Wer nicht liebt, hat kein Dasein, ist nicht da,
ist gestorben. Wer Lust zu lieben hat,
steht von den Toten auf, und nur wer liebt,
ist lebendig.
Robert Walser
SO WERD ICH LÄNGER LEBEN
hier/ mit dir
am längsten ufer: liebe.
du bist an mir
was lang nie war
die haut
an deiner haut
So sind wir eins
wenn ich mich täglich
mehr und mehr
in dich verliere.
LIEBESKÖRPER. DAS FLEISCH IST FLÜSSIG
That in black ink my love may still shine bright
Shakespeare, Sonett LXV
FAND SPÄTER
Deine Lippen deine Scham
Hier auf dieser Zeile
Berühre sie wirklich
Der Atem geht schneller
Öffnet die obere Welt
Öffnet mich selbst
Um ein Haar:
Als ginge ich über
Die engste Brücke der Welt
Den vergessenen Abgrund
DIE LIEBSTE IST FORT.
Siehst du das rote Licht im Dunkeln schwinden?
Stehst auf dem leeren Bahnsteig. Es ist Nacht. Dort aber
funkelt immer noch ein Stern durch Dunst und Smog.
Das Herz klopft vag.
Du bist in deinem Leib gefangen.
Cella, cellare, cellum - ein Ausblick aus
dem letzten Tunnel.
War hier ein Abglanz? Was dort sein wird?
Und reicht mir diese Hoffnung, jetzt?
Du bist in deinem Leib gefangen.
So lockere auf, genieße, Du,
meine liebste Liebe, besser jetzt nicht fortzufahren,
setz in dich diese Erde
aus zählend dieses Land, und besser alle Sterne.
Liebst du mich auch? Ich war so sehr allein.
(...) Das Fleisch ist flüssig; gieß es wie du willst,
Um dich.
Ein Spalt voll Schreie unser Mund.
Gottfried Benn, Nachtcafé
LIEBES KÖRPER
Präzise ein insektenauge
fühler nervenrot gebilde
wie dein liebeskörper auch
wenn ich nachts ins freie renne
seh den eingesperrten baum
bin ichs auch und renn und renne
mir entkomm ich kaum
doch sagst du so fließe
fließe lieber menschenfluß sei mein
arme beine leib und pflanzer sind
ja nicht nur dein
wir bestehn fast nur aus wasser
steh nicht nagelfest du hirn
stern wie sterne zwischenräume
eingebildet alles feste:
NICHTS als irrer sinn!
komm mein lieber: wir verschmelzen
sind dann fließend endlich wahr
liebeslust insektenauge
zeit gelebt: ein wiederfinden
haar auf haar und haar-
genauer
schwimm!
GEFÄHRLICHE WUNDER
Ich habe ein großes Gefühl für dich.
Wenn ich an dich denke, gibt es mir einen Schlag.
(...) Soll ich es dir vorbeibringen,
oder willst du es abholen?
Robert Gernhardt, Geständnis
ALS ICH ZU DIR KAM
War die erinnerung da
ein mädchen in mir
so laut so stark so heftig noch
und du nur da/ es leis zu übertönen.
Da kamst du an in wilder zärtlichkeit
und immer stärker war die stimme
die du bist/ in mir erwacht
Dann die gefahr daß deine liebe geht
erst nach der liebesnacht kam diese stimme
sie brannte mich wie feuer
und die absenz schlug ungeheur
wütend an die leere
ein loch das keine seiten hat
und keinen ausgang keinen eingang
so daß nichts wiederkehrt
nur seine mitte ist
ein sog des abgrunds
schmerz
VOR DEM RENDEZ-VOUS
Oh ja ich danke dir noch heut
bist ein geschenk des himmels
und weiß noch nicht
was kommen wird: lieb`oder trennung
an diesem Ort: des reichlichen beginnens
bist du mir nah/ und doch so fern
du ziehst das kommen aus
wenn wir uns einmal wiedersehn
bin ich bei dir zu haus?
jetzt fürcht ich dich als wär die glut
als asche schon dabei
ich möcht so gern jetzt bei dir sein
hab keinen mut dazu
möcht zu dir gehn dich rufen, sehn
doch ists noch viel zu früh
ich bin nicht frei
und du bist noch mein taggespenst
denk dauernd daß es sei
kann dich nicht greifbar vor mir sehn
du bist mein hirnbild nah
kein winken war kein abschied war
versteckt in der umarmung
bist tag und nacht dabei
schluß jetzt ich ruf dich endlich an
bin dann bei dir bei mir
dein körper ist mein und du bist mein ich
es ist ein weher schrei.
NACHT RUHE TROST nach dem letzten Schluck Rotwein
und ein Hund bellt/ noch
in milden Räumen
keine Ungeduld und keine Worte mehr
ausgelöscht das vergebliche Warten der Zeitwörter,
neben ihnen verrinnen unaufhaltsam die Sekunden.
Und ich sehe voller Schrecken wie es später wird
auch im Gedicht.
So hab ich erleichtert ab sofort
das Gesicht dieser Welt verloren.
Die Kerzen in alten Gedichten
brennen heute nur bei Stromausfall.
Aber die Milchstraße
hat wieder Licht. Und federleicht ist alles -
ein Fliegen.
Jeden Morgen um Vier erwache ich.
Und denke an dich:
Es zieht eine Ungeduld hinauf zum Himmel
weckt die Angst -
daß jede Liebe vergeht!
Mein Ohr ist wieder im Laut
aufgedreht die Lautlosigkeit der Traumzeit
mit dir!
Es schlägt die Uhr es kräht ein Hahn
wie früher bleibt ein Jet zurück
durchbricht die Unsichtbare
die Schall Mauer/ an der ich stehe
und mein Urteil aus jener anderen
der wunden Herzzeit gefährlicher Wunder
erwarte!
WAS UNS SO GLÜHEND MACHT, IST DIESE FERNE
PARADOX tief
Was uns so glühend macht ist diese Ferne
Weitwegsein - lieben wir uns so?
Lieben die Liebe Ferne unerreichbar
weil wir sie so nicht stören können
durch Präsenz?
Ich schließe die Augen und
gleich bist du da
ich öffne die Lippen
& spüre deinen Geschmack
ich bin dir nah
du bist mein eingebildetes Ich
du bist mein fernes Du
Ich kann sie nicht mehr trennen
SO FÜRCHTEN WIR BEGEGNUNG
„Ich kann es nicht erwarten!“ sagtest du
„ich sehne mich nach dir nach deinen Augen
oh diese Augen lassen mich nicht ruhn
ich sehne mich nach deinem Mund nach ihm
daß er mir eindringt tief in meine rote Höhle
und möchte immer immer bei dir sein
und du in mir / so tief so tief
in meiner weichen roten Höhle!"
Dort denkt er mich dort denkt er dich
dort denkt er uns im Kommen
UND WENN WIR UNS
dann in den Armen halten,
wenn wir zusammenkommen ist´s
dann Trauer und Abschied -
das Leben selbst das nicht zu halten ist
Nur wenn wir fern ein jeder mit dem andern
und voller Liebe mit dem andern sind
ich ohne dich du ohne mich
dann sind wir wie im Tode
ganz zusammen
so voller Nähe
Wärme/ Liebe und Begehren ...
Was wir nicht sind,
wir werden´s immer bleiben!
FREIE NACHT WEISSE NACHT
(Schloß Solitude)
Das Schloß liegt fest
die Tage nie
Was sich hier zeigen kann damit es sei
es wankt es fällt
Und ist an seiner Grenze
verschwunden
ein Zimmer das Ich verlassen hab:
doch gab es uns je
im Raum?
WAS IST JETZT FERN SO NAH
Bis auf welche Entfernung stehst du ein?
Ich liebe dich heißt auch komm schlaf mit mir
und laß uns Kinder haben heißt es
zusammensein bis hin zum Grab heißt es am Tag
"sei gut zu mir mach mir das Leben leicht
das ich nicht zwinge
ich liebe dich, mach, daß es mir gelinge."
Mach schon. Und daß du ganz nur mir gehörst so bist
wie ich dich nur erträume und daß du mich bestätigst
macht mich froh! Ist dieses nicht die Zange
in der zerquetscht das Paar nicht einmal weiß
wer einmal du wer einmal ich im Aufbruch war?
Mein Gott dann lieber Liebe nicht.
Und ists dann besser Wörter wie
die Körper aneinanderreiben, du dort ich hier
im Flug die Post das Bett zum Kinder zeugen auf Papier?
Es gibt die Lösung nicht, es sei dazwischen liegen
wir können alle nicht mehr fliegen
und unsere Sehnsucht ist ein wildes Tier.
AUFS GEGENGLÜCK, DEN GEIST IST DOCH GEPFIFFEN
ES IST SO SCHÖN daß wir
jetzt freitags in die oper gehn zu don
giovanni tannhäuser
vielleicht (die liebe
über uns hinaus?) tristan
isolde
doch hier: hinaufgestreift dein kleid
der venusberg das duftende klavier/ die loge
singt im haarigen hügel fingerübung
es klingt und seufzt
bereits/ der scharfe jubel zwischen
deinen beinen
die stimme/ klingt von vorn
sopran
von innen du
fliegst mir das hosenbein hinauf und
dringst zu meinem pilz (ach DU!)
applaus wird handverschränkung dort
was dein ist ist auch fruchtig mein
ein
du ein
ich/ so feucht und weich
und röhrend die musik
Jetzt stehn auch deine brüste auf komm
setz dich auf mich kind
bau eine brücke/ tristan tief ins fleisch
wie blaßrot dort die knospen blühn
musik
DU SIEHST DAS OFFENE FENSTER DORT
du siehst gespiegelt phantomatisch ein Geäst und
das zerstäubte Licht im Nebensinn der unbeschriebenen Blätter
Was es nicht gibt ist da wie eine Meise
und riechst zugleich was anders
hörst den Vogel
draußen und den kleinen alten Vogel
der summt in deinem Kopf
Du schließt die Augen
schmeckst nur deine Zunge
So schweig.
JETZT SINGT ZUR ABENDKÜHLE EIN VOGEL,
mein Kopf: eine Melodie, die Welt
ein Paradies in den Köpfen. Und feil
geboten kaufhäuserweiter, wo der Schein ist.
Ich aber bin, wenn ich schreibe.
Hier auf dem Berg ist es noch still,
doch hol ich mir hierher den Plunder,
die Angst, was heute gilt:
das Allgemeine, die Absenz,
oh, diesen Blauen Schein
der Erde zu versäumen.
Die Liebe ist ein Schein!
Wer hat den Mut
sich aufzulehnen? Die Sklaven
hatten mehr Erfolg.
Der Engel fliegt nicht mehr,
kriecht mühsam durch
die Innenräume:
ortlose Funken matt im Hirn.
WIE HAST DU MICH GEQUÄLT
langjährige Liebe
Zeile
Ein Pausenzeichen
oft nicht mehr
Atem geholt
Zuerst nichts als gedacht
und dann wars doch
ein ganzes Leben.
UND ALS ICH MIT DER ZUNGE DIR
die Wunder
Lippen öffnete
da kam er atemlos
ein Hauch/ als wärs
Ruach/ auf deinen Titten...
UND JETZT FÄLLT ROCK UND HOSE
steh wirklich da: nackt wie uns gott natur gemacht
adieu kollegen schlappschwänz
literaten/ ich weiß: nicht sex allein
nein das komplette ists das reizt
was „liebe heißt“ das weiß ich nicht
(ich sehnte mich nach ihr!)
das heißt ich weiß, sagt sie
(ihr mund ist schmal und gierig)
ich weiß sagt sie so schön und lippenfrisch:
wenn erst im bauch die schmetterlinge fliegen so
nervig wühlen/ zeigen
daß ich ja gar nicht anders kann: die horizontale klingt/ denn
ohne schmetterlinge die ja brennen müssen
(selige sehnsucht!) tu ich es nicht!
bin doch kein gegenstand
für das plaisieren, he! das
mußt du wissen!
DIE SCHÖNE SCHLANGE DER SIXTINA/ ROM
Ich seh sie wieder vor mir: das bist du
sie reizt und brennt; so kamst du mir
in meinen Traum:
Sie lag ja neben mir, als wärs ihr heißer Leib
aus krudem Apfelfleisch/ verfließend in unendlich vielen Farben
weich hart zugleich ein Schwellen langsam gleitend
hinab hinab Frau Erde tief hinein –
die Farben brennen/ wenn sie sich entfalten
Die Mitte aber fest und fleischig
schwarz ist dein dunkles Dreieck
es brennt in jedem Wunsch
Sie kommt herab in meinen Blick und atmet schwer
ich kann hier nur das Eine denken – ich weiß
das Auge ist von euch verhext liegt quer seit jenem Fall
und dreht sich um die heiße V im Kreis!
2
Das Brennen nach der Tat färbt jeden Engel rot
und die Verführung ist der Vorschein/ nackte Körper
und gelb der Apfelbiß im Hirn. Dein roter Engel unten aber
der unwahrscheinlich brennt: Lachsrosa eine ganze Skala
es geht bis Rotorange und Violett
so sah ich tief hinein in deine V
Und doch wars Violett aus jenem Gottesmantel
vom Anfang hör ich: ists ein jauchzend JA
vereinigt alles
ist in eins geschmolzen
so such ich in dir du in mir schön gleitend:
und macht die Szene aus dem Himmel ganz
und die Vertreibung ungereimt
und – wahr!
Es blieb das Licht, das beide trennt,
ich weiß: es strahlt aus jenem andern Raum
ist Grenze und das gleiche rot und fahl
stark dissonant schien es am Berg hier
rotlichtschnelles Oszillieren der scharfe Schnitt
doch wie zwei Ufer – untrennbar
wie Mann und Frau die schöne Scham
der Riß/ die Lippe!
ACH, DIE GEFANGENEN FUNKEN
In einer nacht da merkte ich,
es geht jetzt wieder los, vertrieb dich angstvoll
aus dem kopf: hau ab, will nicht
dass du mich brennen läßt &
die gedanken sammelst um dein bild
das dauernd vor mir steht,
mein herz bevölkerst wie ein wespennest,
das blitzt und brennt.
Kein feingewobnes netz
das hier die verse dreht
erwiesener fimmel: lust vor schmerz
nach deiner haut, nach dir und
dem geruch nach
schweiß & schrei nach haut und haar
an der ich liegen will du
haarige blume brust & bauch und lippe
Ein wahnsinnskind der vagina
vierlippenfrisch
die gier nach dir ist tief.
Oh komm geliebte, laß uns jetzt die säfte mischen
laß mich die feuchte dich den samen kosten
dich essen hier für alle zeit
und so mit dir lang lange bleiben
ACH, DIE GEFANGENEN FUNKEN
In einer nacht da merkte ich,
es geht jetzt wieder los, vertrieb dich angstvoll
aus dem kopf: hau ab, will nicht
dass du mich brennen läßt &
die gedanken sammelst um dein bild
das dauernd vor mir steht,
mein herz bevölkerst wie ein wespennest,
das blitzt und brennt.
Kein feingewobnes netz
das hier die verse dreht
erwiesener fimmel: lust vor schmerz
nach deiner haut, nach dir und
dem geruch nach
schweiß & schrei nach haut und haar
an der ich liegen will du
haarige blume brust & bauch und lippe
Ein wahnsinnskind der vagina
vierlippenfrisch
die gier nach dir ist tief.
Oh komm geliebte, laß uns jetzt die säfte mischen
laß mich die feuchte dich den samen kosten
dich essen hier für alle zeit
und so mit dir lang lange bleiben
LUST WILL ICH DIR GEBEN LUST WEIL ICH DICH MAG
so daß du untertauchst in meinem fleisch
und wir uns ganz vergessen
die härte weich wird: du und ich
wir sind das erste paar
wir sind ein jedes paar ganz heiß
wir sind in diesem augenblick
vermengt & nichts als das
seit hier auf diesem blauen stern
die liebe brennt
& liebe dreht uns um
daß wir die lange reihe sehen können
oh komm und lösch mich aus mein ich
verschmelzen wir im feuer
HYMNEN AN DIE V
Es wolt ein meydlein grasen gan
fick mich lieber Peter
und do di roten röslein ston.
fick mich mehr du hast´s ein ehr
kannstus nit ich will dichs lern
fick mich lieber Peter.
Aus Peter Schöffers
„Liederbuch“, Mainz 1513
KÜHL GESTERN NACHT in Liebe abgeseilt
Die Sinne schwanden/ Mitte der Nacht
Das Jetzt riß ab: im Stilbett eines Reizes
Tor einer Sinnenrose. Entfaltet
Weiß das Feld der Atmung
Und Sesam offen/ haargenau
Die Springflut.
Die Seile angespannt
Kommt ihr hinüber
Die Spanne weit
Das Lustsymbol
der Riß.
DIE V
Ein und Aus-
Gang/ Fest-
Gemacht
Im Gleiten
Höchste Lust
Fall/ Drinnen
Und Draußen zu-
Gleich
Die Ankunft
Bisher/ und alles versäumt
jetzt ist´s ein Kommen
kommen... kommen...
Wer kommt denn da
Ists der Messias
Ein Kind?
IN DEN GEDANKEN BLITZT ES MANCHMAL AUF
wie einsam spielt sich doch die
Schnelligkeit jetzt ab
Nur wild und roh ein Rest von dem Gelebten
sind meine Gesten da und draußen wie die Schüsse
Die Scham nur geht an dieser Wut entlang
uralt ein Bison unter Engeln bärtig
ist es mein BartGesicht darin der offene Mund
ein weiches Tier
Aus Angst und Lust
im Haarlabyrinth so leicht
wie körperlos
jetzt vor mir seh
an deiner V:
Der Stoß ein Stöhnen
das mich auf die Welt gebracht.
0*0
Unendliche Variation
Des Einen/ Moment
Mal/ das brennt!
Dreieck/ Delta und
Das T wie ein Strom
Versteckt die Lust
Weich/ in der Scham.
Ich liebe, also bin ich!
Mein krauses haar
ist die kresse ist die krause kresse
in ihrem beet der beine
er wird sie mir wässern
Enheduanna, Ilummiya, 24.Jahrhundert v.Chr.
GELIEBTES URWESEN:
Tier des Gottes Lust im Werden
Haar und Lippe/ alles
was ich leben will
Labyrinth im schimmernden Licht der Schenkel
offen für das Kommen... Kommen...
Gespreiztes Dreieck Lebenssinn...
Urdreieck dunkles Rätsel
haariger Form der Menschen Form
der Bauch darüber rund der Kreis
erwachsene Gier:
Des Beckens Fülle Reichtum Augenwiege
gezeichnet mit dem Feuerblick der Geilheit
spürs: es kocht
Die Mutter art die Kunst des Glücks
Ernst ausgeglichene Rundung Überlebenwollen
hineinzustoßen loht er rot in mir: die Eichel wie ein Pilz
Rakete Wahnsinn/ dieser Himmelsfick
Wenn ich den Finger erigiert in mir die Zunge
zwischen die feuchten Lippen stoße
der Laut aus mir der schwere Atem/ ist Gewicht
des glühenden Leibes aus dem Mund befreit -
der Mund des Mundes und der Duft aus ihm
jetzt esse ich/ den Kuß der Sterne
Die Zunge an den Labienwänden
spricht/ Milliarden Jahre
dringen köstlich
in mich ein -
sie wollen diese Welt zerschmelzen
die Körper aufgelöst und weich die Scham
(auf Scham) Haar fein bewegt
gespalten und vereinigt - als Anfang
Alpha und Aleph
in diesem Stoß mit Ihm ein Nichts zu sein
Die Zeit steht still
und alles ist ein Warten auf den ersten Schrei.
UND UNTER DEM "NACHTRAND HERVOR" MIT DIR
mitten im LiebesOrgasmus
tauche ich stumm ihnen entgegen
gestimmt die bekannte Harmonie: in mir rauschts
weiß wie die Nahtstelle Null
in Blitz und Regen
ES GIBT KEIN GESTERN Für einen toten Freund
Hinauf. Hinab.Du mit
Prophetenbart. Der
Himmel, nein, er kennt kein Grab.
Was bleibt.
Ein weißes Blatt. Gewebe
Muster. Der Tod spricht nicht.
Es gibt kein Gestern,
es gibt kein Morgen,
es gibt nur ein bißchen Heute.
Lieb schnell, solang du lebst.
Der Ton in diesem Lied -
jetzt bist du dort, wo es
nie klingt, und wo wir waren,
da war vor uns das Weiße,
Augen, Milch, Akazienduft
am Himmel Bienenstiche, Honig,
da dachte keiner dran, da wars
zum Glück
ein Kind.
Flinck glitt ich rischel-ruschel/
oho!
ihr in die Purpur-Muschel/
soso.
(...) Doch bald so kunt ich spühren/
oho!
ihr wonnigliches Rühren/
soso.
Die Läden draußen knarrten/
oho.
sie wusste hundert Arten/
soso.
Arno Holz, ER VERLUSTIERT SICH. Ode jambica
DU ÜBER UNS
Und außerhalb der Syntax
bist länger da/ als ich
und länger da als wir
du hast die Straße
schon nach Sesam hier
genommen:
die Öffnung ist ein Spalt
zwischen den Schenkeln der
Silbe und dir -
unausdenkbar alle
Tage
die Springflut
alle zehn Finger gespreizt
die Beine
Deine Scham schattet
schwarz am Fleisch und
denkt über uns nach.
WIR SASSEN AM RAND
Stadt oder Land am Meer
und küssten uns wie früher im
Paradies. Zeig deine Feige her.
Die Monde sind besucht und fallen,
Es ist recht spät die
Herbstzeit losen aus
Und in der Ferne ein Lied: Bist du
Fiedelmann, bist du Dantzer,
bist du halber Narr, bist du
ein ganzer?
MEERE UND NACKTE HAUT
UND DAS SINNLICH SCHARFE KÖRPERGEFÜHL mit starken Gerüchen nach Säften und Pflanzen, nach Zimt und Salz, nach Schweiß und Blut, alle Poren offen, alle Nerven unter der Haut, daß die Sinne scharf werden wie in der Kindheit, als ginge es über die V hinaus, die Mutter-V hinaus in ein anderes Leben, das einmal war, bevor wir zur Welt kamen.
Ist die See ein Auge
dämmernder Turm
hinüber
der Blick erreicht das Andere
Ufer wo wir immer noch sind
Die Gedanken schwirren wie Möwen
die Körper ziehen die Engel aus
Nur im Wohlbefinden, so umgeben vom sanften Wasser, wie aufgelöst und alle Organe leicht, schwerelos... welch ein Geschenk dieser Körper und seine Sinne ... wenn der Panzer durchbrochen, der uns umgibt, Wasser, Salz, Meergerüche, die Sonne auf der Haut, Bräune Sex. Ein-samer Strand wie eine Fortsetzung: sieh, was aufgebrochen ist an Gefühlen, von einer Einsamen am Strand. Stumm und anonym - wie ein Wunder eingelöst: alles Versprochene, Zufall innerer Einstellung, beeinflußt und herbeiholt: ein Atemholen in die Dünen immer tiefer, Oa-se, vor Augen den ausgesparten Platz von Büschen, meine Weiße Gegend, umgebener Platz, der Boden: weicher Sand, da fallen wir hindurch; sie kam, wortlos, faßte an meinen Pflanzer wortlos, große schwere, nach Sommer duftende Brüste, wie ein Kindheitsweh ... hell aufgerichtet .. .
Am besten fickt man erst und badet dann.
Du wartest, bis sie sich zum Eimer bückt,
Besiehst den nackten Hintern, leicht entzückt
Und langst sie, durch die Schenkel spielend an.
Bertolt Brecht, Sauna und Beischlaf
RÄTSEL LEBEN ist wie du
ein Bild das niemals ganz erscheint
geahnt daß wir dabei sind
halb träumend
und halb wach
Nur manchmal ist es schön real:
Hier ist das Meer/ wie diese scharfe
blaue Stunde &Salz
gehört dazu gebräunte Liebe
und der Geruch von warmer Haut
Mein Boot
auf kühlem Grund in Korsika:
denk ich an dich
bist fast so fern/ wie jedes Glück
das früher greifbar war in Salz und Sonne
Am Schwarzen Meer
die Hitze Techirghiol Türkensommer
und Fischer in Mamaia Sat/ das Haus
mit Hühnern Schweinen Maiskolben &
billigem Wein
und fremde Frauen nachts
die feuchte Liebe
im Meer am Strand&kühlen Sand
Mit IHR allein
GANZ OFFEN sag ich doch
ich sitz an Deck dem heißen Holz
mit heißem Schwanz
und fühl die Luft
die Haut am groben Segelsack
so frei für dich/ du hast ihn oft
mit sanfter zarter Gier erwähnt
obwohl du ihn nicht wirklich kennst
ist er schon eingedrungen in dein Fleisch
und er - als hätt´ er ein Gedächtnis
liegt ruhig in deiner fernen
Haarumschäumten die sich (wie tierisch!)
telepathisch nach ihm sehnt
Schon rot sein kleiner Kopf
und wartet daß du ihn/ zärtlich
in deine weichen Lippen nimmst
vier Lippen weiß er ja sind seine Welt
ein Lippenblütler ist doch eine Blume
du wässerst sie und führst sie tief
in deine schwarze Mitte ein
es ist schon Morgen in den Wünschen
und wie ein ungeborenes Kind das aus
verschmolznen Leibern kommt
so jauchzt für Augenblicke
Höhepunkt/ Präsenz
*
Es ist noch alles offen
wir sind nicht angekommen
und noch bewundern wir/ dies
uns so unverhofft Geschenkte
die Liebe seis so heißt ein Wort
Die Große Unbekannte.
KLEINE Beobachtungen
An der Insel Paolina in Elba haben
die Felsen harte Geistergesichter
Millionen-Jahre-Rillen
wessen Gedächtnis
Eine Höhle auf dem Fels da spreizt eine Nackte
die Beine; ich sah hart auf weich
geschrieben mit langem behaartem Ritz
rosa die Blüte rundlich
wo du eingehn willst
uralt in die Amöbe
Mit dem Blick in Sicherheit
versteckt vor dem Tod.
CLUB CORSICANA
Weit überschwemmt, am Meer, am Meer -
die Freiheit siecht dahin im heißen Sand.
Die Kinder nur und jene kleine schwarze Katze,
sie sind noch hier.
Mein Blick geht außen um
und fängt die Gier sich ein:
das schwarze Dreieck,
diesen Ein- und Ausgang,
den man als Riß und Sprung erfahren kann, -
ruht hier nun träg als reine Spiegelung -
im ausgedörrten Hirn
ein schweres Ding.
UNIO MYSTICA EROTICA
VÖGELN UM ZU GLAUBEN
HIEROGAMOS und die Lust der Vereinigung
In der Mutter muß ich wühlen,
bis der Vater sich erbarmet.
Clemens Brentano
DELTA
1
Wäre ich nie geboren worden,
hätte es mich nie gegeben/ sagte Hiob
gäbe es den Tod nicht/ gäbe es
dann die Liebe die mich abholt?
Auch so kehre ich dahin zurück
wo es mich nie gab.
Den Schlaf tun/ lang der keiner sein kann
im Wort nicht nur in dir/ so komm
lieben wir uns/ hören nie auf uns zu umarmen
weich bis der Tod kommt wie das Wissen der Steine
Weise meine Neuronen
im alten Klang seit der Erschaffung von Licht
daß die Sonne nie allein sei
als hätte
Nichts ein Gewicht
2
Das Mondgewächs aber/ hinter der Furche
lacht uns nackt aus/ der Nackte blendet
dich ein blendet aus
Diese Nacht als die Hitze kam/ es war Juli
glitschendes Rätsel des Kommens
und umarmt schliefen wir von dieser Arbeit dann ein
Am Morgen als es nochmals kam/ wusch Er
dann die Welt einmal und dann zweimal
überschwemmte uns mit reinster Gier
und du warst haarnaß zwischen den Beinen
Doch gewaschen hat er uns nie/ und wir
fielen wieder auseinander in zwei Teile
RONDINARA/Korsika SOMMER
Leckt Votzen, Ihr neun Pindars-Luder,
Leckt mit Apoll, der schläfrig geigt;
Und dessen kleiner matter Bruder,
Nur durch das Fingern aufwärts steigt:
Priap! beseele meine Leier
Und gönne ihr das rege Feuer ...
Johann Heinrich Voß, AN PRIAP
Schon starke Winde heute. Abschiedsgänge
am Strand feinster stäubender Sand
doch kaum noch Erinnerung an solch einen Tag
wäre es nicht/ wäre nicht dies Haargedächtnis
liegend die schönste Mitte/ gespaltene Früchte
im stäubenden Nichts/ nasser Sand
Kleine Begegnungen vulgär wohl Vulva/ Lebensgier
nur auf diese schwarze Muschel aus/ Einschnitt im Frauenkörper
Besessenheit/ Neugier. Da lagen sie/ gruppenweise
und sandten Signale/ Sonntags vor allem
Schwestern/ Mütter/ Töchter wie immer
gierige Geliebte...
Und auch du mit dem zweiten Gesicht
zwischen den hohen Beinen
lagst nachts neben mir/ haariges Geheimnis
für mich bereit und faßte es an
tief mit den Fingern in seine Feuchte
daß sich die Erregung hochbrachte
und sich im Seufzen überschlug
Und doch diese Sehnsucht nach einer fremden
Berührung/ inkognito/ Spontanfick
sagtest du: und suchst ihn ja auch
wärs die streunende Gene oder Überfall
Plötzlichkeit/ nichts nichts ist planbar
das Leben/ größte Überraschung des Neuen
Niegekanntes duftendes Geschlecht
Bild des Himmels der noch sein will
die LIEBE oder das Vögel Ei fliegt?
Spontanfick sagst du ordinär
Erica Jong am nächsten Tag
Und in Santa Giulia am Club Mediteranee
meine verstohlenen Blicke nach der Frucht
hinter den Klippen Maß für das schwellende Glied
Lebenskorrektur meine Liebe in Rot
Die offnen Vs die sich ungeniert reckten
Selbstbewußtsein der schönsten Mösen
als hätten sie/ das Ungeheure wissend/ ein Immer
längst in sich/ seit Anfang der Akte/ zahllos
ineinander geknäuelt/ gemiti Knoten
nackt Männer und Frauen
Wir alle/ Nichts - Sand am Meer
Doch stehend wie
eine Eins
WARS AUSGERECHNET SAMSTAG NACHT WIE SCHÖN
es war am siebenten Tag der nie zu Ende geht
es ist wie wund wir sind es heut vom langen Vögeln
schon immer wars die Nacht von Freitag auf den Samstag
schön die Vereinigung in Haut und Haar Vierlippenglück
schön wars im HOHELIED: - Dein Schoß ist wie ein runder Becher
dem nimmer Getränk mangelt
Doch seit ich dich nun so „erkannt“/ und Feuer und Flamme
all mein Gedanken sind bei dir/ du Teufelin
"daß ich vor Liebe krank darniederliege"
seh ich schon deinen Leib als meinen an/ doch
diese Frau in dir ersetzt die Stelle wo
mein Schatten war der fliegen konnte: „tsemach“ hieß er
seit lang – und fühle mich ins eigne Fleisch versenkt
und wie versengt als hättest du auch jene Stelle
mit deinem Körper eingenommen den ich an mir umarmen will
2
Es ist die Trennung in der Welt
die wehtut/ und das sind wir
weißt du daß hier in unserer Nacht
wir Eins sind in seinem Widerhall
kennst du die „Gotteszahl“ von der
wir durch die Trennung abgefallen sind
wie eine Frucht von dem verdammten Baum
der alles schön entzweigeschnitten hat – ?
Jetzt rätsle nur an Seinem Namen: JHWH
so hieß er doch, J ist die Zehn und H die Fünf
und W heißt Mensch ein UND das trennt
die eine Fünf der H von ihrer andern H
was Fenster heißt. Die Zehn (die Eins) zerschnitten
durch uns: in Mann und Frau! Das Ganze aber
samt dem Schmerz der Trennung
die wir doch täglich brennend spüren
und wollen tief ineins zusammen
kommen – ist Niemand/Anders
als der ganze „Gott“! "Denn Liebe ist stark
wie der Tod/ und ihr Eifer ist fest wie die Hölle.
Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn."
SO DENK ICH IST DIE GIER ENTSTANDEN
als diese Spaltung kam/ unschuldig ist das Tier
in uns der Trieb und diese Scham
verrückt dort tiefer einzugehn woher wir kamen:
bohrend ist dauernd die V
himmlischer Tiernerv als „Eva“ kam
das alles lebt in uns/ und wird in uns geweckt
wenn wir so brennen wie wir jetzt
oh Quälgeist Quälleib V/ die Liebste weint!
ERINNERE DICH ALS WIR
uns damals tiefer mit der Zunge küssten Lippe auf Lippe
Korngeschmack du Sonne in Rom in der Sixtina
vor jenem Fresko oben/ als wären wirs gewesen
und jedes Liebespaar/ du siehst sie sind erregt:
hier also mystica erotica das ist der Kern der Welt
und faßte schamlos schnell an deine Frucht
sieh dort die Menschenfrau ER haucht ihr Leben ein
er hat den Strahl sein Wissen wird zu Fleisch
Er steht so fest ein Pol fast unbewegt nur
zwischen Arm und Auge ist Bewegung
zu ihrem Kopf trifft ihre ausgestreckten Hände
Die Frau ist nicht die „Rippe“ (Unsinn: Luther!)
nein sie ist „tsel“ wie es hebräisch heißt
ist Schatten Bild und Seite IST unsre andere Hälfte
sie tritt nicht aus dem Mann sie IST
der Schatten stößt sich ab die Frau sein Traum und doch
viel wirklicher als er/ auch hier weiß sie genau
was jetzt geschehen muß: und sie verhält sich gut
Parallel zu ihrem schönen Frauenleib vertrocknet
grau und grün der trennende Erkenntnisbaum und
Adam Menschenmann lehnt an ihm noch
in tiefem Schlaf – als er ganz unbewußt ins Tierische
hinabstieg wurde er geteilt in Frau &Mann und
eine Seite wurde ihm genommen/ sein eigner Schatten
ganz und an die Stelle dieser Leere
wuchs ihm das Fleisch zu
das ihn peitschen sollte/ ruhloser Wahnsinn: geile Gier
der Schwanz steht quälend steil der V entgegen:
sein ganzes Leben
Das ganze Leben rennen rennen Frau und Mann
und wollen nur verschmelzen/ sie fühlen sich
nur halb: die andere Hälfte suchen sie im Kuß
im Vögeln Eins zu unendlich Eins zu sein
und ineinandergleiten
doch auch der Leib als wär er etwas Fremdes
und jeder in sich schon gespalten
ist die Qual
so eingesperrt zu sein
So spüren wir es seither nun in diesem Drängen
Wahnsinn verschmelzen wollen
und mit der Zunge deine Brüste Nabel Möse/ Labien
öffnen und
geheim die Clitoris/
Seelen und Körper heiß
und heißer sich zu mischen?
das schmerzhaft fehlende Eine/ wir
Gespaltene nur Halbe und Gemeine
schmerzende haarige Wunde du
der Riß
im Kopf das Hirn der Dornen
Lichtblitz in jeder Zelle...
die Aufruhr/ Flattern und Brennen umarmen küssend
mit dir
in den fehlenden Himmel
zu fliegen?
Erst aus dem Auge des Fehlenden käme einmal der Blick
der mich sieht?
Jetzt blickt es aus DIR
V
Gott
das Auge
NOSTALGHIA, ORTLOS LETZTE UMKEHR ZU DIR
But thou, contracted to shine own bright eyes
Doch du, ins eigne Auge eingeengt,
verbrauchst dich selbst, daß deine Flamme loht,
du darbst und hungerst, überreich beschenkt,
und bist, der dich am grausamsten bedroht.
Shakespeare, Sonette, I
Befehl des Hirns, du warst viel zahlreicher zu Gast dort an der Grenze, und denk die Tropen
im Unten wurzelst du, und oben himmelt sie.
So kletterst du die Tropen dort am Meridian entlang hinauf/ im Himalaja sitzt ein Mönch freiwillig eingemauert. Und denkst dir in der Höhle
Tibet aus. Wann aber
kommst du denn, sagt sie,
nicht nur im Haupt des Traums
zu mir nach Haus? Die Wildgans nämlich, oder Kranich Züge -
sie fliegen, Vögel:
immerzu ein Ja.
Geflügelt ist dein Blatt Stil Stichel
für dein Wort, das Blatt lanzettlich hin zum Ei
gewachsen, eiförmig Blütenscheiden wie die Lust
und kugelig der Kolben jeder Nostalgie.
2
Wart nur, der Pothos in Florenz, im Keller,
die Treppe, zugerechnet: kennst du sie?
Was bisher Wohnung war, ist fremd, es hat mir
aufgeschlossen jetzt was IST: Exile leben immer,
und Exil der Blitz, Zurechnung ists: im Fremden
sich vergleichen. Verloren längst? Wo Lethe war -
das Ufer doch erreicht in meinem dreißigsten Jahr:
Ephebisch ähnlich deinem Abgrund, der Absenz,
so jung, als du noch ganz am Leben warst:
Erhoben ist der Arm, der Flügel, rechts, Beine gekreuzt, wie später auch der Andere: HimmelsFlieger, zu Füßen aber dieser Kranich Zug, ihr Kopf längst schon im Flug, wie immer, sieht
er dich: Ein Blitz also, ganz kurz
wie jene Zwergsekunde Augenblick, du siehst etwas,
das fast schon nicht mehr ist, nur noch von unseren
Blicken hier gehalten: In meinen Augen DU, in deinen ICH
Was ist da: eine Straße, ein Auto fährt die
Kurven rauf und schnauft, der Bauer mäht das Gras mit
Krach, wie`s wächst, steht in den Sternen,
aufgewacht: jetzt dieser Augenblick, wo nur
der Bussard kreist, der Flug ein weiches Wasser,
er sieht die Maus, und schießt herab: wie immer...
3 Was unsere Liebe war, ist heute. Mit der Seele suchst du sie, die Nostalghia auch auf russisch genuin, und was erwacht: Du bist ganz neu, nein, Liebe sprüht im Blitz, stand mit Hymeros/ griechisch neben der Absenz, der rauhe Schrei der Wildgans, dort zu Haus,
die Liebes Stimme ist ein Tierschrei, Vorsicht.
Die Wildgans fliegt jetzt wieder wie zuvor,
verbindet das, was wir noch sehn mit einem
Wolkenfeld, dort Sein Gesicht, die Weiße Zeichnung.
Und alles über dem Gymnasium. Du warst zum ersten Mal
verliebt, und wühltest wie im weißen Kissen Schlaf
bei der Theaterprobe dein Gesicht in ihren Schoß.
Du hattest Angst und flohst für immer. Fort.
Mit einem Freund last ihr den Kratylos, wo das von dem Verlangen steht. Und stand, das wird erst heute wahr, so spät. Die Schillerlinde Blatt um Blatt den Zufall da hinab. Doch jetzt bin ICH da, sagt sie: deine Kindheit auch
und deine Trauer/ dein Leben: GEGENWART!
Lieb endlich was du
nicht mehr bist:
Den schönen Vogel/ flieg
Was bleibt dir noch zum Delta
Wo du ins Meer des Immer gehst
als Tod/ dieser Sekundenhieb/ vorher noch meine V!
WIE GEHT DAS ZUSAMMEN/ REINSTE BERÜHRUNG
Diese Langsamkeit wie die Zeit zu dehnen mit der Zunge
alle Sprachen unten zu sprechen/ wo das Momentglück ruht
und die Schreie springen von Lippe zu Lippe
Zeit zu dehnen mit dem innern rasenden Voyeur
denn alles spielt sich im Kopf ab: dein Fleisch ist in mir
ein heißer Gedanke geworden/ und ich ohne dich
gar nicht vorhanden/ so schreien wir uns das Du zu
Wie eine Bewegung des rotierenden Zellkerns
des Atoms/ der durch Lichtgeschwindigkeit ruht
der Blick auch er rund in der Iris
und dort strömt fiebrig Energie der Geilheit ein
als wäre der Same schon aktiv
Die WirbelSäule ist eine Leitung zwischen Himmel
und Erde/ dort fließen die Nachrichten Seines Verbs
und wir warten/ wann schlägt
aus der Hitze unserer Erregung
Sein Blitz ein/ der vibriert &
uns zerreißt
LIEBESBRIEFE
Wo ich gehe – du!
Wo ich stehe- Du!
Nur du, wieder du, immer du!
(...)Ergehts mir gut – du!
Wenn´s mir weh tut – du!
Martin Buber
I
ICH: SAG GELIEBTE WARUM TUT ES SO WEH:
"Es treiben mich brennende Lebensgewalten,
Gefühle, die ich nicht zügeln kann,
Und Gedanken, die sich zur Form gestalten
Fallen mich wie Wölfe an!"
DU: KOMM GELIEBTER SEI IN MIR DIE GANZE NACHT
so tief du kannst bewegt im traum dann süß
und still/ komm geliebter sei immer bei mir
und sing mir ein lied und pfeif es
zwischen den zähnen, komm geliebter
sprich mit ihr sei scharf mal mit der zunge
drück dein gesicht fest an mein gras
dunkel grünt wenn/ es in mir ganz heftig regnet
komm geliebter sprich dich aus mit ihr
komm küsse sie ganz süß
in allen sprachen dieser welt
komm küss
ICH: Ich antworte dir, und bleibe in diesem Rätselton jauchzender Melan-cholie, an dich bis zum Abgrund gebunden, verbunden, als wäre es der Ur-sprung selbst, die Quelle. Unfaßbar mit unseren Begriffen, tief gespannt über diese Kluft, die uns jetzt vom Alltag trennt, als wäre dieses so däm-mernde Jetzt tagheller als der hellste Stern, der Kerzenschein ein Lichtüber-fall, der die Konturen des Gefühls so mit dunkler vibrie¬render Stimmung einfärbt, heraushebt aus dem Schein, der diese Welt ist, und die Augen blendet, daß Blindheit den meisten dann erscheint, als wäre es Licht.
Ein Weh des Erinnerns, das taucht auch hier tief ein, schmeckt bitter auf der Zunge ...
DU: KOMM ÜBER MICH WIE EIN
sommergewitter... unheildrohend stark, voller wärme und kraft so
unglaublich reinigend und befreiend...
ich sende dir hier/ mich in jedem wort....
Doch verzeih', wenn ich wein',
Denn ich kann's noch gar nicht fassen,
Du wirst mich nicht verlassen.
Am Horizont erscheint das Licht,
Das sich in meinen Augen bricht,
Auf meinem Weg, das weiß ich genau,
Gibt es ab heute kein tristes Grau,
Und auch keine Kälte,
Denn der Weg den ich wählte,
Brachte schon zu viel Leid mit sich,
Doch schließlich brachte er für mich,
Das größte Glück auf Erden :
Dich
ICH: ES IST DU BIST UND SUCHST MICH SAMMELND AUF, du neues Kommen aus dem Strom der Zeit: ein Chock
ich weiß noch nicht
wo ich dich finden soll, fast
wars der Tod, der mich erinnern ließ:
er ists er sucht mich sammelnd auf
hiazyntenes NachtGeschlecht
so sehn´ ich mich nach dir und zittre schon
die Haut ist heiß die Lippen beben
wartend auf den Ausgang aus der festen Welt
als Schmerz und in Gedanken ruh ich schon
mit heißem Kopf in deinem schwarzen Gras
und koste deinen Schoß
Es ist du bist du suchst mich sammelnd auf
es tut schon wieder weh
wenn diese Schmetterlinge die nur brennen wollen
heut wieder fliegen saugen heftig dröhnen daß wir lieben
müssen wie zum Glück Verdammte
die schon jetzt den Tod dort an den Füßen wie Erkannte sehn
weil er dabei ist: Immer: wir uns doch einmal trennen müssen
Es ist du bist ein Wunder: wirklich da du suchst
mich sammelnd auf : oh küssen küssen küssen
Haut an Haut und Haar an Haar geborgen warm noch heute Liebste
laß es zu ich laß es zu InEins zu sein auf Platons Hochseil
nicht erfunden/ du und ich und ich und du so stammeln wir:
wir haben uns gefunden/ das Echo: finden finden
findest du?
SOLLS WIEDER HEISSEN: EWIG DEIN,
die schöne Lüge flüstert uns
die Zeit ist um doch wir sind bei uns
und alle guten Geister kommen mit:
Es ist du bist du suchst mich sammelnd auf
ich bin schon trunken hier von jedem Wort
das uns den Leib durchglüht entflammt
dein Mund spricht schon mit meinem Menschen Pflanzer
wo weint ein Kind, wo heult ein Toter der ein Kind war:
einmal und nie wieder!
DU: warst bei mir, in mir,
Wie noch nie zuvor gekannt,
So weit von mir und doch,
Zwei Schatten an der Wand.
Ich rieche Deine Haut,
Mit jedem Atemzug,
Spür deine Hitze in und an mir,
Und unsere Leidenschaft ist jetzt ein wildes Tier
UND DOCH WEIST DU MICH SCHON ZURÜCK,
Laß mich in dich,
Geliebter sprich,
Nicht von uns nur als Trug und Schein,
Wehr Dich nicht laß uns einfach sein.
ICH: HIER WAR ES GESTERN NACHT/ DIE STERNE DRAUS¬SEN sahen zu da legte sich so sanft ein Feenbild wie aus der Welt gefallen auf den
Augenschein nackt Ich und Du das Paar das vor Verlangen zitternd lieben wollte aus unserem Flüstern wurde Welt die roch so häutig süß und alle Säf-te sprangen/ ein Mai der Leiber lösend ihren Umriß durch die Küsse entlang des Nackens des Gesichts der Augen die verborgen flammten aus der die Ungeborenen her in unsere Welt herübersahen: sengender Blick ein Loch durch das Papier der trüben Außenwelt
daß unsre Engel die sich besser kannten
in ihren Höhenflügen kräftig sangen
Von oben dieses Streichen hier entlang des nackten Körpers
mit Mund und Fingern deine Brüste knospten reckten sich
zu Lippen die die Milch schon klingend fanden
die Paradiese Wölbung heiß wie Flaum der Wangen
die Wölbung weiter fand den Ort des Herzens
schlug freier dann der Bogen deiner Frauen Hüfte
und der Nabel einer Welt noch tiefer
weiches Schamhaar Labyrinthe wie die Kleidung
schon zur Lust gemacht daß Ahnung sei
als wärs das Bild von Sais der Spalt die wahre V
ist nirgends frei zu sehn die weiche Lippe
Lippe Gottes will dich ichlos nur als Gier
und saugt dich so daß du betäubt
die Augen schließen mußt: die Zunge dann
klopft an den rosa Lippen ihren Reim
Und koste es was es wolle hier so nahe kommt
vermischt Milliarden Jahre
mit dem Keim ... und stammelst schon
oh, Herz: ich Komm ...
Dein Finger paßt so schön in meine Wunde,
faß rein, dass sie sich spürt./ Und Biß um Biß
sich aneinanderreihend/ machen der Seele die Gestalt bewußt.
DU: DAS WEIB IN MIR/ lebt hier im Leib
das Tier in mir/ liegt unten
arg gekrümmt im Schwanz
gehört nicht mir nicht dir
Das fremde Ding wir nehmen es
für uns/ das Tier in mir in dir
ist mir unheimlich/ nackt und offenbar
und doch Geheimnis
es steht sehr lang vor uns
und wächst buchstäblich
ICH: ISTS SO, DU SCHWEBEST
Zwei Wochen nur auf Wolke sieben
Und küßt den Mond und warst mir schrecklich nah,
Da fällt mir ein ein Lied, das paßt zu dir!
Das trägt doch deinen Namen, das paßt zu mir!
Da kommts mir schier zu weinen, spielte es als Kind;
Und kam durchs Fenster mit dem Frühlingswind.
Annchen hieß es, Annchen war es:
"Annchen von Tharau, ist die mir gefällt ;
Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.
Annchen von Tharau hat wieder ihr Herz
Auf mich gerichtet in Lieb´ und in Schmerz.
Was hat die Liebe doch für ein Bestand,
Wo nicht Ein Herz ist, Ein Mund, Eine Hand?
Dies ist uns Annchen die süsseste Ruh,
Ein Leib und Seele wird aus Ich und Du."
GLEICHNISSE sind gemeinsame Herzschläge.
Dem, was ich so betrete (an diesem „Ort“), gebe ich mich: und
nehme es zurück.
Wir lagen ineinander, Eins; immer der gleiche Rhythmus.
Vom Meer trug er uns zu. Die heißen Körper, sanft und
fruchtig.
Und ich legte dir diese Pflanzenteile, langer dreifaltiger
Blütenstengel: faltendes Objekt, zum Kinde zusammen.
Der Fisch, jetzt unter meinem Bootsschatten im Grün,
wundert sich nicht, daß ich ihn „Fisch“ nenne.
Ich erreiche ihn nur, wenn ich ihn fasse; er gleitet mir
glitschig aus der Hand. Wenn ich ihn fasse - bald ist er tot,
kein Fisch mehr, ein „Fisch“.
Er ist genau so schnell und nicht faßbar wie mein Leben.
NICHTS IST VERSPROCHEN
Die Magie der Wahnsinn die Einsamkeit in der Nacht
Er weiß
Der Königsweg des Geschlechts ist und bleibt
DER HASS
(Joyce Mansour, Pierre Molinier oder der Begehrende)
JA ICH WEISS ES WIRD SO KOMMEN
wie es tausendmal erlebt schon viele wissen
erst dem Meer der Liebe zugeschwommen
erstes Tasten Brennen Mails und Küsse
Dann die Kälte der Verrat
Werd ichs sein wirst du es machen
flichst du mich aufs Schwarze Rad
nichts mehr nichts vergeblich alles
rast davon mit Eis und Lachen
Liebste Feindin warst du gestern
noch Geliebte jetzt der Schmerz:
nimmst dir plötzlich einen „Bessern“
Wunde: Möse Wunde: Herz
Da hilft kein Schreck und kein Erstaunen
daß dies unerwartet so geschieht
gestern Schwur und Kuß gemeinsam träumen
heut als wäre nichts gewesen/
ists „für immer“: Aus
Weißt daß ich es wußte
ließ mich treiben wie ein Kind
JENER Ort den ich erlebte/ jahrelang Geliebte:
deine Kälte nimmt mich mit
Und so sind wir dann zusammen
reimlos ewig und vergangen
leer wie früher und dann später
denn der Tod
kennt kein Verlangen
NICHTS IST VERSPROCHEN?
Und alles was gesagt war
Nichts als schall und rauch
Wie unsre engel auch?
Das kann nicht sein
Ist dieses leben nur ein spiel
Und was das schönste wäre
Lüge und betrug?
Nichts ist versprochen, ja
Und nichts unmöglich, glaub es mir, wir
Haben daran gerührt!
Ein fall für unsre engel
Die sich schon abgesprochen hatten!
Sie wußten es, wir nicht –
Wir wissen nichts
Und leben es!
Willst du dich gegen sie entscheiden?
Es tut so weh
Weil es zu wirklich ist!
PARIS MAGIC/ SPRITZTOUR
rösi/ du rilke-fan/ rilkest doch viel zu schön
um immerzu brav/ und allein
niemandes schlaf/ unter so vielen lidern
zu sein
Kurt Marti, O RÖSI DU NUSS
Glaub nicht madame
daß ich dir böse bin nein
immer schon habe ich darauf gewartet
daß du dir mit einem typen von i b m
oder einem advokaten aus dem verlagsleben
die freiheit erfickst
glaub mir mädäm
die spritztour hat sich für beide gelohnt
endlich hast du mich davon befreit
dein pate papa beichtvater oder dein alibi zu sein
(du hast dir etwas selbstbewußtsein beigeschlafen)
es ist irgendwie schmerzhaft madame
zugegeben aber
von der treue halte ich nicht viel
auch wenn das traurig ist
dreh es wie du willst
aber du warst etwas ausgeronnen und nervös
von der andauernden glotzkiste zu zweit
erstes zweites drittes programm
und nachher das vierte im bett
rundgang der träume im schamhaar
ja madame die üppig geratene natur
spritzte bis tief in den schlaf
einen zaghaften song von einer vielleicht
doch versäumten gelegenheit
mir geht’s nicht anders obwohl
ich mehr mit dem papier onaniere als du –
so mädäm das wärs
Doch halt: manches kehrt sich natürlich um
leute die sich wild das leben auflecken möchten
von lustschritt zu lustschritt (sonst nichts)
die pausen dazwischen mit köpfen voll wut
sich selbst überschlagend vor ungeduld
sollten nicht langsam in mühsamer arbeit
häuser in die eigene luft sprechen wollen
laß ab von der luft und such dir ein richtiges wohnhaus
zum braven ersticken
ordne dir dort die küchengeräte und auch deine bücher
am wochenende gruppensex und ein abenteuerchen
mit zustimmung des ehegemahls ja
die gut bürgerliche küche/ rühren dann
in allen nur möglichen löchern
denn jedem das seine
du unsicher zwischen luft und haus
und ich sicher zwischen luft ohne haus
zusammen mund an mund mit der liebe sehn wir
die sterne: sie fliegen uns schon um die ohren
wir sollten nicht
sanftheit wie balkonklettenblumen
langsam vor unserem fenster hochwachsen lassen
denn schneller wachsen die gitter
aus dem tiefsten loch
ein flaches gefängnis!
CELARE, du weißt: in Holz oder in Stein gegraben, das alte Handwerk ist hier nur gedacht. Und ist so wirklich begraben. Cella, du weißt, wo du lebst, gibst du an. Und sie sagen:
er prahlt. Caelum, du weißt doch noch, Grabstichel Feder,
die fliegt, dir täglich das Grab gräbt und hofft.
Und kein Bild mehr, mein Gott, bevor es geschafft ist dieses endliche Nachher. Und erlebst es hier doch sicher nicht mehr. Und möchte erinnern den Strandhafer Flug, und das Kommende wie Mamaie: Nichts wie Sand am Meer. Doch alles war bisher falsch, ungelebt und verirrt, ja, vernarrt in die Optik: alles vervielfältigt; die Unbekannten aber, die geheimen innern Namen verschüttet im
Alltag. Und man nennt es Zuhause.
Nur Mut, mein Freund, verlier es endlich ganz. Man lobe den
Abschied, und laß es draußen im Regen, damit Er es wäscht,
dies Ordinäre, das Leben. Die Heimaten sind da, den Abschied
zu lernen.
ELBANISCHES FEUER
Mit mir sei es doch nur ein Seelenbund.
Ich aber, weit entfernt jetzt von Emphase
Empfand: Es hängt mein Herz an diesem Aase.
Bertolt Brecht. WAHRE BALLADE VON EINEM WEIB
Muß ich nun ganz bescheiden werden,
mich aufgeben, zugestehen, daß ich unfähig bin
mit diesem Feuer von Elba zu leben,
wenn du nun mit einem andern ins Bett gehst,
ich werde es nie sehen! genau
wie ich nie erfahren werde,
was dort geschehen ist und was ich mir
quälend vorstelle: -
riß er dir die Kleider vom Leibe,
um an deine schöne Möse heran-
zu-kommen, zu kommen kommen
du hieltest sie (auf mir/ bekannte Waise),
nun ihm entgegen -
Oder ging alles ordentlich deutsch zu:
ihr legtet beide eure Kleider säuberlich auf einen Stuhl,
und dann euch aufs Bett.
Nackt sicher (in dieser Nacht nicht anders denkbar)
lag er dann neben dir, nackt sicher, lagst du also da;
er begann dich zu streicheln,
strich immer tiefer, zögernd (um die Lust zu steigern)
deine noch von der Sonne heißen Schenkel hinab,
und fuhr dann zart über deinen schwarzen Behang
(vielleicht war´s erst beim zweitenmal, der erste
Fick ging blind und rasch. und atemlos mit euch vor sich,)
deine herrliche schwarze Scham atmete heftig,
hob sich und senkte sich gierig und feucht
unterhalb deines schönen Weiberbauches -
Während ich durch die kleine Stadt irrte,
und auf den Bergen ringsum an sechs Stellen
das Feuer haushoch in die Pinien schoß –
schließlich hattet ihr euch beim Sehen
des Feuers kennengelernt, und bin ja nur neidisch,
daß du so schnell zu einem Maker kamst!
Warst sicher geiler als sonst,
hattest noch nie ein Feuer auf Elba gesehen!
das in dir brannte! (Das Fremde reizt, das wissen wir!)
Ich irrte durch Capoliveri.
Und sah überall Militär und Carabinieri
als könnten sie diese Unordnung ein-dämmen!
(Die Schwarzen Löcher Anarchie!)
Ich fuhr an den Rand der Glut, da war nichts mehr
zu sehen, Blenden nur: wie die Sonne so hell!
Und weiß: du willst es ganz tief,
die Stöße bis an den Gebärmutterhals, und du fließt erst
wenn Kitzler und Mund scharf und mächtig berührt sind,
durch die Umstände/ auseinandergebogener Schenkel verrenkt Ge-schmack/ der Pulpa Klitorides Anastatica Hierochuntica Dös/chen zu bürsten es tun Nummer schieben Stoßgeschäft
dann schreist du sehr laut und wie ein Menschentier ins Feuer,
und bist irgendwie groß, größer noch
als dein schwarzumrandetes Loch, das
wie eine Pinie fremd nun haushoch brennt.
Gefährlich ist diese meerige Lust mitten im Sommer,
hier liegen die feuchten Häute, die Scham, rot der ständig Schrei,
als hätte er nicht nur sich selbst aus den Augen verloren,
die Augen vollkommen verloren, blind, ja blind
der Verstand auch, mit dem wir uns in diesem Chaos halten können die kurze Zeit bis zum Abgrund Tod.
Ich rieche die Lust in jenem fremden Raum,
den ich nie sehen werde,
den Geruch aus deinen geliebten und ganz persönlichen V
streicht Nacht über Elba ganz.
Ich weiß ja, du läßt es geschehen,/ nicht weil die Liebe dich treibt./ Der Schmerz wird vergehen. Die Erinnerung bleibt!
Ich bin traurig heute, so, als wäre ich in Abwesenheit -
verbrannt!
Ich weiß, unfähig bin ich für unsere Freiheit,
die ich mir wünschte. Ungereimt ja – und ganz ohne Verstand!
Nein, nicht ich bin es, der zu Kreuze kriecht heute Nacht,
„Es“ kriecht zu Kreuze, das unheilbare Feuer, es schreit in mir,
daß ich jetzt schweigen soll – bei soviel Wahnsinn!?
Und nun – klar ich bin in dich schrecklich verrannt!
Ihr lagt zusammen bis eins. EINS, EINS. Du kamst mit gerötetem Ge-sicht und wunder-V zurück.
In den Pinien schliefen wir zusammen (es gab kein Hotel mehr!)
und ich versuchte, Ordnung zu schaffen,
in dich EIN-zu dringen und (machtlos?)
alles zu löschen (fragte gar noch: ist er gesund?) Vögelte heftig, liebte
dich sehr! In den Krallen hatte mich der Gott MEHRMEHR.
DOCH DAS FEUER BLIEB!
Erst am dritten Tag gelang es Militär und Feuerwehr
den Brand von Elba zu löschen.
Ich aber wußte von jetzt an, klar:
Die Ehe ist ein Sieb!
LOCKER VERSTREUT AM TAG die Wiederholung & immer wieder
die Liebe
Am Abend Empfang und Reiz mit Kaltem Büffet
schwer lallend die Zunge fremd entkorkt die Flasche
die wir sind: zu dichten.
Brennen,
daß wir vergehn
nur Schmerz entspricht
du hast das Ende gut
Gleich nebenan Earths holocaust Trost
nur noch hier daß wir schuldig sind
wenn wir jetzt schreiben:
daß nichts vergeht, daß einer uns träumt
auch die Leiber die Tiere die Häuser
weiß im Atomfeuer
Wir träumen mit ihm hier
trinkend und liebend
am Kalten Büffet.
DER RISS DIE TRENNUNG
DU SAGTEST SCHRIEBST ES DOCH
"ich liebe dich" "ich liebe dich zutiefst"!
Soll ich es glauben?
Du liebtest mich als dein phantom
Das gab es nur solang du sprichst/ ich war
Mit meiner stimme schon dabei/ dabei
Mit bildern/ augen die du schufst
Mit deinem blick/ aus deinem wunsch
Daß ich doch dein geliebter sei!
Als du das Vögeln lerntest, lehrt ich dich
So vögeln, daß du mich dabei vergaßest
Und deine Lust von meinem Teller aßest
Als liebtest du die Liebe und nicht mich
Bertolt Brecht, Das neunte Sonett
ES IST SCHON SO
daß Liebe uns verändert, wir
nicht mehr sind, was wir noch vorhin
dachten, daß wir wären, wir sind ein anderer,
sind das Bild, von dir Geliebte, schön entworfen;
das dauert solange an, bis die Entdeckung,
daß wir lieben lauter ist als alles, was wir
vorher wirklich waren
Bald kommt der Augenblick der Wahrheit
ein Blitz, oft nur ein Wort,
daß uns entdeckt, daß wir nicht uns,
daß wir nur das Gewünschte uns
zu Fleisch und Blut gemacht
als wären wirs, das Du, das Ich
von uns gemacht
Dann müssen wir sein
wie wir sind! – uns
trennen! Wie im Tode
ein jeder für sich
WIR IRRTEN DURCH DIE ZEIT
Bis wir uns trafen
Jetzt tut uns alles was wir sind
Und nicht sein können
Weh!
Ein Engel ist in dir in mir
Der uns von Liebe spricht
Der uns die Wunde schlägt
Der uns so zueinander drängt
Der uns im Glück erschlägt!
***
Es steht ein heller Stern in dir in mir
Er steht am Himmel fest er steht uns zu
Und fällt und fällt den Horizont hinab
Die Erde dreht sich täglich weg von ihm
Dann hat er seine Ruh
Wir stehn auf seinem Fallen
Er ist so schwer
Das Schwere das uns jetzt erreicht
Läßt uns hier atemlos zu Boden gehen
Er hat Gewicht
Das Heiligste das in uns bebt
Ein ungebornes Kind das weint
Was war er ist er wird es sein
Der unser Leben eint?
Wir wissen nicht wem er gehört
Wem wir gehören
Wir haben keinen Gott
Der uns erhört
Die Liebe
Will den Stern der fällt und fällt
Erreicht uns nie
Das was uns trennt: die Welt.
PALIMPSEST
So löschst du aus. So kriechst du nach vorn ins Unzuhaus. Und lachst bei dieser Zukunftsmusik dich AUS. So bist du bei
der dreizehnten Art
einer Elster erst frei,
es ist hart. Weiß oder
schwarz auf
gehts nicht mehr, Moder
im Mund, so sauf dich leer.
Auf dem Feld hier nichts
als eine Krähe schwarz, sie weiß
nicht wie sie heißt, ist reif:
die Elstern stehlen dir das Leben,
im Wort gefangen fallen sie,
weil du so frei bist jetzt
vom Fleisch, dem Nebel.
O, Madam/wie ich leide, o.
Immer verlieren wir uns wieder.
Immer von neuem verlieren wir uns wieder.
O, Madam/ wie ich/ leide, o.
Rolf Dieter Brinkmann, MEIN FUCKING HERZ
ICH SCHREIB DIR JETZT, SAG: BIST DU AUSGEBRANNT?
Ich sags und scheu mich nicht:
will leiden, sag
wo bist du jetzt hast du mich wirklich ganz
aus dir vertrieben/ und branntest
doch so lichterloh vor tagen!
Und sprachst von "ewig"
"treu" und "glauben", daß du
beständig seist – und mich
so herrlich liebtest:
Dann wurdest du alltäglich
kalt am telefon und sachlich
sprachst vom Nein:
"da können wir pausieren"...
Und riefst mir zu, ach sag
Was sollen wir nur tun:
Ich weine bitter jede nacht
Geliebter doch versteh
Ich will dich ganz
In diesem einen leben.
Leb wohl verzeih
Ich geh
Du bist es, bist es nicht
Du liebste immer bin ich nur im gegentakt
Auch andern kam ich immer nur zu spät
Denn brennt ihr schon
bin ich noch kalt distant
dann zündet ihr mich an
und werdet plötzlich leer
und laßt mich so entflammt
da draußen kalt
im regen stehn!
SAGST DUS JETZT SO: "IST DAS
der Held von damals? Der zahme
Doktor, seiner Gattin Untertan?
Verlorner Schlachten müder Veteran:
Ich geh an dir vorbei ( du dessen Name
Mein Herz einst brausen ließ wie ein Orkan!)“
Ja, sag, ist meine Liebe wieder arbeitslos?
Liegt sie darnieder, krank?
Doch dies Gedicht, das sag ich dir,
das stimmt für mich, das stimmt
für dich: uns beide nämlich gibt es nicht,
wir liebten uns nur im Gedicht.
FRAGILE
Ist sie aus glas krystall ist sie
Aus splittern von anfang an sind wir
Wie neu zusammen
Gesetzt aus nichts/ aus dreck und staub
Die Seelengier hat sie gekittet! nur was die kugel
Plötzlich will
Und nur zuzweit/ wenn du dann gehst
Bleib ich allein
Mit einem wehen schatten
Hörst du krystall/ es splittert
Nun wird es wieder: nichts als pulverleben
Und jeder schattengleich
Für sich!
Ich weiß schon
Hast mich ausgetauscht
Mit einem andern
Seither/ ich weiß bist du so kalt
Seither bist du/ von mir gegangen!
Doch ich verzeih dir diesen streit in mir
Ist unsre liebe so an ihm vergangen?
Du schickst mich fort
Und sagst: ich ruf dich später an, adieu
Seither hast du vielleicht nur ihn
Und ich nur deinen schatten!
Du sagtest/ sieh, er lag oft neben mir
Und nichts geschah –
Wir dachten nicht daran –
Seit ich das kind verlor
Hat sich das leben heftig
an mir vergangen.
Vergangen vergangen
ICH WEISS NICHT MEHR WER DU BIST,
bist da und ich sehe dich nicht, bist in mir und ich bin nicht da; du
hast mich gelebt und ich lebe nicht
mehr. Du stehst neben mir und ich falle.
Es geht zu Ende, was bisher war, Gefühle
ziehn noch die Spuren nach, manchmal
ein Feuer, das brennen will, steht
in der Nacht und erhellt das Zimmer.
Hunde sind vor dem Fenster, ein Auto
geht fern über mein Gehör, ein Berg
liegt da wie ein großes Tier, -
ich suche deinen Atem.
Wie ist hier alles so fremd,
widersteht dem Auge, dem
Sinn, dem Gehör,-
das Vertraute
will nämlich singen.
SO GEHT DAS LIEBESHEFT ZU ENDE
Ein letztes blatt/ als wärs das leben
Hält hier den atem an/ zäsur
Am zeilenende: das heiße thema liebe flammt
Ein lebensende brenn papier
So ist es aus/ ich
Spür nichts mehr -
IM RÜCKSPIEGEL - ABSCHIEDSREISEN
MIT DIR
Was tust du? Wozu schaust du zurück
auf Zeiten, die niemals wiederkehren werden,
untröstliche Seele? Immer noch trägst du
Holz in das Feuer, das dich verbrennt!
Petrarca, Sonett CCLXXII
PARIS,
die große Herbstzeitlose
Weißt du noch: HELOISE UND ABAELARD Etwas Regen auf dem Père Lachaise. Versteint. Wir unter Regenschirmen.
Was weint da. Sogar über Steinen. Wir
suchten. Und unter Linden hören wir
ein Flüstern. Laute, wie Tandaradei.
Klang Worte in Höfen. Tage. Und dies Paris
so spät. Kaum Große Herbstzeitlose, die
zur Liebe jetzt auf Gräbern rät. Ein
Liebespaar, wir waren jung, berührt den
Stein. Von unten her. Ein Kind, das weint.
Woher ein Sic et Non, der Erdgeruch mit
deiner Haut im Regenduft vereint, im Schritt
der Kuß unter dem Kleid, ein Blitzen wie
durch Tränen, ein Blick der Tote überholt.
Jetzt stehn sie auf und lachen. Sie sehn
dir unters Kleid, die schwarze Herbst-
Zeitlose die Sonne runterholt.
Heloise, Abaelard: "Was ich begangen, es lebt
so stark in freudiger Süße," riß mir das Herz
entzwei.
Saß sie auf einem Steine, Heloise, Abaelard.
Fließt in die Iris heute dieses Liebespaar.
Und steigt ganz aus dem Wort und nur ins Auge ein?
Der Name sucht durch Todesnacht lichtschnell verborgen dort
im Stein, den nur der Finger anstößt, Kälte fühlt,
als wäre dieses wahr ("drei Tage sind es drei/ von keinem
Schmerz verschont,")
Heloise, Abaelard...
Tod ist ein Liebespaar. Liegt vor uns, geschwärzt Figur, der Stein. Schmerzlich der Durchgang mit Bildern und Dornen, durchkreuzen das Auge und sieh, die Paare, sie warnen.
Vom Tode denke nichts, und nur auf ein Wort. Steht
Sic et Non - gerade für wen? Daran miß und trau
dem Auge nicht,
trau denen, die nicht mehr sehn.
RONDINARA/KORSIKA
DU MIT DEM SCHNABELHUT AM STRAND, MEIN
altes Und im grauen Gummiboot mit Hund,
die Liebe, so gekommen: bis zu diesem Augen-
Blick, ein Spiel wie Zufall anfangs, dann
ein ganzes Leben, und zählt am Ende nichts?
UND das zählt zusammen, was gekommen ist,
die Welle plötzlich schlägt sie "jetzt" ins Boot,
das Meer: ein Bild von früher ist das Jetzt.
Und, was gekommen ist, in jener Sprache
des Namens: UND kam fast nach jedem Wort,
Ja zählt, und Nein läßt mich verschwinden,
Und, die Gedachte, die du bist.
Was so gekommen ist: grau Zeit, am Bart,
wer streitet sich, kein Blick trifft dich, du
bist allein mit dir, dem Und.
Auf diesem großen Hintergrund, dem Berg,
Die Häuser einzeln, diese Silben sind verstreut.
Oh, du, mein Haus. Kahl oben ists inwendig
Zeus, der Kopf.
Verstreut ist alles schon. Und
jede Einzelheit steht auf der Gegenseite,
die Frau mit langem Haar, von dem
du manchmal träumst, ist unerkannt jetzt da,
und nichts als Und, kein Unterschied
und niemand sieht sie dort,
es sei denn Niemand und
der begrabne H-Und.
Am Horizont stehn Boote ohne Segel,
Skelette, ihre Wissenschaft vom Stehn,
was steht und wo, daß du es weißt,
was "Boote" heißt, was "Segel" und
was "Stehn", Skelette ja, ganz unten strahlt,
was oben ist, die Kraft: Futur, du weißt,
was sterben heißt? Du ahnst es, nennen
sollst du´s nicht.
(Fetovaia, 20. Juli 93)
Abandoned hope, and lov that turns to hate;
And self-contempt, bitterer to drink than blood
Shelley, Prometheus unbound
5 TERRE/ Ligurien
Via dell´ amore
Lebenszeitjahre
Cinque Terre
(Und ins Wasser gefallen, das Meer)
Steinweiß nach einer dunklen
Schlaflosigkeit
Nacht der Trennung
wie übt das schreiende Herz
wenn die Jahre vergehen
jetzt die Weite aus
wund
weil das Meer nicht trennbar ist
nur in den Köpfen
wie die Gewohnheit
gefangen
Der Blick unter Agaven
die Wärme die Füße
aber fast schon im Wasser
vergangen
Und oben auf der Terrasse
lieben sich zwei unter dem Pelz
wir: als wir jung waren
Horizontweit der Blick
erinnert den Sommer im Boot
und Vernazzas Turm die Sehnsucht im Hafen
du hebst die Erinnerung vom Grund
das alte Herz ist der Anker.
*
KEIN DU MEHR, SIEH Betten getrennt im Dunkeln
Und jeder in einer anderen Sekunde lebend/ getrennt den Abgrund zwischen uns eiskalt das Linnen die Decken Federn/ Ziegeln
drücken auf die Brust
UND FAND DAS NICHTS, ZU FLEISCH GERONNEN
UND DA WÄREN WIEDER DANAIDEN
und das Wasser das durch Siebe fließt
"wenn die Ehe leicht daneben
Aber schau/ du mühst dich ab
mit leeren Krügen"
säufst dazu – man muß ja leben
Wie denn
wenn keiner weiß was „leben“ ist?
DER ABGRUND WEISST DU WAR WESTÖSTLICH
kein Divan Nein/
schrieb uns das Leben zu schrieb es uns weg
denn alles was gewesen war tat weh
und wir verletzten uns daran
Die Wunden schlossen sich ja mit der Zeit
doch manchmal sprangen Narben auf
als wären dort die Einschüsse gewesen
es kam kein Blut nur alte Wut und alte
Sehnsucht
Nicht wir beschlossen
nein „das Leben“ wars - zusammen
alt zu werden
ZUM HERZZERREISSEN, sagtest du, warst
sanft in meinem Ohr. Komm,
trennen wir
uns,
der Tod ist nichts
als Ironie. Weinen wäre ein Maß.
Laß ab von mir. Der Körper geht.
Wohin. Er schmerzt solang
er noch bewohnbar ist.
Wir aber lieben uns
im längsten Schlaf.
KOMMT LIEBE ZU SPÄT WENN DAS LEBEN VORBEI IST?
Oder ist sie singender Abruf
als Ruf wo das Herz neu beben kann
abgeworfen weitverzweigte Illusion
wenn noch viel Zeit ist
wie ein berauschender Trunk
Sie sitzen in uns und sie träumen das Leben
schmerzte es in ihnen wie offene Wunden
weil ich im Fleisch lag?
Alles was je sein wird ist/ immer
schon da.
SO GEH ICH wirklich um mit dem was ich nur dachte/ hier
an Füßen und an Händen Erde; ich wasche mir die Füße
und die Hände
die Haut die alles was mich lebt die Wand -
macht die Osmose möglich.
Das Wasser fließt die Härchen auf der Wange stehen
jetzt im Licht -
gewesen und sehr weich:
Es steht noch alles aus, und alles ist zu spät.
MAUER DES LEBENS
Offen im Tod?
Schriebs auf die Rück-
Seite/ Rückgrat der Welt
Liebe: die Öffnung,
Liebe bist du
Pulverexistenzen, wo
Hast du den Staub/ gegessen
Geschlafen geliebt
An dir leb ich auf
Staub der zu Fleisch
Geworden/ gewachsen
Aus Genboys Nichts
Das jetzt Sein will!
FÜR L.
Die Nacht hebt an
du hast mich lang gerufen
du mein im Fleisch versteckter Widerhall
die Form der Sehnsucht die mich quält
seit du vergehst/ jetzt
ohne meine Zeit
Wo bist du -
lebst nur noch in solchen Stunden
ich weiß dich nicht mehr
nur noch mein Gefühl
das seine Nächte austrinkt
Qual und überwach
und warte ohne dich
Nur meine Kehle
drückt es heftig zu
was ich noch bin
zu Wort geworden
Und was geschluchzt und frei
dort draußen in der Nacht
ist hier im Vers
ertrinkt in mir
zu Nichts entfacht.
MEIN GEGENÜBER, abends
Täglich, sehe aus mir raus
Und ab;
Blick fällt, den Rand
Des Blattes hinab;
Kalt diese Wolkenschönheit, -
Sein Blatt am Himmel
Offen/ das Licht; wer
Spielt hier und spiegelt mich ab?
Das Licht erwartet: -
Mich? Da bin ich Auge, sag
Wohin geht’s da/ schon tief
Hinab?!
WAS IST IN DEINEM SCHWARZEN BUCH BESCHLOSSEN,
das es doch gar nicht gibt, Und ist in dieser Welt
von dir erfunden, mein Blick nur hält es fest,
Und was ich wissen kann, gezählt geträumt von dir,
die Umkehr aller Farben?
Grün ist gelöscht, das Auge ruht,
um Rot zu sehn, den Schnitt
die Welt
Vergänglichkeit, ein Spalt,
da tritt Er ein
ein unsichtbares weißes Blatt,
das sich im Löschen
wendet
Du bist
sein schwarzer Schriftzug er
mißt die Nähe mit dem Messer.
Die Stelle ist getroffen,
wenn du verschwunden bist.
Durch diese letzte
Öffnung
gehörst du Ihm
dann bist du
Geöffnet Und von ihm beschlossen,
dann liest er dich in seinem
großen Buch,
nichts ist, was nicht
von seinem Strahl getroffen
Und sammelt alle Farben
wieder ein, von ihm
geatmet und gehaucht
Die unsichtbare SCHRIFT
auf diesem schwarzen Gras, das sich
verkehren kann
durch alle Dinge,
die er eingelassen
SIE SIND
Erlöst mit uns
geöffnet seine weiche Schrift
mein Griffel ist der Menschenstab
und schreib und schreib damit
in deinen nackten Leib jetzt tief hinein
daraus wächst dann sein Ebenbild/ nicht nur ein Buch
im Hierogamos strömt der weiße Strom mit Genboys Daten
das Herz der Vierte Atem
Abwesend hier
doch mitten drin
ein Liebes Buchstab ja, mein Baum
oh, der Zaddik mit seinem Phallus
das vögelnde Gebet
(o diese leere/ gastliche Mitte) Nichts -
als ein Himmels-Trick
Die Waisen gratulierten
als sei ein Herz geboren
nichts mehr ist zu verlieren
wer weiß denn ob du da bist
ein Kind/ das weiterlebt
dies Rätsel, das wir sind
ANMERKUNGEN
Liebesbriefe "Es treiben ... Wölfe an..." Else Lasker-Schüler
"Den Finger .... bewußt..." Peter Rühmkorf
Elbanisches Feuer "... durch ... Stoßgeschäft..." Helmut Heißenbüttel
„Und da waren wieder Danaiden" Bertolt Brecht
INHALT
So werde ich länger leben
LIEBESKÖRPER. DAS FLEISCH IST FLÜSSIG
Fand später
Die Liebste ist fort
Liebes Körper
GEFÄHRLICHE WUNDER
Als ich zu dir kam
Nach dem Rendezvous
Nacht Ruhe Trost
WAS UNS SO GLÜHEN MACHT IST DIESE FERNE
Paradox tief
So fürchten wir Begegnung
Und wenn wir uns
Freie Nacht weiße Nacht
Was ist jetzt fern so nah
AUFS GEGENGLÜCK, DEN GEIST IST DOCH GEPFIFFEN
Es ist so schön
Du siehst das offene Fenster dort
Jetzt singt zur Abendkühle ein Vogel
Und als ich mit der Zunge ging
Und jetzt fällt Rock und Hose
Die schöne Schlange der Sixtina, Rom
Ach, die gefangenen Funken
Lust will ich dir geben Lust weil ich dich mag
HYMNEN AN DIE V
Kühl gestern Nacht
Die V
In den Gedanken blitzt es manchmal auf
Geliebtes Urwesen
Und unter dem "Nachtrand hervor" mit dir
Es gibt kein Gestern
Du über uns
Wir saßen am Rand
MEERE UND NACKTE HAUT
Und das sinnlich scharfe Körpergefühl
Ist die See ein Auge
Nur im Wohlbefinden
Rätsel Leben
Ganz offen
Kleine Beobachtungen
Club Corsicana
UNIO MYSTICA EROTICA
Und die Lust der Vereinigung
Delta
Rondinara/Korsika Sommer
Wars ausgezeichnet Samstag Nacht wie schön
So denk ich ist die Gier entstanden
Erinnere dich als wir
Nostalghia, Ortlos letzte Umkehr zu dir
Wie geht das zusammen/Reinste Berührung
LIEBESBRIEFE
Ich: Sag Geliebte warum tut es so weh
Du: Komm Geliebter sei in mir die ganze Nacht
Ich: Ich antworte dir
Du: Komm über mich
Ich: Es ist du bist und suchst mich sammelnd auf
Solls wieder heißen: ewig dein
Du: Warst bei mir, in mir
Und doch weist du mich schon zurück
Ich: Hier war es gestern Nacht
Du: Das Weib in mir/lebt hier im Leib
Ich: Ists so, du schwebst
Gleichnisse
NICHTS IST VERSPROCHEN
Ja ich weiß es wird so kommen
Nichts ist versprochen
Paris Magic/Spritztour
Cellare
Elbanisches Feuer
Locker verstreut am Tag
DER RISS DIE TRENNUNG
Du sagtest schriebst es doch
Es ist schon so, daß Liebe uns verändert
Wir irrten durch die Zeit
Palimpsest
Ich schreibe dir jetzt, sag: Bist du ausgebrannt?
Sagst dus jetzt so?
Fragile
Ich weiß nicht mehr wer du bist
So geht das Liebesheft zu Ende
IM RÜCKSPIEGEL – Abschiedsreisen mit dir
Paris
Rondinara/Korsika
5 Terre/Ligurien
UND FAND DAS NICHTS, ZU FLEISCH GERONNEN
Und da wären wieder Danaiden
Der Abgrund weißt du war westöstlich
Zum Herzzerreissen
Kommt Liebe zu spät wenn das Leben vorbei ist?
So geh ich
Mauer des Lebens
Für L.
Mein Gegenüber
Was ist in deinem Schwarzen Buch beschlossen
Sie sind
Zum Autor
Homepage: www.dieterschlesak.de
Zum Buch
Als Buch on demand bestellbar:
Presse und Vertrieb
Alexander Strathern
Tel.: 089/13 92 90-46
presse@buchmedia.de
Ebenso alle Bücher von Dieter Schlesak bei www.amazon.de
Biogramm 2008
Dr.h.c.Dieter Schlesak, Pieve/Agliano 327, I-55041 Camaiore, Italia . (schlesak@tiscali.it) * in Transsylvanien, Rumänien. Lyriker, Essayist, Romancier, Publizist und Übersetzer. Lebt seit 1973 in der Toskana und in Stuttgart. Mitglied des deutschen P.E.N.-Zentrums und des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland (London).
Preise/Stipendien. Zuletzt: Für das Gesamtwerk die Ehrengabe der Schillerstiftung/Weimar 2001. 2005: Dr. h.c. der Universität Bukarest; 2006: Premio Umberto Saba, “Trieste Scritture di Frontiera Poesie”; 2007: Maria-Ensle-Preis, der Baden-württembergischen Kunstiftung. .
Werke (Auswahl): Lyrik: "Weiße Gegend", Rowohlt, Reinbek l981; "Aufbäumen. Gedich¬te und ein Essay", Rowohlt, Reinbek 1990; "Landsehn", Druckhaus Galrev. Berlin 1997; "Tunneleffekt." Mit einem Nachwort "Fragmente zu einer posthumen Poetik", ebenfalls Druckhaus Galrev, Berlin 2000; "Lippe Lust. Poesia erotica"; Weiße Gegend, Gedichte, Lyrik-Edition 2000, Hrsg. Heinz Ludwig Arnold, München 2000; LOS. Reisegedichte, München 2002; Herbst Zeit Lose, Liebesge-dichte, München 2006; alle vier Bände bei: Buch&medi@ GmbH, München; Sette volte sete. Grenzen Los. Oltre limite. Hrsg. Stefano Busellato. Lyrik-Werkauswahl italienisch-deutsch, Edizioni ETS, Pisa, 2006; Namen Los, Gedichte, Ludwigsburg 2007; Ich liebe, also bin ich, Hamburg, Klingenberg 2009; als e-books: Tunnelleffekt, fixpoetry, Hamburg 2008, Settanta volte sete, fixpoetry. Hamburg 2008; Heimleuchten, Chaker media, Aachen 2008; Lippe Lust, fixpoetry, Hamburg 2009. Essays und Prosa: "Visa, Ost West Lektionen, S. Fischer, Frankfurt l970; "Geschäfte mit Odysseus" Hallwag, Bern l972; Bildmeditationen in: ”Das Neue Licht Michelangelos”, Kunstdruckdokumentation der renovierten Sixtinischen Kapelle, 3 Bde. 1989-1991; Există o viaţă după moarte, Bucureşti 2001. Romane: 1986: ”Vaterlandstage” (1995 rumänisch: ”Zile acasã”); Der Verweser. Roman, Allitera Verlag, München 2002. Eine Transsylvanische Reise, EDITION KÖLN, Köln 2004, Romans Netz, Roman, EDITION KÖLN, Köln 2004; Capesius, der Auschwitzapotheker, Dietz Verlag Bonn 2006 (Übersetzungen ins Rumänische, Ungarische, Polnische, Italienische; Vlad. Die Dracula-Korrektur, Ludwigsburg 2007, 2008; Der Tod und der Teufel. Materialien zu Vlad. Die Dracula-Korrektur, Ludwigsburg 2008.
Als e-books: Romans Geister. Roman, chaker media, Aachen 2008; Vlad. Die Draculakorrektur, Roman, chaker media, Aachen 2008; Der Tod und der Teufel, Materialien zu Vlad, chaker media, Aachen 2008; Romans Netz. Ein Liebesroman, beams e-book, 2008; Zwischen Himmel und Erde, Gibt es ein Leben nach dem Tod, ciando, München 2009; Transsylwahnien, Roman, ciando, 2009.
Essays über Literatur, Grenzphänomene und Religion. Hör¬spiele und andere Arbeiten für das Ra-dio (vor allem über psychiatrische Kliniken, Patientenkunst, über Medi¬tation.) Historisch schließt an Vaterlandstage der Essayband Wenn die Dinge aus dem Namen fallen (1991) an, der die „ent-eignete“ Revolution von 1989 untersucht (rumänisch: Revolta morţilor, Bukarest 1998, italienisch: Bandiere bucate, Bergamo, 1997) gefolgt von dem synoptischen Journal Stehendes Ich in laufender Zeit (1994), das den europäischen Nach-Wende-Geist bis 1993 kritisch ausleuch-tet; Zeuge an der Grenze unserer Vorstellung, Porträts, Studien und Essays, München 2005; Übersetzer- und Herausgebertätigkeit. Essays über rumänische Literatur und Philosophie; mehrere Herausgaben seit 1969: Nichita Stãnescu: ”11 elegii/11 elegien”, Bukarest und Norii, New York, 2002. Elf Elegien, Übersetzung und Nachwort: Metapoesie der roten Zeit, Ludwigsburg 2005, Gefährliche Serpentinen, Rumänische Lyrik der Gegenwart, 1998. Fortsetzung: Addenda corrige in: orte, Schweiz, Sonderheft Rumänien, Dezember 2005.
Sekundärliteratur: in Büchern und Lexika: Oliver Sill: Der Ausgewanderte: Dieter Schlesak, in: Reisen wegwohin, Richard Wagner, Herta Müller, Dieter Schlesak, in: Georg Weber et. alt.: Emigration der Siebenbürger Sachsen. Studien zu Ost-West-Wanderungen im 20. Jahrhundert, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2003; Marian Victor Buciu: Dieter Schlesak, un maestru ger-man al evaziunii (rumänisch), eseu critic, Editura Universitaria, Craiova 2003 (zahlreiche Vorab-drucke in rumänischen Literaturzeitschriften). Eine deutsche Übersetzung ist in Vorbereitung; Kürschners Deutscher Literaturkalender 1981ff; Jürgen Serke: Blick vom toskanischen Berg, in: Die verbannten Dichter, A. Knaus Verlag, Hamburg 1982, S.324; Taschenbuchausgabe: S. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 1985; Werner Söllner in KGL 32. Nlg., 1989; Bruno Jahn in: Literaturlexikon, Autoren u. Werke deutscher Sprache (Hg. Walter Killy), Band 10, 1991; Autoren in Baden-Württemberg. Ein aktuelles Nachschlagewerk,1991; Stefan Sienerth in: Lexikon der Sie-benbürger Sachsen (Hg. Prof. Dr. Walter Myss) 1993: Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller, 20. Jahrhundert (Hg. Kurt Böttcher), 1993; Alexander von Bormann in: Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis zur Gegenwart (Hg. W. Barner), München 1994; PEN Bundesrepublik Deutschland: Autorenlexikon, 1982, 1988, 1993, 1996/97, 2000/2001; Das deutsche Who ist who, 1996ff.; Edith Konradt über die Romane und die Gedichte in: Kindlers Literaturlexikon, Herbst 1999. Lexikon der deutschen Gegenwartsliteratur, 2002/ 03; PEN-Autorenlexikon 2000/2001; 2003/2004; 2006/207; MV Buciu, Dieter Schlesak, Craiova, Bukarest 2003, 2007. Sprachheimat, das Werk von Dieter Schlesak, Ludwigsburg, Bukarest 2009.
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