
Habe ich heute gesehn
Wie viele Beine Arme
Milliarden/ Teil dieser Erde
Im Augenblick/ mehr sein
Als sterben mit all
Diesen Milliarden Köpfen
Armen/ Beinen
                        Durch Ich-Sein.
Eine Metapher wie eine
Schön tanzende Mücke
Im schnellen Lichtzwang.

Das Vergessen ist groß
Jetzt da der Dante Tag
Nach achthundert Jahren IST
Bald vergessen
Wie meine Vorfahren und wir
Die damals weit nach
Sieben Bürgen kamen.

Und Ägypten vor fünftausend
Jahren/ und wir haben es gesehn/ wie
Hast du mich gesehn? Im
Tal der Könige
Die Pyramiden/ wir auch jetzt
Lebend dabei bei den Längsttoten.
Die wir am Leben erhalten.
Und das Eine Grab Christ-stos.

Alles wieder vergessen


januar
Licht­fen­ster mit schwarzen Buchstaben-Leitern

Vom verwitterten Turm aus Pieve schlägt eine Uhr, mein Herz schlägt schneller, das Uhrwerk rasselt, wieder eine volle Stunde, es klingt
durch die graue, Gottseidank noch saubere Mauer an mein Ohr. Ich sitze in meinem Zimmer, täglich, der Blick geht ganz nach innen, hinein in ein Licht­fen­ster mit schwarzen Buchstaben-Leitern oder Flugschmetter­lin­gen, dem Bild­schirmfen­ster, es sind Buchstabenreihen, mit denen ich abhebe, und hebe nach innen ab, oder der Blick geht  von Zeit zu Zeit nach außen, dann ist vor mir das Meer, der Horizont, da schlägt sich das Auge an: Him­mel- und Wasser-Berührung, die Kontur scharf, vor allem am Abend bei untergehender Sonne, südwestlich Korsika, nord­westlich Ven­timiglia, der Golf von Genua, nah aber Pedona mit einem Fern­sehrelais, ein Berg­rücken, wie ein liegendes Tier, kein  Fenster gegenüber, keine Häuser­zeile, die den Blick hemmt, nur ferne Dorfkon­turen wie eine Fata Morgana, die am Berg hängt, als wäre alles aus der Zeit ge­schnitten,  als schreibe man nicht 2008, sondern 1581.

AGLIANO, alieno 
... alieno, der Fremde

DAS MEER liegt vor mir
die Ferne wird zu nichts
täglich/ wie schön der Blick:
eine Briefmarke/ blau
zum Verschicken
Sichtbar ist alles
im Exil/ oft schmerzlos
und unterwegs
Da unten das Meer/ nichts
als mein Blick
rund wie die Zeit
eine große Träne

Und jede Klage zeitlicher Verschickung
ist kläglich/ hast du sie nicht
als winziges Abbild erkannt.


 DANN DER ORT EIN TOPOS / Schnitte in der
Mauer / blutrotes Ereignis in den Wolken über Pedona /
Widerschein in den Fenstern / darin spiegelt sich der
Garten / die Bäume / wir, unsere Jahre. / Als wäre alles
Unsere Geschichte / der Küchenschrank / hier gekauft,
Von dir “restauriert” / 82 im Februar, als der Selbst-Mörder
Fotograf  kommen sollte / mich aufnehmen für Serkes Buch.
Oder Widerschein im  Zinngeschirr / auf einem antiken
Eckschrank / ja wann war das / Amsterdam 1972
Grachten / Trödlermarkt / und dem Lupenschleifer
Baruch / der de Monaden kannte / in uns allen.
Ein glühend roter Lichtstrahl / fällt fast horizontal ein /
 ein Abschied neigt sich der Erde zu / wie ein sehr langer
 großer Schatten / wie der Tod / vorstellbar / fällt
auf die Hopi Kashinas hier / 1979 im Juli  in Amerika gekauft
 im Jahr/ Als mein Vater starb /  alles hier  in ein jung gebliebenes Jetzt.

Topos, Schnitte “combinazioni dei fondi”, so sagte ein Bekannter, Maler / ich suche im Herzen Schichtontologien /
Schnitte, alte Tage Bücher und Nacht Bücher
und eben brachtest du von den Fischers
aus Pieve eine Buch Kassette Wölfli / wann war das: 1976?
Bei Elka Spoerri in ihrem “Stöckli” bei Bern.
Von der Wiege bis zum Graabe. Oder
Durchsichtig arbeiten und schwitzen, leiden, und Drangsal
betend zum Fluch?

Schnitt. Und musst einsehen / großes Gespinst
Eurydike / und hol sie... Oder die / Unterwelt / Ulyss
lässt die Mutter Blut trinken
um kein Schatten mehr zu sein.

Und wenn wir uns vornehmen / am 6. Dezember
nach Neapel zu fahren / müsste
natürlich Cumae und auch die Sibylle
besucht werden, denkst du an Waste Land
von Eliot? / Und die Ebenen müssen zusammen-
kommen / parallel laufen,
das ist die Rettung.







HIER AUF DEM MEER GENUA-BARCELONA
NULL UHR

                             

Ist das Meer unser Schicksal geworden
sich einlassen können
in dieses Glitzern zu zweit, Jahrhunderte
Mondnacht mit dir: jetzt
die lange, vertane Zeit ist  immer wieder
gewonnen,
sie schreibt sich in unsere Herzen ein,
gemeinsam, sogar im Streit.

Sich vertiefen können,
lesen können aus Ungeschriebenem
ist anders,
eine andere Hirnspur.

Und du siehst wieder den Engel
hinter dem Papier deiner Augen.

Andere Verbindungen, andere Wege
und Augenkünste
als die schlagenden.

Aber der Blick jetzt ins Meer,
ganz nah am Rande der Reling,
gibt gegen die Zeit wieder etwas
Gewissheit, -
wie einst  als wir
mit Liebesbriefen
unser Leben begannen.

Wer brachte uns zusammen
welcher Schutzengel meinte uns
nur uns/ auch jetzt
nach drei Jahrzehnten Fahrt
auf einem Meer
wo niemand 
sichtbar die Wege
fand.

                        1999-2000 Katalonien





11/82; 7/97

DER UNBEKANNTE ORT
Möglicher Erfahrung
            Für meinen Onkel R., Lageroffizier i.R.

Das Vergangene der Schlag
vom vereinsamten Turm gesehen
(welch ein Turm, der Blick wie  kein Mund eine Mündung:
das Gras wächst auf die Blickstelle längst!)
hebt die Möglichkeit algemein auf
vondort geht nicts mehr weiter
Türme wachten wuchsen über dem Tor zu
die Träne imvertrockneten Auge schwemmte
die Ziet in die Schwerkraft der Erde hinab

Es schluchzte ein Lied ein Gefiedel
kam und hort: das Alle Vögel sind schon da
im Stiefelschritt wohin sie einen Armen
zum Galgen bringen: ein großer Haken dort
an einem Himmel daß es ihn noch gibt!
Auch jetzt och wartet und uns um die Ecke bringt

Zerschlagene Gliedr liegen tief im Wald versteckt
und graues Knochenmehl im Fuß
und seither dauernd nicht der Selbe
ein Beispiel wie die Wirklichkeit sich selbst
verschlucktes Wort in seiner Trenungswand
verbrannt/ erwacht erschrocken fühlt in seinem Blut
klopft imjmer noch die Trommel
Im Ohr ein überholtes Glöeichgewicht

Gestockt ist alles und
im Blick erstarrt zu Eis das Blut
mutlos sind wir noch immr da
mit Haut und Haar

Nur wem der Widerstand gefehlt
der komt und geht.

81, 97

FRÜHLING DER GREISE
Ausgetsanden ist
in voller Zghal
was sich dem Hirn entzieht
der blassen DRoge weißer Greise
Würzig und star
nur manchmal ein Blitz
die Luft im Frühling der Haut

Da fällt die Wand in allen Sinnen

Synthese Hornhaut
falsch der Gott
der unseren Tod schon lebt
zusammenhält die irdische
Zerstäubung

Die Welt ist uns
abstrakt/ ihr Tag
so taub auf unserer Haut
im letzten Alter.

82

MANÖVER
Gegenwart lesen zirpen Zikaden
Sommers Vögel dazwischen/ die Gegenwart
fern der Donner/ die Marine übt
ein Loch in die Ziet

Abwesend sei
was war ist
was kommt ist
schon da
und immer schön blitzend
vorbei

Wir ein Punkt
nur erinnert
der Schatten
an einem Zeiger edr Uhr

Geworfen vom Tod
as Individuelle doch
apriorisch
frei

Es spielt dissonant
das Trommelfell trommelt
die Vögel verschreckt im Ohr
Labyrinteh kreisen wie irr
wirbeln im Hörgang/ berühre schon
Hirne/ Struktur des Mneschen
die bleibt:

Gedächtnis das sich selbst erinnert
sich den Schatten wirdft auf ihn die Zeit

81/82


DA ZIEHT SICH EIN TAG WIE DER ANDERE
in dich eiN/ und deine Kisten aus jener Gegend
woher deine Gedanken/ kommen Vögel  sich niederzulassen
mit Liedern Briefen Tauben und Taubsein dabei nicht öffnen
niemals angekommen und nei ausgepackt der Inhalt
verschwunden verdnstet in deinem Herzen und ganz ideell
und imGefühl nur noh Sachen die sterben

Ein Raum aber ist wo du nicht mehr bist
bist schon gehimmelt und lange verzogen
doch immer noch da seltsames Paadox
bewegst deine Glieder gehst ißt und träumst
im Stehn was steht ist die Zeit
die um dich rast/ unbewegt

Keien Stunde kehrt wieder
und du gehörst ihr an
hautnah wie eine Lippe

Und wartest worauf? daß dich einer
berührt/ ein Geist vielleicht
aus der Mitte/ am Ende der Zeit?
So ingewickelt wie ein Hering von früher Heros
der versäumten Gelegenheit eingesogen die Blicke
als wäre es Leben im Bildschirm ursachenlose Erregung
der Nerven der Hintern auf  DRehsesseln und fahrenden
Autositzen immer in Richtung des gleichen Tages

Denn Abwechslung brächte nur
das Gefühl/ das ausgebrannt
die Sicherung hier/ so sind wir
im Dunkeln und außen taghell
in ihrer kunstvollen Falle
dem herrschenden Paradies

Fahrendes Stehen/Schatten
die unsere Verwertung wirft
der ewige Kreislauf der Papiere
Schatten spil das die Seele verzehrt
Blut trinkt nun bald
und nachhaus -
abwesend ist diese Erde.


*

Aber was wahr ist willst du nicht  wahr haben
Worte sind wahr die ein Wort umranden
doch das Gestammel erreichen sie nie
den Schrei wo das Gefühl verbrannt
in der untersten Erde wo sein Fleisch starb
in Haut und Haar Frau Mann Kind Greis
woher sie kamen wohin sie gehen
Das große Verbrchen war nur der Rahmen
deutlicher kommen si an: wirklicher als dieser Zweig
vor dir/ das Amen wurde schon längst egsprochen
grün ist er nur wohin wir kamen: mit ihnen fielen
auf eine andere Seite der Welt

Und leben weiter
als Schatten
das Vergessen vor uns
die Wand.


Das Auge sinkt ein blind
wird die Welt
dieletzte Blume
wie sie verdorrt

Kein KInd kommt je
übern Grat mit dem Radar

Die Krücke im Tal liegt
auf dem Fahrzeug/ bereit:
im Silo schon ein stählerner Pfeil
die Rote Eichl stößt zu

Das Auge sinkt ein.

6/83

"Die verbannten Dichter"

Was war kommt wieder
ist nun immer da
die Zeit vergeht
und sammelt sich in mir
jetzt springt sie wieder hoch
und weiß
ich bin nie hier
und sehne mich danach
doch meine Zeit ist um
wo immer ich zu schlafen hab
kommt aus der alten Zelle
mir im Traum ein Brief
und lebt mich einmal noch

Die Qual noch immer hier zu sein
und doch in jedem Augenblick zu fallen.

November 82

                                    Für Carlos Mutter, das Medium (Rosy)
                                   
Gefühle nur unter dem Mond
dem Mund Worte und Formen
kaum die Musik. Unsichtbar der Gott
der schwingt in uns, hier
längst vergessen im Tag der Hast:
du springst iet unter die unterste Grenze
des Herzens/ Mensch: ohne inneres Gesicht
fällst du ab zum Grund irdischer Höllen.

Wie ein Bogen wirft uns von dort zurück
Umkehr die uns rettet.

17. August 81





AETHALIA. Die  tausend Feuer des Anfangs

Unter den Eisenbergen  von Elba
Rio Marina abwesend über der See
So sammle ich mich ein           : rechts der Kompaß
von mir/ im Westen aber der Stundenturm
wie ein Schiff/ es schneidet mit dem Bug
auf 12 Uhr gerichtet/ auf mich zu
den Himel durch

Hinter dem Vorgebirge
Baratti/ der Golf der Etrusker
wo die Eisenzeit/ unsere begann.

Fü sie war das Leben nicht helleher chinesisch
und eine dunkle Hur
Blut dort am Grund
mächtig im Körper eingespert
bis der Puls platzt die Ader das Herz.

Die Nekropolen ein Haus
nter dem Boden
der die Jenseitigen mit Wurzeln
ernährt
die Sphärenleiber wie Gummi
und Geist
Da wohnt man fein
und geht auch nicht unter
der Genius ist  Penis und Kopf
rot die Farbe die unbeschwert
blitzt/ und schöpft und geht
aufs Ganze/ ein Lachen
Hochzeiten Essen vor allem
ganz fröhlich sein/ da der Tod
nach dem Tod überwunden ist.
Befreit der Funke
wenn die Schalen fallen
in Eisenwaffen Dolchen Speeren
in heiligen Bäumen am Grunde des Wassers
wer ein Auge hat erkennt ihn schon gut
da sitzen sie und beten
etruskisch liber linteus
SEHEN wie Apulu der Inspirierte
jenseits der Linie des Himmels
vorot
zehn Grad von unendlich
Wandlung und Himmelsrichtung
die disciplina etrusca
heilige Fläche
zum Lesen der Schriften des Himmels
geeignet
alles Leben ein Zeichen
der Stunde die einfält
und uns kreuzt
mitten im Wirbel
Spirale der Zwei
am Grunde der Welten
Bilder/ Funktionen
des Kosmos Mathematik
ist ahct mal acht
wie beim Königsspiel Schach
64 Felder des Schicksals
bewegt ist dein Lbeen/ darauf
Orakel will sehen
Apulu/ Uni und Tin

In jeder Sekunde
die Kreuzung/ der Blitz
anwesend in dir ist das Umfeld
ein Götterkollegium
du mitten drin
im Urknall dieser Welt.

1981, Rio Marina

AMERIKA

Schlaflose Nacht
an Georg Trakl gedacht
das braune Auge vom Herbst
keine Sinne und nur noch laufend
der gelbe Zitronenmund
über Port-au-Prince
Schwärze und Wahnsinn
abgelegen und wie verkauft
auch die Nacht.

Freiheit ist erreicht
und ungebunden an nichts
Leben dem Tode zu wie die Natur
jetzt das braune Auge vom Herbst
Grodek als es sich neigte
schon von Columbus entdeckt
und nch Europa gebracht

Zu tausendfach unter dem Deck
das Menschenfleisch und das Gold
aus dem unsre Freiheit erwuchs
ein Baum der uns langsam erschlägt
Baum des Lebens/ Baum der Erkenntnis
wer weiß, eher ein Blutbaum: Rakete
ein Phallus der sich erhob gegen Juden Neger Frauen

Amerika ist wieder vorn
denk ich am Ufer von Cinqueterre
Schönheit von gestern und in mir
noch viel älteres Gift meines Lebens
und deines/ Kinderneugier und Haß
Duft der weiten Welt: Weitwinkelobjektiv

sogar aufgelöst wäre sie wäre wär sie
diese Cyberspace-Erdsimulation
der Andern: endlich erkannte Transmutation
bisher verdrängt in die Mythen und Träume
dies Omniversum des Lebens: denn neu
ist die Entdeckung Amerikas X-files Columbus
geplatzt die Eierschale und irgendetwas
sprachloser Jetzt
fliegt aus dem Schlafzimmer Erde auf

Ein neuer Kepler wartet irgendwo auf uns
irgendwo in einer Heilanstalt
wartet die nähere Wahrheit auf:
irr wie genau sie mit den ältesten Besuchern des Alls
spricht: Telepathie: Mischphänomen Sonde in uns
zwischen ihnen und uns: erzeugen wir
langsam ein riesiges Auge das die Transwesen sieht
hinter den Masken aufgelöster Halluzination "Welt"
unserer von Banken und verführten Idioten gemachten Tage:

Frei ist jetzt alles erreichbar frei zum letzten Gefecht.

1981, 1997/7

Das hypnotische System
löst sich langsam  auf: was einst Hexe war
und kleine Alice Drachen und Mütter
hat riesige schwarze  Tränentropfen-Augen  eindringend
sehn sie uns an: fremd trifft der Blick kommt als Todesstoß an

Die Sonne auch wie das kleinste Herz
das Loch um uns
im Auge läßt die Welt sich sehn
und Punkte blinkt sie uns zu

Gesetze die sich formen erst
wenn sie sind

Sekunden katastrophen
wo auch die Momente im nächtlichen Fenster
sich sträuben im späten Erwachen
als wär die Folge uns auf gesetzt
Hähne verstummten längst um vier Uhr früh
und jede Rückkehr ins Reich des Schleiers ist unmöglich

Wenn uns die Worte
so seltsam ansehen
ists nur weil,sich etwas über uns
(als sei es ein Unbekanntes Objekt)
und über uns hinaus erkennt
(radioaktive Schäden der Seele auch:  leichter Schwindel)
Erbrechen Haarausfall bis in die Silben)
ein Widerwille der das Anderswo enthält
und Zeichen geben kann
weil wir es merken wie
sehr uns der Leib nur geliehen

7/97



Wahlverwandtschaften. Und kaum erkannt: das Woher.
 Umbrische Nacht beim immer noch irdischen Wein.

Streitgespräch der Gefühle und Jahre
urteilt der Kopf und schreit das Herz
Verschweigen bricht jetzt nächtlich auf/ die Wunde brennt
an den Rändern die im Körper vergeudeten Jahre/ sie zünden uns an
Frau und Mann/ die Wahl hoch gespannt und schon
im Kind von neuem eingetan/ das Leben aber dann
wie eingemacht
im ewigen gemeinsamen Blindsein. Freunde erkennt man
an schmerzlichen Blößen und am Durchzug
nur die Nacht erfrischend der Zug der Gefühle
wie die Anziehung spielt und alles unwägbar macht
die Vernunft tanzt nur irr durch die Reihen der Maschen
das Netz mit den Knoten hält dem Wein nicht stand
und blödes Schreien bricht in die Nacht
in uns weint ein Kind das nie Frieden macht
und jene von uns die aus sich Unväter gemacht
werden von ihnen abgeholt noch in  der gleichen Nacht

vorbestimmt die Ungeborenen zur Wahl
daher ihr Besuch zur Probe  als
kämen sie  wie Hybride nun
orange im Licht eines Ufos

Wir aber ahnungslos immer wieder an 
diese Angst vor dem Entkleiden
an diese  Lüge vom Tode denkend
erhielten dies Lebenslänglich

Tod - als wäre er nur in der Klammer da
und die Versorgung über ihn hinaus/
da sind wir noch nicht:
Mann und Frau
nah am Abgrund der Schleier
schon alt
und im Auge ein feiner Sprung
Glas in der Seele.

81, 97/7

FIESOLE VERGANGEN IM HERBST
SAMT EINEM OBJEKT AUS DER ZUKUNFT

Immer schon war dieser Ort ein Zeichen von Abschied
An der Schönheit entlang dieser Blick ins Land
Etruskerfarben der  alte Tod wie Metall Zypressen Villen
sie kamen hier längst an Frauen Touristen heran  stiegen
schon ewig aus einem Bus und in der Ferne eine Kuppel
Brunelleschi hält die Zeit an

Noch kleiner als klein jener der es nur schaut
in uns allen aber der Kern der Kommenden
denn käme einer als Mensch verkleidet an
Transmimikry: damit wir ihn sehen
können/ begreift er die Kuppel
als kleinstes Gesetz an dem sie mitgebaut hatten
von jener der andern Seite unserer
beschränkten "Welt" :
kleinster Nenner die Schwerkraft das Licht: damit die Ränder
der Schönheit sein können.

Klein komme ich mir vor: hier
an dieser Grenze würgt mich die Scheu
und der Trotz weil ich es bin
abwesend gläsern der Blick durchs Lebensfenster
außen sieh wie es schäumt in einem Geruch von Schatten
Straßengeräusche außen der Morgen die Stadt die Cafés

Ein frischer Wind von der Höhe zieht meine Sinne ein
ins Gedächtnis tausendmal städtische Frühe der Straße nur?
darunter arbeitet der Traum wirklicher als der Ort
vor kommend: mit dir ist es die Erinnerung und ein Geruch von Schatten

Alles aber überdeckt von den Dingen gedrängt im Andenkenladen                 
an der Ecke liegen die Jahre
Das Echo in uns.

Am Himmel  nur ungesehen nachtzu ein riesiges Objekt
aus der Kindheit aller blinkt  es und das größere Auge
unter dem Bauch/ als wäre es der Eingang zur Welt
blinkt/ ungesehen von Niemandem  mit allen Lichtern
uns zu heben sie dir auf das Vergessen im Saal
der Operationen.            

81, 97





KLEINE ABENDGESELLSCHAFT IN FLORENZ
Anfang und Ende unserer Zeit

Verzweifelt geht ein jeder mit dem andern um
in ihrem Raum den sei aus Worten machen
schrill tönt die bunt Blase zwischen uns
mit unserem Wissen baun wir eine Wand
als wär ein jeder Gutsbesitzer von Gedanken

Der harte Alltag der uns alle bildet
sagt der Psychiater schlägt die Augen auf
die lachen anders jung und frisch
als wär er plötzlich um zu reisen aus
seinem Kopf gestiegen:

Und was erfahren wird das läßt sich gar nicht sagen
der Abend kommt nur in Gedanken an
und auch im Klatsch
sie alle aus Gefühlen die den Boden schaffen
schon lange hinter sich gelassen und erstarrt
smal talk die Masken tanzn wirr im Lampenlicht
und auf Terrassen als wären Kleider innere Lampions
von großen Blasen ist da nur ein Wortgewirr das trommelt
ein Sturm auf deinem Trommelfell und trocken ir
als wär der Raum verengt zur Kammer und besoffen

Dann endlich draueßn an der Luft dehnt sich der Raum
die Berge von Florenz sie atmen noch/ in mir
und kehren dann im Wort zurück als neues Bild das mich
gestimmt/ und hören draußen auf zu sein
als hätte ich ein Wild in ihnen eingeschlossen
und zerlegt.

Der Teil der Welt den wir erfahren können liegt schon in uns
ist eingebildet: und wird erregt durchs Auge/ auf einem Strahl
den sie zu uns geschickt. So wird was sich dort auf
St. Domenico  gezeigt so wie es uns erscheint ein Fernsehbild
das übern Arno fliegt und sich erstaunt vor lauter Zärtlichkeit
in uns verkehrt als wär es auferstanden aus einem unsichtbaren Grab
und wendet sich uns zu/ von wo es kam
wir sind nur ihre Mischung die sie hier versuchen: Tiere
ihres Experiments in diesem Tunnel durch "reale" Wellt
denn außerhalb von diesem Augenblick ist für uns nichts
als Abgrund große Angst/ die überbrückt wird mit Ideen
so weitertreibt den Augenblick als wären Uhren Leben
nur manchmal steht es still/ und wie ein Wahnsinn tickts
in einem Loch/ und  sie dann an der Zeit entlang
schon weiterwill: und du in diesem Zwischenraum  fast
am Erwachen bist/ so im Bewußtsein schon ver-rückt
der Spalt wo sie zu sehen sind erscheint -
dies muß vermieden werden.

Dort sieh Zypressen Villen Hügel diese Landschaft
ist nur fahl und abgetragen zerschlissene Leinwand  Bild
wenn keine Seele jene tiefen Teile wo diese Welt den Atem anhält
zusammenhält den Strahl gereizt durch unsere Augen aufgestört
und der Gedanke ist ein Rohr wo eine Frage ohne Worte fällt
die wir im Umgang smal talk Maskentanz und Blasenwand
zurückgedrängt mit einer alten Angst ein armes Nichts zu sein:
auf dem der Grund der Besserwessis  mit allen Staaten Industrien
und Heilanstalten  ruht: und auch der Grund der Lager
denn Darwin ist ihr Mann: Nichts anderes als dies Fleisch
das auf der Erde wächst: die Hierarchie des Fleisches
muß gesichert sein: der Reichtum nur die Illusion des Körpers!
Die Sichtbarkeit die eingeschränkte Welt der Miniklaviatur Frequenzen
die des alten  Teufels ist mit seinem Losungswort vom diabellein!
Zerstäubung in das Aug gestreut als Chol und Sand!

Wenn Worte wir aus unserem Auge wischen als wär es Schlafdreck
der uns früh betäubt so daß die Saite dissonant und rasend
schnell in ihrer Ruhe schwingt bis sie den Stillstand
endlich ganz erreicht und du durch das Gewohnte fällst
als wäre es ein Alptraum wie du draus erwachst und deinen
Grund berührts/ der plötzlich auch in dieser Landschaft nun
so ruhig in deinem Bild zerreißt:

Als wär sie nicht schon längst vergangen
wie Sterne untergehn und nicht mehr sind
obwohl wir sie jahrtausendelang noch schön
am Himmel sehn so wie wir selbst
uns überlang begannen

81, 97

ZEHNTER JUNI EINUNDZWANZIG UHR

Wenn ich beginne zuzuhören
was hier die Luft das Licht
so feinzerstäubt in mich getragen haben
Gleichgewichtssinn im Labyrinth des Ohres
bis in den Nerv als wär nur dieses da
und sie nicht wahr
hebe ich unwillkürlich den Kopf
weil ich merke wie klein die Dinge sind


Es war der ganze ganze Zusammenklang/ der erstaunt
den Kopf  von der Erde hob
und so sah ich den Vogel

Im Hirn der da kreist um das eigne Gefühl
sagt der Psychiater:
als wär es ein Rilke im Turm

So strecke ich schnell den Kopf
aus den Wolken
und sah daß sie nichts als Ich sind

Und merks endlich: ein Totenkopffalter
aus der Kindheit der mir noch Angst macht
wie Gummmantriebe von Fliegern Modelle
auf der Kommode des Lagerkommandanten

Aber dort ja gäbe es keine Geister
keine Angst keinen Tod
keine Totenkopffalter all das zu nah
und alles es selbst was du sahst
die Welt nur Materie Gestank
ein einziger Fleischberg

Das was sie  als Welt haben wollen
Nichts nichts als Menschentiere Körper
dort trat es ein
81,97



ZUHAUSE wußte ich nur
daß der Mensch so
wie er meint zu sein
überholt ist

Viel mehr als nur im  blauen Schein
dieser Erde
kein Wunder - nur sie holen uns
aus Jahrmillionen Zeiten jetzt ein


Hier wo ich es täglich erlebe
will ichs am Tage nicht wissen
schrecke nur manchmal auf
wenn sie in mir flüstern und tasten:

Vergiß endlich dein Heimweh:
Du bist im Vergessen zu Haus.

81, 97


WEINKELLER IN EINEM KARTÄUSERKLOSTER BEI LUCCA
(Und wir trinken und trinken...)


Die Rebe sei voller Zukunft
vom Wein ganz zu schweigen lebe die Seele
sie kommt in ihn rein so sagte der Mönch
neben riesigen Fässern/ und füllte mir
hundert Liter ein

Alles was möglich ist das ist vom Bau
der unter der Erde weiter wächst
länger lebt es als das was schon da ist
und er nahm einen Schluck vom gekochten Wein

Was noch sein wird aber ist jenseits des Lichtes
jünger als jung/ nimm einen Schluck jetzt
vom ungetrunkenen Wein und denk an das kommende Jahr
Die Rebe wächst weiter/ am besten du trinkst nicht
und denkst an das Wunder vom Wein:
Johannes 15 so ging es weiter

Die Form ist göttlich/ sie wächst und bewegt sich
am jüngsten ist sie/ ist der Ursprung die Quelle
und er schnalzt mit der Zunge als wäre es Pfingsten
das Wort vom Wein noch naß und duftend
versetz es in dein Gedicht!

81, 97

 DAS BESTE DER GEMEINSAMKEIT du Mensch hier angekommen
den Aufruhr zu beginnen der Natur/ die Unmöglichkeit
zu sein so /zwischen Himmel und Erde gespannt
und am Firmament gekreuzigt/ schon der aufrechte Gang
ist ein Widerstand/ führt aber bei manchen
zu  Rückgratverkrümmung und Bruch

Du mit deinem Kopf einer zarten unmöglichen Fleischblume
mittewn in der Gewalt am Kreuzpunkt der Ebenen
herausgestreckt aus der Sphäre der angeblichen Engel
Hierarchien Dimensionen unberechenbar: sei unter uns!
durch alle Schichten hindurch einen überlangen Stengel
von dem du fällst/ fals du dich erkennst mit ihnen
in einer Nacht der Entführung: nachdem du ihren Stern  blinken sahst

Was war das vielleicht Jesus als die Weisen ihn sahen und erkannten
wie war das mit diesem Mutterschiff wo der Vater wohnte und
allerlei Himmlisches: so wurde der  Abgesandte der Andern
geopfert und zu den tierischen Menschen gesandt/ ein Teil freilich
auch von ihnen/ nichts it au der Welt gefallen!

Der Aufstand ist ja die Wahrheit geht senkrecht zum "Himmel"
so hol diesen Glauben aus seiner Verblendung
Der Azufstand geht senkrecht zum Himmel daraus
haben sie ihr Forschungsprogramm gemacht
Astronauten sorgfältig ausgewählt streng vertraulich
das ist der Christus der uns gefällt
die Rede des Präsidenten im Helm

Aurora hieß einmal ein Kreuzer der die Paläste beschoß
im Winter Eisbrecher der Vergesslichkeit
das Ich hockte immer mit längerem Arm/ der Schmutzfink
diese Hülle des Umsonst der den Himmel macht und die Erde
umkehrt/ Immer kommen mit ihm die großen Tiere
die Bestie der falschen Gemeinsamkeit

Der andere Kopf aber muß ab und der Kreuzbaum gefällt
und es bleibt nur ein aufrechter Pfahl aus Beton und Stahl
und massenhaft  aus Fleisch der die Qual pflanzt und fortsetzt

Die Gestörten aber die im Kreuzpunkt stehen und  beharren
und ihr Ebenbild hissen/ Terroristen Narren
werden erschossen und eingesperrt.

81, 97

DIE SPRACHE UNSER SCHUTZ UND VERGESSEN
um zur Grenze ihrer selbst zu kommen
sich zu überwinden: Gedichte

Zitate aus dem Ganzen
wider den Überfall
den Angriff des Lebens
das den Ausdruck verstört
die Stimmung zerstört
aus dem Detail
unserem Teufel.

81

Gedichte sind nicht mein
sind mir so leicht
geschickt/ wenn es der Sommer
will/ und neben mir zieht
seine Spuren
Gestank jener
die das Mein betonen
und festgeworden sind

Die Worte rein
die Erde
abgekauft
in den Sinnen

das Letzte wären
Gedichte

Mir aber flüstern sie im Blatt
im innern Ohr
die reine Spur der Geister
wie sie früher hießen heut
und über mich hinaus/ Es steht: so
kommen sie woher sie immer kamen
nur treffen sie die Worte besser ein
im Zwischenreich Durchbruch
gewohnter Holographie
auf die die Intelingenzler schwören

Assisi ist nicht weit/ die Wundmale
der Selbsthypnose
die Reminiszenz
härenes Kleid
eine Lizenz/ und doch der Zustand:
was Gott eisnt war unds seine Abgesandten
ist selbständig ein wahrnehmbares Reich des Offenen
Fluges/ Tests und der "Objekte"

Assisi so weich im Gedichtgemüt näher
ist heute härter und  traumverschwimmender
Assissi nicht mehr so im Bild
verändert und verdichtet Längstvergangnes hier
Umbrüche  im orangenen Feuer
das Gras so mild
im Tode noch freier
Out of the Body:
Tod, Nichts als Entkleidung
den es nicht gibt.

81, 97

WAS DU BIETEST MEIN ALTER GOTT das ist doch der Tod
Zwischen Leben und Leben die Kontinuität/ ein Gehäuse
Und jammernd suchen wir uns zu versichern daß es so bleibt
Daß wir das Leben vergessen und was uns nach dem Tode noch bleibt
Spürbar schon als Hunger nch Wahnsinn und einem Essen
Ganz besonderer Art vermntscht hier im Abendmahl Oblatten
Und in Gebeten zum Hiligen Vater/ Jungfrauengeburt und
Zölibat. Wie es ist daß wir nicht aus der Welt gefallen
Und warum keine Auflehnung millionenfach/ Ganz einfach
All die hungrigen Selen halten den Boden noch fest
Wo wir fallen/ und dies sammeln die Kirchen und Taufen und segnen
Und lassen uns Sakramente fressen und halten begleiten sogar
den Tod dieser Armen Seelen/ den Schrei und den Hunger nach Erlösung
                                                                                                            und nach Brot.

Dies ist der große Jenseitsrahmen hier auf der Erde
Vom Finanzamt beraten / kassieren sie unseren Obolus
Und bekränzen Kanonen Raketen mit Blumen und Reden
Und Weihwasser auf den Haß: `diese Roten und Gelben´
Erhalten bleibe uns daß wir lange leben auf Erden
Ihr Geschäft mit der Angst und dem Tod.

81, 97

BEDROOM VISITOR

Schlaflos wieder eine Nacht
ich wälzte mich im Frühlicht
Spüllicht schiens/ DIE Frage
was mich niederdrückt/ wozu.
Und spürte sie im Raum
Embryonen des Futurs
mit den Hypnose-Augen.

Es scheint aber
Gesetze  des Schmerzes zu geben
wie abgewaschen eine alte Welt
Gereime: schöne Sentimentalität:
stromlienförmig hoffnungsvoll
sogar hier das Gefühl der Angst
der Vollmond glotzte nicht mehr rein
vibrierte ruhig war ein UFO
wo die Berührung  tötet oder heilsam  ist
so werd ich weiter hier in diesem Zoo
belassen oder abberufen und einer sagt, der Engelembryo:

Wohin ist unklar nur die Angst zeigt
daß du dich nicht bewährst und
deine dir gewährte Form den Zustand
überschreitet:
                                    wenn mich die Angst packt
sie  im Augenwinkel schräg mich sehen
dann wird mein Schatten konsistent und
aufgerissen eine Naht
                                    die Narbe unverborgen:
Nahtod-Erfahrng
wenn durch diesen Riß
so fremdes Licht
in diese Welt stößt
ohne mich

Es ist die Inkubation
wie eine Krankheit
weil wir es nicht ertragen können
mehr zu sein als dieses nur gegebene Ich
die Sorgen sind ein Tor
in dem die Spannung einfällt
und uns zerstört

Am Tag erst merke ich
daß ich verändert  bin:
und durch die Wände sehn
und schreiben kann

Neu wirst du werden
und daran gesunden -
genau an dem
was du dir angetan

Bist du erst hier
an diesem Punkt
dann geht es weiter

81, 97

Gefahr des brakigen "Gefühls"
Breker und Baumann

An einem Bamberger Reiter
eingesperrt in seiner Form unfrei
im seelischen Morast  die Karikatur
realistischer Erhöhung ihres Flugs:

Sanft er Galopp des Ave Maria
dacht ich ans Zittern und ans Rühren
steigt wie der angecshwollene Fluß
Großes Gefühl

Lüge der Wahrheit steigt
Abklatsch
einer Heiligkeit lauwarm 
wie Darmduft in den armen Himmel


Hochstimmung
Hochzeit
Fest in Reihn geschlossen
die Sehnsucht
zum Speien

Gefähdet sind jene die den Abgrund kennen
und ihn fesdtlich überbrücken können
Huren der Unendlichkeit.

81, 97



OSTERZYKLUS DER WIEDERKEHR

Ostern? Ob er, der Hingerichtetet von ihnen kam
außerirdisch sicher und jeder den ein Staat
unwissend so zu Tode quält, ist ihm nun ähnlich,
auch ein Verbrecher, der wie heut, den 23. Juli 97
mit einer letalen Injektion, ähnlich wohl wie einst Sokrates,
Mit Schierling - hier war es besser wirkendes Curare
im Trakt des so obszön legalisierden Mordes
im Bundesstsaat Virginia zum Tod gezwungen wurde.

Ich nahms nicht ernst genug, denn überwiegt die Einfühlung,
so bist du schon im Körper, den er - und du
verlassen müßt,  so ganz gefangen.
Im Ernst wäre die Verantwortung: nicht Selbstmord
um ihnen zu entgehn, wie einst die Meinhof,  nein,
sie zu verhöhnen, wie ers getan: ihr sterbt, so wie ihr meint,
daß ich nun sterben muß, ich aber bin dem Tod
entkommen, weil ich es weiß, daß ihr Nichts
als mein Körperkleid noch fesseln und dann töten könnt!
Du hättest ihm, Joseph O´Dell  dies schreiben müssen.

2
Ist es nicht so: Der Ernst gebührt dir nun
du kannst ihn niemals selbst bestimmen
er ist nur da du hast ihn nun erreicht
du bist im tiefsten wunden Punkt
der Gegenwart minutenlang
wo er sich in den Körpern dehnt
zerreißt, daß sie verschwinden
du innen ihrer Leere gleichst.

Du staunst wie draußen
alle Bäume wachsen/ und grün dir in dein Auge winken
das nicht mehr ist/ ein milder Trotz
so geht die Zeit durch dich/ das Alter der Zerstörung
hielt dich so fern von Gott, dem Sinn -
und seinem Gegensatz: dem festen Schein des Alltags
dem Werk der Blindheit,  seinen Staaten
mit ihren Kriegen Tötungsritualien und ihrem Innersten
der Einen Wirtschaft, die man mit grausamem Gesetz verteidigt.

Schuldig gesprochen längst von  ihnen, die sich
mit Astronauten trafen, Botschaften schickten an die
Regiernden der Erde: da sie es stören schon seit lang
das Gleichgewicht im All.

3
Gib auf die alte Sucht
den Leuten zu  gefallen
und dir: - dem Menschen,
den sie aus dir
mit Schlägen und mit Krämpfen
einst gemacht

Es läßt sich nicht beschreiben
was du, zurückgeblieben hier,
schon weißt - aus einer Weisse
die du schon  fast vergessen hast
doch ein Gefühl der fernen Einigkeit
springt dir schon bei
die Erde die sich jetzt in uns verwandelt

4
Die Grenze sinkt
und einmal nur gewesen gehalten
den Kopf und den Mund
das Wort war gefallen
bleibt kurz noch zurück
und nicht mehr am Leben

in den Gedanken blitzt es manchmal  noch auf
wie einsam spielt sich doch
Schnelligkeit ab

Nur wild und roh ein Rest von Gelebtem
sind meine Gesten da draußen wie Schüsse
die Scham nur geht an der Wut hier entlang
uralt wie ein Bison unter den Engeln
bärtig ist mein Barbarengesicht wie ein Tier
und ich meine ich bin es kaum und nicht mehr
und zwischen die Lücken der Sekunden gefallen

Laß mich zurück so wild und roh/ wie ich es geworden bin
wenn ich mich unduldsam hier eingeschlossen
an dem mir aufgezwungenen Außen dreh
wie eine Zeitung wird dann flach mein Hirn
und alles klopft verkrampft den einen Text
aus dem sie auch die alten Kriege machen

5
Es ist der Ort
wo träge Masse Massen ohne Zahl
die dumpfe Schwingung langam uns erniedrigt
wo rasche Oszillationen der Gefühle dann verkamen

Nur wo sich Schwäche zeigt in dir
kannst du ihn überwinden
brutalen Ort des männlichen Profanen

Wer nur erscheinen will
der wird verschwinden müssen
in jenem Lichtblitz unter Schreien und Gewalt

Nur wer in sich den Schein zerreißt
und schwächer in sich selbst die Tür des Himmels sprengt
den andern hilft die eigne aufzusprengen
der wird den Auftrag dieser Erde kennen
sein Leben nicht vertan verführt versäumt
von jener Massenträgheit aller Staaten
wie sie uns in die Seelen dringen
und das Geschäft des Geldes und des Endes sind.

Doch jedes Jahr wächst an den schmalen Rand der Zeit
und nichts berührt: es aufersteht nur als der alte Dreck
in uns die Wut Das Kaufhaus und die Form der Habgier an den Dingen
der Krieg im Herzen und macht Staat
und wer die Konsequenzen zieht und handelt
kommt in die Todeszelle

Es ist als wachse mit der Einsicht nur der Trotz
als habe uns ein Widerstand: Gesetze der Vernichtung
so ganz erfaßt und sehend rennen wir
in die verkehrte Richtung.

April 82, Juli 97



                                                           

I
            Er bleibt, während ich sterbe, sagte einer, der ich bin, nie mehr, dachte er,
während er im Flugzeug saß und flog, dachte er SICH aus flog, heimwärts gen Osten, fort fahren, wie die Sonne, wie wir hinter dem Berg und was noch, sagt er: untergegangen, längst über alle Berge, oder Gebirge, um zu landen, dachte er sich selbst: der Boden lockte, man sah: das Flughafengebäude, ganz klein die Felder, Quadrate, Rechtecke, Häuser, Spielzeuge, gereinigte Müh`, oh Erde, alles ist einfach in der Entfernung, dachte er, dachte sich AUS: mein Gott, das Ich sitzend und gefühlt nun im Auge von oben flüchtig Besitz nehmen im Blick nur: die Felder, wie GRÜN bist du mir, schöne Sekunde, das Flugschiff JETZT: der Himmel erreicht: so entferne dich, während ich sterbe, und mein Du bin ich, sagte er zur schönen Nachbarin, reichte hinüber den blauen Blick, mit der Hand den Wein, kauend, Lufthansapäck, er, heiter: wie, keine Einkehr jetzt, und alles muß noch verzehrt werden...

II
            Und zu sein hatte, weiter, er, zurück gedacht, weiter UND weiter, zu sein, ich, das war einmal, er, und verfolgt davon, die Verfolger, sie,  auch die nun ausgereist, SIE: ausgerissen, und nirgends vorhanden, wie der Blick von oben, er, über den Wolken, kaum zu landen, wer läßt das noch zu, wer läßt mich landen, ich, kalt das Glas, und drücke mein Gesicht, drücke ES ans Sehen, dem Blick nach, die Dörfer da unten, sie, Kirchturmhoch, ein Blick, der beschränkt sich nicht, er, der Vogel, und Maikäfer flieg, wie ausgebrannt, fliegend der Blick, er, allein noch hinab, über den Wolken, ich, kalt wie ein Stein, Glasauge, deines, so sieh die vielen Heimaten wie sie zerstäuben, ich, bin ich frei?

            Kalt wie der Stein im Bach ein Rauschen, kalt, wie das Glas, der Stein, und die Gräber der Toten, im Regen, streifenweise, ich hielt den Schirm vor den Himmel der Stadt, unter Eichen, Eicheln fielen herab auf die Toten, Heldenfriedhof, am Absatz die Erde, Einzelne zusammen im Wahn, Familiengräber daneben, und las, dem ich entkommen: Namen, Namen, deren Körper gar nicht mehr hier lag, und sei´s im Verwesen, Boden, vergessen dazu in Klammer zu setzen: ER ruht nun in fremder Erde, und wär es nur Deutschland zu schreiben gewesen, Hier bricht das entzwei wie die Ferne, was die Begrabenen gefühlt und gedacht, und im fort gedauerten Augen Blick abgestellt: -  auf keine mehr, Waise.

ES GEHT UMS LEBEN, was bleibt
so in letzter Zerstörung, fern glänzend
und eisig der letzte Punkt.
Man stelle sich vor, Flecken für
Flecken, angesammelt so nähe ich hier
buchstabengenau und unsinnig
Naht für Naht das Zerfetzte,
den kleinen  Mantel des Lebens:
aus/ dem, was nie sein wird.

Vernichten meine Zeit und meine Träume,
im Dunkeln flicken diesen Mantel Jetzt,
Als Dank zu wissen, daß die der Himmel
durchs Loch den Schein hier blenden läßt,
von einem Stern, das längstvergangene Licht.

            Einsam der Schritt, er im Land Regen, allein durch ein eisernes Tor und einen UMWEG, sucht was geblieben: den Stundturm, sucht eine Bibliothek, er, weil er entkommen, sag ich nichts mehr, er, im Gespräch am Burgplatz, vergitterte Fenster zwei Iche vor mir, SIE, die Verfolger sind verschwunden, doch wir sind noch hier, sagen die Archivare, nichts stimmt mehr: überein mit dir, Tradition laugte aus, führte fort bis hierher kamst du, sie aber haben die Zeit nun später, später hinüber in die Null, in die Nacht sogar noch westlicher ins Ende verschleppt, was hier war, eigentlich offen, trotz Ringmauer, jetzt aber zu.

EIN WARTEN war es unten, dann
in Melancholie oder die Schwermut
drängt hinab, verschließt mit Erde den Mund,
du aber sollst ihn ja finden, wer aber
so lange ihn aufspart und sich hier
vergißt: ohne Ihn sind wir allein,
fällt, wenn er plötzlich aus der Sprache erwacht
in seine Schwermut, den ungelösten Klumpen
Gott, Erdkloß für ihn, noch unerschaffen,
doch regt sich sein Embryo tut weh.

Wenn wir die Sprache verlassen, den letzten
menschlichen Ort, der uns vor uns selber schützt,
nein, uns die Form viel zu leicht macht,
sind die nicht redenden Bäume, das Gras
wie es deckt, und der Specht hämmert an dieser
Wand, die uns trennt, Holz oder Stein, dies Papier
wo Buchstaben klopfen, unten gelassen
die letzte Ortschaft, fällt
es schwer, nicht einzusammeln jedes
Ästchen allein, ein Augenblick Leben geheim.
Lösch mich hier weg.


            Und Wonne könnte Sein, über Stock und Stein, wäre, ja wäre wie jetzt Niemand da, auf leerem Platz, nur der Lindenbaum mit mir, das Blatt, nur einsam bin ich mit mir, schwingend als wäre es Blattmusik, rein; aber leider: die Ferse, und diese Verse, beobachtet von wem, der da meckert: Gott, wie ist Er unverständlich; und ging nicht mehr allein, und kam da einer: über den Neuen Weg, alles so Klein und genau übrig, geblieben, singbar der Rest, kam da einer ins aufgelassene Haus, kam mit fremder Autonummer und seinem Sohn: zu Besuch, wohnte aber in seinem Haus dort, Garten Gasse Nummer X nun, behauptet, er habe Recht: dieses Land sei ja die Schuld, nicht Ich, nicht wir, dieses laut geschrieene Heil, getrommelte Felle, braune Blätter, Blattschüsse und Moore, versunken, erstickt... Und Jedermann vergißt den Besuch beim Berg, und meint, der käme zu ihm, jener, ER also, sichtbarer Rest: BergFried Hof, wo die Namen noch lesbar sind, die eigenen, als wärst du entkommen, sag nicht mehr DU, sag wieder ich, einen Atem lang zurück in den Blick, ohne Flug GERUCH wie Jasmin, der Mann darin, und das Kinderlied in der Luft, Hans, oh Hansa Kogge, maßstabgerecht gesägt und bunt bemalt, ein Ferngesicht in ihm roch es so nah, Leim und Farben, der Christtag mummt ein auch den Haß, das Verschwinden, die Stadt ist für ihn Luft,  und geht nur vorbei ohne Gruß und das Herz ist wie stumm, der Stein darf es sein, und ER nicht.

            Mit wem red ich da, stumm, infantil? Mit dir, dieser Lindenbaum, was er ist als Gesang in den Brunnen gefallen, das Kind, und der Stern von oben im Spiegel, gelber: so krank. Gelber Stern oder sternförmig Rot, eine Lache gesehn am Bahnhof, zerschnittenes Hirn zwischen den Schienen.

DAS SCHWARZE LOCH ZEIT
in dem wir schon gestern verschwanden
hier meine schachtel der träume
destilliert aus erlösten dingen

angst meine versunkenen blätter
vermodern zu lassen
als käme der winter

relativ ewig ist nur natur
doch geschriebenes schicksal
gehäuft im verfall

ab fünfzig tat montaigne
nichts anderes mehr
in diese schachtel
vermodernder blätter

sammelte ordnete fotos der gedanken
und band sie
die andere seite
erwartete ihn

denn was nicht form wurde
wird nicht mehr sein.

4/92







DER STUNDTURM. Siebenbürgen

1
Dort geh ich durchs Tor der Fallgitter,
                                               die Turmspitze ragt im Blick
in den vergangenen Himmel, ich
hör, sie schlägt, im Ohr berührt, dazu der Außenlaut
und meine Sohle ist auf heißem Boden, Tritt
da auf viele andere Tritte der länger Toten. Und hör
im Schlagen: Senj mer derhiem, et schnaat, menj Jang, bald
äs et Chrästdach. Namen, Namen
... und Melchior sie kamen . Wer ist
                                                                                              "Frau Exegese"?

Turmsilben schlagen. Und die ganze Historia
flandert vorbei, dreht sich in Wochenbetten,
um, die Kinder sind vor der Geburt
gestorben. Sogar die Sekunde wird es sein.
Die bemalten Holzfiguren: Die sieben Tage sind
nicht mehr zu sehn.

Hör, hör der Tod ist fühlbar geworden,
hier auf der Bank vor dem alten Museum
Bacons ist er/ ein leichter Wind, ein Wehn
des alten Eichenblatts/ durchstochen. Früher
das Blut und jetzt der Hunger. Früher
zuviel Gegenwart, dann zuviel Zukunft: Lüge,
jetzt aber Nichts mehr, ein Summen, der Burgplatz
die Leere, die wehtut. Dort, dort, sieh: sie kommen!

2
Ach, du bist gut, noch immer erinnert, nur ein
Arbeitsloser drängt dich in die Ecke der Pinte
"Dracula" im alten Waisenhaus, er will eine
Stelle in Deutschland, Automechaniker ist er
ohne Autos, Idylle. Die Einzelheiten aber
stehn Schlange und stören die Verse von früher,
die schönen Gefühle, unter den Schuhen der Dreck,
in der Luft aber heult ein Oben unhörbar kommender Mord
und der Totschlag im Herzen, Unvernunft
Sorgen lebens notwendig wächst die Gewalt.
Erfahrung  braucht soviel Zeit.
Ein ganzes Volk stirbt daran.


            Mit Luther noch im rechten Ohr "...Und lebet
darnach achthundert jahr/vnd zeuget...war hundert
und fünf jar alt/ vnd zeuget Enos. Vnd lebet darnach..."
Undsoweiter, zeuget ioc hier. Vom Pult und Schallraum
Jetzt, abgezirkelt stehender Raum, Sonne durchs
Kirchenfenster, und Orgelton, dann alle Register
und Gesang/ nichts mehr zu hören, der Tote hats gut,
er ist ja wie früher tot und geblieben: der
Pfarrer Wagner am Altar. Genaugenommen:
Was trägt dies Fleisch? Ein Aber?
Denn hinter dem Altar, wo du verschwindest,
da schwimmt Herr Jesus auf dem Zweifel,
gehst dreimal du herum wie bei der Taufe,
ists ein verbotenes Lachen. Diedel dumm.
Die vier Apostel, die dies schreiben,
verneigen sich davor: es singt dazu
der Kirchenchor sein festliches Gesumm.

Die Zahl aber, weißt du die Zahl, sagt Mirjam
unten im Worthof. Paradies spielen wir da
Para Para. Und es riecht nach Krokus
und nach Erde, die Luft ist blau. Der Vater aber
spielte nicht mehr lang Menschärgeredichnicht, -
als er aus Rußland kam, die Lunge krank, ja,
der Atem, es rasselte auf der Brust, dieser Vogel
der Tod hieß. Beim Würfeln hast du es einfach
in der Hand und kommst vielleicht in den Himmel.

Wieder nur 3 Punkte oder Augen (Trinitäten).
Die Figur aber am Stundturm ist neutral und
heidnisch, griechisch-römisch, man lernte es
oben im Gym. Heute ist immer schon Dienstag,
der Bruch. Und jeder Bruch tut weh. Inoperabel. Ganz
grimmig; der Mars, der zerschneidet, rötlich, die Frau
aber verkauft das Grünzeug für über zehntausend Lei.
Mittwochmarkt? Az Ur. Koronderdäppen und Milchkannen
klappern, das Weiße läuft über auf heißen Herdplatten,
stinkt, und man weiß, sagt Mirjam, daß alles vorbei ist,
die Leute sehn manchmal zurück in die Landschaft
und winken aus dem abfahrenden Zug. Tränend dann
so einiges Singen, o Brüderchen, komm tanz mitmir,
heißa Kathreinerle schnür dir die Schuh, Diedeldumm.
Denn, wenn die Soldaten durch die Stadt marschieren,
öffnen die Mädchen Fenster und die Türen, hei warum,
hei darum... Klingendes Spiel. Und das,
was davon noch übrig blieb sind wir.
Die alte Sachsenstadt? Der Rabbi sagt,
die Null, ja die ist längst schon
fertiggeweint. Alles fehlt jetzt.
Und sonst ist auch nichts,
nur Erbsen an die Wand.




                        Was unsterblich im Gesang soll leben,
                        Muß im Leben untergehn. (Schiller)

Arm und Tun, den Willen
beugen, Räder drehn sich
noch im Hirn,

Nirgends  ist ein Ort.

Und es war Ja schon geschehen,
Niemand hört dich gern. Nur
im Vers noch liegt der Flieder,
seh die Mühle Niemals
wieder. Und im Kopf
das Wort.




MIT EINEM SATZ HINÜBER

Die Hand die Haut von mir getrennt
im Auge Fühlen
Iris Licht.
Und trocknet die Träne
das Sprechen ortlos das jetzt beginnt.

Ihre mühsame Syntax
zum Durchbruch -
das bessere Gedicht,

ihm nach gesagt jetzt stammle ich
die vorgeschriebene Hirnsyntax
der Erde -

immer nur auswärts berührt
und zwischen den Zeilen
die Hoffnung: Ein Glücksfall
zwischen dem Ohr und mir
ein schwingendes Blatt
ungesehen, ungehört
was noch nicht sein kann
stimmt es
flüsternd das Ungedachte an.

x

Was bleibt noch übrig im Tod
wirst du Jahrtausende sein hier
im Gesehenen
gefangen
hirngitterlang.

Mir? Wer da wer frägt hier
wen? Die Worte flüstern
im dunklen Hirngang aus
sterblichen Zellen. Der
lebt noch und weiß nicht
wer die Welt im Auge
gefangenhält.

x

Ein Bruch im Land im Herzen
der Durchbruch Letter 
im Buch zu groß und lang schon
lichtgeformt
im initialen Stoß.

Nur wenn auch
das Auge bricht wirds
groß und sieht
sich  selbst.



 Für Ursula Bedners
Sie starb am 12. November 2005  in Schässburg

Das Erstaunen ist ein Geruch in deinem alten Zimmer. Der  Stuhl des Großvaters hat alle Zeiten überstanden. Sitzen darin. Oh  wie wohl ist  mir am Abend.  Und du bist ein  Fremder. Nicht mehr. Bist da und ein Hauch Duft als wäre Richttag am Marktplatz fährt die Wusch schnauft und du rennst ihr nach als gäbe es sie noch an der gelben Post als stände sie noch an der Kondi als gäbe es sie noch garz der Rauch und Ruß in der Kehle kratzt als lebtest du noch meine arme Stadt. Du aber Ursula Bedners zeugst dafür  dass es sie gibt in dir ist alles noch da und du atmest die alte Luft weil du träumst und es  steht alles steht in dir was vergeht geschrieben. Nein, du bist nicht tot.

Schluchzt ein  später Spaziergänger weil die Uhr eben schlägt der Stundturm ist es der  dich schlagen will mit den vier Türm­chen Armesünder Glocken sind möglich der Klang aber reißt dich aus dem Boden im März die scharfen Gerüche Frühling Palmitzken streicheln dein Herz am Bach wo noch Schnee war unter dem Eis fließt  die Kokel jetzt am Leben vorbei.




DER TOD.  ALTES  SÄCHSISCHES VOLKSLIED
ins Deutsche gebracht

Wie kam der Tod? Er brach mich nieder,
zerbrach mir alle meine Glieder;
wie kam der Tod und hob mich auf?

Sie trugen mich aus Vaters Haus,
wo verscharren sie mich? -  in der kalten Erde,                                                                                                                                                                                                                da lag der Leib schneeweiß und gelb.

Als die Glocken ihren Schall verloren,
vergaß ich die Freude. Mit Fleiß und blaß.

Ihr Engelchen, bringt mir den Wein vor die Tür!
Scheiden will ich aus der Welt,
fahren will ich zu den Freien.


            Bei meinem Begräbnis war ich nicht dabei, ich durfte die Grenze nicht überschreiten. Er, in fremder Erde, ausgewandert, also in Deutschland, unter einem Holzmal, aber siebenbürgische Eiche, ohne Kreuz, eine Art Menhir. Die Farben der Freunde waren zu grau. Musik, selbst aus fernen Ländern, gab es nicht. Diese Welt zu ändern, gaben wir darum nicht auf, es blieb uns nichts anders übrig, denn sie, nicht wahr, verändert uns nur, wenn der Druck fehlt, und wir es tun, ohne es zu wissen; wie ihr. Aus den Zellen blickten wir zu keinem Horizont. In den Ebenen längst herabgebrannte Feuerstellen, die Schlachten erinnert. Ach! ein Teil von ihr sind wir dennoch geblieben.


SIEBENBÜRGEN
SCHWACH nur ein Echo
von Nirgendwo

Der Auszug

Geschwärzte Chroniken leuchten
In Museen

Von Westen her täuschend
Ein Licht, gekonnte
Sonnenuntergänge
Rot/ Freizeit Ferienfreude Und
Zweihundertfünfzig Sorten Brot

Ein Blitz, eine Wolke
Als wäre Natur
Verführt und das Licht
Du mein halbes Auge

Schön dieses Mutter
Land

Woher wir kamen
Vor fast tausend Jahren
Dort kommen wir wieder an.
Mit Grabsteinen im Gepäck.


            Ich sehe die andern Steine nahe am Bad, jenseits des Parks, an der Bahnhofsstraße, die Körper unter der Erde, ohne Kreuz, Steine gefallener Rotarmisten, ihre Sterne, die längst vergangen sind auf den geraden Reihen des Grabmals in fremder Erde. Die im Gefühl so unterschiedlichen Toten über den Wolken unterhalten sich noch heute über den Unsinn und die Entfernung vom Heimweh in uns Aber, aber, was wartet denn da, was so versäumt wurde?  Manchmal einsilbig Dialekt und der Kopf meines Großvaters mit großer Glatze, ein redender Mund, darüber die grauen Augen, die mich beim Schweigen dann forschend ansehn und erwartungsvoll, fast neugierig, obwohl sie lange tot sind, sagen sie. Wir saßen gefangen in der Nähe, in den Häusern, die noch fest schienen und schützten, so glaubten wir es ihnen, bis die Sprache durch die Mauern drang, und sie langsam entfernte, als wären sie nie gewesen  Wir können dich noch nicht besch reiben, Zerstörung.


GELOBT seist du, Eislauf, Sinne tauchen auf, darunter
tiefes Wasser, und JETZT zeilenweise die Arche.
Ich könnte sie brennen machen, Stuhl auf dem ich sitze,
Wort, in dem ich schwimme, geschärfte Maske, Noah
mit den Ertrunkenen, hör die Stimmen von unten. Parolen
sind aus. Losungen gereinigt, abgewischt im Eisbereich den
Anus Mundi, Drucker Schwärze und Monitor.

Nichts Mündliches mehr, diese Marktzeile. Nur noch Gewicht
der Schrift schneidert den Tisch. Und  wird gegessen.

Die Sinne untergetaucht, und  tauchen ab. Die singen nie.
Kindheit gefangen im Gedächtnisgeflecht: Herr Fänk
nor iist noch ämeränk. Weiß stäubt das Wort im Schnee, kalt
in den Nacken: Spur, Vogelschlitten, kaum
zu Glauben und schön weit herzig. Sieh Enfants.
Paulinchen im Feuer. Pantöffelchen heuer. Gezeichnet.

Und grünt heut auf dem Bildschirm. Zwitschern,
Anstrengender Zwischenraum, vernetzt, und die Toten
kommen rasch auf Tonband, lichtschnell die Kapseln,
daß sich Zeit verschiebt, versteckt -
Orange und Blau, die Dimensionen zwischen Geist
und Wasser hell durchtaucht.

Die Toten wissen, und wir leben sie.
Sie leben uns, wir
sehn sie nie, sie biegen um
die Ecke.


OFFENBARUNG HINTER DER TORNAZ,
eine Lichtung steht vor dem Holzhaus
und träumt rückwärts. Einbruch
des Alten Herren?
Es stürzt ein Wunder auf Falbem Pferd
in die Krümmung.
Schon gräbt sich der Weg ab,
und der Akazienhang frißt sich ein
in den Feiertag.






VERZWEIFELT allein, das passt. Passt du,
mein Alter, was aber, was suchst du noch
hier. Im Licht, das dir geschenkt, ganz
umsonst gegeben, unwürdig ja, bist du
im Licht, daß dich die Sonne bescheint, daß
er dich noch hält und besorgt, was, wenn
nur deinen armseligen Leib, nein der
allein, ist verlassen und stirbt bald,
allein ein Wunder Werk, daß er noch ist.

SO beruhig dich, Streß nur einfach so
wie ein Dasein, Ungeduld das Leben,
läßt schon nach, du spürst es, an den kleinen
Dingen mehr noch als. Hier nur drinnen etwas
Aufenthalt, etwas Sinn im Schein,
den du selbst erzeugst, ein wenig Rausch
Vergessen, etwas Wörterwein getrunken.
Und dann Aus.

IST die sternische Verbindung auch
und trügt als Lichtjahr, hirngedacht
und fern, wie erreichst du denn,
was nicht Zeile ist, mit dem Leib,
Sternenflug, Seelenammoniak, feiner Ruch
wenn das Ganze winkt, bist du nur ein Buch.

Laß den Alten aus, kannst nicht dabei sein,
bist ein Kleingewicht und so kein-
er. Nimm es an, das vergrößert viel.
Bester Stil. Die Figur
als Sekundenblick. Kehrst
der Leere: Zukunft hier
so zurück.


MACH die Stotter Pause ja
glaubtest lang ans Schöne
Sternfigur der Nacht, alles Zeichen
längst und im Aug gemacht,
und du hängst zwischen Tod
und Sehnsucht so gekreuzigt,
alles Trug, Sternenbild,
glaub es mir, jedes Wort
dieser Trug: alles freut sich.


FALSCHES LEBEN und Verhalten
schafft erst späte Pein,
zeigt unmerklich an den andern,
diese Kälte. Du wirst elend, du wirst
klein. Jetzt im Ferngespräch die Mutter,
Bruder, bist du nicht mehr mein,
welcher Name kennt mich wieder,
bist so einsam, bist allein.

Was bis jetzt so war: niemals fraglich, gut,
wird zersplittert, tausend Fragen;
alle sind jetzt auf der Hut.

Einfalt war das schöne Leben, wach und klar
der neue Schmerz.
Sogar jener, der am Kreuz war,
uneins mit dem Vater Jetzt.

Bach nur gab dem Bruch als ganzes
Abgrund, die Musik, sein Herz.
Kunst zerstritt dein Leben,
hat die Nächsten sehr verletzt,
um den alten Gott hier weiter
notdürftig zu kleben.

24.Dezember/25. Dezember 91






2
Und heute?
Ach ja, "Risikogesellschaft" - und sollen uns auf "Mobilität“ einstellen,
ach, das Soziale als heilige Kuh als wären wir im Umkehr- Indien
das Futur verhindert, das nie anders war: als Jetzt,
und das, was du auch einmal sein wirst,
wartet; und keines wegs augenzwinkernd gar
witzig  in Gesellschaft, vorerst jeder für sich
und sie für uns alle!



Dann erst wird er erkennbar:
der Doppelschatten, der du einst warst,
tritt nicht mehr auseinander, und du
grüßt sie, die in dir redeten, ein Leben lang
unerkannt.
Manchmal am Himmel
die Projektion der Anderen.

Und alles, was hier nur ein Wort,
"das zu lang bei der Welt war,
rollt endlich "hinaus" -
wo die Grenzen gefallen ist des tödlichen Scheins,
war es gewesen/ wie das mit dem Sternlein-Stehen
an jenem blauen Himmelszelt  im Auge des Kindes
mit dem Auge seiner Großmutter, die sang,
find auch ich mein altes, erstes - eine Ahnung
dieses befreienden Fensters wieder.



DANTE UND LIEBESGEDICHTE






AUFBÄUMEN


Nach einem Film von Scorzese, "Christus"

EIN KLIRRENDES FENSTER ERZÄHLT: Maria im Bild
am 9.November, schon kalt, Maria im Großen Wagen.
Am Starnberger See ein Kino. Wir
träumen, aufzuwachen - es ist Ja alles wieder
gut? Gott aber ist/ der Tod. Und
hing noch immer mager dort oben am rissigen Holz, ein schwarzes Röntgenbild, das Kreuz an Ihn genagelt. Er
schrie, den Kopf in die Ohnmacht geneigt, der Leib verkrümmt
und weiß. Die Haltung Blut und Schweiß drückt euch den Atem ab. Sekunde, der Riß/ im Kopf das Hirn der Dornen. Ein
Lichtblitz in jeder Zelle. Sein Intervall: So geht es
weiter und weiter. Nichts ist entschieden. Erst aus dem Auge
des Fehlenden käme der Blick, der dich sieht. Du aber bist nicht da, und alles geht weiter, immer weiter zurück, - ins Letzte, das Mineral. Wo aber bis du, wo / auf der andern Seite des Feldes und rufst, und winkst so deutlich ein       weißes Ja,
            wie der Frieden, der hier nie sein kann. Doch das Fehlende kommt. Schon pfeifen es alle Kugeln von den Dächern. In die Fernsehantennen. Das Wirkliche bleibt unsichtbar. Wie die Zeitlupe Trost oder der Schrecken. Raumfähre Challenger am Himmel, am Bildschirm verglüht der Vorschein und vernetztes Licht, live: der Tod am blauen Himmel.) Die Strahlen in allen Zellprogrammen verändern den fehlenden Namen.
              
Er stieg vom Kreuz, nahm die Frau Magdalena in seine
Arme und schuf Menschen. Er hatte also den Tod
besiegt. Wie jeder junge Mann wollte er
die Welt verändern, dann aber sah er ein,
alles ist so /  wie es ist.

Judas ging auf ihn zu und schrie: du Verräter, du Schuft.
Elender, dein Platz war am Kreuz, nicht im Bett.
Jeder Idiot kann Kinder zeugen, du aber, du gehörst
in die SCHRIFT.

Judas Herz war ausgebrannt, das Leben vertan.
Und jener, den er verraten hatte, sprach ihm gut zu:
Höre, jung sein, heißt, die Seele fliegt zu hoch,
und fällt dann vom Himmel herab; das Erdenleben,
mein Freund, ist ein verdorren der Schwingen.

Aber, sagt er, wenn das Leben kein Blitz  mehr im Hirn ist,
was soll ich damit, sieh, wie dumm sie alle sind, im Dreck,
Elend und Langeweile.

Der andere, der wußte, will ihn umarmen.
Rühr mich nicht an, ich glaube an nichts,
ich bin ausgebrannt, und bin ein Nichts, sagte
der Judas und schrie unbeherrscht los. Alt, doch
ein Kind, keine Reife, der Mann. Reife, die Resignation. Ja, die letzte Resignation.
Wir werden uns in einer Stunde/  wiedersehn. Unsre Zeit ist
vergangen, im andern Blick, wenn wir vergehn.








FREIE ZEILEN
Fragmente

Nein, ich bin kein Prophet,
der alles weiß, Sein Sprach- und Steig-
Rohr heißts. Nein,

Sein ist nicht Staat machen,

Sein ist. Und fließt durch uns
reißt und zerreißt
was vor dir steht und steht
nicht in der Mandel

Bitter das alte Nichts.
Wie jung in allen Augenblicken
und aus
zu halten.

x

Rücksichtslos tun,
was dich treibt, -
gegen die Zeit/ Verlust,
daß du lebst.

Ein Auf Atmen so,
wie du dich hältst:
gehörst nicht dir,

tu, was dich zur Berührung treibt,
ist ewig.


8/89












PAGANINI I
Pause Hier, spielt, und paginiert,
sein Grab in Stagliano, Genua,
sieht das Meer. Wer?
Dreifach. Dreiklang, Geigen und Galgen hängen
wir nicht hoch. Oder am Himmel. Du Herrgott Zwischen
wie eine Terzine die Note in seinem Kopf
besessen.
Ein Teufel, sagen sie, Dämon,
die Sekunde ein Tremolo: virtuos, so über-
leben und endlich alles vergessen.







PAGANINI II, Eine Biografie
Gestorben im Ja, verdorben,  mein Fleisch
und was, du, Herr ist außer dir noch nah,
Musik, sagt Nichts. Aus, wortlose Folge
gelebt, im Herzen bist du da, spielst über dich
hinweg vor Angst, bleibst leer und lebend nur Virtuose,
daß sie dir mit den Ohren folgen können. Sie sind erstaunt.

Und sie wehrten sich. Und sie ließen ihn nicht mehr vergehn.
Verdorbenes Nie, 5 Jahre lag er präpariert für jede Ewigkeit
in einem Keller. Dann kam der Überlebte Tod nach Parma,
und kam dann auf sein eignes Gut, und kam auch in die Erde,
und kam und kam und ohne jeden Ton, wortlos
wars dann Stagliano, Genua, das Grab sah dann -
stillschweigend  Meer.
Kein Ton, das Spielen fällt ihm seither
schwer,
und schwerer, fast wie die Erde, die uns
deckt.



KÜHL GESTERN NACHT in Liebe abgeseilt
Die Sinne schwanden/ Mitte der Nacht
Das Jetzt riß ab: im Stilbett eines Reizes

Tor einer Sinnenrose. Entfaltet
Weiß das Feld der Atmung

Und Sesam offen/ haargenau
Die Springflut.

Die Seile angespannt
Kommt ihr hinüber

Die Spanne weit

Das Lustsymbol
der Riß.




ES GEHT UMS LEBEN was bleibt,
so in letzter Zerstörung, fern glänzend
und eisig der letzte Punkt.
Man stelle sich vor, Flecken für
Flecken, angesammelt so nähe ich hier
buchstabengenau und unsinnig
Naht für Naht das Zerfetzte,
den kleinen  Mantel des Lebens:
aus/ dem, was nie sein wird.

Vernichten meine Zeit und meine Träume
im Dunkeln flicken diesen Mantel Jetzt,
Als Dank zu wissen, daß die der Himmel
durchs Loch den Schein hier blenden läßt,
von einem Stern, das längstvergangene Licht.





KEIN ABSCHIED, keine
fernen Taschentücher, Träne
ins Fenster

Ich seh nur deine Hand im Tür
Spalt, schnell gereicht
das Schwarze Buch, nimm
kein A-dieu, darüber hinweg
gegangen, hart bist du
die Schale deiner weichsten
Frucht.

Und lag dann doch, weil
ich den Spalt zur Tür gemacht,
mit meinem Kopf in deinem Gras

und seiner Umkehr Frau
der Duft mit meinen Lippen du, die ich
hier nur gesprochen.

Ist es nicht so,
du kannst nicht Aschied nehmen,
es gibt kein Nie und auch kein Wo,
wir sind dann nicht getrennt,
in uns ist Abschied

Wir sind schon immer
mit dem Tod verwoben
DA



DER GELEBTE AUGENBLICK
Und ich: wer bin ich da Und
bin ich da? Was seh ich da:
haus pinie blau ein himmel
die pinie grün kalkweiß der stein

der golf hat ruhe wie in ihm gespür
doch hat er mich gespürt
ich/ ihn erst du
läßt mich ihn sehn
mein offenes ohr/ ein wort

grad geht die sonne unter
wie jeden tag
sagt Hume: der Augenblick
gewohnt ist da ein Nebelhorn
singt die Sekunde
als Sommer schon so spürst du/Jetzt
bewegt was ist

hier ist mein offenes ohr
die zeile die den golf ausklinkt:
und ich verlass den starren körper.
Wir schrieben`s auf und waren da
wie schön wie schön auf dieser welt /zu sein
bald bin ich fort und ihr bleibt hier
gibts dafür einen grund?
(HIER: sieh, ich
sage hier
ich sage
nein. Solang ich sage).

UND jetzt: der nasse Pudel setzt sich her
mit seinem nassen fell
auf dieses blatt papier
und weiß nichts von dem grund
dem blatt auf dem er sitzt
verwischt er alle meine Zeichen .



MITTEL MEER

Die Landschaft ist dir nur ein Halbschlaf
blitzende sonne im wasser ihr wort
und kein geheimgang mehr

Laute wie der möwenschrei:
ich bin doch wirklich, sieh, noch da!
Welch eine botschaft/ die
dich noch erreichen will
außer keinem streckt sich
in der geschriebenen möwe erst
ein anderer erlöser aus
wie ich daran erwache in einem
kurzen Blitz hier eden -
mein herz schlägt höher ein.
Das bild des alters ist /dies unverhoffte
glück das Nie/ wie`s grüßen ließ.



WAS SUCHST DU HIER/ das meer versucht zu glänzen
sein heimgang absolviert als wärs das ganze gar
was war: du korrigierst was ist
"woher du kommst, so geh zurück und lies,
wohin du gehst," lektüre ist das jetzt
das schöne gleichgültige  meer erinnerst es
was du schon oft geträumt ein schiffswrack
ist der grund nach dem du tauchst
und hast was du gefunden hast:
in diesem Augenblick versäumt.






DANTE - UND LIEBESGEDICHTE

Bitte sags mir, ich käme und komme ja nur deinetwegen! dieses überfliessende, zärtliche, dieser „alte“ kern ist so stark… und verzaubernd


AUF DIESEM GROSSEN HINTERGRUND
Bist du bist du bist DU. Ich seh dich
zwischen meinen Augen himmlisch nackt. Ich liebe dich
du bist so gleitend sanft verpackt. Mein Auge dringt
durch deine Haut mein Finger tief in dich.
Die samtne Haut an meiner brennt
das Ich das Du sind ungetrennt
wir gleiten in den Schrei.

Ich schrei mit dir du bist mein Hier ich fühl dich tief
In mir. Es brennt es glückt.
Die Augen-Blicke die dich sehn
den Wald das Schamhaar da -
Und alles wird  wild jung.

Es tröstet tief dass du es bist dass es dich gibt
dass ich dich fühlen kann in jedem Baum
dass du mein Auge bist und meine Hand
dass dieses Gras dich jetzt mit mir berührt
denn alles was ich sehe was ich bin
BIST DU.

Wer weiß was bisher war
der Stein im Sonnen Schein ganz warm?
Und morgen auch wer weiß personne wer war schon
in dem nächsten Augenblick? Ein Und?

So schweig Du der nichts weiß.

Wer liebt der weiß wer
hält den nächsten Mund? wer war
schon in dem nächsten Augen-
Blick passiert sagt Er passiert der
Schein der Grund.

Oh Liebste komm sei jetzt mit mir
du bist der letzte Grund. Komm halt mich fest
komm leg dich her so in den Satz
dass alles quer zur Zeit sich liebt
und küsst. Ich spür jetzt deinen Mund
den Hauch ich spür die Zunge wie
sie spricht und küsst
denn alles was du bist bin ich
mit dir vermischt.
Monastero Corvo/ Ameglia. Schon so viele Jahr vergangen? 8. Oktober 1306?


SOMMER
Dies Habtacht der Sekunde,
stramm (und ohne Analyse).
Der Wendehals. Und sonnenheiß die Feige.
Blaue Himmelskugel -
es sollte durch  zerfetztes Flimmern,
durch Rauchhöllen und Detonationen,
den Engeln und Vögeln hier,
den noch sichtbaren kaputten Seelen,
endlich ein Eingang gezeigt werden;
sie fliegen so ruhelos herum,
vor allem die Schwalben.

Manchmal kommt mir die Himmelskugel vor
wie meine weiche Hirnschale,
die aufplatzen könnte
in dieser Sekunde.


Castelpoggio. Fosdinovo.

Dante/Exil und
Niemals mehr Wiederkehr/ doch
Kam er nach Hause
Ins Grab fern an der Adria
Dazwischen die „Divina“
Wenn ich aus der nahen Fremde in die Fremde
Seh ich Dantes Fosdinuovo
Steht auf schmalem Hügel
Wie sonst mein Leben
Das nur  mir gehört/ glaub ich in
Meinem Wahn/ wo
Ist das Außen
In der Ferne das Meer

Jetzt das Castello
Dante und die weiße  Bianca Maria
Nur eingebildet?

Aus dem Ort sieht man
In der Ferne/ das Magratal
Portovenere und Palmaria
Viel romantischer als
Da wo man gerade ist.
Und viel Wein hier
Wir essen in dem Enoteca-Ristorante
im Ort/ essen auch
ähnlich wie Dante Menu testaroli
und die Bedienung eine schöne Frau
bewegt sich wie eine Schlafwandlerin…
als wäre sie die wiedergeborene Bianca Maria
als hätte nur die überlebt denn
alle Malaspina sind einfach nur tot
Sie aber: immer noch ein Lächeln
Ein sehr erotischer Grund- und Abgrundblick
Nur die Stimmen haben überlebt
(Ich erinnere es jetzt im April 2012
Das war also vor sechs Jahren
Und niemals mehr wieder: das Boot
Ist verkauft und verloren. Alles
Vorbei/ wie das Leben auch:
Und auch dieser Augenblick
wie dieser Tag vergangen!)

Ameglia Santa Croce Corvo
Karmeliter das alte Kloster/ die Kapelle
Auch mit einem Schwarzem Christus
Hier also soll das Dantemanuskript
Sein/ aufbewahrt aber niemals gefunden.

Aber das Meer und das Gewusel
Der „Proles“ hier und verkleidete Schöne
In Haut/ überall
Masse der Ichs/ wie ich eines bin
Mit dem Tode verschwägert
Und ahnungslos lebend/ da redent
Die Fragen Träume/ an alle
Sich wendend/ im Grün
Blau und alt/ als wären es umgekehrte
Silben von Gras

Was mich anmacht
Gewusel schöner /aber
Verkleideter Scheiden
Ich fahre vorbei/ das köstliche Leben
Eben nicht greifbar.

Unbegreiflich im Vielen
Unbeschreiblich/ unfähiges Glück.

Halt Still/ leb/ und beb
Such nicht im Sterilen Herrn
Dem Web
Bildschirm Versprechen wachsen
In der verstellten Silbe
Vom Gras.

(Das alles können wir neu  Erleben/ auch ohne Boot.)



LETZTER FREUNDESRITUS
                        Für Hans Deichmann

Zehn Jahre vergehn schnell
In der Ewigkeit/ doch freilich
Auch sonst schon/ vergangen.

Verzweifelt erleben/ was sich bewegt
Auch in der Stube am Tisch
Dem Bett wo du lagst
Mit dem Tod im Gesicht
Dem stummen Mund
Deine Frau aber blieb

Sie spricht täglich stumm
Mit der Urne über ihrem Kopf
Sie/ allein

An dem Capo Bianco
Sollst du zu dein Hundertsten
Also  bald und un-endlich
Ins Meer/ versenkt von unserem Boot
Aus/ in die zögernd wartende Ewigkeit

Wer hat es noch so gut.





Foadinovo Dante.
Castello Malaspina.

Cristina oder Maria Bianca
Überlebten bis heute
Durch Widerstand/ Gefühle
Verliebt in einen Stallknecht
Eingemauert mit einem Hund und
Einem Schwein/ lebendig bis sie
In Atemnot starben.
Doch fand man die Knochen nicht mehr.
Nein, als Weise Frau
Mit Trauerschleier/ kehrte sie
Immer wieder zurück um ihr Recht
Liebe zu verlangen.
Denn Liebe ist Leben für immer.

Wie viele Köpfe
Habe ich heute gesehn
Wie viele Beine Arme
Milliarden/ Teil dieser Erde
Im Augenblick/ mehr sein
Als sterben mit all
Diesen Milliarden Köpfen
Armen/ Beinen
                        Durch Ich-Sein.
Eine Metapher wie eine
Schön tanzende Mücke
Im schnellen Lichtzwang.

Das Vergessen ist groß
Jetzt da der Dante Tag
Nach achthundert Jahren IST
Bald vergessen
Wie meine Vorfahren und wir
Die damals weit nach
Sieben Bürgen kamen.

Und Ägypten vor fünftausend
Jahren/ und wir haben es gesehn/ wie
Hast du mich gesehn? Im
Tal der Könige
Die Pyramiden/ wir auch jetzt
Lebend dabei bei den Längsttoten.
Die wir am Leben erhalten.
Und das Eine Grab Christ-stos.

Alles wieder vergessen


januar
Licht­fen­ster mit schwarzen Buchstaben-Leitern

Vom verwitterten Turm aus Pieve schlägt eine Uhr, mein Herz schlägt schneller, das Uhrwerk rasselt, wieder eine volle Stunde, es klingt
durch die graue, Gottseidank noch saubere Mauer an mein Ohr. Ich sitze in meinem Zimmer, täglich, der Blick geht ganz nach innen, hinein in ein Licht­fen­ster mit schwarzen Buchstaben-Leitern oder Flugschmetter­lin­gen, dem Bild­schirmfen­ster, es sind Buchstabenreihen, mit denen ich abhebe, und hebe nach innen ab, oder der Blick geht  von Zeit zu Zeit nach außen, dann ist vor mir das Meer, der Horizont, da schlägt sich das Auge an: Him­mel- und Wasser-Berührung, die Kontur scharf, vor allem am Abend bei untergehender Sonne, südwestlich Korsika, nord­westlich Ven­timiglia, der Golf von Genua, nah aber Pedona mit einem Fern­sehrelais, ein Berg­rücken, wie ein liegendes Tier, kein  Fenster gegenüber, keine Häuser­zeile, die den Blick hemmt, nur ferne Dorfkon­turen wie eine Fata Morgana, die am Berg hängt, als wäre alles aus der Zeit ge­schnitten,  als schreibe man nicht 2008, sondern 1581.

AGLIANO, alieno 
... alieno, der Fremde

DAS MEER liegt vor mir
die Ferne wird zu nichts
täglich/ wie schön der Blick:
eine Briefmarke/ blau
zum Verschicken
Sichtbar ist alles
im Exil/ oft schmerzlos
und unterwegs
Da unten das Meer/ nichts
als mein Blick
rund wie die Zeit
eine große Träne

Und jede Klage zeitlicher Verschickung
ist kläglich/ hast du sie nicht
als winziges Abbild erkannt.


 DANN DER ORT EIN TOPOS / Schnitte in der
Mauer / blutrotes Ereignis in den Wolken über Pedona /
Widerschein in den Fenstern / darin spiegelt sich der
Garten / die Bäume / wir, unsere Jahre. / Als wäre alles
Unsere Geschichte / der Küchenschrank / hier gekauft,
Von dir “restauriert” / 82 im Februar, als der Selbst-Mörder
Fotograf  kommen sollte / mich aufnehmen für Serkes Buch.
Oder Widerschein im  Zinngeschirr / auf einem antiken
Eckschrank / ja wann war das / Amsterdam 1972
Grachten / Trödlermarkt / und dem Lupenschleifer
Baruch / der de Monaden kannte / in uns allen.
Ein glühend roter Lichtstrahl / fällt fast horizontal ein /
 ein Abschied neigt sich der Erde zu / wie ein sehr langer
 großer Schatten / wie der Tod / vorstellbar / fällt
auf die Hopi Kashinas hier / 1979 im Juli  in Amerika gekauft
 im Jahr/ Als mein Vater starb /  alles hier  in ein jung gebliebenes Jetzt.

Topos, Schnitte “combinazioni dei fondi”, so sagte ein Bekannter, Maler / ich suche im Herzen Schichtontologien /
Schnitte, alte Tage Bücher und Nacht Bücher
und eben brachtest du von den Fischers
aus Pieve eine Buch Kassette Wölfli / wann war das: 1976?
Bei Elka Spoerri in ihrem “Stöckli” bei Bern.
Von der Wiege bis zum Graabe. Oder
Durchsichtig arbeiten und schwitzen, leiden, und Drangsal
betend zum Fluch?

Schnitt. Und musst einsehen / großes Gespinst
Eurydike / und hol sie... Oder die / Unterwelt / Ulyss
lässt die Mutter Blut trinken
um kein Schatten mehr zu sein.

Und wenn wir uns vornehmen / am 6. Dezember
nach Neapel zu fahren / müsste
natürlich Cumae und auch die Sibylle
besucht werden, denkst du an Waste Land
von Eliot? / Und die Ebenen müssen zusammen-
kommen / parallel laufen,
das ist die Rettung.







HIER AUF DEM MEER GENUA-BARCELONA
NULL UHR

                             

Ist das Meer unser Schicksal geworden
sich einlassen können
in dieses Glitzern zu zweit, Jahrhunderte
Mondnacht mit dir: jetzt
die lange, vertane Zeit ist  immer wieder
gewonnen,
sie schreibt sich in unsere Herzen ein,
gemeinsam, sogar im Streit.

Sich vertiefen können,
lesen können aus Ungeschriebenem
ist anders,
eine andere Hirnspur.

Und du siehst wieder den Engel
hinter dem Papier deiner Augen.

Andere Verbindungen, andere Wege
und Augenkünste
als die schlagenden.

Aber der Blick jetzt ins Meer,
ganz nah am Rande der Reling,
gibt gegen die Zeit wieder etwas
Gewissheit, -
wie einst  als wir
mit Liebesbriefen
unser Leben begannen.

Wer brachte uns zusammen
welcher Schutzengel meinte uns
nur uns/ auch jetzt
nach drei Jahrzehnten Fahrt
auf einem Meer
wo niemand 
sichtbar die Wege
fand.

                        1999-2000 Katalonien





Hans Jürgen Schmitt
Mails und Küsse
Erotische Liebesgedichte
von Dieter Schlesak

Im Minnesang war es der vorgeschriebene Nicht-Vollzug der Liebe, der mit einem Schatz an Formeln und Bildern umspielt wurde. Die Mariendichtung des Barock hat die ekstatische Liebe mit Frömmigkeit camoufliert, und ein Schwärmer wie Quirinus Kuhlmann deckte in seinen Sonetten Jesus mit „Himmlischen Liebesküssen” zu. Die Form, die Struktur, des erotischen Gedichts ergab sich immer aus der gebotenen religiösen und gesellschaftlichen Grenzziehung. Rilke konnte mit seiner Mariendichtung dann schwül-erotisch sein; und provokativ wohl zum letzten Mal der deutsche Expressionismus (Benn: „Männerhellbraun taumelt auf Frauendunkelbraun”). In der enttabuisierten Mediengesellschaft hat das erotische Gedicht vielleicht nur eine Chance in einem rückhaltlosen Subjektivismus.

Dieter Schlesak, deutsch-rumänischer Dichter und Essayist, wissend, dass Subjektivismus auch wiederum Formgefährdung und Klischee bewirken kann, probiert in seinem Band „Lippe Lust” (Lyrikedition 2000, Book on Demand Verlag, München 2000, 140 Seiten, 39,80 Mark) allerhand durch, sogar Reime, Binnenreime, Schlagreime, rhythmisiert das Gedicht wieder, findet volksliedhafte Töne: „ja ich weiß es wird so kommen / wie es tausendmal erlebt / erst dem Meer der Liebe zugeschwommen / erstes Tasten Brennen Mails und Küsse – Dann die Kälte der Verrat / Werd ichs sein wirst du es machen / flichst du mich aufs schwarze Rad / nichts mehr nichts vergeblich alles / rast davon mit Eis und Lachen . . .”

Nicht voyeurhaftes Ausstellen, sondern alle Nuancen der Liebe zwischen Willkommen und Abschied, Lust und Verzweiflung an der Liebe machen Sog und Reiz der erotischen Gedichte Schlesaks aus. Es ist von daher aber eher weniger die Lippe-Lust-Tendenz als wiederum das Umspielen und Verschweigen, was immer noch ein gutes (erotisches) Liebesgedicht auszeichnet.
hjs 

Perlentaucher-Notiz zur SDZ-Rezension. Nach Ansicht des Rezensenten mit dem Kürzel "hjs" scheint Schlesak hier den Beweis zu erbringen, dass man auch in der "enttabuisierten Mediengesellschaft" noch schöne erotische Liebesgedichte schreiben kann. Dabei gefällt ihm besonders, dass Schlesak mehr mit Reizen spielt als mit plakativen Effekten. "Alle Nuancen der Liebe" sieht "hjs" hier erfasst, und offenbar hat es ihm besonders Schlesaks gelegentliches "Umspielen und Verschweigen" angetan. Was die Form betrifft, so weist der Rezensent darauf hin, dass Schlesak sich zahlreicher Reimformen bedient, rhythmisiert und sogar "volksliedhafte Töne" findet.

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