In meinem Artikel „Schule der Schizophrenie“ (Feuilleton vom 16. November) habe ich nach Einsicht in meine Akte in Bukarest über den auf mich von der Securitate angesetzten IM „Stein Otto“, Oskar Pastior, berichtet. Dabei habe ich als Beispiel für den Umgang mit diesen Geheimdienst-Akten, die eine Beziehungshölle enthalten, anhand des Falles Georg Hoprich zur Vorsicht bei jeglicher Securitate-Philologie gemahnt.
Mein Artikel hat viel Erinnerungsstaub aufgewirbelt. Eine ganze Gemeinde von Verteidigern Hoprichs, um den es mir gar nicht in erster Linie ging, klagt mich nun an, den IM „Stein Otto“, also Oskar Pastior, verleumdet zu haben, indem ich ihn der Mitschuld am Selbstmord von Georg Hoprich bezichtigt hätte. So wird von der eigentlichen Schuld Pastiors abgelenkt.
Zum Fall Georg Hoprich und meinen Anmerkungen im Artikel dazu muss gesagt werden, dass dieser Fall noch nicht durch Aktenbelege aufgeklärt wurde, da weder ich, noch der Münchner Wissenschaftler Stefan Sienerth oder der Sohn Hoprichs noch Experten der Oskar-Pastior-Stiftung die fraglichen Akten bisher einsehen konnten.
Meine Darstellung des Falls Hoprich wollte ich als Möglichkeit gelesen wissen, niemals als bewiesene Tatsache; deshalb habe ich den Konjunktiv verwendet. Ich bitte alle, die noch Zweifel daran haben, meinen Text in dieser Zeitung nicht nur oberflächlich, sondern genau zu lesen. Dort schreibe ich: „Alles bleibt nur Annäherung, auch im Absurden: Das muss uns zur größten Vorsicht bei den Einschätzungen der Spitzeltätigkeiten anhalten. Manches gleicht eher einem Dokumentarroman als einem Tatsachenbericht, den man wissenschaftlich lesen könnte - so auch bei der Tragödie Hoprich, die Pastior, der diese Freundschaft ebenso wie die zu mir, offenbar zu Spitzelzwecken ausgenützt hat, mit zu verantworten hat.“ All das, auch das „mit zu verantworten“, steht unter diesem Fragezeichen, dass es nicht als Tatsachenbericht gewertet werden darf. Falls noch Zweifel bestehen, erkläre ich hiermit noch einmal, dass ich mit diesem Fall Pastior nicht zusätzlich belasten und ihm keinesfalls die Mitschuld am Selbstmord von Georg Hoprich geben wollte. Falls es ungenaue Formulierungen, die zu diesem Missverständnis führen konnten, gab, bedauere ich diese.
Mir ging und geht es in erster Reihe um die Schuld von „Stein Otto“, nicht um den Fall Hoprich. Sollen sich die Opfer, die in den sechziger Jahren verfolgt wurden und die „Stein Otto“ und andere als IM entlarvt haben, nun etwa rechtfertigen müssen, die Täter aber (in meinem Falle sind auf mich „angesetzt“ sechs, darunter „Stein Otto“, doch im Ganzen vielleicht vierzig) einfach vergessen werden?
Angegriffen wurde ich aus Rache vom IM „Moga“, Claus Stephani, den ich in meinem Artikel entlarvt hatte; und von einem bekannten Neonazi, Gerd Zikeli, rechtsradikaler Hetzer und Auschwitzleugner mit Einreiseverbot in der Schweiz und Österreich, der mich als Linker angriff und zum Kommunisten machen wollte.
Dr.h.c. Dieter Schlesak, Camaiore
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