Dieter Schlesak GEDICHTE IN MEINEM SIEBENBÜRGISCHEN DIALEKT
Was durch uns ging
war in uns nicht
enthalten
und was wir
werden sollten
kam nicht darauf
an
Die Messen die du
vorschlugst waren etwas
das ich nicht kannte
und meine Messen
kamen nur am Marktplatz an
Der Clown war da
und schlug die
Purzelbäume
Watt durch aas
geng
Wor än aas nett
enthalden
Und watt mir
werden suhlen
Kam nett deraf un
De Meessen dä tea
vurschlachst woren äst
Daat ech net
kaennt
Und menj Meessen
kam nor um Morktplatz un
Der Clown wor hä
Und schlech senj
Purzelbuum
Die Ohrfeig die
bekam dann niemand mehr
und ahnte nur
dass sich am Oh
vorbei die
Schläge kannten
De Ihrfech dä
bekam dron nemest mie
Doch in den
Händen gab es keine Zeichen mehr...
Und ahnt nor datt sich um Iihr
Verbä de Schlääch kaonnten
Wenn Dinge sich
an Ordnung halten
die hier voran
geht
und mich sauber
hält
(die Verse
gewaschen wie der Tag
mit Sinn)
dann ist mir eng
ein Teil
der sich zur
Schranke zählt
die zugeht wenn
die Zahl vergeht
Wonn Danj sich
droon un Ihrdnung haolden
Dä hä verun gieht
Und mech suuwer
hält
( de Wersch
geweeschen wä der Daoch
Mät Sänn)
Dron äs mer oanj
en Diel
Die sech zer
Schraonk zielt
Dä zagieht wonn
de Zohl vergiet
Das Schwergewicht
das manchmal überschäumt
ist anmutig beim
Tanz mit bläulichen Menhiren
die voll bis an
den Rand der schieren Kopfstände
das Einmaleins
erhalten kann
mit eingeschleppt
banalen Alltags-Viren.
Det Schwergewicht
dat munchmohl iwerschämmt
Äs dintzerösch beim Danz mät blohlichen Menihren
Dä vooll bäs un
den Rand der scheren Hieftstaand
Det Ihmohlient
erhalden kaonn
Mät ägeschlaapt
banalen Aolldachsviren.
Det
Schweergewicht daot munchmohl iwerschwämmt
III
Es hält sich auf
Es hellt sich auf
bei Nacht ist alles
kürbisklar
und blüht und
blüht so hell
bis wir die
Niemandsländer
überall erkennen
können
Et hellt sich
af
Et hällt sich af
Bä Noocht äs
alles kerbeskloor
Und bläht
esi häll
Bäs mer de
Nemestländer
Iwerall erkennen
kennen.
Die Steigerung
vom Vater Land zum Mutter Land
ins Niemandsland.
De Stiejerung vum
Vother Land zem Mother Land
Änd Nemestland
*
Es wird ein Wesen
sein
es wird ein Stein
sein
und alles wieder gut
Et wird en Wiesen
senj
Et wird en Stien
senj
Uch alles wedder
gaat.
Es wird ein Wesen
sein
es wird ein Stein
sein
bis dass der Herr
bis dass des Himmels Wasser große
Landschaft dann bei Nirgends
über mir sich
auftut.
Et wird en Wiesen
senj
Et wird en Stien
senj
Bäs daot der Härr
Bäs daot des Hemmels Waosser
griesz
Landscheft drohn bä Näckestwo
Iwer mir
sech afdieet.
Die Stimme
zerbrochen
die kleine Angst
sitzt
gleich links an
der Brustwarze
es klingt hohl
wenn ich
meine
Wirklichkeit abklopfe
Das Herz geht
weiter
weit von mir
entfernt
Es ist nicht was
ich sein könnte
De Stämm
zerbroochen
De klien Aongst
sätzt
Glech länks un
der Brastwoorz
Et klanjt hohl
wonn ech
Menj Wirklichket
oowkloopen
Det Härz gieht
wetter
Wegt vun mir
entfernt
Et äs net watt
ech senj keent
Die Stimme
zerbrochen
wer ist schuld
daran
De Stämm
zerbroochen
Wie äs schuld
derun.
Der Fuhrmann
bringt keine
Pflastersteine
mehr in den Hof
der Fuhrmann ist
durch mich gestorben
Wie soll ich nun
gehen
wie soll ich
sprechen?
Der Fahrmaan broanjt
nichen
Pflasterstien mie
än den Hoof
Der Fahrmaan äs
durch mech gestorwen
Wä saohl ech na
gohn
Wä saohl ech nah spreechen?
Du bist es wieder die mich rief
was soll ich hier
mit dir
wo alles tief am
Grunde
schon / und nicht
mehr ist
weil ich nicht
bin
Mein Wort
geschickt im Okzident
geht langsam vor
die Hunde.
Tea bäst et
wedder dä mech reff
Watt saol ech hä
mät dir
Woo aolles deff
äm Grangt
Schien äs/ uch
nemmi äs
Well ech net bän
Menj Wurt
geschäckt äm Okzident
Gieht laonzem vur
de Hangt,
*
Wie überqueren
wir uns
Hier lässt sich
nichts finden
Nichts auffinden
nur die lichte Quere
wo wir ohne
Hundeworte
wie Kapital und
sozial
medial und mental
rektal und ideal
nicht
auskommen
könnten.
Wä iwerquieren
mir aas
Hä lesst sich
näst faongden
Näst affanjden
nor de lächt Quere
Wo mer ohne
Heangdwierter
Wä kapital uch
sozial
Medial uch mental
Rektal uch ideal
net
Auskun kennen.
AUSGEWÄHLTE GEDICHTE
1968-2013
Mit Übersetzung
ins Siebenbürgisch-Sächsische
I LYRIKARCHÄOLOGIE.
Gedichte
aus den siebziger Jahren
Gedichter aus den siwenzijer Johren
Gedichter aus den siwenzijer Johren
Ich entdeckte sie
wieder in meinen alten Tagebüchern. Und diese Exilgedichte nach dem ersten
Schock und meiner Flucht aus Deutschland nach Italien, schienen mir eine
Rarität in meinem Werk zu sein. Schon damals schrieb ich es so auf:
“Sie haben eine
tragische Moralität in sich (Ethos) – also eine uneinlösbare und
unmögliche Sehnsucht nach jenem Ort,
wohin wir hin gehören. Und sie leben so, als
gäbe es tatsächlich noch etwas,
woran es sich, auch in dieser unerträglichen Leere des Aus-Gewiesenen, noch
glauben ließe, weil sie ihm ihre unverlorene Erinnerung vorspielen.
Ech entdaakt se
wedder än menjen alden Daochbächern. Und des Exilgedichter noh dem irschten
Schock und der Fleacht aus Detschland noh Italien, aolles kam mer fuhr alz wer
et en Rarität än menjem Werk. Schien damolz schriw ech et esi af: „Se hun en tragesch Moraliät än sech (Ethos)
– alsi en netänliesbor uch amöglich
Siehnsucht noh genem Uurt, wor mer
gehieren. Und se liewen esi alz ow et totsächlich noch äst giewen werd , worun
et sich, uch än deser anerdrächlichen Lädichket des Ausgewisensenjs em noch
gliewen keent, well se mer averlierbor Erännerung vurspillen.
Lass mich ein,
hier kommst du nicht mehr raus, du trägst den Absatz mitten auf der Stirn.
Die Frage lässt
sich sehr genau abzählen, wie jenen
Reim, den ich auf dein Gedächtnis mach.”
1974
Loss mech ännen
kun, hä kist tea nemmi eraus, tea driehst den Awsatz mätten af der Stern. De
Frooch less sich gena afzielen, wä den
Reim, den ech af denj Gedächtnes mauchen.
ES GEHT ZU ENDE WAS BISHER WAR,
und die Stimmen sind fern wie morgens um
fünf,
wir werden uns nie mehr wiedersehen,
wir werden vergessen.
Man siehts an der Luft, an den Augen der
Leute,
überall rollen sie die Erinnerungen ein,
heut sah ich Fotos der siebziger Jahre, da
waren
wir jung und alles schien offen,
du stiegst in den fahrenden Zug,
der kam nie an,
und fuhr ab nur zum Schein.
ET GIEHT ZE ANJD WAT BÄSHIER WOR,
und de Stämmen klanjen fern wä um Morjen
äm fauw,
mer werden es näkest mie weddersähn,
mer werden vergeessen.
Em seht et
un der Lafft, un den Uuchen der Legt
Iwerall rolle se de Erännerungen än,
hegt saoh ech Fotos der siwenzijer Johr, do woren
mer jang und aolles schien oofen.
Tea stichst än den fohrenden Zach än,
die kam näckes mie un,
und
dampft ow nor zem Schenj.
Alt sind unsere Gefühle geworden.
Und oft ist es kalt und du spürst nur
Gewohnheit,
als wäre über den Augen ein Schleier,
und wir gehen mit Abwesendem um.
In allem spür ich schon das Vergessen,
und die Leute sehn mich gar nicht mehr an;
so denk ich: vielleicht bin ich plötzlich
gestorben
und hab`s nicht bemerkt, bin unsichtbar
geworden.
Aolt senj aas Gefähler gewaorden
Und oft äs et kaolt und tea spirst nor
Gewunhiet,
alz wer iwer aasen Uuchgen en Schleier
und mer gon nor mät Oofwiesendem äm.
Än allem spieren ech schien det Vergeessen,
und de Legt sän mech gor nemi un;
ech dinken, viellecht bän ech plötzlich
gestorwen
und hun et net bemerkt, bän nor asichtbor
geworden.
Es ist nicht nur die Liebe die jetzt
vergeht,
es ist nicht nur Eiszeit der Sinne, es
liegt
ein Stillstand um uns in der Luft, der uns
Angst macht
und uns den Atem verschlägt.
Et äs net nor de Läw dä na vergieht,
et äs net nor Eiszegt der Sänn, et laot
en Ställstand äm aas än der Lafft, die aas
Aongst macht
und aas den Odem verschlieht.
Denn es geht zu Ende was bisher war,
und die Stimmen sind fern wie morgens um
fünf,
wir werden uns nicht mehr wiedersehen,
wir werden vergessen am Leben zu
sein.
Denn et gieht zu
Aenjt watt bäshier wor,
und de Stämmen
senj fern wie um Morjen äm fauw,
mer werden as
nemmi weddersähn
mer werden
vergeessen um Liewen ze senj.
Ostwest Flug.
Ein Ende
Ostewestfleach,
En Aonjt
In der Boing mit
den Vögeln
aus gesetzt
ausersehen
als ob es sich
erkennen ließe
was im Flug
zurück bleibt
im Vergehen
Än der Boing mät den Vijeln
Ausgesaatzt
ausersähn
Alz of et sech
erkennen lossen wird
Wat äm Fleach
zeräck bleiwt
Äm Vergohn-
Und lassen die
Rückkehr
irreversibel /
als zweiten Satz
der Thermodynamik ein Nie spielen
dass niemand mehr
an der Luke
etwas verspricht
beim gewohnten hinaus Sehen
bei Zeitung und
Kaffee.
Und lossen de
Räkkiehr
Irreversibel/ alz
zweeten Satz
Der Thermodynamik
en Näckest spillen
Datt nemest
mie un der Luk
Äs versprächt bäm
gewunten Enaussähn
Bä Zedung uch
Kaffee.
Wo hast du dich
hinausgestreut
ohne Kampf ohne
Freud
über alle deine
Sinne hinaus
in die Luft
und ziemlich an
deiner Schwere vorbei
ohne dich blass
als Toten zu sehn.
Die können ja
alle in den Himmeln
gut fliegen.
Wo hoost tea dech
noh aussen gestraout
Ohne Kampf ohne
Froad
Iwer all denj
Sänn ewech
Än de Lafft
Und zemlich un
denjer Schwer verbä
Ohne dech blass
alz Dieden ze sähn
Dä kennen jo
alle gaat än den Hemml Flejen.
Wo lässt du
dich liegen
mit Kind und
Kegel
zu Fuß über alle
Berge gegangen
und doch immer
wieder zurück
nie von der
Stelle bewegt
wie das Rätsel
das mir die Binde hält
vor Augen der
Berg
und du bist ja
Hinüber...
Wo lesst tea dech
lauen
Mät Känjd uch
Kiejel
Ze Foss iwer alle
Bärch gegangen
Und doch änjden
wedder zeräck
Näckest vun der ställ
bewiecht
Wä det Rätsel
daat mer de Banjd hält
Vur Uuchen der
Bärch
Und tea bäst joh
henniwer
Bei längst
Vergangenem so auch:
krank wie ich
meine?
Die Frage hält
sich fest an dein Wort
Kind ohne Laube
jetzt wurde
dein
Herkommen fertig gemacht
und sag wann hast
du den Boden
sicher und
fußfrei noch vor
Im Klingen des
Nie.
Bä längst
Vergangenem si uch
Krank wä ech
mienen?
De Froch hält
sich fest un denj Wuurd
Känjd ohne Lauw
Na woord
Denj Hierkunft fertich
gemaocht
Und soh wonni
host tea den Badden
Sächer uch
fessfroah nooch vuur
Äm Klanjen des
Näckestmiewedder.
Der Anfang wie
er sich immer verfing
Aus Ahnentafeln
gebaut
und Hakenkreuzen
kam die Welt auf
mich zu
und ließ mich
teilhaben
am Ticken der
leisen der deutsch
vergoldeten
Bomben
Der Ufang wä e
sich änjden verfeng
Aus Ahnentoofeln
gebaat
Und aus
Hackenkretzen
Si kam de Wält af
mech za
Und less mech
dielhun
Um Ticken der
liesen der detsch
Verguldeten
Bomben
Die Schuljahre
waren voller Bilder
und durchzogen
von schwarzen Böden
und deutsche
Eichen in mir und so
zu sich gekommen
in gotischer
Schrift
Mücken kamen auf
die Oberlippe
und alle Wege
sammelten sich als Scheitel
so gerade war
diese Welt
dass sich andere
Gedanken wie
Streichholzgroßmütter
verkrümmen
De Schieljohr
woren vuller Belder
Und durchzuchgen
vun schwarzen Bedden
und deutsche
Eichen in mir und so
zu sich gekommen
in gotischer
Schrift
Uch detsch Iichen
än mir
Und esi za sech
gekun
Än gotescher
Schräft
Mäcken kamen af
de Iwerläpp
Und alle Wiech summelten
sech alz Scheitel
Datt sech ander
Gedanken wä
Fackelchengrissmetter
krämmem
Im Kopf begann
die ernste Leere
groß
zu wachsen.
Äm Hievt feng
un de ernst Ledichket
Griesz
ze woossen.
Elegie bei
Magdalenas Ausreise
Elegie bä der Ausries
vun Magdalena
Der Postbote
bringt dich nie wieder
es werden andere
Marken auf den Briefen kleben
kein Zeuge mehr
erkennt dort unsere Zeiten
die nur nach
innen offen
dort geblieben
sind
Doch uns gibt es
nicht mehr
Der Bräfdräjer branjd
dech näckest mie wedder
Et werden aonder
Bräfmarken af den Bräfen kliewen
Und nichen Zech
mie erkennt do aas Zegden
Dä nor no ännen
oofen
Derhiem gebliwen
senj
Doch aas git et
nemmie
Es ist als ob es
auch Argeş nicht mehr gäbe
und wie ein
Übermaß an Rückzug
deine letzte
Reise wäre
Die nicht mehr
anhält
Et äs alz ow et
uch Argeş nemmi gäw
Und wä en
Iwwermoosz un Räckzach
Denj leetzt Ries
wer
Dä nemmi unhält
Wir sind weit weg
von uns gezogen
einen Steinwurf
weit
der uns getötet
hat.
Mir senj fär eweech
Vun aas ewech
geziejen
Ennen Stien geschmessen fär
Die aas
ämgebroocht hoot
Ich möchte
unsere Sprache wieder
haben sie lebt
sehr nah und
sie ist gut
Ech möcht aas
Sprooch wedder
Hun se liewt
siehr noh und
Se äs gaat
Denn diese hier
sie trennt uns nur
wie könnt ich dir
in diesen fremden Zeichen
in ungesprochenen
Lauten
etwas sagen
was hier in
dieser Sprache eines fremden Landes
nicht sein darf
wie zu Haus.
Denn des hä se
trennt aas nor
Wä kehnt ech dir
än desen fremden Ziechen
Än agesprochenen
Lokten
Noch äst sohn
Wat hä än deser
Sproch ennes fremden Laondes
Net senj terf wä
Derhiem.
Vielleicht ist es
zu einfach
wenn ich dir
“Feste” sage sãrbãtori
und dragãdragã
liegt so tief am
Grund.
Es liegt am Boden
was ich fühlen
kann.
Viellecht äs et ze
iifaoch
Wonn ech dir
„Feste“ sohn uch sãrbãtori
Uch dragãdragã
Se Laoun si deff äm Greangt
Und laoun um
Badden
Wat ech fählen
kaon.
1968. Aus
Reise
1968. Aus Ries
Was habt ihr mit
meinen Augen gemacht.
Sie gehen nicht
über, sie finden mich kaum,
sie liegen im Eis
im verdunkelten Raum,
lacht, lacht, -
was
habt ihr mit
meinen Augen gemacht..
Watt hutt ir mät
menjen Uchgen gemaocht
Se gohn net iwer,
se fangden mech komm,
se laun äm Eis äm
verdankelten Romm,
laocht, laocht, -
watt
hutt er mät
menjen Uchgen gemaocht
*
Du sagest mir,
ein Haus sei
keine Rose,
und auf dem
Dachfirst ginge Jeder
über dich hinweg.
Du sahest keine
Ringe, nichts
vor lauter
blinden Augen
und Abaelard
sei wieder einmal tot.
Tea hast mir
gesoht,
det Hauos wer
nichen Ries,
und af dem
Daochfirst wird e jeder
iwer dech
ewechgohn.
Tea werst nichen
Ranj sähn, näst
Vur lokter blainden
Uchgen
Und Abaelard
Wer wedder iimol
diet.
Das weiße
Brautkleid schien -
auf deinem Bett
zu liegen.
Da wars ein alter
Schirm
und dann ein
Totenhemd.
Det weiss
Broktklied schien –
Af denjem Bääd ze
lauoen,
dro wor et en alt
Reenescherm
und dron en
Diedenhemd
*
Wir sind uns
selbst entlaufen
an der Hand
nicht mehr.
Abwesend geht ein
Mund am anderen auf
wenn nachts ein
halber Atem
rückkehrt –
zeitlos
Mir senj aas
sälwst entluufen
Un der Haond
Nemmie.
Ofwiesend gieht en Mell um anderen
af
Wonn Nochts en halw Oodem
Zeräckkitt - zegtlies
II
Im Schatten vom Mittelmeer, Schwester
Äm Schaden vum Mättelmier, Säster
Schwester, du
ich weiß nicht, was die Fernen sind
in uns,
wir gehen den
Anfang ganz hinauf
bis sich der Mund
am Ende zeigt
Hinabgesang
der weiß wie
Nichts den Kopf umsäumt
Säster, tea
Ech wiess net
watt de Fernen senj
Än aas,
Mir gohn den
Ufang ganz aoffen
Bäs sich det Mell
um Anjd doch ziecht
Owengesang
Die wieß wä Näst
det Hiewt ämsemt
Hale hi Ja
ist Trauer dir
nah
und lach nicht
über dein Verweilen
hier
außerhalb vom
Mittelmeer
am Strand.
Hale hi chah
Äs Trauer dir noh
Und lach net iwer
denj Verwellen
Hä
Außerhalw vum
Mättelmier
Um Strand-
Wie Wind mir heut
den Mund verbrennt.
Halleluja
die Trauer ist
hier
nah.
Wä Wänjt mir hekt
Det Mell verbräht
Halleluja
De Troauer äs hä
Noh.
HIER, wo wir zu
sein haben,
vorgeben zu sein,
dass wir da sind,
du ohne mich,
ich ohne dich
die Hand
aufgetischt und gehst dann
mit leeren Händen
das Leben
hinunter
mit mir.
Hä, wo mer ze senj hun,
ugin datt mer hä senj
tea ohne mech
ech ohnen dech
de Haand afgedäscht und giest dron
mät lädijen Haonjden
det Liewen erof
mät mir.
FREMDWORT, unvergesslich I
(Plagiat, Du
hattest beinah schon gelebt)
Das ist
hier zu behalten:
Fremdwurt,
avergesslich
(Plagiat, tea
hast faost schien geliewt)
Daat äs
Hä ze behaolden:
Ein Wort darf
nicht vergessen werden.
Ai nimănui -
und dir die
Waffen halten,
wenn du vergisst,
wo sich
Gedächtnis
über seinem Sehn
behält,
Und so sein Wort
hält.
En Wurt terf net
vergeessen werden:
Ai nimănui -
Und dir de
Waoffen halden,
wonn tea
vergässt,
wo sech Gedaachtnes
iwer senjem Sähn
behält
und esi senj
Wurt hält.
FREMDWORT,
unvergesslich II
Tu ce zici was sagst du Jetzt?
Zu sagen wär es
hast dir die
Worte einsam
vorgesagt zu Haus
im Fremdwort.
Fremdwurt, avergeesslich
II
Tu ce zici, watt
sost tea nah?
Ze sohn wer et
Host der de
Wierter iinsem
Vurgesoht Derhiem
Äm Fermdwurt.
Sind fremd wie
aus der Mongolei
und doch zu Hause
vor lauter Fremde
/ freute sich die Silbe
nur an die Wand
gesprochen
hallt es
gibt dich für
eine Weile
wieder frei.
Senj fremd wie
aus der Mongolau
Und doch dehiem
Vur lokter Fremd/
fraut sech de Silw
Nur un de Waond
gesproochen
Haollt et
Gäw dech vur en
Wellchen
Wedder froa.
*
Nur wenn die Schwäche uns die Haut abzieht,
und wenn wir müde
sind
vor lauter Heute
(das sich an diese Stunden
Uhr verkauft).
Sind wir mitunter
auf der hellen Treppe
Mit uns aufwärts
Bis unsere Füße
wieder auf die Steine fallen.
Nor wonn de
Schwäch aas de Hokt owzecht,
und wonn mer määt
senj
vuur lokter Hekt
(dat sech un des Steangden
Uhr verkieft).
Senj mer
mätangder af der hällen Trääp
Mät aas afwärts
Bäs daut aas Fess
wedder af de Stien faollen.
*
An dich hält
und an mich wenn
wir vergehn im Tageslaut
der Dinge
wie sie schelten.
Un dech hält
Und un mech wonn
mir vergohn äm Dachesluuf
Der Daonj
Wä se mech
auspietzen.
Es ist ein Lied
und das heißt
nimănui
es lässt sich
niemals halten
oder hierher
bringen.
Es springt hinauf
bis an den letzten Schlag
wo es zur Zeit
Hulube trägt
die Noahs Arche immer noch
erwartet.
Et äs en Lied
Und daot hiesst
nimănui
et lest sech
näckest haolden
oder här branjen
aoffen bäs un den leetzten Schlaoch
wo et zer Zekt
Hulube drieht
dä Noahs Arche
ängden noch
erwort.
Und wir mit ihr
ein Rückwärts kaum
Gerbsäure deiner
Eichwald Rinde
vergangene Tage /
langsam nun
am Horizont
verschwinden
und wie -
wir hatten einmal
beinah schon
gelebt.
Und mir mät är en
Räckwärts komm
Gerwseier denjer
Iichbäsch Roainjd
Vergaongen Daach/
laonzem na
Um Horizont
verschwoanjden
Uch wä –
Mir hadden bänoh
schien geliewd.
*
Notiz
Es darf nicht
genau gesagt sein,
was war
sobald sie zur Hand genommen
verwelken die
Bilder der Dinge
Notiz
Et terf net genah
gesoht senj,
wat woor
sibaold se zer Haond
genuun
verwielken de Belder
der Daonj
Ausnahmen gibt
es:
dein kleines
Schamhaar
bittet.
Ich nehme Notiz
vom Bild
das sich noch immer in dir bewegt
und mich bittet.
Ausnohmen git et:
Denj klien
Schomhoor
Bit.
Ech nien Notiz
vum Beld
Daat sech noch
änjden än dir bewiecht
Und mech bit.
Für M.C.
Fier M.C.
Von niemandem war
die Rede
von dir
und die Rede sie
ging bergauf
bis zur Talsohle
ging sie
schnitt sich ins
eigene Fleisch
Dissonanzen wíe
Messer – und du
Vun nemesten wor
de Ried
Vun dir
Und de Ried se
geng berjaf
Bäs zer
Tolsiel geng se
Schnegt sech änt
iijen Fliesch
Dissonaonzen wä
Meesser – und tea.
Wo finde ich dich
/ so sprachlos gemacht
wieder im Grund
ohne Ihn
gottlos gemacht
ein Versagen der Zeit
Ich laufe ihr
nach ohne Gründe
Wo fanjden ech
dech/ esi sprochliess gemaocht
Wedder äm Greangt
ohnnen än
Gottliess gemaocht
en Versochjer der Zegt
Ech luffen er noh
ohne Greangt
Da drüben stehst
du
ein Antigedicht
in der Helle
die Worte sie
spielen sich auf ohne Grund
und stoppen
verzweifelt und heilig verpufft
Gottvater im
Raketenboot / nur zu Gast
hier auf die
menschliche Schnelle.
Doo dertif
stiehst tea
En Antigedicht äm
Hällen
De Wierter se
spillen sech af ohne Grjeangt
Und stoppen verzweifelt
und hellich verpufft
Gottvoother äm
Raketenboot/ nor ze Gaost
Hä
af de menschlich Schneell
Messer,
rostfrei
Es lässt sich
nicht ausmachen
was in uns
eingeht
denn die
Silbenstränge beginnen zu rosten
Meesser,
roostfroa
Et leesst sich
net ausmaochen
Watt än aas ägieht
Denn de
Silwentranj fehn un ze roosten
Du hast dich
abgesetzt und
ich trage zu dir
trage nur auf
trage den Kopf
nicht mehr hoch
weil sich die
Zeit verflüchtigt
Tea host dech
owgesaatzt und
Ech drohn ze dir
Drohn nor af
Drohn det Hiewt
nemmie hie
Well de Zegt sech
verflichtijt
In mir in dir in
uns
ging sie nicht
mehr in Farben
die Klänge sind
mutlos geworden
am Pop entlang
jauchzt nur die
leere Trompete
Än mir än dir än
aas
Geng se nemmie än
Faorwen
De Klaonj senj
maatliess gewoarden
Um Pop entlang
Jochzt nor de lädich
Trompeet
zur Eile und
Heile mit Weile
am Storchen
und Wehwut wie
Fall hobst fand
und nur
nach außen die
Messer
und Grossen Wägen
glänzen so rost
frei.
Zer Ell uch
Hiel mät Well zem
Storchen
Uch Weehwut
wä
Faoll
Ieepest faond uch nor
No Außen de
Meesser
Uch Griess Woogchen
Glänzen esi
roost-
Froa.
Köln auf die
Spitze getrieben
Sag wo treffen
wir uns
ohne Punkt ohne
Fest
weit
hergeholt
Köln af de Spätz
gedriwen
Soh wo trefäon
mer aas
Ohne Punkt ohne Fiest
Fär
Hiergehuult
Manche Wörter
sind unbrauchbar
geworden (heißt
es!)
alles was uns
aussagen könnte
sagt Nichts
(so heißt es)
Munch Wierter
senj abrochbor
Gewarden (hießt
et!)
Aolles watt aas
aussohn kehnt
Sooht nor Näst
(si hiesst et).
Wohin mit dm
Blinken
dem dunkeln jener
Gewohnheit der Tiere
und Sphären
wenn die
Flugzeuge tot sind
Woor gohn mät dem
Blänken
Der deanklen
Gewunnhiet der
Gedärer uch der Spheren
Wonn de Flachzech
diet senj
Wohin ohne Worte
für uns
nur für sie
die gewissen
Worte
die Fremdworte /
reich
an Metalle
geklebt
metallisch und
müllreich
verschnürt
in Paperbacks reich an
Umweg ohne
Einstieg
mühsam im
Gleichgewicht
auf der Spitze
des Kölner Doms
der einig freie
Blick
Woor nor ohne Wierter
fier aas
Nor fier säh
De gewäss Wiert
De Fremdwiert/
rech
Und Metaoll
gekliewt
Metaollesch uch
mästrech
Verschnärt än
Paperbäcks rech un
Ämwiech ohne Äschtich
Mähsem äm
Glechgewicht
ddddDer iinich froa
Bläck
Balance ohne
Seiltänzer
und ohne die
weißen Tauben im Hirn
ohne Metaphern /
im Sinn
nur die
furchtbare Weite
der
Revolution und
die Unfähigkeit
der Revolutionäre.
Ballanz ohne
Sieldintzer
Uch ohne weiss
Duwen äm Hern
Ohne Metaphern/
näm Sänn
Nor de furchtbor
Wegt
Der Revolution
uch
De Ääfäheget der
Revoluzionär.
Wer stürzt sich
jetzt noch
von der Spitze sie
abzubrechen zum
Leben.
Wie stirzt sech
nah noch
Vun der Spätz se
Owzebreechen zem
Liewen.
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