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Montag, 4. Januar 2010

Securitate

Dieter Schlesak
SECURITATE
Verweigerung und Todesangst

Die zwei Epochen der Securitate, ihre Foltermethoden, ihre Dissidenten und Informanten.
Persönliche Erfahrungen

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„Der zu Verhörende wurde mit dem Kopf nach unten aufgehängt… Mit einer Sonderzange wurden ihm die Fingernägel ausgerissen … Seine Fußsohlen wurden mit einer Stichflamme versengt … die Hoden wurden mit einem dicken Bleistift oder einer dünnen Weidenrute so lange geschlagen, bis das Opfer unter fürchterlichen Schreien in Ohnmacht fiel, und in vielen Fällen verstarb. (Methode des Securitate-Folterers Franţ Ţandără, der auch nasse Sandsäckchen zu Schlägen auf Rückgrat und Nieren benützte. Sein Bekenntnis erschien am 21. März in der Zeitschrift „Singur“ in Bukarest) …Schreckensschreie oder Stöhnen von nahen Verwandten wurden dem Opfer zu Gehör gebracht… Schläge mit einem Prügel auf den Kopf des Opfers … Tritte mit dem Stiefelabsatz in den Mund, die Zähne des zu Verhörenden … Hetzen eines Wolfshundes auf das nackt an einem Pfahl festgebundene Opfer … Isolierung des Gefangenen über Wochen und Monate in engsten Zellen, wo er nur stehen konnte …“
Die Quellen sind inzwischen weitgehend zugänglich, vor allem durch den offiziellen „Raport Final“, eine Art Schwarzbuch des rumänischen GULAG, erschienen im Humanitas Verlag, Bukarest 2007 . Die Aufzählung der Foltermethoden stammt aus diesem Bericht. Der ehemalige politische Häftling Cezar Zugravu zählt in seinem Bericht „Die Foltermethoden der Securitate“ einundvierzig „Methoden“ auf.

Es wird neuerdings zum Thema Securitate viel Unsinn geschrieben, noch mehr angegeben; man kann sich der vielen selbstgerechten Moralisten, Widerständler, Dissidenten und tapferen Autoren der späteren, der sanften Tauwetter - und Ceauṣescu-Zeit kaum erwehren. Vergessen aber wird die Folter- und Schreckenszeit vor 1965 mit über zwei Millionen Opfern. Man muss dabei nicht auf die vielen Memoiren, etwa von N. Steinhardt, Lena Constante, auf das Buch über das furchtbare, jede Vorstellung überschreitende Folter-Experiment in den Zellen des Gefängnisses von Piteṣti in Südrumänien (im „Raport Final, S. 598-614), die Gefängnis-Romane von Paul Goma oder auf das Dokumentar-Buch über das Folterregime der stalinistischen Hölle, das 1959 auch fünf deutsche Schriftsteller (von Aichelburg, Bergel, Birkner, Scherg, Siegmund) traf, zurückgreifen. (Es ist deutsch 1993 im Verlag IKGS der Münchner Uni unter dem Titel: „Worte als Gefahr und Gefährdung“ erschienen). Wie sehr es dem Terror-Regime darum ging, jeden Glauben, jede Identität zu zerstören, die menschliche Würde mit Füßen zu treten, das Gewissen umzukehren, um ein negatives glaubensloses Hasssubjekt in seinen Zwangsdienst nehmen zu können, zeigt im unerträglichen Extrem die „Reeducare“ (Umschulung, Umerziehung) im Vernichtungsgefängnis Piteṣti: „Die delirierende Phantasie von Eugen Ţurcanu" – schreibt Virgil Ierunca, der das wohl wichtigste Buch zum „Phänomen Piteṣti“ 1991 in Bukarest veröffentlicht hat, „wurde vor allem dann entfesselt, wenn er es mit Studenten zu tun hatte, die an Gott glaubten und versuchten, ihren Glauben nicht zu widerrufen. So wurden diese jeden Morgen „getauft“, indem ihr Kopf in einen Kübel mit Fäkalien und Urin getaucht wurde, während die Umstehenden die Taufformeln psalmodieren mussten.“
Ein Blick in den außerordentlich akribisch und mit einer Überfülle an Dokumentar-Material belegten offiziellen „Raport Final“ über die rote Diktatur, wo auch diese Details ausführlich zitiert werden, genügt, um zu erkennen, wie relativ harmlos die siebziger und achtziger Jahre im Verhältnis zur stalinistischen Zeit der fünfziger und sechziger Jahre waren. Unter den vielen Folterberichten und Fällen aus dem rumänischen Gulag, gibt es im „Raport Final“ keinen einzigen aus der Ceauṣescu-Zeit. Das gleiche gilt für die Untersuchungen der in Europa am meisten anerkannten Aufarbeitungsstelle der roten Verbrechen in Rumänien, die Gedenkstätte Sighet (Memorial-Sighet), von der bekanntesten rumänischen Lyrikerin Ana Blandiana und ihrem Ehemann Romulus Rusan begründet, dessen erschütternder Bericht, „Chronologie und Geografie der kommunistischen Unterdrückung in Rumänien,“ Fundaţia Academia Civică, 2008, kürzlich auch auf Deutsch erschienen ist.
Ich habe diese Quellen, ohne die ein Verständnis der Securitate und ihrer Spitzel- und Folterwelt unmöglich ist, in keiner der inzwischen massenhaft erschienenen Artikel zum Nobelpreis 2009 an Herta Müller oder zum IM-Fall Werner Söllner gefunden. Auch nicht die beeindruckenden Augenzeugenberichte einer Zeitschrift des rumänischen Schriftstellerverbandes „Memoria“. Wichtig ist „Memoria“, vor allem Nr. 1/1990, weil sie Fakten aufklärt, die die Securitate-Verfolgung der Autoren in Rumänien betrifft; sie ist gleich nach dem Fall der Diktatur erschienen, sie zeichnet schlimmste Folterberichte auf, auch aus der Folterkammer „camera 4-spital“ Piteṣti, jener einmaligen Erfindung der Securitate, wo Häftlinge sich Tag und Nacht gegenseitig foltern mussten, einmalig in der ganzen Gulag-Geschichte.

In „Memoria“ wird auch der vielen Toten und Verschwundenen gedacht, sogar eine Suchliste wird veröffentlicht. Doch kein einziger Bericht oder Fakt stammt aus der Tauwetter-Zeit Ceauṣescus. Und die Aufarbeitungs-Moral heutzutage ist in den meisten Fällen nichts als ein Mäntelchen, das sich alle, auch jene, die keine Ahnung vom Stoff haben, umhängen. Und die sich ausschließlich mit der Ceauṣescu-Zeit beschäftigen, die im Verhältnis harmloser, dafür aber sehr viel bunter und „medien-gerechter“ ist.
Es gibt nur eine Ausnahme, die kurze Analyse des Literaturkritikers Gerhardt Csejka, der objektiv und präzise die ganze kommunistische Epoche ins Blickfeld rückt und nicht nur den harmloseren Tauwetter-Ausschnitt, dabei auch dem Rufmord-Opfer Werner Söllner gerecht wird. Csejka schreibt über die „Zäsur“, die das „Tauwetter“ der Ceauṣescu-Zeit ab 1965 charakterisiert: „Zu den kulturpolitisch relevanten Folgen dieser Zäsur gehörte eine deutliche Reduktion der Angst, sich mit einem falschen Wort um Kopf und Kragen zu reden (oder zu schreiben). Auch der Gedanke an die ständige Präsenz der Securitate-Lauscher war in der Folgezeit weit weniger verhaltensbestimmend als in der Zeit davor.“ Csejka, der selbst Mitglied der „Aktionsgruppe Banat“ war, ist Jahrgang 45, er hat die Zeit des fürchterlichen rumänischen Gulag noch am eigenen Leib miterlebt, die fast zehn Jahre Jüngeren der „Aktionsgruppe“ hatten keine Erinnerung daran. Nirgends sonst wird der Folterepoche der Stalinzeit vor Ceauṣescu und der wirklichen Opfer gedacht, jener in den Untersuchungs- und Foltergefängnissen Ermordeten, der in den Securitate-Kellern oder in den Lagern am „Kanal“ und im Donaudelta Umgekommenen.
Es gab freilich auch in der Ceauṣescu-Zeit Einzelfälle von Morden, doch beschränkte sich die Securitate auf diese, die massenhaften Verhaftungen, die oben beschriebenen Foltermethoden, und den physischen Genozid gab es nicht mehr, unter Ceauṣescu gab es wenige Prozesse; dazu gehört etwa der Prozess gegen Widerständler und ganze Gruppen und „Rädelsführer“ von Arbeiteraufständen, etwa in Kronstadt, oder gegen die freie Gewerkschaft SLOMR mit etwa 2000 Mitgliedern. All das war auch ein Resultat der größeren Freiheitsmöglichkeiten, undenkbar in der Gulag-Zeit. Es gab also nicht nur den Literatenwiderstand der „Aktionsgruppe Banat“ (der als Randerscheinung in den Quellen kaum, meist gr keine Erwähnung findet!), da sie nur im Alleingang wirkte und keinerlei Verbindung oder gar Solidarität mit den realen sozialen Aktionen zeigte. Was heute zu heftigen Reaktionen und sogar Angriffen, etwa des Bürgerrechtlers Paul Goma oder des SLOMR-Mitbegründers Carl Gibson gegen die Aktionsgruppe geführt hat. Beide Kontrahenten Goma und Gibson, saßen jahrelang im Gefängnis, Goma auch in der Gulag- und Folterzeit. Was man von den Banater Literaten nicht behaupten kann. Sie unterstützten diese Initiativen nicht, wussten vielleicht gar nicht von ihnen. Goma, der „rumänische Solschenizyn“ hat sie in einem Artikel auf seiner Webseite (Fragment de jurnal, 9 octombrie 2009) heftig attackiert, und spricht etwa der neuen Nobelpreisträgerin jeden Anspruch auf Dissidenz ab. Die „Aktionsgruppe“ habe sich 1977, als Goma sich der tschechischen Charta zur Verteidigung der Menschenrechte anschloss, selbst eine Charta gründete, geschwiegen. Und Carl Gibson hat die Banater Literaten in seinem Buch „Symphonie der Freiheit“ (Dettelbach, 2008) ebenfalls heftig angegriffen.

Die Methoden des kommunistischen Königs Ceauṣescu waren andere als bisher, persönliche Racheakte einer les majestatis: er ließ auch Gegner der deutschen Minderheit einfach ermorden, so wurde Georg Horn 1987 von Securitateleuten vor der Deutschen Botschaft in Bukarest erschlagen, und Roland Kirsch wurde noch 1989 in seiner Temeswarer Wohnung ermordet.
Die Morde waren freilich auch zur allgemeinen Einschüchterung und als "Exempel" gedacht, wie andere Morde auch. Sie sollten weiter die Schreckenserinnerung an die Zeit vor 1965 aufrechterhalten, und diese Traumata lebten vor allem in den Älteren weiter, ließen sie weniger mutig sein, als die Jüngeren, auch die jungen Literaten, die unbelastet davon waren und sich so freier und verwegener bewegen konnten! Und diese Verwegenheit war ein Produkt eben dieser neuen freieren Zeit.

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In der gegenwärtigen Pressekampagne geht es jedoch nicht um Todesfälle, sondern vor allem um eine späte „Dissidenz“ (Luxusdissidenz?), um Verhöre und Verfolgungen, Drohungen und Erfindungen der Securitate, die auch diffamierte, ja, dazu, etwa im Falle von Herta Müller, diese zur IM stiliserte, um mit allen Mitteln einzuschüchtern und zu entwürdigen (Müller hat ausführlich in der ZEIT darüber berichtet)es ging also um Traumata und um den Seelenschmerz von AutorInnen in einer Zeit, da es die wirklichen Schrecken gar nicht mehr gab. Es geht vor allem um diese literarische Dissidenz dieser jungen und weniger von Schreckenserinnerungen belasteten Autoren in der Tauwetterperiode des „dynastischen Kommunismus“ nach 1965, die nun die ganze Aufmerksamkeit und das Medienecho allein auf sich lenkt. Zu bedenken ist auch, dass die Alltagsangst im Ceauṣescustaat samt den drei F (foame, frig, frică, Hunger, Kälte, Angst) für die gesamte Bevölkerung, nicht nur für die Literaten galt; der oberste Bonze, der Herr der eigenen Eitelkeit mit Zepter und unsichtbarer Partei-Krone setzte Angst als Regimekitt ein, die ebenfalls alle täglich erfuhren. Die Securitate jener Zeit war so nur eine Angst- und keine Foltersecuritate, sie diente als Angstproduzent und Herrschafts-Instrument der Partei, und war kein Vernichtungsinstrument mehr; in dieser gewandelten Form freilich, war sie besonders wichtig. Es ging nach 1964/65 nicht um Gefängnis, Lager und Folter, die in einem geheimen Partei-Dokument von 1967 als Verhörmethode sogar kritisiert und als abgeschafft betrachtet wurden, sondern es ging nur noch um psychischen Terror (hinter dem aber kein fürchterliche Gulag und kein mögliches Verschwinden stand wie in der Zeit vorher! Und das wusste jeder!), es ging nur um Einschüchterung als „Prophylaxe“, um das Entstehen von Widerstand und politischer „Delinquenz“ von vorneherein zu verhindern! Außerdem musste ja in der lächerlichen Zepterwelt des kommunistischen Dynasten, die diplomatische Außenwelt (auch nach einigen internationalen Abkommen und der Aufnahme des Landes in die UNO) eine gute Figur machen, um Gelder und Ehren zu ergattern; alles im Dienste der regierenden Familie. Die Dissidenz jener Jahre spiegelt dann auch diese clownartige, doch sinistre Theaterwelt der Macht wider, und war nicht die tödliche Dissidenz der endfünfziger Jahre, wo es sogar noch bewaffnete Partisanen in den Karpaten gab (bis 1961).

Doch zurück zum heutigen Echo im westdeutschen Medienbetrieb 2009 auf den Literaturwiderstand der ehemals jungen rumäniendeutschen Autoren in jener finsteren Theaterwelt der Ceauṣescu-Zeit: Nicht einmal des eigentlichen Opfers aus der „Aktionsgruppe“, William Totok, wird gedacht, der 1975 acht Monate Haft erleiden musste - einzig publizistische Entlarvung aus dem Westen erzwang seine Freilassung. (Diese publizistische Aktion setzte mit Recht auf die Eitelkeit der Parteikönige („dynastischer Kommunismus“), auf deren Sorge um ihren Ruf und die Gelder aus dem Westen. Es gab damals in der Tauwetter- und Öffnungszeit diese schöne Macht der Westmedien, um gefährdete Kollegen zu schützen! Ich darf darauf hinweisen, dass ich selbst mit einem Artikel in der „Frankfurter Rundschau“ und einer Sendung im hr daran beteiligt war.) Und der Autor Helmuth Frauendorfer, der auch bei der Securitate „unterschrieb“, aber dann unter Risiko die Mitarbeit verweigerte, erhält als Opfer kaum Aufmerksamkeit. Wichtiger sind jetzt andere, eben die Literaturdissidenten, die dazu noch vom roten Regime gepäppelt wurden (Herta Müller nahm mit Dank den Preis des kommunistischen Jugendverbandes an!) oder Parteimitglieder waren, sogar veröffentlichen und in den Westen reisen durften.

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Im Dezember 2009 wird, ebenfalls mit bereitwilliger und naiver West-Medienhilfe, (es ist erstaunlich, wie wenig Ostdeutschland da mithält) nicht nur der wirklichen Opfer nicht gedacht, sondern es werden neue Opfer produziert, die als Täter vorgestellt - denn zum Guten gehört ja das Böse – jene Diktaturzeit anschaulich und fast greifbar machen. Vor allem diese mutige und hochmoralische Leid- und Widerstandsgröße ist es, die weltweit Bewunderung erweckt, bei mir Bewunderung auch für das taktische Geschick und die Art, wie man aus Wenigem viel machen kann. All dieses verhilft dazu, dass man die Securitate neu auferstehen lassen kann, da sie ja als Werk- und Lebensthema weiter gebraucht wird. Vorzeigbare Täter sind willkommen. Dabei geht es wohlgemerkt nicht um die kriminellen Zuträger und Denunzianten aus der Folterzeit, die Menschenleben auf dem Gewissen haben, sondern es geht ausschließlich um Täter aus der Theaterwelt des kommunistischen Königs, um mehr oder weniger harmlose und schwach gewordene Opfer der Hauptideologie der Securitate jener Zeit: der Einschüchterung!

Ich spreche hier vor allem vom Fall Werner Söllner, der inzwischen – was er mit seinen Gedichten und seiner Dinescu-Übersetzung so nicht schaffen konnte – nun auch Literaturfremden als IM-Bösewicht präsentiert, medienbekannt wird wie ein bunter Hund.
Es mag sein, dass diese ganze emotionsgeladene Kampagne in Interviews und Beiträgen Material liefert, wo Augenzeugen im Lebens- und Erinnerungsvergleich beim Umgang mit ihren eigenen Securitate-Akten wertvolle eigene Erfahrungen beitragen; ja, all das kann die Grundlage und der Anstoß für spätere ernsthafte wissenschaftliche Untersuchungen sein, doch die Securitate-Akten dürfen niemals als Quelle von Tatsachen oder gar von Wahrheitsbehauptungen wie in den erwähnten Artikeln, eingesetzt werden! Zur Zeit aber ist alles vorbelastet und, wäre es ein Straf-Prozess, müssten die Zeugen wegen „Befangenheit“ abgelehnt werden.
Ich möchte auch darauf hinweisen, dass die wirklichen Täter, Folterknechte, deren Namen sogar bekannt sind, „Führungsoffiziere“, soweit noch am Leben, frei herumlaufen, ihre Pensionen als „Staatsbeamte“ genießen, während ihre durch Angstmethoden angeheuerten Opfer im „freien Europa“ nun zur Verantwortung gezogen, riskieren, dass ihre Karrieren und ihr Berufsleben, ja, ihr Leben zerstört wird; einige Selbstmorde wurden bekannt. In Ostdeutschland genau so wie in Rumänien oder in den ehemaligen Satellitenstaaten bis hin zu Russland, wurden die eigentlich Schuldigen nie bestraft, nur ihre Opfer! Und man könnte nun fast von umgekehrten Parteifunktionären sprechen bei all diesen Denunziationen, die nicht nur andere Kollegen-Karrieren, sondern auch Leben zerstören.
Wir wissen, dass der Kollege Werner Söllner bei einer Tagung am 8. Dezember 2009 in München zum späten Thema „Securitate“, seine Zuträgertätigkeit und Mitarbeit offenbarte, sich dazu entschloss, eher entschließen musste! Und zerknirscht dann auch Interviews gab und in einem beeindruckenden Auftritt in 3sat bekannte, dass er zwar nach 30 Jahren nicht mehr genau wisse, was er wirklich getan habe, doch durch einen ungeheuren Angstdruck, dem er nicht lange widerstehen konnte, sondern – er bezichtigte sich selbst – Charakterschwäche gezeigt habe, im Dienste des Geheimdienstes Gedichte und andere Texte von Kollegen, darunter auch Texte von Richard Wagner, Herta Müller, Johann Lippet, Gerhart Ortinau, William Totok u.a., „interpretiert“ und nach „systemfeindlichen Inhalten“ ausgeforscht habe. Er sollte also dem berühmten „Versteckspiel in der Metapher“ auf der Spur sein, was fast ein Hohn für die rumäniendeutsche Literatur jener Zeit (1971-75, aber auch für meine Zeit nach 1964-1968) war, eine kleine Literatur, die damit groß geworden war, indem sie ihre Sprache unter solchen Gefahren geschärft hatte, und so Werte schaffen konnte, die sie dann bis zum Nobelpreis hinauf katapultierten. (Der Preis ist nicht nur für literarische Werte, die ja in hohem Maße da sind, wenn auch angezweifelt, so etwa von Iris Radisch in der ZEIT ("Kitsch oder Weltliteratur? 20.August 2009), sondern auch für einen „mutigen Widerstand“ gegen die Diktatur und nun stellvertretend für alle Dissidenten in welchem Regime auch immer, verliehen worden).

Das Gegenteil von der nun in den Himmel gehobenen Kollegin Müller ist Werner Söllner, kein schlechterer Autor, aber einer, der ins Inferno der Ächtung verstoßen wurde. Bittere und zerknirschte Bekenntnisse hat er, der sensible Lyriker und gewissenhafte Mensch, den ich als aufrichtigen, ausgewogenen und sehr leidensfähigen Schriftsteller kenne, selbst unter Schock geliefert. Denn seine Akte lag auf dem Tisch oder zumindest in den Köpfen der Teilnehmer, so dass er in Vorausverteidigung sozusagen gezwungen war, diese „mutige“ Tat zu begehen, seine „Jugendsünde“ (er war Student und 20 Jahre alt), seine geheimdienstphilologische Tätigkeit unter dem Decknamen „Walter“ zu gestehen. Es war eine gefährliche Offenbarung, deren Folgen ihm sicher klar waren. Vor allem ein negatives Image als Autor und Poet, der seinen Namen in die finsterste Ecke verbannt, sehen muss. Seine Fürsprecher, Eva Demski, Gerhard Mahlberg (im hr), Gerhardt Csejka, vor allem aber Michael Markel, der schon bei der Tagung sagte, dass Söllners „Interpretationen“ ihn vor Schlimmem bewahrt, ja, ihn gerettet haben, wurden jedoch sofort von Richard Wagner im Blog der „Achse des Guten“ attackiert und Söllner an den Pranger, ja an die Wand gestellt. (Vor allem auch in der FAZ vom 16.Dezember 2009).

Man darf freilich nicht vergessen, dass der Fall im Securitate-Schriftstellerbereich symptomatisch ist, dass solche geheimdienstlichen Text- „Deutungen“ auch im Falle der fünf deutschen Schriftsteller (Bergel, Scherg, Siegmund, von Aichelburg, Birkner) 1958-1959, also in der härtesten Zeit, eine große Rolle gespielt haben. Immer ging es um diese literaturversteckte interlineare „Tat“, die ein verstecktes “feindliches“, ja „regimefeindliches“ Denken offenbarte, bis hin zum angeblich „umstürzerischen“ Bewusstsein. Das vom Regime am meisten verfolgte, gefürchtete wilde Tier, war der Wahrheitsträger Sprache, und damit in erster Reihe Literatur und Witz! (Beim 1959 verurteilten rumäniendeutschen Autor Hans Bergel war es etwa schon das von „Geheimdienstphilologen“ aufgedeckte Gegensatzpaar „Fürst und Lautenschläger“, Dichter contra Diktatur, das ihm zum Verhängnis wurde!)

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Doch zurück zum unglücklichen Werner Söllner: Auch wenn alles wahr wäre, was gegen ihn vorgebracht wird, darunter „Tatsachen“, diese „Entlarvung“ hätte 1975 geschehen müssen, als sie noch geholfen hätte, das war damals aber unmöglich. So bleibt die Frage offen, wem hilft sie heute, und wozu das alles? Aufarbeitung? Wahrheit? Oder Rache, gekoppelt mit den Vorteilen des hellen Rampenlichts?
Allerdings, auch wenn wir vom wirklich wahrheitsmäßig Authentischen und der Substanz ausgehen, und diese „Aufarbeitung“ als wichtiges historisches Pensum ansehen, bleibt die Frage: Wer kann, wer darf da anklagen, und mit welchem Beweismaterial. Nun ergibt sich auch hier eine unangenehme Tatsache: Jene, die anklagen, haben möglicherweise kein Recht, kein Mandat dazu, denn einige haben selbst, zumindest als Parteimitglieder bis 1985 mit dem Regime kollaboriert. Und die Partei war es doch, die der Securitate die Aufträge gab (Die Securitate:Directia Generala a Securităţii), als Parteiinstrument wurde vom Sekretariat des Zentralkomitees der RAP (PMR ) am 10. Juli 1948 durch das „Dekret“ Nr. 221 gegründet, und ihre Terror- „Aufgaben“ festgelegt, die sich im Wesentlichen bis 1989 nicht verändert haben. Doch darf man nicht vergessen, dass die Beziehung Partei-Securitate sich veränderte. Und dass die Partei eher schwächer, die Securitate stärker wurde. Dass auch viele in die Partei eintraten, weil sie sonst einen führenden Posten gar nicht haben durften. Und viele sogar eintraten, um mehr Macht zu haben, positiv die Dinge zu verändern. Aber auch Gründe des sozialen Vorteils gab es freilich, so dass der Status des "einfachen" Parteimitglieds und überhaupt diese Mitgliedschaft sehr differenziert gesehen werden muss.

Aber wenn Söllner, sollte es wirklich stimmen, zur Zerschlagung der Aktionsgruppe so mit beigetragen hat, wäre das ein nun unvergessliches literaturhistorisches Phänomen in der Geschichte der Aktionsgruppe und damit in der rumäniendeutschen Literatur, die via Nobelpreis ja nun auch für die deutsche Literaturgeschichte eine viel größere Bedeutung hat als bisher! Und da ist noch etwas, was mich im „Fall“ Söllner besonders aufbringt: Vergleichbar wie er hat auch der Romancier Eginald Schlattner, aber in einer ganz anderen Zeit, gehandelt, dem Druck nachgegeben, aber unter ganz anderem lebensbedrohendem Druck, und er saß zwei Jahre im Gefängnis, wo er „bearbeitet“ wurde, so dass er als Kronzeuge der Anklage gegen fünf Kollegen auftreten mußte, was freilich wenig bedeutet, da die Rollen im Schauprozess, sowie dessen Ausgang von der KP schon vorher festgelegt wurden. Oder ein anderer Fall: nach jahrzehntelangem Gefängnis wurde der rumänische Lyriker Ion Caraion, der 7 (11) Jahre gesessen hatte (wegen vier in den Westen geschickter Gedichte!), der initiativreichste Autoren-IM, der Secu-Portraits über viele Kollegen schrieb. Schlattner hat in seinem großen und sehr wichtigen Roman „Rote Handschuhe“ (Wien, 2000), vielleicht den besten Roman über diese Zeit geschrieben, wo er hautnah und aus dieser Gewissenslage heraus,diese Erfahrungen verarbeitet, als Grundargument für seinen erzwungenen "Verrat", auch Gewissensgründe vorbringt, dass er von der Zukunft des Kommunismus damals überzeugt gewesen sei (viele andere Autoren, auch in Ostdeutschland, waren damals 1960 „Überzeugte“, wie wir das nannten! Und ich nehme mich nicht aus!) Doch Söllner im Jahre 1974?! Er war weder im Gefängnis, noch drohte es ihm, als Drohung brachte „Hertza“, sein "Führungsoffizier", nur die Exmatrikulierung von der Uni ins „freundschaftliche“ Gespräch. Und man fragt sich heute: wäre diese Exmatrikulation nicht ein geringerer Preis gewesen als die jahrzehntelange Gewissensnot? Und ob dieser Preis damals 1971 auch wirklich zu zahlen gewesen wäre, steht sehr in Frage. Nicht nur Herta Müller verweigerte sich in jenen Jahren, sie sagt, sie habe aber der Verweigerung ihrer Mitarbeit wegen ihren Job als Übersetzerin verloren; Helmuth Frauendorfer, Mitglied der Gruppe, der nach eignem Bekenntnis (Interview mit Helmuth Frauendorfer: In den Fängen der rumänischen Securitate, Stern.de, 17.12.2009), zuerst sogar „unterschrieben“ hatte, dann aber jede Mitarbeit verweigerte und alles sogar „dekonspirierte“, Kollegen offengelegt hatte, was einer strafwürdigen Tat gleichkam, er hatte keine Folgen zu erleiden! Und mir ging es in den viel härteren Zeiten um 1960, als Redakteur der „Neuen Literatur“ in Bukarest, genau so, ich verlor ebenfalls - als ich die Mitarbeit verweigerte - meinen Posten nicht, sondern wurde nur weiter verfolgt und bedroht! Ich hatte seltsamerweise das gleiche Argument, die Mitarbeit zu verweigern, wie Herta Müller: ihr „Charakter“ mache sie zu solchen „Diensten“ ungeeignet. Ich hatte das gleiche Argument – 1960 als mir das drohte, was Schlattner geschah! Ich wurde nicht entlassen! Hatte ich es meinem guten Chef, Emmerich Stoffel, Mitglied des ZK, zu verdanken, oder war ich viel zu harmlos und mit wenigen Möglichkeiten, Berichte zu schreiben!? Aber - ich war ja nicht nur in einer Fabrik Übersetzer, sondern immerhin Redakteur der „Neuen Literatur“, einer Enklave im Regime, die besonders scharf beobachtet wurde! (Für Lyrik verantwortlich, der ähnliches, auch in jener viel gefährlicheren Zeit! schon damals betrieb: Versteckspiel in der Metapher! Und es auch von meinen Kollegen, denen ich ihre Gedichte in der Zeitschrift veröffentlichte, verlangte! - Gab es denn keine Wanzen in meinem Redaktionszimmer? Ich war verrückt mutig damals. Dass mir nicht mehr geschah, war ein großes Wunder! Es waren wohl nicht nur die evangelischen Schutzengel aus Siebenbürgen, die mir geholfen haben, nachdem ich mich einigen meiner Kollegen offenbart hatte, also voller weiterer Angst auch Strafwürdiges tat, nämlich „dekonspirierte“. Doch weder Müller, Frauendorfer, noch ich sollten uns auf unsere Verweigerung etwas einbilden! Es gab einige, die es taten, ich kenne auch einige Fälle aus jener harten Zeit.

Unser aller Widerstand,mit einigen Ausnahmen, es gibt auch genug TMs und Schwächlinge zuhauf, die nur aus familiären und Karrieregründen schon mal in die Partei eintraten, ohne allgemeinen Nutzen, doch auch kaum allgemeinem, außer vielleicht persönlichem moralischem Schaden; doch gab es nicht nur eine Minderheit unter den Rumäniendeutschen, sondern es gab mehr Landsleute als bekannt, die versuchten, auf ihre Art leise und unbemerkt dem Regime zu trotzen, es gab sie in allen Bereichen, nicht nur in der Literatur, sogar die Kirche (und da bin ich mit der Haltung von Kollegin Herta Müller, die auch die Evangelische Kirche Siebenbürgens der Securitate-Mitarbeit verdächtigt, ganz und gar nicht einverstanden!), Lehrer, aber auch viele Leute in den Betrieben, Hochschullehrer, Journalisten, Kritiker, Bauern, Angestellte, Beamte, Autoren, Fernsehleute etc.etc. trotzten mit Taktiken der Idiotie des Systems trotzten! Und es gab auch bei Zensur-Mitarbeitern „Interpretationen“, die Gedichte und Menschen retteten. Auch Söllner half dem Hochschullehrer Michael Markel durch seine Geheimdienstphilologie. In meinem Fall wurde von einer Kollegin durch „Interpretation“ politischer Gedichte in Interlinearversion, mein Gedichtband „Grenzstreifen“ ermöglicht, und ich vor Securitate-Folgen bewahrt, poltische Gedichte wurden von ihr als Natur- oder Liebesgedichte interpretiert! Es war eine Studienkollegin, die mich und meinen Band rettete, so dass mir nichts geschah, sondern der Gedichtband „Grenzstreifen“ mit regimekritischen Gedichten, 1968 erscheinen konnte! Ihr sei Dank. Wie viele andere Bücher und Menschen sie auf diese Weise gerettet hat, weiß niemand. Auch Parteieintritte, wie bei Wagner, Absprachen, zumindest mit der Zensur und der Partei, gar dem ZK, wie im Falle Stoffels oder des Redaktions-kollegen und Romanciers Arnold Hauser, konnten auch als taktisches Manöver, als ein Sich-Einlassen mit dem Teufel eingesetzt werden. Auch bei den Rumänen wurde so gearbeitet, ich denke an den Fall des großen rumänischen Philosophen Constantin Noica, der viele Jahre in den Securitate-Kellern gesessen hatte, und der dann nur mit bis zum Verrat reichenden Kompromissen, sogar mit Securitate-Mitarbeit, seine „Akademie“, eine Gesprächrunde auf der "Hohen Rinne“ bei Hermannstadt, zu der auch der spätere Außenminister Andrei Pleṣu gehörte, in den Bergen aufrechterhalten konnte! Alles Methoden, die es möglich machten, dass sowohl eine rumänische, als auch eine deutsche Kultur überhaupt weiter bestehen konnte, die dann 1989 neu zum Vorschein kam!

Söllners „Opferakte“ ist einsehbar, er wurde ja auch von der Securitate verfolgt, vor allem nachdem er 1974 seine Mitarbeit als IM „Walter“ dann doch mutig aufkündigte, eine Akte, die er Richard Wagner zur Verfügung stellte, in der irrigen Meinung, sie sei zu seiner Verteidigung geeignet; die Akte ist die Grundlage von Wagners nüchterner und vernichtender Attacke, und zeigt, wie sehr Söllner seine „Tätigkeit“ unterschätzt hat. Irgendwo erscheint da auch jene motivierende Gewissensfrage - wie bei Eginald Schlattner -: dass sogar Söllners Vater, selbst ein Lyriker, das Regime zwar kritisierte, es jedoch für „verbesserungsmöglich“ hielt, und es dem Sohn als Zukunftsmodell anpries, wie man es denn mit dem Regime, den Ideen hält. Verbergen sich schon zwischen den Zeilen der Opferakte andere, schlimmere Fakten als die geheimdienstphilologischen? Fakten, die wohl niemals zum Vorschein kommen werden, da Söllners „Täterakte“ verschwunden ist? In der Opferakte gibt es nur „Abschriften“ seiner "Interpretationen" durch den Führungsoffizier. Wie aber, und das wäre die wichtigste Verteidigungsmöglichkeit Söllners, wenn dieser Hertza, um seine Offiziers-Aktivität zu schönen und vor seinen Vorgesetzten anzugeben, wie viel er aus seinen TMs herausholen kann, in seinen Berichten die Söllnerinterpretationen verfälscht und in ihrer Aussage gegen die Kollegen überspitzt oder gar einiges dazugedichtet hat? Auch Herta Müller spricht von solchen Verfälschungen in ihrem Dossier (das sozusagen ebenfalls eine (konstruierte) Täter- und eine Opferakte enthält mit dem Decknamen "Christina"! Dazu: Herta Müller, Die Securitate ist noch im Dienst, DIE ZEIT, 23. Juli 2009, Nr. 31.)

Nachdem ich nun immer mehr Material zum Fall, auch „Report Final“ gelesen habe, zweifle ich immer mehr an dieser einseitigen Darstellung, die mich verführt hat, den Kollegen Söllner so schwarz zu sehen. Und ist es bei diesem Gedicht Söllners, das besonders zynisch wirkt und wie ein Hohlspiegel des egoistischen Poetenwahns wirkt, das Richard Wagner zitiert; ist es nicht wieder eine Interpretationssache, es in den Securitatezusammenhang zu stellen?
„Wie es war und warum, / wen geht es was an? / Aufrecht oder krumm: / man geht, wie man kann. // Wovor dir graut: / was vergessen ist. / Ist die gerettete Haut auch eine List?“
Schon aus Fairness muss dieser Vernichtungsaktion gegen Wderner Söllner entgegengetreten werden. Nicht Gerhard Mahlberg, nicht Eva Demski, sondern Gerhardt Csejka zitiere ich dazu (Büßen für die Schurken. IM ja, Spitzel nein? Der Tagesspiegel, 12.12.2009.) Csejka ist da völlig unverdächtig , da er selbst zur „Aktionsgruppe“ gehört hat, deren Texte Söllner im Auftrag der Securitate deuten musste, und dieses ist eigentlich sein einziges „Delikt“: „Ehe keine Kopie der (handschriftlichen?) Originalberichte von Werner Söllner vorliegt, lässt sich nicht darüber urteilen, ob er jemandem zum Schaden oder (wie offenbar im Fall des Klausenburger Germanisten Michael Markel) zu dessen Gunsten berichtet hat… Ich weigere mich allerdings zu glauben, dass er ein Spitzel war, also jemanden im Sinne der Securitate-Vorgaben ausgehorcht hat…Diese Sorte IMs ist in den Akten massiv vertreten, ja es lassen sich da noch einmal Abstufungen der Verwerflichkeit beobachten. Bei aller nötigen Deutlichkeit der Unterscheidung zwischen Tätern, Opfern und Nichttätern wäre es eine unerträgliche Verwischung des tatsächlichen moralischen Reliefs der beteiligten Menschenlandschaft und eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, wenn die übelsten Schurken unerkannt und ungeschoren davonkommen und einer, der sich mit seiner Schuld spät aber doch dem Urteil der Öffentlichkeit aussetzt, quasi auch für die größten Schweine büßen muss.“
Dazu aber sehr viel schwerwiegender noch: Die anderen IMs, die wirklich Menschenver-nichtendes betrieben haben, oder etwa Söllners "Führungsoffiziere" ebenso, genießen einen unverdienten Ruhestand im Osten oder Westen und würden über all diese Auseinandersetzungen unter „verrückten Schriftstellern“ nur höhnisch lachen.


Gekürzt aus: Dieter Schlesak, „SECURITATE, Augenzeugenberichte, Dokumente und persönliche Erfahrun-gen“ in Vorbereitung als Parallelerscheinung zum Dokumentarroman „Capesius, der Auschwitzapotheker, 2006, 2.Aufl. 2009

5 Kommentare:

  1. Einverstanden nur mit diesere letzten fassung!

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  2. Diese zweite Phase der nationalkommunistischen Geschichte Rumäniens, die Sie, sehr geehrter Herr Schlesak, berechtigterweise in ein feundlicheres Licht rücken als die viel brutaleren Jahre vor Ceausescus Präsidentschaft, verdient eine genaue Betrachtung auch unter ganz utilitaristischen Aspekten.

    Sie erwähnen die verfeinerten Methoden des rumänischen Sichherheitsdienstes während des Ceausescu-Regimes und betonen, dass diese nicht zuletzt der guten Figur zuzuschreiben sind, die Rumänien auf internationalem Parkett abgeben wollte.

    Was unerwähnt bleibt, ist die Tatsache, dass der „tödliche Schlag“ gegen die deutsche Minderheit Rumäniens bereits in der ersten Phase, also der stalinistischen Epoche, erfolgt war und die rumänischen Nationalkommunisten jetzt unter ihrem Führer Nicolae Causescu bestrebt waren, die „Handelsware“ Mensch (Deutsche und Juden aus Rumänien) gewinnintensiv an Deutschland und Israel zu verkaufen.

    In dieser zweiten Phase war der Angst-Terror schlicht und einfach die effizientere Methode, um auf raffinierte Weise „ethnische Säuberungen“ in Rumänien durchzurführen.

    Was den Literatenstreit um die Securitatemitarbeit und die Regime-Koopertaion einger deutscher Autoren in Rumänien angeht, muss unbedingt auf die ungeheuerliche Macht hingewiesen werden, die ein Schriftstellerkollege durch „Metapher-Interpretationen“ über die anderen Autoren gewinnt, welche selbst dann bedenklich ist, wenn er dadurch einzelne von ihnen zu schützen bestrebt ist.

    Vor allem aber gilt es, meines Erachtens, die immer noch bestehenden Wirksamkeiten zu durchbrechen, die während der jahrzehntelangen Diktaturen in unserem Heimatland Rumänien ihr Vernichtungswerk betrieben und so viele in eine Komplizenschaft und Abhängigkeit hineinzogen.

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  3. Lieber Herr Schlesak,

    wenn Sie nichts reintun (es muss ja nicht gerade mein Beitrag sein), dann wird das nicht mit den Geblogge!

    Beste Grüße,

    C.B.

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  4. Ein sehr guter, sehr wichtiger, sehr mutiger Text.
    Er ist mutig und wichtig, weil er über die Herrschafts"methoden" des kommunistischen Regimes in Rumänien der Folter-und Schreckenszeit unter Gheorghe Gheorghiu-Dej berichtet und dieses Wissen einem hoffentlich großen Personenkreis damit zugänglich macht.
    Dadurch wird auch die Unterscheidung zu der Zeit nach 1956, der Ceausescu-Zeit, möglich, ohne diese zu bagatellisieren.
    Mutig und wichtig ist er, indem er auch das zweite Thema benennt. Hier schwimmt Dieter Schlesak auch gegen den allgemeinen Strom und stellt sich zu den Kollegen, welche Verleumdungen ausgesetzt sind, weil er aus Erfahrung um ihre Integrität weiß.
    Wer Dieter Schlesaks Werk ein wenig kennt (z. B. die Trilogie "Vaterlandstage", "Capesius", "Transsylwahnien", weiß, dass er schwierige und schmerzvolle Tehmen nicht scheut. Im Gegenteil, offenbar kann er gar nicht anders, denn sie sine immer mit ERINNERUNG, immer auch ganz persönlicher, verbunden.
    Warum tut er das? - Er hat keine andere innere Wahl. Denn nur Erinnerung ermöglicht Gegenwart und Zukunft.
    So leistet er auch Stellvertreterarbeit.
    Und es ist sehr gut, dass und wie Dieter Schlesak sich dieser beider zusammenhängender Themen mit unbestechlicher Akribie und seiner eindringlichen Sprache annimmt.
    Das verdient große Hochachtung.
    Ich bin auf die Fortsetzung gespannt.
    elisande

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  5. Elisabeth Krause13. Januar 2010 um 06:32

    Ein sehr guter, sehr wichtiger, sehr mutiger Text.
    Er ist mutig und wichtig, weil er über die Herrschafts"methoden" des kommunistischen Regimes in Rumänien der Folter-und Schreckenszeit unter Gheorghe Gheorghiu-Dej berichtet und dieses Wissen einem hoffentlich großen Personenkreis damit zugänglich macht.
    Dadurch wird auch die Unterscheidung zu der Zeit nach 1956, der Ceausescu-Zeit, möglich, ohne diese zu bagatellisieren.
    Mutig und wichtig ist er, indem er auch das zweite Thema benennt. Hier schwimmt Dieter Schlesak auch gegen den allgemeinen Strom und stellt sich zu den Kollegen, welche Verleumdungen ausgesetzt sind, weil er aus Erfahrung um ihre Integrität weiß.
    Wer Dieter Schlesaks Werk ein wenig kennt (z. B. die Trilogie "Vaterlandstage", "Capesius", "Transsylwahnien", weiß, dass er schwierige und schmerzvolle Tehmen nicht scheut. Im Gegenteil, offenbar kann er gar nicht anders, denn sie sine immer mit ERINNERUNG, immer auch ganz persönlicher, verbunden.
    Warum tut er das? - Er hat keine andere innere Wahl. Denn nur Erinnerung ermöglicht Gegenwart und Zukunft.
    So leistet er auch Stellvertreterarbeit.
    Und es ist sehr gut, dass und wie Dieter Schlesak sich dieser beider zusammenhängender Themen mit unbestechlicher Akribie und seiner eindringlichen Sprache annimmt.
    Das verdient große Hochachtung.
    Ich bin auf die Fortsetzung gespannt.
    elisande


    Von elisande am 13. Januar 2010 06:14 eingestellt.

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