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Mittwoch, 20. Januar 2010

Ernst Seler, Zum Kruzifixurteil

Hier der erschütternde Bericht von Ernst Seler über seine Heilanstaltserfahrungen!
Siehe auch meinen Post "In welcher Zukunft leben wir" über "ontologische Zensur" und Heilanstalten.

Buchauschnitt von Ernst Seler zum Kruzifix-Urteil II
Das psychiatrische Gefängnis
"Nach geraumer Zeit betritt der zweite Weißkittel, zusammen mit einer jungen Krankenschwester wieder den Raum, verlangt mit Ihnen zu gehen. Jede Widerrede oder Widerstand ist zwecklos. Zu keinem Augenblick wird mitgeteilt, warum die Polizei mich in die Psychiatrie gebracht hat, was man will, was man mir unterstellt. Es bleibt nichts anderes übrig, als sich vorerst der Willkür der Ärzte zu fügen. Gehe also mit den Beiden.
Zuerst über einen Hof, sehe zum letzten Male Gras, den blauen Himmel. Ein Drahtzaun, mit Stacheldraht bewehrt, ein Tor wird hinter uns verschlossen. Als wir so weiter durch das Gelände dahin schreiten, meine Person eingekeilt zwischen Arzt und Pflegerin, werden wir durch eine junge Frau aufgehalten, die den Weißkittel anstrahlt. Mit schnellem Schritt eilt sie auf ihn zu, streckt ihm ihr Gesicht entgegen. Sie reiben ihre Wangen aneinander, wie bei einem Ritual. Die junge Frau lächelt, geht fröhlich ihres Weges. Während wir weiter schreiten, erzählt der junge Mann der Pflegerin einiges von der Frau.
Es ist schon staunenswert, als Gefangener der staatlichen Psychiatrie eingeklemmt zwischen den beiden Fachkräften und diese unterhalten sich über eine Patientin, ihre Krankheit, die Hintergründe. Höre diskret irgendwie weg. Offensichtlich gilt der Insasse einer Psychiatrie von vornherein als unzurechnungsfähig, nicht aufnahmefähig, man kann vor ihm die ärztliche Schweigepflicht ruhig verletzen.
Nachdem mehrere Türen auf und zugeschlossen werden, müssen wir zuletzt eine schwere Stahldoppeltüre passieren. Die kleinen milchigen Glasfenster sind mit Drahtgeflecht verstärkt. Werde zu dem Stationszimmer geführt. Niemand erklärt irgend etwas.
Wir warten auf dem Flur, bis der leitende Oberpfleger dieser geschlossenen, durch eine ausbruchsichere Tür isolierten Station zu uns heraustritt. Er bekommt von dem Begleitpersonal eine Mappe überreicht.
Beschwere mich, als die Begleiter sich entfernten. Es sei zuvor behauptet worden, wäre schon einmal in einer Nervenklinik gewesen.
Der leitende Pfleger antwortet, wortwörtlich(!):
'Es ist schon schlecht, wenn man sich nicht mehr erinnern kann'. Dann schlägt er die Mappe auf, sagt verschmitzt:
'Ja wenn man dem Ministerpräsidenten schreibt', zieht sich danach in sein Stationszimmer zurück, läßt mich einfach stehen.
Also besitzen sie auch diesen Brief. Er war an den neuen Ministerpräsidenten gerichtet. Fast will Ohnmacht mich ergreifen. Keine Chance. Wenn der leitende Pfleger ebenfalls behauptet, Herr Seler sei schon früher in der Psychiatrie gewesen, dann gibt es keine Aussicht mehr, aus der geschlossenen Station herauszukommen. Es sind tatsächlich gefälschte Dokumente im Umlauf, die das Personal gezielt täuschen.
Als nächstes führt mich eine Pflegeschwester in einen Raum, indem sich lauter Schließfächer befinden. Vor den wachen Augen der Schwester müssen alle Taschen geleert werden, der Inhalt wird weggeschlossen. Sehe zum ersten Male den Blick des Pflegepersonals der besagt, wir wissen, du bist krank, niemand wird dir helfen, wir werden keine einzige Äußerung ernst nehmen, denn du bist ja verrückt, das beweist ja deine Anwesenheit. Dieser Blick ist gepaart mit einem seelischen Ausdruck: ja, wir wissen, daß dies kein beliebter Job ist, aber aus lauter Menschenliebe befassen wir uns sogar mit euch Verrückten. Es wird diese seelische Reaktion des Pflegepersonals wohl nur für die Ausnahmesituation gelten. Sie wissen nie, was sie erwartet, vor allem, wenn keine äußeren Merkmale des Eingelieferten eine klar einschätzbare Situation ermöglichen.
Wieder im Flur, befiehlt ein Pfleger, mich vor die Wand hinzustellen. Er holt eine Polaridkamera hervor, knipst ein Bild. Es wird im Pflegezimmer an die Pinnwand geheftet, darunter der Name. Auch dies erfolgt ohne Erklärung.
Man läßt mich wieder einfach stehen.
Da wirst du mit der Polizei in ein psychiatrisches Gefängnis verbracht, ohne irgendeinen erkennbaren Anlaß. Wie ein Versuchstier stellt das Personal dich ab und du weißt tief in dir drinnen, politisch/kirchliche Kräfte sind am Werke.
Richter, Polizei und Ärzte spielen mit. Jedes Aufbegehren, ja jeder Ansatz eines Gespräches mit dem Personal ist nach den ersten Erfahrungen vollkommen sinnlos. In dir versucht sich Angst und Furcht zu verkrampfen. Es ist die Furcht und die Angst Tausender von Mitmenschen, welche vor dir Ahnliches erfuhren. Die so viel gepriesene Würde des Menschen, das ganze Grundgesetz ist in diesem Momente hohl und leer. Du spürst, du bist denen da ausgeliefert. Die Verantwortlichen des Krankenhauses sind sicherlich in alle Rechtsbrüche eingeweiht. Sie sind die Hauptschuldigen. Stationsärzte und Pfleger sind nur deren willige Werkzeuge, welche die Gelegenheit nutzen, um durch vorauseilendem Gehorsam schneller auf der Karriereleiter empor zu klimmen.
Verlange nach den bisherigen Erfahrungen bewußt weder den leitenden Arzt, noch den für meinen Zwangsaufenthalt rechtlich verantwortlichen ärztlichen Direktor. Jede Beschwerde ist von vorneherein aussichtslos, hier waren politische Kräfte im Hintergrund am Werke gewesen, hatten die Umstände der Einlieferung vorbereiten lassen. Der ausgetüftelte Plan war gescheitert, die Festnahme schlug fehl, damit mißlang der Überraschungsangriff, doch das Personal war offensichtlich massiv beeinflußt worden. Der Wortwechsel mit dem leitenden Pfleger der Station war zu aufschlußreich. Wenn jedes Wort nur als Zeichen einer Krankheit angesehen wird, keine Klärung eines möglichen Irrtums möglich ist, dann wird Niemand in dem Bezirkskrankenhaus helfen. Zu sehr sind diese Menschen in ein Hierarchiesystem eingebunden.
Konnte das weitere Schicksal nur noch der göttlichen Vorsehung übergeben. Es war klar, die vielen Provokationen, Rechtsbrüche, Demütigungen, die Mißachtung der menschlichen Würde nach der Einlieferung sollten mich aus dem seelischen Gleichgewicht werfen. Man erwartete einen seelischen Zusammenbruch, denn wenn Dokumente einen früheren Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt belegten, dann war es klar, diesen Ort würde ich ohne ständige Einnahme starker Psychopharmaka wohl kaum mehr verlassen. Meine Erfahrung, mein Wissen, nachdem die Planspiele in die Hose gingen, wurde zu einer Gefahr für diejenigen, welche alles daransetzten, um in diesem Bundeslande jedem Bürger das Schulkreuz mit Beginn des Schulbesuches aufzunötigen. Man hatte viel gewagt, das Geplante war bisher schief gegangen, aber desto ungewisser, bedrohlicher erschien die nahe Zukunft.
Während ich mich im Eingangsbereich der Station bemühe, das seelische Gleichgewicht aufrecht zuhalten, wird ein Mitbürger eingeliefert, der sich sichtlich wehrt. Er zappelt, strampelt mit den Beinen. Doch zwei Pfleger kennen kein Pardon, sie packen mit festem Griff zu, schleifen ihn den Flur entlang, lassen das schreiende, um sich schlagende Bündel Mensch einfach auf den Boden gleiten. Man sieht dem Eingelieferten an, er ist von Geburt Außenseiter der Gesellschaft.
Nach einer kurzen Weile faßt sich der junge Mann, läßt sich im Schneidersitz auf den Flurboden nieder, holt einen Walkman aus der Tasche, setzt den Ohrhörer auf und versinkt in seine Musikwelt. Dabei setzt er ein Grinsen auf, das zwischen Ironie und Hilflosigkeit hin und her pendelt. Er ist wieder bei sich, in seiner geliebten Welt und die Station ist ihm jetzt einfach egal. Sicherlich ein 'Drehtürpatient', der weiß, was ihn erwartet, der sich auch deshalb wehrt. Ist er unangepaßt, lebt er bei seinen Eltern, in einem Heim?
Er war wieder ruhig geworden, neben der Tür zum Stationszimmer, wo man ihn sich selbst überließ. Nach geraumer Zeit kommt der leitende Stationspfleger. Die Aufforderung, er solle aufstehen, wird ignoriert. Es nützt wenig, ihm den Kopfhörer wegzuzerren. Angstlich und mürrisch zugleich reagiert er auf die Wegnahme seiner Musik. Weil Zureden erfolglos ist, kommt ein weiterer Pfleger aus dem Stationszimmer. Zu zweit versuchen sie ihn hochzuziehen. Der Junge wehrt sich mit Händen und Füßen, grinst ängstlich, läßt sich immer wieder auf den Boden fallen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, lassen die Pfleger ihn einfach am Boden sitzen. Der Eingelieferte greift wieder nach seinem Kopfhörer. In seine Musik versunken, hockt er da, ein nicht pflegeleichter, nicht angepaßter Mitbürger.
Frage mich, warum hat das Schicksal es gewollt, dies hautnah zu erleben.
Da sind weiter zwei schwankende Gestalten, die den Flur auf und ab schreiten, die sich gegenseitig stützen, mich irgendwie wissend angrinsen, den Neuankömmling. Durchaus freundlich, verschmitzt und leider auch mit einer Portion Blödheit, die aber mehr von den Medikamenten zu kommen scheint, als aus den Personen selber. Staune doch, als die Friedlichen urplötzlich aufeinander einschlagen, sich wüst beschimpfen. Mehrere Pfleger kommen angerannt, trennen die um sich Schlagenden. Nach einer Viertelstunde schlurfen sie wieder eng umschlungen den Flur auf und ab, als wäre nichts geschehen.
Kein Mitbürger, auch wenn er sich in "Inkognito" auf eine solche Station begibt, wird nachvollziehen können, was ich hier erfahre, wenn Stahltüren sich krachend hinter einem schließen, wenn du wortlos abgeliefert wirst, wenn sich kein Aas um dich kümmert, du alleine den Schock erfährst, daß ab jetzt andere über dich bestimmen wollen. Jemand, der sich mit Absicht so einsperren läßt, wie dies Journalisten taten, er weiß ja, er hat die "Freikarte' nach draußen, er hat sich abgesichert, er kommt wieder raus aus der Klapsmühle.
Bietet die "verrückte" Situation die Gelegenheit, das Wirken der "göttlichen Vorsehung" zu erfahren? Wird die Lauterkeit meiner Person einer harten Prüfung unterzogen? Wenn auch nur ein kleiner (egoistischer) Fehler in der seelischgeistigen Erkenntnis um das Schulkreuz vorhanden wäre, ich würde nur als abgespritztes Wrack der staatlichen Psychiatrie entkommen.
Farbdrucke von Van Gogh sind an den Wänden der Gänge aufgehängt. Sie schenken ein Gefühl der Sicherheit, der Größe des Schicksals. Auch wenn grassestes Unrecht geschieht, begleiten mich Werke jenes Mannes, der in der Jugend so viel Seelennahrung schenkte. Es war das seelische Ringen dieses Malers, nach dem Wesen der Farbe, welches den eigenen Weg hin zur Kunst mitformte. Reiste mit 21 Jahren nach Südfrankreich, um dort Malstudien zu betreiben. Damals vor 18 Jahren führte der "Pilgerpfad" auch nach St. Remy, der Irrenanstalt, in der sich Van Gogh aufhielt. Betrat mit tiefen Empfindungen das Zimmer des herausragenden Malers, dessen Reproduktionen mich nun in dieser Irrenanstalt empfangen.
Welch großartige Kunst des Schicksals, welcher Schicksalskünstler war am Werke? I
In Südfrankreich gelangte ich vor Jahren zu Fuß wandernd von Avignon zufällig nach Oppédele-Vieux, dem einstigen Sommersitz der Päpste von Avignon. Dort fand sich ein Zimmer bei einer Deutsch-Russin. Ihr Ehemann bekleidete in Paris ein öffentliches Amt, welches in der Bundesrepublik der Position eines Kultusministers entspräche, so die Hausherrin. Sie war Stewardeß bei der Lufthansa gewesen. Aufgrund eines Rückenleidens hatte sie diesen Beruf aufgeben müssen. Sie ließ sich umschulen, erhielt als erste Frau das Patent als Schiffsoffizier. Es wohnte weiter ein deutscher Maler am Platze, dessen Ehefrau erwähnte, sie sei direkter Nachfahre der Albigenser. Vor Jahrhunderten hätte sich in diesem Dorf ein grausames Massaker an Hunderten von ihren Vorfahren zugetragen.
Durchstreifte während des halbjährigen Studienaufenthaltes oft die Ruinen des Ortes, der nur teilweise wieder aufgebaut war. Besonders nachts bei Vollmond konnte man auf einem kleinen Plateau über dem Dorfe, ein steiler Abgrund versperrte den Weg zu den umgebenden Bergen, das Raunen der Geschichte vernehmen. Tiefe Stunden der Meditation, nach den Schulungsanweisungen von Paramahansa Yogananda, des Autors "Autobiographie eines Yogi", welche wöchentlich von Los Angeles in Südfrankreich ankamen, formten die Zukunft.
Es waren die Kunstdrucke von Van Gogh, welche Erinnerungen an den Aufenthalt in Südfrankreich hatten aufleben lassen. Eine Botschaft seiner Kunst, Quelle allen Lebens ist Farbe und Form, Klang des Raumes.
Das Pflegepersonal trug durchwegs weiße Kittel. Ein vollkommen verfehlter therapeutischer Ansatz, die bewußte Trennung durch eine stigmatisierende Kleiderordnung zwischen den sog. Patienten und dem Pflegepersonal. Gerade die Anwesenheit von Menschen in weißen Kitteln verstärkt nur das Gefühl der Eingeschlossenen, dem Unbekannten vollkommen ausgeliefert zu sein. Welche "Experimente" wird man wohl unternehmen, um deinen Geist, deine Seele zu erforschen, oder sind die "Seelen- klempner" gar bloße Materialisten, die versuchen werden, mit Molekülen, mit Psychopharmaka dich zu beeinflussen, dich abzustempeln, so fragen sich Menschen, die gegen ihren Willen in der Psychiatrie festgehalten werden.
Hatte den Eindruck, das Personal war selbst Gefangener dieser Situation, nur von der anderen Seite eben. Eine gewisse Routine, ein Mechanismus war auf der Station zu spüren, eine Verwahrsituation, die unterste Ebene menschlichen Daseins. Ausgeliefert den "Befehlsempfängern" der Ärzte.
Solche Gedanken lebten auf, neben der Frage nach dem weiteren Schicksal. Als Erdenbürger die berechtigte Empörung gegen die bewußten Rechtsbrüche, beugungen, welche von gleich mehreren Berufständen in fast krimineller Vereinigung (wohl tatsächlich) begangen wurden. Aber ich wußte auch "ER/SIE" ließ mich auf der geschlossenen Station sein, damit die geschundenen Menschenseelen meinen Lebensweg kreuzten.
Ein weites Gefühl des Mitleids keimte auf. Dachte an all die Jahrhunderte, an die Menschen, die als Gefangene der Herrschenden dahinvegetierten. Sie hatten keine kriminellen Straftaten begangen, nein, sie wagten es gegen die politischen Verhältnisse, gegen die Staatsgewalt, gegen die Macht der Kirche aufzubegehren, für Menschenrechte einzutreten. All die Freiheitskämpfer der Menschheit, all die Märtyrer tauchten in Gedanken auf. Wie ein roter Faden, wie eine Perle auf einer Perlenschnur, so schien diese Gefangenschaft in dem Bezirkskrankenhaus. Wie eine Einweihung in den verborgenen Sinn des sog. Bösen, welches die Geschichte aufrührt, erahnte die Seele den Schnittpunkt des Schicksals.
Umwandlung von Kräften. Spürte, die Menschheit reifte in ihrer Geschichte gerade durch solche Menschen, die durch Unrecht hindurchgingen, die in einer solchen Situation ihre Lauterkeit bewahrten, wie etwa Martin Luther, der eben sagte, "und wenn tausend Teufel ...., ich kann nicht anders". Er lebte fortan mit der Bedrohung für seine Einsicht, seine Gerechtigkeit umgebracht zu werden. Es war die umfassende Schicksalsfügung, welche von Anfang an Martin Luther dazu ausersehen hatte, die erstarrte Katholische Kirche in Bewegung zu bringen. In den Vorträgen Rudolf Steiners finden sich aufschlußreiche Hinweise hierzu. Letztlich scheiterte die Mission Luthers auf halbem Wege.
Erst nach mehreren Stunden Aufenthalt in der geschlossenen Station des Bezirkskrankenhauses bittet ein Pfleger zum Arzt. Gehe mit recht gemischten Gefühlen zu dem Stationszimmer, welches eine Schleusenfunktion hin zu den Ärzten bildet. Die bisherigen Erfahrungen mit dieser staatlichen Verwahranstalt für unangepaßte Individuen ließen kaum hoffen, der Mensch mit seinen seelischen Bedürfnissen stehe im Mittelpunkt aller Bemühungen, sondern das vom Staate vorgegebene Sozialverhalten des Einzelnen wird korrigiert, zurechtgestutzt, mit der chemischen Keule der Norm der Gesellschaft angepaßt. Natürlich ist dies subjektiv überzeichnet, wird aber im Einzelfall der Realität entsprechen.
Der Arzt empfängt im Stationszimmer, eine Begrüßungsformel. Der nächste Satz, der über die Lippen dieses Mannes kommt, ist als soziales Todesurteil gedacht:
'Sie sind sehr krank'. Dann erst betreten wir seinen Arbeitsraum.
Der neue Weißkittel, welcher es ebenfalls unterließ sich als Arzt vorzustellen, hat den Bürger noch nie gesehen, geschweige gesprochen oder gar eingehend untersucht und begrüßt mit einer fertigen Diagnose. Es ist sofort klar, aus menschlicher Sicht, ist die Freiheit in weite Ferne gerückt.
Ohne eine Reaktion abzuwarten, kommt der nächste Satz des Psychiaters, wie ein Pistolenschuß. Er offenbart die ganze Boshaftigkeit staatlicher Psychiatrie, wenn sie sich als Vollstrecker der Politik versteht, wie sich dies im Dritten Reich mit scheußlichsten Verbrechen an Menschen erwies:
'Ich gebe Ihnen ein Medikament, damit Sie anders denken.'
Zeit und Raum treten in den Hintergrund. Hellwach ist das Bewußtsein. Erahne all die Schicksale der Frauen und Männer, die wegen ihrer Gedanken von der Katholischen Kirche gedemütigt, gefoltert, verbannt und verbrannt wurden. Wie fühlten jene Menschen, denen Kirche und Staat ihre ureigenste Gedankenwelt nehmen wollten, weil die Herrscher Angst um ihre Macht über Menschen hatten. Ein Jan Hus wurde nur wegen seiner Gedanken und Ideen von der Katholischen Kirche verraten, zum Tode verurteilt und auf dem Scheiterhaufen demonstrativ verbrannt.
Fühle mich eingebunden in die Menge der unzähligen Opfer der Kirche. In mir schreit geballter Zorn, nie ist dies der Wille Gottes. Der Weltenplan sieht nie vor, der eine bestimmt, was und wie der andere zu denken hat. Nein, nie werde ich akzeptieren, daß Staat und Kirche mein persönliches Denken vorschreiben.
Würde der Arzt sagen, Sie sind erkrankt, Sie könnten sich selbst oder gar andere Menschen gefährden, deshalb will ich Sie medikamentieren, könnte man ja noch versuchen hier nachzuhaken. Nein, der Seelendoktor will 'nur' mein persönliches 'Denken' ändern.
Inquisition der Moderne.
Es ist das Denken um das Schulkreuz, welches die Hintermänner meiner Zwangseinweisung mit der chemischen Keule unterdrücken, ausschalten wollen.
Im Mittelalter wäre einer wie ich in den Kerker geworfen worden. Man hätte mich gefoltert, als Letztes sicherlich verbrannt, außer ich wäre noch schnell zu Kreuze gekrochen, wie es die Katholische Kirche durch die Jahrhunderte besonders von den Frauen und den Völkern der Erde erzwang. Erinnern wir uns nur an die unzähligen Ureinwohner Nord- und Südamerikas. Diejenigen, welche ihrer Einsicht abschworen, erhielten den Gnadenerweis, daß sie vor ihrer öffentlichen Hinrichtung vom Kerkermeister erwürgt wurden. Die anderen ließ man die Flammen kosten oder zerstückelte ihre Leiber. Mit welch religiöser Inbrunst und Freude haben Täter ihre Opfer brennen sehen. Mit Trommeln und Fanfaren, mit Kostümen, Prozessionen und Kruzifixen, der ganze Zinnober bewußtseinslähmender Dramaturgie, wie wir dies auch später im Dritten Reich mit Hilfe des mißbrauchten 'Sawastika' erlebten, mit all diesen Psychotechniken hat die Katholische Kirche den Fortschritt jahrhundertelang geknechtet. Auch die Evangelische Kirche vergewaltigte das Hakenkreuz. So war an einzelnen Bischofsstäben Kreuz und Hakenkreuz miteinander angebracht.
Daß wir in einer Zeit leben, in der die Macht der Kirche im Brechen ist, die Aufklärung die religiös umnebelten Hirne der Massen dem Dunstkreis der weihrauchgeschwängerten Luft der Altäre entzieht, ist den Opfertaten der Humanisten und vieler, vieler Freiheitskämpfer zu verdanken, die ihr Leben für die Freiheit des Individuums einsetzten. Besonders hervorzuheben sind die sog. "Suffragetten", deren Mut erst zu einer Änderung des weiblichen Menschenbildes führte. Die Bevormundung der Gesellschaft durch männliche Priester, deren Denken sich in vielen politischen Parteien fortsetzt, muß endlich von dem individuellen Menschen aufgebrochen werden. Auch ein Goethe wandte sich gegen die Dominanz des christlichen Kreuzes.
Menschenmassen haben sich im Mittelalter zu Untaten anstacheln lassen. Greuelgeschichten wurden erfunden, wie die Schändung von Hostien durch Judenkinder, um Minderheiten von der Mehrheit verstümmeln zu lassen und sich ihre Besitztümer anzueignen. Es wiederholte sich immer wieder aufs Neue, wenn den Herrschenden Geld fehlte, dann wurde es eben bei den Juden geraubt. Die millionenfachen Morde an Juden sind "Kulturleistung" des so hochgelobten Christlichen Abendlandes. Ein Hitler konnte den Menschen vorgesetzt werden, weil sie jahrhundertelang durch die Priesterschaft auf eine kommende Erlösergestalt fixiert wurden. Das Bewußtsein der Christen war durch Jahrhunderte durch die "Offenbarungen des Johannes" geprägt worden. Angst und Schrecken vor dem Weltenuntergang nistete sich in das kollektive Unterbewußtsein ein. So können leicht "Führergestalten" im Namen Gottes ihr Unheil verbreiten. Hitler wurde von der Katholischen Kirche als Gottgesandter verkündet, der das ersehnte Heil brächte. Hätten die Christen nur den Worten ihres Friedenstifters gelauscht, der vor falschen Christussen mahnte. Rudolf Steiner warnte noch vor seinem Tode im Jahre 1925 vergeblich vor der Machtübernahme durch die Braunen. Erschütternd das Schicksal des Osterreichers. Dieser sei während eines Gasangriffes im Ersten Weltkrieg etwa 20 Minuten ohnmächtig gewesen. In dieser Zeit hätten "asurische" Mächte das "Ich" des Menschen Hitler "herausoperiert" und die Hülle "Hitler" zu einer Marionette ihrer Ziele gemacht. Asurische Wesenheiten sind Gegenspieler des Sonnenlogos, der Christuswesenheit. Steiners Warnung verhallte ungehört. Hitlers "Erfolg" ist mit menschlichen Maßstäben, mit Vernunft unerklärlich. Erst Steiners Hinweise vermögen die Tragik des Deutschen Volkes aufzuhellen. Wer Photos von Hitler vor und nach dem Gasangriff betrachtet, sieht in dem veränderten Augenausdruck, der "Mensch" Hitler ist nach dem Krieg verschwunden. Hitler ist nur mehr eine leere Hülle, willenloses Werkzeug für menschenfeindliche Mächte. Geheimnisvolles Weltenwirken, dessen Sinn uns unbegreiflich bleiben muß, griff in das Erdenschicksal ein. Rudolf Steiners Warnung blieb ungehört.
Solche Gedanken, die sich während der Stunden der bisherigen Gefangenschaft verdichteten, stärkten den Schicksalswillen. Werde mich auf keinen Fall der Staatsmacht und seinen Handlangern beugen. Der Weißkittel symbolisiert die Häscher und Henker der Menschheit, die ihr göttliches Geburtsrecht verleugnen, um andere Menschen zu quälen, ob physisch oder psychisch. Es war, als stünden all die Geschundenen der Geschichte unsichtbar im Raume, als wäre ich aufgenommen in ihre Gemeinschaft. In der realen Begegnung dieses Unrechtes, welches Staat und Kirche an meinem Ichwesen begingen, offenbarte sich das sog. Böse, damit es durch eine weitere Bewußtseinstat in diesem Urkonflikt der Begegnung der Seelen, umgewandelt werde. Wenn wir in Freiheit uns für Christus entscheiden, so werden durch uns viele andere geistigen Wesenheiten miterlöst. Verschreiben wir uns dem sog. Bösen, so hat dies umfassende Auswirkung. Unsere menschlichen Taten sind bedeutungsvoll für die Erde, für den Kosmos.
Gedanken von Rudolf Steiner, dem ich so viel verdanke. Sein Hinweis, das Bild in der Bibel, da das Opfer nach dem Schlag auf die Wange, seine andere dem Täter hinhält, werde falsch verstanden, wurde vor Jahren Meditation. Steiner verweist darauf, wenn der Einzelne die seelische Kraft entwickelt, er würde bei einem Schlag auf die Wange ohne Murren, ohne Klagen, ohne einen Gedanken an den Schlag zu verschwenden, seine andere Wange dem Täter hinhalten, dann, nur dann wird auch der erste Schlag auf die Wange unterbleiben. Das Böse hat keine Kraft über eine solche Person. Jesus Christus will mit dem Gleichnis auf die Weiße Magie der Zukunft hinweisen, die nur aus der Lauterkeit der Person erwächst. Die Priester und Theologen haben dem "Volk' jahrhundertelang Falsches gepredigt. Duckmäuserisch soll der Christ sich schlagen lassen, er solle sein "Kreuz" auf sich nehmen. Nur so kommt er in den "Himmel", erlangt Erlösung.
Durch den meditativen Umgang mit dem Lebenswerk Rudolf Steiners war Geistesgegenwart gereift, in der unmittelbaren Begegnung des "Bösen" das eigene Ich zu bewahren.
Einzelne Mitbürger, die versehentlich oder aufgrund bürokratischer Willkür gegen ihren Willen in eine Psychiatrie eingeliefert worden waren, verfielen in Angst und Panik, fingen an zu toben, wurden mit der "Spritze" ruhiggestellt. Ein Leben lang verfolgten diesen Getretenen die traumatischen Erlebnisse, die Ohnmacht, die erlittene Willkür durch den sog. Vater Staat.
Wußte nun, es handelte sich bei dem Weißkittel um einen Arzt, weil er ein Medikament zu verabreichen beabsichtigt.
Verbitte mir sein Ansinnen.
Der Mann wird etwas unsicher, behauptet aber gleich frech, "ich habe die schriftliche Erlaubnis des Richters, Sie gegen Ihren Willen zu medikamentieren".
Fordere ihn sofort auf, doch dieses Dokument vorzulegen.
Man stelle sich einmal vor, da sitzt ein leitender Stationsarzt, wie sich später herausstellt, der sicher die gesetzlichen Grundlagen einer Zwangseinweisung, einer Zwangsbehandlung kennt, der mit bewußten Lügen eine Therapie zu erschleichen versucht. Der Arzt kannte ja den Inhalt des richterlichen Beschlusses, der "nur" die Erstellung eines Gutachtens vorsieht. Außerdem ist gegen jeden Beschluß eines Richters, sollte dieser - ohne den Bürger je gesehen zu haben - eine Zwangstherapie auferlegen, die sofortige Beschwerde möglich. Der Herr Weißkittel hätte also auch mit einem richterlichen Beschluß keineswegs eine Behandlung gegen den Willen des Bürgers durchführen können.
Mein Gegenüber, nun sichtlich verunsichert, setzt sich auf seinen Drehstuhl, wendet sich nach links, beugt sich über irgendwelchen Karteikästen, beginnt nervös zwischen Papieren zu blättern. Es vergeht eine Weile, ohne daß er das gewünschte Dokument findet.
Angriff ist die beste Verteidigung so ein Sprichwort.
"Dachte bisher, nur in der ehemaligen Sowjetunion - dieses politische System brach in jenen Tagen auseinander - wurde die staatliche Psychiatrie für politisch Andersdenkende mißbraucht", so mein Kommentar zu der vergeblichen Sucherei. "Nicht nur in der Sowjetunion, nicht nur in der Sowjetunion", murmelt der Arzt vor sich hin, wobei er aber schon wieder provozierende Blicke um sich wirft, wohl hoffend, der uneinsichtige "Patient" werde ob seines Hinweises endlich innerlich zusammenbrechen.
Denke, welches Spiel treibt dieser Mann nur. Kann er ein solch übler Handlanger der Regierenden sein, daß er völlig seinen ärztlichen Eid verrät? Niemals würde ein wahrer Psychiater einen wildfremden Bürger so begrüßt haben, wie dieser Mann es tat. Kein Arzt würde ohne Beleg behaupten, er habe die schriftliche Erlaubnis für eine Zwangsbehandlung. Auch ein Arzt weiß, gegen eine richterliche Entscheidung können stets Rechtsmittel eingelegt werden, bis hin zum Bundesverfassungsgericht. Bevor ein Richter eine Zwangsbehandlung anordnen kann, benötigt er erst ein Gutachten, welches an der Person erstellt worden ist. Vor allem muß er den betroffenen Bürger erst selbst zu Gesicht bekommen haben, ihm rechtliches Gehör gewähren, bevor er eine Zwangsbehandlung beschließt. Natürlich ist dies auch nur bei nachgewiesener akuter Selbstgefährdung oder Fremdgefährdung möglich. Last not least kann ein richtiger Arzt eine Diagnose erst nach eingehender persönlicher Untersuchung stellen. Für die Psychiatrie gilt, erst nach wiederholten Gesprächen, bei denen grundsätzlich ein Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt gegeben sein muß, darf eine Diagnose ins Auge gefaßt werden. Diese ist aufgrund der Natur der Dinge stets subjektiv, kann durch nichts überprüft werden, wenn sie Krankheiten aus dem Formenkreis der sog. Schizophrenie berührt. Es gibt keine meßbaren Vergleichsdaten. (5. Fachliteratur, die eingehend die Diagnosevoraussetzungen darstellt). Die Wissenschaft bemüht sich neuerdings zwar krampfhaft auch "Schizophrenie' im Blut nachzuweisen, doch schon streiten sich Wissenschaftler, ob dies möglich ist. Vor allem gibt es bisher keine genaue fachärztliche Definition, was unter dieser sog. Krankheit zu verstehen sei.
Muß in jenem Augenblick erneut an das Dritte Reich denken, an die Ärzte und Richter von damals, die durch die Bank hinweg, bis auf die stets auch damals existierenden löblichen Ausnahmen, versagten. Hatte die Ärzteschaft geschlossen aufbegehrt gegen die Euthanasie, gegen die Judenverfolgung, gegen die gezielte medizinische Vernichtung von Minderheiten? Wie verhielten sich die Ständevertretungen der Richter, der Anwälte? Es begegnet mir in dem Bezirkskrankenhaus exemplarisch der funktionierende Staatsapparat, wie er überall auf der Welt eben funktioniert. Ob Diktatoren oder falsche Demokraten. Alle mißbrauchen ihren Staatsapparat. Die einen offen, die anderen verdeckt. Denken wir nur an "Watergate". Der einzige Vorteil in den Demokratien besteht in der Möglichkeit, ein Journalist wagt es, die Dinge aufzudecken.
Während der ersten Stunden des Aufenthaltes in der Psychiatrie, frage ich mich, wie konnte es sein, daß so viele Jahre nach dem Dritten Reich in Deutschland immer noch die blinde Obrigkeitsmaschinerie funktioniert. Schließlich waren mehrere Personen an den Vorbereitungen beteiligt gewesen. Der Regierungspräsident Herr Kr. hatte kurz vor Weihnachten 1988 einen Brief gesandt, nachdem zuvor schriftlich unsere Befürchtung an ihn gerichtet wurde, der Staat könne wegen des Eintretens gegen das diktatorische Schulkreuz uns die Kinder wegnehmen. "....Die angeordneten Maßnahmen dienen dazu, die Kinder in die Schule zu schicken", so der Regierungsmann. Natürlich dachten wir nie daran, die "Maßnahmen" würden die "Psychiatrisierung" des Vaters bedeuten. Wie bereits erwähnt, war der Regierungspräsident "Grabesritter". Der Ministerpräsident des Bundeslandes ist ebenfalls Grabesritter. Wer dieses Regierungsamt antritt, wird dies automatisch. Welche verborgenen Riten mögen in dieser exklusiven katholischen Geheimgesellschaft wohl vorgenommen werden. Welche Schwüre werden bei der Aufnahme abverlangt. Sicherlich werden irdische Gesetze außer Kraft gesetzt, sollen bestimmte Ziele der Katholischen Kirche erreicht werden. Ständig wird das Grundgesetz bewußt verletzt. Die Trennung von Staat und Kirche wird mißachtet.
Es bleibt offen, inwieweit der Weißkittel keine Skrupel hat, sich und mich zu belügen, versuche deshalb, ihn mit etwas "Futter" zu bedienen. Vielleicht wird er dann von einer Zwangsabspritzung vorerst absehen.
Als er beginnt, persönliche Dinge abzufragen, lenke ich das Gespräch auf die Begegnung mit der Anthroposophie. Erzähle einige Einzelheiten, doch nur an der Oberfläche. Gebe zu erkennen, bin kein blinder Anhänger dieser Weltanschauung. Erzähle von Gesprächen mit einem direkten Schüler von Rudolf Steiner, den die frühere Inhaberin der Weltfirma Staedler vermittelt hatte. Erzähle weiter, damals habe die schicksalshaft erlangte Gabe des Hellsehens zunächst durchaus seelische Schwierigkeiten bereitet und der direkte Schüler Steiners half, mit der Fähigkeit des Hellsehens verantwortungsvoll umzugehen. Es wurde erklärt, wie das Hellsehen entsteht.
Seltsamerweise stellt der Arzt keine weiteren Fragen.
War seine Strategie durchkreuzt? Indem ich zu erkennen gab, das Hellsehen habe seelische Schwierigkeiten bewirkt, die dann durch einen direkten Schüler des Gründers der Anthroposophie begleitet wurden, konnte er schlecht als Psychiater das Hellsehen für sich angreifen, ohne näher auf die Anthroposophie als Weltanschauung einzugehen. Als Fachkundiger wußte er, Hellsehen ist in der Anthroposophie ausführlich als seelischgeistige Fähigkeit dargestellt. Der Begründer Rudolf Steiner war selbst herausragender Seher gewesen. In seinen Vorträgen schilderte er weit zurückliegende Menschheitsereignisse. Ganze Inkarnationsreihen bekannter Persönlichkeiten, wie die von Goethe und Schiller werden dargelegt.
"Hellsichtigkeit", schlummert in uns allen, wird von Steiner als zukünftige allgemeine Seelenfähigkeit prophezeit. Mahnende Worte dieses Lehrers. Wenn wir es versäumen, diese in einem nächsten Leben allgemein auftretende neue seelische Fähigkeit jetzt zu verstehen, so werden die Menschen während ihrer nächsten Inkarnation dann zwar Bilder ihrer eigenen früheren Leben erfahren, doch sie werden daran verzweifeln, sogar erkranken. Alle Menschen werden in der von Steiner ausführlich geschilderten Zeit, ein neues physisches Organ besitzen, welches sich aus der jetzigen verkümmerten Zirbeldrüse entwickelt. Jeder ist dann in der Lage "seherische Bilder" seiner vergangenen Inkarnationen wahrzunehmen. Aber nur die, welche in vorangegangenen Leben die allgemeine Bewußtseinsentwicklung mitmachten, werden sich in dieser Bilderflut zurechtfinden. "Ökologie" bekommt eine ganz neue, umfassende Bedeutung, die weit über die Bemühungen der Grünen hinaus geht. Bestimmte Indianer fällten Entscheidungen für ihren Stamm unter dem Gesichtspunkte, welche Auswirkungen diese für die Nachkommen in der siebten Generation haben wird. Werden wir endlich als Menschen "bewußt" handeln, weil wir wissen, wir werden unsere Zukunft selbst gestalten?
Urplötzlich, ohne Vorwarnung oder Erklärung beginnt der Weißkittel mit geschäftiger, wissender Miene Fragen zu stellen, die außerhalb des Persönlichen liegen. Die erste Frage lautet, was sagen Sie zu folgendem Satz: "Wenn der Esel aufs Eis geht...
Natürlich ist klar, der Arzt möchte irgendwelche Aussagen, die er sich dann für ein Gutachten zurechtzimmern, zurecht deuten kann.
Schweige.
Die Gesichtsmienen meines Gegenübers erstarren, Boshaftigkeit und Zorn spiegeln sich darin. Immer wieder fordert er mich auf, etwas zu sagen.
Der Versuch, den Arzt zur Vernunft zu bringen, ist fehlgeschlagen. Der Herr Psychiater spielt verrückt, wird zur potentiellen Gefahr, wird unberechenbar.
Es scheint, nur Makellosigkeit der eigenen Seele kann vor Unheil bewahren, wird weiterhelfen. Obwohl der Arzt weiß, die Antworten erfolgen nur aus Zwang, können also nie für die Erstellung einer Diagnose hergenommen werden, stellt er eine zweite Rätselfrage: "Wer im Glashaus sitzt .... .
Schweige. Immer wieder werde ich gedrängt, eine Antwort zu geben. Sage dann nur, vielleicht habe ich mich zu weit auf das Eis gewagt da die Politik wohl für meine jetzige Situation verantwortlich ist.
Ergreife dann die Initiative, breche jedes weitere Gespräch ab. Frage nur noch, was er wegen der angekündigten Medikamentierung unternehmen werde. Verweise darauf, es bestünde eine große Unsicherheit, wie mein Körper bei einer Zwangsabspritzung reagieren wird. Sage dem Arzt ins Gesicht, ich hätte keine Angst vor den politischen Machenschaften, er solle mich sofort freilassen, da es keinen Grund für einen Zwangsaufenthalt gäbe. Der Stationsleiter ignoriert die Frage der Freilassung, gibt auch keinen Grund für meinen Aufenthalt an, doch mit Grimm in der Stimme sichert er zu, es werde vorerst keine Medikamentierung geben. Beschwere mich zum Schluß über die elendige Station. Es müsse sofort eine Verlegung vorgenommen werden. Auch solle er prüfen, warum bei meiner Einlieferung zwei Arzte, welche die Weißkittel wohl waren, unabhängig voneinander behaupteten, ich sei schon früher in einer Psychiatrie, sogar stationär gewesen. Der Arzt telephoniert aufgeregt wegen der Beschwerde bezüglich der Unterbringung im Bezirkskrankenhaus herum. Offensichtlich sind alle Plätze belegt. Schließlich wird vereinbart, einen Patienten auf die Zahnabteilung zu verlegen, damit ein Platz frei werde. Dies konnte aber erst am nächsten Tage realisiert werden. Ohne Vorwarnung erfolgt der nächste Angriff. Er wolle eine körperliche Untersuchung vornehmen, verlangt der Arzt mit fester Stimme, Eindruck schindend. Lehne dieses Ansinnen strikt ab. Er habe kein Recht dazu, Hand an meinen Körper zu legen, so meine Abwehr. Ein paarmal während dieser Begegnung stöhnte der Mann wiederholt auf, das Gesicht verzerrt sich vor Schmerz, die Hand greift an das Knie. Von Anfang an lieferte der Herr ein makaberes Bild, weil er seinen Fuß nachschleppte. Ob ein Unfall oder eine Krankheit die Schmerzen hervorrief, war unklar. Wollte zuerst Mitgefühl, Anteilnahme zeigen, mein Bedauern ausdrücken, doch ich unterließ dies. Wer weiß, ob Menschlichkeit als versuchte Einschmeichelei gewertet worden wäre. Bei staatlichen Psychiatern ist man ja nie sicher, was in ihren Gehirnen gerade vor sich geht, um in deren Menschenbild zu verbleiben. Verlange von dem Arzt die Zusage für ein Telephonat. Zuvor war von den Pflegern der Station wiederholt ein Anruf an die Ehefrau verwehrt worden. Retten konnte nur Öffentlichkeit. Völlig entnervt schickt mich der Arzt zurück auf die geschlossene Station, nachdem er zusicherte, die Erlaubnis für einen Anruf zu erteilen. Klar war die Verweigerung, meine Ehefrau oder einen Anwalt zu informieren, eine Verletzung einschlägiger Gesetze. Selbstverständlich handelten Pfleger und Ärzte im Auftrag des ärztlichen Direktors, der alleine für meinen Zwangsaufenthalt rechtlich zuständig ist. Mittlerweile änderte der Gesetzesgeber die Rechtsposition. Nun muß jedem Zwangseingewiesenen sofort nach Einlieferung ein Anruf zur Außenwelt zugestanden werden. Weder hat der Arzt einen medizinischen Grund für den Zwangsaufenthalt genannt, noch wurde der richterliche Beschluß des Amtsgerichtes vorgelegt. Der einzige Hinweis auf die Motive, den Sinn des Aufenthaltes, war in der Begrüßung durch den Arzt zu finden, er wolle mein 'Denken' mit einem Medikament ändern.
Wechseln wir an dieser Stelle den Schauplatz des Geschehens.
Nach dem Abtransport durch die Polizei, dauerte es keine Stunde und ein Beamter des Landratsamtes, eine Beamtin des Jugendamtes begehrten Einlaß in unser Heim.
Es wurde die Forderung an die Ehefrau herangetragen, sie solle die Kinder sofort zur Schule schicken. 'Jetzt erst recht nicht', reagierte die Mutter der Kinder. Sie hatte den Einweisungsbescheid gelesen, da der Richter ihr eine Abschrift von der Polizei überreichen ließ.
Ich hatte bewußt kein Schreiben geöffnet, da gegen die Polizei keinerlei Einspruch rechtswirksam ist. Sie hätte auf jeden Fall bei einer Weigerung mitzukommen, weil der Gerichtsbeschluß fehlerhaft sei, Gewalt angewandt. Zu diesem Zeitpunkt war es klüger, die Einzelheiten der Machenschaften im Dunkeln zu lassen, um in den kommenden Situationen ungestört intuitiv zu reagieren. Erst nach der Entlassung aus der Psychiatrie wurde der Inhalt des richterlichen Einweisungsbescheides bekannt.
Vorsorglich hatten wir im Vorfeld des Polizeitermins beschlossen, ein überregionales Zeitungsblatt einzuschalten. Während die Beamten noch versuchten, die Mutter zu überreden, einem Schulbesuch zuzustimmen, klingelten zwei Journalisten an der Haustür. Mit betretenen Mienen überließen die Staatsdiener das Feld der Presse. In früheren Schreiben an Behörden war versichert worden, wir würden weder Presse, noch Gerichte bemühen. Letztere, weil wir den Gerichten einfach kein Vertrauen entgegenbringen konnten. Die Kaste der Richter hatte ihre Vergangenheit, ihre kollektive Schuld aus dem Dritten Reich ohne Gewissensbisse sehr schnell vergessen, entzog sich der Verantwortung.
Einen Tag nach der Festnahme erschien ein seitengroßer Artikel über unseren Schulstreik, überregional. Ein Mitarbeiter eines Nachrichtenbüros schmuggelte sich später in das Bezirkskrankenhaus, machte Photos Die Hintermänner der Zwangseinweisung haben in ihrem Kalkül die Reaktion meiner Ehefrau, der Presse übersehen. Die Kraft des Weiblichen, welche sich in der Not immer bewährt, kam den Männern, den Machern in die Quere. Sie glaubten, sie hätten leichtes Spiel, schließlich 'besaßen' sie den Staatsapparat, während die Eltern des Schulkreuzstreikes isoliert schienen.
Endlich, Stunden nach der Einlieferung in die Psychiatrie darf ich zu dem öffentlichen Telephon, welches sich außerhalb der mit einer Stahltür gesicherten Station befindet. Natürlich sind auch in diesem Bereich alle Türen zur Außenwelt fest verriegelt. Wir hoffen, die Einschaltung der Presse werde das Schlimmste verhüten. Erfahre, meine Ehefrau hatte über einen Bekannten die Adresse einer Anwältin erhalten. Leider war erst am nächsten Tag ein Termin frei. Jahre nach diesen Ereignissen haben Rechtsanwälte dieser Stadt einen Notservice eingerichtet, da wiederholt an Wochenenden Bürger der Justiz ohne Rechtsbeistand ausgeliefert waren. Wenn man am Freitag eine solche Aktion veranstaltet, wie bei uns durchgeführt, dann ist es schwer, noch einen Anwalt zu erreichen. Der Staatsapparat schafft rechtswidrig vollendete Tatsachen, deren Entstehung dann später im nachhinein schwerer zu überprüfen ist. Wenn ein Bürger zu sog. Irren gesteckt wird, ohne jegliche Vorbereitung, ohne Angaben von Gründen etc., dann darf normalerweise mit einem 'Durchdrehen' gerechnet werden. Das war der Plan der Hinterfotzigen. Im Nachhinein wäre ein Rechtfertigungsgrund für die Zwangseinweisung schon gefunden worden.
Wieder zurück in der besonders gesicherten Station des Bezirkskrankenhauses suche ich einen nikotinfreien Raum. Auf den Fluren und in dem großen Aufenthaltsraum rauchen fast alle Insassen ihre Glimmstengel. Wir befinden uns auf einer reinen Männerstation. Man hat einen kleinen Teil des großen Raumes abgeteilt. Er ist ungeheizt. Eine Bitte, Beschwerde diesbezüglich ruft nur ein Achselzucken hervor. Sitze da, überdenke die Situation. Aus menschlicher Sicht gesehen, ist sie aussichtslos.
Bisher hatten drei verschiedene Menschen unabhängig voneinander behauptet, Dokumente würden einen früheren Aufenthalt in der Psychiatrie belegen.
Das angebliche Gutachten des Dr. W. (9 Jahre später durch anwaltliche Akteneinsicht uns bekannt geworden) aufgrund dessen der Richter mich einweisen ließ, sagte klar und deutlich, es müsse bei positiver Diagnose unbedingt eine Therapie, auch gegen meinen Willen, eingeleitet werden. Da ich mit einer fertigen Diagnose, ohne Untersuchung wohlgemerkt, in diesem gesicherten Nervenkrankenhaus empfangen worden war, gibt es ohne Hilfe von Außen keine Chance, einer Zwangsmedikamentierung zu entkommen. Es mochte der Stationsarzt noch zögern, diese sofort durchzuführen. Möglicherweise mußte er das Risiko einer gravierenden Komplikation befürchten, besaß er kein Wissen über Yogatechniken, den Wechselwirkungen mit Psychopharmaka. Wahrscheinlich holte er sich bei Kollegen Rat. Natürlich sicherte er sich als Befehlsempfänger erst ab. Schließlich trug rechtlich nur der ärztliche Direktor Verantwortung für meine Person. Der Stationsarzt mußte also alle seine weiteren Schritte erst mit Dritten absprechen, die neue Situation abklären. Vielleicht hatten bereits Journalisten im Krankenhaus angerufen, war es zu riskant, ein klassisches 'Abspritzen' durchzuführen. Der Fall Seler wurde öffentlich .... ...
Da landauf landab gepredigt wird, das Frauenverständnis im Islam sei nicht mit dem Grundgesetz vereinbar, muß darauf verwiesen werden, auch das Papsttum, das Priestertum ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar. Die Katholische Kirche kämpfte massiv gegen die Demokratie, gegen den Fortschritt der Menschheit.
Auch die Katholische Kirche ist, wie der Islam in wesentlichen Teilen nicht mit unserer Verfassung zu vereinbaren.
Ernst Seler"

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