VIERTES KAPITEL
1
Ende Mai. Lange habe ich keine Aufzeichnungen mehr gemacht, ich war vom Schreiben des Buches völlig in Anspruch genommen. Doch nun muß ich doch, wenn auch unvermittel, preisgeben, was mit der Lyssowa eigentlich los ist und warum sie überhaupt zu diesem Dienst gekommen ist. Letztlich haben alle, die in diesem gemeinsamen unsichtbaren "Irrenhaus" leben, etwas mit der anderen Ebene oder gar mit den Entführungen zu tun. Bei Lyss ist es, ja, ich übertreibe nicht - eine Entführungsgeschichte, die mit ihren beiden gescheiterten Ehen zusam¬men¬hängt, und die sie ausgerechnet auf diese Weise zu verdrängen und zu vergessen sucht. Indem sie meint, zur Entlarvung dieser "Lügen¬geschichten" so beizutragen, schont und beschwichtigt sie ihr eigenes Unterbewußtsein. Es ist sicherlich nicht verfehlt, wenn wir diese außerordentliche Frau als ein äußerst begabtes Flucht-nach-vorn-Genie bezeichnen. Merkwürdigerweise scheint hier keiner von den Profes¬sionellen diesem Geheimnis auf der Spur zus ein, obwohl gerade Lyss nun mit einer ganzen Menge von Selbsterlebtem, "Material" also, zur Ent¬schlüsselung des Rätsels beitragen könnte. Und dies erinnert mich an einen Neurologieprofessor, Chefarzt eines bedeu¬tenden Krankenhauses im Westen Deutschlands mir gelegentlich eines Besuches bei ihm zu Hause, als die Rede auf die vielen Todesfälle in seiner Klinik, auf die Frage, wie Ärzte denn mit den Sterbenden umgehen, nichts darüber sagen konnte. Und als ich von Thanatlogie sprach, er verwundert fragte, was das denn sei. Ich beschrieb ihm mögliche Erlebnisse der klinisch Toten, so das Über-dem-Körper- Schweben, und da rief er verwundert aus: "Aber das, genau das habe ich doch auch bei einem schweren Autounfall vor vielen Jahren erlebt. Aber auch mehrfach in der Kindheit!"
28. Mai. Zu Lyss noch ein wichtiger Nachtrag: Lyss, die damals eine ganz normale Hausfrau war und nach ihrem "Er-lebnis" jahrelang Tagebuch geführt hatte, sie enthielten Details der Entführungsgeschichte, Gedichte und viele Reflexionen, denn es ist bekannt, dass solch ein Kontakt mit "ihnen" das Bewußtsein erweitern, die Intellignz steigern und oft schmerzhaft auch die Sinne! Lyss hatte ihre Aufzeichnungens aus Angst vor Entdeckung in einem Safe deponiert. Und nach Eintritt in den Geheimdienst nie mehr geschrieben.
Sie war, als zweites von vier Kindern in einem Molkereibe-trieb auf dem Lande aufgewachsen, die Familie galt als "ver-rückt", weil auch ihr Bruder Ken in der Kindheit ungewöhnliche Erlebnisse gehabt hatte, weiße und blaue Lichter vor seinem Fenster sah, und "Alpräume" von "jemandem" gehabt hatte, der nachts in sein Zimmer gekommen war. Und der jüngste Bruder wurde mit Lyss zusammen entführt. Es war eine ziemlich kaputte Familie, als sie acht war, ließen sich die Eltern scheiden. Die Mutter blieb mit den Kin-dern in Georgia, der Vater verschwand. Lyss war eine kleine Pferdenärrin, "verliebte sich in einPferd, und hatte bis zu ihrem fünfzehnten Lebensjahr fast keine Kinderfreunde. Auch die Schule hatte sie verlassen. Hatte Jobs als Kassierein und wurde einige Jahre Edelhure. Erst spät studierte sie. Doch schon früh hatte sie in ihrem Tagebuch ein Wissen ausgebreitet, dessen Herkunft rätelhaft schien. Wörter deren Bedeutung sie gar nicht kannt, kamen ihr in den Sinn. Und wenn sie nachschlug, paßten sie genau in den eben ablaufenden Gedanken-zusammenhang.
Sie heiratete mit neunzehn Jim, den Vater ihrer ersten Tochter. Den sie dann sexueller Spiele bis hin zu oralem Sex mit Mary, dem Kind, verdächtigte. Doch das schien ihr später eine Ausrede zu sein. Ihr zweiter Mann war Tischler. Sie liebte ihn. Doch vor Sex hatte sie weiter Angst. In ihrem Tagebuch steht, sie habe Angst vor jenen Schmerzen,die ihr bei der Ent-führung zugefügt worden waren. Sie trank aus Angst vor Sex. Auch ihre Tochter wurde in die Entführung mitverwickelt. Als kleines Kind fürchtete sie sich vor den Puppen der "Sesamstra-ße", weil diese ihr von den Andern am Fenster "vorgezeigt" worden waren, behauptete sie. Einmal lag sie ganz erschöpft auf der Bettdecke, das Nachthemd hochgeschoben, die Unterwäsche fehlte. Ein adermal kam ein außerirdisches Mäd-chen, das keine Haare hatte, dafür eine rote Schleife am Kopf, und wollte mit ihr spielen. Dann wieder fehlte ihr eine Stunde, sie hatte bei ihren Hausaufgaben gesessen, gerade auf die Uhr gesehen, es war 16,o5, als sie beim "zweiten Blik" wieder aufs Ziffernblatt sah, zeigte dieses 16,58.
Lyss war zum erstenmal mit sieben Jahren entführt worden. Schon früher hatte sei ihre "Spielgefährten" gehabt, die vor dem Fenster standen und sie herausriefen. Mit dreizehn wurde sie entführt. Man hatte etwas "Fremdartiges "mit ihr gemacht. Als sie Jahre später ihrem ersten Freund erlaubte, sie an der Scheide zu berühren, gar zu küssen und er mit seiner Zunge zwischen die Labien hineinleckte, rastete sie aus, wurde steif wie ein Brett, bekam einen Panikanfall. "Ich schwitzte, zitterte am ganzen Körper, und mein Herz raste. Ich schaute auf meine Hand, und ganz plötzlich begann sie zu schrumpfen und runzlig zu werden. Sie verfärbte sich allmählich ins Graue. Ich war wie versteinert," beschrieb sie die Szene.
Die meisten dieser Entführungen liefen ähnlich ab, wie die meisten Opfer hatte sie eine Hypnosetherapie hinter sich: Darin hatte sie sich in in ihrem Schlafzimmr mit den rosa Wänden gesehen, wie sie mit ihrem langen Flanellnachthemd mitten im Zimmer stand. Ein merkwürdiges Gefühl von Angst. Der Drang auf den Flur zu gehen. Dann das blendendhelle Licht im Raum. Sie ging in den Flur, ins Wohnsimmer, dann ins Freie. Dort sah sie die zwanzig-dreißig kleinen Wesen. Lief zurück. Im Schlafzimmer konnte sie sich nicht mehr rühren. Drei kamen mitten durch die Wand ins Zimmer. Sie saß zusammengekauert auf dem Fußboden. Die Wesen nahmen sie durchs Fenster mit. Schnell aufwärts. Unten das Dach, die Bäume und Hauser. Ein "großes Etwas" vor ihr, da wurde sie hineingebracht. Und hatte an allem Teil, als bewege es sie sehr. Sah, dass auch ihr Bruder, noch ein Baby "heraufgeschwebt" wurde. Alles eine qualvolle Vibration. Im runden Innenraum des UFOS. Zuerst wars dunkel. Dann alles weiß, kuppelförmig. Geländer. Verschiedene Ebenen. "Sie" ganz oben. Zwei gebogene Tische unten. Da draufgelegt. Oben ein dunkles Wesen am Geländer, es beobachtete. Neben ihr ein blonder "Anführer", wie ein Chefarzt. Strähnige gelblich-weiße Haare. Das Gesicht schön, aber "fältig und zusammengezo¬gen" der Gesichtsausdruck "als ob er ständig lächeln würde". Gold-farbener Overall. Hände "lang und knochig." Und kannte Lyss gut, sprach sie mit ihrem Namen an. "Das war besonders er-schreckend." Dann der "extreme" Eingriff. Todesangst. Einfüh-ren von etwas "Scharfem", einer "Nadel" in den Kopf. Sie war in Schweiß gebadet. Schrie.Von einem "hohen Vorsprung herab" drang ein Instrumnt in ihren Hals ein. Da tropfte etwas aus dem Instruemt raus, Blut, Speichel, Sekrete? Früher schon war eine winzige Sonde, eine Art Wanze in sie eingeführt worden! So konnte Lyss von ihnen immer beobachtet werden. Als der Chef gegangen war, sah sie rote und gelbe Lichtblitze und Flecken. Immer wieder geschah es, sie wurde abgeholt, kam in den "blö-den" runden Raum. Einmal wurde sie nackt ausgezogen. Sie ge-nierte sich vor den Schlitzäugigen. Der Blonde legte ihr die Hand über die Augen, preßte ein Rohr oberhalb des Nabels in die Bauchdecke. Ein anderer hielt einen hufeisenförmigen Leuchtgegenstand über sie. Dann ein Druck im Innern der Vagina. Und etwas sei in sie eingepflanzt worden. Und dann ein winziges Baby. Wurde in ein durchsichtiges Gefäßt gelegt. An den Wänden viele rechteckige Gefäße. Brutkästen mit Föten? Dürr und langgliedrig wie Fohlen.
Lyss glaubt, es seien Hybriden, eine neue Rasse. Zuerst die Befruchtung. Dann die Veränderung des Embryos mit dem Keimmaterial der Außerirdischen, dann wieder einfgepflanzt in den weiblichen Körper. Erinnert nur, dass sie ihr die Beine aus-einanderspreizten wie beim Gynäkologen. Dann stießen sie ein langes Rohr in die Vagina. Ein "Zwicken" war spürbar. So der Fötus eingesetzt. Beim Entfernen des Embryos krampfartige Schmerzen.
Eine kleine runde gezackte Narbe in der Bauchdecke blieb. Und das zerstörte Sexualleben, Sex assozierte sie mit Schmerz. Und den grauenhaften Erlebnissen. "Sie berührten mich überall. Ich denke daran, wenn mein Mann mich berührt, egal wo. Ich stoße ihn immer weg..."
Auch folgende Therapie, die ein Eheberater vorgeschlagen hatte, half nichts: ... dass die Initiative beim Vorspiel und beim Vögeln von ihr ausgehen sollte. Seine Berührungen von ihr gelenkt werden. Und vor allem die Brüste und Brustwarzen berührt werden, weil das die Außerirdischen nie taten. Die hatten nur an der Vagina Interesse, das haarige Wesen, des Ein- und Ausgangs aus der Welt. Und dann sollte John, so hieß er, den sanften Penis setzen im Gegensatz zur Nadel auf dem weißen Operationstisch. Und sie aktiv werden, ja, hart, vorher Schwanz und Eier scharf massieren, bis er erigiert ist. Und die fast schmerzhaften Fickbewegungen sollte sie ausführen, nicht er.
Es half nichts, Lyss ließ sich scheiden. Konnte einen Mann nur ertragen, wenn sie das Kommando übernahm und selbst die Aktive wurde, als Hure hatte sie das geübt, und es war ihr auf ziemlich gewalttätige Weise gelungen, ihre Komplexe einiger-maßen zu verarbeiten; nicht aber die lauernde Erinnerung, dazu musste sie in diesen Dienst eintreten, als schütze sie das Ausspionieren der UFOS vor den Grauen, dem eigenen Grauen.
2
Die Botschaft war an diesem Abend wieder zu hören. Sie lief die ganze Nacht hindurch und wurde abwechselnd von Mil-ler und Oberth aufgenommen. Und nicht nur die hörbaren Kür-zen und Längen, sondern auch die sehr schnellen Detailgeräu-sche. Am nächsten Morgen fuhr Oberth allein nach H.. Als er seinen Wagen auf dem Park¬platz vor dem Rathaus abgestellt hatte, ging er eine gewun¬dene Seitenstraße hinab in den unteren Teil der Stadt. Vor einem Haus, wo ein Brite wohnte, inzwischen waren viele Westeuropäer, nicht nur Deutsche, nach Transsylvanien übersiedelt, kaum Sachsen, sondern eher Wissende und Originale, ein Haus nun mitten in H. über dessen schmalem Eingang "Jas. Oldroyd, Buchmacher" stand, da schaute sich Oberth kurz um.
Jas. Oldroyd saß an seinem Tisch und aß ein spätes Früh-stück. Als Oberth eintrat, wischte er gerade die Reste eines Spiegeleies mit einem Stück Brot an der Gabelspitze auf. Nie-mand sonst war im Büro, und doch schien der Raum über-füllt mit einem Wust von Papieren, Telephonen, einer gro¬ßen Uhr, einer Rechenmaschine, einem Telegraphiergerät und einem Fernschreiber. Mr. Oldroyd musterte Oberth einen Augenblick.
"Ah, Sie sind es."
Oberth nickte zum Fernschreiber hin. "In Ordnung?"
Statt einer Antwort stopfte Mr. Oldroyd das mit Ei vollge-sogene Stück Brot in den Mund, und Oberth begann an dem Fernschreiber zu arbeiten.
"Wie geht das Geschäft?" fragte er, als er den Apparat einge¬schaltet und eine Nummer gewählt hatte. Sie sprachen wie alte Bekannte miteinander.
"Soso lala", antwortete Mr. Oldroyd. "Pferde haben kein Verantwortungsgefühl. Das eine Mal laufen sie, das andere Mal nicht; ganz wie es ihnen gefällt."
Oberth tippte: "Servola Telex 21 303 Genf." Er schrieb ei-ni¬ge Minuten, nickte dem alten Mann zu und verließ das Büro.
Im Kontrollraum war die Botschaft wieder zu hören. Oberth kümmerte sich im Aufnahmeraum um die Tonbänder; Miller saß allein am Steuerpult. Oberth lungerte in den Ecken herum. Er sah nervös aus, schien sich unbehaglich zu fühlen; seine Hände zitterten. Schließlich ging er zum Steuertisch hin-über.
"John, hör zu, das da kann ewig so weitergehen." "Mög-lich. "
Die Geräusche waren unentwegt durch den Lautsprecher zu hören.
"Ich gehe." Miller blickte auf. "Die Konstruktion ist fertig. Für mich gibt es hier nichts mehr zu tun."
"Und das da?"
Sie lauschten einen Augenblick den Signalen. Oberths Na-senflügel zitterten. "Das kann alles mögliche bedeuten", meinte er lässig.
"Aber ich habe eine Idee, was es sein könnte. ""Und das wäre?"
" Es könnte ein Programm sein. "
"Bitte, du kannst es ja bearbeiten."
"Wir werden es gemeinsam bearbeiten. "
In diesem Augenblick wurden sie von Newton unterbro-chen. "Und was wollen Sie bearbeiten, John? Doch nicht etwa die Botschaft? Aber Sie wissen nicht, was es ist, oder?"
Miller nickte und lächelte.
Newton blickte erstaunt auf. "Sie wollen sagen, Sie haben es entschlüsselt?"
"Ich will sagen, ich weiß, was es ist!" Newton zögerte. "Was ist es, John?"
Miller grinste. "Es ist eine Bastelanleitung; und sie ist nicht menschlichen Ursprungs. Ich kann es Ihnen beweisen. "
Er griff nach seinen Papieren auf dem Schreibtisch.
Nach ausdauernden Bemühungen war es Newton gelungen, Miller und die übrigen Mitglieder des Teams im neuen Elektroneninstitut, das über mehrere Stockwerke mit Com¬putern verfügte, zu installieren und ihnen die Benutzung der Einrichtungen zu ermöglichen.
Oberth wurde, da sein Vertrag doch bald ablief, eine junge Assistentin namens Christine Flemstad beigegeben, und Lyss - zu ihrem eigenen und der anderen Ärger - nach London geschickt.
"Wozu", fragte Miller, "brauchen wir eine Pressereferen-tin, wenn wir so verdammt geheim sind, dass wir uns nicht ein-mal mehr unbesorgt die Zähne putzen können?"
"Ich soll mich einarbeiten, wenn Sie es zulassen. Damit ich, wenn es einmal freigegeben wird. . . "
"Sie auf dem laufenden sind?"
"Haben Sie etwas dagegen?" fragte Lyss schüchtern, als habe sie sich etwas zuschulden kommen lassen. Sie fühlte sich auf unerklärliche Weise von ihm abhängig.
"Im Gegenteill" meinte Miller. "Je mehr Sex, desto bes¬ser."
Aber, wie er schon im "Stern" gesagt hatte, er hatte keine Zeit. Er verbrachte den ganzen Tag und den längsten Teil der Nacht damit, die ungeheure Menge der mit dem Teleskop aufge-nommenen Daten in verständliche Gruppie¬rungen zu bringen. Welche Abmachung er, oder vielmehr Newton für ihn auch ge-troffen hatte, sie hatte ihn ernüchtert und seine Arbeit intensi-viert. Er leitete Oberth und das Mäd¬chen mit steter und unnachgiebiger Entschlossenheit und er¬trug geduldig alle Überwachung und Routine. Offiziell hatte Newton die Leitung, und Miller übergab ihm gehorsam alle Ergebnisse; aber die Leute vom Verteidigungsministe¬num waren immer in der Nähe, und es gelang ihm sogar, sich Watling gegenüber höflich zu verhalten. Sie nannten ihn "Silberschwinge".
Die übrigen Mitglieder des Teams fühlten sich weniger glücklich. Zwischen Oberth und Lyss herrschte eine spürbare Kühle. Oberth jedenfalls wartete nur darauf, gehen zu kön¬nen, und das Mädchen Christine rechnete offensichtlich da¬mit, seine Nachfolge anzutreten. Sie war jung, hübsch und hatte etwas von Millers Eigensinnigkeit an sich, und sie machte keinen Hehl daraus, dass sie Lysss Gegenwart als uberflüssig empfand. Bei jeder Kleinigkeit suchte sie Streit. Lyss hatte aber trotzdem versucht, sie über Oberth auszu¬fragen.
"Wie lange kennen Sie ihn schon?"
"Ich arbeitete als Studentin in Cambridge bei ihm in der Forschungsabteilung."
3
Der Kreis Loverings samt Terplan war eigentlich eher Komplice von Joyce als Gegner. Und Lyss die Brücke, wie in alten Zeiten: die Spionin der Wahrheit war die Liebe. Ja, das Bett. Lovering dachte daran, dass ihm noch ungefähr zweihundert Seiten fehlten, dass es diese nur in seinem Kopf gibt, und dass er sehr bald ster¬ben werde, sie würden ihn umbringen, das war ihm klar. Leid tat ihm nur, was er in seinem Kopf hatte, und hier auf der Erde vielleicht wichtig wäre, dieses sein eigentliches Leben, das er nun zu verlieren hatte. Im Dunkeln redete er wie der alte Hladiks aus ei¬ner Borges-Erzählung zu Gott: "Wenn ich überhaupt existiere, wenn ich nicht eine Deiner Wiederholungen, einer Deiner Druckfeh¬ler bin, so existiere ich als Autor dieses noch nicht geschriebenen Buches. Um es zu vollenden, das mich und dich recht¬fertigen könnte, verlange ich noch ein Jahr. Bitte, gewähre es mir "
Es war sogar kein großer Moment für den Lovering-Kreis, dass dieses Material bei ihnen entdeckt worden war, das mit zu Loverings Buch gehörte, dem geschriebenen Teil; Morris und auch Lyss hatten den Auftrag, es durchsickern zu lassen, dass alles, was sie taten, ins Archiv und bis hin zur Regierung wanderte; man kann es sich vorstellen, dass Lov das erfreute, diese "Veröffentlichungsmöglichkeit". Terplan meinte, es sei fast wie in den alten Ost-Zeiten, wo das ZK Anteil nahm an allem, was die Autoren schrieben. Die Zentrale hatte mit der Observierung ja längst begonnen, und Lovering hatte es geahnte, in einigen Botschaften wurde es auch leicht verschlüsselt, durchgegeben.
Vielleicht wurde der Loveringkreis von ihnen auch als eine Art Vermittlungsstelle zwischen "Gut" und Böse", der Moral und der staatlichen Wirklichkeit benützt, dachte Joyce, und es wurde ihm wohler dabei. Aber streng geheim wars; und es darf nichts hinaus an die Öffentlichkeit dringen, überlegte Joyce, und Lo¬verings Kreis muß deshalb auch be¬sonders scharf überwacht werden; Anna Lyssowa wird nicht ausrei¬chen. Wir haben noch einen jungen strebsamen Agenten abgestellt, der inzwischen mit dem nichtsahnenden Lovering (oder "weiß" er es inzwischen sogar;) gut ´Freund´ ge¬worden ist. Sein Name ist Albert. Nun, ich erinnere mich noch gut an unseren ersten Kontakt. Anna Lyssowa war schon damals als Si-cherheitsoffizier mit dabei gewesen. Die Brücke jedenfalls waren Liebe und sogar Sex. Und viele zufällige "private" Erlebnisse, die bei der Behörde sonst ausgeklammert blieben, auch bei den meisten Menschen; daher lebten die meisten so blind vor sich hin! Die Lyssowa hatte nun den Auftrag vor allem das Medium, also Terplan besser kennenzulernen.
Anna Lyssowa war wie so oft in letzter Zeit, wieder bei Lov, der es gern sah, und auf sein Abenteuer wartete, aber zu unge¬schickt war, die kleinen Zeichen wahrzunehmen. Sie sah ihn leicht erregt, als Ter¬plan anrief, um Lovs Meinung zu diesem seltsamen Erlebnis mit der Erscheinung im alten Haus, zu hören, und dachte: jetzt seine hochgezogenen, von der Brille abgerieben Brauen, "Haarwürste"? in einen Satz verwandeln, die alles gegen den Strich bürstet: doch seine Lebensgeister würden aus diesem Satz fallen, im Bild bleiben; auch Joyce könnte keinen Vergleich finden, den auch ein Alien akzeptieren würde; oder der Verstand eines Hundes? Da musste sie laut auflachen; sie hörte angespannt zu, und konnte gleich Joyce und die Zentrale verständi¬gen, das Gespräch mit aufzunehmen (die Leitung war seit langem schon angezapft!). Das Gespräch hörte sich Joyce nachher an und schmunzelte, da wieder vom Doppelgänger Antelmi, der längst ein TW zu sein schien, dabei erwähnte wurde; es lief etwa so ab: Terplan: "Begegnen wir uns dann vielleicht selbst aus anderen Zeiten, etwa ich und An-telmi"?
Lov: "In raumzeitlichen Begriffen ist es fast unmöglich, dar¬über zu reden. Der Mensch herrscht nun, wo Sie einst herrschten; Sie werden bald herr¬schen, wo der Mensch jetzt herrscht. Auf den Sommer folgt der Winter, und auf den Winter der Sommer. Sie warten geduldig und stark, denn hier sollen Sie wieder herrschen."
Joyce, neugierig geworden, ließ sich die Akte mit "Antelmi"/John Dee kommen, und las begierig, wie in einem spannenden Roman, auch wenn die Akte fein säuberlich archi-viert und mit Nummern versehen worden war, erschien sie ihm äußerst rätselhaft und bruchstückhaft:
"Bericht aus der Zukunft unserer Vergangenheit (Fragmen-te im Götterplan): Seit kurzem (nach dem Tode von Lovering) hat die Aktivität der EBE´s und auch der anderen sehr zuge-nommen. Ich werde später darüber berichten, denn sie hängen möglicherweise mit dem Tode von Morris zusammen.
Hat Morris im Auftrage Loverings diese und andere Schriften verschwinden lassen? Handelte Morris gar in einer geheimen okkulten Mission? Wie einige Experten vermuten, könnte Morris (unser Agent) ungeklärter Tod ein Indiz für die Existenz einer okkulten Meta-Ebene hinter dem Werk Loverings sein. Es ist anzunehmen, auch deshalb sich Lovering so ausführlich der Vergangenheit, vor allem der Zeit John Dees widmete, und warum er so viele Daten zum Thema der Besucher, ja, der Engelssprache (der Engels-Zungen) sammelte. Und auch Äußerungen anderer, die sich mit diesem fasziniernden Thema beschäftigten, etwa den Deutschen Fiebag, mit dem er sich mehrfach traf, der ihn in England auch be-suchte, von ihm viele Daten zu diesen Besuchen bekam. Im "Schwarzen Heft" hat er es festgehalten; auch die Gedanken des Gastes:
"UFO-Entführungen sind keine Erfindung des 20. Jahr-hunderts. Sie sind uns bereits in den Feen- und Elfenmär¬chen begegnet, in jener kollektiven, von Generation zu Generation weitervererbten Erinnerung an die Begeg¬nung mit den Anderen. Die Variationen dabei reduzieren sich letztlich auf nur einen Punkt: im Mittelalter berich¬tet niemand von medizinischen Un-tersuchungen, es feh¬len weitgehend die Beschrei¬bungen hoch-technologischer Geräte an Bord der Schiffe. Aber das Grundge-rüst ist das gleiche: Entführung, Aufenthalt an Bord oder einem an¬deren unbekannten Ort, möglicherweise Vorgänge, die an ge-netische Experimente denken lassen (etwa bei Raub von Müttern und ihren Neugeborenen, bei uns in Transsylvanien wurden die Hybriden, mit denen sIe echte Kinder vertauschten, Alf genannt), Wiederfreilas¬sung, häufig körperliche Beschwerden danach, zuweilen ein Erinnerungsverlust."
In einer Aufzeichnung Loverings heißt es in seinem etwas überladenen gelehrten Stil, den er seinem Freund Borges nach-empfand:
"Dez. 84: Las in Zaharia Sitchin, When Time Began. Über 1 Enoch und 2 Enoch. The Book of Enoch. Das Original scheint aramäisch gewesen zu sein. Doch teilweise auch grie-chisch. Milik, Jozef T. hat es als "Aramaic Fragments of Qumram Cave 4" untersucht . Graham Hancock in The Sign and the Seal spricht von der ersten Ausgaben, die von James Bruce im 18 Jahrhundert. Woher hatte Bruce sie? Was mich interes-siert, ist, welche Parallele besteht zwischen ihm und dem Necronomicon, der Erzählung von den "gefallenen Engeln"? Je-denfalls wird er als Erfinder der Schrift angesehen. Und welche Beziehung besteht zwischen dem Necronomicon und den soge-nannten Nephilims, darüber kann vor allem John Dee Aufschluß geben. Also, ich hab mich nun etwas damit beschäftigt:
Wer waren diese "Söhne Gottes", die hinter den Töchtern der Menschen (Adams) her waren. Wilde Gesellen? Keine En-gel; Kinder, Hybride kamen auf die Welt. Waren sie die Old Ones, das Volk Shems (des Namens?) Ephraim, Emim, Anakim, Horim; Avim und Zamzumim sind dies die Riesen-Kinder. Die Götterwelt der Griechen soll auf ihnen beruhen."
4
Und das Erstaunliche: beide waren begabter in den Phantasien als die Männer. Vor allem, wenn sich Lyss beim Schreiben ihrer Berichte "gehen ließ", brachte sie auch Joyce in Erstaunen, und er imitierte dann in seinem Tagebuch ihren offenen Stil, der Schöngeistoberst: "Das Licht im Bad wird im Spiegel sein, aber nicht in meiner Welt; denn dies ist die Kälte in der Welt, dass wir, Terplan (mein Opfer) und ich, weder Frau oder Mann noch ein Liebespaar sind oder sein können; wird er gar sagen, schau mich doch an, red nicht vom Glück. Auch wenn er sagen könnte, es geht mir gut. Andere meinen damit das Leben, er aber, was meint er, er meint ein anderes Glück, ohne den Tod kein Glück, würde er sagen: was ist das für ein Leben? Ich, Analyss, habe auch keines, und so trifft sich alles sehr gut! Wollen wir zu weit hinaus, oder haben wir es schon hinter uns? Bleiben uns nur alte Bücher- und Lebensplagiate? Seit ich hier arbeite, trenne ich das Leben vom Gück und gestehe es mir jetzt ein; mag ich ihn? Und er? Er ist fremd hier. Ich kann nicht mal das Glück zu Hause lassen, ich hab keins, und hab niemanden, etwa in Joyces Gesicht alles zurücklassen, und er soll Angst um mich haben? Dass ich nicht lache. Könnte ich nur auch so naiv unverstellt berichten! Oder es wenigstens erleben mit allen meinen Nerven. Dass auch sie summen wie fahrende Straßenbahnen. Hat das Terplan mal gesagt? Er läßt es selten raus, dass er hier friert. Er friert oft entsetzlich und zittert wie ein Halbertrunkener auf dem Trocknen. Blaugefroren bis ans Herz hinan. Nähe fehlt ihm, es wird nie gemütlich mit ihm. Und doch muß ich gehen? Was soll ich essen, bestimmt keine Nuß, es wird nichts Essbares sein und doch im Mund, wie ein Kondom, ja, Kaugummi zieht und zerrt, als wärs der Lebensfaden. Natürlich nicht gefunden, wer wird schon was Gefundenes hier essen, Mengen auf Vorrat und schön verpackt, gekauft. Manchaml fühl ich es, wie schlecht es ihm geht. Was soll er da Glück im Lben suchen, er will darüber hinausgehen...
Er säuft heimlich, alle saufen hier, auch Joyce natürlich. Soll ich deshalb eine schwarze Bluse anziehn? All diese Zeremonien, etwa Angst zu haben, an einem Blusenknopf drehn, summende Nerven, hilft nichts mehr, es ist nicht im einzelnen furchtbar, alles ist vergangen, jenseits aller Verhöre, gar Folter. Terplan sagte es einmal: Schön wars damals, als man vor einem Verhör zitterte, dann aber hatte man es hinter sich. Und man lebte wieder. Meine Frau wartete auf mich, kochte, manchmal verfolgte sie mich auch in diese Privatzimmer, wo Jordan, der Geheimndienstoffizier saß, stand hinter einem Baum im Park, beobachte uns aus dem Grünen, hinter den Blättern, weil sie Angst um mich hatte. Man hatte Glück, wenn man nicht verschwand. Jetzt gibt es kein Glück mehr, klar, weil sowieso alles verschwunden ist! Auch dich seh oder fühle ich ja kaum! Und du mich? Man könnte in deiner Gegenwart frieren... das sagte er freilich nicht, das dachte er."
5
Es war dann nach dem Abend in Terplans Bude. In Terplans Bude war eigent¬lich außer Reden nicht viel passiert, nicht nur Terplans "Einstimmung" war die Ursache gewesen, nein, Lyss achtete streng darauf, dass nichts passierte, um ihre Glaubwürdigkeit in seinen Augen nicht zu verlieren, sie wußte: er war ihr sicher, und je heißer sie ihn machte, um¬so eher rückte er schrankenlos mit allem heraus, was er wußte, das hatte sie auch an der CIA-Akademie und als Polizeischülerin gelernt, und Joyce betonte es immer wieder; sie lud Terplan dann auch für den nächsten Sonntag zu sich nach H. ins "Ate¬lier" ein, ohne weiter den "Götterplan" erwähnt zu haben; dort im Atelier zog sie sich fast übergangslos nackt aus, "mit dem Recht der Künst-lerin", dann sagte sie harmlos: "Ich wollte dich immer schon porträtieren! Und es geht nackt am besten, ich will deine Geilheit zeichnen, und gezeichnet werden von ihr, aber nur als Kunst und nicht mehr, mein Lieber, jetzt nütze ich dich mal aus, so!" Wie sie zu ihm kam, um ihn so ins Licht zu drehen, dass er zu ihrer Bild-Figur wurde, und sich dabei selbst seinen Blicken aussetze, sie wußte was sie dabei zu zeigen hatte, und es war vor allem ihr wahnsinnig üppiger Haarbusch, den sie ihm mehrfach und aus den gekonntesten Per¬spektiven zeigte, Schatten der Mann-Frau-Flucht, meinte sie dazu grinsend, Parmenides, Mann; wie sie aber mit ihrer Hand an seinem Körper haften blieb, ihn dann aber wunderbar sanft streichelte, doch jeden Orgasmus vermied, "Tantra" erste Sitzung, dazu Lispel, als er schon zitterte und schwer atmend kaum noch stehen konnte. Dies unheimlich sanfte Streicheln, als sei es ein Atem¬¬hauch, ihr ein wenig kitzlig geflüsterter Satz, der sich um ihn beweg¬te, mal am Kopf, dann abwärts über die Brust, vor allem mit bei¬den Händen den Bauch umfing, ein großes I hinaufstieg bis zur Eichel, wo es ein E ergab, der Einschnitt aber ein Komma, das hohl wurde und aus dem das ganze Alpha¬bet heraussprühte, die Nackte ne¬ben sich ansprang, und lang¬sam wie ein langer, unendlich langer Pe¬nis, der nicht enden wollte, sich in ihrem schwarz- und nicht blond¬¬um¬¬ränderten Spalt rhythmisch wie ein sprechender Mund endlich bewegen durfte, nicht ohne um die Schamlippen herum zuerst einen Tanz aufzufüh¬ren, mit einer Zunge, die Buchstaben hatte, und flü-sterte, sprach, flammenartig, und dann aus der wachen Phantasie gleich in den Traum sprang, weiterging, eine blonde Frau, die ihm sehr bekannt vorkam, neben ihm, dann über ihm saß und dann lag, lag und sich im Rhythmus des Atems bewegte, ganz natürlich ordinär mit einer tiefen kehli¬gen Stimme, die ihn erregte. So spannte sie ihn auf die Folter, indem sie es ihm flüsternd vorsagte, vorerzählte, während sie malte und er hechelte. Mein Gott, sie ist literarisch hochbegabt im Impro-visieren, dachte er noch, zu mehr reichte es nicht. Bis ihn da auf dem Podest nackt und allein - in ihr schallendes Lachen hinein der Organsmus erlöste und sie hinzusprang und trank, "man soll solch Kostbarkeit, in dem alle Geheimnisse der Welt verborgen sind, nicht einfach wie Onan auf den Boden fließen lassen, mein Lieber!"
"Weißt du überhaupt, wer ich bin?" Lachte sie: Und weißt du über¬haupt, wer du bist?" Und seltsam, Terplan erschrak gar nicht, wie man ja im Traum bei den verrückte¬sten Dingen nicht er¬schRicht. Und während er gehor¬sam von unten, den Himmel als Abgrund also über sich sah, die Üppige hatte sich über ihn gehockt, er nun, sich ganz vergaß, mit der Zunge zwischen ih-rem bis fast zum Nabel reichen¬den dunklen Schamhaar, in das er wild hineinbiß und dann mit der Zungenspitze eindrang, fast ohn¬mächtig vom Duft, der aus ihrem Himmel kam, die Scham-lippen öffnete und an einen kräftigen Stamm, es war ih¬re große Klito¬ris, geriet, dass sie aufschrie, und die Buchstabenreihen daraus her¬vorquollen, sie spran¬gen, silbern, so schien es ihm, und doch kam aus ihnen ihre Stimme wie Silben-Kinder und zugleich lachender, japsender Hohn, sie konnte ganz speziell in Gierpausen deklamieren, ihre Gier wunderbar auflaufen lassen, sie beherrschend und in später Ironie aus dem Archiv zitierend, flüsternd, kaum hörbar, nur ein leises Gesäusel, kitzelnd; und es kam Terplan sehr bekannt vor: "... ihr wurdet der Fähig¬keit zum kosmischen Orgas¬mus beraubt. Sexuali¬tät aber ist Ekstase, Quelle und Geist. Die sexuellen Orga¬ne, genau wie jetzt, sind Wege zur Freude, zur Heilung und Anregung, genau wie jetzt. Ich bin jetzt nur dir zu Liebe wieder in meinem alten Körper, Terplan. Hier, sieh, meine große Blume tief sprichst du und feuchtrot mit ihr, und jetzt setz ich mich auf deinen Stachel, tief dringt er nun in meine Haarblume tief... ein, ja, komm, komm ... so stoß, so stoß im Geist, schamlos schrei und spuck jetzt deine Phantasien aus, ich fang ... dich zu lieben an, du spürst mich, wie ich reite, jaja, so faß mein Haar, wie eine Mähne, so schrei die Lust hin¬aus, ich gleite, dein Baum hat mich erreicht, ich zieh die Ringe jetzt zusammen, wir sind wie zehnfach nun verlobt ... jetzt, jetzt kommst du ja wieder, und immer wieder wirst du so geboren werden... Du Fleischbalg, Arsch der Erde, du Terr... Plan."
6
An einem Morgen in dieser Woche war Lovering mit dem Gefühl auf¬gewacht, er sei tot, als hätte auch ihn Lyss verhext; nicht das erste Mal übrigens war es ihm passiert, er dachte an Ida und Pingala, wie der Geist im Kanal als Sex aufsteigt; aber wenn einer tot ist, hört doch jegliches Nachdenken auf. Doch das alles traf auf ihn nicht zu, er konnte denken, gehen, sehen, sogar essen; (den italienischen Espersso, das typische Hörnchen dazu; er schien also diesmal nach der Ekstase nachts in Italien ge¬landet zu sein; merkwürdig, gestern war er noch in seinem Haus in S. ge¬wesen!) Jetzt hoc¬ken diese Dutzendmenschen im Café neben ihm, während die wertvollsten Geister in den Kerkern oder in den Irren¬häusern dahinvegetieren müssen, dachte er: Ja, das al¬les war bitter wahr. Aber alles ist doch - und alles ist wirklich: Und er konnte sogar mit ita¬lieni¬schem Geld be¬zahlen. Auch von einem Holländer, und das sind ja meist gemütliche Leute, hatte er ähnliches gehört, nicht nur ihm, Lovering, war dies also passiert, auch ein Kollege aus Amsterdam war überraschender-weise eines morgens in Lissabon auf¬gewacht.
Lovering also, der in einem fremden Hotel-Zimmer aufge-wacht zu sein schien, ein ziemlich verkommenes Zimmer, in dem er nicht eingeschlafen war, auch bei ihm lag die eigene Brieftasche, wie es sich gehört, auf einem Stuhl ne¬ben dem Bett. Ebenso schön ordentlich seine Kleider. Dass er sich jetzt in Italien be¬fand, war ihm bewusst, wenngleich er am Abend zuvor wie üblich in ... ja, mein Gott, wie hieß der Ort eigentlich? .. zu Bett gegangen war, nun, mit italie¬nischem Geld in seiner Brieftasche versehen, erinnerte er sich dunkel, dass ihm etwas aufgetragen wor¬den war, wie früher als Halbwüchsigem.Da blitzte ihm ... ein anderer "Fall" einer Entführung durch den Kopf. War er entführt worden? Er konnte sich an nichts mehr erinnern...
Das Zimmer selbst, nun das musste er wiedererkennen, denn es war etwas geschehen, was äu¬ßerst seltsam, wenn nicht gar verrückt war, und er ahnte, dass es sein Leben völ¬lig verän-dern würde, "du mußt dein Leben ändern" (endlich?), war er verliebt, liebte er gar Lyss, hatte ihn die Liebesekstase verrückt gemacht, lag er vielleicht gar im Irrenhaus? Bisher hatten sie ihn immer, auch nach Tagen wie¬der nach Hause gebracht, und jetzt ... Er war alle möglichen Seltsamkei¬ten ge¬wohnt. Und er erinnerte sich an ein aufregendes Interview mit einer amerikani-schen Psychiatrin, Lima Laibow, hieß sie, die solche Fälle beschrieben hatte. Dass plötzlich Angst eintrete, man unfähig sei, sich zu rühren, und dass man da aus dem Bett durch das Fenster weggetragen werde, wie früher als Kind im "Wickel", wenn man allein mit den schlagenden Uhren im Zimmer liegt, und dass dann jede weitere Er¬innerung ausfalle, ja, ausfällt, wie bei ihm jetzt auch, wenn erzählt werden soll, da zögern alle; Angst, ein Verbot zu übertreten, oder partielle Amnesie, das hemme sie, und erst un¬ter Hypnose trete wie¬der Erinne¬rung ein; davor aber hatte Lovering Angst, er wollte es gar nicht genauer wissen; Lovering erinnerte nichts, absolut nichts. Vielleicht muß ich auch zum Arzt, dachte er, quälend, sich nicht er¬innern zu können! Ob ich nicht doch tot bin? dachte er. Er ver¬suchte es mit Erzählen, sich selbst erzählen: dass man alles min¬de¬stens zweimal erzählen muß, um Ordnung zu schaffen, wußte er, es stand auch beim Kollegen: wo Chaos zu herrschen scheint: Er wun¬derte sich, dass seine Au¬gen noch offenbar verfügbar waren, er ih¬nen trauen, sie aufschlagen konnte? Und er erin¬nert sich an die Lektüre jenes Buches, er war ja ein Mann aus Bü-chern, daran hielt er sich in diesen verzweifelt unordentlichen Zeiten fest, als hätte ihn Arcimboldo in Prag hergestellt, wenn der nicht schon lange tot wäre: ´Wir werden spüren, wie es durch die Ritzen des Kausalgebäudes zieht´. Nun, an jenem Morgen zog es bei ihm ganz gehörig, sein Blick der als erstes ebenfalls auf eine Decke mit mehreren äußerst stabi¬len, parallel zueinander verlaufenden Balken fiel, funktional waren diese Balken, weil sie mit ihrer Kraft das darüber liegende Stockwerk stützten, und wie zum Hohn für einen Toten, auch von oben jenes für ihn, in diesem Zimmer, "so schmerzliche Ge¬räusch menschlicher Lust zu hören" war. Als gäbe es auch für ihn nur zwei Möglich¬keiten: entweder war es nicht sein Zimmer, oder es war nicht er selbst, er also total selbstvergessen, irgendwo in den Ab¬grund gefallen: und in diesem Fall waren es auch nicht seine Augen und Ohren, diese Balken waren schmaler als die seines gewohnten Schlafzimmers zu Hause in Trans¬sylvanien... Er blieb auch wie jener andere, von dem er gele¬sen hatte, ebenfalls ein Erfundener: ganz still liegend, und sei es nur, um sich, wie jener andere Entführte, sagen wir es doch ohne Scheu, an den Gedanken zu gewöhnen, seine Augen seien vielleicht gar nicht seine Augen, was eben nur umschreibt, dass er totenstill lag, aus tödlicher Angst, er sei gar jemand anders, was die Entführungen meist als Erinnerungsrest hinterlassen.
All dies erinnerte ihn an Gogols "Krankensaal", aber auch an die Be¬geg¬nung mit Alexander im Landeskrankenhaus Gugging bei Wien, und an dessen wöchentliche Be¬gegnungen mit einer "Frau", die ihm andauern Befehle gab, Begegnungen aber auch mit andern Wesen, die er nur "die von Anderswo" nannte, und die Alexander sogar gezeichnet hatte, wahrschein¬lich deshalb in der Heil¬anstalt von Gugging-Klosterneuburg leben musste, seit 1946, drei Jahre nach Stalingrad, fast sechzig Jahre, also unsere ganze Gegenwart über interniert gewesen war; darüber gab der holländische Kollege leider keinen Aufschluß. Noch im Bett al¬so fielen Lovering auch andere Einzelheiten ein, die diese quälende Leere im Hirn ein wenig ausfüllten. Anstatt des Selbsterleb¬ten also dies, dachte er: Um das Jahr 1943 ... es war genau jenes Datum, als er erschossen werden sollte, seither häuf¬ten sich nämlich diese Tatsachen ... Der Vor¬fall spielte sich in einem Häuserblock der Calle Laprida ab (merkwürdig, dachte Lovering, was wollen sie mir damit sagen?! und er sah sich um, ob ihm da nicht einer der Anwesenden, die er langsam zu spüren begann, et¬was zuflüsterete!) - plötzlich war er auf einem lichten hohen Balkon, und er "wußte": Die Prinzessin von Faucigny Lucinge hatte ihr Silberge¬schirr aus Poitiers geborgen. Aus der Tiefe einer mit internatio¬nalen Siegeln kreuz und quer übersäten Kiste tauchten vor ihm feinge¬bildete bewe-gungs¬lose Dinge auf: Amsterdamer oder Utrechter und Londoner Silber¬geschirr aus Mortlake mit hartgetrie¬bener heraldischer Tier¬welt, ein Samo¬war; dazwischen spielte - mit dem zuckenden Puls¬schlag eines schlafenden Vogels - geheimnis¬voll ein Kompaß aus John Dees Erbe. Die Fürstin erkannte ihn nicht wieder. Die blaue Nadel strebte dem magne-tischen Pol zu, die metallene Fassung war kon¬kav; die Buchsta-ben auf der Scheibe lauteten nach einem der Al¬phabete aus dem Necronomicon oder wars Logitech und Voynich, keinesfalls Tlön, das war ja nur erfunden. Damals also brach die fantastische Welt zum erstenmal in die Welt der Wirklichkeit ein, wie ein anderer Kollege, war es Borges, der es ihm erzäht hatte, schrieb? Auf Grund eines beunruhigenden Zufalls wurde er Zeuge auch des zweiten Einbruchs. Es ge¬schah ein paar Monate danach, in der Schankwirtschaft eines Brasilianers, in der Cuchilla Negra: Senhor Amorim und sie kamen von Sant-Anna: (Santa Anna, wie in der italienischen Versilia, klar! das von den Deutschen ausgelöschte Dorf, dachte es in Lovering, und er schien schon dort zu sein!) Dann kam er in die andere Realität, kam also zurück: "Da der Fluß Tacuarembö Hochwasser führ¬te, sahen wir uns gezwungen, mit diesem Überrest von Gast¬lichkeit vorlieb zu nehmen," erzähllte einer der Augenzeugen in den überlieferten Berichten des Jahres 1942 (kurz vor Stalingrad also!) Und weiter: "Der Wirt schlug für uns in einem großen Raum, der mit Fässern und Schläu¬chen vollgestopft war, ein paar knarrende Bettstellen auf. Wir legten uns hin, aber der Rausch eines unsichtbaren Ne¬benbewohners, der unentwirr¬bare Fluchworte mit Milongas - oder Fetzen einer einzigen Mi¬longa - abwechseln ließ, brachte uns bis in die Morgenstunden um den Schlaf. Begreif¬licher¬weise schrieben wir dem feurigen Zuckerrohrschnaps des Wirts dieses hartnäckige Gebrüll zu ..."(Hab ich gestern abend zuviele Longdrinks ge¬trunken? dachte Lovering ver¬zweifelt, bin ich doch nach Italien geflogen? Und voller Schauer las und hörte er gleichzeitig die Stimme des Kollegen links von seinem rechten Ohr weiterreden:) "Am Morgen lag der Mann tot im Hausflur. Die Sprödheit seiner Stimme hatte uns nicht ge-täuscht: es war ein junger Bur¬sche. Im Fieberwahn waren ihm ein paar Münzen aus dem Bauchgurt gefallen, außerdem ein blitzender Metallkegel vom Durchmesser eines Würfels - (oder wa¬ren es genau wie bei Dee jene Kugeln mit dem Roten Pulver die dann Antelmi, der Italiener aus dieser Gegend, aus Lucca, meine ich, zur großen Magie mitge¬bracht hatte, 1582 wars doch, am 22. Dezember! Terplan wird’s wissen!)
Komisch, dachte Lovering: Ein kleiner Junge mühte sich 1942 vergebens, diesen Kegel mit den Kugeln aufzuheben. Ein Mann brachte es nur zur Not fer¬tig, ihn in die Höhe zu stem¬men. Ich hielt ihn während einiger Minuten auf der flachen Hand: ich erinnere mich, dass sein Gewicht unerträglich., also gravitati-onssüchtig war, und dass, nachdem ich den Kegel fortge-nommen hatte, der Druck anhielt. Auch erinnere ich mich an den scharfgezogenen Kreis, den er mir ins Fleisch schnitt. Diese Wahr¬nehmung eines sehr kleinen, aber gleichzeitig unge¬heuer schweren Gegenstan¬des hinterließ einen unangenehmen Ein-druck von Ekel und Furcht. Ein Bauer schlug vor, wir sollten ihn in den reißenden Fluß werfen. Amorim erwarb ihn für ein paar Pesos. Niemand wußte etwas von dem Toten, außer dass er >von der Grenze< kam. Dieser kleine überschwere Kegel (gebildet aus einem Me¬tall, das nicht von dieser Welt ist) sind in gewissen Re¬ligio¬nen - im Necronomicon und bei Voynich geschildert, das Abbild des rätsel¬haften "Nichts" oder des unausprechli¬chen Namens."
7
Die Verände¬rungen, die mit Lovering seit dieser seltsamen "Bilokation" vor sich gegan¬gen waren, sprengten alles, was bis¬her vernünftiger¬weise als Lebensum¬feld irgend¬wie einordenbar schien; sein Le¬ben war nun nichts als diese Erwartung, diese Verbindung mit "ihnen", und die¬ses "Schwarze Buch", in dem er seine und die Erlebnisse von Terplan und Telmi in den Mittelpunkt stellen wollte. Nur wollte er noch mehr über die Toten, die vielen Toten, die Opfer er¬fahren. Er hatte sich jahrelang damit beschäftigt; und nun kamen auch noch diese rätsel¬haften Botschaf¬ten, vermischten sich mit seinem eigenen und Ter¬plans Text.
Das wichtigste, was Lovering bei jenem Vorfall gelernt hatte, war ein Ruf dieser Stimme gewesen, die leise gesprochen hatte, doch ihm schien es ein Schrei, ein Brau¬sen, ein Sturm ge-wesen zu sein: "Wen kümmern schon deine Gefühle? Warum kann er nicht auf etwas anderes achten?"
Als eine Kritik an seinem unbezweifelbar bemerkens¬wer-ten Werk, an dem Lov grade gearbeitet hatte, war jene Stimme unfair und unzu¬länglich - aber, wie ich glaube, sehr zutreffend für Lovering, den bisherigen Men¬schen.
Als Lovs Werk abgeschlossen war, und er traurig wurde, es kaum wagte, dieses "Monstrum" wie er es nannte, einem Verlag zu schicken, erschie¬nen "SIE" ...
Mitternacht war an jenem Abend längst vorbei gewesen. Lov, wie meist allein, saß über seinem Manuskript, das kräftig mit Dokumenten und Pla¬giaten durchsetzt war, (auch die ver-rückt-nostalgischen Tagebücher des Transsylvans Terplan gehörten dazu!) alles ging im Text nur um die neue Grenze und die Öff¬nung in Tod und Sex, und die Epiphania der Andern; er las mit dem Rücken zum kni¬sternden Kamin, saß völlig absorbiert vom Lesen und Tage¬buchschreiben, das einzige, was ihm als Halt noch geblieben war, saß an einem niedrigen Tisch in seinem Wohn¬zimmer. Er hörte dann die Nachrichten über den Sateliten Astra, wie im¬mer zu¬gleich "mit dem Bleistift" lesend, so dass ihm die Stimme des Sprechers wie ein Hin-tergrundgeräusch vorkam. Nach den Nachrichten, es war diesmal nicht die Tagesschau oder CNN, sondern das rumänische Fernsehen, schaltete er um. Einer der üblichen Filme, dachte er; doch auf dem Schirm erschien eine Szene, die ihn fes¬selte: Le Chiffre, kam ihm bekannt vor. Besonders die hellen Augen. Licht, ein ge¬machter Traum, was ist dieses Lichtbild vor mir, das Flimmernde anderes als ein Wahn an der Grenze unseres Blickes ... Le Chiffre, das Ver¬traute, sein Gesicht mitten im Ereignis; Chiffre, welch phantastischer Na¬me, da alles, was wir sehen können, chif¬friert ist... doch jetzt mit einem scharfen Knall wurde dieses Ge¬sicht durchlö¬chert. Lovering sah das winzige Schwarze Loch, denn plötz¬lich schien Le Chiffre ein weite¬res Auge zu¬gewachsen, ein drit¬tes Auge in Höhe der beiden anderen, ge¬nau dort, wo seine dicke Nase unter der Stirn her¬vorzuspringen be¬gann, es war ein kleines schwar¬zes Auge, ohne Wim¬pern oder Brauen; eine Se¬kunde lang blickten die drei Augen quer durch den Raum, dann schien das ganze Ge¬sicht auszurutschen, wie vor etwas Höherem aus-einan¬derzuflie¬ßen und gewalt¬sam in die Knie zu gehen. Die beiden seitlichen Au¬gen dreh¬ten sich langsam der Decke zu, als gäbe es jenseits der Balken noch einen Himmel: Gefühl¬los der Tod auf diesem Kanal. Unort, wie die Zeit ste¬hen¬bleibt, end¬lich Ruhe, eine Pause.
Lovering schaltete das Fernsehen ab, und sah nun zum Fenster hinaus in den Garten zur übrigge¬bliebenen Wirklichkeit. Nur die Wanduhr tickte.
Die Lider wurden ihm schwer, er war müde von diesem Tag. Er stand mit einem Ruck auf, nachdem Anna Lyssowa, die fast täglich kam, um ein wenig "zu lesen" in seiner Bibliothek zu stöbern, endlich schlafen gegangen war, manchmal tat sie das hier (sie kam täglich auch, wie sie sagte: um ihm zu kochen, ihn zu "betreuen", das war ihr nun gelungen, und Joyce rechnete ihr den HausfrauentRich hoch an, so wußte er den alten Geheimniskrämer nie unbeobachtet, außer nachts; doch das hatte ihm Lyss abgeschlagen, auch noch nachts das Bett mit dem schnar¬chenden Lov zu teilen, und ihm täglich zur Verfügung zu stehen; er war nicht mehr ganz frisch, der fast Siebzigjährige! Heute aber, sie hatte sicher eine außer¬sinnliche Bega¬bung, war sie geblieben.) Nachts ging er gewöhnlich noch einmal ins Bi¬blio¬theks¬zimmer um Briefe zu schreiben. Er setzte sich an den gewohn¬ten Platz am Schreib¬tisch. Und als er auf¬sah, sah er durchs Fenster, sah über dem Berg, südwärts über dem Breitewald und nahe am Sirius einen leuchtenden Punkt ... der Punkt wurde grö¬ßer, kam wie ein Satellit langsam nä¬her; rot-leuchtend, oval über dem Horizont schwebend, ganz nah pul-siertend, schoß in einem Winkel von etwa 40 Grad in die Höhe, entfernte sich stark be¬schleunigt gen Westen, lichthell, ja grell und ge¬danken¬schnell. Es war unheimlich und doch sehr ver-traut: Und dann lösten sich vor ihm zwei grüne Feuerkugeln, ka¬men näher, ein Surren war zu hören, etwas Musik, die faszinier¬te, in ihn drang.
Und er mein¬te jetzt auch "draußen" sein Spie¬gelbild, seinen Doppel¬gänger vor sich zu sehen, und der stand am Fenster in der Ecke zum Wald hin und fixierte ihn. Er sah deut-lich die grünen Au¬gen und die Glatze, die ge¬drunge¬ne Gestalt, und ein selt¬sames An¬le¬gen der Wange an die Schulter, als wolle der an¬dere mit den Schul¬tern zucken ... Und Lovering bemerkte erschrocken: Ja, der sieht mir überhaupt ähnlich: Er duckte sich, als er¬warte er von oben einen Schlag. Telmi? Da überlagerte also sein Ge¬sicht wieder einmal, wortlos, Loverings Außenbild im Fensterrahmen, oder auch sein Zimmer im Blick, die Hand, die über die Buch¬staben sprang, jenes Gesicht, das er hier im Buch beschrei¬ben wollte. Lovering hatte Angst; er wollte aufstehen, doch war er wie festgenagelt und konnte sich vor Entset¬zen nicht fortbewegen. Und vielleicht hatten sie mir nur dieses Ge¬heimnis zeigen wollen. Lovering spürte plötzlich beim Schreiben die fremde Hand auf seiner. Und zuckte bei dieser Berüh¬rung zusa¬mmen. Die Grenze schien unscharf geworden. Den Bildschirm vor sich, das Leuchtfenster, das ihn absorbierte, in grünlichem Licht die Menüs, die Tafel ist gerichtet:
Und er wurde von jener ihm schon bekannten weiblichen Stimme auf¬gefordert, sich zu erinnern. Dann wurde er unendlich müde. Und verließ das Arbeitszimmer. Legte er sich schlafen?
Am nächsten Morgen versuchte er sich zu erinnern, und schrieb in sein "Traumtagebuch": "Ich schlief schon seit einiger Zeit, kann mich nicht erinnern, geträumt zu haben. Irgend¬wie wurde mein Geist hellwach, die Augen blieben geschlossen. Ganz deutlich spürte ich, dass etwas in meiner unmittelbaren Umgebung nicht stimmte, dass dort etwas war, was nicht dort-hin gehörte. Dieses Gefühl war gerichtet, denn das etwas mit Anna Lyssowa, die neben mir lag, nicht stimmte, spürte ich nicht. Irgendwie überwand ich mich (wenn es überhaupt Angst war, die ich überwinden musste, dann vor dem Unbekann¬ten), öffnete die Augen, richtete mich etwas auf (nur halb, mit den Ellen¬bogen abstüt¬zend) und sah ihn. Den Boden nicht berührend, mit ei¬nem längeren Mantel bekleidet, seine große Kapuze fiel mir auf, stand er einfach nur so da. Die Kapuze bedeckte nicht nur den Kopf des Besuchers, sondern auch sein Gesicht. Er schaute zu mir herüber, aber sein Gesicht blieb tief im Schatten der Ka¬puze verborgen. Vor Schreck, oder mehr unfaßbarer Überraschung, dass da tat¬sächlich etwas war, starrte ich ihn an. Weiter unternahm ich nichts. Was sollte ich auch tun? Er war ja nah genug bei mir (keine zwei Me¬ter!). Es war wie eine Präsentation: >Schau, ich bin da, so sehe ich aus, aber den Rest möchte ich dir nicht zeigen.<
Dramatischer empfand ich es dann, als er sich einfach Richtung Schlaf¬zimmertür drehte und daraus verschwand (die Tür stand offen). Etwas wie eine Lauf¬bewegung war nicht zu er¬kennen, der Mantel war zu weit. Trotz¬dem würde ich im Nachhin¬ein sagen, dass sich nur etwas sehr Zartes, Zerbrechli-ches darunter befinden konnte (warum eigentlich?). Ob der Umhang eventuell rot war, möchte ich jetzt nicht mehr beschwören. Dazu müsste ich meine ersten Aufzeichnungen finden.
Ich weiß nicht, ob ich traurig war, als er einfach so ging. Ich wollte instinktiv hinterher, aus Neugierde. Doch bevor ich diesen Gedanken ausführen konnte, kamen mir Zweifel: Was, wenn dort zehn oder mehr solcher Gestalten stehen?
Das wäre etwas viel, und vor allem nicht mehr privat. Oder was wäre, wenn er, die Kapuze abge¬nommen und sich umgedreht hätte, weil ich plötzlich hinter ihm stand? Diesen möglichen Schock wollte ich mir ersparen. Bis dahin bewegte ich mich nicht, bin mir aber nicht sicher, ob ich von ihm in diesen Zustand versetzt worden war oder aber vor Angst bewegungslos blieb? Dann aber weckte ich Lys¬s, ohne ihr ein Wort zu sagen. Sie schaute mich mit großen er¬schroc¬kenen Augen an und sagte: Da ist doch niemand! (Dabei könnte es im Nachhinein betrachtet durchaus sein, dass sie kurz zu der Stelle schaute, an der er gestanden hatte.) Jedenfalls bekam ich in diesem Moment meinen zweiten Schreck: Woher wußte sie, dass da überhaupt jemand war? Ich schaute dann doch noch nach, ir¬gend¬wie in der Hoffnung etwas zu finden, was mich an ihn und seinen Besuch erinnert. Ich wußte auch nicht, wonach ich konkret suchen sollte, fand auch nichts. Irgendwie schade, so empfand ich es."
"... Habe gestern früh (3.00 Uhr) über mehrere Sekunden im Schlaf¬zimmer et¬was gesehen. 1,50 m max. hoch, roter Um-hang, be¬wegte sich langsam aber deutlich aus dem Zimmer. Als ich Lyss weckte, sagte sie spontan: Da ist niemand. Ich hatte aber noch keinen Ton gesagt.
"Sie" aber schlugen einen Gang durch den Garten vor. Ich willigte ein, und obgleich mein Körper sich fast völlig von mei-nem Geist los¬gesagt zu haben schien - um genauer zu sein, ob-gleich mein Bewußt¬sein der verwandelten äuße¬ren Welt nun nicht mehr von einem Be¬wußtsein meines körperlichen Mecha-nis¬mus begleitet war, wie es auch an¬derswo aufgezeichnet wor-den war (und ich es posthum übernehme!) - entdeckte ich, dass ich nach einem bloß ganz gerin¬gen Zögern aufstehen konnte, die Glastür zu öffnen und in den Garten hinauszu¬gehen. Es war natürlich sehr wunderlich, das Gefühl zu haben, dass "ich" nicht mehr dasselbe war wie diese Arme und Beine "dort drau-ßen", wie dieser völlig objektive Rumpf und Hals und sogar dieser Kopf. Es war wunderlich; aber man gewöhnte sich bald daran. Und jedenfalls schien der Körper durch¬aus imstande zu sein, selber für sich zu sorgen. In Wirklichkeit sorgt er natürlich immer selber für sich. Das bewußte Ich kann nicht mehr tun, als Wünsche zu formulie¬ren, welche dann durch Kräfte ausge¬führt werden, die es sehr wenig beherrscht und ganz und gar nicht versteht. Wenn es ir¬gend mehr tut - wenn es sich zum Beispiel zu sehr anstrengt, wenn es sich zu sehr sorgt, zu sehr die Zukunft fürch¬tet - verringert es die Wirksamkeit dieser Kräfte und kann sogar die Ursache werden, dass der in seiner Lebenskraft geschwächte Kör¬per erkrankt. In meinem gegenwärtigen Zustand war mein Be¬wußtsein nicht auf ein Ich be¬zogen; es war sozusagen selbständig. Das be¬wirkte, dass auch der den Körper beherrschende physiolo¬gische Verstand selbständig war. Für den Augenblick war jener störfreudige Neurotiker, der in wa¬chen Stun¬den das Ganze zu diri¬gieren versucht, glücklicherweise aus dem Weg. Aber des¬halb hatte ich, der Andere, auch furchtbare Angst, im Körper eingesperrt zu ein, in ihn zurückzumüssen; furchbar kam mir das Eingesperrtsein im Mutterleib vor, jede Geburt, schlimmer als die Erlösung des Körperverlustes, der Tod ...
Durch die Glastür trat ich unter eine Art von Pergola hin-aus, die zum Teil von einer Schlingrose bedeckt ist, zum Teil von Latten¬stäben, je einen Zoll breit, mit ei¬nem halben Zoll Zwi-schenraum zwischen ihnen. Die Sonne schien, und die Schatten der Stäbe bilde¬te.
¬
Die Angst vor dem Tod war verschwunden, jetzt erschien der Andere Lovering langsam als Freund, der ihm die Augen öffnete, für das, was wirklich war. Und es ist bekannt, Men-schen, die ihren eigenen Tod einmal überlebt haben, ergeht es oft so: Eine gewisse To¬des¬sehn¬sucht war auch bei Lovering zu-rückgeblie¬ben, doch nicht ein ständiges bewußtes Denken an das Sterben, eine tiefe intime Beziehung, die ihm sein inneres Leben nicht versperrte, son¬dern so öffnete, dass er öfter Glücksge¬fühle hatte, und sich mit jeder Blume, jedem Tier, und sogar den leblosen Din¬gen, weniger mit den Menschen, die eine so dicke graue und undurchdringliche Haut hatten, verbunden fühlte; es war eine Art Fernweh, aus dem je¬ne Sehnsucht immer wieder auftauchte. Erschreckend war nur, dass er in großen Hö-hen, schon wenn er am Geländer einer Brücke oder eines Turms stand, einen starken Sog der Tiefe spürte, und er sich dann angstvoll wieder von der Brüstung ei¬nes Aussichts¬turmes oder eines Domes, wie kürzlich in Italien, entfernte, um dem Sog nicht fol¬gen zu müssen. Und beim Autofahren oder in einem Flugzeug, über¬kommt ihn oft der Gedanke an einen Unfall, doch nicht et¬wa als Schrecken, sondern fast wie ein Sog jenes Fernwehs. Und Bruder Tod be¬gleitet ihn nun wie ein Schatten.
8
Anna Lyssowa begann nach jener Nacht nun nach dem "Schatten" und Doppelgänger zu fragen. Sie standen draußen im Garten, die Sonne blendete ihn, und er wollte sich abwenden, da kam ihre Frage:
"Wie heißt der, auch Lovering?"
"Nein, er heißt Telmi, vielleicht aber auch Dee, meist aber hat er keinen Namen. Sie ha¬ben ihm den Namen, alle Na-men gründlich ausgetrieben, so blieb ihm nur noch die Kraft der Träu¬me. Und vielleicht ist er es, der mich träumt, so dass ich da bin und da sein muß."
"So, du bist also auch ein Geträumter? Wer aber hat ihm die Namen gestoh¬len?"
"Nun, das ist eine lange Geschichte. Oder, wenn du so willst, die Ge¬schichte. Aber lassen wir sie ruhn..."
Sie hat¬ten ihn verurteilt, weil er zuviel wußte, weil er sie störte!"
"Wie du, lachte Annalyss in sich hinein: War er ein Revo-lutionär?"
"Man kann es auch so nennen. Doch war er gerader als ich, viel konse¬quenter, sagt ihr es, und ohne ihn gäbe es mich, den Nichtge¬borenen, pula mas-si, viel¬leicht gar nicht!?"
"Was hast Du da gemurmelt?"
"Oh, nichts, ein altes transsylvanisches Gebet... Bemüh mich ja, euch Okzidentalen nach dem Maul zu reden... Und muß manchmal beten.
Er bildet sich ein: Anna Lyssowa sei in die Stadt zur Bank ge¬fahren, und er hatte noch einen Scheck ausgeschrieben, end-lich, wie sie sagt, was "wirkliches" geschrieben, er aber hatte die Brennesseln zu sicheln, sie wucherten auf dem kleinen Weg zu den Wäsche¬seilen, gespannt zwischen einem Birken¬baum und einem großen Pfahl, in die Erde gerammt am Beet, wo der Kartoffel¬acker Reihe um Reihe aufgeworfen, als wären es hundert Maulwürfe gewesen, wie Zeilen, dachte er, wischte die Hand also am Gras ab, als wären die Linien so wieder rein, hatten aber Grasflecken, und das weiße Hemd auch, frisch gebügelt, das wird ein Donnerwetter geben, in weiß, Hose lei¬der auch, stand aus der sit¬zenden Haltung ganz auf, dachte an die Skulptur seiner Freundin: vom sich er¬hebenden Grab, und wie je¬nseits hoch da oben als Mensch nun, stand er oben, machte einen Riesen Schritt über einen Skarabäus und eine Ameise, das winzige Erdklumpengesicht, nun von dieser Turmhöhe aus hinab nicht mehr zu sehen, holte die alte Sichel mit dem fettigen Stiel aus dem Keller, und begann die haa¬rigen Halme der Brennesseln zu schneiden, und ungeschickt bewegte er im Grü-nen da die Hand und war schon ver¬brannt, wie Feuer pelzig der Finger, die Handfläche oder war´s auch die Amei¬se. Rieb sich mit Speichel die Hand ein und roch daran, roch nach Sperma, ging ins Haus, und im Schrank fand er Schnaps, rieb, und die Hand roch nach Fusel, nahm auch einen Schluck oder zwei, und sah von der Flasche auf, kein Fluch mehr hilft, eklig löst sich auch die Flasche, der alte Schrank mit seinen ver¬schlungenen Ornamenten, der recht¬eckige Tisch jetzt von dem, was er von ihnen weiß, und heißt gar nicht mehr "Schrank" oder "Tisch", und das "Bild" fällt aus dem Rahmen, wie gestern schon.
Als er wieder am Tisch in seinem Zimmer saß und schrieb, war es ge¬nau so. Und wie im Märchen war er nun seiner selbst mächtig, und es war ihm, als könnte er plötzlich Konturen, Din-ge, Geschehnisse wirk¬lich herbeizaubern.
Wenn wir wissen, was Lovering da in seiner "privaten" Tä-tig¬keit trieb, nämlich die Grenze zwischen Bewußtsein und Au-ßenwelt einzureißen, verstehen wir erst, was er damit meinte, welch gefährlicher Schreiberei er nach¬ging und nachhing.
Die Frage, warum sich die Regierungen so heftig gegen das Bekannt¬werden dieser fremden Besucher und ihrer Art zu sein, wehren, war auch Lo¬vering klar, und die so konkret belegbare Gegnerschaft, war freilich noch ge¬fährlicher, als die Kenntnis der geheim¬gehaltenen technischen Vorgänge einer Energie, die sich mit dem bisher be¬kannten physikalischen Wissen unserer Zi¬vilisation in keiner Weise vereinbaren läßt.
"Und nun kommt der entscheidende Satz, über den mehr nach¬zuden¬ken sich gerade für die Schulwissenschaft äußerst lohnen würde", schrieb Lovering an diesem Tag: "Sie ist also so ziemlich genau das, was die Pa¬rapsychologen vorausgesagt und ge¬sucht haben. Hier wird - bewusst oder unbewußt - der Schlüs-sel zur Erkenntnis angeboten, die Wissenschaft als eine Einheit zu betrach¬ten und aus den Mosaiksteinen ihrer Teilbereiche das universale Bild zusammenzusetzen, ähnlich wie es schon John Dee und die ge¬samte Gematria der Kabbalisten gewußt und auch betrieben hatte."
Und Lo¬vering, der das Trauma des Krieges in sich trug, be-schrieb seine Amfortas-Wunde genau, und schrieb sie ab: "Während wir in unserem Streben nach indu¬striellem Wachstum und Fortschritt mit der Natur grob¬schlächtig und mörde¬risch umgehen und unsere Energieprobleme nicht anders als über die unsere Umwelt zerstörende Explosions¬technik zu lösen vermögen, richtet sich die Technik der Planetarier - und damit sei nun die Reihe >medialer< Informationen eröffnet - nicht gegen die Natur, son¬dern bedient sich ihrer. Es fällt sicher man¬chem schwer zu glauben, dass ein so fundamentaler Unterschied auf eine so kurze Formel zu bringen ist. Doch eben diese Formel markiert den Punkt, an dem sich die Wege trennen. Nur einer von ihnen führt in höhere Bewußt¬seins-sphären, wo fast alle unsere Probleme lösbar sind.
Die entscheidende Entdeckung ist, dass Bewußtein und technische Energie nicht trennbar sind, ja zusammengehören, erst eine neue Technik möglich machen, mit der die Fremden schon arbeiten. Mit dieser, nur in der Phantasie und in der Schrift, also hier auf der Zeile erkennbaren Energien des Außen-Innenraumes, rei¬sen die Außerir¬dischen zu unserer Erde, ihre Antriebe bedienen sich dieser so na¬türlichen überall vorhandener Energien."
Solch gefährliche Dinge standen in Loverings Tagebuch, dass die Macht des Autors wichtiger sei, als die der Indu-striekomplexe und Ingenieure, gar der Politik. Und er musste laut lachen, denn zu komisch erinnerte ihn dieses an Terplans Erzählungen vom alten ZK und dessen Zensurbehörde! Die hat-ten also doch recht gehabt!
Und so kam es ihm vor, als wären auch die eigenen Zeilen zukunfts¬sicher und unverloren, mitten im Geschehen, das ankam.
9
Jetzt aber ist die Gefahr, dass die Fremden im hellen Licht des Tages auf der Erde erscheinen, als würden Märchenwesen wirklich, die alles verwir¬ren, das Unterste nach Oben kehren, äußerst akut, die Drohung des Kommunis¬mus war dagegen ein Kinderspiel! Daher ist ja auch das Buget von Joyces Forschugsstelle so erhöht und die Mitarbeiterzahl verdoppelt worden. Vor allem auch die Abteilung Gegenin¬formation. Seit dem Fall des Kommunismus haben sie ganze Abteilungen, die frei geworden sind, nun dazubekommen!
Daher hat Lyss, sie ist ja nur eine von Tausenden, den Sonderauftrag, genau herauszu¬bekommen, was hier vorgeht. Und das ist ein verdammt heikles Unternehmen, weil es übliche Ziele geheimdienstlicher Operationen weit hinter sich läßt. Gottseidank wußte das auch die Gegenseite.
Eigentlich musste Lyss nicht mehr tun, als sich "privat" einzuschleichen, Vertrauen, ja Liebe zu gewinnen, um Lovs Schriften abzulichten und Joyce zu über¬geben. Doch schon die eigenen Berichte dazu machten ihr erhebli¬che Schwierigkeiten. Es war erstaunlich, wie auch im geheimdienstlichen Bereich das "Private", ja, Bewußtsein eine große Rolle zu spielen begann, als wäre es eine Parallelaktion zu der diesder Fremden mit ihrer geistigen Energie.
So hatte Lyss herausbekommen können, was in Lovs Um-kreis Unheimliches geschah. Lov stellte ihr sein un¬heimliches Haus selbst vor, und auch den Kreis, der sich um ihn ge¬schart hatte, vor allem Terplan, und Morris, den Jüngsten. Lov hatte selbst alles sehr genau beschrieben. Lyss hatte es kopiert und es dann natürlich Joyce zu lesen gegeben. Vor allem aber musste sie beschreiben, was hier an diesem Ort an Fürchterlichem pas-siert war, weil es sehr verschiedene Arten von Fremden gibt, die unerkannt als ein¬fache Beamte oder Rentiers, als Militärs und Polizisten, Professoren und Hausfrauen hier einge¬schleust wor-den waren, und niemand weiß, ob nicht auch der eine oder andere aus dem Kreis der Zentrale und auch Loverings Freunden zu den Anderen gehört, als wollten "sie" unsere Folklore bestäti¬gen.
" Denn versucht man aus den un¬heimlichen Anspielungen der Schauer¬legen¬den und an Kaminfeuern geflü¬sterten Geschichten Schlüsse zu siehen, kommt man der Wahr¬heit nahe, die freilich mit Phantasie verballhornt worden war; wir wissen, das Gerücht ist das stärkste Medium der Welt: eine vieldi¬mensionale Wirklichhkeit erstehen zu lassen, die alledem zugrunde liegen mochte," schrieb Lov, "so darf man kaum erwarten, ungetrüb¬ten Geistes weiterleben zu können. Morris kam aus Haverhill, aber erst als er in das College in Llaregstone eingetre¬ten war, begann er, eine Beziehung zwischen der Mathe¬matik und den phantasti¬schen Legenden der älteren Magie herzustellen. Später, als er nach Transsylvanien kam, er war noch Doktorand, bestätigte sich alles, was er vorher nur gedacht hatte. In S., in der Luft der alten grau¬en Stadt lag etwas, was seine Phantasie auf merkwürdige, unerklärli¬che Weise an-regte. Die Professoren hatten ihm nahegelegt, sich mehr Muße zu gönnen, und seinen Lehrplan in einigen Punkten be¬schnitten. Sie hatten ihm auch untersagt, in den fragwürdigen alten Büchern über verbotene Geheimnisse zu lesen, die in einem Gewöl¬be der Universitäts¬bibliothek unter Verschluß gehalten wurden. Doch diese Vorsichts¬maßnahmen kamen zu spät, denn schon hatte auch Morris aus dem furchteinflößenden Necronomicon des Abdul Alhazred, dem bruch¬stückhaften Buch von Eibon und den verbote¬nen Unaus¬sprechlichen Kalten des von Juntz schreckliche Hinweise aufgenommen, die er zu seinen abstrak¬ten Formeln über die Eigen¬schaften des Raumes und das Inein¬andergreifen bekann¬ter und un¬bekannter Di-mensionen in Bezie¬hung setzen konnte...
Morris kam zum Studium nach Transsylvanien und in die alten Archive, so lernten wir uns ken¬nen, es war aber Liebe auf den ersten Blick. Als Morris nämlich in S. von der ständiger Ge-genwart der Anderen in meinem alten Haus und den engen Gas-sen der Burg tuscheln hörte, von den unregel¬mäßi¬gen, anschei-nend von Menschenzähnen stammenden Bi߬spuren, mit denen so mancher Schläfer in diesem Haus und anderen erwach¬te, von dem Kindergeschrei, das man um die Walpurgisnacht und Al-lerheiligen vernahm, von dem Gestank, der zu diesen gefürchte-ten Zeiten oft auf dem Dachboden unseres alten Hauses zu be-merken war, und von dem kleinen pelzi¬gen Wesen mit den scharfen Zähnen, das in dem zerfallenden Gebäude und in der ganzen Stadt umging und in den dunkelsten Stunden vor An-bruch der Däm¬merung neu¬gierig an den Menschen schnupperte... als er all das hörte, beschloß Morris, der hier seine Dissertation abschließen wollte, um jeden Preis in unserem Haus in der Schanzgasse auf der Burg zu wohnen. Es war nicht schwer, ein Zimmer von mir zu bekommen, es ist das Nebengebäude hier und gehört auch mir, ich hatte sowieso vor, es als Test¬fall für Mitglieder des Kreises zur Verfügung zu stellen, das Haus war unbeliebt und kaum zu vermieten.
Es gab auch ein alte Geschichte über dieses Haus Alles hatte sich im Jahre 1692 zugetragen. Damals war unweit von hier ein Gefängnis gewesen. Der Kerkermeister war wahnsinnig gewor¬den und hatte von einem kleinen pel¬zigen Wesen mit wei-ßen Fängen gefaselt, das aus einer Zelle gehuscht sei, und nicht einmal Morris´ gelehrte Mathematikprofessoren hatte die Kurven und Winkel und Formeln zu erklären vermocht, die mit einer klebrigen roten Flüssig¬keit auf die grauen Steinwände ge-schmiert worden waren.
Vielleicht hätte Morris nicht so übereifrig studieren sollen. Nichteu¬klidische Geometrie und Quantenphysik genügen für sich allein, das Hirn zu überfordern. Er wußte, dass seine Kam-mer in einem alten Hexenhaus lag, ja gerade aus diesem Grunde hatte er sie ge¬nommen. In den alten verstaubten Gerichtsproto-kollen fand er viel über den Prozeß eines schrulligen Mathema-tik- und Physiklehrers Sallmen, Schüler Keplers, den man der Hexerei verdächtigt, ihn als Hexenmeister verurteilt hatte, und auch was der Alte bei der ge¬richtlichen Untersuchung unter Druck gestand, fesselte Morris über die Maßen. Von Linien und Kurven hatte Sallmen "einem ehrsamen Rath" be¬richtet, die so gezeichnet werden konnten, dass sie Wege durch die Wände des Raumes hindurch in andere, jensei¬tige Räume wiesen, und Sallmen hatte angedeutet, dass solche Linien und Kurven oft bei gewissen mitternächtlichen Versammlun¬gen im dunklen Tal des Schleifen Grabens nahe der Zigeunersiedlung Lehmkeule und auf einer kleinen Kokelinsel der Toten Kokel eine Rolle spielten.
Dann hatte er diese Zeichen auf die Wände des Kerkers ge¬malt und hatte sich durch die dicken Mauern davon¬gemacht, war flüchtig und verschwunden, war er in jene Dimensionen entkommen, deretwegen sie ihn als Hexer verbrennen wollten?
Morris glaubte absonderliche Dinge über Sallmen, und mit ei¬nem ei¬gentümlichen Schauder hatte er erfahren, dass seine Behausung nach mehr als zweihundertfünfunddreißig Jahren noch stand. Morris untersuchte die Holz- und Gipswände an allen zugänglichen Stellen, wo sich die Tapete gelöst hatte, nach kryptischen Zeichen, und binnen einer Woche gelang es ihm, die auf der Ostseite gelegene Dachkammer zu bekommen, in der Sallmen an¬geblich seinen Zauber getrieben hatte. Dieser Raum war seit jeher unbe¬wohnt gewesen - denn niemand hatte darin länger bleiben wol¬len -, und der sächsische Hauswirt hatte ihn nur ungern vermietet. Und doch war Morris, bis das Fieber kam, nichts geschehen. Keine gespenstischen Phantome oder gar Sallmen huschten durch die Gänge und Kammern, kein kleines pelziges Wesen kam in seine elende Bude gekrochen, um an ihm zu schnuppern, und seine hartnäckige Suche nach ir¬gendwel¬chen Spuren der Beschwörun¬gen des Mathematikers blieb ohne Früchte. Manch-mal ging er durch das dunkle Gewirr ungepflasterter, nach Moder riechender Gassen, wo seltsam-unheimliche braune Häuser unbekannten Alters schief an¬einander lehnten und ihn spöttisch aus schmalen Fen¬stern mit kleinen Scheiben an-grinsten. Er wußte, dass hier einst merkwürdige Dinge gesche-hen waren, und wenn er die Fassaden betrachtete, ahnte er, dass - zumindest in den dunkelsten, engsten und winkeligsten Gassen - diese ungeheuerliche Vergangen¬heit noch nicht ganz erloschen war. Zweimal ruderte er auch zu der verrufenen Insel im Fluß, und er skizzierte die seltsamen Winkel, die von den Reihen grauer, moos¬bedeckter Steine dunkler, längst ver-gessener Herkunft gebildet wurden.
(Hier: Solitude. Und OM-Besuch, die Wohnung der Jen-seitigen?)
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Auch Morris Kammer war von hinlänglicher Größe, aber selt¬sam un¬regelmäßiger Form. Die nördliche Wand verlief schräg von außen nach innen, das heißt von Osten nach Westen, und in dieselbe Richtung neigte sich die nied¬rige Decke. Abge-sehen von einem Rattenloch und den Spuren anderer, zuge-stopfter Löcher gab es kei¬nen Zugang - und kein Anzeichen ei-nes früheren Zu¬gangs - zu dem Hohlraum, der zwischen der schrägen Kammerwand und der ge¬ra¬den äußeren Hausmauer existieren musste, obwohl ein Blick von der Straße zeigte, dass sich dort oben ein Fenster befand, das vor sehr langer Zeit mit Bret¬tern zugenagelt worden war. Der Dachboden über der Kammer - der schräg ab¬fallen musste - war gleichfalls un-zugänglich. Als Morris über eine Leiter auf den Boden über den an¬deren Räumen kletterte, fand er Spuren eines früheren Ein-gangs zu der über seiner Kammer befindlichen Abteilung. Die Öffnung war mit alten Planken dicht und fest verschlossen, die von kräftigen Holzpflöcken gehal¬ten wurden, wie sie die Zim-merleute in der Türkenzeit verwendet hatten. Er bot alle seine Überredungs¬künste auf, aber der Hauswirt blieb fest und erlaubte ihm nicht, diese verschlos¬senen Hohlräume zu untersuchen.
Immer mehr beschäftigte sich Morris mit der schrägen Wand und der geneigten Decke seiner Kammer, denn er maß den unregel¬mäßigen Winkeln eine mathematische Bedeutung bei, die ihm un¬bestimmte Hinweise auf ihren Zweck zu enthalten schien. Der alte Sallmen, überlegte er, hatte vielleicht nicht ohne gu¬ten Grund in einer Kammer mit so ungewöhnlichen Winkeln gelebt, denn er hatte ja be¬hauptet, mit Hilfe bestimmter Winkel die Grenzen des uns bekann¬ten Raumes überschritten zu haben? Allmählich aber schwenkte Morris´ Interesse von den Hohlräumen hinter den schrägen Flächen ab, denn nun glaubte er zu verste¬hen, dass der Zweck dieser Flächen die Seite betraf, auf der er sich bereits be¬fand.
Doch Morris wurde krank, bevor er das Geheimnis dieser Grenzübergänge in andere Dimensionen lösen konnte. Die leichte Gehirnentzündung und die Träume begannen in den ersten Februartagen. Die merkwürdigen Winkel seiner Kammer hat¬ten offenbar schon seit einiger Zeit eine sonderbare, beinahe hypno¬tische Wirkung ausgeübt, und je weiter der graue Winter fortschritt, desto gespannter betrachtete er die Ecke, wo die abwärts geneigte Decke mit der einwärts laufenden Wand zusammenstieß. Um diese Zeit machte ihm die Unfähigkeit, sich auf seine Studien zu konzen¬trie¬ren, große Sorge, denn er fürchtete sich vor den Prüfungen im Sommer. Nicht weniger beunruhigend war jedoch sein übertrieben scharfes Gehör. Das Leben war ihm zu einer ununterbrochenen, kaum zu ertragen-den Kakophonie gewor¬den, und dann war da dieser ständige furchterregende Eindruck, dass es andere Laute - vielleicht aus Bereichen jenseits des Lebens - gab, die knapp an der Schwelle der Hörbarkeit vibrierten. Von den erkennbaren, wirklichen Geräu¬schen waren die, welche die Ratten hinter den alten Trennwänden machten, die schlimmsten. Zuweilen dünkte ihn ihr Scharren und Kratzen nicht verstohlen, sondern geradezu absichtlich und heraus¬fordernd. Wenn es hinter der schrägen Nordwand hervorkam, war es mit einem trockenen Rasseln vermengt, und kam es von dem seit Jahrhunderten verschlosse-nen Dachbodenabteil über der schrä¬gen Decke herab, spannte Morris seine Sinne an, als müsste er sich auf etwas Entsetzliches vorbereiten, das nur den rechten Zeitpunkt ab-wartete, um auf ihn herabzustürzen und ihn zu verschlingen.
Seine Träume überstiegen alles normale Maß. Morris sagte sich, dass sie die Folge seiner mathematischen und folkloristi-schen Studien sein mußten. Er hatte zuviel über die ungewissen Regionen nachgedacht, die, wie ihn seine Formeln lehrten, jen-seits der drei bekannten räumlichen Dimensionen liegen mußten, und zu oft die Möglichkeit erwogen, dass die alte Sallmen - von allen Mutma¬ßungen sich entziehenden Einflüssen gelenkt - tatsächlich das Tor zu die¬sen Regionen gefunden hatte. Die vergilbten Gerichtsakten, die ihre Aussagen und die ihrer Ankläger enthielten, spielten zu deutlich auf Dinge jenseits der menschlichen Erfahrung an, und die Be-schreibungen des klei¬nen, flinken, pelzi¬gen Wesens, mit dem sie vertrauten Umgang gehabt hatte, waren trotz ihrer un-glaublichen Einzelheiten von erschrecklicher Wirklichkeitsnähe und Überzeu¬gungs¬kraft.
Morris Träume bestanden hauptsächlich in einem Eintau-chen in boden¬lose, von einem unerklärlich getönten Zwielicht und be¬klemmend chaoti¬schen Geräuschen erfüllte Abgründe, deren Be¬schaffenheit im Hinblick auf Materie und Schwerkraft und deren Verhältnis zu seiner eigenen Wesenheit er nicht einmal zu ahnen, geschweige denn zu erklären vermochte. Er ging nicht und kletterte nicht, auch flog, schwamm oder kroch er nicht, und doch war er sich stets einer teils gewollten, teils ungewollten Fortbewegung bewusst. Auch seinen eigenen Zustand konnte er nicht klar beurteilen, denn der Blick auf seine Gliedmaßen und seinen Oberkörper war ihm durch eine eigentümliche Verzer¬rung der Perspektive verwehrt. Da¬bei fühlte er jedoch, dass seine körperlichen Proportionen und Fähig¬keiten auf wunderbare Weise verwandelt und auf eine andere Ebene projiziert waren - jedoch nicht ohne eine gewisse groteske Bezie¬hung zu seinen normalen Proportionen und Fähigkeiten.
Die Abgründe waren keineswegs leer, sondern mit unbe-schreiblich verwinkelten Massen aus einer fremdartig gefärbten Substanz dicht angefüllt, deren einige organischer, andere aber anor¬ganischer Natur zu sein schienen. Manche der organischen Objekte weckten undeutliche Erinnerungen, wenn¬gleich Morris nicht bewusst erfaßte, woran sie ihn auf spöttische Weise ge-mahn¬ten. In späteren Träumen begann er zwischen einzelnen Kategorien zu unter¬schei¬den, in die die organischen Objekte eingeteilt zu sein schienen, und jede Kategorie hatte augen-scheinlich ihre eigenen, von den anderen grundsätzlich verschie¬denen Verhaltensmuster und fundamentalen Triebe. Eine dieser Kate¬gorien enthielt Objekte, deren Bewegungen ihm um ein geringes weniger unlo¬gisch und beziehungslos zu sein schienen als die der Angehörigen der anderen Kategorien.
Alle Objekte, die organischen wie die anorganischen, ent-zogen sich je¬der Beschreibung und jeglichem Begreifen. Morris verglich die anorganischen Dinge manchmal mit Prismen, Laby-rinthen, Bal¬lungen von Würfeln und Flächen und Zyklopenbau-ten. Die organi¬schen kamen ihm bisweilen vor wie Blasen, Polypen, Tausendfüßler, lebendige Hindu-Idole und kompli-zierte, zu einer Art schlangenarti¬gen Lebens erwachte Arabes-ken. Alles, was er sah, war unbe¬schreiblich grauenhaft und bedrohlich, und immer, wenn eines der organischen Wesen durch seine Bewegungen verriet oder zu verra¬ten schien, dass es ihn be¬merkt hatte, überfiel ihn eine heftige, ent¬setzliche Furcht, die ihn aus dem Schlaf auffahren ließ. Über die Art der Fortbe¬wegung der organischen Wesen wußte er ebensowenig zu sagen wie über seine eigene. Nach einiger Zeit entdeckte er ein weiteres Rätsel: die Fähigkeit gewisser Wesen, plötzlich aus dem Nichts aufzu¬tauchen und ebenso plötzlich wieder voll-ständig zu ver¬schwinden. Die krei¬schenden, brüllenden Laute, die in wirrem Durcheinander durch die Abgründe hallten, entzogen sich hin¬sicht¬lich der Tonhöhe, der Klangfärbung und des Rhythmus jeder Analy¬se. Sie schienen jedoch begleitet zu sein von undeut¬lich wahrnehm¬baren Veränderungen im Aussehen der Objekte, und zwar sowohl der organischen als auch der anorganischen.
Morris fürchtete ständig, der Lärm könnte im Verlaufe sei-ner uner¬klärlichen, unbarmherzigen Schwankungen plötzlich zu uner¬träglicher Lautstär¬ke anschwellen.
Doch in diesen Wirbeln und Strudeln eines fremden Seins sah er das aus der Kindheit bekannte rumpelstilzchenhafte Bucklicht Männlein, in Trans¬sylvanien auch Alf genannt. Dieses gräßliche kleine Scheusal war gewis¬sen leichteren, klareren Träumen vorbehalten, die ihn überkamen, bevor er in die tiefsten Tiefen des Schlafes versank, also bevor er entkommen konnte, und das Eingesperrtsein im Leib nicht als Qual empfand. Er lag dann im Dunkeln und bemühte sich, wach zu bleiben. Ein schwaches flac¬kerndes Licht schien die alte Kammer auszufüllen und zeigte in violettem Dunst die Ecke, wo die beiden schrägen Flächen zusam¬menstießen, um die seine Gedanken so hartnäckig krei¬sten. Das Un¬tier schlüpfte aus dem Rattenloch in der Ecke und trippelte über den eingesunkenen, mit weißen Brettern bedeckten Boden auf ihn zu. Boshafte Freude sprach aus seinem winzigen, bärtigen Menschen¬gesicht. Doch immer zerschmolz dieser Traum, bevor das Wesen nahe genug herangekommen war, um an ihm zu schnuppern. Es hatte teuflisch lange, scharfe Zähne, die an die ei¬nes Hundes erinnrten. Morris versuchte tagtäglich, das Rattenloch zuzustopfen, aber Nacht für Nacht zernagten die wirklichen Bewohner des Hohl¬raums das Hinder¬nis, was immer es sein mochte. Eines Tages ließ er einen befreundeten Handwerker eine Blechplatte über das Loch nageln, aber in der nächsten Nacht nagten die Ratten ein neues Loch, durch das sie ei¬nen merkwürdigen kleinen Knochensplitter in die Kammer schoben oder zogen.
Morris sagte dem Doktor nichts von seinem Fieber. Er wußte, dass er die Prüfungen nicht bestehen konnte, wenn man ihn nun, da er jeden Augenblick zum Lernen benötigte, in die hochmoderne neue Klinik einwies, die die Zentrale der Stadt gespendet hatte, samt einer neurologish-psychiatrischen Abteilung, die nahe der Totenhalle im Garten des Anwesens (übrigens in der Albertstraße, da, wo früher das alte Spital gestanden hatte!). Morris hatte ohnehin schon in der Differential¬rechnung und in Allgemeiner Psychologie versagt, durfte aller¬dings hoffen, die Scharte noch vor Semesterschluß auszuwetzen.
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Lyss hatte nun den Auftrag auch ihn, nicht nur Terplan und Lov zu beobachten, vor allem seinen Zustand zu beschreiben. Der Erzähler hat hier ihre Unterlagen bei dieser Beschreibung benutzen können; außerdem ist eine gewisse Ähnlichkeit mit den literarischen Berichten fast identischer Begebenheiten bei Lovcraft sehr deutlich und deshalb wortgetreu mit herangezogen worden!)
Im März trat in Morris´ leichteren, zu den anderen überlei-ten¬den Träu¬men ein neues Element in Erscheinung, das Lyss in ihren Berichten genau beschrieben hat, und das auch Lovcraft in den USA genau so beobachten konnte. Die alptraum¬hafte Ge-stalt des Buckli¬chen Männleins (von Benjamin in ähnlicher Be-deutung erkannt!) wurde immer häufiger von einem Nebel be-gleitet, der mehr und mehr die Form eines gebeugten alten Wei-bes annahm. Diese zweite Gestalt beun¬ruhigte ihn in einem Ma-ße, das er sich nicht zu erklären vermochte, und zuletzt sagte er sich, dass sie einem alten Weib ähnelte, dem er zweimal in dem dunklen Gassen¬gewirr nahe der ehemaligen Präfektur tatsächlich begegnet war. Das bö¬se, sardonische, scheinbar völlig grundlose Starren der alten Vettel hatte ihn bei¬nahe frösteln gemacht, besonders beim erstenmal, denn da war eine riesengroße Ratte, die ihn an das Bucklicht Männlein, den Alf erin¬nert hatte, quer über die finstere Einmündung einer Gasse gehuscht. Diese nervösen Ängste, überlegte er, spiegelten sich nun in seinen Träumen.
Dass der Einfluß des alten Hauses unheilvoll war, konnte er nicht leug¬nen, aber letzte Reste seines ursprünglichen krankhaf¬ten Interesses hielten ihn zurück. Er sagte sich, allein das Fieber sei an seinen nächtlichen Phantastereien schuld. Sobald es nachließ, mußten auch seine grauenvollen Visionen ver¬schwinden. Einstwei¬len aber waren diese Visionen von packender Lebendig¬keit, und wenn er erwachte, hatte er immer das Gefühl, er müsse weit mehr durchge¬macht haben, als ihm erinnerlich war, ja er besaß die grau¬enhafte Gewißheit, dass er in vergessenen Träumen mit dem Mathematikermagier Sallmen und der Alten gesprochen hatte und von ihnen aufgefordert worden war, ihnen an irgendeinen Ort zu fol¬gen und ein drittes We¬sen von größerer Macht zu treffen.
Gegen Ende März wandte er sich wieder der Mathematik zu, obwohl ihm seine anderen Studien immer mehr zu schaffen mach¬ten. Er erwarb eine in¬tuitive Geschicklichkeit bei der Lö-sung Rie¬mannscher Gleichungen und ver¬blüffte bei einem Eng-landbesuch Professor Stratton durch sein Verständnis vierdimensionaler und anderer Probleme, denen seine Studienkameraden hilflos gegenüberstanden. Eines Nachmittags war die Rede von den möglichen Krümmungen des Raumes und von theoretischen Annäherungs- ¬oder gar Berührungspunkten zwischen unserem Teil des Univer¬sums und verschiedenen anderen Regionen, die von uns so weit entfernt sind wie die fernsten Sterne unserer Galaxis oder die transgalaktischen Räume - wenn nicht gar so fern wie die theoretisch vorstellbaren kosmischen Einheiten außerhalb des gesamten Einsteinschen Raum-Zeit-Kontinuums. Die Art, wie Morris dieses Thema behandelte, erregte allgemein Bewunde¬rung, ob-gleich einige seiner hypo¬thetischen Darstellungen dem ohnehin schon lebhaften Getuschel über seine nervöse Über¬spanntheit und seine Eigenbrötelei neue Nah¬rung gaben. Was am meisten Kopf¬schütteln hervorrief, war seine nüchtern vor¬ge¬tragene Theorie, dass ein Mensch - mathe¬matische Kenntnisse vorausgesetzt, die freilich kaum je ein Mensch erlangen konnte - von der Erde auf jeden andern Himmelskörper zu gelangen imstande sei, falls der Himmelskörper sich an einem von unendlich vielen spezifischen Punkten im Kosmos befinde.
Ein solcher Übertritt, behauptete Morris, gehe in zwei Pha-sen vor sich. Zuerst müsse man die uns bekannte drei-dimensionale Sphäre verlassen und dann an einem andern - vielleicht unend¬lich fernen - Punkt wieder in einen dreidi-mensio¬na¬len Raum eintreten. Dass sich dies ohne Verlust des Lebens bewerk¬stelligen lasse, sei in vielen Fällen durchaus denkbar. Jedes Wesen aus jedem beliebigen dreidimensio¬nalen Raum könne wahrschein¬lich in der vierten Di¬mension existieren. Sein Überleben in der zweiten Phase hänge selbstverständ¬lich davon ab, was für einen dreidimensionalen Raum es für seinen Wiederein¬tritt wähle. Die Bewohner des einen Planeten könnten vermutlich auf bestimm¬ten anderen Planeten - auch solchen, die anderen Raum-Zeit¬-Kontinua angehör¬ten - leben, obwohl es na¬türlich zahllose wechselseitig unbewohnbare, wenn¬gleich mathe¬matisch betrachtet an-einander grenzende Körper oder Raumab¬schnit¬te geben müsse. Ferner sei als möglich anzusehen, dass die Bewohner eines ge-gebenen Bereichs den Eintritt in viele unbekannte und unbe-greifbare Bereiche mit zu¬sätzlichen oder sogar beliebig vielen Dimensionen - innerhalb oder außerhalb des jeweils gegebenen Raum-Zeit-Konti¬nuums - überlebten, und das gleiche gelte natürlich auch umgekehrt. Darüber ließen sich nun freilich end-lose Speku¬lationen anstellen, aber man dürfe mit einiger Gewißheit annehmen, dass die Verwand¬lung, die der Übergang von einer gegebenen Dimensionsstufe zur nächsthöheren Stufe bedinge, die biologische Einheit, wie wir sie verstünden, nicht zerstören würde. Morris konnte für letztere An¬nahme keine einleuchtenden Gründe anführen, aber die Unklarheit in diesem einen Punkte wurde mehr als wettgemacht durch die Klar¬heit, mit der er andere komplexe Probleme behandel¬te. Professor Stratton zeigte sich besonders beeindruckt von seiner Darlegung der Verwandtschaft zwischen der höheren Mathematik und gewissen Aspekten der Magie, wie sie seit einer - menschlichen oder vormen¬schlichen - Urzeit her, in der man vom Kosmos und seinen Gesetzen mehr wußte als heute, durch die Jahrtausende überliefert worden waren."
(Om?) 11
Einer aus dem Kreis, der sogar Angst vor Namensnennung hatte, sich anfangs nur T. nannte, war ja Morris´ Kollege Terplan, es dauerte lange, bist der verrückte Transsylvan den "verräterischen" Namen Terplan (Terr-Plan), preisgab, er fand in sich das alte Trauma wied¬er, ein psychi¬sches Narbenaufbrechen, und er meinte, "früher im alten Osten" da habe man den Gegner we¬nigstens vor sich gehabt, hier aber sei alles unheimlich; er konnte nachts nicht mehr schlafen; nur noch einer von der Mafia Bedrohter, sagte er, könne die ganze Welt so schrecklich als Über¬wachungs- und Terrorraum empfinden, an jeder Ecke drohe hier jetzt ihrem Forschungskreis ein Mör¬der. Denn einer der Unerfahrensten ihrer Gruppe, ein Freund und Kommilitone von Morris, der ähnlich wie er, eine Diss. vorbereitete und fast soviel wußte wie Morris, da er mit ihm im gleichen Haus wohnte und sie zu-sammen arbeiteten, ein gewisser Loris Smith, war nun der erste Tote der Gruppe; der Unscheinbarste von allen wurde wohl als Warnung ermordet.
Eine Woche später fiel auch Morris einem "Unfall" zum Opfer: Es heißt, er sei unvorsichtiger¬weise, genau 12 Uhr, als der Schnellzug nach B. hier ankommen sollte, quer über die G-leise gegangen; ein Spinner hieß es, er wollte irgendwelche Kurven und nichteuklidische Geometrien am eigenen Leib und mit diesen Gleisen ausprobieren, doch nicht nur Lov wußte es, ahnte es: Smith und Morris waren zu weit ins gefährliche Gebiet der zu erforschenden Dimensionsräume der FREMDEN vor-gestoßen, sie waren so wie durch "Zufall" die ersten in S. vom amerikanischen Ge¬heimdienst Ermordeten; Lov sagte, als der Erzähler ihn nach dem gefährlichen Faktor Zufall fragte:
"Ja, wir arbeiten vor allem mit Zufällen", sagte er in seiner Rätselsprache: "das stimmt! Und scharf, schärfer der Blick des Toten auf das Gleis, es ist gestellt,schärfer der Blick als bei je-nen, die heute Fakten in den Akten rauswühlen, das zerstörte negative Geheimnis ist fader als die mut¬maßende Phantasie des Verletzten, immer nur Gefangenen: wie eine harte Zärtlichkeit mit vielen Ecken."
Doch auch Terplan, der Transsylvan, fiel auf andere Art einer solchen "eingebil¬de¬ten"(?) Netz-Verbindungen zum Opfer, pure Paranoia, denn davon wissen wir nichts, bis in alle Einzel¬heiten ergriff ihn eine Art Wahnsinn, in allem etwas Bezügliches zu sehen, dies hatte ihn dann schließlich ins Irrenhaus gebracht, und nicht die Zentrale, gar die CIA. Dabei dachte Terplan ja nur an die alten "Mutmassungen" in den totalitären Staaten, wo sowas berechtigt gewesen war, überall die Verdachts¬momente anzuheitzen, jede Zeitung, jeder Blick, alles wies damals auf Verfolgung hin, und an sei¬nen eigenen Schat¬ten Jordan im ehemaligen Zuhause dachte Terplan oft, fast war es Nostalgie. Der SSD-Hauptmann da¬mals - mein Gott, wie lang ists her, der sichtbare Hauptmann mit Akten¬tasche, als ver-altetes Denkprinzip und Staats¬prinzip! Welch eine Ehre, dass es so auch in den Köpfen arbeitet: Der gefährli¬chere Ami-Geheimdienst arbeitet nicht mit einem obersten Prinzip, son-dern mit Zufällen, völlig un¬sichtbar und ichausgelöscht, es ist keine Person da, an die man sich halten, die man gar hassen kann, aus ist es mit dem so bequemen "Schmerz der Gren¬ze", aus ist es mit dem netten SSD-Mann und seiner schludrigen alten Ak¬tenta¬sche, als wä¬re er mit seinen kleinen verschlagenen Augen, dem schmuddli¬gen Haar und seinem Tick des andauernden Berichte- und Bekenntnisse schrei¬ben¬den verlogenen Gewissensapostels das verkörperte Prinzip eines allwissen¬den Erzählers ... Regent¬schaft über die Köpfe, die er anstrebt, als Prinzip der to¬talen Verfügung, der sozusagen im al-ten Stil "Literatur treibt", meint alles selbst zu wissen oder erfinden zu können, anstatt schon Vorhandenes einzustzen und weiterzuschreiben, mit sogenannten "Plagiaten" zu arbeiten, wie mit Eigenem! Dass der alte Stil des Nurselberschreibens nicht mehr möglich ist, zeigt am deutlichsten das Verschwinden des armen Morris, und dann das langsame Ver¬schwinden aller Personen des Lovering-Zirkels, einer nach dem andern "segneten das Zeitliche". Wahrheit? Haha! Nicht einmal die des Geheimdienstes ist verfügbar, das Verfügbare ist tot, fällt über sich selber her wie ein Plagiat des Plagiats. Was bleibt ist permanente Angst (auch beim Schreiben ertappt zu werden, Ungehöriges, gar Verbotenes zu tun, wie in der Schule das Kluzzen). Da Terplin als Transsylvan all dieses und auch all-zugut weiß, und da er mit seinen drei¬deutig verknoteten Wortbe¬züglichkeiten die her¬kömmliche Verstän¬di¬gung aufgegeben hat, macht ihn dies besonders verdächtig, aber er bleibt als ein¬ziger am Leben, er wird nicht verhaftet, gar ermordet, er wird ins Ir¬ren¬haus gesperrt. Als wäre er der eigentliche Gegenspieler unserer intel¬ligenten Spitzel der CIA, noch aktuell, gül¬tig, heutig, im Gegensatz zu der vergangenen und verlöschten SSD-Mumie. Vielleicht wer¬den diese Führungs¬offiziere auch deshalb "vergessen", weil nie¬mand von ihnen angesprochen und so aufgeregt wird, die Spitzel ja, weil sie ein Spiegel sind. Dagegen muß er sich verwehren, entrü¬stet-tun; Lovering aber wußte, dass zumindest Albert, Robert oder auch Lyss, einer der Spitzel ist, er aber mit ihnen zusammenarbeiten muß, um überhaupt weiterzukommen, ja, er muß sich ihrer sogar bedienen, um so den Regierungen und der Öffentlichkeit das Wissen über die Fremden bekanntzumachen, und so die unvermeidliche Entwicklung zum Ende auf diese verdammt verflixte Weise voranzutreiben!
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Und Albert? Wer aber ist Albert? Albert war sogar vom Gegenteil seines Auftrages überzeugt, und genau dies machte ihn wie Lyss auch besonders für den Dienst geeignet, da er sich so besonders gut in die Lov-Gruppe einfühlen konnte; und sagte es auch oft genug: Nun, jetzt gibts keine reinlich Trennung zwischen diesseits und jen¬seits der Grenze mehr.
Robert aber ist ein besonderer Fall. Er hatte die Aufgabe, sich als Autor und Publizist auszugeben, eine "Biographie" Loverings zu schreiben. Dass Robert an einer Biogra¬phie Lo-verings schreibt, dass Terplan ihm anfangs darin half, dass die vielen Tage¬bücher, die in diesem Kreis merkwürdigerweise ge-schrieben wurden, als geheimdienstlicher Auftrag nie nachzu-weisen sind, und dass da¬bei ein armer nai¬ver Neuzuwanderer aus Albani¬en, der mit zum Kreis stieß, und erfuhr, dass die Verhältnisse (und die Biogra¬phien) unvergleichlich sind, keinen gemeinsamen Nenner mehr haben, wie er es sich doch nach der eigenen staatsgelenkten Zwangsbiographie zu Hause einge¬bildet hatte, es erkennt, wie auch Terplan es erkennt, und Lo¬vering weiß es längst, dass jeder sich nur auf das Eigene einlas¬sen muß - oder er scheitert. Denn es gibt keine genauen Vorschriften, man läßt gewissermaßen den Zufall für sich arbeiten, diese Hure - oder ist es ein Gottesgeschenk?
Da aber wäre diese Forderung der Fremden, der Aliens nämlich, die immer aufdringlicher werden und immer zahlrei-cher landen, vor allem in Llareg- und in Doddlestone, parallel dazu andere Aliens in S.; zumindest diese Gruppe der ethisch Orientierten kommen nach Transsylvanien; dass zwischen Sachlage, Handlung und Ethik kein Bruch sein dürfe, ist ihr Credo, das klingt so einfach, hat aber genau mit jene Unfähigkeit der irdischen Wissenschaft zu tun, wirkliche Lösungen dafür zu finden, die Grenze zwischen Geist und den materiellen Systemen zu durchbrehcne, sie in Austausch treten so lassen, wie in der Psychokinese etwa und der Bewußtseinsenergie, die buchstäblich Berge versetzen kann; Marx hatte eine geradezu vorsintfltliche Theorie des historischen Umwegs im reinen Außen zusammenphantasiert, die die Ökonomie als alleinigen Hebl einsetzte; wie falsch das war, ist jetzt nach 1989 erst ganz klar geworden! Merkwürdigerweise sind gerade sie, die Marxgeschädigten, we-niger von Ökonomie, vom Geld, von äußeren Rücksichten und Infektionen bestimmt! So ist genau jenes vergessene Zaubermit-tel, aus dem die Zukunft wird, bei den aus einem totalen System Entlassenen, Naiven, noch Chancen, hier also in Transsylvanien ja auch, daher landen hier auch die meisten Aliens, die sich in S. eher zuhause fühlen, auch einen besseren Kontakt erwarten, als im versauten und so rückständigen Westen, von Amerika ganz zu schweigen! Doch genau damit haben sie ihre Schwierigkeiten. Wie geht man mit diesen Ostlern, wie Terplan etwa, um, wo das naive Ei¬gene in den Nischen und Seelenreservaten noch da ist, dass diese Menschen geeigneter zu den Kontakten zu sein scheinen, sie aber seelisch auch ungeschützter sind und leichter durchdrehen! Mehr noch, verführbarer erscheinen; dass es hier eine bleibende "Substanz" geben könnte, ist wieder eine Illusion, denn wer darf das heute, Jahrzehnte nach 1989 noch sagen, dass es dieses Ost-Eigene in Bestän¬digkeit und Unver¬gleichlichkeit noch lange geben könnte, da es ja total und ra¬pide angeglichen werden soll! Es gibt hier viel mehr observierte Menschen, vom Ge¬heimdienst und der Seelenpolizei Be¬wachte, als wären nun die von der anderen Seite der Grenze Gekommenen, Halbverrückte, die sich ins total Fremde, das völ¬lig anderswo ist, dieses "Westliche", "einzu¬glie¬dern" haben! Eine historisch wohl einmalige und höchst absurde Forderung, ja, subtiler Zwang und Be¬fehl, der aber täglich "ins Haus steht" und zwingend not¬wendig zu sein scheint, weil die Kolonie mit stärksten Mitteln (Geld) so ausge-baut wird, dass der bisher eigene Boden schnellstens weg-rutscht! Das normal Nichtidentische im ehemals Geteilten, soll schnellstens zuge¬schüttet werden.
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Lovering staunte, als er einmal mit Terplan nach Dresden fuhr, um dort seine alte Freundin Marlis zu besuchen, die auf Grund ihrer Grenzgänge und Kontakte mit "ihnen" viel über die neue Grenze zu erzählen hatte, und die¬selbe mit der früheren, vergleichsweise harmlosen politischen Grenze noch gut verglei-chen konnte. In Dresden fand er bestätigt, was er in sein "Schwarzes Buch" über die Ostbewohner in Trans¬syslvanien notiert hatte, ja, auch aus Selbstbeobachtung kannte; er war ja schon 1980 von Llaregstone nach S. übersiedelt, und staunte nun in Dresden über die völlig ausgelöschten Spuren der alten Grenze; er hätte aus dem Auto gerne noch Reste davon gesehen, da er seit dem Krieg nicht mehr hier gewesen war, doch auch bei einem Spaziergang durch den Wald konnten die beiden keine Spuren mehr finden, sie suchten fast verzweifelt danach, brachen beide mitten auf einer Lichtung in Gelächter aus.
Unübersehbar dagegen waren die neuen Barrieren und Grenz¬steine wider jene notwendige Öffnung, die von den Fremden immer wieder be¬schworen worden war, freilich auch mit dem Hinweis, dass die Erdlinge, blindge¬macht durch den so hergestellten Zustand, an dem sie ja mittragen, die kollektive Halluzination mitbauen, es kaum verstehen können, worum es wirklich geht!
Soloch eine unübersehbare und so "reale" Barriere, dass es den Augen wehtat, stach ne¬ben dem Riesenareal der Gespenster¬szenrie des Verfalls der einsti¬gen DDR-Großchemie Leuna/Buna bei Leipzig der größte Konsum¬tempel Europas, der flachgelegte Wolkenkratzer "Saale¬park", springbrunnen-plätschern¬des, musik¬durch¬säuselnde Waren¬götzenka¬thedrale ins Auge, die für den Sieg der motorisierten Marktwirtschaft auf dem Boden der hinweggefegten DDR al¬les überschattet, was es noch an Korosions-Imperien, aber auch an Eigenem hier gibt.
Mit der heftigen Sehnsucht, der durch Trennung erzeugten künstichen Hitze der Entfernung war es nun aus. Und Lov sagte bitter zu Terplan, dass er nun hier eine Freundin verlo¬ren habe, und immer mehr alte Freunde verliere, da die Geschichte zweier Prä¬gungen nun immer mehr hinfällig werde, das Fremde und die Fremden in uns allen sehr abnehme. Trennung und Distanz hält Fremde zusammen. Wenn Lov, der aus Ostdeutschland stammte, früher aus dem Westen, aus Llaregstone/ England, "nach Hause" kam, mit Auto und "Kamerauge", und die Freundin im Schwesternberuf mit sozialem Verständnis, aber auch Bewunderung für das West-Sexappeal, da hatten sie heiße Nächte gehabt, ein psychischer Kom¬plex hielt sie zusammen: Er mit Schuldgefühlen für die Eingesperrte: Illusion der Gemeinsamkeit wie in einem somnabulen Traum... Ma-gnetismus der Gemein¬schaft, der sich verliert, wenn die Vorausset¬zungen aufgehoben sind. Aber, so Terplan zu Lovering, während sie in ei¬ner neuen Autobahnraststätte aßen (alles ist hier größer und neuer!), doch eine gewisse Unsicherheit sei immer noch zu bemerken, manchmal sogar ein Mustern der Westleute aus den Augenwinkeln: Die Grenze sei den Einwohnern hier nach innen gerutscht, sagte Lov: als Ge-fühl der Zukunftsangst und der Unter¬legenheit, der Wut und Enttäuschung über die Invasoren mit den Aktenköfferchen, Gott¬seidank haben wir keines, wird sie noch einmal errichtet. Nach dem Wegfall der Mauer jetzt, ist die Sehnsuchts-Ursache Ausnahmezu¬stand tot, die häßliche Gegenwart, freilich auch die wirklichen Un¬ter¬schiede und Trennungen sind nackt da, stoßen mit ungemeiner Heftigkeit ge¬geneinander. Was bleibt, wohin gehts, auch wenn es zurückgeht in dieser Erin¬nerungskunde, die "Hadeskunde" ist, es geht um Tote, und fast sind es nur Ge-spräche mit ihnen?
Da sind wir ja hier gerade richtig, sagte Lovering mit sei-nem trocknen englischen Humor. Und er meinte, da falle ihm so ein Ge¬gensatz ein, die Heim¬kehr eines alten Freundes aus Kuba, der mit zum Kreis gehört habe, nun aber völlig "anderswo" und halbverblö¬det sei: Die Revolution in Havanna war längst ge-scheitert. Er durfte auf seine Plantagen zurückkehren. Doch wie sah die nun aus? Das Leben hatte er in Miami gelebt, besser: nicht gelebt, vor Sehnsucht krank. Nun war er alt. Einige Tage bevor er starb, sah er dieses Re¬klamebild: ein junger Herr, wei-ßer Panamahut, weißer Anzug, Voll¬bart, raucht eine Havanna, sieht fast unbewegt hinaus auf die Planta¬gen. Den Träumen des Betrachters, den eigenen kaum, er ist ja nur ein Foto, aber jenen, die viel dafür bezahlen mußten, damit er im "Spiegel" meiner Augen steht, der dies jetzt erzählt, kein Satz, eine Idylle. Voll-aufgeblüht unter den Palmen des jungen Herrn, gestylt. Hinter ihm ein schwarzer Diener mit silbernem Tablett, darauf das sil-berne Kaffeeservice für die Herrschaften. Das Herrenhaus weiß, sehr gepflegt, Fliesen glänzen, hohe Türen, Salons, Schlafzim-mer, Herrenzimmer, Kinderzimmer, Diele sind hinter den Fenstern und weißen Türen nicht zu sehen, aber in seinem Kopf. Jener, der zwei Tage darauf starb, riß dieses Reclamefoto aus, rahmte es ein, es war ja, meinte er, sagte es in Gedanken zu seiner Frau, denn wirk¬lich den Mund auf zu machen, die Wahrheit zu sagen, wagte er nicht, es war ja das, was ihm gefehlt hatte. Was er sein Leben lang gewollt hatte, und er hatte immer das Gegenteil behauptet und getan. Und daher waren seine Nerven verbraucht, mit seiner Frau, die seinetwe¬gen keine Kinder hatte, kein Haus, keine Güte mehr, keine Diener, keine weißen Türen und Fenster, nur Bitterkeit, Spuren in einem al¬ten Gesicht, hatte er täglich gestritten. Niemand bemerkte, dass sie sich befreit hatte, niemand ordnete eine Autopsie an. Niemand kannte das Rezept, dass es starker Tobak ge¬wesen war mit sehr viel Weiß, also mit einer giftigen Substanz vermischt. Auch dass es ein Reklamebild war, das in der gleichen Nacht von der Wand fiel, hätte keiner gedacht.
Dresden also. Die beiden taten sehr geheimnisvoll, dort wollten sie ei¬nen Fall untersuchen, von dem nahe an der tsche-chi¬schen Grenze berichtet worden war. Die Zentrale bekam diesmal nicht alles heraus, nur dass die beiden am Nachmittag in Dresden das berühmte technische Museum besucht hatten, da sie meinten, dort ließe sich alles besser besprechen, etwa im Mathema¬tisch-Pysika¬lischen Salon und dem Münzkabinett. Wobei Lovering sich vor allem an den Kunst- & Automatenuhren nicht satt sehen konnte; Terplan aber musterte sie kritisch, etwas gelangweilt; ob er denn den riesigen Unterschied zu den Prager Kabbalisten oder zu Abu¬lafia nicht sehe? Lovering wollte ihn da¬hingehend be¬lehren, dass der Com¬-puter die Zahlen¬magie ja weiterführe, er aber winkte ab und setzte sich auf ei¬nen blauen Sessel vor eine Vitrine, in der eine runde, trom¬mel¬förmi¬ge Tisch¬uhr mit aufgesetztem Weck¬werk von 1527 aus Prag zu se¬hen war, die Lovering sehr poetisch fand (rundes Skelettwerk und zif¬fer¬blatt¬¬seitige Vollplatine aus Eisen, die Werk¬teile schön ver¬stif¬tet, Feder¬haus sowie Schnecke aus Messing mit Darm¬saite, und die Spin¬del¬hemmung ur¬sprünglich mit Waag (Foliot) als Gang¬regler). Terplan las la-chend den böhmischen Spruch darauf: ESS KUMBT DIE ZEIT DU MUST DARVON DU HABST GUCT ODDER BES GEDAN. DA MAN ZALT 1527 JAR DA MACHT MICH JACOB ZECH DAS IST WAR.
Terplan blieb auf dem blauen Sessel sitzen, müde des Mes¬sens, als Lovering weiter zu den großen Fernrohren ging und andere Messgeräte in Au¬genschein nahm, Maße und Gewichte, englische Maße, alte, sogar ägyptische und syrische Maße, Meter, Zoll, Kilo, Elle, Gramm, Dezi usw., falsche Garantie der Garantie, Waagen, und diese Maße arbeitet doch mit den okkulten Qualitä¬ten der Zah¬len.
"Wichtig¬ste Kunstgriffe des Manierismus sind Kombinatio¬nen im Sicht¬baren, der Ge¬stik von Raumillusionen und Zeit¬illusionen", sagte Lovering: "Bei Dir kommen noch Bewe¬gungsillusionen und Schnelligkeit (Zeit) hinzu,so dass der TRich nicht be¬merkt wird, weil die Wahrnehmung des Auges träger ist als die Zau¬ber- Be¬wegung", versuchte Lovering die Zaube¬rei zu erklären, die er in seiner Jugend betrieben hatte, sogar als Brotberuf.
"So ist es", sagte Terplan, "und ich hab mir dazu auch ein Symbol ausge¬dacht, nein, von Man Ray übernommen: Die Kompo¬sition von Man Ray: Gegenstand der Zer¬störung: Ein Metronom, auf dessen beweglichen Tick-Tack-Zeiger ein Stück Karton mit dem Foto eines Auges befestigt ist."
"Gleichzeitig forderst du den Zuschauer auf, das zu durch¬schauen (wie das Auge des Metronoms, das gegen das trä-ge Auge des naiven Sehens, also des Zuschauers, kämpft!). Ein weiterer Kunstgriff oder auch Em¬blem wäre eine Mera¬viglia-Uhr (Wunder-Uhr) auf dem Zauber¬tisch", dozierte Lovering: "Oder unmittel¬bar (groß) als Hintergrund: Du könntest Dalis Ein¬dringlichkeit des Ge¬dächtnisses, die geschmolzenen Uhren nehmen, dazu At¬hanasius Kirch¬ners Orologium Phantasticum, eine kombinierte "singende" Was¬ser- und Sonnenuhr! Ganz besonders schön ist die Uhr im Spie¬gel. Oder die Uhr als Laterna Magica, J. Schülers Bold¬mannischer Baukunst. Uhr, die die Zeit in den Raum aus¬strahlt!"
"Nicht schlecht auch eine Sanduhr auf dem Tisch!"
"Oder die be¬flü¬gelte Hand."
"Ja," sagte Lovering nachdeklich, "es war ja auch die Zeit des Necronomicons und John Dees."
"Und Massimo Antelmis, seines dämonischen Famulus. Faust und Wagner?"
"Es scheint fast so!"
Doch es ist an der Zeit, die Uhren nicht nur in der Kunst und imKopf aufzulösen, sei sind Betrug. Die Aliens wissen es, sie arbeiten mit dieser überwundenen Zeitenergie...
All dieses Harmlose aber war reine Tarnung; Lyss wurde gemaßregelt, weil sei nicht mitrgefahren war. Joyce mutmaßte mit recht, dass hier eine Begegnung stattgefunden hatte, und dass die Tirade gegen Marlis ihn nur täuschen sollte.
Die beiden wußten natürlich viel mehr als sie da im technischen Museum zum Ärger des Obersten sagend verschwiegen! Er musste unbedingt einen Agenten auf Marlis ansetzen! Sie war fast sicher ein getarnter Alien...
Doch er tröstete sich damit, dass er wenigstens über Terplans verbotene "Reisen" Bescheid wußte und alles archiviert war. Da hatte der Oberst recht, so war es: Die Mauer, nein, sie flimmerte auch innen und Terplan sah auch in Dresden bei seiner Marlis nachts wie in einen Himmel hinein, Ster¬ne blinkten darin und lauter riesige Zwi¬schen¬räume, die Schwärze da war nichts mehr, nur ein Blitzen von fern, und er ging da durch, erstaunt, jauch¬zend, fliegend wie als Kind um halbzehn, jeden Abend, Kind, Kind durch die Zeit; sein Weinen - ein Lachen, das löste sich aus ihm; er¬schroc¬ken sah er im fahlen Kerzenlicht von oben, eine Runde der Sau¬fenden und Kartenspielenden aus enem anderen Jahrhundert wohl im Traum, setzte sich zu ih¬nen, bewegte ihre Gedanken und Karten, wie an unsichtba¬ren Fäden flog er nach dem Gesetz des Undenkbaren davon, ge¬trennt war er bisher durch sich selbst im eingesperrten Körper gewe¬sen, schneller als Licht - war er nun gedan¬ken¬schnell im Grenzraum, in der Un-Zeit, täglich sterbend ... kam das Engels-Licht, wie er es nannte, traf ihn heftig; und dazu kam ein Brausen, als wäre es schon Pfingsten, der Puls beschleunigt, und ein Funkenring schob sich um sei¬nen Kopf, der Körper saß wie eine Achse darin, der Ring, der verschob sich von den Zehen zum Kopf, er war wie ein Finger darin, so glitt der Ring um ihn, das Brau¬sen stark wie ein Sturm, und flammende Funken, der Zeige¬finger ausge¬streckt, abweh-rend fast, die Hand gegen die Mauer gerich¬tet, und diese berührt - aber da, ja da, spürte er, wie der Finger durchstieß beim geringsten Druck, die Wand nichts als po¬röses Materi¬al, Blinken, Atome, kaum gebunden die Zwi¬schenräume. Und er raste da durch, durch die Zeit, fiel durch lichtschnelle win¬zige Atomräume - Terplans Arm jenseits der Mauer, die weich wie Butter zu sein schien, plötzlich war er verlän¬gert, der Finger durch die Ge¬danken, ging wie ein Phantom¬glied weiter, griff als Gei¬sterarm durch und war al¬so schon im Ne¬ben¬raum, die Illusion des Zu¬stan¬des zu entlarven; ein Gefühl un¬endli¬cher Frei¬heit, wie wenn ein nie ge¬dachtes Kunst¬stück gelingt, oder als Kind ein Traum, der Flug, und du meinst über alle Menschenma¬ße hinaus zu sein, so überströmte ihn das Glücksgefühl und er war FREI. Nur manchmal meinte er dunkle Schatten um sich zu erkennen, und einmal wurde er von einem tintenfischarti¬gen Wesen mit den Armen zusammengepresst, dass er meinte zu ersticken.
In diesen Räumen aber begegnete er "ihnen".
Merist wars zunächst ein wirres Durcheinander von Wesen tierischer Art. Die organischen Wesen, de¬ren Bewegungen weniger bezie¬hungslos und unmoti¬viert wirkten, waren vermutlich Projektionen von Lebewe¬sen oder Men¬schen - von unserem Planeten. Was die anderen in ihren eigenen Dimensionen sein mochten, wagte er sich nicht auszudenken. Zwei von den Objekten, die sich weniger unver¬ständlich bewegten - eine ziemlich große Anhäufung irisieren¬der, flach-ovaler Blasen und ein sehr viel kleineres Polyeder von unerklärlicher Färbung mit rasch wechselnden Oberflächenwin-keln - schie¬nen auf ihn aufmerksam geworden zu sein und ihm zu folgen oder vor ihm her zu schweben, wenn er zwischen den titanischen Prismen, Labyrinthen, Ballun¬gen von Kuben und Flächen und Bauwerken ähnelnden Gebilden seine Position veränderte; und unter alledem wurde ein unbegreifliches To¬sen und Brüllen im¬mer lauter, so als näherte es sich einem ungeheu-erlichen, vollends unerträgli¬chen Höhepunkt.
Begegnung schildern!
14
Lov und Terplan waren aus Dresden zurückgekehrt. Anna Lyssowa war fast täglich beim alten Lov, schlief nachts mit ihm. Sie hielt sich vorerst an empirischeres und di¬rektes Mate¬rial, meinte, damit bei ihren Vorgesetzten mehr Eindruck zu schin-den, als Lov wieder, wie so oft, zum Telefon gerufen wurde (mit wem sprach er denn?), lichtete sie weitere Seiten aus dem Schwarzen Buch ab, und die sprachen eine noch deutlichger Sprache, so dass man sich ungfähr vorstellen konnte, was im Necronomicon für ein Geheim¬nis zu fin¬den war; die Rede war von Terplan, der diese Flüge gelegentlich dazu nützte, mit den Aliens Kontakt aufzunehmen:
Diese Träume wurden indessen immer entsetzlicher. Die selt¬samen Wesen erschienen immer aus der Luft nahe der Stelle, wo die schräge Decke mit der schrägen Wand zusammenstieß. Diese schien sich an einem Punkte zu verdichten, welcher der Decke näher war als dem Boden, und war von Nacht zu Nacht ein wenig näher und deutlicher zu sehen, bevor die Traumbilder wechselten. Auch ein kleines haariges Wesen kam stets ein Stück näher und seine gelb¬weißen Zähne glänzten scheußlich in dem unirdi¬schen, phosphores-zierenden violetten Licht. Sein schrilles, abscheuliches Quietschen bohrte sich tief in Ter¬plans Hirn.
Auch in den tieferen Träumen war nun alles deutlicher, und Terplan sagte sich, dass die zwielichtigen Abgründe um ihn her der vierten Dimension angehören mußten.
In der Nacht vom 19. auf den 20. April geschah das Neue. Terplan bewegte sich, halb ungewollt, halb aus eigenem Willen durch die zwie¬lichtigen Abgründe. Vor ihm her schweb-ten die Bla¬sen und das kleine Polyeder. Da fielen ihm die unge-wöhnlich regel¬mäßigen Winkel auf, welche die Kanten eines in nächster Nähe be¬findlichen riesigen Konglomerats von Prismen bilde¬ten. Eine Sekun¬de später hatte er den Abgrund verlassen und stand zitternd auf ei¬nem felsigen Hügel, der in ein helles, aber diffuses grünes Licht ge¬taucht war. Er war barfuß und hatte nur seinen Pyjama an, und als er zu gehen versuchte, entdeckte er, dass er kaum die Füße zu heben vermochte, Wirbelnder Dampf ver¬barg ihm alles mit Ausnahme des abfallenden Gelän-des unmittelbar vor ihm, und er erschrak bei dem Gedanken an die Laute, die aus diesem Dampf zu ihm drin¬gen könnten.
Dann sah er die beiden Gestalten mühsam näherkriechen - die Alien¬gestalt und das kleine pelzige Wesen. Der Alien rich-tete sich mit großer An¬strengung auf den Knien auf und kreuzte auf merkwürdige Weise die Arme, während der Kleinfremde, der eher wie das Bucklichte Männlein von Benjamin aussah, mit einer grau¬enhaft menschlich anzusehenden Hand oder vielmehr Vorderpfote, die er mit großer Mühe zu heben schien, in eine gewisse Richtung zeigte, den bekannten Refrain anstim-mte, als wolle er Terplan fop¬pen. Von ei¬nem Impuls getrieben, den er sich nicht zu erklären ver¬mochte, schleppte sich Terplan in der Richtung vorwärts, die durch den Winkel der Arme des Alien und die deutende Pfote des kleinen Scheusals angezeigt wurde, aber er hatte kaum drei Schritte getan, als er auch schon wieder in die zwielichtigen Abgründe ein¬tauchte. Geometrische Figuren schwirrten an ihm vorüber, und er fiel mit schwindelndem Kopf tiefer und immer tiefer. Schließlich erwachte er in seinem Bett, in der Kammer mit den seltsamen Winkeln, in dem gespenstischen alten Haus.
An diesem Morgen war er zu keiner Arbeit fähig. Terplan blieb den gemeinsamen Arbeiten und Experimenten mit der Lov-Gruppe fern. Eine unerklärliche Anziehungskraft zwang ihn, fortwährend in eine bestimmte Richtung zu starren, in der scheinbar nichts zu sehen war, nämlich auf eine gewisse Stelle auf dem Fußboden. Als der Tag fortschritt, ver¬schob sich all-mählich der Blickpunkt seiner gleichsam blinden Augen, und ge¬gen Mittag hatte er endlich den Impuls, ins Leere zu starren, überwunden. Um zwei Uhr ging er essen, und als er durch die engen Gassen schritt, wurde er ge¬wahr, dass er sich immer nach Südosten wandte. Nur mit Mühe gelang es ihm, bei einer Cafe-teria nahe am Stundturm haltzuma¬chen, aber nach dem Essen spürte er die unerklärliche Anziehung noch stärker als zuvor.
Lovering kannte alle diese Erlebnisse, Terplan ezählte sie ihm aus¬führlich wie einem Bruder oder Therapeuten. Und Lov kommentierte sie sehr klug und gab so wertvolle Hinweise:
"Einem Traum, den Terplan im Oktober hatte, und der sehr ähnlich ei¬nem jungschen Traum ist, vielleicht war er auch davon beeinflußt, erzählte Terplan folgendermaßen: Ich erblickte von meinem Hause aus zwei linsenför¬mige, metallisch glänzende Scheiben, die in einem engen Bogen über das Haus hinweg zum Fluß sausten. Es waren zwei UFOs. Danach kam ein anderer Körper direkt auf mich zugeflogen. Es war eine kreisrunde Linse, wie das Objektiv ei¬nes Femrohres. In einer Entfernung von etwa vier- bis fünfhundert Metern stand es einen Augenblick lang still und flog dann fort. Gleich darauf kam wieder ein Körper durch die Luft ge¬flogen: ein Objektiv mit metallenem Ansatz, der zu ei¬nem Kasten führte - eine Laterna magica. In etwa sechzig bis siebzig Metern Entfernung stand sie in der Luft still und zielte direkt auf mich. Ich erwachte mit dem Gefühl der Verwunderung. Noch halb im Traum ging es mir durch den Kopf: Wir denken immer, dass die UFOs unsere Projektionen seien. Nun zeigt es sich, dass wir ihre Projektionen sind. Ich werde von der Laterna magica als Ter-plan projiziert. Aber wer manipuliert den Apparat?
In jenem früheren Traum befand ich mich auf der Wanderschaft. Auf einer kleinen Straße ging ich durch eine hügelige Landschaft, die Sonne schien, und ich hatte einen weiten Ausblick ringsum. Da kam ich an eine kleine Wegka-pelle. Die Tür war angelehnt, und ich ging hinein. Zu meinem Erstaunen befand sich auf dem Altar kein Muttergottesbild und auch kein Crucifix, sondern nur ein Arrangement aus herrlichen Blumen. Dann aber sah ich, dass vor dem Altar, auf dem Boden, mir zuge¬wandt, ein Yogin saß - im Lotus-Sitz und in tiefer Ver-senkung. Als ich ihn näher anschaute, erkannte ich, dass er mein Gesicht hatte. Ich erschrak zutiefst und erwachte an dem Gedanken: Ach so, das ist der, der mich meditiert. Er hat einen Traum, und das bin ich. Ich wußte, dass wenn er er¬wacht, ich nicht mehr sein werde.
Man könnte auch sagen: Ihre Vorstellung nimmt menschli-che Gestalt an, um in die dreidimensionale Existenz zu kommen, wie wenn sich jemand in einen Taucher¬anzug kleidet, um ins Meer zu tauchen. Wie die Laterna magica, "projiziert" auch die Meditation des Yogin meine empirische Wirk¬lichkeit.
Aber Terplan müsste wirklich einen Nervenfacharzt aufsuchen - viel¬leicht bestand da ein Zusammenhang mit seinem Somnambulis¬mus -, aber einstweilen konnte er wenigstens versuchen, diesen krankhaften Bann selbst zu brechen. Es musste ihm gelingen, dem Sog zu wider¬stehen. Mit großer Ent¬schlossenheit ging er in die entgegengesetzte Richtung und schleppte sich durch die winkligen Gassen an einem klobigen Wehrturm vorbei aus dem seltsame schnarrende Laute zu hören waren! Er strbte durch das Stundturmtor der Unte3rstadt zu, ging am Sander vorbei, kam zum Marktplatz, dann in die Albertstraße Ric htung Kokel. Als er die Brücke erreichte, war er in kalten Schweiß gebadet, und er klammerte sich an das Geländer, während er flußauf¬wärts nach der verrufenen Insel blickte, wo die regelmäßigen Reihen der alten Steine düster in der Sonne brüteten.
Plötzlich fuhr er auf, denn da war deutlich ein lebendes Wesen auf der Schotterinsel zu sehen, und ein zweiter Blick sagte ihm, dass es sich wahr¬scheinlich um die seltsame Alte handelte, die auf so unheilvolle Weise in seine Träume eingedrungen war. Das hohe Gras zu ihren Füßen bewegte sich, so als schlüpfte ein andres Lebe¬wesen zwischen den Halmen dahin. Als sich die Alte ihm zuwandte, floh Terplan hastig von der Brücke in den Schutz der orthodoxen Kirche und den Park längs des Flusses, denn so weit die Insel entfernt war: er fühlte, dass etwas ungeheuerlich und unbezwingbar Böses aus dem spöttischen Blick dieser gebeugten alten Frau im braunen Kleid strömte.
Der Sog aus dem Südosten hielt an, und nur mit größter Wil¬lenskraft gelang es Terplan, sich über die Treppen zur katholischen Kirche und in die Schanzgasse zu dem alten Haus zurück und über die wacke¬lige Treppe hinauf zu schleppen. Und er dachte an die Legenden seiner transsyl-vanischen Heimat und das alte England. Dann saß er stundenlang da, schwei¬gend und mit ziellos schweifen¬den Gedanken. Seine Augen irrten immer wieder nach Westen ab. Um sechs Uhr vernahmen seine überscharfen Ohren die Gebete von Moris zwei Stockwerke tiefer (Aber war Morris denn nicht längst tot?) Verzweifelt griff er nach seinem Hut und ging auf die im Licht des Sonnenunter¬gangs leuch¬tenden Straßen hinaus. Er widerstrebte dem Sog nicht mehr, der nun genau aus dem Süden kam. Eine Stunde später stand er jenseits des Schaaserbaches und der Cornesti im Dunkeln auf freiem Feld, und über ihm glänzten die Frühlingssterne. Der Drang zu schreiten verwandelte sich all¬mählich in den Drang zu springen und auf mystische Weise in den Raum zu schweben, und plötzlich erkannte er, woher der Sog kam: vom Himmel herab, kein Heimweh mehr, nein, ein quälendes Fern¬weh.
Ein bestimmter Punkt zwischen den Sternen rief ihn, zog ihn an, of¬fenbar ein Punkt zwischen Hydra und Argo Navis, und nun wußte er auch, dass es ihn dorthin gezogen hatte, seit er kurz nach Tagesanbruch erwacht war. Am Morgen hatte sich dieser Punkt un¬ter ihm befunden, nun war er über ihm, am Südhimmel, aber lang¬sam nach Westen wandernd. Was hatte dieses Neue zu be¬deuten? Verlor er vollends den Verstand? Und wie lange würde das nun dau¬ern? Noch einmal bot Terplan seine ganze Willenskraft auf und kehrte in das un¬heimliche alte Haus zurück.
Morris erwartete ihn an der Tür, begierig, ihm eine neue aber¬gläubische Geschichte zuzuflüstern, und zugleich verlegen zögernd. Um das La¬serlicht, das "sie" verwendeten, ging es diesmal. Er war am Abend aus gewesen, um zu feiern - Tag ei-nes Heiligen, und war erst nach Mitternacht heimge¬kom¬men. Als er am Haus hinaufblickte, hatte er zuerst gemeint, Terplans Fen¬ster sei dunkel. Dann aber hatte er hinter den Scheiben das schwache violet¬te Glühen gesehen. Er wolle den Herrn warnen, sagte er, denn jedes Kind in S. wisse, dass dieses Glühen das Licht des alten Sallmen sei, das diesen Un¬toten und den Pelzigen umgebe. Er habe bisher nichts gesagt, aber nun müsse er davon sprechen, denn es be¬deutete, dass Sallmen und ihr langzähniger Vertrauter den jungen Herrn Terplan und ihn, den wiedergekehrten Morris heimsuchten. Manchmal glaubten er und Lovering, das Licht durch die Ritzen des ver¬schlossenen Dachbodenabteils über der Kammer des jungen Herrn sickern zu se¬hen, aber sie hätten vereinbart, nichts davon verlauten zu lassen. Es wäre jedoch besser für den jungen Herrn, wenn er ein andres Zim¬mer nähme und sich von einem guten Priester wie Pater Iwanicki ein Kruzifix geben ließe.
Der Mann redete und redete, und Terplan fühlte, wie ihm namen¬lose Angst die Kehle zuschnürte. Er wußte, dass Morris bei seiner Heimkehr am Abend zuvor gewiß betrunken gewesen war, aber die Erwähnung des violet¬ten Lichtes im Fenster seiner Kammer hatte eine entsetzliche Bedeutung. Ein flackerndes Licht eben dieser Art umspielte ja stets den Alien und das kleine pelzige Wesen in den leichteren, deutlicheren Träumen, die dem Sturz in unbe¬kannte Ab¬gründe vorausgin¬gen, und der Gedanke, dass eine zweite Person in wa¬chem Zustand dieses Traumlicht sehen konnte, war reiner Wahn¬sinn. Doch wo¬her hatte Morris diese seltsame Vorstel¬lung? Hatte er, Terplan, im Schlaf gesprochen, so wie er im Schlaf im Hause umherwanderte? Nein, das hatte er gewiß nicht getan, be-hauptete Morris, aber dieser Sache musste er nach¬gehen. Vielleicht wußte Morris etwas. Als Untoter war er dazu prädestiniert! Freilich, gern fragte er ihn nicht da¬nach.
Fieber... wilde Träume... Somnambulismus... Geräusch-halluzi¬natio¬nen... ein Sog, von einem Punkt am Himmel aus-gehend... und nun der Verdacht, dass er im Schlaf redete! Er musste seine Studien abbrechen, einen Nervenarzt aufsuchen, wieder Gewalt über sich bekommen. Als er den zweiten Stock er¬reichte, hielt er vor Morris Tür, sah aber, dass der junge Mann aus war. Widerwillig ging er in seine Dachkam¬mer hinauf und setzte sich im Dunkeln auf einen Stuhl. Sein Blick wurde noch immer von Südosten her angezogen, aber er lauschte auch auf ein Geräusch auf dem Dachboden und bil¬dete sich halb und halb ein, dass ein geisterhaftes violettes Licht durch einen haarfeinen Riß in der niedrigen schrägen Decke fiel.
15
Er habe, so sagte Lovering, und tat so als gestehe er der attraktiven jungen Witwe Anna Lyss, er ha¬be nach einer Art Formel oder Beschwörung, die den unheilvollen Namen, den er auszuspre¬chen scheue, betreffe, und er sei ver¬wirrt durch die Diskrepanzen und Zweideutigkeiten, die ihm die Suche alles an¬dere als leicht machten. Er habe sie dann in einem Buch von Jaques Vallée ge¬funden, dessen Anschauungen, dass auch die Aliens ein Mischphä¬nomen seien, innen wie außen zugleich, also auf einer Grenze des Erfahrbaren, aber nicht in unserem Raum, völlig akzeptiert, und der mit starker Intuition begabte und bele¬sene Terplan, der freilich auch oft nur "nacherzähle", habe ja schon selbst das doppelte projektive Syndrom des Unbewußten in dem Bild der Laterna magica erkannt. Und wieder kam er auf diese Suche nach dem Necronomicon in Cam¬bridge zu sprechen, "als ich dort die Beschwörungsformel abschrieb, die ich schließlich wählte," sagte er fast triumphierend: da habe der Bibliothekar, ei¬nen Blick über seine Schulter auf die offenen Seiten geworfen, "die so furchtba¬re Bedrohungen auf den Frieden und die Gesundheit un¬serer Welt enthielten", sagte Lov dann wörtlich mit angstrengtem Ernst: "Man glaube aber ja nicht, (so hieß es im Text, den der Bi¬bliothekar für sich aus dem Lateinischen übersetzte) der Mensch sei der älteste oder der letzte der Weltbeherrscher, oder Leben und Substanz könnten aus sich heraus bestehen: Die Alten waren, die Alten sind und die Alten werden sein. Nicht in den Räumen, die uns bekannt sind, sondern zwi¬schen ihnen gehen sie gelassen und unbe¬irrt umher, ohne Dimension und für un¬sere Augen unsichtbar. Unse¬re Gruppe kennt das Tor. Ein Wissen ist blitzartig da, von den vielen Orten, wo einst die Alten heraus¬brachen und wo Sie wieder heraus¬brechen werden. Ein unvorstellbares traumartiges Wissen, das an¬schei¬nend jetzt meinem jungen Freund Terplan eingeflüstert wird, die Idioten aber meinen, der Transsylvan sei nur verrückt, da sie nicht wissen, dass schon die alten Mayas und Inkas die Fremden kannten, und wo SIE die Felder der Erde be¬schrit¬ten haben, wo SIE sie noch heute be¬schreiten und warum niemand ihre Schritte wahr¬nehmen kann. Ihre Hand ist an eurer Kehle, und doch seht ihr Sie nicht. Lyss, Sie müs¬sen unbedingt das noch unveröffentlichte Konvolut über den `Götterplan´ mal mitnehmen, ich bereite es ihnen vor."
Anna Lyss lag schwer atmend auf dem Diwan, damit er nur ja nicht merke, welch kostbare Informationen er ihr da lieferte, tat sie so, als wäre sie abwesend und nur damit beschäftigt, seine Aufmerk¬samkeit auf ihren Körper zu lenken, sie tat, als wäre sie von dieser unheimlichen Geschichte erregt worden, stand plötzlich mit einer Bewegung ihrer langen Glieder wie im Zeitlupentempo auf und ging ins Bad, kam dann überraschend schnell wieder, - sie wagte es, war splittlernackt und rannte zur Tür, da ist "jemand" rief sie, da ist jemand, ich spüre es, ich habe Angst, rief sie und drängte sich mit ihrem schlangenartig ge¬lenkigen Leib an Lov, der ganz ver¬dutzt schlaff da stand und alles über sich er¬gehen ließ, tollpatschig den Moment vorbeigehen ließ, sie aber be¬gann das Buch, das er in der Hand hielt, zärtlich zu streicheln. Seine Hand aber auf ihrer glatten Haut, die nach Lavendel roch, und strich den Rücken hinab bis zur volle Hüfte und den Po; er hatte sich ganz vergessen.
In den nächsten Tagen aber war es aus mit den schönen privaten Ge¬schichten ...
INTERMEZZO
19.8. Meine Überempfindlichkeit, mein Gedrücksein, die Er¬schöpfungs¬zustände schob ich anfangs auf das Alter, und na-türlich auch auf meinen Selbsthaß, oder besser, ich haßte diese blöde Literatur, die das banale Leben nur verdoppelte, und viel-leicht zurecht keine Anerkennung mehr fand. Was war das schon "ein Schriftsteller" oder gar ein "Autor", noch vor 89 war das anders gewesen...
Gespräche, oft stundenlang und teuer mit Gleichgesinnten (wenigen) Kollegen, bestärkte mich in diesem Glauben an einen neuen Zustand, was uns Literaten betraf, denen die Anerkennung als Stand entzogen worden war, weil sie selbst nicht mehr daran glaubten. (Aber vielleicht kam jetzt diese neue Welt der Alins wie ein Geschenk des Himmels, die Realität und Phantasie, also auch Literatur, wieder zusammenbrachten. Ein gefährliches, riskantes Unternehmen, sich mit diesem weit in die Zukunft reichenden Erscheinungen vorzuwagen. Und ich erschrak vor meinem eigenen Mut, im Herbst bei einer Tagung mit meiner "neuen Poetik" vor den hohnlachenden Kollegen zu stehen, gar ein Romanfragment vorzulesen! Obwohl ich doch fest von dieser Notwnedigkeit eines Bruches und einer andern „Wende“ überzeugt war. Doch wie schwach mein Selbstbewußtsein geworden war, auf diese von der Gesellschaft nicht sanktionierte Art zu schreiben und zu denken, dise war ja auch für mich gewissermaßen tabu, oder war diese Schwäche ein Alterssymptom?
Dazu kamen die unmittelbaren, fast körperlich spürbaren Einwirkungen dieser neuen Erscheinungen. Und - die Erschöp-fung, diese Ängstlichkeit, diese Alpträume nachts, fast hatte ich Angst einzuschlafen, wälzte mich stundenlang schlaflos im Bett, das schob ich ebenfalls aufs Ältergewordensein. Dann verfiel ich auf Auswege wie "den Eiterzahn" oder vielleicht die viele Arbeit, wie Anna behauptete, und dieser Mangel an Motivation, an Initiative? Alles, was ich noch in der "Illusionswelt" tun konnte, schien so schal und fad und unnötig, auch der ewige Sexgedanke, der mich immer noch antrieb, und mich die Jahre zählen ließ ... gerde heute sah ich ein Paar, er hatte ihren Arm um den Hals geschlungen, sie ihre um seine Taille, und ich stellte mir eine warme Umarmung mit einer Zärtlichen vor, die mir ins Ohr flüsterte und deren Frauenduft mich fast ohnmächtig machte, wenn ich mit der Zunge unten wie an ein elektrisch gladenes Objekt an ihre V., an ihre Schamlippen kam ... Doch auch da kein Mut, keine Initiative, als wären alle Frauen irgendwo ganz fern, für mich unrettbar verloren und unerreichbar wie die fremden Wesen ... und ich zu alt für jede, auch für die Gleichaltrigen. Anna hatte sich ja auch von mir abgewandt, wenn wir miteinander schliefen gabs keine Zärtlichkeiten, oder einen fast mechanischen, fast unsinnlichen Akt.
Doch ich plante eine stark erotische Liebesgeschichte mit solch einer Fremden und einem Alter ego, übertrug dann doch alles "Terplan", nachher Lov, den ich als meinen eigentli-chen Doppelgänger ansah, dem ich auch große Teile meines Le-bens "vermachte" ... kam dann aber wieder ab, hoffte so die Grenze zu überschreiten, mir selbst paranormale Kräfte zuzu-schanzen, weil, oh, Wunder, ich solche an mir ja auch entdeckt hatte. Etwa telepathische, ich las Annas Gedanken. Oder wenn jemand anrief ... Doch es ging mir nicht besser, nachdem ich mich selbst in diese Gecshichte mit dem "Engel", der niemand anders als jenes Wesen im Operationsraum war, und den Akt mit ihr geschildert hatte, der oh, Schreck, auch wirklich stattge-funden hatte. Im Gegenteil neue Überfluungen brachen auf. Auch entdeckte Anna im Bad hinter meinem Ohr, wo ich einen Dauerschmerz spürte, eine gerötete Stelle und einen winzigen Einstich, wie von einem Insekt. Und eine Narbe am Hinterkopf, weil ich zuviel Aspirin schluckte und oft Kopfweh hatte ...? Da umfaßte sie mich endlich, umfaßte einmal zärtlich meinen Kopf mit ihren Händen und fand diese Narbe...
Ganz erstaunlich aber wahr ist: Lov hatte mir aus England mehrere Bücher geschickt, und eine Einladung lag vor (die ich sicher nicht befolgen werde, die Angst ist zu groß!) Auch Terplan schloß sich in seinem skurillen Stil an.
Und Joyce hatte eine Postkarte geschickt, auch er lud mich ein, kritiserte aber in einem beiliegenden "Memo" einiges in diesem Roman (ich hatte ihm einige Kapitel zugeschickt!)
Jahrelang, seit 1976 hatte ich mich mit Yoga beschäftigt, jeden Tag die Übungen, Tantra, doch nie wars zum Tantrasex mit einer Frau gekommen, was mir leid tat. Wieder dies bittere Gfeühl, alles versäumt zu haben. Ich saß im Yogasitz in mei-nem Arbeitszimmer, übte, der Kopf wurde klar, die Erinnerun-gen kamen, zuerst wirr Tagesreste, wieder diese Ängste, ob mein Zustand vielleicht auf einen Gehirntumor zurückfürbar ist, oder der Schwächzustand gar auf Krebs deute, ich mich bei der nächsten Deutschlandfahrt unbedingt untersuchen lassen musste, da kamen sie schon wieder, dieser Geruch nach Zimt und Käse ... ich ließ alles hochkommen, dachte es mit dem Mantra kontrollieren zu können...
Und fand mich dann am Schreibrtisch wieder - wie war ich dorthin gekommen?!
21. August. Auch an diesem Tag geschah Seltsames. Am Abend zeigte sich von neuem, was "wirklich" war, allerdings nicht ich, sondern Terplan hat es erlebt. Terplan hat es dann auch beschrieben: „Ich war mit Lyss von S. nach H. gefahren... da… dieses Lichtbild am Himmel... als habe es nichts mit dem Sehen zu tun, und es wurde im Auto polarartig kalt, wir zogen Pullover an. Das Auto fuhr selbsttätig. Eine Zeitspanne fehlte später. Morris unser Hypnotiseur, er wird ja weitgehend deshalb von uns hier toleriert ... der Verräter ... brachte die Wahrheit an den Tag: Das Auto wurde vom Lichtstrahl geführt, helle Geschwindigkeit also. Heller Wahn nur? Und über die Lichtbahn kam der Blick auch ins Innere in die 3 Etagen & alles ging im eigenen Gedanken vor sich, real, und freundlich uns gegenüber die von anderen Galaxien, die, zweitausend Jahre und mehr weiter sind als wir! Unsere Gedanken aber wie in Beton eingemauert, eingeerdet, dass dies Gesehene um uns wirklicher sei, die Augen ein Fetisch. Und so die stärkste Realität, diese Betonmauer, das merke ich täglich, in welch Armseligkeit, ich davon infiziert, gelebt wird. Sie schon im andern Paradigma, überlichtgeschwinde Bewegung, nein, Räume sind es: Gravitation und Gedanken. So, nach Heimschem Modell, "Magne¬tismus" läufig und gegenläufig, Krümmung des Raumes herzustellen, in Sekunden Milliarden Kilometer. Zeitreisende?
Sie hüten sich, wirklich zu werden, das wäre nämlich die eigentlich Revolution hier. Aber der Zeitsprung ist kaum mög-lich... so sind sie für uns unwirklich wie Erscheinungen aus der Zukunft, die noch nicht "fest" werden können.“
Am nächsten Tag zeigte mir Anna einen Artikel in der Zei-tung - und ich erschrak wieder .... Schilderungen von UFOsichtungen im transsylvanischen Raum S., die angeblich in den vergangenen Wochen beobachtet worden waren und bis zur Stunde anhielten.
Einige Tage später wieder so eine Erscheinung. Eine harmlose Autofahrt, allerdings um 4 Uhr früh, plötzlich bemerkten wir komisch hüpfende Lichter vor uns. Erst verschwanden sie und dann tauchten sie aus dem Nichts wieder auf und kamen direkt auf den Wagen zu. Wir sahen eine spitz zulaufende Lichtsäule, deren ovales Ende glühte. Plötzlich verschwand der Lichtstrahl, immer wieder verschwand er, um jedesmal an einer anderen Stelle in der Nähe des Fahrzeuges wieder aufzutauchen. Es war offensichtlich, dass die Quelle des
Lichtes direkt über dem Fahrzeug schwebte. Und ein übelrie-chender Nebel sowie ein brummendes Geräusch war wahrzu-nehmen. Kurz darauf wurde das Auto geschüttelt und in die Luft gehoben, dann fiel es so heftig zu Boden, dass dabei ein Reifen platzte. Auch ein LKW-Fahrer bemerkte von seinem Last¬wagen aus die Lichter. Die Beschädigung an unserem Wagen mit faustgroßen Beulen an allen vier Ecken des Fahrzeugdaches war erheblich, auch entdeckten wir eine ascheähnliche Substanz im Fahrzeuginneren.
Die beiden Fälle wurden natürlich sowohl von dem Loveringkreis als auch von der Zentrale beobachtet, fotographiert und genau vermessen und beschrieben.
Joyce hatte versucht - er durfte mit allen Experten Kontakt aufnehmen, theoretische Erklärungsansätze zu erarbeiten; als Beobachter durfte er ja zu allen Mufon-Tagungen fahren, auch zu der deutschen, die er für die interessanteste hielt. Er kannte Illobrand von Ludwiger, er kannte Burkhart Heim und die ande-ren. Er kannte sogar ihre Bücher, die er sich ins Englische über-setzen ließ, da es sie nur auf deutsch gab.
Er wußte, dass eine Art Hyperphysik nötig war, um eine angemessene Erklärung zu finden, eine Hyperphysik, die eher wie Magie, als wie sachliche Wissenschaft aussah, und dass mit mindesten sechs Dimensionen gerechnet werde musste, die be-kannten vier Raumzeiträume x1-x4, wobei x4 der Zeit ent-sprach, dazu aber x5 und x6, und dass damit auch die einheitli-che Feldgleichung, nach der schon Einstein gesucht hatte, gefunden werden konnte. Er wußte auch, dass die reale Welt tatsächlich nur vier Dimensionen haben kann und auch ihre Bewegungs¬gleichungen nur darauf beruhen müssen, sonst stimmen die sehr gut bestätigten Bewegungsbahnen nicht mehr. Doch können diese Bahnen in einen sechsdimensionen Hyperraum eingeführt werden, die die Bedeutungen und Muster, also Informationsprozesse enthalten, Qualität also, die mit etwas Unmeßbarem, Imaginärem, Virtuellem also, wie man heute sagen würde, umgeht, nur durch Relativmengen wie die Zeit bestimmt werden können. Und genau dieses hatte Heim in seiner einheitlichen Quantenfeldtheorie untersucht, der sogar bis zu 12 Dimensionen ging er, und bezog die postmortale Welt mit ein. Das Hauptproblem der Physik, Einsteins Allgemeiner Relativitätsteorie und Heisenbergs Quantenmechanik, vereinigen sich so zu einer einheitlichen Feldtheorie.
Joyce saß da und schrieb, und Schreiben, nämlich Erzählen schien plötzlich wieder das Realistischste zu sein: Sympathie, Liebe im All, Anziehung des Gleichen, Ähnlichkeits-Resonanz, ja, dass Zeit und Raum, ja, Logik dabei keine Rolle spielen. Jungs und Paulis Synchronizität fiel ihm wieder ein .... All dies gehört in den Superraum von X5 und X6, die alle niederern Formen der sichtbaren Ebenen und auch die Zeit beherrschen, wobei am Grund des Ganzen Aristoteles´ "Entelechien", geballtes Entwicklungswissen oder Form-Wissen steht, das jede Blume, jeder Baum für seine Gattung schon vom Samen her "kennt" und "weiß".
Er hatte sowohl Stephen Hawking, als auch dessen Lehrer Roger T. Penrose besucht, den er für viel interessanter hielt mit seinen Ansichten zur "Stringtheorie", wo Weltlinien durch "Ge-schichten von winzigen Fäden (Strings)“ ersetzt werden. Doch am meisten hatte ihn der blinde, armlose und gehörlose Burkhart Heim in Northeim beeindruckt, der während des Krieges in Potsdam durch eine Explosion zum Krüppel geworden war, und der schon 1952, als er noch am Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik arbeitete, Einsteins einheitliche Feldtheorie mathematisch erweitert hatte; wie bei Hawking, der ja auch nicht aus dem Rollstuhl steigen kann, wie wichtig es ist, Körper und Sinne zu vergessen, hinauszugehen aus dem "Gefängnis", den transzendenzfähigen Biotop Mensch zu sich selbst kommen zu lassen!
Joyce hatte auch den alten Weizsäcker in Starnberg getroffen, und war erstaunt, dass Weizsäcker Heim gar nicht kannte, obwohl Weizsäckers Quantenlogik genau zur notwendigen Erweiterung der Logik bei Heim, wo bei x5 und x6 die alte Aussagenlogik nicht mehr FUNKTIONIEREN KONNTE. Joyce wunderte sich weiter, dass die Physiker in den USA Heim nicht kannten, obwohl im Gegensatz zur Super-String oder Twistor-Theorie Heims Theorie sich im Experiment (Teilchenexperimente) bewährt hatte! -
(S. 266) Dass x5 und x6 auch für sich bestehen können, dachte ich, der eben wegkam von Joyce, und den ich als Erzähler gerade "projiziert" hatte, und stand auf, der Erzähler bewegte auch mich im Raum, der ihn plötzlich bedrückte, als wäre er in eine andere "engere" Gegend versetzt worden, und das Hundebellen in der Ferne machte ihn nervös, sein Arm tat wieder weh, er fühlte sich schwer. Anna war eben eingetreten, brachte den Tee. „Und weißt Du das wichtigste: das Genie Eccles, hat längst bewiesen, dass Bewußtsein völlig unabhängig von den Neuronen des Gehirn bestehen kann, er hat dafür den Nobelpreis erhalten.
Denn das heißt ja, dass das Bewußtsein den Körpertod übersteht, weiterlebt! Nicht jeder Nobelpreisträger hat auch recht, meinte sie spitz.
Als sie wieder gegangen war, dachte ich, als Erzähler bin ich geradezu verpflichtet eine ordentliche neue Poetik zu entwerfen, und Heim ist als Basis geradezu ideal dafür. Die Poesie von heute, ist die Physik von morgen!
„Terplan, der die Realität am meisten ablehnt, hat vielleicht den besten Ansatz; und ich bin eigentlich um kein Haar besser. Schon vor 15 Jahren, als ich meinen Aufstaz für die Freiburger schrieb, wußte ich, und davon sprach auch Weizsäcker, dass wir uns immer wundern, wenn wir erkennen, was alles hinter den "verborgenen Parametern" steckt. Und schon damals faszinierte mich, wie die Wellenfront der Teilchen zusammenbricht, wenn wir sie in ein lokales Experiment zwingen. Nicht lokale Einflüsse steuern es, und die Parameter, die sie bestimmen sind uns nicht direkt und mit dem Kopf allein zugänglich, sie werden möglicherweise von einer übergeordneten Transformationsgruppe gelenkt. Ists x5, x6. Organisationszustände sollen es sein, die auch die Entropie aufheben, also auch den Zeitpfeil; ob diese Organisationszustände mit Gravitationswellen zusammenhängen, ist wahrscheinlich, denn wenn die auf ein materielles System treffen, entsteht Negentropie. Mehr noch, wenn sie als geodätische Nullinien die Raum-Zeit schneiden, verändern sie diese in ihrem Wahrschenlichkeitszustand. Sie soll dann einer anderen Informationswahrscheinlichkeit entsprechen. x5, x6 also als Gravitationswellen - nach der Theorie des blinden Heim, sind es "entelechiale Entitäten der Potenzen induktiver Organisation," diese "Kräfte" können frei und unsichtbar alles durchdringen und wir sind in sie mit unserem Bewußtsein eingebunden und können sie anzapfen. Eine Art Weltinnenraum entsteht mit internen Korrelationen von entelechialen Informationsentitäten bis hin zu den "Engeln", die auf einer (Jakobs-)Leiter der Hierarchien steigen-de und fallende "Aktivitätenströme" verkörpern. Solange wir leben interessieren uns freilich vor allem die Schnittpunkte mit der physischen Welt, es ist ein entelechiales Nullniveau; dafür aber erhalten die Informationen Form und Bedeutung, verändern freilich den Wahrschenlichkeitszustand auch eines Alltagsmoments, heben ihn in einen erhellenden Zustand, nähern ihn der Eins an.
Schon im Mikrozustand der Teilchen werden die bisherigen wahrscheinlichen Zustände gelöscht und Unwahrschinlichkeiten geschehen.“
Ich sah Joyce zu, wie er all dieses eifrig aufschrieb, als ha-be er es diktiert erhalten; und freilich, ich bin jetzt so frei, rück-läufig erst wird es mir bewusst, dass ich es ihm zu-gedacht hatte, war er doch - also hierarchisch gesehen - von der Höherwertigkeit des Ufogeschehens überzeugt, auch dass sie mit Gravitation arbeiten, wußte er, und erinnerte sich jetzt, dass diese ja schon Hugh Everett 1957 in seiner "Viel-Welten-Hypothese" beschrieben hatte, auch dass unser Bewußtsein in viele Daseinsweisen gespalten ist, von denen jede eine andere Alternative des Zustandsvektors sehen würde, als hätten wir alle die Krankheit (oder Gesundheit) MDP. Und wir können ja nicht alle Ebenen erinnern, nur eine ist uns bewusst. Nicht nur im Schlaf können "sie" uns also beeinflussen, und wir wissen gar nichts davon, nur die Anderen wissen es? Sondern auch im Wachzustand beeinflussen uns solche unbewußten Wirkungen, ohne dass wir es merken!
Merkwürdig, dass Joyce kaum etwas von mir gewußt hätte, wären wir uns nicht in diesem Jahr auf dem Kongreß in Mailand begegnet, dabei war Joyce doch lange Zeit eine meiner Personen gewesen. Dürfen wir Schreiber uns also wie ebenbildliche Schöpfer fühlen? Denn wir dürfen mit diesen Aktivitätenströmen und Korrelationen selbst umgehn, ja, erin-nert, und in Zusammenhängen, die sich in uns treffen, "bauen" wir andauernd Welten. Die Aktivitätenströme sind ja nicht nur Bedeutungsträger, die uns glücklich machen, wenn wir sie ge-funden haben und es in uns blitzt, sondern sie haben es in sich, sind Träger organisatorischer Baumuster, die nicht nur Samen bilden, sondern bis zu den Elementarstrukturen der Materie alles "wissen" und so auch „alles“ verwirklichen können. Und das Glück der gefundenen Idee hier beim Schreiben schafft ein Glücksgefühl, das die Freude bei diesen Verwirklichungen zeigt, Geist, der sich materialisiert, denn alles, die Welt in ihrer Gesamtheit ist ja nichts anderes, als Geist, der nicht als Geist er-scheint, wozu auch das Universum dieses Romans gehört, wir eben Jetzt auch mit dabei sind und leben. Eine Idee speichert eben auch solch ein Aktivitäten-Netz, das präzise Form gewinnt und so wirklich sein kann.
Joyce hatte den Dreh dazu, begeistert nahm er Heims Ideen auf: „Term a,b,c,d aller Feldkondensationen der Aktivitätenströme, deren Strukturen aus einer Transdynamik kommen, die Verschränkungen sind, dachte er eben jetzt: sind sehr genau:
a= x5,x6, die in den Raum projizierten Gravitaionswellen
b=x6, x5,x4, Photonen
c= x6,x5, x3,x2,x1 neutrale Teilchen (Neutronen, Neutri-nos)
d= x6 bis x1 elektrisch geladene Teilchen
Wobei allein x5, x6 selbstständig existieren können, x1-x4 aber - Materie, ein relativ spätes Produkt im Universum ist; ganz früh gab es nur Potenz und Möglichkeit, und nicht etwa den Urknall. So sind auch Entropie und Zeit kein Urgesetz, sondern abgeleitet. Und das entelchial geschichtete Wirkungsgefüge überlebt die Materie, und Lebensformen mit sehr hohem Organisationsniveau, die x7-x12- Strukturen, die auch mehrere Parallelräume durchdringen können, wie in Lovs und in Terplans Bewußtsein, Psychiater nennen das dann "verrückt", sind allein transzendenzfähig.“
Auch AnnaLyss meinte, trotz ihrer Sensibilität, nach dem Tode sei alles aus. Ich muß ihr das doch näher bringen. Es wird ja hoffentlich nicht so sein, dass wir alle abhängig sind von unserem Projektionsniveau, und dass jene, die daran glauben "zu recht", auch wirklich ausgelöscht werden, weil sie sich dann selbst nicht mehr am Leben halten können, sie wissen es ja auch in ihrer irdischen Gegenwart kaum, dass sie es sind, die sich je-den Augenblick das Leben geben!?
Sogar Lov, Lyss sowieso, lachten wie irr los, als Terplan einmal vor Schreck aufschrie: Um Gotteswillen - und das galt mir, dem Erzähler! hör nicht auf uns zu denken und uns vorzu-stellen, sonst sterben wir auf der Stelle!
Erstaunlich, Anna denkt genau so wie Lyss. Als wären Frauen vom Vitalen infiziert. Und lehnen das höhere Abstrakti-onsniveau ab, als wären die "langweilig", dabei sind die allein fähig, bis zu diesen Erkenntnissen vorzudringen, und nicht nur dies, sondern sichselbst zu wissen, und sich und uns so auch zu erhalten!
Doch Anna und Lyss, die sogar begeistert von diesem Un-sinn einer „Neurotheologie“(Newberg) sind, müßten wenigstens dies wissen, nämlich, dass die virtuellen Ereignisse in uns, die von x5,x6 ausgehen, ganz unabhängig vom materiellen Träger sind, Hirn - und Neurophyiologie haben das experimentell nachgewissen. Bewußtsein ist nichts anderes als Aktivitätentausch in diesen höchsten Strukturtrends eines Sichselberwissens. Eccles hat das nachgewiesen, Bewußtsein als eine in sich selbst gründende Seinsform, die den Neuronen es Gehirns gegenübersteht, und diese als Träger nützt, um auch im sichtbaren Bereich wirken zu können!
"Das Bewußtsein übt eine übergeordnete integrierende und kontrollierende Funktion auf die neuronalen Vorgänge aus." (Eccles) Das Gehirn ist nur der Transformator der Aktivitätenströme, die sich seiner bedeinen, jedoch nichts erzeugen können, abnsurd sich Bewußtsein etwa wie ein Sekret vorzustellen!Welch Idiotie doch heute geglaubt wird, und in der ganzen Menschheitsgeschichte erst seit etwa 100 Jahren. Die Einheit des Bewußtseins, das wußte auch Kant, wird durch dieses selbst hergestellt und nicht durch die Nervenmasse des Hirns!
Joyce also meinte den Schlüssel zum Elend unserer Zeit gefunden zu haben, auch das Denkelend des Chefs, General Newtons etwa. Nämlich der klaffende Abgrund zwischen den beiden Kulturen schien Joyce die Ursache dieses Elends zu sein, die es auch verhinderte Kontakt mit den Leutebn aus der Zukunft aufzunehmen. Und hier schien ihm Heim ein Geheimtip zur Lösung zu sein. Und seien wir doch ehrlich, dachte er und sagte es auch zu Lyss, der Schlüssel, ganz brutal gesagt: liegt im Problem der Dematerialisationsmöglichkeiten.
Sein Gespräch mit Newton, der behauptet hatte, dass alles, was nicht unter das Entropiegesetz, unter die Thermodynamik falle, nicht statistisch erfaßbar sei, gar nicht existieren könne, so eben auch die Ufos als quasi- materialisierte Erscheinungen aus jenem unvorstellbaren Zwischenreich (auch der Toten), erinnert mich an eine Begegnung mit einem Segelfreund Claudio, einem Mathematiker, der sich als entsetzlicher Materialist erwies, obwohl er es weit von sich wies, es zu sein. Doch meinte er im Ernst, dass wir bald "den Kopf" und alle Neuronen nachbauen, also auch das Denken und das Bewußtsein "erschaffen" könnten. Ich war entsetzt, und meinte, ich würde mich sofort umbringen, wenn das wahr wäre. Dass jedoch nach Heim klar sei und nach Eccles erstrecht, dass Bewußtsein einer anderen Ebene als die Neuronen angehöre, und Denken nachgewiesenermaßen eigenständig sei, es also nicht genüge, die Neuronen nachzubauen, sondern das Denken, und dazu sei nur die eine uns unzugängliche höhere und schöpferische Information imstande, die wir gewohnt sind, den Lieben Gott zu nennen, den wir zwar persönlich nicht kennen, aber mit unserem Glücksgefühl beim Verstehen von Wissen er-ahnen.
Die ketzerischen Antworten von Joyce, die seinen Chef sehr aufbrachten, drückzte er so aus: „die gewöhnliche mathematische Physik greift bei der Behandlng der Wechselbeziehungen von Aktivitätsströmungen nur daneben... Die Aufgabe aber besteht darin, Methoden zu entwicklen, die sowohl Neuronen als auch Bewußtseinsvorgänge, also Aktivitätsströme beschreiben können.“ Und setzte noch eins drauf: „der Geist baut den Körper, nicht umgekehrt!“
Newton drohte darauf mit Entlassung, „sie, Sie sind völlig ungeeignet für die Untersuchung dieses Ufoirrglaubens“.
Mir war es klar, dass Joyce meiner Poetik (Poietik?) nahe-stand, die längst "drin" war, und mit den Aktivitätenströmen (Inspiration?) arbeitete, Glück- und Freiheitsgefühle, die ich dabei empfand bestätigten es mir. (Ich hätte gerne mit Joyce darüber geredet!) Denn das akzeptierte und bedenkenlos gelebte Alltäglich-Selbstverständliche und "Einfache" verhindern auch das Glück des unmittelbaren Reichtums und die Hintergründe eines großen Zusammenhangs im plötzlichen Aufblitzen von Berührung und Verstehen! Allein die "via negativa" ermöglicht dieses. Und die Chance ist im Gegensatz zu traditionellen Zeiten heute fast jedem gegeben, weil die Zeiten jetzt so sind, sie selbst den Abgrund zeigen! Joyce wußte das ebenso wie ich. Bei Paul Ricoeur etwa ist die Leistung sogar der Erzählung eine In-Eins-Bildung der momenthaft erlebten Zeithäppchen, "narrative Konzentration der zeitlichen Zerstreu-ung empirischen Bewußtseins," ähnlich war es schon in Augustins "distentio animi"; das bloße Leben ist "Zerspaltung", Berührung des Großen Zusammenhanges aber in einem tief empfundenen "Bedeutungserlebnis" ist Glück!
Lyss hatte Joyce auch als Sexwesen, also ganz anders als intellektuell erlebt, sogar mit Lov und mit Terplan war es ihr ähnlich ergangen, und sie stimmte Terplan zu, der ihr nach ei-nem der schönsten, ja, wahnsinnigsten Ficks, die sie je erlebt hatte (“wahnsinnig“ womöglich, weil sie Terplan sehr mochte, ihm immer mehr verfallen war, "ich liebe ihn ja", dachte sie während einer ihrer schönsten Tantra-Positionen, die er ihr bei-gebracht hatte) sie stimmte ihm also zu, als Terplan heftiger at-mend flüsterte: Und der Orgasmus im einfachen Liebes-Akt ist Korrespondenz und Resonanz höherer Aktivitätenströme in der großen Sympathie der Welt, vielleicht nur niedrigeres Abbild, bei dem es jedoch keine Grenzen gibt, und das ises bis in die Zone der Ek¬stasen und des "Hohen Paares"! Ähnlich wie auch das Samadhi im Yoga, das Geisti¬ges und Sexuelles (Möse als Auge: dunkelstes Lid) zusammenfließen läßt, ja in der Vereinigung wie in einem Erleuch¬tungsblitz auflöst! Und dabei kamen sie beide im heftigen gemeinsamen Jauchzen.
Joyce war sozusagen mein Agent in jener kommenden Wirklichkeit, der aber immer wieder seine eigenständige Exis-tenz reklamierte, mich zeitweilig freilich für einen der Alien-Chefs hielt, wußte etwas von dieser Liebe, und er drängte seine Eifersucht zurück, da es ihm klar war, dass ihre fast sachlichen Liebesakte, die mehr hygienischer Art zu sein schienen, und um sich "aufzuladen", dem Geheimnis nie näher kamen, er erpresste also Lyss geradezu, Terplans Aufzeichnungen und lebensnahen Aussprüche beim Tantrasex aufzunehmen und zu kopieren.
Es stellte sich heraus, dass Terplan nicht nur mediale Mit-schriften dazu hatte, sondern durchaus auch von Heims "Metroplex"-Theorie wußte, tiefe Kenntnis der Wirklichkeit hatte; und am Verrücktesten ist es, dachte Joyce, dass dieser ganze Komplex mit zur Erklärung der extraterrestrischen Objekte gehört. Und als Terplan kurz vor dem Orgasmus einmal "Metro-plex" hauchte, und Lyss meinte, es sei ein komplexer Metro-Fick, wie sie es als Allroundkünstlerin auch schon einmal erlebt hatte, in einem Unterführung, einem Tunnel also: sie auf Terplans Schoß saß, das Kleid die beiden Organe, die ineinanderjauchzten, bedeckte: "Näher korrespondierender Metroplexe" hauchte er. Und musste dann als sie atemlos fertig waren, alles erklären. Nun ja, weißt du, sagte er: die Welt besteht letztendlich aus diesen geistigen oder informationellen Austauschprozesen von "Flächenquanten" oder Metronen, am besten hat dies die Kabbala bisher erfaßt und symbolisch darge-stellt, die ja auch von einer Vereinigung von König und Königin, männlichen und weiblichen Aktionsströmen zur letzten Eins in einem Blitz weiß. Am Anfang gab es nur die Metronen, dann kamen die niedrigern Stufen der Mater Materia hinzu, nach Heim also x1-x3 und dann x4.
Auch Lov hatte daran gearbeitet, und es scheint, er war auf einer bestimmten Ebene seines Bewußtseins angekommen, die ihm diesen Kontakt mit den Aliens ermöglichte, wir wissen es, und es wurde sogar Joyce mitgeteilt, daher ja auch seine Überwachung; dieses geheime Charisma ermöglicht ihm den Zugang und so auch seine Forschung, obwohl Lov auf den ersten Blick sanftmütig, ja schwächlich und unentschlossen, sogar neurotisch wirkt, ist er ein gefährlicher Gegner der Zentrale und der CIA. Allerdings spürte jeder eine Art innerer Überlegenheit, die viele, die sein Lebn kannten, auf sein Todeserlebnis schoben.
Als hätte Joyce dies eher Lyss übelgenommen, die weit über ihre dienstlichen Verpflichtungen an Lov hing, der seltsa-merweise auch viel jünger wirkte, als er es tatsächlich an Jahren war: manchmal sah er nur wie etwas über Vierzig aus!
Und daran bin ich selbst mitschuld, weil ich ihn oft wie ei-nen jüngeren und besseren Teil von mir selbst empfinde und so erscheint er dann auch; die Trennung zwischen mir und ihm oder auch zwischen mir und oft auch Terplan fält mir immer schwerer, gut, jeder lebt in seinem äußerst komplexen "System", und wenn ich sie vergesse, verschwinden sie plötzlich, als wären sie nicht vorhanden, beschreibe ich sie aber, scheinen sie so vielfältig und fast grenzenlos, wie das Geheimnis jeder Existenz. So sind auch die Eigenschaften, welche ich ihnen zuschreibe, ebenso aspektabhängig - also von meinem Zustand abhängig, freilich auch vom Fortschreiten hier der Zeit im Roman, wie der Entwurf von Abgrenzungen, von Untercheidungen zwischen ihnen und mir; manchmal verfließen wir, ich und ihr Leben, fallen ineinander, und erschreckend scheint es mir, wenn ich ganz dort bleiben würde, Anna, mein Haus, mein bisheriges Leben für immer verlassen müsste. Man kennt solche Fälle von Abducees.
Dieser Traum heute Nacht gibt mir zu denken... da ver-sammelten sie sich in meinem Haus, wir saßen um den Tisch im Esszimmer und es wurde Gericht über mich gehalten. Anna war nicht dabei, aber Lyss führte das große Wort, und meinte, ich hätte sie fast ruiniert, ihren Ruf geschädigt, sie sei doch nicht nymphoman und auch nicht so fickgierig und auf Männer aus. Außerdem sei das oft dienstlich und streng geheim, wer gebe mir das Recht, es an die große Glocke zu hängen.
Joyce machte mir zum Vorwurf, dass ich seine Erkenntnis-se kolportiert und mir angeignet habe. Nun ja, die Wahrheit ist, dass er auf Grund des Materials, das ihm Lyss von Lov, Terplan und auch aus anderen Quellen während gewisser Kongresse - sogar Heim hatte sie "angezapft" eine vorläufige, aber recht stichhaltige Theorie über die Fremden und ihre Technik entwor-fen hatte.
Ich hatte in jener erwähnten Arbeit für das Freiburger Institut allerdings schon die "komplexen Systeme" von Lucadou und Kornwachs zitiert, als Erklärung für paranormale Dinge. Sie lassen sich ja, wie Versträndnis-Bitze auch, nach ihrer Struktur-Dichte klassifizieren, wie Bildpunkte im Fernsehbild, als flashs, Aufblitzen in uns, je mehr Verbindungen oder Matritzen da sind im Netzwerk - jaja, auch im Netzwerk dieses Romans und sogar jeder einzelnen Szene, umso größer das Glücksempfinden. Je mehr Bildpunkte, umso klarer ist das Bild, scharf die Konturen! Und ich hatte sogar die Hauptfigur eines Buches mal Michael T., dann in einem weiteren Buch Templin genannt. T= das Maß für den Organisationsgrad eines Systems. Und Heim nennt T auch einen metrophorischen, also das Maß tragenden Komplex oder eben den berühmten "Metroplex", daher ja auch der Orgasmus dieses Terplans (T)! Damit ist doch bewiesen, dass ich fast wie besessen diesen Faktor T suchte und suche, und meine hinausprojizierten Gschöpfe, wie meine Welt auch, nichts als Kreaturen meiner eigenen Entelechie sind, die freilich nicht von dieser Welt sein kann, soll sie überhaupt möglich sein! Es muß ja immer aus einer höheren Ebene in eine niedere-re hineingedacht und erkannt oder auch geschaffen werden, umgekehrt gehts nur verkehrt, eben gar nicht!
Und nun könnte ich Joyce vorwerfen, dass er selbst alles von Heim abgekupfert hat, bereichert durch die Ideen seines Freundes, des Leiters der deutschen MUFOB CES, Ludwiger, den er mehrfach getroffen und auch zu sich eingeladenm hatte. So wurde Ludwiger auch Mitglied der SSE von Stanford und der Zentrale in S., mit denen ich übrigens (über Internet) auch in Verbindung stehe; Joyce band uns so an sich.
Großartig verkündete er und wollte es sogar archivieren: " Metro¬plexe könnte man als Quanten der Organisationsbewertung auffassen. Sie sind nach Heim die gesuchte Skala der x5-Werte."
Dass Heim da immer mehr anreicherte, immer mehr "Bild-punkte" sammelte, war mir längst bekannt, auch, dass er ein hie-rarchisches System von Begriffen, das durch die ganzheitliche Matrix von Syndromen dargestellt wird, eine "Syntrix" nannte. Und sogar ein Bild des Universum damit entwarf, Verbindungen, Netze. Diese 4 Weltsyntritzen sind wie wir schon wissen: Gravitationswellen, Photonen, Neutronen, Teilchen.
Ich sage es aber immer wieder, mein Schreibnetzwerk hat genau diesen Grad des Schöpferischen, und gehört eigentlich über meine re-ligio, mein Angebundensein bis zum Versuch des Annäherungswertes Eins (dem unfaßbaren Einen) dazu.
Lov hatte es von uns allen am stärksten während der Erschießungszsene damals 1944 in Weimar empfunden: Dieses Glück, das als "Panoramaschau" nur auf der Todesschwelle er-lebt werden kann, wird vom Schreibenden erst wenn er in diese Berührungszone gerät, als Glück empfunden. Und wenn der Text gelingt, gibt er es an den Leser weiter!
Ich entdecke heute diese Ähnlichkit mit Imre Kertész, der mich in "Ich ein anderer" auch erwähnt; ich werde ihm schreiben und ihm meine "Vaterlandstage" schicken. Sein Gebranntmarksein kommt übrigens auch nicht davon, dass er Jude ist, sondern so, als wäre es umgekehrt: intim und ganz ihm eigen, wie mir auch, die Angst vor dem eigenen Namen, das Nicht-Angenommenwerden, schon als Kind abgewiesen und nicht angenommen von den anderen. Verträumt und wie nicht da, andauernd. Bei den Stadtgängen mit meiner Mutter, wenn da die Ficcatante vorbeikam, und ich nur timid "Sgett, Sgett" mur-melte, und Mama erbost: Sag doch nicht immer nur Sgett, Sgett, heb den Arm und ruf frisch wie ein deutscher Junge: Heil Hitler!
Doch als wäre es nur die eine, die banale Seite, die wohl auch mit diesem andauernden Fremdsein zusammenhängt, viel-leicht bin ich doch ein Alien, und weiß es nur nicht, wichtiger aber ist das Selbstwissen, der letzte Ort: Elend, ja, Jämmerlich-keit; als hätten mich nun im Älter- und Schwächerwerden auch die Kollegen von zu Hause erkannt, auch sie weisen mich lang-sam aber sicher zurück, sehn mich nicht mehr als den "ihren" an, stoßen mich zurück, mäkeln, bemängeln, kriteln, planen mich in ihre Gruppe nicht mehr ein, was bitter ist: so, als wäre ich Niemand mehr, als gäbe es mich nicht mehr, so wie auch Anna mich immer mehr fallenläßt, Achtung und Selbstachtung nimmt überall und ringsum ganz natürlich ab, so ist es doch die andere Seite, die immer stärker wirkt, vielleicht auch mit dem sich nähernden physischen Tod einhergeht, doch sich mit dem Jammer der andern trifft, der ewigen Schwäche, die ich schon als Halbwüchsiger beklgte und beschrieben hatte! Und dann wie I.K. zur Quelle, zum tiefsten Schatz erhob, mit dem ich mein Dasein als Schreibender begründete, ja, nährte!
Diese zweite Seite ist die des geschlagenen Hundes hier auf Erden. Dieses Mitleidsäderchen bei Geschlagenen, Menschen oder Tieren taucht es auf der Stirn auf, diese totale Hilfslosigkeit, hat mir immer di Mitleidstränen in die Augen getrieben. Und früher war es auch eine Art "Gift der Subalternität", das die Diktatur so total und auch geheimnisvoll nährte, als wäre ihre Evidenz unfaßbar, ihr Zentrum ein mystisches, das nicht zu fassen, jedoch voller tödlicher Gefahren war, und Angst devot und klein machte.
Hatte auch einmal in der Straßenbahn einen solchen Hund gesehn, der verzagt unter dem Sitz seines Herrchens kauerte, und dieses schläfrige Blinzeln gramerfüllter Augen, er wollte sich erheben, doch da kam scharf das "Sitz!, ergeben legte er sich wieder hin, apathisch, totale Vergeblichkeit der Existenz in seinen alten Zügen, der ergrauten Schnauze, zwei Tränen, diese "unfreiwillige Geduld und Verzauberung, als hätte er etwas anderes zu tun, anderswo , in anderer Gestalt, in einer anderen Zeit, in einem anderen Raum, als würde er sich mit diesem schrecklichen Irtum nur abfinden, weil er völlig mürbe gemacht worden war" - oder weil ich älter geworden, keine Kraft mehr zum Widerstand hatte!
Gestern betrachteten wir den Nachthimmel; die Cassiopeia, der große Wagen über uns, die riesige Venus, die mich zuerst erschreckte, viele Flugzeuge, oft drei bis vier gleichzeitig mit ihrem Blinken. Erhofften wir endlich auch in diesem Jahr eine nahe Begegnung?
Da fiel mir die Hundegeschichte ein. Auf der Erde fühlt ich mich genau so unter den Leuten. Und es schien mir, als erwarte mich die wirkliche Heimat dort bei ihnen. Irrsinn? Täuschung, Lebensantrieb seit der Kindheit?
Und wieder meine Poetik, die durchaus davon ausgeht, dass der Roman "wirklich ist", da er ja mit den Nähebeziehungen korrespon¬dierender Metroplexe arbeitet, und die Sinneinheiten aller Personen und ihrer Erlebnisse, ja Erlebnishäppchen zusammengehören in sein Netz, sich gegenseitig anziehen, so wußte Terplan wie ich, da der medial ist, meist, wenn ihn Lyss besuchte; doch die Übertragung von Aktivitätsströmen, die wir alle aussenden, da wir an x5 und x6 teilhaben, erfolgen ja nicht erst bei völliger Gleichheit der Muster, oder dem Assimilisationsfaktor Eins, sondern schon, wenn ein gewisser Adaptionswert kleiner als Eins zur Korrespondenz erreicht ist, dann haben wir es wohl mit einer Art Allegorie zu tun, wie mich ja auch das Hundebeispiel von Kertesz betrofen gemacht hatte, auf mich übertragbar war; und schreibend erschaffe ich ja, nein setze ich so die psychische Distanz zwischen uns und den Erlebnisssen und auch meine Personen, oder besser, die Vorstellung, die sich als Ähnlichkeitsbeziehung im Augenblick äußert, gleich, wenn ich etwa mit Terplan jezt umgehe, der gern diese Sache mit den Mustern aufnimmt, die andauernd seinen Kopf durchziehen - ist er überzeugt, dass er jetzt in diesem Augenblick von jemandem "dort" gedacht wird (dabei bin nur ich es, aber mich hat er noch nicht ganz akzeptiert!)
Heim, sagte mir Ludwiger beim letzten Kongreß von MUFON, wo über diese Fälle von Entführungen ausführlich ge-sprochen wurde, es gab ... Vorträge dazu... Heim sei durchaus der Meinung, dass diese Metroplextotalitäten, die auch wir Menschen als Ideen-Muster in eben diese Transbereiche aussenden können, Gedanken, die zählen, gehen nicht verloren, auch wenn sie nicht wie hier, aufgeschrieben werden, und sie reichten so weit, dass sich ihre Strukturen vom physischen Körper ganz trennen könnten und sogar als autonome Strukturenkomplexe in den Transbereichen agieren...
Und stelte mir dieses heute bei der Meditation am einsamen Strand vor, sah zur Stadtsilhuette hinüber, wollte sie "auflösen" zu Nichts werden lassen, musste aber dazu die Augen schließen, genau so wie der helle Punkt, in dem ich meine Bewußtseinsströme sammelte, dachte: "Aktivitäten" und musste lachen: besonders poetisch und sprachgewandt sind unsere Herrn Physiker nicht gerade, der blitzende bläuliche Stern also, den ich über den Morgnhimel führte, mein unidentifizierbares Flug-Subjekt und dann in einem Stirnbogen zwischen die Augen setzte, dass es hell um mich wurde, ich schnell die Augen öfnete, die Sonne war zwischen den Wolken hervorgekommen und blendete. Das Mantra, das "Brahma" in jedem Sandkorn, jedem Treibholz hier, sagt es genau, was diese Hierarchien von "Metroplextotalitäten" in X5, x6 in ihrem Formelkram meinen, auch Meister Eckharts "fünkelin" als überall vorfindliches Gottesnetz, nur bestärkt mich natürlich Heim, nomen est omen: führt wieder besser auch den Ungläbigen, ja am Nihilismus Erkrankten wieder mal beruhignd und gesundend heim!
Plötzlich war auch die Kokel nah, das plätschernde Wasser, in das mein kleiner Hund vorsichtig reintapste, ähnlich wie in der Kindheit ganz nah und heimisch; und hatte Kontakt auch mit dem kleinen Hund, also auch zwischen uns eine "Sytropen-Brücke", ich konnte mich mit ihm verbal verständigen: "Baden"? und er schwamm, andiamo? Und er sprang ins Boot, das da am Kokelufer festgemacht war. Doch gibt es auch zwischen der physikalischen Welt, also dem Strandgras oder gar dem Treibhiolz, ein schöner weißlicher Baumstamm und diesem Weltinnenraum "qualitativer Bewertungen" eine nicht meßbare Korrelation, wie der Mathematiker Heim behauptet, sogar nachrechnet.
Gegen 23.45 Uhr laute, dröhnende Geräusche. Als ich vor die Tür ging, sah ich auf der nur 50 Meter entfernten Waldwiese einen riesigen Lichtball, der in allen Regenbogenfarben glänzte. Ich dachte, dass da vielleicht die Zentrale sich ein besonderes Feuerwerk hatte einfallen lassen, um Fasching zu feiern oder ein besonderen Geburtstag, den von Lyss oder Joyce? Der Lichtball war zweifellos die Quelle der Geräusche. Der Feuerball wurde riesig! füllte die ganze Lichtung aus. Nach einiger Zeit wurde die Erscheinung blasser und die Geräusche leiser, bis nur noch feine harmonische Schwingungen wahrnehmbar waren. Das letzte Flimmern in der Luft verschwand erst gegen 6.30 Uhr morgens zusammen mit dem letzten Summen. Ich bekam dann doch Zweifel, das kann kein „Feuerwerk“ gewesen sein! Vielleicht waren doch „sie“ es gewesen?
Als ich wieder in meinm Zimmer saß, setzte ich mich mit Joyce in Verbindung, der mich sowieso beneidete, ob er sich auch vernachläßigt fühlt, wenn ich mich in seinen Job einmi-sche?! Ich fragte ihn nach seiner Deutung dieser Ereignisse! Ich hätte auch Lov anrufen können, schreibend, indem ich also ein-stieg in jenen Metroplexbereich und tiefer ins Universum dieses Buches!
Ja, sagte Joyce, „das ist mir schon klar, dass andauernd neue Energie aus den Transbereichen der Welt einbreche, hab ich von Heim, das stimmt: und so aus dem expandierenden Universum (nach dem Einstein-Friedmann-Modell) einem Radius von 1,3.1026 m und der mittleren Materialdichte von rund 10 hoch -27kg/m hoch 3 würde ständig Materie hinter dem "Ereignishorizont" verschwinden. Wäre dieses ein schon von Karl Popper in seiner "Logik der Forscung" anvisiertes neues Paradigma einer überlichtgecshwinden Welt, wo sich Materie ganz in Licht auflösen würde? Jedenfalls ist der Prozeß mit dem Materieabfluß unaufhörlich im Gang, die Physiker haben sogar eine Formel dafür: 10 hoch minus 45 kg/ m hoch 3 s.
Heim hat in seinem sechsdimensionalen Universum ausge-rechnet, dass da Energie in Quanten von 10 hoch - 5 g= 540 Watt h (m Planck = Wurzel aus hc/G=2,2.10 hoch -5g) aus den Transbereichen, also aus der fünften und sechsten Dimension in den Raum einbricht! Die Frage bleibt, ob wir, die wir da hineinreichen, ebenfalls mitprojizieren (unser Hirn als "Transformator) da mitwirken, dass jedes Gedicht, auch dieser Roman in seiner "Fiktion" mehr Zukunftsrealität enthält als jeder "reale" Augenblick des banal Abgestandenen und Inerten des Moments (der also ohne unsere Umwandlungsenergie brachliegt!) Und inwieweit jene Gegenkräfte, die sich an die feste Welt klammern, diese jedoch nicht vermehren können! dem Untergang geweiht sind?!
Ständig entstehen wie aus dem Nichts diese 540 k h im Raum, damit auch bis zu 10 hoch 19 Nukleonen, y-Quanten, schnelle Elektronen und Photonen.
Ich werde das dem General vorlegen, nur um ihn zu ärgern, das wird er am allerwenigsten akzeptieren können, ja, es nicht dürfen, dass sich diese Objekte aus einer Zukunft zeigen, die eigentlich, genau so wie es in der Bergpredigt steht, schon jetzt durchaus "real" und berechenbar zeigen. Denn bei diesem Ein-bruch von Photonen und Nukleonen, das teilte beim Kongreß in Atlanta von Ludwiger mit einer großen Genauigkeit mit: erzeuge dieser Strahlungsblitz radioaktive Isotope in der Atmopshäre und auf dem bestrahlten Boden. Kommt es dabei zu einer Selbstkoppelung der Strahlung oder zur Solitonenbildung, dann kann eine Zone leuchtender Luftmoleküle eine Zeitlang seine Form bewahren und als Lichtball in der Atmosphäre quasi wie eine Epiphania erscheinen. (Und das war also die Erklärung unseres „Feuerwerkes“?) Nur - da ihr Ursprung ja im Transbereich liegt, nur den Mikrobereich affiziert, eigentlich völlig immateriell ist, hängn si eng mit unserem Bewußtsein zusammen, das sie quasi mitgestaltet, und das wird den Staats¬beauftragten, diesen Fach-idioten Newton besonders ärgern, weil er ja, genau wie früher die Bischöfe, solch "Freiheit" des Einzelbewußtseins nicht zulassen darf, wo kämen wir hin, wenn Einzelne unkontrollierbar und spontan so eine Macht zeigen können - früher wars der Umgang mit Christus oder mit Gott, der außerhalb der Hierrachie und ohne Vermittlung der alten Kirche gefährlich wurde, heute haben wir ja eine neue, viel gefährlichere, heute sinds diese Prozese einer großen neuen Transmutation, denn das Einbrechen dieser neuen Ebenen (auch der Toten freilich!) ist selten, aber überall im All möglich, und sie brechen hier besonders häufig ein, weil sie angezogen werden von uns, unseren Verhaltens-Mustern, welche die Projektionen aus der Transebene in den Raum über-lagern, denn wir, diese transzendenzfähigen Wesen, deren psy-chische Strukturen in die hohen Bereiche der Metroplextotalitäten hineinreichen, können solche Muster in den Transbereichen ausbilden, die mit jenen Eindrücken korrelieren oder gekoppelt sind. So käme es zu Wechselwirkungen mit der Struktur jener Aktivitätsstrom-Störungen, die als Energie in den physishen Raum reichen. Und dann benehmen sich diese leuchtenden Bälle, so, wie der menschliche Beobachter es wünscht, fürchtet oder träumt, manchmal so, wie es durch bereits erfolgte Projektion (weitergegeben durch Bücher, Filme etc.) vorgezeichnet wurde. Massensuggestionen? Schon Jung hatte es sich so vorgestellt und analysiert! Als Archetypenereignisse. Allerdings, so Ludwiger: es wären nur die UFOS der Klasse B.
Diese erschienen aber der herrschenden Klasse des okzi-dentalen Imperiums nichtdestotrotz ebenfalls als Gefahr. Und zwar, weil diese kleinen Feuerbälle an den geheimsten Orten ihrer krminellen Tätigkeiten erschienen: also in Los Alamos z.B.
Hier aber hatten so wohl die Zentrale des Generals Newton im Visier.
Wenn ich mich Lov zuwende, er ist ja eine Art psychologiches Kriegsopfer, dann weil mich mein Gedanke so-fort zu ihm "lenkt", und ich sogar heute vor dem Einschlafen sein Haus sah, mich dort bewegte, und das Schwarze Buch in seinem Arbeitsraum öffnete, ist das kein Zufall; ich kam mir wie ein Gespenst dort vor, und er sah mich auch nicht, weil er mit Lyss beschäftigt war, doch lange konnte es nicht daurn, die Ähnlichkeitsresonanz unserer Gedanken, musste mich auch dort sichtbar werden lassen; Lyss "nahm auf", was er über "Feuerbälle" wußte, und er wußte viel, stand auch mit Physikern in Verbindng, die das "Marfa-Phänomen“ untersucht hatten und erzählte, während ich las: " UFOs der Klasse B, meist grüne, aber auch orangene Feuerbälle, sie tauchten 1947, vor alem aber zwischen 5. und 28. Dezember 1948 fast täglich bei Los Alamos und andern Atomwaffenproduktionsstätten auf, als hätten sie in sich das Muster gespeichert "gegen Atombombenlager anzufliegen". Am besten läßt sich Rupert Sheldrakes "morphologisches Feld", wo sich Form- und Verhaltensmuster, auch Gdanken abbilden und zurückwirken, eine Information abbildende Weltdimension, bisher unbekannt, hier anwenden, vielleicht als eine Art Akasha-Chronik: Gedanken und jede unbewußte Regung werden "irgendwo" gespeichert. Die Feuerbälle sind vielleicht verdichtete "Naturereignisse" aus diesem Feld, sie reagieren eindeutig auf unsere Gedanken ...
Sie sind übrigens hier in der Nähe der Zentrale gar nicht so selten. Auch in diesen Tagen gab es wieder eine solche Erschei-nung.
Und Terplan schrieb sogar, dass er meine, damals in Los Alamos habe sich das schlechte Gwissen der Oppenheimer und Teller "verdichtet", möglicherweise auch das Bewußtsein der Opfer von Hiroshima und Nagasaki?!
Ähnliche Bild-Verdichtungen gab es 1917 in Fatima, aber auch in Lourds. Und in unserer Zeit in Medjugorje im ehemali-gen Jugoslawien. Und in Fatima und Lourds waren wir gewesen, hatten nachgefragt und der Ort hatte tatsächlich etwas "in sich", so Lov bei meinem jüngsten „Geisterbesuch“ in seinem Haus: "Die werden auch als UFOs Klase C bezeichnet, eine transzen-dentale Intelligenz stellt uns bildhafte Symbole vor; Jung würde sich darüber freuen.“
Noch 1989 hatte Paul Devereux (Lov hat es im Schwarzen Buch registriert) darüber geschrieben: "1967 im Mai in Bromley, Kent, hatte er es aus dem Fenster im oberen Stockwerk des Ravensbourne Colleg of Art and Technology mit anderen Zeugen gesehen, am Himmel ein oranges Rechteck, eine Art Wolke, die sich aber dann zu einer Gestalt mit ausgebrieteten Armen auseinanderzog, als wäre es Christus. Und sogar im vorigen Jahrhundert gab es solche intelligente Irrlichter-Beschreibungen, etwa in Böhmen im Dorf Lhotky, wo ein Bursche auf die sich nähernden Erscheinungen mit der Peitsche einhieb, die Kugel sich teilte, wenn sie getroffen wurde, dann wieder zusammenfand. Als die Zeugen es genauer betrachteten, war da aber noch eine Art Musselingewebe oder Spinngewebe, "an dessen Ende ein Bild in vierckiger Form hing ... das Bild stellte eine wunderbar schöne Frauengestalt vor, mit "sauber" gekämmtem, ja, geglättetem schwarzem Haar, feinen Gesichtszügen, rothen Wangen, bekleidet mt einem langen, prachtvollen, unten bauschigen violetten Kleid mit langen Ärmeln, doch mit ganz entblößten Brüsten. ..." Von Ludwiger sagte mir auch vom Spanier José Grifol aus Barcelona, der in den 70. Jahren immer wieder zum Kloster Monserrat fuhr, wo oft solche Lichter zu sehen waren, ähnlich wie in Marfa am Rio Grande in Texas. Grifon hatte über 500 Fotos von der intelligenten Lichterscheinung geschossen, die auf seine Gedanken reagierte, und er mit ihr in Verbindung zu stehen schien. 1980 hatte er, 17 Zeugen waren dabei, seinen "Kommunikationspartner", jene "Intelligenz hinter den Lichtern " gebeten, sich zu zeigen, und dass dann andere Lichter erschie-nen, die genau jene Flugmanöver ausführten, die Grifon laut be-stimmte. "
Lov erzählte gerade ...und blätterte in seinen Unterlagen: (UFO-Berichte!) man meinte einen alten Münchhausen zu hören, wenn nicht die leibhaftige Agentin im Auftrag ihr Miniaufnahmegerät laufen lassen würde, als wäre dies der wichtigste Beweis für die Realität des Erzählten, bestimmt durch den Gefährlichkeitsgrad für den militärisch-industriellen Komplex.
Fälle!
Ich war aber eher neugierig auf die "Theoretischen Erklä-rungs¬ansätze", und diese hielt Lov geheim. Ausgearbeitet hatte sie die ganze Gruppe, er, vor allem aber Terplans mediale Hilfe war wichtig und die des Physikers Morris ... Joyce war nicht nur dienstlich interessiert, übte da keineswegs Askese, sondern nützte seine Stellung, um klammheimlich selbst seiner Überzeugung zu folgen, und er war der Lösung ziemlich nahe gekommen, nützte alle seine Kontakte, vor allem die zu MUFON und zu Valleé, zu Heim und zu von Ludwiger.
Da ich überall Einsicht erhalten kann, wenn auch widerwillig geduldet, oft verjagt, als wäre ich ein unangenehmer Boss, der überall seine Nase reinsteckt, lasse ich sie selbst reden, indem ich wieder einmal "projiziere",der Sache ganz angemessen, ein Gespräch der Drei, von einer Wanze aufgenommen und von Lyss dann Joyce zugetragen, mit Scham, aber auch wohlwissend , endlich! von der Bewußtseinsspaltung ihres liebgehassten Chefs zu wissen.
Hier das Protokoll:
„Lov: Meiner Minung nach geschieht alles in R6, die fünfte Weltkoordinate gibt Organisationsbewertungen von Systemen an, so dass Ortsversetzungen ohne Bewegungen durch den Raum möglich sind.
Morris: Wir können genauer davon ausgehen, dass es um Überlichtgeschwindigkeiten geht; bekanntlich gibt es dann eine "zeitliche x-Änderung an einem Körper", das heißt er löst sich (nach der speziellen Relativitätstheorie) völlig auf und existiert dann (oft in Rückwärts¬bewegung, als Erinnerung, Gedächtnis des eigenen Zustandes – oder in dieser Dimnsion als Idee weiter.
Terplan: Vielleicht geschieht das nach dm Tode mit uns al-len!
Lov: Könnten UFOs, auch die der Klasse A, ähnlich wie die kleinen Feuerbälle, von intelligenten Wesen aus dem Trans-raum in unseren Raum, in unsere Zeit projiziert werden?
Morris: Sicher, ähnlich wie uns auch. Sind wir nicht auch ein Traum Gottes?
Terplan: Aber wichtiger ist die Sympathie, meine Lieben, die Schwingungsgleichheit ...
Morris: Da hat er recht, das Muster und damit die entelechialen Eigenschaften des Heimatplaneten und des Ziel-planeten im Transbereich müßten ähnlich sein.
Terplan: Meine Großmutter erzählte von ihrem Bruder, vom armen Wilhelm im Ersten Weltkrieg, als er fiel, hörte ihn seine Mutter rufen: Mother, Mother.
Morris: Ja, die Fernwahrnehmung … aber die ist weniger schwierig zu erklären als diese Art des Transportes oder Aportes , Materialisation und Dematerialisation ... wie sich Ufos fortbewegen dürften ...“
Als Joyce das gehört hatte, sagte er zu Lys, „die haben dich ver¬arscht, die wissen viel mehr, das ist eine Maskerade, um uns zu ärgern und irrezuführen. Da kommen die mit diesen längst bekannten Paraphänomenen der Materiedurchdringung … Dematerialisation und so …
Am liebsten hätte ich, DS, mich nun eingemischt. Denn als ich einmal, es war 73 oder 74 Hans Bender in Freiburg besuchte, da erzählte er von solch einem Apport eines Mantels durch eine Wand. Er sei davon überzeugt, dass es möglich sei.
Nach Joyce freilich geht alles im Mikrobereich vor sich, dass Materie wie Butter zu durchdringen sei, habe seine Erklä-rung im Bereich der neuronalen Teilchen. Wichtig ist, sagte er zu Lyss, dass eine dieser höheren Intelligenzen Syntropen-Brücken zu Orten aufbauen, wohin sie gelangen wollen, dazu muß eine Musterresonanz im Transbereich etwa unsres Planeten gefunden werden, also eigentlich in der Humansphäre, sie müssen also sozusagen in unsere Träume eindringen, unser Unterbewußtsin antzapfen. Daher gleichen die Ufoinsaßen auch so sehr Menschen, finden sich hier so gut zurecht, sie sind zum Teil sogar Produkte unserer Vorstellungen. Wie dies technologisch, also auch im sichtbaren, im materiellen Bereich zu machen ist, dass das Ding "erscheint", dazu gehörte eine absolute Behrrschung der Aktivitäten¬ströme, also der Gravitationswellen, die in allen Systemen entropie¬mindernd wirken, dann können sie es erreichen, völlig unwahrscheinliche Dinge geschehen zu lassen! Der energetische Umwandlungsprozeß läuft rückwärts in der Zeit. Dabei wird ihnen Wärme entzogen, und sowohl bei Geisterer-scheinungen als auch beim Auftauchen dieser Objekte wird Kälte spübar. Huh. Es dürfte uns klar sein, liebe Lyss, und wir beide teilen da ein Geheimnis, dass die Herren der NSA dies nicht gern annehmen wollen; aber ich bin überzeugt, dass es auch uns glingen wird in 30 Jahren etwa Aktivitätsströme zu erzeugen, Ausgangspunkt: die sechsdimensionale Feldgleichung des Burkhart Heim. Aktivitätsströme begleiten als Trans-Kondensationen der x5 und x6 Letzteinheiten der Materie. Bei den Photonen und den neutralen Korpuskeln in Form eines Quartetts. Aktivitätsströme lassen sich nachweisen an elektromagnetischer Strahlung, über Neutronenkorpuskeln (Neutronensind neutrale Pi-Eta- und k-Nullmesonen), dann über die Gravitationswellen, die freilich noch erzeugt werden müßten.
Lyss: So kompliziert? Dabei gehts doch nur um Freiset-zung von "Geist"...
Joyce: Freilich, nur der Ursprung und die Durchdringung materieller Systeme damit, ihn anders als in der Meditation frei-zusetzen,...
Lyss: Fakire und Magier konnten das unbewußt... Oder Jo-seph von Copertino, der sich vor dem Altar mit Geisteskraft in die Lüfte erhob, levitierte!
Joyce: Eben Antigravitationskräfte. Erzeugte wohl Gravitations¬wellen, drang in Transebenen ein ... Lichtphänomene können ja auch die Heiligen erzeugen, indem sie wohl Elektronen im Bewußtseins abbremsen können, so dass Photonen entstehen. Und so imitieren beschleunigte oder abgebremste Neutronen sehr wahrscheinlich Akivitätenströme.
Joyce allerdings hielt seine Konklusionen auch vor Lyss geheim, hatte sich eine Art Geheimschrift ausgedacht, in der er nach Heims und von Ludwigers Anregungen festgehalten hatte, „dass in X5 Richtung aufsteigende Aktivitätenströme erst ge-nützt werden können (aber wahrscheinlich nutzen sie die Frem-den schon!) - wenn es gelingt, die x5, x6-Kondensor-Quartette quasi wie Bausteine zusammenzusetzen, um damit eine Syntropode technisch zu realisieren. Doch wir wissen freilich zu wenig über den wirklichen Aufbau und was die Welt im Innersten zusammenhält!"
Oberth hatte freilich Joyces Tagebuch längst abgelichtet, Newton kannte es, und oben war beschlossen worden, Joyce strenger zu beobachten, ja, ihn nicht aus den Augen zu lassen. Man vermutete einen geheimen Pakt zwischen ihm und der Lov-Gruppe, ja, mit den Außerirdischen selbst, von denen freilich mehr bekannt war, als Joyce wußte. War auch seine Organisation nichts als Tarnung einer viel geheimeren Forschungs-Institution? Man hatte "oben" beschlossen, Joyce vorerst noch auf seinem Posten zu belassen, um alles herauszubekommen, was sich da an regierungsfeindlichen Kräften sammelte,wie das "System" ihrer Macht mit ihrem" "Gewissens-Fanatismus", wie das so schon anders als früher "der innere Schweinehund" hieß, funktionierte. Andererseits war der Tod sowohl Lovs als auch der von Joyce beschlossene Sache. Man hatte den Verdacht, dass Lov, sogar Leute aus der NSA "infiziert" hatten, die ihnen geheimstes Material lieferten. Der "Gewissensbazillus" grassiete, nichts mehr war sicher, die höchsten Beamten wurden von einer Bewußtseinsspaltung befallen, je mehr sie zu wissen bekamen, umso unmöglicher fanden sie ihren Job der Geheimhaltung für ... ja im Interesse wessen? Und Joyce wußte sehr wohl, dass nicht nur der Prof. Condon, der im Auftrag der US-Regierung mit einer ganzen Garde von Wisenschaftlern das Phänomen untersucht hatte, das Gesicht hatte zu erklären, es gäbe das UFOphänomen gar nicht, und dann auch noch die Akten der Untersuchung zu vernichten. Ebenso hatten es französische Wissenschaftler gehalten, weil sie die Sache nicht erklären konnten, hatten sie einfach die Unterlagen verschwinden lassen! Hatten all diese Leute Angst, sie müßten total umdenken lernen, sie verlören ihre Lehrstühle, ihr saturiertes Leben - oder handelten auch sie im Auftrag ihrer Regierungen, die mehr als eine Disziplin, die ein System zu ver-teidigen hatten, dass dann, wenn die Tatsachen anerkannt wür-den, natürlich hinfällig und eredigt wäre! Joyce wurde dies von Tag zu Tag deutlicher; und er war entschlossen, so viel als nur möglich vom Archiv und von seinem Wissen , den Aufzeich-nungen zu retten, und im gegebenen Moment zur Gegenseite überzulaufen; er harrte hier nur aus, weil er sich keinen besseren Job vorstellen konnte, wo diese Dinge mithilfe eines ganzen Apparates erforscht wurden, freilich nur, um sie dann zu leugnen oder lächerlich zu machen.
Manchmal denke ich, was Joyce tat, war ähnlich den Ge-heim¬diensten im Osten kurz vor 1989 , als ihnen der Betrug deutlicher als jedem andern wurde und sie nicht mehr bereit waren, da mitzumachen, ihre Macht ausnützten, um das System zu stürzen! Seine, Joyces Position war da viel schwächer, er hatte überhaupt keine politische Macht, was er besaß war einfach nur eine gefährliche Wahrheit. Und freilich auch die Macht der Zukunft. Vielleicht die Hoffnung vieler Menschen, dass diese miserable Kapitalgesellschaft mit ihren blutigen Ungerechtigkeiten und tödlichen Praktiken nicht die einzige sei, es noch eine ander Welt gebe, als diese miese, die die Rgeirungen, die Universitäten, die jede abweichende Meinung sanktioniernde Wissenschaftsgemeinschaft verwalteten und verteidigten.
Es gab genug, auch von denen, die es besser wußten, die meinten, das System und damit ihr Lebeenstil und ihr Job sei noch zu retten, indem man so viel als nur möglich ver-heimlichte; denn es war klar, die Objekte und deren Mannschaften wollten keinen offenen Kontakt, sondern sie verhielten sich genauso, als wäre es ihnen genehm, als Phnatome oder Erfindungen, gar als nicht existent zu gelten. Und sie versteckten sich genau hinter dem, was die Vorurteile über sie erst möglich machten, was freilich andererseits auch die bisherige menschliche Welt in die Luft sprengen würde, nämlich, dass sie sehr wahrscheinlich tatsächlich Erscheinungen aus einer anderen Welt und Dimension waren, die sich unseren Sinnen umgeformt hatten, um überhaupt in unsere Welt einzu¬brechen, zum Teil sogar von unserem Unbe-wußten getragen, das ihnen ein Tor bot wie allen paranormalen Epiphanien humane Formen gab!
Doch welches Ding oder Ereignis auf dieser Welt war nicht ebenfalls ein Erzeugnis unserer Vorstellung, und nicht das, was es an sich in seiner eigentlichen Struktur wirklich war; das hatte schon der alte Kant genaustens analysiert, und bei Kleist hatte es zu einer unheilbaren Erkenntniskrise geführt; Poeten eben, andere Leute ließen sich davon nicht beirren, hatten kein Ahnung davon, genau so wie heute auch. Nur bei den Indern oder Hebräern war das anders, bei den Indianern und anderen „Kaffern“, deshalb haben die auch nie solch eine großartige Zivilisation auf die Beine stellen können wie die Herrenmnschen der Weißen bis hin zu Los Alamos und Bergen Belsen.
Wir haben keine Ahnung von den wirklichen Ereignissen, leben wie die Idioten in den Tag hinein, als wären wir so "ge-macht", dass wir uns am wohlsten fühlen, ungetrennt von den eigenen Sinnen und ihren Vorspiegelungen zu sein, sag ich mir als Erzähler, und las in einem Tagebuch vom vorigen Sommer, als ich mit Anna und dem Roman auf Segeltour in Italien gewesen war, so dass alle mitgekommen waren, Lyss und Terplan, Joyce und Morris, natürlich Lov:
„Schön war der gestrige Tag gewesen, am schönsten der Abend in der Bucht von Barbatoia, Fetovaia und Pino Solitario. Und filmte schnell das auratisch Gemütliche, die sanfte Luft, den Widerschein der Sonne, die zwanzig Segelboote, die griechisch anmutenden Felskuppen und Riffe, mein Boot; nahm dann das Handy und rief meinen Sohn an und den besten italienischen Freund, Francesco, den Jungianer, der gerade einen Konkreß leitete, mit den Kongreßteilnehmern beim Abendbrot saß, sie hätten eben über mein "Kreuzgedicht" geredet, das in S. Minioato in der Kirche aufliegt- samt des Kreuzes von Mattioli. Lustvoll eben das Gewöhnliche, wenn es sich so ins Bedeutende steigert. Ha. Und der Tag war auch bedeutend abgeaufen, in Marina die Campo war ich früh aufgestanden, hatte ein Bad in der Bucht genommmen, dann hatte ich mit dem Gummiboot den kleienn Hund an Land gerudert, über Seegras, welch Seegrasgefühl hier, und ein schön breiter Sandstreifen dann am Ufer, meditierte auf einer Matte, versuchte wieder einen blitzenden Sternpunkt vor der Stirn zu imaginieren (X5,x6?) - also in jene Gegend zu kommen, wo auch "sie" sich aufhalten, mit dem Punkt zwischen die Sterne zu fliegen, dann ein Bogen runter durchs siebente Chakra und rein in den eigenen Bau, dann von unten das erste Chakra am Pierzel - gelb, das zweite, das Geschlecht: grün, der Bauch: rot, das Herz: blau. Kehlkopf weiß, hier ist der Übergang von x4 zu x5? und dann das dritte Auge x6? und der Scheitelpunkt der Übergang in die nächsten 6 Dimensionen? Und las in Elba dann das alte Tagebuch aus der Normandie nach, klar Tagebücher erhalten die Aura und zeigen, was wirklicher ist, als das eben nur flach Vorhandene:
Die inneren Berührungen in Honfleur, dem alten Hafen, dem schon 1512 von Franz I Le Havre entgegengesetzt wurde. Die ganze Stadt ein Hausmuseum, das alte Hafenbecken winzig, der Vergleich mit dem Hafen Le Havre, den Monstern von Rie-senkränen, dem Umschlagplatz von Öl und anderen Industriegiften, Waren, den Riesentankern und Frachtern sagt alles. Dann die Pont du Normandie, höchste und längste Brücke Europas. Während in Honfleur trotz starkem Gedränge wohltunend die Umgebung wirkte, menschengerecht, nahe, die gute Schwingung der Umgebung, man atmete, atmete auf, als wären diese alten normannischen Häuser mit ihren hohen Giebeln, sogar die Lieutenance, früher Gouverneur heilend, eine seelische Therapie, und es ist kein Wunder, dass von hier der Impressionismus ausging: Monet. (Nachsehen: Monet). Das lange Licht des Abends eben westliche Atmosphäre wie in Portugal. Und diese ganz andere, oft drohende Aura der Wolken, ständiger Wind aus demn offenen Meer- also südwestlich. Doch es wird nie kalt. Immer angenehm frisch.
Lichtaugenblicke. Auch abwechslungsreicher als das Mit-telmeer: Ebbe und Flut, Wattenmeer. Zugleich bedrohlicher, ho-he Wellen. Man kann kaum baden. Erster Eindruck bei der An-kunft: da tobte Felix im Watt. Muscheln. Der Sand feucht. Spa-ziergänger und Liebspaare. Einer schleppte das Mädchen auf den Sand, kniete nieder, küßte sie. Und die Leute tragen alle schon Jacken, Pullover, Ölzeug sogar, obwohl es August ist. Leichte Langeweile macht sich breit, ähnlich wie in Straelen, dem Nest an der holländischen Grenze. Muschelessen. Alle essen hier Muscheln, große Berge. Mit Apfwein, Cidre.“
Schließlich Frühstück auf dem Boot. Dann Abfahrt nach Fetovaia. Dort erst konnnte ich am Roman weiterschreiben, mich mit Joyce wieder in Verbindung setzen, nahdem ich auf der Fahrt noch im Ludwiger ( Der Stand der Ufo-Forschung) gelesen hatte.“
Besonders gefährlich wurde für die eiskalt "Wissenden", von denen es tatsächlich noch sehr viele gab, Joyces Geheim-schrift, die nicht nur mit solche allgemeinen "emotionalen" Überlegungen umging, sondern es in sich hatte. Er schrieb: „Es gilt jene Elemente zu finden, die die "Transquartett-Terme" hö-herer Organisationsstufen möglich macht. Und pragmatische In-formation in immer größeren entelechialen Abstand zum vierdi-mensionalen Raum zu bringen - und dies nicht nur auf Neuronenbasis. Es kann sein, und Lyss´ Recherchen und Unter-lagen bei Lov machen es deutlich: transuranische Materie macht jene erwähnte Neutronenkonfiguration möglich, von dene sich Aktivitätenströme oder Gravitationswellen abspalten ließen. Und so wäre auch ein Gravitations¬antrieb möglich. Wobei Gravitationsströme auf das Umfeld eines Planeten angewiesen wären. Bei den Aktivitätenströmen wäre es anders und freier.
Mir, dem Erzähler fiel dabei auf, wie nahe dies Zukunfts-projekt auch unserer Romanstruktur steht, ja, Joyce selbst machte mich darauf aufmerksam, während des Schreibens flossen die Ideen ein, als wären unsere Gedanken so gekoppelt, dass unsere Existenz so erst hier möglich wurde, dass schon in dieses Netz, und Tantra heißt genau dies, die Botschaft fast verschlüsselt transportierbar wurde, nämlich in der Strukturs selbst: Denn immer geht es um Sinneinheiten und um ihre Annäherung an Eins und das Eine, und das geht über die Schichten von Sinnhierarchien (oder geistige Wirklichkeiten) hindurch, Altivitätenströme, seine, meine gebündelt in Leitzo-nen, um genügend Intensität an Erhellung zu sammeln, die je dichter sie sind, umso natürlicher in höhere x-Bereich fließen, um dort anderen Strömen und sogar Gestalten (intuitiv) zu begegennen. Früher sprach man von alles- durch-dringender Gedankenkraft, die so konzentriert Syntropenbrücken bildet (Ausflug in x5) und dann wieder abwärtssteigt, um Wirkungen im Raum (Bilder, Figuren, Ereignisse, Elemente: Gras, Stein, Tiere, Menschen) als Handlungsverlauf herstellen zu können.
Kein Wunder, dass wir versuchen, schreibend, also mit un-serem eigenen Fahrzeug und Kraftlaser in jene Bereiche einzu-dringen, es gibt keinen besseren, der Kopf ist hier der dichteste Ort des Alls, und im Alphabet und in den Zahlen kann er die Welt bewegen, ja, ändern, etwa mit Einsteins Formel. Und auch der Roman kann sich mit Hilfe von Lov und Joyce, Terplan, Lyss, Oberth, Newton und Morris, wenn ihre Idenströme und Bewußtseinsnetze in Bereiche hoher Metroplexe, die ähnliche Sinneinheiten haben, eindringen und ihre Ideenmuster mit jenen zur Resonanz gebracht werden; ähnlich ist auch die mediale Komunikation mit den Toten und anderen Entitäten, die Wellenlänge und "Chemie" muß stimmen. Und je höher der Assmilisationsfaktor dem Einen angenähert wird, umso größer die exstatisch Explosion eines Glücks.
Joyce übernahm Heims Vorstellungen, meinte, dass jene Annäherung an den "Assimilationsfaktor" Eins (also das Unteil-bare und Unzerstörbare auch in uns!) gelinge, umso wahrscheinlicher sei, dass sich auch jener "Informationskanal" zu x5 öffnet (der ja übrigens in der Quintaessentia oder im Kehlkopfchakra: Hauch, Atem, Sprache schon seit Jahr-tausenden genutzt worden war!) Jene, die in anderen Raumbereichen und Zeitdimensionen schon existieren können, scheinen solch eine "Projektion" der Aktivitätenströme in ihre und in unser Raumbereiche durch einen als "Projektor" wir-kenden Apparat technologich verwirlicht zu haben. Und Joyce hatte diese erstaunliche Umsetzung aus mehreren Quellen gesammelt und darüber sinniert, ja, und dafür war er dem Schicksal dankbar, dass er an dieser Stelle saß, wo die Informationsströme zusammenflossen.
Die skurrilste Deutung kam von Terplan, der sie wie einen poetischen Märchenstoff behandelte,dabei aber wohl der Sache am nächsten kam. Lov war etwas nüchterner, nur brachte er sie gleich mit einer "Todesenergie" in Verbindung. Durch eine Rücksprache mit Heim und Vallée, dann mit von Ludwiger, ergab sich etwa folgendes Bild, das Joyce freilich noch durch Geheimdienstberichte aus aller Welt vervollständigte.
Ich kann sie hier auf den Roman übertragen, auch für Joyce das beste Transportmittel, die realiserte Phantasie in jene höhere Dimension eingeführt; WIR KORRESPONDIERTEN EIGENTLICH ALLE SCHON VIRTUELL und wirkten wie ein Verstärker; nur war die Resonanz mit den Anderen, die dies auffangen könnten nu sprachlich oder im Denkbereich kaum gesichert, dazu gehörte die Medialität Terplans, über den dann tatsächlich der Informatioskanal geöffnet werden konnte. Was sich schwer vorstellen ließ, war der gleiche Prozeß mithilfe von Apparaten, wie es die Aliens realisiert hatten, nämlich, dass zwei solcher Geräte zwei in gleicher Weise modulierte Aktivitätenströme senden und empfangen konnten, die über x5 eine Syntropenverbindung herstellen, wobei Raum und Zeit, wie bei den Gedanken auch keine Rolle spielt. Was sie geleistet hatten, und was die Amerikaner bei den gekaperten Raumschiffen in Roswell überhaupt nicht entschlüsslen konnten, auch wenn sie die Schiffe genaustens untersucht und auseinandergeommen hatten, war die Funktionsweise, wie solch ene Syntropen-Brücke skleromorph gemacht worden war, also mit einer festen Skrutur versehen werden konnte, das, was wir nur denken können, als materielles Objekt erscheint. Am besten können sich die Physiker solch eine Herstellung von diesen okkulten Aktivitätenströmen (Gedankenwellen?) über die Gravitaionswellen vorstellen. Schließlich hatte schon Einstein, dann Heisenberg erkannt, dass die kleinsten Teilchen, geometrischen Srukturen (Platon) ähneln, wo es dann nur noch mit "Ideen" weitergeht ...
Gravitationswellen sind ja reine Aktivitätenströme im x5 und x6-Bereich!!
Und die an den Schnittstellen mit der Raum-Zeit (R4) die Unmittelbarkeit dessen herstellen, was im Zufall uns zustößt und oft unerklärliche Erscheinungen verursacht, denn hier ist der Übergang, in dem wir ständig stehen, wenn wir offen sind; Gravitationswellen stellen also die Verbindung her zwischen Transbereich und physikalischem Raum. Zustände von allergrößter Unwahrscheinlichkeit und negative Entropie ensteht an dieser Stelle, da hier Strahlen in unsere Welt aus der allerhöchsten Informationspotenz fallen.
Joyce schüttelte den Kopf als er aus dem Archiv diesen Text vor Augen hatte: "Diese fallenden Aktivitätenströme könnten ohne nenneswerten Energieaufwand aufgrund ihrer hohen, die Organisationen materieller Systeme ändernden "Leistung" über entsprchende Apparate transformiert und demoduliert werdesn und direkt an den x5 x6 Komponenten energetischer Strukturen eingreifen." So sollen also UFOs "Projektoren" sein?, die solch eine Brücke bilden, so dass der Raum derart gekrümmt ist, dass zwei voneinander getrennte Orte doch zur völligen gegenseitigen Durchdringung kommen? Es geht also um Superräume und Hypernetze einer anderen, höheren Ebene des Daseins, dachte Joyce, also doch eine Art gedachte, geträume Dinge, die eher mit unserem Unbewußten als mit unserer Lofgik etwas zu tun haben, aber auch unseren Sinnen als wirklich erscheinen!
VIERTER TEIL
1
Alles begann, so stand es im Tagebuch, mit einem Ge-heimexperi¬ment der amerikanischen Marine, wo die psychische Vi¬bration mit der entwic¬kelten Technik zusammenkam, das Phantasti¬sche also in unsere geschichtliche Dimension eingebrochen war, das Grauen war ja schon lang eingebrochen: Ein Experi¬ment, das zuerst in Phila¬delphia und dann auf dem offenen Meer unternommen wurde, ließe sich so beschreiben:
"Damals wollte die amerika¬nische Marine den Effekt eines starken Ma¬gnertfeldes auf ein bemanntes Schiff testen. Durch pulsierende und nicht pulsie¬rende Generatoren erzeugte man ein beträchtliches Magnetfeld um einen im Dock liegenden Zerstörer; und die Resultate waren verblüffend, wenn sie auch negative Nach¬wirkungen für die Besat¬zung hatten. Die erste Wirkung war ein un¬durchsichtiges nebliges grünes Licht. Im Dock wurde das ganze Schiff bald von diesem Ne¬bel erfüllt, und für die Leute am Dock verschwand es samt der Be¬satzung allmählich, bis nur noch die Wasserlinie sichtbar war. Spä¬ter wurde berichtet, der Zerstörer sei zur gleichen Zeit im 700 Kilo-meter entfernten Nor¬folk (Virginia) aufgetaucht und ebenso plötz¬lich wieder verschwunden. Lo¬vering, der das ganze erst später er¬fuhr, vermutete, dies könnte ein Nebeneffekt eines solchen Versuchs mit dem damit zusammenhän¬genden Phänomen der Zeitverschie¬bung gewesen sein. Lovering hatte all diese Daten von einem ehe¬maligen Besatzungsmitglied Carl Allan, der sich an Lovering wandte, nachdem er dessen Bücher gelesen hatte. Dabei war dem Mann aufgefallen, wie sehr Lo-verings Theorie von den Fremden und den unbekannten Energien ihrer Raum¬zeitschiffe dem Philadelphia¬experiment glich. Daraus entwickelte sich ein Briefwechsel, der für Lovering seltsame Folgen haben sollte. Allan bezeichnete sich als Überlebender des Experiments, über das wegen der Zensur bis dahin - bis auf einen kurzen Zeitungsartikel - keine Einzelheiten bekannt geworden waren. Der Versuch auf hoher See war ein Erfolg gewesen: In der Form ei¬nes Rotati-onsellipsoids bildete sich im Um¬kreis von 100 Meter um das Schift ein Schwingungs-Feld, in dem der Zerstörer unsichtbar wurde. Seinen Eindruck im Wasser konnte man erkennen, ihn selber jedoch nicht mehr. Als das Magnetfeld weiter zunahm, wurden einige Männer an Bord plötzlich unsichtbar; um sie wie¬der sichtbar zu machen, musste ein therapeutisches Ver-fahren, das in den Bereich ei¬nes OOEB-Vibrations- Feldes ihres zwei¬ten Körpers eindrang, angewendet werden, das ebenfalls geheimgehalten wurde. Andere Besatzungs¬mitglieder jedoch entfern¬ten sich so weit von ihrer körperlichen Gestalt, dass sie weder gesehen noch er¬fühlt werden konnten; bei ihnen bediente man sich eines elektronischen Spezial¬geräts, um sie in den Normalzustand zurück¬rufen zu können." Man war wie der Zau-berlehrling dieser ungeheuren Informa¬tions¬energie ausgeliefert, die die Fremden freilich längst beherrschten, sie waren uns etwa 2000 Jahre an Wissen voraus.
Ein Brief von C.G. Jung klärte Lov auf, dass lange schon dies "grüne Licht" und der goldene Schimmer als enorme Kraft be¬kannt waren, die die Außenwelt aufhoben, nicht nur "durch-brachen". Jung schrieb dazu folgendes:
"Im Jahre 1939 hielt ich ein Seminar über die "Exercitia Spirtualia" des Ignatius von Loyola. Gleichzeitig war ich mit Stu¬dien zu "Psychologie und Alchemie" beschäftigt. Eines Nachts er¬wachte ich und sah in helles Licht ge¬taucht den Crucifixus am Fu¬ßende des Bettes. Er erschien nicht ganz in Le-bens¬größe, war aber sehr deutlich, und ich sah, dass sein Leib aus grünlichem Golde be¬stand. Es war ein herrlicher Anblick, doch ich erschrak über das Ge¬schaute. Visionen als solche sind mir sonst nichts Ungewöhnliches, denn ich sehe öfters plastische hypnagogische Bilder.
Damals hatte ich viel über die "Anima Christi", eine Medi-tati¬on aus den "Exercitia", nachgedacht. Die Vision schien mir nahezu¬legen, dass ich bei meinem Nachdenken etwas übersehen hatte, und das war die Analogie Christi zum "aurum non vulgi" (dem nicht gewöhnlichen Golde) und das grüne Licht der Alchemi¬sten. Als ich verstand, dass das Bild auf diese zentralen alchemisti¬schen Symbole hinwies, dass es sich also eigentlich um eine alche¬mistische Christus-Vision handelte, war ich getröstet.
Das grüne Gold ist die lebendige Qualität, die die Alche-misten nicht nur im Menschen sahen, sondern auch in der anor-ganischen Natur. Es ist Aus¬druck für einen Lebensgeist, die "anima mundi", oder den "filius macrocosmi", den in der ganzen Welt lebendigen Anthropos. Bis in die anorganische Materie ist dieser Geist aus-ge¬gossen, er liegt auch im Metall und im Stein. So war meine Vision eine Vereinigung des Bildes Christi mit seiner Analogie, die in der Materie liegt, nämlich dem filius macrocosmi. Wäre mir das grüne Gold nicht aufgefallen, so wäre ich versucht gewesen anzunehmen, dass an meiner "christlichen" Auffassung etwas Wesentliches fehle, mit anderen Worten, dass mein traditionelles Bild irgendwie ungenü¬gend sei und ich deshalb noch ein Stück christlicher Mutation vor mir habe..."
Lovering sollte sich später bei der Recherche in John Dees "Engelgesprächen" und Beschwörungen daran erinnern, dass je-nes grüne Licht immer da war und aus ihm auch der Engel am westli¬chen Fenster kam, sich ma¬terialisierte, wieder verschwand!
Vorerst sammelte er weiter in Bibliotheken und im Internet, aber auch durch Kontakte mit "ihnen" Fälle von Landungen, und kam so zur Einsicht, dass "sie" uns seit Tausenden von Jahren in die¬sem grünen Licht hier auf Terra besuchen, dass alle Götter¬geschichten, bis hin zu Quetzalcoatl, der "gefiederten Schlange der Altmexikaner (Mayas und Azteken), ja, der Tolteken, die etwa Ernesto Cardenal als mexi-kanischer Ur-Christus so schön beschrieben hat, nichts anderes als eine Verballhornung solcher Besuche und Abflüge sind; nicht anders die Götter-Kashinas der Hopis, die ja solch seltsame Astronauten¬helme tragen. Alle Völker warten auf die Wiederkehr solch "höherer Wesen" - bis hin zu dem griechi-schen Prometheus und sei¬nem "Feuer".
Am 12. Juni 1790, vor mehr als zweihundert Jahren, stürzte ein UFO in Frankreich ab. Um 17 Uhr am Nachmit¬tag glitt es mit torkelnden Bewegungen aus dem klaren Himmel über Alençon (Hauptstadt des Departe¬ments Orne, zwischen Paris und Rennes), riß in Boden-nähe Bäume und Sträucher um, setzte das Gras in Brand und schlug schließlich auf der Kuppe eines Hügels auf. Die entsetzten Bauern, die das Spektakel mit angesehen hatten, liefen davon und verständigten die Be¬wohner der Stadt. Nur einige wenige Mutige näherten sich der gro¬ßen Kugel. Sie war heiß und konnte nicht berührt werden. Schließlich trafen zwei Abgeordnete aus Alençon auf dem Hügel ein, ein Arzt und eine große Schar wei¬te¬rer Neu¬gieriger begleiteten sie.
Polizeiinspektor Liabeuf, der wenige Tage später von Pa¬ris aus nach Alençon geschickt worden war, um das er¬staunliche Ereignis zu untersuchen, schrieb in seinem Be¬richt: "Als sich die Menge um das mysteriöse Objekt ver¬sammelt hatte, öffnete sich so etwas wie eine Tür, und heraus kam eine Person, genau wie wir, aber seltsam ge¬kleidet, mit einem Anzug, den ganzen Körper vollständig einhül¬lend, und die Leute sehend, murmelte er etwas Un¬verständli¬ches und floh in den Wald.
Die große heiße Kugel explodierte kurz darauf in einem lautlo¬sen Knall und ließ nur ein feines Pulver zurück. Von dem seltsamen Mann, der das Objekt kurz zuvor verlassen hatte, wurde nie wieder etwas gesehen.
Der Mythenforscher Sergius Golowin nennt einen Paral-lelfall aus der Schweiz, der nur als mündliche Sage erhal¬ten ge-blieben ist: Demnach sei einst ein Mann auf den Gurten, einen Hügel bei Bern, gestiegen. Plötzlich habe ihn ein grelles Licht geblendet, eine feurige Kugel sei vom Himmel gefallen und vor ihm auf der Wiese gelandet. Als er die Augen wieder öffnete, habe er eine Weis¬se Gestalt mit ei¬nem dunklen, rußigen Gesicht gesehen. Der Zwerg schaute ihn nicht einmal an, sondern blickte nur in der Gegend umher und lief dann in den nahen Wald. Gese¬hen hat man ihn nie wieder. Der Mann hinge¬gen litt unter so starken Schmerzen, dass er wie ein Betrunkener nach Hause wankte und an¬schließend für drei Wochen im Bett bleiben musste."
3
Lovering hatte auch erfahren, wie ihre Raumschiffe funktionier¬ten, und warum solche Krankheiten auftreten mußten. Das für ihn gefährliche, ja, tödliche Wissen stand ganz ungeschützt in seinen Aufzeichnungen:
"Auch im Philadelphia-Experiment freilich, an dem Allan an¬geblich teilgenommen hatte, gab es keine Schutzmaßnahmen gegen diese psy¬chisch-tech¬nische Vibrationskraft aus mangeln-der techni¬scher Fähigkeit, oder auch weil, die ganze Perspektive zu fremd war, nicht: Seeleute sollen danach im Krankenhaus gelandet sein, sie wa¬ren am Ende tot oder mit geistigen Störungen behaftet. Andere spürten die Nachwirkungen des Experiments, das ihre psychi¬schen Fähigkeiten offenbar gesteigert hatte: Sie verschwanden zeitweise und tauchten dann wieder auf - zu Hause, auf der Straße, in Restau¬rants, und natür-lich zur großen Überraschung aller Umstehenden waren sie da und tauchten wie aus dem Nichts vor den Leuten auf."
Lovering der über Allan und über Herbert und einen ande-ren, von Gewissenbissen geplagen Ingineur der CIA - die zum Lo¬veringzirkel gestoßen waren, noch mehr geheimes Material erhalten hatte, freilich aber auch aus "direkter Quelle" diese ge-fährlichen Aufzeichnun¬gen und Tagebücher schrieb, und zum Teil sogar veröffentlich hatte, wurde lange Jahre von der CIA beobachtet. Es war daher fast zwangsläifig zu erwarten, dass er eines Tages zitiert werden würde; das Forschungsbüro der Ma-rine lud ihn eines Tages tatsächlich nach Washington ein; äu-ßerst überraschend war für ihn, dass er in Washington nicht nur mit einer Ausgabe der veröf¬fentlichten Aufzeichnungen konfrontiert wurde, sondern man ihm auch grinsend Kopien seiner Tagebücher auf den Tisch legte. Es enthielt handschriftliche Randnotizen zu seinen Beob¬achtungen und Theorien über die UFOs und war dem Forschungsbüro von unbe¬kannter Seite zugespielt worden.
Drei Personen hatten die vielen Rand-Notizen mit ihren Initia¬len ver¬sehen, eine der Handschriften glaubte Lovering als die von Allan wiederzuer¬ken¬nen. Die Marine war an dem Tage-buch, und vor allem an den Randnotizen, die auch Lovering zum erstenmal sah, höchst interessiert, aber es gelang ihr nicht, Allen ausfindig zu ma¬chen. Auch die anderen beiden Personen wurden nie identifiziert; und Lovering vermutet, dass es sich dabei um zwei seiner TW´s han¬deln könnte, mit denen er medialen und auch "wirklichen" Kontakt, zum Teil über Computer gehabt hatte. Eine Quelle behauptet sogar, Allan sei selbst ein TW (ein Transwesen) gewesen, andere: Lovering sei mit Allen identisch. Einige hingegen berich¬teten, Allen habe ebenfalls zu¬rückge¬zogen in einem ländlichen Ort gelebt und Kontakt nur zu einem älte¬ren Ehepaar gehabt, von dem keiner genau sagen konnte, woher es stammte. Eines Tages seien alle drei fortgezogen, und man ha¬be nie mehr etwas von ihnen ge-hört.
4
Die Angst überfiel Lovering in den letzten Tagen, ob-wohl er wußte, dass sie ihn ganz anders um die Ecke bringen würden. So schrieb er in einer Notiz: Vor dem Gefäng¬nis Potosi von Missouri standen Demon¬stranten mit einem Transpa¬rent genau in jenem Augenblick als eine Hinrichtung mit der "Injektions¬maschi¬ne" statt¬fand. Sie tru¬gen diesen Spruch vor sich her: "Warum töten wir Men¬schen, um zu zeigen, dass Töten nicht sein darf?" - Nur solche Sätze zeigen Wahr¬heit, die sich selbst und den gelebten Augenblick in Frage stellen.
Und Lovering war verblüfft, als er am gleichen Tag bei Thomas Morus, wie übrigens auch in Campanellas "Sonnen-staat" las und sich nun erinnerte, dass beide nachher jahrzehnte¬lang gefangengesetzt worden waren, sie lagen da krummgeschlossen und in Ketten, wurden dann hingerichtet; waren sie nicht auch deshab getötet worden, weil sie zuviel wußten? Da erzählt der Welt¬reisende Campanella Erstaun¬liches von frem¬den naturna¬hen Menschen und Kulturen, denen das überzivilisierte Europa nacheifern solle. Bei Cam¬panella im Ba-rockzeitalter wird freilich das Ordo des Inkastaa¬tes ge¬priesen. Bei Morus der ur¬kommunistische Zustand des "guten Wilden", vor al¬lem aber die Gelegen¬heit, den verheerenden Einfluß der Geld¬wirtschaft und des Besitzes auf das Humanum zu zeigen.
Aber ohne jede Scham war nun heute sagbar gewor¬den, dass das Geld, der Be¬sitz, die Reklame, das Kapitalsy¬stem "ge-siegt" hätten: Und das denkbar beste Paradies sei nun jenes und aus¬schließlich jenes, das wir haben, ohne jede Einschränkung sei es das histori¬sche Non Plus Ultra, über das hinaus es nichts mehr geben kann und geben darf! Furcht vor der anderen Alter-native, der anderen Grenze, die die Fremden zeigen, dass es ganz anders sein könnte?
Der Dreivokal, dass ich nicht lache, wie er mich
trietzt und engt vor dem stotternden Altar
dieser Wand vor Ihm/ eingesperrt in den Kirchen
ein Lallen von je
das in mir liegt schwer im Magen dies
Verdorbene
Abend Mahl nippst vom Symbol wie vom faden Papier
einer Losung /vorbei zu gehen am
Wasser des Lebens -
diese Verbrecher an Gott.
Und Terplan? War Terplan jetzt wieder zu Hause, zu Hause hier in seiner Geburtsstadt S., dem ehemaligen Osten?
Terplan war aus seiner ruhigen Oase durch einen Bericht aufgeschreckt worden, den dazu noch sein Freund Lovering mit dem merkwürdigsten "Material" bestätigte, nämlich, dass wir kurz vor einer radikalen Verwandlung stünden, so der Bericht: dass der kleine Weltuntergang jedes Einzelnen jetzt allen ge-meinsam und zur gleichen Stunde drohe... ein Durchgang, den die Erde durchzumachen habe. Und erst durch diesen Bericht begann Terplan sich langsam zu erinnern ...
Bericht!
Die Lider wurden ihm schwer, er war müde an diesem Tag. Doch er wurde aufgefordert, sich zu erinnern. Und er erinnerte sich plötzlich an den kleinen, an den historischen "Weltunter-gang": Nicht jeder, der keinen Boden mehr unter den Füßen hat, fühlt es so: es gibt Leute, die mit Autos oder mit Jachten ans an-dere Ufer kom¬men, und sie bemerken es kaum; hier, jetzt, es ist nicht einfach, die Distanz, die Fremd¬heit zu bewahren: Zu an-strengend war es, weiterzuleben - seit Kriegsende. Mein Gott, wie fern, wie unwirkllich war das, was wir für die "reale Welt" gehal¬ten hatten... Früher war das hier ganz anders, damals als Kind... so schön... Morgen¬sonne blendet durch die Bäu¬me des Nußbaumes. Morgenge¬ruch. Alles noch selbstver¬ständ¬lich nah wie der Geschmack eines Apfels, wie Wind, Re¬gen, Schnee, Sonne: wie die an¬gewärmte, wie die nasse Erde. Schaukel am Batull¬apfel¬baum, dahinter geöffnet ein Schlafzimmer¬fenster. Durchs Laub und Ge¬äst fielen dumpf die Äpfel, letzte Sekunden. Und in der Ferne eine Glocke. Damals bei Kriegsende als das erste, das klei¬ne Ende da war... Die Erwachse¬nen flüsterten den ganzen Tag. Sie hatten verwapelte, blasse Gesich¬ter und gingen ins kleine Gro߬eltern¬¬schlaf¬¬zim¬mer, um sich zu be¬sprechen. Sie glaubten zu träumen. Ist es denn die Möglich¬keit? Ein ho¬hes Summen war im Kopf zu hören, wie ein Aus¬setzen der Zeit... Als wärs - plötzlich eine hastige Ewigkeit. Alle Pläne fielen ins Was¬ser. Alles fiel ins Was¬ser, obwohl alles so geblieben war, wie früher auch. Später dann die klei¬nen Russenpanjewagen - fuhren hin¬über, polternd, rum¬pelnd. Aber es waren nicht mehr dieselben Brücken; auch der Fluß - es war nicht mehr der¬selbe Fluß. Alles aber schien schon wie aus der Welt gefallen, fremd und unheim¬lich, umgeben von Stille; so wars, als wäre ein heftiges Uhrenschlagen mitten in den schrill-sten Tönen des Zeitfadens abgerissen: rasendes Po¬chen des Herzschlages - und dann nichts mehr. Nichts. Ein Un¬nennbares scheint durch uns durch, als wären unse¬re Augen geheimnisvolle Fen¬ster... Und in jenen Tagen die vielen Begräbnisse... vor al¬lem in der Cornesti.... klagende Frauen schwarze Kopftücher... Kerzen... Weihrauch Ge¬ruch... ein Pope in silber¬besticktem Messgewand sang, aber das Ge¬sicht des To-ten hoch¬gestellt. Doamne miluieste, milu-e-este, la cásuta ta cea nouá, nu te ninge, nu te plouá. In das neue Haus in das sie dich le¬gen, fällt kein Schnee und fällt kein Regen. Jetzt war es ähnlich, nur - das Ganz An¬dere hatte sich endlich gezeigt ...
Doch war er schon damals als Kind mit ihnen in Berührung gekommen? Er erinnerte sich an einen solchen Schrecken. Dazu aus Draculares. Sowie Entführungsgeschichte!
5
Damals hatte Terplan noch nichts von sogenannten Bedroom Visi¬tors gehört oder gelesen, noch kannte er Literatur zu diesem Thema, wo das sogenannte Missing-Embryo-Syndrom auftritt, also der (angebliche) Diebstahl von Föten durch die Fremden während einer Entführung. Nämlich der Alf hier bei uns in Siebenbürgen.
Wichtig, um zu erkennen, wieso diese aus einer anderen Welt auftau¬chenden Gebilde überhaupt möglich sind, ist auch jene Affaire, Ter¬plan hatte von einem Be¬kannten, einem For-scher bei Mufon davon gehört hatte. Es ging um die erste Be-gegnung 1946 mit solch einem "Besucherraumschiff": Sie ka-men von Beteigeuze.
Lov und Terplan hatten oft darüber gesprochen, auch in Lyss Anwesenheit. Lov wußte ja über Lyss Bescheid, und Lyss über Lov.
An diesem Nachmittag saßen sie in Lovs Wohnung. Lov fragte, um Lyss zu provozieren:
"Lyss, haben die Astronauten von Beteigeuze mit Amerika einen Pakt abge¬schlossen? Waren sie die ersten Sendboten einer außerirdischen Macht, die mit den Erdbewohnern Beziehungen anknüpfen sollten?" Lyss schwieg. Sie dachte wie alle Geheimdienstler: die Fragen stelle doch ich, und verzog nur den schönen Mund! Wußte sie, dass Lov wußte, wer sie eigentlich war? Lov verriet sich sonst nie. Terplan, der auch dabei war, mischte sich sofort ein, und mutmaßte: "Da aber Beteigeuze Tausende von Lichtjahren von der Er¬de ent¬fernt ist, könnten die Folgen die¬ses ersten Kontaktes erst nach einer sehr langen Zeit, d.h. nach dem jetzigen Stand unserer Raum-fahrtkenntnisse eigentlich niemals in Erschei¬nung treten."
Lyss entschloß sich irgendetwas zu sagen:"Sollten dennoch junge Menschen aus den Tiefen des Weltraums auf die Erde gekommen sein, müsste das Milliarden von Jahren gedauert haben!"
Lov konterte weise. Es war ein richtiges Versteckspiel. Er hoffte, Lyss würde alles aufnehmen, so dass es ihre Chefs noch-mals hören konnten, vielleicht sogar General Newton, der Be-tonkopf: "Aber wohlgemerkt nur im Prinzip", sagte er, "denn es ist fast sicher, dass die astronomi¬schen Entfernungen ebenso zufällig geschätzt wurden wie die Zeitan¬gaben der Physiker und der Archäologen. Eine Entfernung, die auf 40 Millionen Licht-jahre geschätzt wird (eine Dimension, die gänzlich außerhalb des menschlichen Vor¬stellungsvermögens liegt), wird vielleicht morgen auf 40 Jahre zusam¬menschumpfen, vielleicht so¬gar auf 40 Sekunden. Albert Einstein hat eine verblüffende Hypothese aufgestellt: Wenn das Licht sich in einer krummen Linie fort-pflanzt, so gilt: je stärker unse¬re Tele¬skope sind, desto mehr täuschen sie uns über die wah¬ren Entfernun¬gen. Was darauf hinausläuft, dass das Bild eines Sternes sich in dem ge-krümmten Universum in einer Spirale fortpflanzen kann, die uns eine völlig falsche Vor¬stellung von der Entfernung ver-mittelt, denn das Bild dreht sich unendlich oft im Kosmos, ehe es wieder genügend nahe an seinen Ausgangs¬punkt zurückkehrt. Die Astronauten des chinesischen Altertums hatten diese Möglich¬keit, die für sie eine Gewißheit war, ins Auge gefaßt, wenn sie sagten: Mit einem genügend starken Fernrohr kann ein Mensch seinen eigenen Hintern sehen."
Terplan, der das Spiel anscheinend immer noch nicht be-griffen hatte, blieb wie ein Kind naiv; Lov aber war es recht, und es passte in sein Konzept einer seltsamen Geheimdienstpädagogik, was der Transsylvan sagte: "Da wir nun gerade von Einstein sprechen, können wir ver¬sichern, dass er kurze Zeit vor seinem Tode mit einem intimen Freund ein erstaunli¬ches Gespräch geführt hat – hier ich habs aufgeschrieben"; und er gab es Lyss zu lesen, die beugte ihren schönen Kopf darüber, Terplan sog genüßlich ihren Duft ein, dass Lov lachen musste; der Junge war also doch in sie verknallt:
Einstein:Die Fliegenden Untertassen existieren wirklich, nnd das Volk, das sie besitzt, ist vor 10 000 Jahren von der Erde ausgewandert.
Frage: Und warum kommen sie hierher zurück?
Einstein: Sie konnen gerne auf die Erde wieder, um mit der Geschichte der Menschheit auf dem Laufenden zu bleiben. Die Rückkehr vorzubereiten.
Lov war diese Frau ein Rätsel, eigentlich müsste sie doch überzeugt davon sein, dass es die Fremden wirklich gab, war sie doch selbst einmal entführt worden! Vielleicht aber war das Trauma so tief, es ihr einen Chock versetzte und sie heftig ab-wehren musste, jedesmal wenn daran gerührt wurde. Oder nahm sie diese Sache so ernst, dass ihr nur das Geschwafel darüber auf die Nerven ging. Er wollte das testen und provozierte sie nun mit Allgemeinem: "Diese Erklärungen eines Wissenschaftlers, der früher bekannt hatte, er habe kein Interesse an den Fliegenden Untertassen, sind es wohl wert, dass man darüber nachdenkt." Und dann mit einem Blick auf Lyss: "Es soll angeblich eine US-Behörde geben," sagte er boshaft, "die alles lächerlich macht und verfolgt, was mit diesen wirklich existierenden Unbekannten und Fremden zu tun hat. Aber der sich rund um den Erdball ziehende Spott über angebliche "Kontaktler" vermag nicht auszulöschen, dass es diese Kontak¬te mit Äußerirdischen dennoch gibt." Lyss schwieg und lächelte fein, als habe sie nicht verstanden. Lov aber fuhrt harttnäckig fort: "Allerdings werden sie weniger spektakulär ge¬knüpft, diese Kontakte, als es manche egozentrischen Bekundungen einer stau¬nenden Öffentlichkeit vor¬gaukeln. Und zwar auch ausgerechnet auch von jener Behörde, die keine Ahnung zu haben schein von dem Ernst der Lage. Oder so tut, als könne sie diese verdrängen und vertuschen: Für diese Kontakte gibt es nämlich eine unabdingbare Basis, und dies ist das menschliche Bewußtsein, Wahrheit wird, auch was die Fremden betrifft, immer nur nur für wenige Menschen möglich, ich würde fast sagen, ein Mensch der Zukunft wird daran erkennbar und danach gemessen, in wie weit er fähig ist, seine Gedanken zu beherrschen und seine Gefühle zu zügeln, ob er bereit ist, sein Bewußtsein über sich hinaus zu schär¬fen." Lyss rührte sich nichgt, lächelte weiter gleichmütig, ließ sich nicht provozieren, denn schließlich war das ihr Job. Eines ist mir aber klar, was die untersuchen, ist genau jene Seite, die falsch und Betrügerei ist, so spiegelt ihre Lüge jene andere von Profiteuren und Sensati-onsgier. Denn was heute noch ausufernd an "Kontaktberichten" nach außen schwappt, die diese Behörde allein zu interessieren scheint, ist nicht In¬forma¬tion aus erster Hand, sondern die unge-naue Wiedergabe eines Hörensa¬gens, verfälscht und sensatio-nell aufgeputzt von der schwärmerischen Intole¬ranz unbelehrbarer Weltverbesse¬rer. Die echten Kontakte hingegen vollziehen sich lautlos, sie weben ein Netz kosmischer Ethik, in dem sich die Mensch¬heit nicht als Beute verfangen soll, sondern an das sie sich klammern muß, wenn sie der drohenden Selbstvernichtung entge¬hen will."
Lov lächelte triumphierend, als er sah, wie sich Lyss nur mit Mühe beherrschte, denn genau das Gegenteil war ja der Fall, und genau das Gegenteil hatte sie vor, nämlich die ernsthaften Forschungen ... alles abzukupfern und so mitzuhelfen, die Sache weiterzubringen, im Grunde genommen war sie und Joyce Komplicen von Lov. Als hätte dieser ihre Gedanken erraten, schwenkte er nun ein, und näherte sich der Agentin mit seinen Gedankengängen, als wäre es eine Diskussion unter Verbündeten... "Eines muß ich aber sagen, immer noch ist jene Behörde mehr daran interessiert, den Fremden ihre Geheimnisse zu stehlen, wie eine Art Werkspionage kommt mir das vor. "Denn von dieser Warte aus betrachtet," sagte er leise und mit einem verschmitzen Ausdruck im Gesicht: "packt auch jede noch so gut gemeinte Wissen¬schaft das Problem von der falschen Seite an, wenn für sie die Frage nach dem techni¬schen Antrieb außerirdischer Raumschiffe im Vorder¬grund steht und sie darüber zu erforschen vergißt, ob uns etwa die Mission ¬der Planetarier auf unserer Erde nicht weit mehr interessieren müsste, als der ganze technische Schnickschnack, der aber Regierung und Militär fast ausschließlich interessiert. Sie lösen sich kaum einmal - wie die meisten Science-fiction-Filme übrigens auch - von der negativen Vermutung, ein An¬griff aus dem Weltraum stünde bevor. Beredter Zeuge hierfür ist selbst ein so friedlicher Mensch wie Professor Albert Hibbs vom Califor¬nia Institute of Technology. Er nämlich gab in einer Diskussion, wo ich mit dabei gewesen war, zum Thema, ob die Radioastronomen sich mit dem Empfang von Signalen aus dem Weltraum begnügen oder nicht bes¬ser eben¬falls Signale senden sollten, zu bedenken: "Wie haben sich denn die Menschen im Verlauf ihrer Geschichte verhal¬ten, wenn sie mit Menschen an-derer Kulturen in Berührung ka¬men? Sie haben sie bekämpft! Senden wäre also ein riesiges Wagnis. Vielleicht sind wir für die Weltraumwesen nichts weiter als Schlachtvieh. " Selbst in dieser Angst dokumentiert sich noch jener Geist, der die Menschheitsgeschichte durch Eroberung und Unter¬drückung ge¬prägt hat."
Nach einer Pause, in der nicht einmal Terplan etwas sagte, fuhr Lovering mit seinem Diskurs fort, denn er wußte, dass er damit Lyss nicht langweilte... "Ihr fragt mich, warum die Frem-den denn nicht einfach Kontakt mit uns aufnehmen? Das ist fast unmöglich, weil unsere niederen Schwingungen es verhindern. Die Wirklichkeit, die stärkere Wirklichkeit des Guten ... schon Kant wußte davon.. die von Materialismus verseuchte irdische Moral weckt ge¬wiß nicht das Vertrauen der Planetarier, logisch, dass sie selbst jenen, mit de¬nen sie Kontakte pfle¬gen, nur das Prinzip des technischen Antriebs ihrer Raumschiffe erklären, nicht aber den Konstruktionsplan mitliefern. Immerhin: Ihre In-forma¬tionen bestätigen Einsteins Einheits¬feldtheorie und ver-blüffen an einigen Stellen durch die fast gleichlautende Formu-lierung, in die auch Freunde von mir unter den Physikern ihre Vermutungen kleiden. Ihr wisst, dass einer dafür mit dem Tode bezahlt hat, ich nenne nur einen Namen Dr. Jussup. Das Ge-heimnis um den Tod des Amerikaners bleibt, doch es ist mir schon klar, wer ihn ermordet haben könnte, dass es kein Unfall war, wie im Fall des armen Morris und Smiths auch, davon bin ich überzeugt!" Er sah Lyss durchdringend an, sie wandte zum erstenmal ihren Blick ab und wurde blaß. Und der Transsylvan musste plötzlich an eigne, weniger gravierende Verfehlungen im ehemaligen Osten denken, als er da mit dem Geheimndienst mitgemacht hatte, nur, wie er dachte, um "Schlimmeres" zu verhüten, sie sogar zu unterwandern mit Wahrheiten.
Lovering atmete plötzlich schwer, er machte eine Pause, ging unruhig im Raum auf und ab. Es entstand eine Pause, wie sie Lyss so hier noch nie erlebt hatte. Einen Augenblick dachte sie sogar daran, die Karten auf den Tisch zu legen, da sowieso alle über sie Bescheid wußten. Doch sie schwieg, und stellte nicht einmal die Wanze, die sie unter dem Pullover, ach, nahe ihrer empfindflichsten Stellen trug, nicht ab. Lov aber sah wie hypnotisiert jetzt genau auf diese Stelle ihrer Brüste, als wären die Warzen das Empfangsgerät!
Sie blieb auch diesmal nicht länger; es war ihr unmög-lich diese Nacht mit Lov oder gar mit Terplan zu verbringen. Mein Gott, welch abgekartetes Spiel. Sie verabschiedete sich und ging. Keiner hielt sie zurück!
6
Eine der rätselhaftesten Geschichten Loverings aber war die der Auf¬lösung, des wirklichen Verschwindens und der im Nichts real werdenden Zeit¬verschiebung. Auch hier war wieder von einem "Diktat" die Rede, von dem auch der Physiker Her-bert gesprochen hatte. Terplan fand den Bericht rein "zufällig" auf dem Dachboden bei den abgelegten alten Mappen mit den Manuskripten, eine seltsame Nachlässigkeit Lovs, da es sich doch um ein so wichtiges Erlebnis handelte, in das er nicht ein-mal seine Mitarbeiter eingeweiht hatte. Terplan staunte. Womöglich handelte es sich um ein auf diese Weise verstecktes Manuskript Loverings.
Er erzählte von einem dieser merkwürdigen interdimen-sionalen Flüge, die für ihn ein gewichtiges Argument gegen den Tod waren, nämlich dass nichts/ Nichts vergangen oder verloren ist. Dieser seltsame Bericht, als Zukunftsbericht getarnt (man sehe, was Literatur im Versteckspiel mit der Metapher wider die neue Geheimpolizei der Zentrale noch leisten kann!), war ein Bruchstück und begann so: ... es war beim letzter Aufruf für den >interdimensionalen< Flug gewesen, Abflug vom Londo¬ner Terminal. Echt englisch: Dieser Terminal hatte sich in den letzten 50 Jahren kaum verändert. Immer noch waren die Baulichkeiten kalt und beängstigend. Die Ansagerstimme war vielleicht das Wärmste an dem ganzen Flugplatz. Reiseziel Betegeuze: "Alle Passa¬giere mit gültigen Flugscheinen werden gebeten, sich unver¬züg¬lich in die Einschlafzone zu begeben. Danke". Die Einschlafzone, eigentlich ein sehr euphemistisches Wort, denn es ging ja um Desintegration bei diesen besonderen Flügen, war nüchtern weiß. Unmöbliert. Sah aber eher einem Hin¬richtungsraum für Injektionen früherer Zeit ähnlich.100 Liegebet¬ten standen im Raum, in Gruppen zu jeweils zehn. Fünf B-Stewardessen gingen zwischen den Liegebetten umher, boten Milch an. Der Eingang zur >Einschlafzone< aber wurde von bewaffneten Posten flankiert. Neben den Posten stand ein Travel-Steward. Er kontrol¬lierte gerade die Reisepapiere eines Fluggastes, der sich verspätet hatte.
Ich bat meinen Begleiter, denn ich hatte einen dieser Fremden als Schatten neben mir, er hatte mich ja aufgefordert mitzukommen, es war also eine Art Entführung, ich bat Om, so hatte er sich vorgestellt, mir nochmals diese Sache mit der "Enschlafprozedur" zu erklären.
Schon früher war vom Schreckzustand Körper die Rede gewesen ... von dem ich nun befreit werden sollte! Er antwortete nicht gleich. Und ich stellte mir vor: Es wird Schulen dafür ge-ben, wie man diesen Zustand und die "Reisemöglichkeit" errei-chen kann, Trainingsorte, und ich kenne Leute, die jetzt schon methodische Anweisungen geben können und Techniken für den Flug entwickelt haben; ganz abgesehen davon, dass es bei den Schamanen auch heute solche Techniken gibt, die vom Lehrer auf den Schüler in¬itiatorisch weitergegeben werden.
Erstaunlich sei die Auffassung der Antroposophen, hörte ich nun die Stimme von Om: sie sprächen von einer ge-fährlichen Aktivität der Engel, weil die Menschen heute massen¬weise absent seien im wachen Zustand, und so nicht mitmachen, also ihre Substanz nicht bewusst in einer Höhe-rentwicklung stehe, sondern nur, und zwar in schlafendem Zustand, von dem Engel ver¬wendet werden könne, die ja einem Gesetz gehorchen, nicht damit rechnen, dass dieses Gesetz bei euch gebrochen wurde: So kommen Impulse und Wissen in die heutigen Menschen hinein, die mit Unreife gepaart, furchtbare Folgen haben können; Zukunft wird vorbereitet, aber in Abwe-senheit der Menschen, niemand ist da, der mitarbeitet, aber jene, die so geistig abwesend sind, nützen das ihnen durch die Bilder des Engels ge¬gebene Wissen zu rein egoistischen Zwecken aus. Kräfte, die durch gefallene Engel, wie etwa Luzifer smbolisiert seien, damit wir überhaupt etwas begrei¬fen können, sagte Om weiter, drängen die Menschen ab von der Ein¬sicht in die Ar¬beit der ENGELHIERARCHIEN, indem sie automatisch-geistige Wesen und totalitäre Seelen schaffen, Fachidioten und "Gelehrte", Wissenschaftler, In¬genieure ohne Selbstwissen, ja, auch Autoren, Pfarrer etc., die es gut meinen, aber wie Automaten funktionieren. Andere, die dem Animalischen verwand¬ter sind, lassen nur Tatsache und Materie gelten, jener Würgegriff des Au¬ßen, der keine Möglichkeit mehr offen läßt, das Unmögliche also, die feste Welt, das Gewesene also: Äußerliches sinnfälliges Leben, in dem sich nichts als höhertentwickelte Tiere mit geliehenen Bedürfnissen bewegten. Durch "wissenschaftliche" Beweise und falsche Theorien von Aufklärichten, alles zu Tode ratio-nalisieren, überzeugt, dass es weder Engel noch ein Leben nach dem Tode, dass es überhaupt keine unsichtbaren Kräfte gibt, Aura nicht, dass Hellsehen, dass die Traumbilder usw. Un¬sinn seien. Die ontologische Zensur eben. Das aber sei nun durch den neuen Umsturz im Jahre 1989 zu Ende ge¬gangen.
Ich hätte gerne seine hauchfeinen Worte, die eigentlich mehr telepathisch übermittelt wurden, direkt wiedergegeben, doch das ist unmöglich, ich kanns nur wie die Beschreibung ei-nes Traumgeschehens versuchen, am besten in den Möglichkeitsformen: Er sagte, solch eine Reise ins Mögliche und Zukünftige träte ich jetzt an, ich gehörte zu den wenigen, die dazu ausgesucht und geprüft worden seien seit Jahren, denn die große Masse der Menschen verweigerten sich dieser unbequemen Einsicht, und die Engel ar¬beiteten nur im Schlafzustand, in dem die meisten dann auch den ORT der Kraft besuchen könten, es aber nach dem Erwachen wieder völlig verges¬sen. Ein vages Gefühl des Schmerzes, der Nostalgie, der Unzufriedenheit brächten sie noch mit, Sehnsucht, die dann mit Surrogaten gestillt würden, Surro¬gate, im Schlaf den Erfindern von den Engeln zu völlig andern Zwecken ein¬gegeben, denn diese neue technische Sprache gehöre ebenfalls in den neuen Bewußtseinszustand eines Todeszwischenraums. Und das Gefühl des Mangels, der unerhörten Trennung allein, die¬ser scharfe Schnitt, führe heute bei Einzelnen weiter, nämlich solange Liebe noch erfahren werden kann, gehöre auch ihr Wei¬terführen in jene anderen Dimensionen dazu, und dies erhalte uns noch alle am Leben. Dabei sei jeder im Traum in jenem Zustand, der notwendig wäre, um die Erde zu retten.
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Ich weiß noch genau, was mir geholfen hatte: in meinen vielen Zweifelmomenten, wo ich den Tod für ein endgültiges Aus, ein simples Verrotten des Körpers hielt und davor furchtbare Angst hatte, nahm ich das TI¬BETANISCHE TOTENBUCH, den Bardo Thodöl, und las, das beruhigte mich, und ich war mir wieder meiner Gedanken sicher, die Ge¬danken meiner Vorfahren oder des noch ungebrochenen Vor¬gängers zu sein schienen. Glückliche Zeiten, als dies noch möglich, ja, sogar noch normal war. Nur wir Elende heute sind zutiefst Ungläu¬bige, das hat es in all den Jahrtausenden noch nie gegeben, wir Idioten trauen nur dem Kopf und nicht unseren Erfahrungen, denn die, vor allem die inneren Erfahrungen, die zählen kaum. Und es zählen schon gar nicht unsere Gefühle oder unsere Träume.
Beim Lesen aber im BARDO wurde es in mir ganz hell, ein Aufblitzen, und diese Schrift hier war in glückhaften Zustand ... auch drüben – oder wie von drüben; wie gräßlich da-gegen, wenn man vom Alltag fertiggemacht wird. So war es oft wochenlang hier in S. gewesen, und ich wie abgeschnitten von jenen Er¬fahrungen, so taub und dumm. Ist dies das Geheimnis, weshalb die alltägliche "Welt" uns so sehr anekelt, zuwider ist, so ist wie sie heute ist: Zeit vergeht und wir können über unseren blöden Tellerrand nicht hinausblicken, vertun unsere Zeit, bis ichts mehr von uns und unserem Leben am Ende übrigbleibt!?
Morgens war ich erwacht; voller Lebensüberdruß, der Gedanke war entsetzt¬lich, weiter in dieser Verödung leben zu müssen, und keiner weiß, dass es unbekannte Kräfte sind, die uns dann beherrschen. Und ausge¬rechnet heute, wo wir doch mit Terplan nach H. fahren mußten, um bei einem Vortrag über diese so ernste Sache, auch noch et¬was Geld zu verdienen, dies ewige Geld, das die Gedanken zu beherrschen droht und die Zeit, hatte ich noch im Bardo gelesen, Lyss hatte im Garten gestanden, gefragt: Was liest du? Es ist schönes Wetter, komm doch runter, wir haben noch eine Stunde Zeit. Ich aber blieb. Ich wußte nicht, wie ich ihr das Totenbuch nahe bringen sollte. Dass der Tote schon jetzt in uns lebt, jene Zu¬stände hineinreichen in die Erkenntniswei¬se des Tages, und dass wir schon jetzt erfahren können, was wir nach dem Tode erleben werden. Es gibt keine Trennung, die Grenze ist fließend, diese Welt, dann die andere sind nur unsere Träume, die durchschaut werden müssen. Und das Totenbuch beschreibt auch unsere Zustände hier, jetzt, die höllische Stimmung, die mich bedrückte, genau, und auch das Vereistsein. Es war ein Moment still, nur ein Auto hupte, die Hunde von jenseits des Schleifengrabens aus der Zigeunersiedlung, der Lehmkell erhoben plötzlich ein Geheul und Gebell. Un¬erträglich, sagte Lyss, da müßten wir etwas tun! Sieh, sagte sie, um die Gly¬zinie ist ein Tiefblau zu sehen, die Blätter sind spitz. Und ich dachte, das Tiefblau ist nach vier Tagen "Tod" da und wird dann weiß.
Und da hörte ich wieder Oms Stimme, der sagte: Das ganze zu "erzählen", lachte er, etwa wie es der Herr Kritikerpapst auf Terra wünschen, und ich "seh auf meine Uhr. Noch eine halbe Stunde bis zum Umzugs-Zero"? "Genügend Zeit"? Das würde unsere Unsicher¬heit ver¬gessen lassen? Welch Unsinn all diese menschlichen Begriffe, lieber Lovering, so etwa in der Art:Nicht nur du, sondern auch ich könnte eine Aufmunterung gebrauchen.
Wir hatten auch noch zwei Waisenkinder dabei: Rich und Andrea, die den Onkel Om mit gespannter Aufmerksamkeit be-trachten? Rich zwölf, die Andrea neun. Er bereits in den Sümp-fen der Pubertät, wenn wir aus der Zone wieder zu-rückkehrten?! Wenn. Oh, denk wenigstens an den alten guten Mönch von Heisterbach: Und Andrea würde wegen der Zeitverschiebung, im Interdimensionalen vergehn etwa 10 Tage, auf der Erde aber 5 Jahre etwa, so etwas wie Brü¬ste ha-ben. Schwer zu glauben, aber Tatsa¬che? Was die Leute erwarten, dass auch hier die Ge¬schichte genau ihre Wohn-räume, ihren Dog, ihre Automarke und ihre Kleidermarke wie-dergibt, etwa so wie in einem gemütlichen Fernsehbericht, wo Bier dazu gesoffen wird, Kräcker dazu auf dem Tisch oder Schokolade. Die beiden Kinder, natürlich, klar, wür¬den freilich die Whitehead-Gesamtschule bei denen in Betegeuze-Parusien besuchen, wo die Kinder der Herrn Ingenieure, die uns dies alles ermögli¬chen, unterrichtet werden. Rich würde wahrscheinlich an einem Klas¬senausflug auf Pho¬bos teil-nehmen. Geologie. Und wer weiß, denke nun ich, auch den Herrn Prometheus kennenlernen, der all dieses möglich gemacht hat.
Und dann wieder Oms Stimme: "Vielleicht werde ich nach dem Zwischenspiel Erde in Betegeuze-City auf unserem Pa-rusien sogar befördert. Doch Spaß beiseite: Für diese Kontakte gibt es nämlich eine unab¬dingbare Basis, wie sie schon im vorliegenden Be¬richt, beschrieben wurde.
Aber soweit ich weiß, war der Name für diese Reise natür-lich nicht Travel, wie ein Großschriftsteller behauptet," fuhr Om fort, und sprach nun so klar und in unserer Sprache artikulierte er es so genau, dass ich zum Indikativ übergehen kann.
Mein Blick fiel auf einen Schlitz in der gegen-überliegenden Wand. Der Schlitz wurde größer. Zwei Travel-Stewardessen erschie¬nen in der Öffnung, beide in dem hellroten Overall der Linie. Die bei¬den schoben einen Wagen vor sich her. Auf dem Wagen lag ein Mundstück aus nichtrostendem Stahl, das mit einem Gummischlauch verbunden war. Ich wußte, dass der Gummischlauch zu zwei Gasfla¬schen führte, die hinter der Textilumkleidung des Wa-gens verborgen waren. In dem Netz, das an der Schmal¬seite des Wagens hing, lagen 100 Wegwerfmasken. Ich sprach wei¬ter, als hätte ich den Wagen nicht bemerkt. Die Kinder würden die beiden Lethe-Beauftragten schon fruh genug zu sehen bekommen. Inzwischen würde ich mit meiner Story durch sein, so dass die Kinder sich nicht weiter wehren würden, wenn ihnen die Maske aufs Ge¬sicht gedrückt wurde.
Welche Alternahve blieb ihnen denn?
"Ihr wißt natürlich, dass Travel die Bezeichnung für den telekinetischen Prozeß ist, die sich seit Herbert Weißs Erfin-dung eingebürgert hat", fuhr Om fort "In der Chemie und in der Physik auf den Universitäten spricht man vom Herbert Weiß-Syndrom, aber es handelt sich ganz einfach um Tele¬kinese. Wenn man den Berichten aus jener Zeit Glauben schenken darf, dann war es Herbert Weiß selbst, der seine Er¬findung Travel taufte. Er las gern Science Fiction. Es gab da ein Buch von einem gewissen Alfred Bester. Das Buch hieß >Die Sterne sind mein Schicksal<, und der Autor hat¬te den Teletransport von Personen mit dem Aus¬druck >Travel< umschrieben, mit dem Unterschied, dass man in seinen Büchern nur an Travel zu denken brauchte, und schon war man un¬terwegs, ich meine, so weit sind wir ja noch nicht."
Hier brach der Bericht leider ab ... es folgten noch zwei Seiten mit unentzifferbaren Seiten, dann nur noch weiße Papier-flächen... Joyce wird wütend werden, wenn er Lyss das abgelichetet Dokument zu sich bringen läßt. Auch die Dechiffrierexperten werden machtlos sein, zu denen Jinny ja gehört!
Doch wahr ist, dass Lyss den Kern des Berichtes zurückgehalten hatte, aus Liebe zu Lov und Terplan, aus Angst vor ihren eigenen Verletzungen?
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Joyce aber war so neugierig, dass er als letztes Mittel der Information wieder einmal zu seinem Freund Thomas Pynchon Kontakt aufgenommen, die Sache geschildert und um Rat ge-fragt hatte; Pynchon, der bei der Beschreibung seiner Verschwörertheorien oft auf Joyces Hilfe angewiesen gewesen war, und der in den Komplotten freilich eifrig mitmischte, viel-leicht sogar selbst ein Alien war, so scheinbar "alles wußte", sich deshalb, wie ein anderer Alien, Castanda, verborgen hielt, war vom neuen "Projekt" Lovs so fasziniert, dass er postwendend antwortete (Lov, der ihm freilich näher stand, aber ausführlich informierte, wie er es jedesmal getan hatte), viel war freilich trotz seiner Autorenphantasie nicht zustandegekommen: "Meiner Meinung nach gehört eine höchst seltsame Verdopplungsszene im transsylvanischen "Nerf" dazu, um einigermaßen alle Möglichkeiten der Verwirrung und des entropischen Systems auszuschöpfen: Lov ist, nachdem er von seiner Reise im aufgelösten Zustand zurückgekehrt war, mit dabei. Die Dame LYSS oder privat niemand anderes als JINNY, die so lange Zeit zu "ihnen" gehört hatte, fand sich allerdings nun plötzlich von "ihnen" exkommuniziert; sie war in die Zeitlosigkeit der menschlichen Liebe gefallen (Lov oder Terplan? Gar Joyce?); ohne den genauen Zeitpunkt ihres Ausschlusses zu wissen, ohne über¬haupt noch etwas zu wissen, seit die Neue, die ihr die Zentrale (oder waren es die Aliens) zur Seite gestellt hatte? Und seit sei verliebt war, ein Verrat an ihrem Job als Geheimdiensthure! Jinny, nun an Terplans Arm durch einen Seiteneingang ins "Nerf" ge¬kommen; nach einem Drink steigen sie ins Auto Terplans und fahren in Jinnys Wohnung nach H.. Sie an seine Schulter gelehnt. Sie war nun keine menschliche Maske mehr, sondern sie selbst: Jinny, so dass für sie - und für eine Weile - die Zeit stehenblieb. Ihr Dos-sier, der jetzt natürlich angelegt wurde, stützt sich auf die Autorität Joyces, mit dem Jinny sich oft über diese neue Affäre unterhalten hatte. Er hatte anfangs nichts von dem Ge¬hörten weitererzählt oder weitergegeben. Viel¬leicht hatte er ein schlechtes Gewissen wegen seiner Kombinations¬ta¬belle, die dies nicht erfaßt hatte, Wahrscheinlichkeiten waren fehlgeschlagen, der Zufall schien ihm nun das Unerfaßbare im Kleinen vor Augen führen zu wollen! (Im Kleinen? Beherrscht Liebe nicht als verborgene incognita das ganze Weltall?) Hier jedoch handelte er wie ein Gentleman. Seine Beschrei¬bung im privaten Tagebuch ist ein sorgfältig komponiertes und zeitloses Still-Leben der Liebe in einem ihrer Ex¬treme: Jinyys Wohnung mit den vielen Spiegeln. JINNY auf dem Rundsofa, wie sie Anna Lyssowa auf dem Bett beob¬achtet; Lyss, wie sie sich selbst im Spiegel betrachte¬t; das Spiegelbild, das sich wohl auch von Zeit zu Zeit JINNY zu¬wendet. Keine Bewegung, doch ein Minimum an Be¬rührung. Und vielleicht die Lösung eines der ältesten Paradoxa der Liebe: Selbst¬behauptung trotz gleichzeitigen Einsseins. Begriffe wie Domin¬anz und Unterwerfung waren hier nicht anwendbar; das Dreiersystem war sym¬biotisch und wechselseitig. JINNY brauchte ihren Fetisch, Lyss einen Spie¬gel, zeitweiligen Frieden, jemanden, der sie in ih¬rem Vergnügen beobachtete. Sie selbst und zugleich eine Fremde zu sein; Jinny hatte plötzlich das Bedürfnis mit Lyss, nicht mit Terplan, zu schlafen und griff zärtlich nach der gemeinsamen Scham. Denn der Narzißmus der Jun¬gen um-schließt einen sozialen Aspekt: ein heran¬wachsendes Mäd¬chen, so pubertär schien sie noch, ein Mädchen, des¬sen Existenz in diesem Maße sichtbar ist, beobachtet in einem Spie¬gel ihr Double; das Double wird zum Voyeur. Ent¬täuschung dar¬über, nicht fähig zu sein, sich in ein Publikum von ge¬nügend vielen Nur-Hilfs¬mitteln für seine sexuelle Lust zerteilen zu können. Es braucht, so scheint es, ei¬nen wirklichen Voyeur, um die Illusion vollständig zu machen, dass ihre Spie¬gelbilder tatsächlich dieses Publikum sind. Und das war nun der verrückte Terplan, der gar nicht mehr verrückt, sondern wahnsinnig geil zu sein schien! Nichts als ein Stielauge! Und Jinnslyss? Gemeinsam mit diesem doppelten Spiegelbild veränderen sich Menschen - viel¬leicht auch durch Spiegel vervielfacht - erreicht Lyss jetzt stöhnend die Erfül¬lung: denn auch der andere ist ihr eigenes Double. Sie ist wie eine Frau, die sich nur darum anzieht, dass andere Frauen sie bewundern und über sie reden: ihr Neid, ihre geflüsterten Worte, ihre zögernde Be¬wunderung gehören ihr. Sind sie.
JINNY bemerkte nur allzu genau - vielleicht weil sie sich ihrer eigenen ¬Entwicklung zur Unbeseeltheit durch Lyss be-wusst war -, dass Lyss ihr Fetisch¬, so der Fetisch und ihr Fetisch ein und dasselbe waren. Wie sich alle unbe¬seelten Dinge in den Augen ihrer Opfer gleichen. Es war eine Variation des Tristan und Isolde-¬Mo¬tivs und, wie manche annehmen, die einzige, ba-nale und ermü¬dende Melodie, die jede Romantik seit dem Mit-telalter hervorge¬bracht hat: Liebeserfüllung und Tod sind sich gleich. Denn sie sprengen die täuschende Körperexistenz. Nur jenseits dieser Welt ist Liebe Leben für immer! Nach ihrem Tod zu¬mindest würden sie eins sein mit dem beseelten Univer¬sum und so mit dem Anderen. Als gäbe es außer den Rollen Jinny und Lyss noch eine Dritte in ihr! Die nach ihrem Tode frei sein würde. Jedes Liebesspiel bis zu diesem Punkt setzt die Personifikation des Anderen voraus, ist Transvestitis¬mus nicht von einem Geschlecht zum anderen, sondern vom Leben¬den zum Toten, vom Menschen zum Anderen, der man einmal sein wird! Hier auf der Erde ist das Verkehrte der Fall, die Umkehrungs in Niedrige, zur reinen Institution der Agentin! (Und die Sache mit der Lethe im transdimensionalen Flug und die Auflösung im Tod hat damit viel zu tun, weil der Körper als Illusion, als Schein durchschaut wird! Wie jetzt das Agentein-Sein, die Lüge, also der Name: Lyssowa, Lyss, Annalyss!) Die Kleidung, die sie trugen, war ohne Bedeutung. Auch das Haar, das nun von Jinnys Kopf rasiert war: nichts anderes als eine Spielerei der Dame JINNY mit Symbo¬len; vielleicht hatte es (wenn sie wirklich Lyss war) etwas mit der Zeit, die sie als Novizin gelebt hatte, zu tun.
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Doch war Lyss nur eine Lyge? Wie, wenn es "abgefärbt" hatte, und sie wirklich Lyss gewesen war, sich die Männer in Lyss und nicht in Jinny verliebt hatten, wie es ja von der Zentralke aufgetragen worden war!? Da konnte selbst Lov nicht unge¬rührt bleiben angesichts des ironischen Mißerfolgs ihres Le¬bens, auf den dieser Auftrag, den sie mit Leib und Seele erfüllt hatte, sie zu schnell hinsteuern ließ, als dass sie hätte umkehren kön¬nen. Der transsylvanische Frühling, die junge Verliebte nun mit aller Hoffnung des Frühlings, die sie in Tüchtigkeit setzte, mit ihrem Glauben, dass das Schick¬sal (wenn sie nur ihr Geschick und ihre Wendigkeit richtig ein¬schätz¬te) zu lenken wäre; es war etwas ganz Neues, wofür dieses Jahrhundert noch keinen Namen hatte. Wir alle sind in gewissem Ausmaß in den Prozeß des lang¬samen Sterbens verwickelt; aber die arme Lyss war auch mit den "Vorgängen im Hinterzimmer" ver¬traut.
Wenn es zutrifft, dass Jinny hinter ihrem Fetischismus der Rollen eine Spur der Verschwörung gegen die beseelte Welt vermutete, eine un¬vermit¬telt entstandene Organisation des Reichs des Toten, dann mag die im "Nerf" oft gehörte Ansicht bekräftigen, dass Lov in ihr seine eigene Identität suchte. Doch sie war davon so hin¬gerissen, dass Lyss ihre Identität im seelen-losen Spiegelbild suchte und gefun¬den hatte, dass sie, von der Liebe aus dem Gleis worfen, auch weiterhin nicht darüber nach-dachte; dass sie sogar ver¬gaß, dass hier, zwischen Sofa, Bett und Spiegeln, keine gestundete Zeit mehr galt, dass ihre Liebe eigentlich nichts anderes war als eine Pro¬jektion dreier Personen, die sich mißtrauisch beobachteten.
Und ich muß gestehen, dass mich das ganze hier fasziniert, weil ja nur durch Geheimdienste, Spionageaffairen und das Interesse der weltumspan¬nenden FIRMA, die natürlich am meisten daran interessiert ist, dass die Wahrheit über die Aliens, nicht bekannt wird, dass durch sie unsere Scheinwelt noch zusammengehalten wird, jetzt durch die Angst derselben vor den Anderen; bisher waren es die Sowjets gewesen, die der weltweiten FIRMA die Macht auf der Erde streitig gemacht hatten. Diese bisherige Zerstörungsarbeit, so dass die einzelnen Teile aus den Fugen gerieten, scheint nun allzuleicht in eine magische Arbeit ver¬wandelbar zu werden, in der eine verborgene dämoni¬sche Macht zur Zerstö¬rung aller Ordnung ansetzt (mit Phäno¬menen wie Hitler und der Atombombe als den nur offensicht¬lichsten Symptomen ihres Wir¬kens).
Was geblieben ist: die große Verschwörung. Aber es wäre wohl zu einfach zu behaup¬ten, es handle sich in diesen "Engels-zungen", in denen wir uns jetzt alle befinden, um einen "augustinischen" Roman über "ma¬nichäische" Figuren. Es würde auch in die falsche Richtung wei¬sen, da Lov, Joyce und auch ich von der "manichäischen" Qualität unserer Figu¬ren zweifellos ebenso betrof¬fen sind; dass Lov den Drang zum Konstruieren von Komplotten in einer Hauptfigur, nämlich in sich selbst zusammenfaßt, versucht, Zusammen¬hänge herzustellen und eine Geschichte zusammen¬zuba¬steln, mit sehr vielen Anleihen, Roman der Plagiate: so wie ja auch die Welt der FIRMA eine ist. Und der Ge¬heimdienst ist nur das Sichtbar-ste, die Spitze eines Aisberges, winziger Stellvertreter dieser Ver¬schwörung. Inmitten der "Zufall"! Dass aber dieser Eindruck der Planlosig¬keit falsch ist, versteht sich von selbst, denn es ist natürlich Lo¬vering, der da¬für sorgt, dass wenn ein bizarres De-tail aus der Geschichte auf¬taucht, er einen neuen Hinweis in die Hände fällt, dass er mit dem Tode bedroht wird; er hat jetzt Angst davor, weil es ja sene eigne Geschichte ist, von der er weiß, dass er ihr zum Opfer fallen wird. Terplan frei¬lich, und alle übrigen Freunde des Zirkels auch, leben sorgloser. Doch vielleicht ist es nur der Unterschied zwischen Paranoia und Neurose; Neurotiker und Hysteriker leben angenehmer; Paranoiker konstruieren sich halluzinativ ihrten eigenen Verfolgswahn aus Welt: Fetzen von Episoden aus ver¬schie-denen Ländern nebeneinandergestellt, verknüpft, so prüfbar, so dass die Zu¬sam¬menhänge, die wir zu sehen glauben, für einem klaren Kopf nur unsere eigenen Angst¬konst¬truktionen sind. Netz, das sich immer enger zusammenzieht. Zufällige Er-eignisse, die zum Schicksal werden. Oder?
Terplan, der so Sorglose, wurde von Lov angesteckt, sogar seine Affaire, die eine glückliche Liebe hätte werden können, erschien ihm nun als Agentinnenbetrug, und er wurde dann auch bald Opfer dieses Netzes! Nach seinen Er¬fahrun¬gen mit Jinny, hielt er alles für eine Abart des CIA-Sex-Tou¬rismus. Er hat es aufgeschrieben, und es diente dann auch bald der Gegenseite als Beweis für seine totale Verrücktheit, ja, "Gemeingefährlichkeit", so konnte er auf einfachste Weise un-schädlich gemacht werden. Alle seine Notizen landenen in der Zentrale, so wie diese auch:
... an diesem Tag, als ich zur Heim¬fahrt die Straßenbahn nahm, setzte sich eine terroristische Beauftragte in der Straßen-bahn sogar direkt neben mich, sie hieß si¬cher Katja. Ich berührte ihr Knie, rieb sanft mit meinem Ellbogen an den ihren, um sie auf meine Lek¬türe, Pynchons Erzählungen und Lovecrafts Kosmisches Grauen aufmerk¬sam zu machen, und nicht etwa die Ufo-Dokumentation Außerirdisches Leben, Ufos und Prä-astronautik, aber sie blickte nur starr geradeaus, verließ allerdings auch trotz meiner reibenden Bewe¬gungen ihren Platz nicht. Ich bezweckte mit mei¬nem Verhalten nur, ihr ein Zeichen zu geben, sie auf die künfti¬gen paradiesi¬schen Zustände auch in unserem Land aufmerksam zu machen, wenn erst einmal der Kampf zwischen Gut und Böse, also zwischen der Firma und den Fremden ausgefochten war. Sie werden ja bald landen. Dies tat ich aus lauter schlech¬tem Gewissen der hiesigen Staatsmacht gegenüber, wie ich es von zu Hause ge¬wohnt war. Leider wartete ich vergeblich auf ein Zeichen von ihr, sie etwa für mich eingenommen, mit ihr ein oprative Beziehung, nicht nur ei¬ne staatsunter¬weltliche hergestllt zu haben; sie aber blickte nur irri¬tiert und unbewegt in ir¬gendwelche, mir fremde Horizonte und ver¬ließ an irgendeiner Haltestelle die Straßenbahn, als sei nichts gewe¬sen. Meine Beobachter von seiten der Staats-Terrori¬sten, vor denen ich mich zwar nicht fürchtete, aber die mich gleichfalls unaufhörlich beschatteten, fielen mir durch ihre starren Gesichtszüge auf, die des Lachens, des Humors unfähig zu sein schienen.
Eine andere Erfahrung in der Straßenbahn ist mir in fri-scher Erinne¬rung: ein einbeiniger Mann zog sich mühsam am Haltegriff hoch, stand neben mir, und ehe er noch zu dem für Schwerbeschä¬digte reservierten Platz gehen konnte, erhob ich mich, bot ihm freundlich meinen Platz an, worauf er erstaunt sagte: "Jo jitt et sujett dann uch noch, besten Dank janger Man." Ein Mann also von hier, einer der Übriggebliebenen Sachsen.
Die Umsitzenden mochten angenehm berührt gewesen sein über den Ton seiner Reaktion, plötzlich begann jemand zu klatschen, andere fielen ein, Fremde spra¬chen miteinander. Ich war sicher, dass meine Verfolger mich mit diesem Vorfall hatten testen wol¬len, ein mir wohlwollend gesinnter Geheimdienst hatte ihn in¬szeniert, um zu prüfen, wie ernst es mir war mit einer Änderung der bestehenden Verhältnisse, und um gleichzeitig meine Ungefährlichkeit zu doku¬mentieren.
Der Einbeinige hatte wohl den Auftrag, mich von oben zu beobach¬ten und das,. was ich in der Bahn las, etwas aus Lovs Schwarzem Buch, mitzulesen, dann hatte ich ja ein Buch von einem gewis¬sen Bannsberc-Freiheit aufgeschlagen und las: so als wäre es über mich selbst vom Vortag, kommt ja, vor dass man sich in Romanen selbst findet, nicht nur erfindet: Routine-arbeiten zu Haus dann, schrieb ein paar Telegramme, war am Telefon jedoch übervorsichtig, um meinen Mithörern kein Material zu liefern.
Eines Samstags - Lyss, die immer noch nicht aus-gezogen ist, machte Einkäufe - Da hatte ich eine seltsame Visi-on. Ich sah mich plötzlich in der Rolle eines Zauberers, der über eine gewaltige Kraft verfügte, die Welt in ein Irrenhaus zu verwandeln. Ich hatte eine ungeheure Verantwor¬tung, denn auf ein Wort von mir konnten die mit mir in Verbindung stehenden Menschen (und das war dank meiner Kontakte zu allen Geheimdiensten eine Un¬zahl) den Ver¬stand verlieren, und über ihre Geheimdienste wußten dies die ma߬geblichen Politiker. Das Wissen von dieser Macht berauschte, aber gleichzeitig ängstigte ich mich. Wenn ich das Wort vergäße, jenes über die ungeheuren Energien, die ich mit der Befreiung der Menschheit von ihren Zwängen und dem Downerprogramm entfesselte, und nicht wie¬der die Kontrolle erlangen könnte, und die Welt als Tollhaus zurückbliebe ... es war nicht aus¬zudenken. Ich sah, wie die Nachbarkinder vor dem Fenster tobten, lachten, kreischten, weil Ihnen - die mich beobachteten und be¬schützten vor ei¬nem faschistischen Komplott, der lange da ist, jetzt ökologisch belastet ist. Ich bekam einen Blick dafür zu sehen, wel¬cher Organisation meine Verfolger ange¬hör¬ten. Die am verhärmte-sten aussahen, den leidendsten Gesichtsausdruck hat¬ten, schäbige Kleidung trugen, waren am meisten unterdrückt und gezwungen, sich für ein Trinkgeld einer mir feindlichen Organisation zu verkau¬fen, zuhause war das anders gewesen, da waren immer die Besser¬angezogenen, zuweilen im Anzug, die Spitzel gewesen. Und ich wurde auch öfter zitiert. Jetzt zitiert mich niemand, obwohl ich ja nun wieder in S. bin,eine Art Heimgekehrter nach langen Jahren der Ostabsenz im Westen, der ist nun auch ganz hierhergezogen, da werde ich nur verfolgt, sogar einen Hund hatten sie auf mich angsetzt, gut dres¬siert, ja, der hatte sicher ein Mikriophon am Halsband, als ich ihn an¬fassen wollte, da schnappte er zu, und ich ließ ab vom Mikrophon, dass alles übertrug. Vor allem die Gespräche mit Lov hatten sie nicht nur durch den Telefonhörer mitbekommen, sondern wahrscheinlich hatte ich unzählige Mini¬wanzen über meine Mahlzeiten verschluc¬ken müssen, die durch die Magenwän¬de und Darmwände alles regi¬strierten.
Ufogespräch
9
Aber wie immer in letzter Zeit war meine Stimmung hervor¬ra¬gend. Obwohl ich nur drei Stunden geschlafen hatte, Lyss wollte andauernd mit mir ficken, fühlte ich mich frisch und gelöst und merkwürdig glücklich. Für Lov und unseren Kreis erle¬digte ich die üblichen Routine¬arbeiten, schrieb ein paar Mails, war am Telefon jedoch übervorsichtig, um meinen Mithörern kein Material zu liefern.
Der Sonntagmorgen versprach wundervoll zu werden. Ich zog mich um fünf Uhr an, um etwas im Wäldhen auf dem Burg-berg beim Gym spazieren zu gehen, die Sonne war kaum aufge-gangen, Lyss schlief. Ich ging zur Bergkirche hinauf, hatte keine Angst, ob¬wohl ich wußte, dass ich ständig beob¬achtet wurde. Ein einsamer Fußgänger begrüßte mich enthusiastisch, einer meiner Klassenkameraden, der mir begeg¬nete, hatte, ich war dessen sicher, seinen Auftrag von Joyce und seiner Zentrale, mich zu beschatten. Und als ich durch die Schülertreppe dann wieder auf den Burgplatz,dann unter dem Stundturmtor und dem Altfraungang in die Baiergasse kam, ußte ich: Jedes Auto, das in dieser frühen Morgenstunde durch das verschla¬fene Städtchen fuhr, hatte die Aufgabe, die Ver-bindung zu mir nicht abreißen zu lassen. Jeder meiner Schritte wurde registriert.
Aus einem der neuen Restaurants klang Töpfe-geklapper. Ich trat ein und bat den Koch um Feuer. Mir schien, dass er mich erstaunt ansah, offenbar hatte er als Agent der Zentrale nicht erwartet, dass ich es wagen würde, bei ihm einzutreten. Am Kokelufer be¬geg¬nete mir wieder ein alter Mann. Ich hatte es mir zum Prinzip gemacht, immer direkt auf meine Verfolger zuzugehen, also näherte ich mich ihm und flüsterte ihm vielsagend zu „Idiota kommt". Er sah mich erschrocken an, schüttelte den Kopf. Obwohl er wohl nur ein kleiner Be¬auftragter irgendeines Geheimdienstes war, hatte er sicher am wenigsten erwar¬tet, dass ich gerade Propa¬ganda für die CDU mache. Natürlich hatte ich ihm das gesagt, um meine Verfolger zu verwir¬ren. Das musste mir gelungen sein, denn ich kam jetzt unbehelligt zu der Gedenkstätte für die 1945 gefallenen sowjetischen Soldaten. Das Mahnmal war von einem Zaun mit spitzen Metallstäben umge¬ben. Auf einen dieser Me-tallstäbe, vorn in der Mitte, steckte ich eine mei¬ner Roth-Händle-Zigaretten. Ich befand mich in einem trancear¬tig erregten Zu¬stand. Die Zigarette wollte ich als Symbol verstanden wissen, ein Rauchopfer für die gefallenen Soldaten. Irgendwo im Äther waren Stimmen zu hören, sich verbrüdernde ehemals feindlichen Heere, die sich über den Unsinndes Ersten und Zweiten Weltkriegs austauschten und die Waffen demonstrativ gemeisnam niederlegten. Sie wußten es alle: Alles was ich tat, sollte eine bessere Welt, ohne Krieg, ohne Folter, ohne Ausbeutung herbeiführen. Ich war sicher, auf dem rich-tigen Weg zu sein, mein Ziel hatte ich klar vor Augen. Noch wurde ich verfolgt, war ständig in Ge¬fahr, von einem übereifri-gen Agenten erschossen zu werden. Um meine Gefährlich¬keit für die Welt der Zwietracht, die jetzt endgültig überwun¬den werden würde, zu verharmlosen, setzte ich mein Pfeifen fort. Es musste mir gelingen, meinen Verfolgern einen glücklichen, furchtlosen Mann vor¬zuspie¬geln, der alle anderen an Stärke übertraf. Der Vorgang des Pfeifens, das stand für mich fest, vermit¬tel¬te den Eindruck von Stärke, meine erhöhte Atemtä-tigkeit engte den Lebensraum meiner Feinde ein. Auch hatte ich die Ge¬wißheit, dass mein fröhliches Pfeifen jeden einzelnen meiner Verfol¬ger von meiner Harmlo¬sigkeit überzeugte. Wenn ich so weitermach¬te, musste es mir gelingen, immer mehr Verfolger auf meine Seite zu ziehen und das Gewicht der Welt zu meinen Gun¬sten zu verändern.
Ein unsagbares Hochgefühl hatte sich einge¬stellt. Als die Glocken des Städtchens zu läuten begannen, vor allem die evanghelische der Bergkirche, fühlte ich mich wie betrunken. Die¬ser Rauschzustand brachte mich auf den Gedanken, dass ich mich ab jetzt damit abzufinden hätte, die Nach¬folge Christi angetreten zu haben. Ich würde, diesmal erfolgreich, der Retter der Menschheit sein, aber bis es soweit war, würde ich leiden müssen. Die Glocken läuteten, um meinen Ein¬zug in die Stadt anzuzei¬gen, von der die Erneuerung der Welt ausgehen würde. So über alle Maßen froh¬gestimmt trat ich ins Haus ein.
Aber Lyss machte mir Vorwürfe, dass ich jetzt allein, ohne sie, meine Waldspaziergänge mache. Klar, sie die Agentin, musste daiuernd mit mir sein, mich beobachten, auch wenn sie mich küßte, ich mit ihr vögelte, lief ein verborgenes Mikrophon, alles wurde diurekt übertragen, so dass ich mich schämte, und mir vornahm, sie auszuquartieren! Was schon oft geschehen war, sie hatte aber jedesmal nur gelacht: Aber, mein Süßer, du liebst mich ja! Dagegen kommst du nicht an. Ich hatte ihr sogar ins Gesicht gesagt: Du bist eine Agentenhure, was mir nur eine kräftige Pletsch einbrachte!
Und Lov mahnte mich täglich, nicht mehr so zu soinnen. Dabi brauchte er doch meine Verrücktheit, denn ich hatte den Draht zu „ihnen“, das wußte er.
Lyss machte mir sogar Vorwürfe, ich hätte keine Zeit mehr für sie, sei nur mit mir selbst be¬schäftigt. So könne das nicht weitergehen.
Meine frohe Stimmung gefror zu Eis. Ich legte mich in die Hängematte und gab mich abweisend. Welche Undankbar-keit von seiten dieser Hure. Ich war dabei, der Retter der Menschheit zu werden und sie quälte mich mit kleinlichen Vor-würfen. Als ob ich mich bei der Verfolgung meiner hohen Ziele jetzt um sie kümmern könnte, wenngleich ich allen Gefahren, de¬nen ich mich noch aussetzen musste, eigentlich gleichermaßen um der Welt wie auch ihretwegen trotzte, denn ich wußte ja, wie sie sich als Agentin quälte, und ich auch sie erlösen könnte, wenn endlich die Fremden hier eintreffen würden.
Doch Lyss ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Jetzt kam sie schon wieder zu mir und forderte, ich solle den Telefonhörer aus dem Teich holen. Am Vorabend hatte ich in Ruhe meditieren wol¬len, als mich das klingelnde Telefon ungemein störte. Ich wußte, dass mich Lyss, die in ihrem Archiv saß, um meine Akte zu studieren, noch anrufen wollte, um mich zu überwachen, die Stö¬rung und ihre Absicht ärgerten mich so, dass ich den Hörer aus dem Apparat riß und ihn in den Gartenteich warf, samt Wanzen, die sicher im Hörer angebracht worden waren. Jetzt forderte mich Lyss auf, ihn wieder herauszuholen. Ich Blödian war ieder hypnotisiert von ihren Wahnsinnsaugen, ich legte meine Kleider ab, zog die Ba-dehose an, ging in den Keller, nahm die Schwimmflossen und setzte die Tauchermaske auf. Bei einem nur achtzig Zentimeter tiefen Teich wäre das nicht nötig gewesen. Auf dem Weg zum Teich gab mir Lyss wieder eine Ohrfeige. Ich wollte unter allen Umständen vermeiden, sie zurückzuschlagen. Ich rannte in der Badehose aus dem Haus über unsere kleine Straße und legte mich auf die Wiese über dem Wasserbehäl¬ter. Die Sonne schien warm, ich kam langsam wieder zur Ruhe. Nachdem ich etwa eine Stunde dort gelegen hatte, ging ich in der Hoffnung, dass Lyss sich inzwischen beruhigt hätte, zum Haus zurück. Meine Freundin, die Agentenhure, stand vor der Tür und schrie:
"Mach, dass du verschwindest, du kommst hier nicht mehr rein." Da sah ich Lovs Andenkengabe, die er aus Mexiko mitge-bracht hatte, handgefertigtSven's Pfeil und Bogen von dn letzten Mayas, an der Wand des Schlafzimmers hängen, in der Einfahrt liegen, nahm sieerhob sie und zielte über MiriamLyss ,5 Kopf hinweg in den Himmel. Laut rief ich aberdann: "Jetzt töte ich diese Frau", worauf Mi¬riamLyss schnell ins Haus ging~ und die Tür hinter sich verschloß. Erst viel später erfuhr ich von MiriamLyss, dass des NachbarsFrickes Frau, eine Ungarin, Kuales hieß sie, meinen Schrei ... . töte ich . . . Frau" gehört und des Zusammen¬hangs unkundig, die Be¬hörden alarmiert hatte.
Plötzlich stand eindas Polizeifahrzeug in unserer kleinen Straße. Zwei Polizisten und ein Zivilist sprangen heraus und kamen auf mich zu. Ich stand noch immer in der Badehose da. Sie wollten mich so mitnehmen, ich wollte mich aber zuerst anziehen. MiriamLyss trat aus der Tür, die Polizisten dräng¬ten mich ins Haus. Ich ging ins Wohnzimmer, stellte mich hinter den Tisch, war immeritt¬mer dar¬auf bedacht, zwischen den Polizisten und mir einen möglichst gro¬ßen Abstand zu schaffenlassen. Ich hatte furchtbare Angst, sie könnten ihre Pistolen ziehen und auf mich schießen; einmal musste es ja sein, die Zentrale hatte längst meinen Tod becshlossen, das würde passieren, wenn sie nichts mehr aus mir herausquetschen konnten. Deshalb forderte ich immer wieder, sie dürften mir nicht zu nahe tretenkommen,, sonst würde etwas Furchtbares geschehen, es bestände die Ge¬fahr, dass das ganze Haus in die Luft flöge. Ich stand also hinter dem Wohnzim-mertisch, Mi¬riamLyss auf der Seite der Polizisten. Da ich glaubte, MiriamLyss habe die Polizei gerufen, beschimpfte ich sie. DieseMeine Frau sei eine AgentenHure, ob die Polizisten nicht sähen, dass sie schwanger sei, trotzdem treibe sie sich täglich mit fremden Män¬nern herum und vernachlässige ihren Mann Familie. Meine absichtlichen Lügen schienen die Poli-zisten nicht zu beeindrucken. MiriamLyss holte mir Hose und HemdBekleidung, unter unaussprechli¬chen Ängsten zog ich mich an, immer noch fürchtete ichnd,, dass ein Polizist seine Pistole ziehen und mich kurzerhand erschießen würdekönnte.
Die Polizisten und der Zivilist - er hatte sich inzwi¬schen als Psychiater zu erkennen gegeben - brachten mich auf das Polizeire¬vier. Ich hatte schreckli¬chen Durst, bat um ein Glas WodkaWasser. Der Psychiater telefo¬nierte, ich konnte nicht hö-ren mit wem, sicher mit der Zentrale. (Bei Morris war es ähnlich gewesen!) Mein Kopf dröhnte, ich nahm die Gespräche nur wie ein Raunen und Rauschen wahr. Doch stellte ich mich so, dass ich den Eingang im Auge behal¬ten konnte. Ich war immer noch darauf gefaßt, ja ich rechnete ei¬gentlich damit, dass jemand eintreten werde und mich mit einem Re¬volver-schuß oder einer Maschinengewehrsalve zu Boden strecken würde. Aber was ist schon der Tod, so käme ich nur schneller zu „ihnen“, eigentlich hatte mein Geist keine Angst, nur mein Körper!erschießen wür-de.
Allerdings hatte ich jetzt gleichzeitig den Ein¬druck, dass die Telefongespräche des Psychiaters dazu bei-trügen, die Miß-verständnisse zu beseitigen.
Als wir über die Autobahn fuhren, kam mir der Ge¬danke, die Polizisten seien zu meinem Schutz da, sie schützten mich vor meinen Verfolgern, und wir seien auf dem Weg zum ehe¬maligen PräsidentenBundeskanzler Brandt persönlich, der mir für meine Lei¬stungen zur Friedens-sicherung danken würde, weil ich mit meinen Forschungen und Kontakten zu „ihnen“Sendun-gen die Geheimdienste der Welt kurzgeschlossen hatte. Ich war deshalb überrascht, dass unsere Fahrt nicht vor einem prächtigen Gebäude endete, wo man mich mit den wohlverdienten Ehrungen bedenken würde. Statt¬dessen hielt das Polizeifahrzeug vor einer Schranke mit einem Pförtnerhäuschen. Dahinter lagen Gebäude, die zu einem Krankenhaus zu gehö¬ren schienen. Ich wurde in ein Zim¬mer geführt, in dem mich ein junger, vollbär¬tiger Mann empfing, zu dem ich zunächst Vertrauen fasste. Er sagte mir in ge-brochenem Englisch, dass ich mich in der Heilanstaltm psychiatrischen Landeskrankenhaus von SD. befände, und dass er mir jetzt eine Spritze geben werde.
Vor Spritzen hatte ich eine panische Angst. Mit Sprit¬zen verband ich den Gedanken, ich werde damit getötet wie die Juden in den Konzentrationslagern. Der Mann war plötzlich auf der Seite meiner schlimmsten Verfol¬ger. Ich sprang auf, rannte aus dem Häuschen, lief die Straße entlang und floh in eine Seitenstraße. Dann lagen vor mir weite Felder unter ei¬nem blauen Himmel. Ich lief durch ein mit Möhren bestandenes Feld. Da ich Hunger hatte, riß ich eine Möhre aus der Erde und fing an, sie im Laufen zu essen. Als ich mich umdrehte, sah ich in weiter Ferne einen Verfolger, jenen kleinen Psychiater, der mich mit den Polizisten von zu Hause geholt hatte. Ich schrie ihm Beschimpfun¬gen zu wie Hurensohn und er solle seine Großmutter vögeln und legte ihm eine Möhre auf den Weg. Dann sah ich vor mir wieder ein Polizeiauto, das mir den Weg abschnitt. Zwei Polizisten sprangen heraus. Mit erhobenen Händen ging ich auf sie zu. Wir warteten ge¬meinsam bis mein anderer Verfolger, der kurzbeinige Psychiater, völlig außer Atem heran¬gekommen war.
Ich war mir klar darüber, dass sie mich wieder in die psy-chiatri¬sche Anstalt fahren würden. Dennoch war ich davon überzeugt, dass sich der Irrtum bald aufklä¬ren müsse. Daher sagte ich den Polizisten, dass sie sich in Kürze dafür zu verant-worten hätten, wenn sie mich zurück in die Anstalt brächten. Es gelang mir nicht, sie zu überzeugenbereden.
Die mit Drahtglas versehene Tür des Gebäudes, ein Teil des Spitals in der Albertstraße, in das mich die Poli¬zisten brachten, hatte in Augenhöhe ein Loch wie von einem Durchschuß. Im Gang liefen einige Männer auf und ab mit völlig ausdruckslosen Gesichtern. Vor einem kleinen Raum, an dessen Wän¬den ich Regale voller Medikamente sah, saß zusam-mengesun¬ken, mit stumpfem Gesichtsausdruck ein Mann, den ich für ei¬nen Terroristen hielt. "Mann, rei¬ßen Sie sich zusammen", herrschte ich ihn an. Der
Mann blickte weiter ins Leere, er reagierte überhaupt nicht. Ein ande¬rer? trat hinzu und bemerkte, indem er mich vol-ler Hochachtung ansah, ich hätte es gut, ich könne mich noch wehren. Aber das konnte ichX nicht mehr lange.
Weißgekleidete Männer brachten mich in einen Raum, den sie hinter mir abschlossen. Der Raum war kärglich möbliert mit einem Tisch und ein paar Stühlen, die Wände von oben bis unten bemalt mit Zeichnungen und Inschriften wie "Pater Putti ist der Größte", "Putti rettet alle", "Putti = Christus". In der Mitte hatte jemand ein riesiges schwarzes Kreuz gemalt, das dem Raum etwas Düsteres gab und an eine Kapelle erinnerte. Das Licht fiel nur durch einen schmalen Fensterstreifen in etwa zwei Meter Höhe.
Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dort gewartet habe, es schien mir eine Ewigkeit. Ich war in einem Zustand höchster Er-re¬gung, hob einen der Stühle hoch und warf ihn mit aller Kraft auf den Boden, wobei ich laut "Be¬die¬nung" schrie. Der Aufprall war so groß, dass der Boden erzitterte, aber die Tür öffnete sich nicht.
Endlich erschienen zwei kräftige Männer und führten mich in einen großen Bettensaal. Ich musste mich aus¬ziehen und auf ein Bett legen. Plötzlich sah ich die Spritze in der Hand eines der Männer. Ich schrie ver¬zweifelt "keine Spritze, bitte keine Spritze", aber ich sah ein, dass Widerstand sinnlos wäre. Sie drohten mir, mich festzu¬schnallen, wenn ich nicht freiwillig die Spritze an¬nähme. Ein kurzer Schmerz durchzuckte mein Gesäß, ich hatte die Spritze be¬kommen, vor der ich mich so sehr fürchtete.
Eine halbe Stunde mochte vergangen sein. Meine Arme und Beine be¬gannen zu zittern. Erst langsam, dann immer schneller zuckten meine Glieder hin und her. Mein Körper wurde hochgeris¬sen, prallte aufs Bett zurück. Ich hatte keine Gewalt mehr über meinen Körper. Ich war si¬cher, dass ich nun sterben würde. Da erinnerte ich mich, dass in meiner Hosentasche eine Postkarte war. Erinnerungen kamen mir, wie ich meine künstlerischen Aktionen angefangen hatte. aAuf der einer Postkarte aus Klaus Staeck>s Edition war in grellen Farben, blau, violett, gelb, dieer Bergkirche Kölner Dom ab-gebildet mit seltsam unscharfen Konturen als würde sieer gerade von einem Erdbe¬ben erschüttert und im nächsten Au-genblick zu¬sammenstürzen. "Sieh S.Köln und stirb", lautete der Ti¬tel der Postkarte: einen herzlichen S.er Gruß. Was ja Leck mich am Arsch bedeuete. Das hätte ich gerne meinen Peinigern hier ins Gesicht geschrien. Ich hatte sie mir von der Kasseler Doku¬menta mitgebracht. Diese Karte hatte ich ausge¬wählt, um sie anonym an den Heiligen Vater, Rom, Volksrepublik Italien zu adressieren. "Sieh S.Köln und stirb", das war meine Kampfansage an eine der mäch¬tigsten Institutionen dieser Welt, das war der Auftakt, der auf die kommenden gewaltigen Umwälzungen auf¬merksam ma¬chen würde, deren Urheber „sie“ waren, ich aber durfte der menschliche Transformator sein. ich war. Aber diese Karte war gleichzei¬tig eine künstlerische Aktion. Darauf kam es mir an, endlich sollte mit Hilfe der Kunst die Welt verändert werden. Ich wollte mich bei der künstleri-schen Aktion nicht in den Vordergrund drängen. Ich dachte daran, dass im Frühmittelalter die Maler von Altarbildern auch anonym gewirkt hatten. Um der katholischen Kirche ganz deutlich zu machen, wie ernst es mir mit meiner Kampfansage war, warging ich eines Tages, gerade weil ich wußte, dass der GeheimdienstVerfas¬sungs¬schutz mich nicht einen Augenblick unbeobach¬tet ließ, mit brennen¬der Rooth-Händle-Zigarette in die Kircheen Dom gegangen, hatte michsetzte mich in der Seitenka¬pelle vor Stefan Loch¬ners Bild "Anbetung der Heiligen drei Köni¬ge", gesetzt, legte dort meine Beine demonstrativ auf die Rückenlehne der vor mir stehenden Bank glegt und und gerauchte da¬bei.
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