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Donnerstag, 19. Mai 2011

Dieter Schlesak All Tag. Erstaunte Augenblicke. Tagebuchgedichte

ALL TAG ALS LEBENSFORM   Nichts mehr soll sinnlos sein/ alles fürs Buch/ mitnehmen das Augen Licht: so Prana/ den Berg der Seele/ er beherrscht uns immer/ auch zu Hause/ wo? Im Augen Blick Empfinden: Rund Blick Wie das Meer/ die Gottes Träne. Jetzt sehn wir von oben unsern Ort: Camaiore. Und gehen auf/ Partisanenwegen/ bald dann Sant´Anna/ ein von Deutschen ausgelöschtes Bergdorf/ das im Gedächtnis/ blieb. Waldweg. Steine. Tiere keine/ nur Kunsttiere aus Stein/ Adler/ Pferde/ Vögel/ Hunde und Engel. Aber ein uralter Baumstamm. Knorrig Er hat ein Bärengesicht. Alt wie die Toten/ die hier die Steine zu den Terrassen/ geschichtet haben./ Dazu ein Wegkreuz. Und INRI 1925. Oder eine Madonna aus Lourdes. Ein Gefühl als Heiligtum. Überall also kathartische Zeichen. Das ist da/ um in der Natur zu glauben Wo blickt Er uns an? Aus der Inselferne dort/ Gorgona.   ___________________________________________________ Mehr nicht, als diesen Augenblick aufbauen, als ginge es ums Leben. Das geht. Mehr nicht. Als diese Morgenwiese lachhaft naiv die Augen sehen lassen mit Freudentränen. Mehr nicht als leben, jetzt. So warte ich, die Sonne scheint noch immer, und bricht die Strahlen, nicht das Herz, den Satz. Ich möchte leben, nicht nur schreiben müssen, als wär es ein Ersatz für diese Fahrt. Sie steht noch in den Sternen. Steht und wartet. Und doch, zu ihr gehört auch diese Erinnerung, das Glück der Sinne: der Morgen ist taufrisch und jung, und Ich hatte plötzlich wie als Kind Lust zum Barfußgehen im Morgengras; Duft und Klang, es riecht nach Pinien und nach frischer Frühlingsluft, nach Berg und nach Kaminrauch. Langsam, alles ganz langsam tun, mit vielen Pausen und ruhigen Atemzügen. __________________________________________________________________________ Bisher berauscht von dem was hier verging / kam mir das Leben so lang vor Wie diese Zeile, die verborgen zwar. Aber Nie stirbt Kommt aus dem Nichts /dieser Trank und bleibt: so ungetrunken Unverbraucht Vergilbt. Jetzt blendet mich/ müde und macht mich blind Was handfest ist Und immer näher mir zukommt Fast wie mein Körper Und alle Leute wie sie leben Der Tod.   Sagt ein Chinese der ich nicht Bein genug hab die Distanz von neuem zu schaffen Kruder schreibt ihr was ist auf Bruder im Geiste schon himmelnd "Memento Saecuritate" einer der den Leu hat nicht Niembsch ein Nein jetzt nachher: Banal Banat wie du ausharrst geschlagener Bruder und lebst ganz verändert aber noch DA Und was vor dreißg Jahren schon einmal Es war so roher Beginn der Märchen den Kopf aller kosten kann. ______________________________________________________________________  Wenn dann Entfernungen zusammenbrechen Summen der Bienen wie Menschenstimmen die Worte endlich sich entkleiden berührt die Nähe fern entfernter war es noch nie Das Maß setzt nach dem Herzschlag dein Wächter du warst es schon immer steh auf und geh - in der letzten Entfernung dort wo geheim dein Herz ist Und das Gesetz das du kennst lass hier getrost zurück so bleibt die Zeile scharf die du heimlich gedacht verwandelt in eine Blume innen gewachsen hinaus über den Schein der das Leben ist und kehrst getrost noch heim und zurück. Wär nur das Letzte, wäre das letzte Endstück vom Brot die gute Molle und ist längst aufgegessen, fort der Geruch ist wie der Backofen kalt und die Hexen gut nur für Aids Oder der eigene Tag für Tag hässlicher das Erbe des Stammes und die Früchte verbrannt Das Endstück heißt Scherzl du aber sagst Knust und gnadenlos Knust das was es ist und Abfall ist essbar geworden Wär nur mein Ende so da Endspiel ein Scherzl zu Hause im Korn wie ein Ja in Johannes Fünfzehn umkehrbar Ja Schmerzstelle Ackererde und vergangen ein Loch ist geblieben das zerstörte Haus und das Dorf am Ende ist herzschwer ein Grund der wir waren Keine Großstadt es sei denn das Graue der Arme Wintermantel und lauter Staatsgeschäfte Doch ich liebe dich Erde lieb dich auch hier der Berg gefeiert von gegenüber sonnige Heimkehr drüben du meine Alte Erde Liebe ist Dauer Gewohnheit ist sie die sich erinnert Schon an einer Fliege an einem Fliegentag erkenn ich dich wieder du meine Erde   Verschwender sein/ groß Zügig nicht achtend/ was sie In dich gesetzt/ schon früh Millionen Samenfäden/ dem Zufall zu- Geschickt/ ihn aufzuhalten Mit einem Kind. Sacrificium als/ Erzeugung Heiliger Dinge/ sich aufgeben. Sich verschwendend Heroische Nutzlosigkeiten/ der Mut. So habe ich mich verausgabt/ für Nichts Das nie da sein wird/ weiter: Nichts/ als ein Mund Der vor Wut oder Schmerz/ im Vergeblichen Aus der Lehm-Grube mir weiter nur noch schreit. * Doch immer noch bin ich nicht/ darüber hinaus Und ginge wieder nach Kreta/ nähme ich Die beste Doppelaxt/ und erschlüge jenen/ der Nicht sterben will/ sich auflehnt vor Wut Vielleicht sogar in jener Höhle des Ida/ wo Wir vor Jahren einmal hinabstiegen/ in Den alten Lehm (läge er da) Und ich schlüge zu/ aufgenommen sein Gesicht/ aus dem Gras/ sähe ich in Mein eigenes/ und wäre vielleicht endlich Von diesem Mann/ dieser alten Krankheit Frei.  _________________________________________________________________ Ein Traum hier aufgezeichnet die Luftkunst Art. Worte/ in den Wind gehängt Verse, Sprüche und Gedichte/ auf Leinen gezeichnet Wort Taten von unten/ zu lesen: fliegende Sprache. An 4: an 6: an 8 Ecken ist sie auf gespannt Freude mit Freunden/ geteilt im Flug. Meißen/ ein Literatur Festival/ schön Wie weißes Porzellan. 2 Und Meike Baier fragt und leitet Mich weiter zum Durchpulsen aller Bilder Zur Baiergasse 49/ ins Gassenhaus/ die junge Mutter Glücklich als ich den ersten Lichtstrahl sah. Schrill das Sägegeräusch vom Hof/ gleich Unter dem Fenster die Kleinbahn. Ein Morgen erwacht/ der Hahn krähte damals noch Nach mir. 28.April 2011 ________________________________________________ Und ich überlege, dass das eben erschienene „L´ Uomo senza radici“ (Der Mann ohne Wurzeln. Auf abgeschnittenenen Wurzeln gehen) mein Mutter Buch ist/ von Geburt. Von der Mutter kommen wir her. Erzählerin war sie, Weltgeberin war sie. Ihr Tod, dann war der Lebenschock.       IN ALLER HERRGOTTSFRÜH Traumgedicht L. sah von Anfang meinen Satz. Sie fand ihn Gut. Hoch kam darin Vergehen vor Im Zwischenraum Mit allen Lebensgesten Ein Ich wird weggeträumt. Celan und Pastior wie zwischenheidnisch Alles geschrieben/ zugleich Gestrichen. Sic et non… Ein hoch gestrichenes C. Gesetzt und Aus gelöscht. Leben und Tod. Der Satz Ist die Gefühlstat: Fuge? Refrain? Wiederholt jede Nacht den Tod.   Besser Orts Poesie zudem , wo ich lebe Finde ich Camaiore klingend Mein Tal mit Buonarotti, Shelley, Rilke, Montale und Carducci Das Krebslein, das ich eben gegessen Im Restaurant Dogana… aus seiner Schale geholt Sieht mich mit winzigen Punkt Augen an/ und ich seh Den langen Hohlgang/ eine Ausstellung: Gequälte Tiere/ die wir gedankenlos verspeisend fressen Als wär es Nichts. ----------------------------------------------------------------- Was schrieb ich ab/ zum Ort: wie andere Ihn fühlten? Montale etwa in Monterosso/ nein glücklich war er/ Nie: Osservare tra frondi il palpitare lontano di scaglie di mare, mentre si levano tremoli scricchi di cicale dai calvi picchi. E andando nel sole che abbaglia sentire con triste meraviglia com'è tutta la vita e il suo travaglio in questo seguitare una muraglia che ha in cima cocci aguzzi di bottiglia. Die armen elenden Kreaturen/ von der Sonne gebrannt. Oder D´Annunzio/ auf weißem Schimmel in Viareggio In den Wellen am Strand galoppierend. Und Shelley ersoffen und dann verbrannt!   D´ Annunzio, der Faschist auch in Fiume. ________________________________________________________________ DANN BRIEF- UND ALLTAGS-GEDICHTE Und Liebe ist kein Versehen   26.4. 11. Fünf Uhr Früh 1 Poesie ist wissend gewusster Sinn, unsichtbar, besser ungeschrieben. Ist anders als dich im Satz zu sehen: Punkt für Punkt geblendete Dauer. Und ab gesehen vom Tag Ein schönes Plagiat, Ist Streichen wichtiger als der Tag. Ein hoch gestrichenes C. Reicht Es gestrichen? Sieh, wie Träume dich richten. Nur Musik muss sein. Und Ich zwischen Inter nets Menschheits Geschichte Und Leben im Apennin. Abends in den Schluchten des Gran Canyons Im Film. Behauen morgens um fünf dann Strukturen. So schaut dich das Wort Gefüge an Wie ein Bildhauer Von einem Block Marmor Gerichtet. 2 Nichts, Nichts als die Schnecke Jahrmilliarden im Stein. Streichend gesehen auf dem flimmernden Bildschirm Schwarz auf Weiß im Kommen Dein Ich gerichtet. Und heute ein Anders beginnender Morgen. Sechs Uhr dreizehn Auch das schon vergangen vernichtet. Wie geht es Dir und den Siebenbürgen-Erinnerungen:/ dort mit Blick auf Braunau/ nur über den Bach. Da hast du den Ort, der uns erklärt/ warum wir weit im Aus-Land leben… nur über den Bach, so nah können die Orte sein. Die Toten wollen uns jetzt grüßen sie haben den Tunnel durchschwommen sie haben Kurs auf einen Kreis genommen aus Licht ein Gesicht das ihnen entgegengekommen Sie kannten sich und wussten sich schon da war ein Gedanke wie Vater und Sohn es war eine Flamme, die schlanke Es war eine Flamme die hob sie dann hoch sie sahn nicht zurück zurück blieb ein Loch ein Loch in der Erde. ____________________________________________________________________ Aber… du musst dich wundern/ die Lebenskürze zwingt mich/ auch hier mit Meeresblick/ und ins abgrundtiefe Weiß meiner Schreibtafel/ die auch Boden Los/ keine Grenzen kennt, Schreiben in Sinn zu verwandeln. Nicht nur banale Briefe zu schreiben./ Und das Schreiben an Dich/ hat den Abgrund der Zeit: in sich. So will ich wie du/ Schreiben mit allem verbinden: jetzt auch in Gedichtbriefen/ heute an dich. Sinnzusammenhänge: wie du sie bietest Mein Lebensbericht ist magerer/ älter. Unumkehrbarer. Im Garten lauter Gras. Es ist alles DA. Sogar Zürich im Beutel/ Gold aus Büchern: wie SCHÖN. Drei Länder/ vier Häuser. Und ein schönes/ Segelboot: die Dame Frasquita aus dem Ärmelkanal. Alles alt. Und mein Leben ist so gar nicht mein GUT. Die Geliebte in Indien/ und nicht nebenan. Und sehn werde ich sie wohl/ niemals wieder. Es gibt nichts zu trauern/ weil ich nichts mehr/ verlieren kann. Vor lauter Zeitnot/ die Kraft die die Jahre geben: verfloss im Gottesstrom/ der sie mir gab/ verloren. Die Zeit drängt zum einzigen Boden vor dem Tod Nein nicht die kleine Dea/ die Göttin der Hunde suchen/ wo die begraben werden kann und sie täglich Streicheln mit Händen und Sinnen weil sie schön ist: wie alles im Hier: Azaleen und Magnolien Zitronen und Orangen/ die Vögel um vier gekrönt der Wiedehopf/ und der Nachtschmetterling mitternachts auf dem Papier/ Schusterpupu und Eidechse auf dem alten Klostertisch/ ein Ja meinem Schreibtisch für immer. Ach, ich vergaß/ Romeo den Kater/ der mit mir jeden Morgen um acht meditiert/ und dann beim Schreiben mit hilft Am besten kann er das Z. Ganze Z-ZEILEN verbunden mit dem A. / Du ahnst: er schreibt Anfang und Ende. _________________________________________________________________ Nein. Es ist nicht alles Was wäre es sonst wenn nicht meine eigne Halluzination. Hier auf der Zeile nochmal verdichtet/ also gerettet Dem Herrgott des Alphabets sei Dank der dies hier zurückließ/ als er verschwand! Kleines Gnadengeschenk/ für uns Sinnhungrige noch am Leben./ Mehr noch/ wenn der einfällt/ heute passierte es mir morgens um vier. Plötzlich wieder die leichte Hand: wie die wissenden Hebräer/ die in ihrem Alphabet eine Hand im Kopf als Zeichen erfanden! Und ich schreibe es Dir auf/ was da heute Nacht HIER ankam: Traum/ mit Habermas in einem dunklen Gedankenhaus dass die Gedanken frei sind und fließen müssen. Sein Können unaufhörlich seinem Anfang zu. Nichts will er/ sich zumuten/ außer sich selbst will er gelenkt sein/ zu erzählen kommt er auf den Hund/ wo der begraben ist. / Nur wenn du schwimmst erreichst du/ ein fernes Ufer. Was aber ist alles begraben/ in uns. Bevor ich gehe/ soll es ein Schlüssel sein vom Träumen/ dass wir leben.  _____________________________________________________________________ Denken an K. Am 6. und 7., und 10. und 11,12. Juli 2010 Leichte Hand/ Laut Land im Verborgenen. Aber die Phan Ta Sie/ täglich zu dir und mit dir. Und jede Nacht auch/ bin ich bei dir/ und auf dem Markt Platz Transsylwahnia/ mit der schlagenden Stundturm Uhr/ zu Hause…/ Ja, weißt du noch/ dort: wollten wir doch durch den Glocken Klang laufen/ aushebeln die Uhr mit KD/ durch die Gassen/ umarmt und heulend. Nein, das war genau vor meinem Geburtshaus: Baiergasse neunundvierzig: das heulende Paar!/ Oh, Wiederfinden zu Hause?/ das Kind in mir erwacht und lacht/ mich Aus/ dein Mutzendorf … Hast du nicht Drei. Ich bin doch pflege leicht. Gibs zu. So auch dies Leichte Hand Brief Gedicht für dich./ Sogar ohne Adresse. Und nur in den Äther, ins Blaue gejagt: Du, meine Zwischenschaftlerin nun/ Mutter-Gelehrte/ Spiel Künstlerin/ mit deinen selbst geschaffenen/ vier in der Welt/ erwachenden Augen: Haus Frau der Liebe. Und zwischen allen Kontinenten/ wie ich nun: im Kein Ort Nirgends zu Hause. Wie gut sich das trifft / Zweimal Null ist unendlich viel/ da fällst du wie im Traum/ in eine Heilige Acht. So kommt aus der Ferne einer in deine Ferne/ einer, der bietet dir an/ unkündbar Einen Platz. In seinem stürmisch bewegten Herzen/ das schlägt und schlägt und schlägt den Tod tot/ Nun etwas ruhiger geworden/ doch niemals auch/ als Herztier ganz still/ des Teufels Küche./ Geständnisse und Bekehrungen kamen/ war das in einem Kloster? Wir ruderten die Moldau hinauf/ den Rhein und vor allem die Mosel Mit unseren Gesprächen. Was soll ich von mir noch erzählen./ Dass es hier heiß ist. Dass ich an einem Gedichtband schreibe./ Und einer erscheint, der heißt wie du weißt: Der Tod ist nicht bei Trost./ Und das ist wahr./ Und dass wir mit L. und mit der kleinen Dea/ stammt aus Oahaca/Mexico/ am 18. mit dem Boot/ ins Blaue: nach Elba segeln/ Fest an einer Boje/ für Meertage/ die du doch kennst./ Lang her: Als ich dich anrief/ nachts aus dem Beiboot/ und einmal sogar in voller Fahrt am Bug/ unter einer Plane./ Das war Richtung Capraia vor acht Jahren. Ach, aber vorher kommt mein Freund Tom hierher in mein Schreibzimmer/ der übersetzt mit viel Spaß den Roman/ über unsre Heulstadt S. und heißt: Transsylwahnia. Sogar für den großen Garzanti.Milano. Im September geht’s zum Großfest Literatur nach Mantua mit diesem Buch/ und dem Mörder Capesius. Der ja als Buch diesen Anklang fand. Seine Apotheke „Zur Krone“ Du siehst: so ists: du mit den Kindern. Ich ganz zum Buch geworden. Viele inzwischen. Die ich wie meine Kinder sehe. Und muss für sie sorgen! Und bevor ich’s vergess: Am 8. November geht’s nach Bukarest. Grausliges Forschen: Securitateakten/ für ein Securitate-Buch./ Ich als Erzähler meines Lebens. _______________________________ Ja, Bach in S-Dur am träumenden Zielort Augenlos, heißt es sprich: Fülle schnall dein Ich ab, auch die Füße und knapp diese Silbe am Wasser, idyllisch, der Blick ohne Augen und die Lippen los aus der Sprache gefallen, dort, fremd kommen die Leute und sehen dich an, und sehen durch dich hindurch wie durch Glas - du bist wie tot und unter die Geister gegangen. Fängt jetzt unter dem blühenden Apfelbaum reif/ es vergeht schon: zitternd ein neues Jetzt an. Denn der Punkt - schau in das schwindelerregende Loch eines ... Ziels und es rivalisiert/ eine ganz kleine Wunde mit der Sonne. (18.3.92/ 18.7.95) 1996.DAS IST Bewußtsein macht doch Feige aus uns allen Nichts was sonst halten könnte: nur die Angst wenn ich hinab in diese Grube sehe hat dieses Loch zwei Seiten eine in die Himmelszeit? Was soll ich mit der Ewigkeit sie dauert mit mir nur dass ich werde doch wär ich nicht wär sie viel reiner schon sie hängt an einem Faden mit einem Groschenmesser abzuschneiden hängt alles nur an mir. Doch schon das Messer und mein Wille gehören bevor Bewusstsein zugerechnet wird nicht mir und wird in tiefster Dunkelheit nur meinem Auge angetan ____________________________________________________________________________  MEINE MEERE __________________________________________________________________________ Wie die Schwelle trennt die Reise uns vom Alltag, vom Selbstverständlichen, ja ist ein Zustand im „Tapetenwechsel“, der Abenteuer, der aber auch Schock sein kann. ... und wohin man jetzt jettet mit derVermehrung derNullen auf den Schweizer Konten stimmen sie ein ins vertrauliche Gemauschel über Kitzbühl,Sst. Moritz und Lagerfeld denn das ist ihre Welt und sonst gar nichts DAS BOOT. Überfahrt. Die etruskische Küste hinab, nachs bis Populonia. Hier sah ich sie, die ersten Münzen der Gegend/ im Golf von Baratti in der etruskischen Nekropole: Drachmen. Und im Bergnest Populonia/ das Museum mit dem Tränenkrüglein und dem phallischen Grabstein/, das Ei dazu der Frau: Tod und Leben. Und der Totenkopf eines Zwölfjährigen/. Langher. Langher? Beim Hinabsteigen langsam zum Golf, Rundblick bis nach Elba: da sehe ich Kinder, die mit Wildschweinen spielen! . Das Reale ist hart/ fordernd, das Schiff unter dir, jede Sekunde Zeiteneinheit/ spürbar die Mühe, über deinen Kopf hinweg; das Meer schäumt, dazu etwas Fades/, Langeweile , Enge des Körpers, den du gegen die Elemente verteidigst. Die Gedanken wie festgebunden an Ankerketten, Tauwerk und manchmal ans Ruder /. Hart war die Arbeit früher. Es bleibt das Meer. Die starke Welle der Zukunft. Die kreist / stark ist die See in uns. Und grausam. Der Geruch von Teer. Das Schlagen des Falls/ verdeutlicht die Sekunde/ der Angst. Keine Zeit bleibt zum Atem holen am 22 bis 29.Juli 1981. ____________________________________________________________________ Und auch andere Abenteuer/ die muss ich mit Versen ver sehen/les ich an Bord:/ Fratrasien etwa aus Arras/ 13. Jhdt. Zum 11.11.11 Uhr 11./ Die hätte Ossi/ der das Tod Sein nicht mag/ oder für verrückt hält: gefallen/ dieser Unsinn/ der alles aus ein ander nimmt/ der schöne doch wahre Blödsinn/ Oxymorons: als: scharfsinnig – dumm verschränkt und verschraubt: den Eier Kuchen der Welt/ also kosmisch/ dichtend mit jener Stimme: im Schlaf. Ralph Dutli machts nun bei Ahrendt./ Der mich leider verschmäht. (Vielleicht sollte ich ihm aber meine Briefgedichte/ schicken? Er könnte ja eine Auswahl bringen). So kenne ich also inzwischen (fast) alle/ sie waren auch in meinem Haus/ wie der vergrimmte Treichel/ der mit schlechten Gedichten ankam/ las/ ich aber „wegschmeißen, wegschmeißen“ rief./ Reich-Ranicki nahm sie aber/ auf und so kam der ins An Sehen./ Egget nun großartig über Mascha Kaléko in der Zeitung FAZ. Und ich würde es auch gern veräppeln/ ums zu bedenken: was er Liebesernst nahm: Und schönes Reim-Dich-oder ich fress-dich/ und ich denk an meine Großmutter/ auch wenn Mascha nur so alt ist wie mein Vater: „Als ich zum ersten Male starb/ - ich weiss noch, wie es war./ Ich starb so ganz für mich und still,/ das war zu Hamburg im April,/ und ich war achtzehn Jahr.“ Verliebt also/ Madamchen lieb,/ das ist ja wunderschön./ Du starbst so ganz für dich und still/ und führst uns „wunderschön“ in deinen April./ Warst achtzehn/ Herz am Grill./ Das Reimen ist so schön und blöd/ diktiert uns/ was es will./ Gedanken sind dann/ nicht mehr frei/ verdummen uns im Klang./ Ein bißchen noch ganz ungereimt/ im Zwischenraum geatmet/ Es kann so weitergehn im Slang/ Die Ewigkeit ist lang/ so lang/ und fertig ist ihr Stil/ verkannt,/ banal wird fertig sie/ gereimt, / und alles ist bekannt. 6. August 2010. Die Fülle des Tages, ja/ der Sekunden/ zu groß/ um hier einzugehen. Dazu das Lesen/ dann Mails/ ein großes Tor. Heute Senkowskis Vortrag über den Zufall. Schon 2002/4, im letzten Heft der Transkommunikation./ Dort zitierte er mich/ als Motto./ Viele Kommentare. Auch im Hamburger Abendblatt: Physiker Ernst Senkowski glaubt an ein Überleben des Todes./ Freundschaft mit ihm. „Brüderchen“ nannten wir uns/ überzeugt, dass wir uns schon aus einem anderen Leben kannten. Als ich ihn zum ersten mal sah/ ein irritierendes Dejà-vu in Mailand. Aber das „Leben“/ vor einer Stunde ging E./ Dieses Zimmer/ dieser Schreibtisch. Sie saß auf dem Schreibtisch/ ihre V vor mir/ meine Zunge sprach tiefer und tiefer mit ihr/ und ich schmeckte ihren Lebenssaft./ Sie kniete am Boden dann/ ich auf dem Sessel. Nackt. Und sie sprach mit dem Mund/ zwischen ihren Lippen/ mein Pflanzer./ Das war noch nie/ - nur in der Vorstellung. Warum diese enorme Erregung./ Warum diese Abenteuer?/ Es geht ja um die nächste Generation/ in uns. Auch wenn nur Geister Kinder möglich sind. Die Ekstase beleibt. Der Schwere Atem. 7.August 10. Ein Geburtstag ist Erinnerung/ auch der Gegenwart/ verstärkt durch Liebe/ Nachts um zwei aufschrecken/ etwas Mond/ und den Blick auf den klaren Himmel/ über dem Pedone die Kassiopeia/ und am Gabberi hing oder fuhr/ der Große Wagen/ das Meer glänzte nach/ und lichte die Zahl 76. Was bedeutet sie: meine Geburtstagszahl/ oder bleibend meine Yogazahl: 1976. Schlafmittel/ dann Tiefschlaf./ Und um sieben sprang ich aus dem Bett/ der Tag sollte beginnen/ mit Elisa Beth/ um halbacht. Ja, Waschen, Duschen. Zähneputzen/ zum erstenmal in diesem Neuen Jahr?/ aber ists nicht jeden Tag so: und noch nie gewesen/ auch der Blick in die Bäume und die Reben/ die Anteil nehmen. Ganz gewiss. Im Wort hier jedenfalls. Ob sie es wissen? Oder nicht. Elisa Beth im Wagen/ unten auf dem Parkplatz mit aufgeblendetem Licht zur Begrüßung. Und ich ging voraus/ parkten: und sie kam/ mit dem Geburtstags Tisch/ zwei Bajariesen/ ein Kerzchen/ und ein runder Kuchen/ wie ein Kuss. Meine Glockenblume dazu/ blau läutete sie uns ein. Mit einem Kuss der Abschied/ und die winkende Hand/ so fuhr sie davon. Wer weiß/ ob je wieder. Nur im Mich-Verlieren-Können bin ich da/ und Mut dahinter/ wenn sich nichts mehr zeigt/ das was durch mich geht/ im Auge zu Hause/ und hier die Schiffe/ Namen "Va" oder "Morjen" II/ Akroasis und Shelley zu lesen/ die Turm-Uhr Calvis schlägt. / Nichts gilt als jeder Verlust/ der Trübung/ durch mich/ Name/ Adresse/ Beruf. (Glockenläuten)/ als wäre es zu Hause sieben Uhr!) Und ein Warten auf den noch größeren Namen. / Bekanntheitsgrad. / Die verfluchte Seuche/ kein Wiedererkennen ist gut./ Es schließt den Kreis/ der Haut zur Zelle. * Ernährst du hier/ zeilenweise "Weltzeit"!/ Sprache opfert dich/ und du machst es nicht/ wieder gut/ da der Baum in deinem Ohr/ das Auge streift/ ihn/ leicht im Menschen: Eins/ Motoren abgestellt/ am anderen Rohr/ der Rahmen dieser Logik/ der sich Formeln antut/ ist zerbrochen. * Zur Probe/ dass du wagen kannst/ warfst du den Kunststoffbecher mit Marinezeichen (blau) ins Meer/ ein später Taucher zog in seiner roten Maske/ unter Wasser wie ein großer Fisch vorbei. ___________________________________________________________________ 25.August 2010. Und JETZT (immer dieses Jetzt!)/ und nur Schreiben hält mich und Lesen. Wie schnell vergessen auch das Abendessen bei Lorena/ jetzt nur der Blick hinüber/ neben uns das „Wasserschiff“/ ein Militärschiff A5359. Grau. Und heute der 25.August, seit gestern erst hier: die Überseglung hierher. Und gestern ein Glücksabend der Schönheit. Und lese „jetzt“ wieder im Tb 85. Und finde schon dort/ dieses Erstaunen und Zitate aus dem Tagebuch 72/ Süditalienreise damals und Dezember 85 (4.-7.) auf der Flucht vor dem „Dritten.“/ Dem Rivalen. Und müsste nur schreiben und schreiben/ aber nicht mit der Hand. Sondern/ in den PC. I-pad? Alles ins Netz stellen? Dass andere gleich mitlesen?/ So viel. Zu viel./ Auch nachts die Träume: Streit mit den Eltern in der BAYERGASSKÜCHE: Hatten 500l Wein Inge geschenkt. Und ich bekam keinen Tropfen. Hatte Durst. Und alles schon 1985 als TB-Lyrik. Las ein Gedicht von…/ mein Gott keine Namen mehr/ als Einfall. Nur Kopfleere. Hartung: Erinnerung an Inger Christensen. Sommervögel sah man die gaukelten/ über einem heißen Tal/ Sommervögel oder Totenvögel/ Ihr Alphabet ging bis n/ Dann würden die Worte weiterwuchern/ als Zellen oder Zeilen/ ins Weiß das die ewige Fülle ist. ___________________________________________________________________  Sonntag, 18. Juli 2010. Viareggio noch immer / dies Nacht im Hafen. Was lohnt sich zu behalten: diesen Tag/ und jetzt/ wo ich dies schreibe: 18.7. elf Uhr zehn. / Unwichtig, dass ich eben L. vorlas aus diesem Heft/ und auch Platens Kitschgedicht über Palmaria./ Nichts ist zu zitieren daraus, so platt ist es, sogar die Sehnsucht kindisch. „Ergießungen“, sogar als eine Art Tagebuchlyrik, einer unkritischen und auch unbewussten deutschen Kulturseele./ Mein Zustand ist Ungenügen. Auch nachts/ mehrfach erwacht. Erschrocken: wie wenig bewusst und gelebt, aus-gelebt den Moment, der nie mehr wiederkehrt! Ungenutzt vergeht. Allein sein Leben wird durch den Verstärker/ Satz ins Ewige, zumindest Poetische gebracht./ Mehrfach gleich auch mit Schnitten und Montagen/ erleichtern das Schuldgefühl/ ja, machen augenblicksweise: glücklich. Kühler Wind in der Nacht aus Nordost, kühl von den Bergen./ Schließe die Luken./ Morgens mit Dea. Dann Unsägliches, Banales: Die rote Boje von Algen und Muscheln gereinigt. Das Boot gewaschen. Gasflaschen gewechselt, dabei ein Schnitt in das rechte Fingergelenk – Mittelfinger. Fleischwunde. Starke Blutung. Es ist der Schreibfinger. Pflaster. Er wird ja wegen der dauernden Finger- und Schreibbewegung nie heilen. Welch ein Symbol! Hätte ich diese Zusammen-Fügung nicht geschrieben, wäre es eine banale, aber schmerzhafte Wunde geblieben. Und nur ärgerlich. Seefunk beim Frühstück gehört. Mail „Chiave“ kontrolliert/ immer noch nicht: aktiviert. Ärger. Tutto e sofferto bei dir, sagt L. Dann geht L. mit Dea Fisch kaufen von den eben zurückgekehrten Fischern. Einsamkeitsantrieb des Sommers. Ich suche auf dem Laptop Elisa Beth auf der Schwelle nackt in Berlin, und sie erscheint pikant auf den Display. Nein, sie hat mich gesucht. Seltsamer sinnvoller Zufall. Und mit ihr nun in der Kabine der Selbstsex. Er gehört zum Sommerflimmern. Fruchtig. Ein Aufgehn des Samens im Hirn. L. ist genau nach dem Orgasmus wieder da./ Sie ist müde, liest Repubblica neben meinem Schreiben hier. Alte Männer in Segelhosen gehen vorbei. Grüßen./ Ich zeige ihr die Montale-Monografie. Wir fahren ja in seine Gegend: Cinque Terre Monterosso. Auch er hat sich mit Shelley und seinem Seetod beschäftigt. Ich sehe seine Bucht bei Lerici mit der Villa Magnagni und Byrons Schiff „Don Juan“ vor Anker auf einem Stich in Trewelins Buch. Viele Fotos. Welch ein anderes eben: zwanziger und dreißiger Jahre der Ruhe im Faschismus und mit Hitler – bis…. Entscheide mich, die Komposition dieses Buches von TBlyrik lieber auf dem Papier zusammenzusetzen als Collage. Bei Paul Austers neuem Roman nachsehen. Auch für Securitate, wenn ich überhaupt noch die Kraft hab, mein Ich distanzieren: auch hier Ich, Du er einsetzen. Die Distanz ist wichtig. ___________________________________________________________________   STRAND Welcher Strand an dem Denken wäre aufgelöst zu Tränen. Im erinnerten Hof. Such dir deinen Hof aus, reit hier im Worthof, nein: Kein Pferd, ein Hologramm, das blieb. Die Bleibe also für die Nacht? Herz, so gereimt ein wenig und zurückgedacht. Na endlich aus dem Gedanken geschüttelt. Oh, wie arm ist mir am Abend. Hämmer auf dem Polster, Steigbügel im Ohr. Papiere, mit denen wir verschwanden. Was hier am Strand ist, nicht mehr hier. Treibholz nature und tote kleine Tiere, Rauschen dazu, fast ewig; grau. Und auch vier Hunde mit der roten Zunge flammenähnlich; Pfingsten. Kein Kreuz mehr, nur die Welle, das Meer touristisch fein gemacht. Geist sprüht im Whiskyglas. Das Weiße Rauschen und dazwischen wir. Im Sand die nackte Puppe Gestern, verwest. Ohne Hand und Fuß, und ohne Hirn, sie weiß doch nichts, und ihr Gedächtnis ist schön stumm. _______________________________________________________________________ Heute. Auch der Tag ist schon vergangen. An was vergeh auch ich mich. Am Sein durch Nichtsein? Lass die Gedanken fließen. Halt sie an. Wie die Sekunde. Die Stunde. Den Tag. Frühmorgens zwischen vier und sieben/ plan ich den Tag./ Mein Leser, nimm sie dir, wie ich: die Freiheit des Nichtlesens! Ein Aphorismus. Ein sprachgemeisselter Satz. Steht. Allein. Für sich. So meißle ich und meißle. Auch hier. Banales. Das rausfällt. Weg zu hauen. Nur Punkte. Punkte. Reichen nie. Aus. Nicht mal ins Nie. 20.April 11. Beginn des Tagebuchvorhabens, Im Tb-notes begonnen. Und hatte vor, alles auch im Blog zu veröffentlichen, dann fiele aber vieles weg. Doch möchte ich mit dem Tb leben, schreibleben, nur noch so, mich m Leben erhalten können. Um die Identität zu wahren, muss ich immer den Dr. Titel nennen, wie vor mir her tragen wider meinen alten Minderwertigkeitskomplex, der nun mich ganz beherrscht bis hin zum Verschwinden. Dieses nachts schlaflos überlegt. Weite überlegt, ich müsste „Meine Toskana“ nun endlich anbieten. Todesmomente, wenn es so weit ist, diktieren; auch Liebesekstasen aufschreiben, alles was menschlich ist, beobachten, um beizutragen zum Bild von der Gattung Mensch, Das von mir Gehasste, das Banale ebenso; und dadurch einen Zusammenhangssinn geben können. Mein eigener Lebensarchivar. Ob das möglich ist, andauermd den Pc mitzuschleppen? Ich habe es sogar im Bett heute versucht. Und sehe, dass er keine Buchstaben frisst, also besser läuft als der große! Und müsste versuchen, das Banalste Fest zu halten! Und nicht nur zu archivieren wie bisher! Und doch wäre es ideal, zugleich auch die spontanen Erinnerungen einzubringen. Jetzt blitzte mir die Höhle in Portvenere auf, die ich beschrieben hatte, was verloren ging. 21.April 11. Donnerstag. Traum wieder. Diesmal von einem Lager, ich sollte Wasserflaschen, die den Armen vorher gegeben werden sollte, bevor sie starben. Und ich wurde von jungen starken Häftlingen deshalb bedroht. Was war heute, jetzt um 18h im Rückblick? Anrufe von Gabriela, der Rumänin, an die ich „unkeusch“ gedacht hatte. Und dann Lindes Freundin Brigitte K., mit der ich eine Stunde über unsere Sorgen gesprochen hatte. Sonst nur die Gäste, ein junges Paar vom Chiemsee. Sie Therapeutin. Und dann eigentlich nur noch mails und das neue Buch „Meine Toskana“ vor allem korrigiert. Die schöne Sonne, den Meerblick, das junge Grün genossen. Auch jetzt schreib ich draußen am Steintisch. Und bald kommt Manuele, der Techniker, um mir das Speichern unserer alten Filme und Fotos zu ermöglichen. Auch das gehört zu meiner Archivarbeit, die ja unser ganzes Leben dokumentieren“ soll. Schließlich gehört ja auch „Meine Toskana“ dazu. Memoirenarbeit der Alten. 22. 4. April. Keine erinnerten Träume. Jetzt in C. L. Lässt Geld raus und wir stehen falsch vor Scutern, die nicht rauskönnen, was mich ärgert, und sie macht so lang. Was war da wieder nachts, die Techniker wie Manuele, der immer mehr Geld verlangt, inzwischen über 800. Und dann der Garofano, der das Boot streichen soll , 600E verlangt. Andererseits haben wir Geld genug. Und solch Luxus ist angebracht. Jetzt quatsch ich mit mir selbst, solch Unsinn festhalten. Wirklich kein Fest-halten. Laden will ich doch nur die alten Filme und Fotos Archivarbeit. Gestohlene Phantasie, und kommst auf ein Niveau, wo diese Idioten ihre Überlegenheit sich anmaßen, und ich auch hier solches Zeug schreibe. Versuch: Fraueneingänge haarige Büsche geträumt/ und mein Alter mit schwachem Pflanzer/ so dass ich nicht wage/ mich mit ihnen zu treffen/ Auch in V. Wars mal/ schief gegangen/ Lucia aus der Garfagnana/ die sich bei Fapani/ geil an die V fasste/ mich aufforderte/ endlich zu Vögeln/ kam dann mit ihrer schönen großen Frucht/ zu kurz,/ Und in Köln/ eine andere/ die extra das Bett schön bezogen hatte// bekam dann nur Fingerarbeit./ Und jetzt zum Boot/ das im Mai dann auch/ zum Vögeln deinen soll/ arbeitet Herr Testosteron in mir/ wie bei Meister Puccini/ der auch nur ans Vögeln dachte. Ostern, 24.4.11. Immer um vier wache ich auf. Dachte daran, alles bei Amazon direkt zu veröffentlichen, Dracula, Transsylwahnien. Träume. Gerd sollte verurteilt und eingesperrt werden, Ich sollte als Zeuge auftreten und wollte nicht. Vater aber mit seiner Autoritätshörigkeit wollte mich dazu verdonnern. Meine Schwester Inge sollte heiraten. Es ging um die Gäste und Einladungen. Erinnere kaum etwas davon jetzt. Auch mein eignes Traumerlebnis nicht. Ich konnte die Wege in S. Nicht mehr finden, es war alles ganz anders. Welcher Weg? Nur das Gefühl ist geblieben, das Bild nicht. ________________________________________________________________ Habe dieses Gedicht heute gefunden: Was war so fahl/ als ich Novize im Okzident Ankam/ Brot schmeckte nach Pappe Die Leute saßen hinter Glas/ Auto- und Telefonkabinen/ die Dörfer zu neu/ und in keiner Mauer Deutschlands Gab es die Dichte/ mehr als vierzig Jahre ZEIT Sogar der Rhein plötzlich neu gemacht (zum Verschwinden) Unser heutiger Fluss nur/ sein Wasser kaum noch zu Erkennen/ die Wälder durchkreuzt von sauberen Leehrwegen und Sonntagsspaziergängern/ die Berge Bebaut mit/ Einfamilienhäusern/ kein Stein Strahlt/ alles ohne Aura und Überraschung/ das Fremde nur Neu/ Nichts zu entdecken!/ die Jahrhunderte verschwunden Wie die Ewigkeit/ Schutt in den Städten Von Bomben/ was Deutschland war/ unauffindbar/ zerstört. Wo finden wir es noch/ in alten Büchern und Fotos In den Herzen der Alten und Toten./ Niemand mehr weiß Was Deutschland / ein anderes Deutsch/ zu sagen wusste. Mein Geheimnis und Rätsel Deutschland gab es/ als ich es noch nicht kannte. ca 1974 * Ebenfalls 1974. In Pisa schlugen sich aufständische Studenten mit der Polizei. Über den Arno flogen Rauchbomben, Tränengas und Molotowcocktails. Ein deutscher Tourist trank landgerecht eine Grappa und sagte: Vergasen müsste man die, vergasen. Sag ich. Als ich erklärte, dass die Gegengewalt gekommen sei, weil die Polizei eine faschistische Versammlung beschützt habe, sagte der deutsche Tourist: Die sind wenigstens für Recht und Ordnung! Und trank seine Grappa aus. Über dem Arno Rauchbomben und Tränengas In dieser Nacht wurde in Pisa der einundzwanzigjährige Piero auf der Polizeistation Nr. dreizehn erschlagen.. San Fruttuoso 1 Die Stimmung am 1. September, wenn der Himmel bewölkt ist und das Meer schwarzblau bewegt ist fast die gleiche wie vor hundert Jahren. Ich Schließe die Augen höre die vielen Phantome der ars alphabetica kaum ein Motorbootverkehr wie mittags oder Berufsverkehr in Rom Ich höre das ganz konkrete Wasser schlagen und rauschen. Der Schatten der die Felsen zudeckt der täglich gefürchtete der uns mordende Tod der einfach und so dass ich der Sonne nicht mehr verkuppelt bin die Haut abkühlt und der Kopf lässt mich wieder erkennen was Müll und kühler die Sonne verdecken 2 Sicher, es lässt sich heute nicht schreiben mit Daktylen und Wahlkämpfen doch das Meer bleibt außer dem Wort/ - Spiel und all den Genauigkeiten aus Metaphern Alltagsmittel. Es bleibt das Zahnfleisch rot nicht nur weil der Skorbut auch hier bei den Ex-Fischern von San Fruttuoso abgeschafft wurde , die Stimmung am 1. September, wenn der Himmel bewölkt ist und das Meer schwarzblau bewegt ist fast die gleiche wie vor hundert Jahren. Ich Schließe die Augen höre die vielen Phantome der Ars Buchstaben kaum ein Motorbootverkehr wie mittags bder Berufsbverkehr in Rom ich höre mir das das ganz konkrete Wasser schlagen und rauschen. Der Schatten der die Felsen zudeckt, der täglich gefürchtte, der uns mordende Tod, der einfach und so dass ich der Sonne nicht mehr verkuppelt bin, die Haut abkühlt und der Kopf lässt mich wieder erkennen was Mäll und kühler die Sonne verdecken Neben mir drei Sonntagstaucher wie Urtiere aus Kunststoff kriechen sie ins verseuchte Meer Taucher zum Unterwasseejesus und die Taucher zurück in die Gründe mit hochgereckten Armen Für die Seetoten stehen bitten, dass die Stricke nicht reissen mögen, dass die Netze nicht nachgeben. Hannahs Geburtstag. Ich fuhr an diesem Morgen mit ihr nach Cinque Terre, Riomaggiore-Manarola, zur Via dell´ amore, es war ein Spaziergang über der Steilküste, unendliches glitzriges Silbermeer der Sonne zu. Boote, Tanker und Kriegsschiffe im Hafen von La Spezia. In den Buchten Fischerboote. Wir redeten wieder über jenen Spaziergang hier vor ein paar Jahren, als wir auf der Terrasse ein Liebespaar gesehen hatten, sie im Pelzmantel, der aufgegangen war, ein Spalt, man sah die große V. des langbeinigen Mädchens, die auf dem jungen schwarzhaarigen Mann saß, man sah seinen beachtlichen Stengel, wenn er ihn zum nächsten Stoß herauszog! Und ich erinnerte mich, dass auch damals schon ein Trennungsgespräch mit Hannah stattgefunden hatte, die wie hypnotisiert auf die beiden starrte; eine schreckliche Nacht, und auch jetzt dieser Schmerz, als wäre alles schon vergangen: Und oben auf der Terrasse lieben sich zwei unter dem Pelz wir: als wir jung waren Pelz auf Pelz und pelzig der Heiße Gedanke in ihr Horizontweit der Blick erinnert den Sommer im Boot und Vernazzas Turm die Sehnsucht im Hafen du hebst die Erinnerung vom Grund das alte Herz ist der Anker. Dann Geburtstagsessen in der Piccola Marina, genau wie damals auch. Und plötzlich war auch Luca da, um Hannah zu gratulieren. Ich machte dann im Auto einige Notizen, um Diana, in die verliebt war, zu vertreiben... _____________________________________________________________________ Capraia. 5./6. Juli 1985 MEGALITH; MEER. Wo das Sausen Null zum Tönen bringt. Langer Atem, woher er kam, was mich betrifft, Stil ist der Mensch, woher gelenkt, Sphärenklänge auch in mir, da denkst du an „Akroasis“. Oasen der Töne, Dichte in uns, woher meine Leere, Armut, kein Integral. Gottes Kreatur mit erschöpften Kräften. Rund um meine Stunde, die abnimmt * Die Funken, die mich vergessen haben/ das Meer macht müde, hat einen Stein im Maul, gegenüber die Steilwand. Die Notiz hält mich nicht mehr wie früher, Zeit Note. Unsinnig geschrieben zu sein, ohne DIE SCHRIFT. Im Ort das alte Gefängnis, Colonia agricola. Gefängniszone und wir mit unsern Ferien/ auf Segelbooten/ mit Staub überdeckt das Gemäuer. Capraia. Wunder sind/ die uns umgeben/ durchziehen auch das Wort/ meines, deines/ trägt uns zurück bis zu uns selbst/ Stonehenge oder zu den Menhiren/ die uns ihr Gesicht, tonnenschwer hochgehoben/ mit Gedanken/ sie aufhob: die Schwerkraft. Felsen. Pinien. Sommerhauch. Rauschen des Meeres/ das sind Worte/ doch ein Zustand/ in mir schwingt mit/ ist JA unbeschreiblich. Es muss wieder/ aufgenommen werden. Dann wäre ich wieder da/ über den Tod hinaus. Aufmerken. Das ist Fehlendes/ das schlägt mit Missmut. Wenn Abwarten beginnt/ gestern im Dorf: Alimentari/ ein Hund/ mein Hund/ Brotkauf/ ein Mädchen an der Kasse/ alles hing zusammen/ und ihre Frische/ da war noch Hoffnung/ Zeit, die sie noch vor sich hatte./ Ich stand nur dabei/ schon abwesend/ müde einmal zum Narren/ geliebt vor viel zu viel blinder Kraft. Saint Florent, Montag 8.7.1985 Was sich zusammenfassen lässt/ hier am Strand eines Besitzers/ Campo di Fiore/ und du denkst an Rom/ Giordano Bruno/ ein Morgen/ blitzendes Feuer/ wie die Sonne. Ich aber gehe zurück/ alte Zeilen/ als ich Rom noch nicht kannte/ nicht Giordano Bruno nicht die Etrusker/ nun bin ich ein Einwohner Etruriens/ Ein Traum in Lucca/ Ritt in der Via dei Fossi / an der Madonna vorbei/ und an der Steilwand der Insel gestern/ steinerne Gespenster/ Gesichter/ auch meines/ und das meines Vaters/ Köpfe , Stein-Kultur/ Hirne winden/ Spiralen bis hinab zur Naht/ die reißt/ Eukalyptus am Ufer/ greifen/ die Hände sind Pinien, rot und weiß, wie die Schechina der Oleander ins Auge getönt./ Fern Windstärke drei von Nord/ alles hier ein topos/ versammelt/ Bücher greifen in mich ein wie Zahnräder/ unendliche Mehrzahl keiner Grammatik/ Technik um dichte exakte Gegenwart fehlt/ nur das Radio VHF bringt lebensnotwendige Wetternachrichten./ Unendlich aber soll es strömen durch mein Hirn/ wie der Golf/ nicht die Sackgasse/ stehend schon sumpfig das Ende./ In die Steine hinein will ich hoffen/ dass mich die Atome noch mögen/ das Licht/ kreisend in meinen Neuronen. * Hier bin ich im Paradies/ zart gezeichnet die korsischen Berge aus Dunst/ weiß die Kontur/ und darunter Masten/ kleine schwankende Finger/ die sich selbst, den Himmel anzeigen/ gestohlene Lust/ Zikaden und Krähen zum Plätschern des Golfes/ Sommerglut blinkt/ und der Stift schreibt ab/ was ich zu sehen meine/ mich. Dies die Musik. Ich höre sie mit den Wolken/ noch zwei Schiffe vom Mistral in Streifen geschnitten/ über dem rötlichen Berg. Hier aber anstatt der Musik/ eine Null/ die an mich grenzt/ Nur manchmal Erschrecken/ dass ich das bin. * Der Augenblick hat mich wieder/ im Ohr trinkt er die Sonne aus/ gieriges Insekt von jenseits/ kommt hier an/ man weiß: alles ist eine/ unberechenbare Welle/ von weither/ ich in ihren Spiralen gefangen/ ohne Organe/ wie die Leute hier/ die ihre schweren Menhire hoben/ kraft des Vertrauens. * Mut sorgt nie aus/ der Schädel aber/ eine hohle Schale/ gefüllt auf Zeit/ die sinkt und abnimmt/ die Last/ Mut zu haben/ hier/ begreifen zu wollen/ was ist. * Feen sorgen federweiß für die Schönheit hier/ Berge schweben/ und es ist wie Sonntag. Ja/ Frieden/ Kinder stehen in mir auf und singen/ ernste Lieder/ fröhlich, als wär’s sogar Ostern/ und ein Licht blendet/ aus ihren Augen/ als gäbe es wieder die alte Sonne/ obenauf. * Erregt sehe ich um mich/ ein einziger Atem/ zieht durch den Satz/ über die Augen verlängert/ zu mir/ wo die alte Acedia/ saß und Essig austrank zur Neige/ die Öffnung hinüber ersoffen in Gift und Galle/ die Kinder betäubt und hinausgeworfen/ bizarr/ kein Märchen. Spleen von Paris/ als alles anfing/ sich so aufzuschreiben. Dankbar zu wissen/ nicht allein zu sein. * Stöße. Ein ganzes Biest aus Stößen. Auch Kreta erfand den Stier. Hebräisch die Zeugung der Welt. Atem. Pneuma und Moll. Trotz dagegen/ das Labyrinth des Daedalus. * Sprung ins Lesen/ und weiter: wie ein körperloses Schweben. Das Alter hat mich längst. Aber der Blitz, wenn sich die zwei Ideen berühren, bringt die Kontur, das Schreiben. Wer diktiert? Singt wie Musik/ ich selbst ganz ohne Widerstand/ unendliches Gebet/ und tönt/ reißt alle mit/ die dachten/ solang ich da bin/ hat der Fuß gefasst/ der sich enthüllt/ als einer im Diktat/ die Sprache springt/ die Meile der Geschichte ab: so kam sie weit/ und geht die Stufen hinab/ unten tönt’s/ als wär Er wirklich hier: Palenque einmal so aufgefahren/ in die Idee/ als Flug gemeint/ der erste Mensch: Kam aus dem Alphabet zum Labyrinth zurück/ Spirale einst/ tief in die Zelle schießt das Wissen in die Formen ein./ So sahst du rot/ von Anfang an/ der Stier hat mir den Kopf gezeugt/ was war/ das ist ein Riesen/ Genital/ ein Ei der Welt/ das sie gewogen hat/ im Keim als Er zur Welt sich brachte/ da wusste Er auch dich. * Was flach erzählt/ als wäre es all-gemein/ gut dar-gestellt/ nimmt als Erschöpfung/ des Anfangs zu/ als wäre es nie geschehen/ wir nur selbstverständlich DA/ als wär’s nur Augenschein/ kein Wider und nie Wieder/kehr nur flach, was wir uns nachgezählt/ erzählt. So angepasst/ dies „wirklich“ scheint/ als hätten wir Ihn ausgetrickst. Erzähl nur Nichts/ als Bitte um Gesundung. Als wär ich abgeschafft, so strömt es wieder, tönt/ auch ziemlich stark durch mich/ was meine Uhr/ am Armband gar nicht meint/ und tickt/ mein Pass am Herzen. * Je weiter entfernt vom/ Inhalt, sag es: so genannt/ sieh mich dann an: nun so feiner diese Nähe/ frei benannt zu jenem, was sich zeigen kann, sogar an dir/ und mir „zerstreute Gewissheit/ als eure Begründung/ isoliertes Geschick“ sagt einer (er heißt Char)/ wo ich noch stehen kann/ mit Mut/ wär ich gerettet: ich, abgelegt: meine unbekannte Hoffnung. ___________________________________________________________________ * Saint Florent, 9.7.1985 Atrophie Doch durch mich geht es wie Nebel/ wie Wasser und beiße hinein/ voller Trotz/ weiß/ wie es mich nicht gibt/ dagegen mich auflehnen/ die Dummheit. Starr/ von Jahr zu Jahr/weniger Bildpunkte und Verbindungen im Geflecht der Beziehungen (Welt)/ und alles: wie groß das Vergessen Wer soll was/ von mir hier/ später erinnern. * Im Noch-Nicht-Geschehenen, ein weises Kind/ des Wachseins wird/ auch ohne mich/ wirft seine Schatten voraus/ bestimmt/ was ich bin/ alles andere ist längst/ oder augen-blicklich gewesen. In der Physik rechnen sie nur noch damit/ wir im Grab/ liegen da: etwas was war. * Die Freiheit/ zu denken, dass noch nichts war/ leise dies Tönen des Ungewordenen/ das mich haben könnte/ anstatt der Zange/ die beißt hart zu: jeden Tag. Die Freiheit/ größer zu sein/ als schreiben/ als wäre dieser Moment völlig „rein“, unbeschwert von der Angst/ nicht zu überleben/ und dem Plunder, der am Bein sich sammelt/ es stellt/ Schwein gehabt/ hieße weder zu stehen noch mit zu wachsen/ also Sein. Namenlos unabhängig vom Begriff Sein. * Dazu die sich nicht Ernst nehmende Nation/ die freier ist/ heiligt fast, gereinigt von der mutigen Verzweiflung: In Cioran „Lacrimi şi sfinţi“/ S.22/ 23/ 24 /25/ 34: Fragmente und Aphorismen./ Das Kreisen um Glaubensfähigkeit/ Etrusker kannten den Ton schon. * Einer der ersten römischen Könige/ ein Grieche/ unter Etruskern aufgewachsen/ Frau Samaquil/ also der nicht-anerkannte Kolonist/ war aber versucht/ den Druck nicht als Geschenk anzugeben/ sondern als Alibi/ verfehlt… * Die Bücher suchen uns/ wir kommen selten dazu/ verfehlen alles, was der Augenblick zu bieten hätte/ lesend nicht da/ lesend nur da/ unaufgefordert/ lesend verlieren wir immer/ die Zeit/ sie läuft uns nicht nach/ geht nach /wie wir/ ihre zerbrochene Uhr. Lesend/ im Zwischenrau fremder Gedanken, die mich eintönen/ singen in mir/ wer – weiß ich wieder/ ein Gefäß/ gestern aber die Wut/ nicht mehr mit ihnen zu sein/ von allen guten/ von allen bösen Geistern verlassen/ in mir nur ein Fleischberg im Boot/ ich ihm sinnlos zu Diensten. Ernst bleibt/ Morgenfrühe wie früher fischende Indianerväter aus einem Kinderbuch/ am Fluss, den es mal gab/ und jetzt die Frühe hier/ Nebel über den Wassern/ Krähen./ Ich in der Kabine/ drüben eine Seemeile entfernt/ der grauweiße Turm/ Saint Florents/ Korsika/ der Leuchtturm Richtung Nordwest schließt eben sein grünes Auge/ und ich lese dazu Rilkes Zehnte Elegie./ Auch war Duino im Turm von sechzig Jahren: „Dass von den klar geschlagenen Hämmern des Herzens/ keiner versage an weichen zweifelnden oder/ reißenden Saiten. Dass mich mein strömendes Antlitz glänzender mache…“ Vergehen der Schmerzen? * Kommt eine Hälfte deiner Gedanken aus Schlaflosigkeiten Und ist doch SIE/ Anima vielleicht/ diese Nacht Und du deckst sie auf/ deine Hälfte ihres Gesichts Eure rote Blütenform/ essen ihre Wasserscheide aus Fleisch Denn gestern schliefen wir in einer Megalith-Höhle Von Figari/ dort, wo die Schwerkraft/ letztes Geheimnis Der Wissenschaft/ anders hebt als in den Jetztzeit Topografien: Und sie führte mich ein/ ihr Herz die Schönste Zeitmaschine der Wünsche nach einem größeren Jahr Wie ein Scheunentor des Himmels/ alles was war Und noch da ist: als wäre SIE ein Delta Der Traum in ihr. wo ich lag/ war viel größer Und die Miniaturzahl dieser Zeile wie Zu grob/ ich habe alles vergessen/ nur die Sekunde Tickt langsam wie eine Krankheit In neues Vergessen/ nachher und jetzt/ nur ein Kleiner Blitz/ alter Draht zur Wetterstation Schlägt abgerissen/ im Mast/ es schaukelt die Dünung vom offenen Meer/ unser Haus im Seegras Verankert: ein winziges Boot Der Anker aber/ ähnlich Einer Pflugschar/ die im Zug des Windes Zur Seite/ klappt: wie einer/ der schon in dieser Sekunde/ an den Tod grenzt/ schon hinüber gegangen Noch da. Wie SIE. Hat mich nicht Ins Leblose der Tage vergessen/ wie Mineral das In mir schon wartet/ die Entropien der Arbeit/ gewissen Los und genau. Sie aber führte mich weiter/ mit komm jetzt darüber Hinweg/ schreibend und voll im Betrug/ das Summen des kranken Augenblick überhol ich Mit Ihr in Fahrt. Sagt sie: an den Ort des Königs hier/ Fantasie als ich bei dir wahr/ du Gespaltener/ der Schwäche eingeheimst/ Sonst nur ein Trottel/ gehörst doch mir. Dies Schwanken ist kein myein/ leerer Dein Kopf/ die Spirale anfüllst mit Schmutzigen Strömen/ Gegenmusik/ Was nicht schwingt/ ist schon fast nicht mehr da. Auch Mineral ist Kristall/ erste Botschaft Des Wissens/ wo das Gesetz erst herein treten kann/ wenn Zueinander die Liebe sich Anzahl schafft und Verhältnis der Eigenart/ Form wie sie lachend dem Chaotischen widersteht/ der Vernichtung in allem/ Null, die hinübergeht/ und die Spannung/ die Deine Qual nicht erkennt/ nur in Trotz und Störung Verliert/ sich dann aufhebt. Denn Gesetze sind Endlos im Licht/ du aber willst nur noch schlafen Im endlosen Nein. * Sie aber zog mich auf wie Beatrice/ die Stimme Wie eine Leiter/ gleichmäßig zerstäubt Milliarden Bit Auf Schluss/ in Kammern/ Pyramiden Gespeichert/ ein Teil/ Magna Mater vielleicht Schechinah/ die Hülle in der wir schlafen Der Größe zu: Träumen und eingeschlossen/ Seine Einwohnung/ Blütenblatt/ Same + Frucht In der Lichtwelt/ schneidet durch den Raum/ Sonde der Ewigkeit/ Heil- Anstalt Gottes nah. _______________________________________________________________________ 9.7. 85 S. San Florent weiter. Dann das Zuviel/ übersatt will es gewähren lassen/ was da ist. Die Zikaden im Eukalyptus. Oberfläche des Gehörs. Licht, das ich sehe, die Corona. Unsinn: als Freiheit, sogar Willkür Jetzt aufzustehen, den Regen zu betrachten: Ein Tropfen rinnt mir nass über die Stirn: Draußen hat es zu regnen begonnen/ wie in der Kindheit./ Und dazu starker Wind. * Wieder die Photonen als Tropfen/ besser zu sehen/ Iris/ das Auge hat sich in mir ein/ gestanden/ der Mann nach 40/ abwärts/ aber/ dass er da ist/ mitten im Lichtkeil aus IHM/ sichtbar aus ihm/ Er/ unsichtbar/ weil Er sieht. Groß und überall identisch das Medium ist: Und/ Nichts anderes da sein kann. /Wir aber suchen ihn irgendwo in den Zwischen /räumen/ die er mit anderem nur/ zeigt Und wir sehen nur/ dieses/ selbst nur ein Zwischending/ und durch uns selbst so gestört. * Nur im Gedanken Sprung wie Photonen/ wie spine/ wie Spinner/ oder Quanten zur Musik des Innern einer Atem-Schale/ aus der wir Früchte essen/ die daraus gemacht – komme ich endlich dazu: Nobody can translate/ wer will auch Charon sein/ der Physiker/ übersetze ich im Augenblick, um überhaupt alles hier auf der Zeile zu haben: z.B. Megalithe/ diese Felshöhle/ wo/ schon ihre Toten lagen: Ist da ein Gesumme von Stimmen/ ein Nadelöhr zwischen uns nur/ so dünn die Wand bis hinüber/ und gar nicht aus Luft/ sonst könnten sie sprechen.. * Schmelze alles ein/ Jetzt/ auch Sartorius/ zu recht geschneidert/ wie Brinkmann und Ashbery in diesem Sommer/ Denken/ highway: dort rastete Handke auch in seinem Roman/ Rote Erde in Monument Valey/ wo ich ein Gedicht schrieb/ das mein Sohn vertonte/ ein Ritt + Galopp – Blende Weiss. Heiß+ bilderlos/ nur noch Phantom/ Photon/ also Engel als Zwischenträger. Diese: Über-Setzer. * Hinüber setzen/ Wellen/ leicht gekräuselt an einem Steg/ ein fremdes Anwesen/ ich sitze auf vertrocknetem Seegras: Seine Apokalypse war die Frühe/ an meinem Fuß im Sand/ eine Welle. 1. Durch ein Fenster/ Weiße sickernd/ Licht vom WIPFEL Ruhe gibt das Zeichen Kein Blatt. 2. Wenn durch einen plötzlichen Schrei/ zerrissen wird/ die Allerherrgottsfrühe/ wieder erscheint unser gewohnter Spiegel/ dann ist es/ auch heute so, weil vom Leben vergangen ist/ eine Menschennacht/ Bitte sie vergessen zu dürfen/ während Erschrecken mich packt/ dieses erkennend. 3. Unaufhörlich dich treibender Gedanke, denn/ Herzklopfen ists/ das sie bewegt/ alles verzehrend. 4. Wahrheit/ durchwachsendes Dunkel/ näher zu fliegen/ erhielt sich der Mensch/ und vergrößerte den Bruch. 5. La verità per crescita di buio/ più a volare vicino s´alza l´uomo, 6. Si va facendo da frattura fonda. * Überlebende Kindheit/ und heute ist Juli/ vor mir Wasser/ dort am Ufer/ Böschungen/ Geschmack/ fader Geruch/ und du neben mir/ das Polare: die Gestalt/ lesend das Buch im Seegras/ wälzt sich mein kleiner Schwarzer/ der Hund, tief im Seegras vergraben/ eingegraben/ mit Ball- reine Freude./ wie sie eingeht/ in meine Augen/ die kleine Kreatur? 1. Verlassenheit/ die Kehle/ ein Schlucken/ von der Kindheit her/ kein Zeichen mehr. Zeichen des Unheils (so scheint es/ hier sitzend!) zu glätten/ wie diese Abend-Wellen. Verlaufende Spuren im Sand. Geduldige Rufen/ umfasst mich/ doch abgewürgt wird es vom verbissenen Leiden, das Dem Exilartisten droht. Noch bleibt mir/ der wirkliche Schuh meiner Kindheit/ neben den Büchern zu Hause Im Schrank. Mich ihr zu überlassen/ ist ja/ meine Art. Das Außen nur seis/ vor uns laufend/ greift zur Kehle Der Atem beengt. Und die Zikade ganz nah/ erinnert mich wieder./ Damals Nie gehört. ____________________________________________________________________ 11.7. Korsika. Auf dem Segelboot. Eine Woche unterwegs/ und es scheint länger. Heute Geburtstag des Sohnes (15)/ und es scheint alles unwirklich. (Dazu tickt die Borduhr). Traum: Mein Geburtstag wird gefeiert/ mit hoch erhobenen Gläsern/ Tuzzi die liebverrückte Cousine kommt zu spät/ die Gute als wäre sie eine Schlacke des Stils./ Doch nirgends kommt L. vor./ Was zählt ist alles/ oder Nichts/ eine runde Zahl/ da geht der Kopf durch/ wie bei der Geburt/ Labie/wundes Blütenblatt/ geschlossen vor Schmerz/ offen vor Staunen./ Denn in der Jahreszeit des Gottes Schrift/ spürst du ihn/ er zählt den Gewinn aus/ Ernten…/ und hörst zurückgekehrt die Halluzinationen/ das Muhn der Herden aus dem Prudner Weinberg/ und nackte Frauen sind das Grün im Feld/ die Haut ganz Erde/ und kannst die Erde nehmen in dieser Frauenhaut! Der Mütter? Aber was lenke ich, lenke ich meinen Kairos? Oder er mich. Und was mir einfällt. Ist richtig. Lebenszugehörig? Und im Tb 85 steht: wiederholend: 9.7.85. Und: Ab hier wieder 99. Und heute ist der 2. Juni 2010. Rechnen in Jahrzehnten, als hätten wir nicht nur neun. Alle Neune. Und dann Aus. Sieben ein halb sind schon vorbei. Steht da nur noch einer. Und der Halbe liegt schon mit den andern: ein Haufen der Jahre. Und die Kugel rollt? Und ich stelle mir vor/ ein Zwiegespräch mit Benjamin Fondane. Daher kann er für immer: Sprechen: Denn: In jenem grauenhaften Augenblick, über den er nicht mehr Zeugnis ablegen kann, war alles, was er gedacht und geschrieben hatte, bestätigt worden./ Angesichts der Gaskammer gilt kein Glaubens- oder Trostspruch mehr, geschweige denn Literatur. Es war etwas offenbar geworden, was nicht seinesgleichen hatte. Fondane hat das, worüber wir nur nachdenken können, erfahren, und dann ganz konsequent mit dem Leben bezahlt. ( Aber müssen wir im Bauche der Korridore/ oder in ungemachten Betten/ wo etwas Asche ist Das am Rand verschmiert den/ Geruch nach Fisch dazu/ - um Wiederholung zu meiden. _____________________________________________________________________ Ein Pfaffe – vielleicht Naiba/ der Teiwel/ völlig geprickt von Maisbrai/ aber über den Sarg Segnend mit ausgestreckten Händen. Und in dieser Kurve/ Parabel vielleicht/ hat sich die Erde ausgedehnt/ bläst sich auf/ wächst/ ruft sie zu sich./ Und die Menschheit legt sich in den Dreck/ ihrer Seele/ bespuckt ihn/ küsst ihn/ verflucht ihn./ Verzeiht ihm./ Das Schneeballverfahren der Nacht – stürzt auf die Tote. Vom alten Exodus spricht hier Fondane/ und ist so neu./ „Menschen der Antipoden/ zu euch Spreche ich.“/ Mit dem Wenigen an Stimme/ die ihm im Halse blieb/ spricht er sich/ uns aus: „Von Mensch zu Mensch“/ und mit jenen Worten/ die uns noch gemeint haben./ Sehr „ wenig an Sinn“ ist in ihnen geblieben. Und bricht hinüber ins Jenseits/ der Hutschnur/ von Augenzeugen. „Und kommen wird ja ein Tag/ sicher ists/ mit gestilltem Durst/ werden wir auf der anderen Seite des Gedächtnisses stehn/ der Tod wird sein / ganz und gar ein Hasswerk/ und ich ein Verstreuter./ Ich nur als in paar Brennesseln/ von euch mit Füßen getreten. Wisst ihr, ich hab auch wie ihr/ ein Gesicht( wenn auch verloren)/ inmitten ein Mund/ der im Gebet offen stand./ Wie euch. Und ein Körnchen Staub durchdrang/ gar ein Traum das Auge/ weinte dies etwa im Satz?/ Oder wenn ein bösartiger Dorn/ Haut verletzte/ rann langsam daraus mein Blut/ ebenso rot wie eures. Und zählt auf, was er war/ als wäre er schon gestorben. Darin lös ich mich frei/ zu ihm?/ sagt er mir/ „wie ihr war ich grausam/ bedürftig der Zärtlichkeit/ aber auch nach Gold/ Lust und Würde/ …/ Und besoffen von Erfolgen/ schreckte ich hoch in der Stunde des totalen Misslingens.“ Sagt dann/ er habe gelebt/ wie wir, abends gerodete Kartoffeln gezogen, im Fluss gebadet/ und vergebens gesucht/ auf Frauenbäuchen/ das in Eden, jenem Garten Verlorene/ wiederzufinden./ Steckt noch im Hals/kein Frieden/ wo der Apfel ins Rot/ über den Mund gefahren/ aber in der Mitte jener Baum des Lebens sich noch stark machte/ wie die unsichtbare Weltachse:/ Unser Rücken. ________________________________________________________________________ Er habe wie wir/ alle Journale gelesen, sagt einer der Opfer, Bücher/ und gar nicht verstanden/ was die Welt ist/ oder herausgelesen den Menschen/ wie einmal von mir angemaßt und behauptet. „Und wenn der Tod/ der Tod kam – gab ich vor, ihn zu wissen, doch heute, heute ist die Wahrheit/ in meine Augen/ eingedrungen/ und ich bin nur erstaunte/ wie wenig ich begreife. Ihr, habt ihr denn mehr begriffen als ich? Ich war ein anderer als ihr/ ich es weiß. (Es steht am Horizont, die Erde versteift sich/ zu sein:/ Geboren worden … nicht seid ihr irgendwo/ draußen/ auf allen Wegen/ niemand/ die Kinder hinaus geworfen/ durch dunkle Kanäle/ Kätzchen an Ruten/ offene Augen noch verklebt/ von Stadt zu Stadt/ blind geirrt/ in der Adresse/ Polizei-Wild/ Desaster frühmorgens/ Viehwaggons/ erniedrigt/ das Schlucken, steckt noch im Hals./ Ihr seid nicht angeklagt worden/ eines nie begangenen Verbrechens/ zu existieren/ so wechselnd die Namen wie die Gesichter/ um den Verflüchteten abzulegen/ wie eine gestohlene Brietasche/ umkreist von wem?/Ein Gesicht/ Spucknapf für jeden.“ (Was nie einträgt/ Ruhe irgendeiner Parabel/ und er sagt/ die Zeit werde „kommen“/ wo wir dieses lesen/ unübersetzt/ weder ins Französische/ noch gar ins Sprachlose. Also deutsch./ Seine Zeile fordere nichts. „Vergessen. Vergessen“. Nicht da zu sein./ Nur als einer der schrie./ Kein Subjekt eines Stils bin ich./ der ein Mensch ist/ Gedicht ja (wo und wie) ein. Ob ich Zeit haben werde, dieses zu beenden? Doch wenn ihr mit Füßen werdet treten wollen/ diese Handvoll Brennesel/ die ich war, wohl in einem anderen Jahrhundert/ in einem Geschichtsbuch/ das, in dem ihr herum grabt/ mit Schaufel und Hacke/ doch völlig überholt für euch/ lest ihr zum Spaß und zur Beruhigung/ erinnert euch doch/ ich war sicher unschuldig/ der Tote/ und hatte genau wie ihr/ Sterbliche jener unvordenklich/ und nie gewesener Tage/ ein gefurchtes Gesicht./ Empörung, Mitleid/ Freude/ ganz einfach Ja/ ein Menschengesicht. ____________________________________________________________________ Calvi, 15.Juli 1985 Wieder Montale. Schon Vernazza ist unberechenbar/ wehe du meinst/ zeilenwweise: es hier herausbrechen zu können, so abzulegen das Hier: Es geht weiter, sogar am 12.9. 1984, am 15.7. 85 oder heute am 23. 9. 2009, jetzt, wo ich schreibe./ Und ich lade dich ein/ lass alle Pläne fallen/ die rechnen mit dem Kalender. / Der aber ist immer wieder/ ungültig. Ins Nichts gefallen/ der 12.9.84, der 15.7.85/ wäre diese Schrift mit verfallen/ mit der ich jetzt lebe: sie IST. Und ich erwecke mich von den Toten./ Tauch hier zur Weite/ blau schäumts. Und im Montale (auch er längst tot/ und doch wieder hier:) heißt es doch in der Ekloge S. 3a: bis zu Vergil/ von der „missglückten Stunde“ (ora fallita) ist die Rede/ weil sie unterbrochen wird/ durch das Rollen eines Zuges. Und ein Vogelschuss zerschellt im Kopf des glasigen Äther. Ein Vogelschwarm rauscht auf wie ein Wolkengruss/ ja, wie ein Wolkenbruch. So steigt nun doch auf das Idyll/ und kann sich erneuern. 16. 7./ 17.7. (S. 60). Fahrt nach Girolata/ rote Riffe. Grobe See. Doch wieder das Paradies/ Bucht umgeben von Bergen/ lauter Klischees tragen mich rum/ und Augen glänzen wie bei einem Kind/ Tatsächlich der Bucegi! Spiegelt sich/ kein Fisch darüber hinweg. Eine Berührung findet nie statt. Unsere Formen gleiten wie andere Grenzen an uns vorbei. Am Strand aber/ wie in Matalla/ ein Nest verkommener Wandervögel/ nackt die Frauen/ viele Dreiecke sahen herüber./ Nachts dies Weiche/ eine Frauenhaut um mich/ ihre Arme um mich. Als ich erwachte/ wusste ich: die Außenwelt will mich nicht mehr annehmen. Die Schöne gab es nicht mehr. Mach jetzt ein Jahr/ ungeschehen. Vernazza, lass alte Pläne aus/ rudere mich hinüber zu den nackten Frauen am Strand/ weiß das Blatt, das Haar./ Denn die Ausgangslage ist anders fürs Schreiben: schmerzlich die Entbehrung von Wirklichkeit/ die Wirklichkeit des Mangels an Lebensgefühl, spür hier/ wie blass es geworden ist./ Nur weiterer Mangel sinnlose Askese steigert es/ sinnvoll soll es sein: / als gäbe es Gebete/ Rauch aus den Zeilen springen/ bis weit hinab zum Beginn der Hieroglyphen:/ Zeitphasen produktiver Trauer/ so verschwindest du/ wirst wie das rötliche Gestein/ das das nackte Mondgewächs brennt./ Schamhaar verglimmt in diesen Satz meiner Zunge/ begehrlich ins Verb:/ Spur der Vor-Schrift wird wirklich: logoi spermaticoi des Enthüllten/ das nur im Dreieck gleich ist/ nun das Geheimnis erkennen zu können ¥ : als wäre es ein X oder die Sanduhr/ wie sie mir die Sekunden zählt/ die gelebten. Vertrauen über dem Grund/ schaukelnd. Auch dieses ein „Juliabschied“. Ich kenne das Datum: Jedes Jahr. ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ Heute ist der 24. Juli 2010./ und ich muss keine Zukunft erfinden: Sie ist da. Nur wenn ich es so sehe/ durch die Zeitung hindurch/ tönt es; zerreisst das Papier und mich/ was darauf stand/ wird wieder wahr/ die Schmerzen stehn still. Was noch sein wird: ist längst geschehen. Und sucht seine Schuld. Wir werden nie mehr sehen können. Die Tat war unaufhaltsam/ verborgen und etwas fließt schon lange durch mich hindurch/ als wäre ichs nicht, und träume, was ich sehe. Notwendig bleibt nur/ was weit entfernt ist/ aber nicht aufhört/ sich einzuschreiben. Wir wissen nicht/ wem wir gehören/ so taumelnd/ uns gehören wir nicht. Doch verblasst / der sich nähernde Tod weitet die Ringe/ das Wachträumen wir stärker/ das Ich fast ein Urvieh der Großväter. Daraus endstanden wie im Schlafwandeln schuldlos die Morde./ Ich mein, ich bin dem Steine nah/ und das Erstaunen der Distanz nimmt zwanglos ab. Und träume/ was ich sehe. Bin manchmal nur verwundert. Doch es ist nun Zeit bald heim zu gehn ins Nie des traumlosen Nacht./ Kein Schlaf/ kein Wort/ kein Niemalsmehrwieder/ ruhst ausgelöscht im Nichts. Sieben Uhr Läuten. Der Vater zur Nacht. Und einer schließt die Zeitung./ Das alles ist/ solang man wacht. Dann ist es unbeschreiblich. Und auch das Unbeschreibliche nichts als Nichts/ das nicht mehr ist./ Und keine Leere/ keine Engel gar/ der Herrgott bleibt sich unerkannt/ du bist dann nicht bei ihm/ weil du dann gar nicht mehr bist! * Aber jetzt noch ein Ja. Einfach hinüberschwimmen / an den Strand zu den Frauen, eine auffordern zu kommen.“Komm mit“./ Und sie wird kommen. Ganz bestimmt wird sie kommen. Weil ich es will. Und sie lieben/ im Wasser. Im Sand. Und sie will es auch. Und macht ganz herrlich mit:/ Dies will ich: lieben/ mein Herausgestelltes Sein aus der Natur vergessen/ einen Augenblick eine Nacht/ eine Nacht aus einem Augenblick lang/ sich ganz zu vergessen. Abends wenn die Bucht das Kastell sieht/ die Einsamkeit alles zu/ das vertane Leben/ zu zweit/ kein übriges. Was bleibt wird aufgezogen/ ein kleiner Hund. Scharf die Kontur großer/ Verlassenheit. Die Nacht auf glänzendem Wasser des Y/ greift ein./ So geht es weiter/ und die Müdigkeit wächst sich aus/ ins Sinnlose./ Schönheit tut weh/ einsam. ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Girolata 18.7. 19.7. 85 Kaum Mut. Alles schlägt nieder./ Natur/ die nur in mir einsam ist./ Im „Spiegel“ gleichalt Gorbatschow. Nachts die vergessenen Träume viel bunter als der Tag. / Am Tiefpunkt des Willens/ lege ich an. Dänische Frauen/ nackt am Strand/ ein Wanken. Aber der Tod setzt in mir seine Zeichen . Geblieben ist nichts als diese Zeile, die sich manchmal noch erinnern kann. Der Moment: rötlich schroff/ korsisch karge – ein Greisengesicht/ eine einsame Frau mit einem Hund in einer Blechhütte wartet auf ihre Liebe, als wär er Natur/ kein Echo der Auflehnung oder der Gleichnisse mehr von weit her in mir/ sehe ich zu/ glasklare Kinderwelle an den Strand zu den Dänen. Unter Wasser ein verschwimmendes Mädchengesicht Helsingörs/ Idiome schwirren in der Luft/ Babyfriedlichkeit aller Fahnen./ Im Radio wird die Beerdigung Bölls angekündigt. (Katholisch). Es muss uns geben/ auch im schwankenden Endpunkt. Erst der Tod wirft uns aus/ als müsste wir durch unser Nichtseins wieder ein Recht erhalten, das wir längst hatten/ manchmal hoch halten/ die Auflehnung von diesen Gedanken / der verschüttet war. /Immer länger die Leine, bis man sie nicht mehr sieht. * Was mir bliebe/ eine Biografie meiner Heimatstadt/ Punkt des Vergessens in mir dieser Anfang, der alles versprach. Ganz wie bei allen/ ein Beispiel also/ diese Peripherie., die sich wundert in mir dies Zentrum zu sein. Und so weit Gefühle steigen/ ists als ginge es wirklich auf Fahrt „nach Hause“. * Das „Numinose“ ist das, was von „damals“ blieb.(van der Leuuw). Auch Yeats hic visione. Ich aber bin taub geworden. Der Unglaube erschlägt. „ Glaubt nicht Schicksal sei mehr als das Dichte der Kindheit.“ (7.Elegie). Doch getrennt seither. Doch allein von mir/ ist die Schuld abgesegnet/ nein, sie ist um mich geästet/ als wärs die Meeresküste schon/ der Ekel schlägt dich/ fern/ wird der Menschen Kindheit/ abgeschlagen/ wie das Wasser .- Ists Diktat der Stimme durch die Sprache./ Und plötzlich höre ich vom Strand die vielen Kinder/ ein Wunder / wie aus Sand.. Was noch durch mich geht/ sei ein Leben./ Das Gedicht aber/ hat noch immer ein Gefühl/ allein für sich./ Wie wärs/ erstickt in dir/ das Atemlose/ blaut nicht/ denn / es sei die Tote/ um dich/ die du nicht lieben konntest./ Wie hat diese Enge anders zugeschlagen/ gedreht/ kein Wind/ die Spindel/ die die 3 Nornen/ in ihrer Hand zerschnitten/ das ist der Faden/ doch du trennst. Gedacht/ kommt es/ von wem gedacht/ von dir?/ Als du am Strand warst/ wie in Kinder Hand/ dies Schriftbild weit von dir/ ein anderes sprach/ und jetzt geht’s langsam oben auf der Zeile, der Marktzeile?/ Alles, was du gelebt, kommt jetzt hier wieder an./ Und draußen geht der Wind/ du sprichst vielleicht im Traum von Ihm/ morgen auf der Zeile. Obs „Geister“ gibt?/ die Toten leben?/ Wer ist umgeben hier von wem?/ Und das Bewusstsein kann nicht langen/ kann nicht reichen./ Doch stößt mir viel zu wenig zu/ von dieser Art./ Dass ich gefangen sei/ in dem, was sich mir sagen lässt/ ich Unheil/ Unglück/ weil die Zeit sich so und / reinen Wein verengt/ nichts traut / sich in mir vor, was schon der Duft der Macchia ist/ und die blaue Welle im Ohr. Zikaden schlagen ja/ ganz sicher aus dieser kleinen Art./ Und im Verlassen von „elemental things that go/ About my table to and fro.“ ( Wie bei Yeats Frau/ der automatischen Schrift / von Anderswo. Aber die Wiederkehr/ solls Sein?/ Gulliver/ ganz klein/ oder zu groß/ als wär ich eine Ameise/ dann wieder ihr Gott/ zu Fuß bin ich/ da stechen alle spitzen Steine/ die Haut zu dünn/ schon wieder einmal Oedipus/ der Unordnung/ und Trauer der acedia/ zurück bis Le Fleurs du Mal./ Todkrank seit hundert Jahren./ Die Leere hat nichts Heiliges/ doch zieht sie nach/ ein schwarzer Wirbel ists./ Ja, in Delphi waren wir vor Jahren/ Omphalos, das Loch der Erde/ Wo ist die Mitte/ wenn nicht hier/ wo das Wort steht/ mitten in mir am 27. Juli 1985. Und heute am 25. Juli 2010. Loco hieß es früher. Die Leute der Megalithkultur aber/ die sah ich gestern/ die Geister versteinert/ in der Klippe/ nähe Punta della Volpe/ Fuchsgesicht/ innen/ semantisch/ ie erlebt zwischen den Satzzeichen/ un nur auf die Sprünge helfen/ lesend/ die Frage/ wo willst du / begraben sein/ wenn ich ihre vergangenen Gesichter sehe. Kaum wissen ohne etwas zu glauben/ was wird nachher sein/ oder Nichts/ schon der Prinz/ schon der „Prediger“ HioHiob/ oder ägyptische Hymnen/ kamen der Müdigkeit vil zu nahe/ auch ich bin todmüde wie jener Mann/ diese Angst ist groß vor dem Wissen/ ein Choc: dass es jenes Land keiner Wiederkehr gibt/ das nirgends sein kann/ außer und Hinterbliebene./ Befestige/ doch dein Herz/ im Vergessen dieser traurigen Dinge/ die kommen werden/ der Schlag./ V-erkannten Eilande du am Leben sein darfst/ was es gibt/ solange es geben kann/ für dich/ bevor es hinterrücks ins Dunkle/ was weißt du denn/ im letzten Schlaf endet/ wo die  Engel für dich denken/ schreien/ oder in ein Gramm Mineral/ Atome leben weiter/ die Schalen sie kreisen/ Sprünge wird’s geben / Spuren von deinen Gedanken im winzigen Krümel/ was IST. Und du schreibst jetzt daneben/ Rührung geht ja nicht auf/ wie Gleichungen gleichen/ dann wem?/ Saug ein diesen Tag/ der sich schreibt über dich/ die Rezepte/ sie auskocht Humor gar/ sollst mir dabei sein/ wach innen im Moorgrau. Dort bei den Kühen vielleicht/ wirf dich auf die frische , rissige Erde solange der Duft dich erreicht/ hier oben in der Bläue/ im weichen Licht/ immer nur weich/ wenn du frei bist. „Wäre ich nie geboren worden/ so als hätte es mich nie gegeben/ sagt Hiob/ gäbe es den Tod nicht/ und auch so kehre ich dahin zurück, wo es mich vorher nie gab. Diesen Schlaf tun, lang der keiner sein kann/ im Wort nicht/ nur das Wissen der Steine/ weise sind meine Neutronen nachher/ im alten Klang seit der Erschaffung der Welt/ und von Licht/ das nicht die Sonne allein ist/ das Ende nur so/ als wäre es ein Kinderlied. __________________________________________________ 28. Juli, 29 Juli 85 Rondinara Schon starke Winde. Abschiedsgänge. Doch kaum noch Erinnerung an solch einen Tag. Abendspaziergang. Kleine Begegnungen. Ordinärere Art. Nur auf die Schwarze Muschel aus./ Einschnitt im Frauenkörper: Besessenheit und Neugier. Da lagen sie gruppenweise und sandten Signale. Sonntags vor allem. Schwesterscharen, Mutter, gierige Geliebte. Und auch Jann, deren zweites Gesicht zwischen den Beinen, die Frucht nur/ dieses haarige Geheimnis. Und doch Sehnsucht nach einer fremden, ja, fremdesten, nach einer Inkognito-Berührung. Spontanfick sagt sie. Und sucht ihn auch. (Erica Jong: Am nächsten Tag). 30. Juli. Noch stärker dann in St. Giulia beim Club Meditteranee. Flucht vor den starken SW-Winden aus Rondinara Richtung Porto Vecchio. Streit mit Jann vor lauter Nervosität schon beim Ankern. Fuhr fast auf einen Motorsegler (Zweimaster) auf. Was gab es an menschlichen Begegnungen? Zwei italienische Ehepaare. Nachbarn. Ein paar Rufe von Bord zu Bord (die vor allem dem Hund galten!) Humorblicke, Satiren: Die Frau lag nackt an der Reling und reckte ihren weißen Hintern. In die Luft. In St. Giulia ankern, am Strand entlang, wieder meine verstohlenen Blick nach der „Frucht“. Weshalb eigentlich „verstohlen“ Ist doch ein Zeichen von Nichtgealtertsein: Auch vor Jann diese Scham. Ich müsste freier sein. Oder kommt diese „Verklemmtheit“ aus der Erziehung? Erregend hinter den Klippen dann die offenen Vs, die sich hingelegt und sich bewusst zur Schau stellen. Wohlgeformt. Hier wäre ich gerne lang liegengeblieben, Voyeur-Sein genießen. Und nicht nur. Wäre bereit gewesen mit jeder von diesen braungebrannten Wesen zu Vögeln. Mittagessen auf einer Terrasse. Dann der Gang zurück. Und – oh Schreck, das Boot weit draußen abgetrieben. Wir rannten zum Gummiboot und fuhren ihm nach. Der Wind inzwischen stark, etwa 6 SW. Wir waren auf die Nachbarn zugetrieben, die hatten verantwortungslos alle Leinen gelöst. So trieb das Boot 70 m draußen bei den Klippen. Verrückt. Der Horror, es hätte zerschellen können. Der Ostwind nahm zu, brachte das Meer, di in Aufruhr. Brandung. Kein Bleiben möglich. Abfahrt nach Porto. Es war 18h. Um 20h kamen wir an. * Kann Dionysos nur Grieche sein/ hat er Humor/ oder trennteer uns vom relativen Denken/ an der langsam sich bildenden Zeit der Tragödien? Er spielt sich in Musik auf/ sagt Nietzsche zu uns/ heilt nicht/ lässt sich dann von spitzen Frauenschreien zerreißen und weißen Armen / wie Herr Orpheus/ der den Tod mochte/ vielleicht als Klang eines Haars in der riesigen Spalte der Nacht Scham und Ufer, wo der Eingang immer offen lag. / Und das Und du lässt es links liegen/ du Idiot. * „Leben“ hängt sich daran an/ ist noch in der Restbegierde/ das Alter schreitet voran/ es würgt irgendwo schon der Eis-Hauch/ kein Atem wieder/ Versiegen mit offenen Augen Zusehn/ wie du vergehst. Ja, und schon gewesen./ Was hält da/ die Danaiden/ die Bindung passè/ dafür gabs dann Zeit/ die Reue/ löchrige Fässer/ Anstatt der Hoch-Zeit. Porto Vecchio. Rückblick, 1. August. Notierte schon im September 84 zum VT: „Jann als permanente Alters-Nähe, nicht das Neue kommt mir zu// nur Gewesene./ Ullyss aber ist das prickelnde Abenteuer/ das Überraschende fehlt/ und du bist vergangenheistsüchtig/ dazu noch/ die Sperre nach vorn/ Rätsel des Offenen, die Utopie/ die rasche Wandlung. / Nur das Schwarze Dreieck/ anstatt des Delta t? Gestern Gang an die Nordseite des Golfes/ Überraschungen/ im Blick/ die Korkeiche im Sonnennetz des Wassers/ milde Spiegel/ Kristall/ schaukelnd. Ich im Geäst/ dann nackt liegen im flachen Meer/ grober Sand auf das Gekräusel bringt keine Zeit heran/ der Sand staunt/ wie der kleine Hund neben mir/ Jann/ der Schatten ist löslich geworden/ Augenblicke gehen offen in laufenden Wellen/ wie das Wasser klingt/ dahinter der Park eines Landhauses/ Stimmen in der Luft. Langsam der Weg durchs Wasser/ watend/ spitzer Fels und runde Steine mit Brücken für Badende. Im Golf Trinité / Staginolo (Porto Vecchio) spielende Hunde/ hingerekelt die nackten Leiber/ draußen scharf schlagend/ Wellen Wasser-Berge/ der Mistral/ pfeift in den Masten am Fischerhafen/ dann die Camper/ Schrebergärten/ Kunststoff/ und wieder stehendes Gewässer/ watend zur Landzunge und dann durch den Pinienwald/ nackt durchs dunkle Wasser/ Rückkehr in den Hafen mit dem Beiboot. Überall/ nur verstreut: das Dabeisein/ ein Augenblick Rast im Augenblick der andern/ PUNKTUELL ETWAS Aura/ rustikale Pizzabäckerei/ eine Oma füllt am Wasserhahn eine Plastikflasche/ Nirgends kehren wir ein/ diese Hast treibt/ die Angst vor der Nacht. Mittel die uns helfen/ hier zu sein/ vertreiben uns schon/ das Beiboot könnte uns gestohlen werden./ Oder abgetrieben vom Westwind/ draußen treiben. Brav trappelt der kleine Hund mit/ ganz im Geruch/ immer dabei./ an der Nase geführt und doch froh./ Keine „Zukunft“ stört/ bricht ein/ wir den reinen Raum wie vor uns/ nur halb sind wir dabei/ das „Unterbewusste“ ist fern/ alles nimmt schon Angstgestalt an/ Bedenken/ der große Schatten zeigt sich jetzt/ und dieses Jetzt ist immer/ ein schwacher Abglanz wie das dunkle Wasser/ das/ das wir noch den Heimweg vor uns haben// verstellt/ was uns der Hund schon vorzeigt/ zitternd. _____________________________________________________________________ Die Zeiteinteilung schon zerhackt/ ein wenig wie im Seitenblick ist diese Nacht unheimlich/ sie aber hat der Tod geschickt/ wie eine Abwehr/ lässt es kaum mehr wissen zu/ und abgelenkt/ die schwarze Bindung ist bequem/ und mit dem Motor/ der uns übers schwarze Wasser treibt/ beschäftigt/ gibt es dieses Wasser nur als Spur/ Fahrwasser, weißer Schaum/ die Schraube dreht hier die Spirale/ der man drinnen zu entgehen weiß/ ganz um/ jedem Zustand rascher zu entgehen/ die Hilfe hat uns aus dieser reinen Welt das Rätsel schon hinausgetan/ in unseres, das uns krank und eng umgibt/ ein Leben im Detail/ und hier die Zeile die/ wenn es mehr noch nachträgt/ den Zusammenhang, das Einzelne zusammenführt/ was längst gewesen reiner macht, dies einmal und Niewieder/ das mich ach, zu schwach noch schreien lässt. / Das Tier in mir/ ein kleines Echo noch/ als wärs ein Negativ/ nur halb zu sehen/ die Augen nie mehr zugewandt und offen./ Und auch der Schwanz , der wieder aufsteht/ wahrgenommen/ kein Zustand darf mich haben./ Nur Zuschauer zu sein und doch dabei/ ist arg. Und immer absichtsvoll/ im Abschied/ und alles fließt vorbei/ als hätte der Gedanke recht/ es wären doch nur Schattenwelten im Atom/ das Licht, ein Spin/ - Und sterben solls/ so schnell als möglich// Wir sind die Toten. * Baudelaire lesen (Benjamin 94)./ Flaneur und Dandy/ Nichtstuer von Beruf/ Nachfolger eines frühen Heroi?/ Wo fährt man hinaus ins Abenteuer?? Größe und Gelassenheit/ So sahn sich die Segelschiffe/ sich Wiegen vor der Rede/ Warten auf das große Hinausfahrt ins Glück/ offene Luke ja/ erleuchtete Fenster im Meer/ wie ich sie einst in Kreta sah/ Samariaschlucht bei einem Alten mit Vraka/ schwarz. Dort ankerte damals ein Schiff./ Jetzt schreibe ich aber auf einem Kartentisch/ doch die Realität ist anders/ die Hinausfahrt wird Alltag/ und Angst:/ der Heros brüllt vor Wut/ und im Hafen ziehen sie ihn für die vielen Reparaturen das Geld aus der Tasche. * Ha, diese starken Schiffe, die so sehnsüchtig und so müßig ausschauen – fragen sie uns nicht in ihrer stummen Sprache: wann fahren wir aus im Glück Getragen werden von großer Geborgenheit: ein reisendes Haus? * Im Ort Porto Vecchio./ Genrebild. Ein schneller Kuss gegenüber/ ein graziles Rucksackmädchen/ verabschiedet sich eben/ für immer. Daneben über die Tische/ geht eine stark geschminkte Mulattin/ die Hauptstraße hinab. Wir haben Gemüse eingekauft (und Wein und sitzen ruhig/ als könnte die Glocke der Kirche vom Platz/ uns nichts anhaben./ Denn/ was zeigt sie an/ wenn eben im Kaffee, wo wir sitzen/ das Telefon schrillt wie auf der Bühne/ und die Leute vor uns vom Nacktstrand von Chiappa reden/ wo ich in Gedanken bin/. Warum immer wieder/ diese Obsession?/ Ist es die versteckte/ die unbewusste Zukunft/ die in uns rumort: Zeugung/ die uns das Leben verlängert: so harmlos die Kinder aus der dämonischen Anlage in uns? Irgendwo durch das Rauschen des Verkehrs/ hört man eine Flöte. Freitag, 2. August 1985. Nachts: Traum. Erfuhr, dass Jugendfreunde in S. Literarische Abende veranstalten. Ich natürlich nicht eingeladen wurde. Jetzt plötzlich bei Löw. Dann bei Kibi Leonhardt. Sie lehnten mich ab. Traum einer endgültigen Trennung von M. (Dabei ist es schon 10 Jahre her.) Eine gemeinsame Schublade mit alten Briefen wurde getrennt, aussortiert. ______________________________________________________________________ Samstag 3. August Abfahrt nach Campoloro. Die Korsische Hochzeit dann in Campoloro. Besuch im Club Corsicana. Nacktstrand. Soviel Fleisch. Die nackte Wahrheit ist nicht das Wahre. Trotzdem beruhigt sie. Sonntag 4. August. Sturmansage Windstärke 8. Flucht nach Bastia. Montag 5. August. Bastia- Macinaggio. Die Fischersfrau auf einem deutschen Elbkahn. (Cuxhafen). Die Sanftheit und Milde Hoffte sie wiederzutreffen.. Sie. Steht für alle in diesem Augenblick. Der Sturm gestern/ die blaugrünschwarzweissen Schaumkronen weit draußen. Der Brand oberhalb der Stadt. Die Schiffe, die sich im Hafen auf die Seite legen. Ankunft und Sturmvoraussagen Windstärke 10 am Cap Corse. Das deutsche Schiff folgt uns. Dienstag 6. August. Nachts Sturm SW. Morgens gewittrig/ stürmisch.: In der Camargue Springfluten, Verheerungen. Heute Hiroshimatag. Sturm den ganzen Tag. Jeder überhöhte Text wirkt jetzt. Ich kann weder lesen noch schreiben. Mittwoch 7. August 1985. Vor vier Jahren in Marina di Campo den 47. begangen/ voller Trauer schon und Resignation. Es bleibt nun nur noch Kaysers Orphikon. Haha. Katharer_Sein, Gut/schön/ und wahr wie bei Shakespeare-Sonett/ Celan. Das Eine/ das gesammelt ist/ bleibt/ das Geheimnis/ Moll und Dur gemeinsam erklingen Jetzt. Mit zusammengebissenen Zähnen den selbstgewählten Pseudo-„Asketen“-Weg zu gehen. Weiter nicht zu „leben“, zurückgezogen nur in solchen Zeilen/ die ein Spiegel sein wollen. (Vielleicht sind?) _________________________________________________________________________ 1985 TB-Schichtung: 8. 12.85. Rückkehr…. Da steht „abgeschrieben 99.“ Eben brachte Vetta die Post/ eine illustrierte Karte vom „Dritten aus Hamburg.“ Eis und Schnee/ viele Gänse und ein Baum… … 1972: „Vesuv. Überall liegt Lava herum/ und es kommt mir vor/ als brenne mir der Boden/ wirklich unter den Füßen.“ Damals wars. 13 Jahre/ und was ist unser Leben/ Trauer. Dante wollte ich lesen oder Pound/ um es in den Historien aufzubewahren/ sogar im Krieg/ der besser sei/ sagt Amèry/ als der Untrost des Alters/ die graue Wand/ an einem Haar. „Die Bucht von Neapel zu Füßen. Schönheit ja. Und Capri durch ein Wolkenloch/ wie heilig sonnenbeschienen.“ Nebel damals. Und. Und ich nahms voll auf/ auch wenn ich meinte/ es sei nicht mein Leben/ so lebte ich doch/ und ging mit dir so sicher, so sicher über den Grund. Ausgeflossene Lava. Erdmagma. Ich – für alle Ewigkeit? Jeden Augenblick kann etwas passieren. Wie in Pompei.“ Am 5. Dezember 1985, also vor drei Tagen, sahen wir auch Herculaneum. Der Horror war still. Wie Jann so still. Jetzt 8.12. 17h, 47. Wenn ich „jetzt“ schreibe. Damals gegen Mittag. Ende November 75 (?) ein Führer/ zeigte uns den qualmenden Boden, den Abgrund des Kraters./ Wr aßen in einer alten Trattoria/ Dazu pompeianischen Rotwein: Und gleich nach Salerno im dichten Nebel. Kein Wort zur Küstenstraße/ Positano: Sorrent. Das Unbetretene beliebt. Unbetretbare. Gehört uns. Ich sehe mit deinen Augen ein Prospekt, das du weglegst. Es landet/ im Papierkorb. Aber auch diese Aufzeichnungen/ dieses Heft/ lange nach dem Krieg geschrieben/ „hätte gut, niemandes Heft sein können: so tief unterhalb menschlicher Wege und Reisen liegt der Sinn eines Menschenlebens verborgen.“ (R. Char.) In Sorrent fragte ich damals nach dem Preis des Hotels „Syrene“. Damals war es/ hoch über dem Steilufer/ Palmengarten/ schöne Räume/ „Villa Pompeiana“/ zu teuer/ vor drei Tagen war es geschlossen.“ Zimtgeruch. Wie/ Sinn der/ die alten Lampen über uns leuchten lässt.( Wie in S.) Sägen und ein Geräusch/ aus der Kindheit (Herr Nagel und mein Kopf.) Und der wahnsinnige Tasso kam mir entgegen. Auch damals Dezember. “Orangen reif und leuchten übers Meer.“ Kein Tourist. Es war auf der Rückfahrt von Amalfi und Positano. „Bei Nacht noch wunderbarer der Golf. Drüben liegt Neapel und der Vesuv.“ Begegnete Andres in Positano/ und las dazu Tassos Gerusalemme, samt den irren Briefen Tassos an seine Schwester. / Und Parsifal aus dem Radio/ eine Kassette im verzauberten Garten (des Klingsors). Kam aus Siebenbürgen)/ war er nun da und erschöpft/ kein nervum rerum?/ Sah Herbst und Reif/ es kam die Sonne/ als ich vor der Mole in Amalfi stand. Und in elea 72. Die Liebe überwinden/ und die Sinne hinüber kommen/ lassen/ so dachte ich an jenem Morgen im Mantra/ drinnen Ruhe/ es war Hotel Magna Graecia und ich stand um 6h früh auf/ sah Eleas Unbewegtheit…“ Sorrent 2: In Sorrent aber Tasso/ von Stimmen umgeben: So fühlte er Angst vor der Inquisition: Einer war das/ das sagte ich Jsnn im Orangenhain/ weisst du unser Spaziergang zur Marina Piccola durch tiefe Tuffschichten (damals72) Einer war da in Tasso/ der Glaubte… Steile in Positano/ Und gleich nach Salerno. Weiter das Jahr 1985: 7.August. Traurigkeit ist nur in der Leere/ „Leben an sich“ in den primitivsten Reaktionen des Alltags./ Und keine Reife darin/ Das Unmögliche nämlich: In dieser Sphäre schöpferisch zu sein/ das kann nur Gott./ Wie die Männer gestern bei Sturm/ Boote festmachen/ die in Not waren. Für mich das Stürmen/ in der Kabine jetzt/ nur ein Nebengeräusch. Rückfahrt am 9. August. Pieve. Arbeit am „Ostalbkreis“-Text. Ebenso am 10. August. 11. August. Wie gestern auch ganz niedergeschlagen. Das Praktische. Die Quittungen – der Junge durchgefallen zum 2.Mal. L. ist völlig am Ende. Es bleibt mir nur die notierende Arbeit. Kein Lebenswille mehr. Und auch der Glaube an die Literatur ist nicht mehr da. An mich selbst: - kaum. Im Merkur 7/84 von Bahrdt über Altwerden ein Essay, gute und wichtige Gedanken. In der FAZ vom 6. August über Hiroshima. Seither gäbe es einen „Zeitstillstand“. Altersweisheit ist die Einsicht in die eignen Grenzen Und in das Unvermeidliche. Die Abschiedsfähigkeit? 19. 8. Eine Woche VT. Heute erst wieder Lyrik-Lust. Pessoa Almanacco 9. Pessoa ist Mystiker und Rosenkreuzer. ALLE DICHTER BIST DU Dies Übersetzte das ich meine Ist zu Haus in mir/ so Scheine laufen/ laufe über/ wie die Milch zu Hause/ in der Küche Eine Jause. Reime/ weine sie/ die Tränen die Dich lähmen./ Hat aber Nichts mit meinem Leben/ und seinen Scheinen zu Tun. Pessoa war Rosenkreuzer und Kind. Gestern der Stein/ sagt man Müsse die Dinge küssen/ wunder/ Bar zum Trinken/ jede Zeit gab Zeit- Gute Zeit. Denk doch an Schin/ tanze wie meine Judenfreunde Sei Chassidim. Eich sagte auf der Leopoldstraße/ weiß ist mein Wort/ und ist nicht mehr/ eine Briefstelle vor meinen Augen/ gelesen/ und in die Mappe gelegt/ Worte halten den Verfall nicht auf/ wen wir aufheben wie ein leichtes Blättergespinst/ ungültige Liebe/ die wir zufällig sind. Dahinter ist Stille/ ich habe… lebe den Zwischenraum/ hier im Blick/ was sich noch regt/ die Zeilen mäht/ wie die Jahre/ sogar lange/ sehr lange mir noch bleibt/ wem gehör er/ da alles den Bach runter geht/ horch, es war ein Kind/ dann den Schrei des Esels/ du verstehst/ sein Ohr hier/ das Eselsohr/ auf einer anderen Seite. Lies meine Antwort/ auf die letzte Nacht/ in der täglich mein Leben scheitert. 20.8. (Vgl dazu 17.10. 4.11.) Ich arbeite ja mit der wirklichen Zeit, nicht nur mit Phantasien. Die wirkliche Zeit ist eine Art Phantasie Gottes. Eine Poetik ausarbeiten. C. Simeon. Pound. Wich z.B. Zitat aus Domin. Und Almanacco 6. Bodo Kirchhoff? Schreiben als Übersetzung. Realität (an sich) existiert ja nicht. D.h. das Original unserer „Übersetzung“ kennen wir nicht. Die andern (wer sind sie?) meinen sie, ja, das Original zu kennen, gar zu haben!? Wenn wir aber ehrlich sind, gibt es nur Metaphern. Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis. Hubert Riedels Buch (Spiegel, August 85). „Vernunft“ funktioniert nach Großaffen-Art. Anpassung und immer die einfachste Lösung. (Das ist aber Verstand, nicht Vernunft!) Bessere Ratio hat die weitreichender Unschärferelation Heisenbergs. Teilt nach Wahrnehmungsart auch Zeit und Raum. Die andere Ration glaubt an Ursache und Wirkung und auch, dass das Simpelste die Wahrheit sei. Also Common sense. Also ähnlich wie das Huhn, das seinen Fütterer anbetet, der es schlachten wird. Poesie allein hat gefühlte Ganzheitsüberlegungen der größten Wechselwirkung. „Ich bin der Baum, das Gras, dieses was ich sage, ist auf einer anderen Ebene schon gemessen, die ich noch nicht weiß.“ 1.Juli 1986 Sterbenselend. Obwohl alles offen. Und morgen ist Abfahrt mit dem Boot. So steh ich/ und darf sein. Diktiert nur mir/ die Spanne Zeit, die ich hier bin./ trägt mir so manches auf/ der Druck hier unter Lindenbäumen/ in Lido. Alles noch tun zu müssen/ was erfüllt deine Aufgabe- und Nichts tun zu können. Denn das wäre schwer. 3.Juli. Abfahrt. Frasquita-Reise mit JP. Abfahrt Livorno-Bastia. Dann Bus bis Porto Vecchio. Muffig. Will gar nicht da sein. Wut auf J. Und das Boot gar nicht haben und bezahlen wollen. Schon gar nicht zahlen. 4.Juli. Campoloro- Solenzara segelnd 31 Meilen bis 18h. 6.-8. Rondinara. Zwei Tage stürmisches Wetter. 8.7. Sanftheit des Strandes. Rein Kommen wieder. Sanftheit des Strandes /rückläufig die Lagune aus Kuhfrassspuren/ Duft / Ein Kalb das vor Schreck da durchwatet/ und Geister schaun zu. / Ein Jahr ist vergangen / und wir sind schwächer geworden. Und komme nicht rein. Kein Funken mehr. So verpufft die Tagesenergie, verpufft der in mir angesammelte sanfte Morgen. Nichts in mir. Plötzlich gepackt von Benn-Lektüre. Als habe er diese Stimmen ganz ordinär lyrisch verarbeitet: Ein Ort / kein durchlöchertes Auge. anticipation mystique / aber zu nahe nicht animistisches Gewisper / sonst bst du un bestimmt / verpasst den Anschluss im Reinen Blatt / mehr Liebe / und das Smaragd s Wassers nur fad /wie geist-los. / Und die Hitze brennender Sand / an der Fußsohle / im Sand / suchst du vergeblich seinen Sinn./ In dir die Ferne Hand könnte beschädigt sein. / Doch das Boot enthält ihn, jenen / hier gebliebenen niederen Herren/ der allein Zeit umrundet, dein Leben / musst sie ihm geben / dann kommst du hinein! / Saugst aus der Spröde des Unglaubwürdigen ein / das Lachhafte sogar: in dieser Vagina, es tröstet / und Gott blitzt. Gelbe Blume am Strand / seh es nicht mehr. (Nicht abgeschrieben. Nachkontrollieren, ob schon da 6-8.7. 11.-14.7.) 2008. Atlantik. 19.Dezember Kreuz Fahrt. Das Individuum wird zum "Hyper-Zentrum", einer Art selbst¬referenzieller Weltegomanie. Ach DU sind wir zu weit und zu spät hinausgeschwommen Hand in Hand hinaus ins Offne Als stände ein neues Ende Der Welt bevor Dem zu entkommen? Dort: du weißt: Gibraltar, die alten Säulen Wo das Offne unendlich beginnt Jetzt, wir beide zusammen unter einem neuen Stern? Liebe, dass wir Entkommen?! Geliebte, solch ein Aufbruch Gegen die Zeit und das Schicksal Auch gegen den Tod? Alles was uns trennt? In einem Meer von Tränen Deinen meinen in Später Zeit? Oh du Geliebte meiner Trauer Wehmut wächst mit dir Und dem Vertrauen Glück Des Vertrautseins geborgen in uns Dass uns der Flug In ein tief Verschwiegenes gelingt Je weiter wir fliegen weit und nah Gestern Nacht wie der Hauch und die Haut die das Tiefste Berührt feucht und gleitend und glühend Und sanft brennt wie das ewige Feuer Liebesfrau du für IMMER Freundin Unsterblich Geliebte Mein fliegendes DU WIR ausgetauscht zur guten Hälfte Ich geb dir mein Wort 2 Nur im täglichen Leben Dieses heftige Laufen Es zu erreichen Da es uns übersteigt, Ewiges Feuer Brennendes Geheimnis Doch gestern gemeinsam Zärtlich und jauchzend berührt Denn Liebe ist Leben für immer Ja, wir fahren den Hesperiden zu, den goldenen Äpfeln in der Sage, wer die isst, bleibt jung und nimmer alt? Reisen ja, das ist wahr, erhält jung, öffnet eine art geographisches Wunder der Menschheitsphantasie, wenn man sich daruf vorbereitet freilich, denn nach Weizsäcker sieht man immer nur das, was man auch weiß. Die Kanaren könnten die alten Hespetriden sein. Also: Hesperiden Ein Jahr später: 2009. Sotto Palmaria ( und ich denke an Platen) Die Sonne flimmert nach mittäglich Wasser glitzert silbern vor Frasquita dem Boot zwischen Mast und Segel das Seeräubernest Portovenere im alten Blick: und meine Finger auf dem winzigen Laptop klopfen die armen liegengelassenen Verse / fünfundreissig Jahre im Dunkeln, jetzt erst wie eine Schrift Archäologie meines Lebens / entdeckt, sieht mein Blick euch wieder weckt diese schlafenden Wesen von den Buchstaben-Toten auf. Palmaria, die Insel Platens 8.09.09 auf dem Boot in Palmaria. Nach einer schönen Fahrt. 9.9. Und dann genießt man auch / den Morgen. Die Wellen, den Wind, den Möwenschrei. Das Ufer/ Vertrauen, die Erde / auch wenn sie einmal hart dunkel und tief mit lauter Wurzeln und Würmern / sein wird. / Alles Illusion, was ich sehe? Das Schöne?/ Oder ist es Gottes Rücklicht, / bevor er sich wieder aus dem Staub und zu Staub / gemacht hat? Scham Worte sind nicht da / für diesen Wind, mit Blick auf ein Militärbad / diese kleinen Wellen, gekräuselt/ kommen sie auf das Boot zu / sanft. / Nichts ist es / ein Nichts / geht sie das Wort "Welle" "klein" oder " sanft" an/ außer dass sie durch mich gegangen / mein Auge sie sah / ein Wesen / bald Erde / doch jetzt noch dieses Bild:/ Portovenere kommt ins Auge /wie ein Seeräubernest / der Berg über ihm wie ein großes liegendes Tier /die Boote /eines blau neben mir / und nah das Land. Doch sinnlos sind diese Sätze / nur was ich jetzt an Sehglück empfinde zählt. Und Flug um Flug entthront die Wand / und Grenze ruft / die Zeilen fest geschlossen. / Regress ist Freitod / stürz in die Erinnerung / das Heu bin ich / Sein Duft ist meine Nase. Was aber ist die blöde Kunst / die nicht berührt / Herr Benn. La vita non mi è più / Arrestata in fondo alla golla / Che mia roccia di gridi. / Ungaretti, der Luccheser. Wir warten im Assozieren / auf eine lebensverändernde / Vision. / Thyrhenisches Meer. Ein frevelhaftes Blau. / Was ist das Horizontale / Gewerbe / und Gewebe im Pinienschlingenwald / Torre die Lago / ungotisch, ja. Latein (+ wie Amerika) und gar nicht in der Schule. / Festa und KPI im Tanz und Dröhnen / dort am neuen Hafen / doch Ohr- Pfeifen / weil ich ein Deutscher bin Und Wasser hebräisch hieße: MEM, wie würzig. Meer / Meer noch mehr / und Immer-Meer / Vision am Wasser / waschen / weiß wie Linnen / Waschblau am Trog / das wars / noch klein / und nach gezogen der Hof / Erinnerung ans Regenfass / nass der Kindersommer. Als käme er wieder ./ Und immer sei es DA. Le Grazie. Die schönsten Schiffe: Lulworth, Astra, Deva, Umiak, Bianco; London. Sogar der kleine Mopi. Seefahrt 21.-24. Juli 2009. Portovenere. Maria Irod/ hat den schönen Aufsatz über Melancholie und Sprachheimat geschrieben.“ 26. 7. 2009, Palmaria. Platen nachlesen. Julia Schröder „ Mit der Geschwindigkeit des Sommers“ – die Idee: Eine komplizierte Story oder zwei/ übereinander legen. / Und dazu Texte aus meinem Archiv „stehlen“. Erbgeschichten und klassische Erbgeschichten. Motive. Themen. Realisierte Freiheit. ( Die mehr eine Illusion war.) Verlust der Träume. Warum TB-„Gedichte“? Um es dichter und so lesbarer, näher dem Zentrum – anzusiedeln. Aufmerksamkeit ist/ das Gebet der Seele. Und seh um mich wie Himmelslicht/ aufscheint/ auf die Dinge fällt. 10./11. August Sotto Palmaria wieder.12. August. Lerici. Mit L. vorbei. Zänkisches Weib? Erinnerung an 2000. Nach der OP, wo dies: Le Grazie die Notlösung war. Shelley, Tellaro. 20. August. Die Müller-Affaire beginnt: Radisch gegen Atemschaukel. Naumann Hochlob fade. Schreibe langen Text dazu. Schreibe ihn jetzt nicht ab. 22.8. Ausflug. Castelnuovo. L. hält nicht. Nur Villa Mediceea. In Castelnuovo wegen Ariost. Kein Parkplatz. Eremeo. Antica Trattoria. Esen. Forellen. 900m hoch. Blick auf/ erfrischende grüne Berge und Täler. Am Nachbarsich ein Paar. Ich sage meinen Namen. Der Nachbar such, sein Handy weiss alles: Und so eis er ach gleich „alles“ über mich. 193.000 Stellen für Ihren Namen auf Google. Lädt sich meine Bibliografie runter. Val di Serchio. Nach Gallicano auch die Villa Lucrezias. Dann Bagni. Catureglo. 2. September meinen Aufsatz an Maria Deichmann-Rosenstock. Viareggio7.9./8.9. 09 Der Sonnen Aufgang ist hier wie der erste Morgen /der ohne mich war / wiederholt nun zum unendlichen Mal den Anfang./ Und es wird mir gesagt, dass ich bewusst diese Strahlen des Anfangs aufnehmen soll / zulassen das was IST./ Nur so kommt zu dir / das Lebenkönnen. Als Krücke das Schreiben. Zwei Fischer wie Monster und Marsmenschen / gehen nach Hause / und reden die Menschensprache. Die Kutter und Boote kehren heim vom Nachtfang. Motorengeräusche und das milde Wasser um mich. Ich sitze am Bug der Frasquita und lasse es reden, mir sagen / während kleine Fische am Ankerseil knabbern, / ihren weissen Bauch blitzend zeigen / ich an eine Kollegin, die großen Erfolg hat, denken muss / und vor mir der schöne Scherenschnitt der Alpi Apuane in ganzer Pracht Länge sich hinzieht / auch unser Pedona Berg / darunter Agliano / unsichtbar hier / so fern wie mein Leben - / es wird mir also gesagt / in Fünfjahrestakten vergeht / mein Leben / immer schneller / und jetzt vielleicht noch zwei Mal: der Fünfjahrestakt. / Ich zog nämlich die gelbe Wetterjacke an / ein Geschenk zum Siebzigsten / eben war: / Fünfundiebzig / und bald geht die Sonne nicht mehr auf / diese Schreibhand ist dann nichts / als Asche.   2009. Kindernachmittag ( nach Benn) Kindermittag das Summen / Bach Libellen / und der Hahn. / Der Hang schräg / seine Blume in das Licht, mein Mittag. Der mit Heuduft kitzelt / Und keine Zeit vergeht / in den Gedichen von Albert / in die Kokel getaucht / draussen im Flimmern vom Mühlnham./ Was noch ist / heisser Stein / beim Barfussgehn / als wärs dem Jud schon längst geschehn / und ich in ihm / nur noch den Tod geortet. Und höre / dass an jenem Tag / in Alisch wir den roten / Ikarus mit Roth in einen Kinderhimmel fliegenh liessen. / Lauro de Boris liess zu gleicher Zeit /vom Himmmel seine Blätter regnen auf Rom. / Und suchte mit seiner Maschine den Tod / einfach durch Schrift. Ewige Stadt / so gegen zwölf Uhr Mittags. Und Flug um Flug entthront die Wand / und Grenze ruft / die Zeilen fest geschlossen. / Regress ist Freitod / stürz in die Erinnerung / das Heu bin ich / Sein Duft it meine Nase. Was abe ist die blöde Kunst / die nicht berührt / Herr Benn. La vita non mi è più / Arrestata in fondo alla golla / Che mia roccia di gridi. / Ungaretti der Luccheser. Aber die Wiederholung. Aber die Angst. Gestern. Heute. Dass wir zum Tode verurteilte sind. Aber noch da. Und auf Zeit. Auch das Warten: Schreiben ist möglich: erst wenn der Tag vergangen. Das Leben vergangen? Also nach dem Tod? Das Absurde als Wahrheit. Und der gesammelte Schatz an Jahren. Gefühlen dazu in Sprache. Sie fallen ein: die siebziger Jahre… Seltsam nicht die Toskana. Nein, Köln. Bensberg. Königsforst- Nostalgie. Mein West-Deutschland damals. Das ich verließ: HIER, DIESER AUGENBLICK DER ABFAHRT Zwei Jahre haben wir hier gewohnt, lassen jetzt Leben zurück wie eine Leiche, du aber, die ich geliebt habe, wirst bleiben hier im Königsforst im Jungwald mit Perspektive. Beim Albinopferd mit den wässrigen Augen können sich die vergangenen Augenblicke festhalten. Ich glaube, es ist unmöglich, dass meine Gedanken hier zwischen den Haltestellen nach Köln sich nicht in winzigen Fahrplänen oder sonst irgendwo festgesetzt haben (vielleicht bis zum nächsten Herbst!) Es ist allerdings nicht zumutbar, dass dieser Umzug den Postboten tötet, der täglich mit Briefkastengeklapper Nachrichten und Briefe bei uns einwarf. Und diese Zeilen aus all den Monaten gemacht, werde ich heute noch an die Nachbarn verteilen und sie bitten, uns allen die Abwesenheit zu vergeben / ab heute. Die Mauern waren jede Nacht zwei Jahre lang angerührt von unserem Atem, und gleichmäßig zum Vibrieren gebracht. Der Schwarze Junge auf seinem Fahrrad ist heute schon Zwölf, der Kleine vom zweiten Stock geht mit sich selbst spazieren. Über allem aber wachte er: Euer Wirklichkeitssinn, er vertrieb mir nicht nur die Zeit, er nahm mich mit. Erst bei der Abfahrt für immer erkannte ich alles viel besser in meinem verregneten Rückspiegel im Fahren vergehendes Leben meine Absenz. (18. Mai 1973) Tarahumara von Michaux / von Artaud,. / Und Hin fahren / wie hin richten / “Wir aber wehn / Agartisch ist die Flut.” Und Auferstehung hier / morgen ist wieder Ostern : Und gestern Gesu morto / C. hat das Öl im Wasser gezündet / Badia. Und heute ist Nebel. Wir warten im Assozieren / auf eine lebensverändern / Visison. / Tyrrhenisches Meer. Ein frevelhaftes Blau. / Was ist das Horizontale / Gewerbe / und Gewebe im Pinienschlingenwald / Torre die Lago / ungotisch, ja. Latein (+ wie Amerika) und gar nicht in der Schule. / Festa und KPI im Tanz und Dröhnen / dort am neuen Hafen / doch Ohr- Pfeifen / weil ich ein Deutcher bin Und Wasser hebräisch hiesse: MEM, wie würzig. Meer / Meer noch mehr / und Immer-Meer / Vision am Wasser / waschen / weiß wie Linnen / Waschblau am Trog / das wars / noch klein / und nach gezogen der Hof / Erinnerung ans Regenfass / nass der Kindersommen. Als käme er wieder ./ Und immer sei es neu. 25. September 2009.Thales von Milet/ fiel in eine Grube/ als er nach den Sternen sah. Und seine Magd/ lachte ihn aus/ als er nach den Sternen sah.. / AUS mit der Welt ist alles. Doch nur draußen. Innen , wie hier/ allein die Verse verbinden alles so/ jetzt beim Heimfahren von Monte Carlo/ um Wein zu holen. Doch was IT das/ doch nur Worte, Worte/ mein Auge sieht anders/ das Ohr hört/ die Finger fühlen Stift und Heft/ und liegen auf dem sechsfarben/ Fell von Dea/ die kleine Hündin. Was die wohl jetzt fühlt. Alles vergeblich/ so zu erfassen, was IST./ Oder meinen Zustand heute?/ Wäre Filmen besser?/ Ja. Aber auch nur ein Abklatsch des Außen. Langweilig weil zu winzig dr Ausschnitt/ was Jetzt und auch auf der Erde ist. So gefilmt/ die unvernetzte Einzelheit. Wörter aber beobachten Felder/ sind besser in ihrer vernetzten Tiefe: Kreuzung von Immer mit hic et nunc. Lese in Simmel. Enttäuscht von Simmel. Dachte er habe Sequenzen des Realen/ wie im Gedicht mit Gegenständen untersucht, verdichtet, durchdrungen. So einen Tisch phantastisch auf seine Bedeutung und Gebrauch zurückgeführt. Dann Lucca. Lucca ist die schönste Stad der Toskana. Und sehe es jedesmal. Durch meinen „Verweser“ bin ich Luccheser geworden. Also auch hier lebe ich durch Granucci ein Leben. Nur – niemand liest es, wie diese Sätze auch. In der historischen Gasse: Piazza die Mercanti essen. Polpo und entrecot gegessen. Pulks von lauten Holländern. Und Deutschen am Nebentisch. Dann Fillungo. Und Amfiteatro. Bei Armani eingekauft.   DEZEMBERFRAGMENT 85 FLORENZ 16.7. Wieder Traum mit Jann. Gemeinsam in einem jensei Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, sind Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Und wenn wir das, was in uns liegt, nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder. Henry David Thureau Florenz, 18./19. 12. 1985 Und Giulianas Ehrentag im „Saal der Elemente“ Vor mir das Vasari Wasser/ Venus/ Muschelgerippe Dreieck/ Mauer Darunter Musatti/ über Panajotis und Giuliana/ ich seh Gesichter/ Bild und Saal/ die Wand durchdringen Gesichter/ der Druckerin/ sphinxhaft schön/ aus den Augen/ oder die Therapeutin Margherita/ das Kindergesicht./ Frauen in Pelzen/ Blicke. L. neben mir im schwarzen Jäckchen. Auf der Straße/ der lange Rücken. Der berühmte Psychologe spricht über Kelten und Zwangsjacken Über die Kranke, die schöne: in der zwei Frauen wohnten/ Exorzismus/ Falle/ und vor mir Riecht es nach Parfüm. Fiorino d´Oro der Bürgermeister/ über/ reicht ihn/ und geht./ hier die Nackten Von Vasari, da wusste ich, was mich erwartet: corpi nudi/ und geht./ Voller Ironie/ Im dunklen Anzug/ geplaudert. Schläfrigkeit/ dann kommt/ die Blonde/ langes Haar und ine andere mit Engelsgesicht Flüstert ihr etwas zu/ berührt das Haar mit der Nase/ stützt jetzt mit aufgeblühten Fingern Das Kinn auf/ sie lösen/ langsam Erregung wie eine Droge/ Schwingungen Als würde ich angefüllt mit dem Saal./ Das Marmorinnen zieht mich an wie mein Freund Egidio. LIONARDOS MENSCHENMODELL mit vier Händen und vier Füßen im Kreis Aufgeklebte Karte mit seiner genauartistischverschlungenen Schrift. Un/ Nachahmbar kalligraphisch schön. Il meglio fabbro/ im Garten 1 Meter tiefer Graben für Reben./ Joh. 15./ Mein Leben morgens: diese Lust. Sie stößt durch Buch-Staben./ Doch am Florentiner Dom/ keine Erregung mehr./ Autobus in das Baptisterium/ grauer Alltag/ Jungen und Mädchen und Tauben und ein alter Mann./ Zwei Deutsche gehen mit Fototasche ins Innere./ Und wir: Heute immer wieder zu Giuliana/ Argia und M. Panayoti, den Griechen./ Sie sind wirklich „der Tod“. / Blicke/ Durchblicke zum Dom./ Blickhalt. Haltestelle Memoire./ Florenz noch älter geworden./ Bei Santa Croce wohnt Carlo/ Borgo, alter Innenhof./ Das Auge viel zu nahe dran./ Er hat Existenz Sorgen. Der Grieche ist sein Chef/ Institut für autistische Kinder, von P. erfunden./ Argia/Giuliana ist Carlos Analytikerin:/ Lebt alles so wie im Irrenhaus/ 31 ist er/ und geht gebückt wie ein Greis./ Ängste. Obwohl der Vater sehr reich ist (Quelle: wohl Parmigiano!)./ Carlos Frau ist Spross serbischer Partisanen../ Belgraderin. Und stark / Der Grieche erfand auch/ das „göttliche Syndrom“/ Gott al Krankheit./ Er hat einen einzigen/ infantilen/ Patienten. Und der ist auch schon 21. Ich denke an die ersten Besuche in Florenz./ Lauter Legenden.. San Miniato. „Deine Zärtlichkeit wird wider auferstehn.“ L. hatte mich untergefasst auf dem Ponte Vecchio/ wimmelte es von Andenkenverkäufern und Gold. Und dort am Rundbogen/ lehmig der Arno/ floss vorbei/ und wir suchten einen Ring/ gegen die Zeit/ ihn beide zu tragen/ dazwischen eine Bindung hier/ auf dem Papier/ nur die drohende Trennung/ dort das Gesicht meines Vaters/ die Mutter Hände/ daneben/ stehen. Sie beide einmal/ auf dieser Brücke/ Blick in die Fließende Zeit./ Ein totes Hochzeitspaar./ Nur der eine Teil lebt noch/ der andere (…) wer weiß (…)/ Und ich küsste sie wieder/ das Brücken Geländer/ der Halt in die Tiefe./ Ja, die Vitrinen: Gold Ringe/ viel zu teuer dieser Halt/ für uns./ Was hatte ich hier/ jedes Mal/ aus der Tradition / heraus gedacht./ Auch, dass wir arm seien./ Und das Zurück ins Jahr 1932. Das mir jetzt nah ist. Fast gleich gültig, als wärs Jetzt/ vergangen. / Gleich gültig wird alles./ Nur Transsvylvanien ist weit/ vielleicht gar nicht vorhanden. Was gestern geschah, geschieht erst nach träglich/ in mir/ blind strömt viel zu viel/ wie der Verkehr/ Richtung Autobahn abends./ Geschieht erst jetzt: hier. So dass Zeit „das Leben der Seele“ sei. Wieder zu Hause. Abschleppen/ haarigmosig/ Heizung blubbert und plätschernder die anderen Zeit/ vor. Kommt He, das Fenster, das Hebräische ist nah. Fünf. Sonne. Ich. Radio Kainsmal durch die Wand. Und höre Marianne Fritz mit ihrem Wälzer aus Austria. Fritz nannte man Deutsche. Auch: Aufwiederschaffen (in Triest). 1. Bei Esselunga Fondane Liebes-Gedichte (Obsedat de lumină). Alle Poren durch. Kleine frische Säckchen./ Und damit dann Gaskammern abgebraucht Zyklon/ Fenstern gittern fern/ kein Eis 2. Lösung urmaṣ und Genealogie/ Schwarzerde/ Ciernosom. De Ird. Af deser/ Er-zählerisch be-gabt (Gowen. Bald äs Chrästdach hä)VGl. SBG. Sächsisches Wörterbuch, Buch Stabe G. … Femeie, pămánt negru, te vreau ṣi te iubesc… In care mă aṣteaptă ca íntr´o oglindă chipul. Das Umständliche/ Ver-stand/ Stand und Nicht-Handliche. Kind/ Känjd/ copil/ Djermäk/ bambino/ hast du/ host tea/ ai/ singura ṣansă de continuitate? Frau/ Frucht fructus ventris tui/ Ave Maria grazia plena? Keine Lust/ ab Dreieck/ mehr als gewesen! 3. De Stadt säcken/ Ekbatana oder/ Schess brich/ in C. schau Fenster stehen offen Auf der Bank Millionen früherer Frühlinge in mir. Aber Aus Brechen…? Aus dem Ort Zwei-Wert/ die Nase der Syllogismen verstopft/ ist Rotztropfengrün/ hier ist aber: Drehen und Wenden Kubus. Ideogrammatisch vergehn/ wie der Film. Eine Hand/ liebt Dolch/ Dolch dringt ein. Geweitetes Auge. Klammer Tischkante. Spritzt. Schrei. Etwas tropft/ Schuhwärts. Entdeckend. Schnitt. * 22.12. Alles hinein zitieren/ Celan/ Wörterbuchverfolgung. Und die Vor-Schrift in mir. Jeder begegnet seinem „Drachen“ / Wer aber ist hier der Hausdrache/ rettet oder vernichtet/ ganz Unvorhergesehen. Phallus klebt dann nicht mehr/ allus. Bisher/ einfach: z.B. 1558 Moment Anna Chendae in Hunnyad. Török war ihr Mann/ ein General. Er ließ sie köpfen./ Weil sie ihn hinter ging. Sie sein Besitz. Er ließ sich stehlen, stahl ihm selbst die Frau. Ratlos/ den Drachen umarmen? 23. 12. L.s Geburtstag. Kommt im TB aber nicht vor. 24./25. 12. Was sich als Licht begreifen lässt/ solange wir da sind/ du meine Mutter/ die Zeit Erinnerung/ der Bruch. Wir wissen es nicht mehr/ was war./ Sicher ist nur – dass es einmal Gewesen und nicht mehr sein wird. Vorbei. Und das Licht verschwindet. Stille. Nacht. Die alten Weihnachtslieder, sie sangen den Duft Und du warst zu Hause/ einmal in deinem Leib./ Was ist Dankbarkeit – ein Wort. Wie die Abwesenheit beim Telefonieren/ sich in keinem Augenblick sammeln kann Was für uns spricht/ und was schön war. 26. 12. 1985 Denken an Mutters Geburtstag (75). Wenn man die Zeit aufhalten könnte… Du bist verpflanzt worden, vielleicht versetzt worden. Schmerzen auch Weil du „unten“ geblieben bist mit deiner Seele. Mutter, du mein großes Gedächtnis bis weit vor meiner Erinnerung da. Es lässt sich kaum sagen. Fest-Ablehnung, Fest-Aufhebung wider die Zeit, die sich oben schließt Nach unserem Verschwinden!? Der Kreis, der sich hier zeigt, und nicht nur wir. Celans Mutter – als Gegenteil. Nicht ausdenkbar. Wo warst du Als seine Mutter starb./ Wo waren wir? Es dehnt sich/ und sprachlos fand ich mich/ ohne deine ersten Worte/ aus dem kleinen Kreis des Nussbaumschatten, schön kühl/ und ein Roten Hauses/ bis die Zeile/ wo der NußKern wieder zu sich fand/ Den wir ahnungslos aßen/ war ich ein Kind und zu Haus…. (Kopiert: 5.Juli 2010) Es ist die Schwere, die mich zu dir zieht. Du warst der Anfang meiner Erde/ die sich dann bald Nicht weiterdrehte / in allen deutschen Worten. Es war August. Es hieß: Zusammen Bruch. Kein Auge blieb trocken. Und wenn ich es vergleiche: mein Gefühl/ es kommt von dir/ im Abdruck meines Lebens Mit jenem/ der seine Mutter durch uns/ verlor/ - dann bin ich klein geworden/ und es trägt sich nichts mehr zu/ wenn ich vergleiche/ ist es erstarrt/ und fremd hier wie du. * Weißt du wie viel Sternlein stehen/ auf dem blauen Himmels Zelt. Einmal blau/ und hat dein Kleid an/ Lieder, die du sangst. Die mich noch heute sehen. Erstaunt, dass die Mutter/ so spät noch wie die besten Freunde/ im Gedicht die Worte/ bei mir stehen. Als wäre nichts vergangen/ und noch alles DA. Und wie Margueriten/ groß ein Blüten Feld, auf dem wir nicht mehr zählen. Ein Märchen, wenn alles wieder zurückkäme zu uns, als wäre nichts geschehen: Und das Vergangene so nah wie das Unerwartete, das später eintreffen wird, wenn du nicht mehr bist. So naiv drängt es zu etwas. (…) Ach, das Einfache ist zerfallen, „weil es ein Anderer ist, immer ein Anderer, der da redet. Und weil der, von dem da die Rede ist, schweigt.“ Was weht tut, ist vielleicht die Nähnadel im Finger, ein Blutstropfen höchstens. Das andere geschieht im Fernsehen. Und lang schreiben, ohne Unterlass sich davon machen, Wörter als „verfehlte Wirklichkeit“- die andere, die ich nicht erreiche, ist die Große Ohnmacht in allem, was geschieht. Und ich wie ein Fremder daneben. Gast im eigenen Leben. Doch nicht mehr das alte Lied; nur die Schwere wächst. Prägt den abwesenden Mund, die Hände/ in der Luft. Sie greifen nichts mehr, nur noch daneben. Und suchen vor sich her. Das Feld mit dem Geruch dort ist/ leer. Verschwunden. Und das Herz. Schwer. Was im Bach stand/ wir denken ihn/ kaum noch/ steht er mit uns/ die Brücke? 27.12. Die Schwere. Und dann die Sterbensfahlheit, wenn ich allein bin. L. ist innerlich fort. 28.12. Die Nacht Tingtang Herz. Höllengefühl. Zukunfts- Los. Altern. Und allein. Immer wieder dieses Gesicht des „Dritten“, der sie mir aus gespannt. Dass Jann zwischen ihre Papiere holt, zum Aufschlagen bereit. Diese Scwerkraft des müden Herzens. Bei mir nicht aufzunehmen ist oder beschreibbar. Kein Foto. Kein Buch. Eine Grille, die singt über uns. Ganz schön. Zynisch. Sogar ein Lob/ Boykot der Schlächter Geschichte. Und unserem Eigensinn. Und wüsste nicht, wie es weiter gehen soll. Eng und enger die schwarzen Wände. So komm, liebster Wahnsinn. Flach mich ab. Und nur ein Liebs-Wort von Jann… Und ich wäre „erlöst“. Diffuse Dimension der Träume, die sich als eben Geschehenes ausgaben, als trüge es sich und mir eben zu. Da war ein groß gewachsener Mann, wir sprachen über Meditations-Technik. Und ich sagte, Si zehn Jahren übe ich täglich Tantra. Er sagte: Das ist gefährlich. Doch wußte ich, dass ein Hochschrecken aus dem Traum schon die Commedia schuf. Und die Umkehr zwischen wirklich Zugestoßenem und Gedächtnis, wie in der Analyse/ Schmerz des Nachgetragenen so deutlich macht/ wie hier im Tage-Buch: Erst dem eben verflossenen Tag eine kopernikanische Wende geben kann, manchmal wie ein Erkenntnis-Schlag, ein Axthieb. Der Tag erst in der Schrift eingebracht. Als wäre nun im Zusammen-Hang/ die Vor-Schrift gelesen und findet so ein Erwachen/ hier auf der Zeile mich Selbst. Das die wieder lesbar macht. Als wäre ich nicht wirklich gewesen; wirklich nur jetzt. Abschiedsfähigkeit. Zur Lesung 85/86. Ist Herrenalb gemeint? Am 17. Januar. Ein entscheidender Anstoß, sich des Vergangenen zu erinnern. Ist jetzt eine Art kollektive Inkubationszeit vergangen? Aber das Erwachen (aus der Nazizeit der Siebenbürger Sachsen) wurde verzögert. So muss schreibend getan werden, sage ich mir in meiner Arbeit, dass das Traumbild „Heimat“ des Gewesenen nicht weiter mystisch nur verklärt wird!, das ihm wenigstens im Satz die rückgerufenen Bilder und Zitate zur besseren, härteren Lesbarkeit verhelfen. CITARE heißt ja: nicht nur zitieren, sondern auch vor Gericht laden. (Vgl. Auch „Dass schnelle Altern der neuesten Literatur. S. 52. N. Boltz). Weiss: in einer Stunde. Hintergründe des Weissen Blattes. Gedicht dazu. Celans „Sprachgitter“. Au Mallarme: Blanc. VGl. Janz S.36. Mein Gedicht dazu: Casa Bianca. Und Hirnsyntax. 31.12.85. Noch dieses Jahr/ Und Meister Manole stürzt von Haus zu Haus/ weil sie zerfallen werden/ die Mauern stürzen ein. Risse sind überall zu sehen. Und gräbt noch schnell / die Frauen ein. 14.2.86. Wieder in C. Zu „Erlebte Essenz“, Gedichte Oder: „Antidinge“ , Gedichte Hommage für OP. Rückblicke/ ein ferngesteuerter Sprach-Strom/ und Para-Phrasen NUR./ Sechsundachtzig sehe ich/ jetzt erst Worte auf mich einstürmen/ aus Berlin (BärLinnen weiss und Baumgespenster/ Höller, die Literatur-Nase), der Raum vergisst den Klecks/ von dem er sprach/ nicht/ Frau Fotographin/ mein Gesicht nur Subjektiv-Objekt/ sagst im Haus Collagen etwas/ und so fort im Lichtblitz/ für Alle Ewigkeit (dein D. heisst D., Fleisch aufgehoben/ die Lust von früher.) Der Wannsee mit toten Dichtern unter dem Eis./ Das wuchs weiter ins Aus. Dein Gedächtnis zum Meridian. Neu geht er durch Ber Linnen/ bei klarstem Himmel unter den Linden. Zum Tor hinaus: Parademarsch. In statu nascendi sagte Ossi/ überrascht die Assoziations-Wege bei Kollegen (Jaja, Dada (Raum-Lesung zu wenig Flecken/ Foto und Farbklekse, die sich aus breiten wie aus dem Nichts/ eingegossenes farbiges Öl auf (wessen) / Wunden/ und Wundern/ als Anhalter Bahnhof/ oder eine Konferenz/ Beinleibr/ lebendiger Leute. HIER/ klirrt der Frost/ wie früher die Fahnen/ Krahn auf dem Turm/ Zimmerdach/ Ächz. Sprach Weg/ downlaufs fast mikroskopisch/ Müssiggang in mir/ eine Geschichte/ steht vom Platz aus/ wo wir sind/ Tischläufer wie Mondsüchtige/ Onkel Wilhelm etwa/ der im Ersten Weltkrieg fiel. Wasserfarben zu bunt über der Tischplatte/ och tiefer als Chromosomen/ ist der ein Nichts/ Partikeln stöbern nicht Auf/ Gänge/ Ab-gestaubt kein Gedicht/ dss Heym wieder lebendig macht oder Rosa/ im Rauch von Ossis Zigarette. Er lebte ja damals noch. Selbstgemahct die Erregung/ als Hier von Dort/ zwischen Raum im Gesicht/ was sieht ein autistisches Kind Anders/ auch in der Hildegartstraße/ als kein Lächeln unten bei den Müttern war/ vor sich Entelechien/ kommen nur noch als Artikel/ auf diese Welt/Punkt Punkt Komma Strich/ hier gelber Birnwuchs und fertiggemachte Eins/ kalt/ das Mondsgesicht/ vor weg den Augen geflimmert. Was kam. Was Fest. Kaum Kirchenburgen. Zu fest/ Brastbürger/Mitschinalz Lälkäm/ Oberfranz Baiergass/ das franzt sich besser Aus./ Ossi frei? Räume Sternbeißfang/ Herr Roth im Bad/ der Ev.Herr als Salmiak/ Geist/ und wie Frost beisst/ bete Kinder dir Nasen/ Höllers empfänglich/ Empfang by Wahn ha/ der Welt Flughafen außer für Tote/ Gras dazwischen/ wächst/ wir drüber/ by Ab Heben/ Baum bin Boden/ Er brechen/ Kotz Tüte/ Krotze Türken. … In Rom gings ihm fort/ schlecht. Kein Bissel. NUR. Bissen vom Hundertsten. Verlass. Wer stirbt weg. Haustier/ und Glaub Nicht./ Tage Buch Tag. Bube. Als verstörtes /A-a-s. Tot-all und D-Moll die Wieder Lage sein Wieder Und. Wahn und keine Entropie/ Null. Auf. Jeden. Fall Anstatt der Herrgotssideologie… Reines Gedächtnis. Wie Engel. Ich aber (ein) Fern-Rohr, Inhalt längst ab/ gemurkst. ________________________________________________________________________ 25.2., zum 17.2. Rolf Bossert stürzt sich aus dem Fenster im Frankfurter Aussiedlerheim. Spiegelnotiz. GESTORBEN. Rolf Bossert, 33. Im Literarischen Colloquium. Die Nacht vom 9./10. Februar. Bis halbsechs Uhr früh redeten wir in der Küche: Bossert, Guntram Vesper und ich. Mit viel Bier. RB trank fast einen ganzen Kasten leer. Erzählte von Totok. Der sei verrückt, größenwahnsinnig etc. Kniete dann nieder, um ihn zu umarmen. Wir sagten ihm, er dürfe bei der heutigen Pressekonferenz nicht schlecht von den Dortgebliebenen reden. Er wird ausfällig. Am Wannsee erzählte er vom ermordeten Ursu, Ursu mit dem Loch im Kopf. Den die Secu, um alle andern zu erschrecken, in diesem Zustand der Familie gegeben hatte. Er las, machte dabei Scherze. Er wirkt berserkerhaft, ein Rübezahl mit rotem Bart. Werner S. sagte, er habe bei seinem Selbstmord für uns alle gehandelt. Eingelöst habe er unser aller eigenen Tod. Den Leichenzustand. Mein Gedicht an ihn, handschriftlich mit Korrekturen. EINEM, DER NIE ANKAM Für Rolf Bossert 1 Wo du liegst ohne Worte zu blass, und atmest das Hallen ohne Gedanken, fort eine Ewigkeit und länger. Fühlbar nie Gras auf den Steinen, und das Hirn gerissen, ein Summen von Augenblicken. Welch ein Sprung, der nie ankam. Letztes Gefühl, am heutigen Morgen gesehen im Auge des Wannsees. Und die alten Toten unter dem Eis. Was als Beton noch lebt, kam als Enttäuschung an, Grenze. Wir dachten, es gäbe ein Land unter den Füßen, doch es hielt den heißen Sohlen nicht stand. Früh brannte der Boden. Doch wohin zur Zeit der Vorläufigkeit. Aus- siedeln? Ganz dicht, exzentrische Bahn: nur der Tote käme noch an, käme einer, du denkst nicht ans Rote, du denkst an den Lichtbart. 2 Du aber kommst von unten. Und du hast einen Körper, verfügt der Beamte, schließt die Akte Deutschland im Himmel. Du aber kamst blutend ins Nichts, trugst schon den Boden im Kopf, und das Unten an den Sohlen. Und die Wunde wuchs an den Rändern durch, da fielst du hinein. Das letzte Fenster nahm in deinen Blick den Boden mit. Ich ging mit dir am Eis entlang, der Wannsee, das alte Auge, sagtest du: zu Hause ein Dichter erschlagen vom Staat, wir sahn ihn er lag im Sarg, nur von unsern Gedanken getragen, mit einem Loch in der Stirn. Was hast du erwartet, Hans im Glück, dass noch Leben beginnt? „Nicht ist verkehrt, ich atme Glas. Ein Apfel aus Beton im Gras.“ Der Teufel die Zunge holen. Dazu fast noch besser 17.2.-25.2. Der Tod kam an Er brach den Wirbel Ist hart wie Pflasterstein Gläserner Blick In unser Sein. Welch ein Sprung, der nie mehr ankam, zeigt Wer wir dazwischen waren/ vergessen, was ist. Langsam in dieser örtlichen Betäubung Du zeigst uns Den Leichenstand Und bist was wir wären Fortgegangen Wir sind… Welcher Geruch/ liegt Hier auf der Straße/ keiner Und wollte ein Hirn/ das Pflaster Haben/ schlägt sich ein Loch Das von innen käme Und läse die Welt so Ununterbrochen/ als Mein Früher Morgen begraben und Weinen/ gläserne Pupillen Wie ein Monstrum/ das dich würgte Suchst du zu einem fortzugehen Und da zu bleiben. Fühlbar wie Gras auf den Steinen Blutet die Hand in Keinen er- Brochen und hirngrau gerissen Ein Summen der Augenblicke Einfühlbar verwandt. Dass du liegst/ hier im Wort nicht mehr Robust/ im Roten/ sag jedes Außen wieder ab Und spannst den Wagen an/ den Unverstand Wo du liegst/ ohne Worte/ zu blass… Und atmest das Hallen der Fernen Ohne Gedanken/ im Ritt der Engel-Rapporte Ewig sei alles viel länger dabei… Viel zu geschrieben/ fällt dein Gesicht Hier/ hat sich noch einmal umgewandt Durch mich/ in deine eigenen Silben gespannt Zukunft, die schon gewesen sei. „Letztes Gefühl… die harte Verwünschung/ trifft Niemand: wer Mit der Schere/ im Kopf lebt, stirbt Gern.“ Alles ab Montag den 17.2. Lässt du für immer allein – das Jetzt Es liesse sich ewig schreiben, denn alles Was je war und sein wird/ ist im Tode in. Das alles ist vor sich gegangen/ abgeschrieben für dich „Stürze aufs Pflaster und Fall auf die Welt. Die Kälte Schneidet den Kiefer Entzwei – Jetzt wohnt Nur im Mund Ein singender Brei. Das Auge.“ „Man setzt aus der Welt Mich zu schaffen, der Deutschesten Dogge mich vor. Nehme kein Geld.“ Fraß die andere Hälfte des Lebens Was war/ und kam nun nicht mehr Nach vorn/ „Ihr kennt mich von gestern? Ich bin Hans im Glück./ Was macht noch Der Rote? Mensch, gut ist es hier. Keine Angst, die Zukunft Liegt etwas zurück.“ Das Totsein hast du erprobt Das wir lebten/ schreien möchte ich von Nun an/ wann kehrst du zurück? Es war nur ein Spiel/ nicht wahr Hans im Glück. x Sonst nichts/ als im Spiegel/ und in uns Ein Nachruf/ aus einem Fenster Das splittert/ Detonationen von früher Mit dir/ kam ich von neuem hier an Kürzlich vor siebzehn/ vor vierzig Oder vor hundert Jahren. Du bist Ein Toter/ der wir waren. Ein Licht/ tief die Nacht Als berührtest du mich Im Erschrecken. Komm an. Ein Brausen wars und Ein Zittern/ ich fror Und dachte die Brust Jetzt aus der Ferne In mir Körperlos an. _______________________________________________________________________ 4. März. Dieser Mensch, Maler, der uns das Boot Frasquita “vererbt” hat (JPF) hat unsere gemeinsame Sehnsucht gestört, sich eingemischt. Mit L. ist jetzt nichts mehr möglich? 12. März. Unnütz was ist/ isst du wieder Sein Essen kein /klein gemacht Die Sprache spricht wieder Tage nichts gelesen / wem Gott will Rechte Gunst / Kunst? Erweisen?   27. März. Umkehr der Elegien. URSULA BEDNRS IN DER NL. Regt mich zu einem sehr langen Gedicht an. Nicht alles abgeschrieben. (Zu Schässburg!) Seit 4 Jahren (2005, 11. November) ist sie tot. Und ich weiss, ich war dort, und bin nicht zum Begräbnis gegangen. Sie war nur 85. Ursula Bedners führt mich mit Texten zu Schässburger Blumen. Und dass da alles so sein soll wie früher / gar weiter gewachsen der Nussbaum/ Nähe und ich sag aus / was wichtig zu sein schien / den Stiefel, der alles zertrat / so dass die Himmelsschlüsselblumen auf leeren Plätzen zu wachsen scheinen / kaum mehr zu bedenken in fehlendem Licht. Anstrengend ist es / sich vorzustellen / wie auch dort das Leben weiter geht / ohne uns / nach der Katastrophe leere Orte / ein Leerklang im Speisezimmer. Und viel zu kurz mein Leben / alle meine gefühlten Bilder / ausdenken zu können. / Und lese vom Maifest in S. / Bis hierher / und auch den 4.3. / hältst einen Kiesel in der Hand in de Fingern / als könnte man hervorzaubern, was längst vergangen ist / einer hieß Brandsch und liegt in Russland begraben, seine Streifenwagen aber, auch sie längst verdorben / die Pferde tot. / Welch ein Henker ist das, die Zeit / nur der Duft von Heu oder Wiesenglockenblumen, weckt die Bilder auf / und dazu Ungarettis “Tutto ho perduto doll infanzia / O / Null wie Bedners / Mutters Schülerin / auch am Maifest / und als wären wir nicht da /mein Bruder / liegt auch auf dem Schulberg nicht mehr./ Jandl hat Recht /mehr nicht als Brecht / verfremdet Gedichte nach dem Tod (Klebt hier aber der Phallus noch alles?) - auch trocken? __________________________________________________________________________ ALL UND KUNST  _______________________________________________________________________   Mattiolis Kopf, ein Selbstporträt, trat aus einem schwarzen Hintergrund hervor, und er hielt die kleine Enkelin, damals noch ein Kind, eng umschlungen, als klammere er sich an diese kleine weiße Gestalt. Im Katalog war dazu auch ein Gedicht von mir abgedruckt: Auf einem Blick Jenseits der Tür, davor das Kreuz, das nach dem Tode steht. Im Rahmen stehst du schon der Tür/ aus ewiger Nacht mit einem Fuß Das Enkel Kind, das dich umarmt in Weiß steht noch im Licht und hält dich hier. Nun gut. Anna zeigte mir auch das zweite Gedicht, ein Gedicht auf eines seiner wunderbaren Kruzifixe geschrieben, das im Kloster von San Miniato in Florenz aufbewahrt wird.  _____________________________________________________________________ GESICHTER DER GESICHTER Z. Musics Selbstporträt bei F.D. Gesichter der Gesichter sind ein Fenster aus dem Nichts die vielen Toten haben sich verwandelt sie sind hineingehauen hier ins Fleisch als wäre es Christus der schon schwarz in einem Rahmen steht Was habt ihr mir gesungen Herz die Totenopfer die nicht sterben können sie haben wieder Mut: sie stehn hier auf in neuem Grau die Asche leuchtet rot im Licht die innere Gluht sie schlägt darunter Kohle das Gesicht- Kontur. 6./23. Januar 95    ________________________________________________________________________ 21. August 93 bei GBF. Gedicht zu einem Bild von ihm CHARON Unter grünem Rasen Liegen manche Manche nur verscharrt Unterm Todesbaum Da keine Wurzeln mehr ihn grünen Wo kalter roter Fels Das Herz erstarrt Nur dunkle Schatten Zeugen unter falschen Blüten 27.August 94 bei GBF – bereite die Sendung vor und den Essay. Stelle Fragen auch zu Zweig und Monika Mann.    ____________________________________________________________________ Reminiszenzen als Bleibart? Wo nirgendsmehr grau am Haar hängt! Immer ab strakt nie Meer. Mein W.Butler-Yeats. Byzanz? / Oder Klöster / Oder Lucca. Oder S. als ausgesprochenen Ort/ noch unbetreten? Liebe Sucbild im Rücken. Elegien? Wie Kitsch? Oder “Anders rauschen di Brunnen / Anders rinnt hier die Zeit?” Süden als Ort / wo die Zitronen Blühn / beschert hast mir das / und sitze hier, das gibt’s / nicht gibs/ da und mehr. / Lass o Welt und so / ein Pfarrer in Schwabn. Und. Mehrere Länder / das Geschenk / nach dem Tode also / Gespenst. Doch warten / dass die Kluft sich auftut / und mit Sinnen / und wir so tot und vorbereitet / schon Jetzt / die Brücke bauen / und: keine Vor-Geschichten / und Geschichten machen / sie IST. Ja. Immer unmittelbarer zu Gott - dieser tote Wer. Woran ich schreibe / nun: an diesem HIER (Jandl, wie niedlich!) Im Inkognito kommt / Er wieder / zu Haus an - Bricht die Stimme / Nähe aus. Wie Fahnen! Was uns irrte. (Wiesenschaumkraut / Nessel / reine Poesie. Regressive ist Progressive / alles Eins. Jetzt / Skelette / wir fallen vom Fleisch / Eingetaucht / bis zu den Kashinas der Hopi / Kommt wieder / also der Messias / Oder jüdische Kalender / die Freitag beginnen / Blaue Königin / Schalom. Sehnst dich, sehnst dich in Einem fort / bis du Tod bist. / Ab nehmen, wer? Abnehmer beim KirschenLauf! Oder Kirschen essen / mit Wem! Ungeduld nur noch Zeilen / Weise (Waise) zu bannen! (Erinnert Nie. Bannführer / Ja war Ruhe auch im Krieg. Jetzt ist nicht mal der / die möglich!! Und Eisbrocken auch beim Hände Geben. Aber Literaten über Literaten / Kalte Hände - heisses Herz. / Und sangen fort / alles. / 5000 Jahre und mehr drängen vor / Tiere erlöst / und bisher auch Steine / oder der Krokus hat hier das Wort. Erwachst / und siehst di Augen in den dunklen Höhlen sich drehen wie ein Atomkern / Lichtpuder und wirst in die Höhle reingezogen / Traumfetzen wie irr. Stehst unten am Stall vor 1000 Jahren / ein Junge dabei / und es ward gestern... Traum wühlt / Ich und die Meere / oder thalassische Regression. ________________________________________________________________________ ERREGUNG: Ritt in Lucca / via delle Fosse / man darf es nur eingehüllter sagen! Reinkarniertes Bild. Doch meine Verhüllung / das Flisch bedeckte Zeit stiehlt / so Unlust zu leben. Jeden Morgen Distanz als als Stein spüren ?/ doch dort im Aura-Land / so weit. / Hnnah aber hört im Radio: jeden Tag neu. / Und das Einfach: So in der schmutzigen Wäsche / eben reinigen. / Tolle Tassen im Schrank / Mahlzeiten / Schlaf mythische Gewohnheit zu Alltag machen / das alte Banal. Immer wieder Entscheidung / von hier an aus - nur noch Zeile! Alles-Eins leben / Traum und regressive Toleranz, wo alles hoch kommend / Worte sprudeln den Jungbrunnen / alt. ________________________________________________________________________ 28.3. Morgens / da war ich mir So ernst und rund / von innen schwingend Der Yogakopf / und bindet / die Sonne blendet Ganz neue Wünsche / nichts zu tun Dies Blenden ruhig trinken / für Einen-Andern Tun. Neu aufgetischt mein unfertiges Fühlen Das Insichruhn ist heilend / nach dieser Hölle der Nacht. Alt- Anwesen / und Umsich zeigt sich heut Das Bildlose / alles Bild. Die Auralosigkeit bin ich / daran ersticken Dies ich ist meine große Krankheit. Und keine Liebe / nie/ so dass sich Zeit Nicht sammelt / und. keine bleibt Ein Hetzen ists / du alter Danaid.. ___________________________________________________________________ 28.3. Leipzig Messe. Lesung. Ingrids (Bacher) PEN lud mich ein. Prüss. Peter Geist. Thorsten Ahrendt. Kühl Begrüssimg. Auch KL Müller. 2.April. Jürgen Egyptien. 4.4. Bei Gerd. 6./7.4. Michi und ich bei Mutter. Roland Zbli. 29.09. 1986?? Für Natascha: Kindernachmittag ( nach Benn) Kindermittag das Summen / Bach Libellen / und der Hahn. / Der Hang schräg / seine Blume in das Licht, mein Mittag. Der mit Heuduft kitzelt / Und keine Zeit vergeht / in den Gedichen von Albert / in die Kokel getaucht / draussen im Flimmern vom Mühlnham./ Was noch ist / heisser Stein / beim Barfussgehn / als wärs dem Jud schon längst geschehn / und ich in ihm / nur noch den Tod geortet. Und höre / dass an jenem Tag / in Alisch wir den roten / Ikarus mit Roth in einen Kinderhimmel fliegen liessen. / Lauro de Boris liess zu gleicher Zeit /vom Himmel seine Blätter regnen auf Rom. / Und suchte mit seiner Maschine den Tod / einfach durch Schrift. Ewige Stadt / so gegen zwölf Uhr Mittags. Und Flug um Flug entthront die Wand / und Grenze ruft / die Zeilen fest geschlossen. / Regress ist Freitod / stürz in die Erinnerung / das Heu bin ich / Sein Duft ist meine Nase. Was aber ist die blöde Kunst / die nicht berührt / Herr Benn. La vita non mi è più / Arrestata in fondo alla gola / Che mia roccia di gridi. / Ungaretti der Luccheser. Tarahumara von Michaux / von Artaud,. / Und Hin fahren / wie hin richten / “Wir aber wehn / Agartisch ist die Flut.” Und Auferstehung hier / morgen ist wieder Ostern : Und gestern Gesu morto / C. hat das Öl im Wasser gezündet / Badia. Und heute ist Nebel. Wir warten im Assozieren / auf eine lebensverändern / Visison. / Thyrhenisches Meer. Ein frevelhaftes Blau. / Was ist das Horizontale / Gewerbe / und Gewebe im Onienschlingenwald / Torre die Lago / ungotisch, ja. Latein (+ wie Amerika) und gar nicht in der Schule. / Festa und KPI im Tanz und Dröhnen / dort am neuen Hafen / doch Ohr- Pfeifen / weil ich ein Deutcher bin Und Wasser hebräisch hiesse: MEM, wie würzig. Meer / Meer noch mehr / und Immer-Meer / Vision am Wasser / waschen / weiß wie Linnen / Waschblau am Trog / das wars / noch klein / und nach gezogen der Hof / Erinnerung ans Regenfass / nass der Kindersommen. Als käme er wieder ./ Und immer sei es. ______________________________________________________________________ 31.0.3. 86. Dichternebel. In Sassi zu Rudolf Borchhardts Hütte. Parks und Häuser mit Balkonen, eine lange gewundene Strasse. Und die zwei Verrückten in einer Bar / Trattoria. Und die Kapelle Ariosts. Doch heute anstatt Dichter / Dichtr Nebel. (Titel: Dichternebel) Und du suchst mir die Praxisfrau / die dir alles abschneidet. Eine sogenannte Blöde Kuh./ Die dich lächerlich macht und reizt bis ufs Blut./ Auch wenn du mehr weisst, warum wir da sind! Ariost / der sich verstecken wollte / Im Buch / mit der Fiktion / idyllischer Sohn / ti me piace abitar la mia contrada. Questa mi basta. / War in Ferrara in die Garfagnana zu Fuß gekommen / vom Hofe der D´Este. Und Kardinal Hyppolyt. Schrieb den Orlando Furioso zehn Jahre lang von 1431-41 Und korrigierte daran / ein ganzes Leben lang. Ging in Hausschuhen fast bis nach Modena / in Gedanken versunken /eben. Und merkte dieses erst auf halbm Weg. / Mit ihm endet die Remnaissance / er wird Samncheo Pansa. E ist nicht mhr der Edle Rtter. /Er ist nichts mehr. /Er ist di Indifferenz. / bEr ist die innere Zerrissenheit / dann die Wirklichkeit / War zu mnichts mehr gut / wie ich / damals auch. / Nur noch die Zeile galt. Seit Schmitts und Nataschas Besuch (März) Immer wieder das neue Projekt Keine Tausendundeine Nacht. Gespräcsrunde wie im Bocaccio. 9.4. Tod von Helmuth Hoffmann. (27.28.3.) Er hat sein Lebenswerk /über Nostradamus bendet/ sollte am 14.2. nach Deutschland fahren, es verlegen. Dann wurde er krank. Das Lebenswerk / blieb liegen / denn am 28. März starb er. Tuschka / seine Bremer Frundin aber starb schon 1978. Was ich da erinnern kann / auch den Kriegsblindebn Freund. In ihrem Garten. Ihre medialen Stimmen / aufgenommen. Viele Kassetten. Nun sind sie ein halbes Jahrhundert tot. _________________________________________________________________________ St. Gildas de Rhuys. Abaelard und Heloise Ich erinnre wieder an den 4. September nach einer traumreichen Nacht. In St. Gildas de Rhuys. Besuch in Abaelards Klosterabtei. Da war er zwischen 1128-1136. Vor zehn Jahren ist er zur Strafe (Beziehung mit Heloise) entmannt worden. An Heloise schrieb er im 5. Brief: "Die Glut meiner Gier hatte mich mit dir zusammengeschmiedet; ich dachte nicht mehr an Gott, ich dachte nicht mehr an mein besseres Selbst, so tief untergetaucht war ich in den armseligen Genüssen, die zu schmutzig sind, als dass ich sie ohne Erröten auch nur nennen kann." Da habe Gott in seiner Barmherzigkeit, das Messer, das seinen Leib traf, habe ihn von dem Schmutz befreit. So habe er nur an einem kleinen Teil des Leibes seine Sünde büßen müssen. Ein "Pfahl im Fleisch" . Selbst aber habe er es nicht tun dürfen, ein anderer mußte es tun. Origines sei schuldig geworden, weil er es selbst getan habe. Und doch wurden sie zusammen bestattet, waren sogar Eheleute gewesen, hatten einen Sohn. Auf dem Pièrre Lachaise schrieb ich: Weißt du noch: HELOISE UND ABAELARD Etwas Regen auf dem Père Lachaise. Versteint. Wir unter Regenschirmen. Was weint da. Sogar über Steinen. Wir suchten. Und unter Linden hören wir ein Flüstern. Laute, wie Tandaradei. Klang Worte in Höfen. Tage. Und dies Paris so spät. Kaum Große Herbstzeitlose, die zur Liebe jetzt auf Gräbern rät. Ein Liebespaar, wir waren jung, berührt den Stein. Von unten her. Ein Kind, das weint. Woher ein Sic et Non, der Erdgeruch mit deiner Haut im Regenduft vereint, im Schritt der Kuß unter dem Kleid, ein Blitzen wie durch Tränen, ein Blick der Tote überholt. Jetzt stehn sie auf und lachen. Sie sehn dir unters Kleid, die schwarze Herbst- Zeitlose die Sonnen runterholt. Heloise, Abaelard: "Was ich begangen, es lebt so stark in freudiger Süße", riß mir das Herz entzwei. Saß sie auf einem Steine, Heloise, Abaelard. Fließt in die Iris heute dies Liebespaar. Und steigt ganz aus dem Wort und nur ins Auge ein. Der Name sucht durch Todesnacht lichtschnell verborgen dort im Stein, den nur der Finger anstößt, Kälte fühlt, als wäre dieses wahr ("drei Tage sind es drei/ von keinem Schmerz verschont".) Heloise, Abaelard... Tod ist ein Liebespaar. Liegt vor uns, geschwärzt Figur, der Stein. Schmerzlich der Durchgang mit Bildern und Dornen, durchkreuzen das Auge und sieh, die Paare, sie wärmen. Vom Tode denke nichts, und nur auf ein Wort. Steht Sic et Non - gerade für wen? Daran miß und trau dem Auge nicht mehr, trau denen, die nicht mehr sehn. ____________________________________________________________________ Nichts erinnert in der kleinen Abtei, die nur noch seinetwegen besucht wird, an ihn, er selbst floh von hier, der Rauheit und Ungebildetheit, Gesetzeslosigkeit der Mönche. Und doch werden andauernd Abte und Heilige, meist in Form von Grabsteinen, einer sogar im Glassarg mit den heiligen Gebeinen, vorgezeigt. Die Kirche mochte den freien Abaelard. nicht. Immer wieder wurde er "bestraft" Auch in einem Kloster bei Soissons, das zugleich Irrenhaus und Kerker war. Und hier nun die heiligen Knochen. Überall in den Kirchen wird also die Materie verehrt. ________________________________________________________________________  1995. "UNFÄHIG das einfache zu tun bleibt das schwierige" und schreckt nicht ab nichts zu tun es war mehr und weist darüber hinaus weist dahin wo wir immer wirklich waren Das einfache aber versäumt zu haben wollen wir nicht mehr erkennen HÄLTST ausschau siehst um dich die insel der berg da herab im dunst wie von ferne verschwunden mein auge schau gut ich such mir dazu ein geheimnis den rand aus Nehmt ihr mich an wie ich das auge und wußte nichts von mir gibts noch ein wort das zu euch will wie der Christ zu uns kam wie wir und doch sprache von wem Wenn ich schlafe heut nacht kommst du wieder die qual aufgelöster gedanke labyrinth wie die wand die uns trennt und fühlt sich wie nah diese prüfung und ich weiß nichts von ihr und vom geheimnisvollen Stoff dabei Nichts wie mater materie und endet mit A.   Was wirklich wahr ist, gibts noch nicht. Und alles andere ist vergangen. Die schnelle Geschwindigkeit dieses Tages setzt du auch morgen nicht zusammen. Am alten Turm zeigt die Uhr unaufhörlich zwölf. Unerlaubt scheint das wirkliche Weinlaub. Sprünge und Risse im Blickfeld Und alles eilt/ Du hältst es notdürftig zusammen treibst wie eine Mauerblume Synthese zum Vor- Schein. Und wir saßen an diesem Tag in winzigen plätschernden Wellen, es schien in ihrer Sanftheit so, als wollten sie aufhören. Vor dem Sturm ist es meist ungeheuer sanft das Wasser _____________________________________________________________________   ÜBER STÜRZT Am Abend dann wieder: Kaum aufgeschrieben, der Tag ein böser Witz, der sich dehnt, was geschieht. Es könnte Sonntag sein, Taufe, es hatte eben geregnet in die Predigt und die Gebete, es fällt auf wie ein Ring ums Bewußtsein entsteht. Die Sperre, und die Trinität am Altar? Sie hat sich zur Null gewandelt, denn: Was Er ist, ist Alles-Eins? Die Muttergottes auch sehr alt geworden, steht abgeblasst im Blauen da: ein Und dazwischen. Kaum Wirbel im Auge. Am Kopf blau eine ohnmächtige Blume, die nickt und Nichts sagt. Und dann Diktate nach ihm: nach Hören und Sehn, als du im Leben noch dabei warst und doch schon längst vergangen: Rast es und ist, das Herzgewächs zerstört tut weh ist nicht mehr dein erinnert sich und sollte mich und sich vergessen - der schwarze Kopf ist schwer das Kopfgewächs die Fontanelle quillt dort ist der Spalt dort tritt sie ein und rast der Stral. Doch sonst er löst / die Tafel Schwarz du siehst hinein ins Nichts/ bist frei du weißt, der Sinai zerbrochen ist wie Glas das Herz das einmal Wüste war, jetzt brennt es Lichter Lohn der Angst, dass es Vergessen gibt, das dich befreit. Dein Bild gelöscht wie dich ist der gelebte Tod Erinnerungs Los. Die Bücher-Kinder betreut auch durch Punkt vier: Lesungen und Vorträge. Dazu meinen Adlatus und Secretarius Antonio mobilisieren. Und Beth dazu bitten, als wäre es ein Fest: Sie umfasst fast alle SchwerPunkte, das Eine also als Zwei?  __________________________________________________________________________ DIE ROTE HÖLLE __________________________________________________________________________  Securitate. Betrug mit Macht oder Macht mit Betrug. Vorläufig im Essay Gedicht 1 Was nicht sagbar ist unter der Sonne/was Macht bringt auch unter dem Mond Und gegen alle Sterne/ die zerschellen würden/ aus ihrer Bahn geworfen Wider die Natur von ihrem Sein abgewichen: der Begriff durfte die Lüge/ nicht fassen. Das Gedicht aber braucht den Beweis nicht/ es ist wie ein Kind Beweis. Ihr aber ihr früheren Freunde ( hab ihr es in der Hölle gelernt?) ihr „arbeitet“ mit ihr Nun groß geworden im Fernseh Licht/ Mit aufgerissenen Mäulern (Schweigen wäre besser gewesen … menschennah und geerdet), schreit ihr Erfindungen in eine/ nach glaubbarer Lüge Gierende/ Welt. Sie aber klatschen euch zu/ völlig verblendet. Beklatschen in stinkenden Sälen das Kunst Licht. In den Himmel gehoben, der leer ist ohne Gott : für euch ist er längst gestorben/ zeigt ihr euc h schamlos als Gottersatz vor/ dem Publikum , das euch braucht/ die selbstgemachten Helden Puppen. Ein X für ein U/ wenn Gefühle Zähne hätten wärt ihr längst tot / ihr aber Glaubt daran / Oh wenn ihr nur daran glauben müsstet, das laute Wort Im Halse/ stecken geblieben /im tieferen Sein wärt ihr aber gerettet. Und sogar die Engel habt ihr zur Lüge bekehrt. Nicht wissend, was wirklich geschehen war In der Hölle / singen sie halbmündig ahnend / was sie da tun /verführt und betrogen Flüstern sie manchem Zuhörer zu: Vorsicht, die Hölle färbt ab! Worüber ihr spracht. In einer höllischen Zeit habt ihr die größten Chancen /Chancen wie noch Nie / das wisst ihr, das nützt ihr Aus/ steigend auf immer höheren Trampolinen, die man euch baut und baut und baut Bis ihr den falschen Himmel erreicht. Sag, Herr der Welt, wann fallen sie herab und zurück In die Hölle? Nie? Sie arbeiten doch damit/ glaubst du sie sind blöde/ Dialektiker von Beruf Sie haben es dort gelernt/arbeiten sie doch genau mit ihrem Fall: der vorgespielten Hölle Wie sollen sie dann fallen, mein Freund? 2 Irre ich mich/habt ihr Nichts getan/ nur euer Machtwissen eingesetzt Intelligent wie der Teufel/ sprühend, genial sag ich/ Aber. Aber sage ich/ wir alle Die durch die Hölle gingen/ haben ein vollklingendes Instrument/ gereift In schmerzender Enttäuschung/ mächtig klingend einsetzbar/ für Wahrheit oderLüge. Die Zuhörer sind/ naiv und offen. Sie wollen das Lied vom Schmerz und vom Standhalten hören. Wie leicht ist es doch Leichtgläubige zu betrügen /und größer als groß zu werden durch sie. Größer als groß über Leichen zu gehen/ auf ihnen steigt man doch gut, höher und höher hinauf. Geht das gut und ewig/ wenn man mal oben ist/kann man nicht fallen? Wer merkt es Heute schon, dass Lügen doch sonst kurze Beine haben? Aber keiner will es wissen wenn alle jubeln. Wer stört/ der ist doch der Betrüger/ er bringt die Leute um ihr Buchglück/ das sichtbar geworden War. Wieder Helden zu haben. Echte, die wirklich gelitten und im Kampf nicht gefallen Aufgestanden immer wieder mit lauter leicht erzählten Geschichten Helden gibt’s doch heute so selten/ lass sie uns doch/ wir möchten sie nah ganz nahe haben. So nah fassbar und lesbarer noch mit wirklichen Märchen. Lass sie uns doch: verschwinde! Vom Neid/ nicht von des Gedankens Blässe/ angekränkelt: grün und gelb bist du auch im Vers? Grünzahn, du, sagt einer / er muss es ja wissen/ er kennt doch die Leiter zum Aufstieg zu gut! Sie wollen nun auch mich als Leiche haben, höher zu steigen, aber wohin noch? Ach, Heilig Gesprochen zu werden/ heilig, heilig/ die nächste Lesereise geht zum Papst. Sich anpassen nun/ wie früher an den Zauber der Ideen: damals Im guten Grund der Securitate. Aber was wärt ihr, Freunde/ heute: ohne SIE? Ihr wärt wie vor ihr ein Nichts und ein Niemand vom Rande. 3 Ich sage jetzt alles/ was sonst/ doch aus Takt/ aus geklammert werden muss. Was unsagbar ist. Unsäglich bleibt. Und Wirklichkeit wurde. Habe ich alles falsch gemacht? So ohne kurze Beine und Connection. Mit der Wahrheit auf dem Papier/ geduldig. Die kurzen Beine Gekappt und so auf dem Bauch/ gelandet: auf einem einsamen Papier Berg in dieser Zeit der Macht als Betrug/ und dem Betrug als Macht? Oh, Freunde ich bewundere euch: die Poetik des Marktes Mal war es die der Securitate. Der Trommler geht um/ die Ware lacht und glitzert schwarz begehrlicher Blick in die Hölle. Freunde, das zahlt sich/ ehrlich nun/ AUS.   _______________________________________________________________________ EXIL, 1973/74  _______________________________________________________________________ 8.7. 74.Meine Haupteigenschaft: Nostalgie, Sentimentalität. ELEGIE BEI MAGDALENAS AUSREISE AUS RUMÄNIEN Der Postbote bringt dich nicht wieder Es werden andere Marken auf den Briefen sein Kein Zeuge mehr erkennt dort unsere Zeiten Die nur nach innen offen dort geblieben sind Doch uns gibt es nicht mehr Es ist als obs auch Argeṣ nicht mehr gäbe Und wie ein Übermaß an einem Rückzug In deine letzte Reise wäre einer Der nicht mehr anhält Wir sind weit weg Von un gezogen Ein Stein Wurf weit Von unseren Möglichkeiten. FÜR MAGDALENAS BUCH Ich möchte unsere Sprache wieder Sprechen sie lebt sehr nah und sie ist gut Denn diese trennt uns mehr Wie könnt´ich dir In diesen fremden Zeichen In ungesprochenen Lauten etwas sagen Was hier in dieser Sprache nicht sein darf. Vielleicht ist es zu einfach „Feste“ sage, die ich dir Tief im Grunde bringen will. Notiz Es darf nicht genau gesagt sein, was war/ sobald zur Hand genommen Bilder der Dinge verwelken. Ausnahmen: Dein Kleines Schamhaar bittet. Ich nehme Notiz vom Bild, das sich noch immer in dir bewegt und mich bittet. Für PC (Piteṣti) Von niemandem war die Rede Von dir Und die Rede, sie ging bergauf Bis zur Talsohle/ ging Schnitt sich ins eigene Fleisch Dissonanzen wie Messer – und du Wo finde ich dich/ so sprachlos gemacht Wieder am Grund ohne ihn Gott Los gemacht im Versagen der Zeit Ich laufe ihr nach ohne Gründe Dort drüben stehst du Ein Antigedicht in der Helle Die Worte sie spielen sich auf ohne Grund Und stoppen verzweifelt und heilig verpufft Gottvater im Raketenboot/ zu Gast Auf die menschliche Schnelle ______________________________________________________________________ Messer, rostfrei Es lässt sich nicht ausmachen, was in uns eingeht denn die silbernen Stränge beginnen zu rosten Du hast dich abgesagt und Ich trag es zu dir und Trage uns auf Trage den Kopf nicht mehr Hoch dal sich die Zeit Verflüchtigt/ in mir in dir in uns Ging sie nicht mehr in Farben Die Klänge sind mutlos geworden Am Pop entlang Jauchzt nur die Leere/ Trompete Zur Eile und Weile am Akkordeon Und Webwut wie Fall hobst Faul und nach außen die Messer Und Großen Wagen Glänzen/ rostfrei. _____________________________________________________________________ Köln, auf die Spitze getrieben Sag wo treffen wir uns Ohne Punkt ohne Fest Weit hergeholt Manche Wörter sind unbrauchbar Geworden (heißt es!) Alles was uns aussagen könnte Sagt nichts (sagt man!) Wohin mit dem Blinken Dem dunkeln/ jener Gewissheit der Tiere und Sphären Wenn die Flugzeuge tot sind Wohin ohne Worte für uns Nur für sie Die gewissen Worte die Fremdworte/ reich Metallisch und müllreich Verschmiert in Paperbacks reich Ein Umweg nur Umweg und Einsturz Mühsam im Gleichgewicht Auf der Spitze des Kölner Doms Balance ohne Seiltänzer Und ohne die weissen Tauben im Hirn Ohne Metaphern/ nur Sinn Nur die furchtbare Weite Der Revolution und die unfähigen Revolutionäre ______________________________________________________________________ Notiz Die Sprache wandert in mir gen Westen Und springt dann zurück in die unmögliche Heimkehr zu dir Alles Gedachte ist hier Und wenn der Weindunst Die Ordnung zerstört/ mit der Zeit In Einklang gebracht/ durch den sinnlosen Säufer/ bringt sie mich wieder Ins Morgenland/ früh Wenn sich die Sonne Am Laut definiert, den ich schreibe. + Sie gehen wieder ein Die Splitter/ in Sprache verwahrt Denn die Schärfe verwundet nicht mehr Sie sind in die Ferne gestellt Zum ganzen Leben gebracht Als ließe sie plötzlich Begreifen, was fehlt. Südlich irre Nacht Heute Nacht war ein Rasen (auf Sächsisch nicht nur) Die Vase, die Türe, die ich zerschlug Sie bleiben weiter, die Splitter Gehen ein/ sie lassen sich nicht mehr wehtun Das Fenster blieb den Bergen zu offen heut Nacht Die Lieder südlich (mit zwei Gitarren) gesungen Ole! Die anders berührten als heute Sie sangen dem Meer zu als hätten wir noch Zeit Griechisch spanisch chilenisch Dann tobte die Nacht Südlich in mir Ich zog mir rumänische Pelzjacken an Denn ich fror x------------ Weshalb und wozu Auf den Weg gebracht So mühevoll ausgesetzt Ein vom Krieg bestelltes Langsam geteiltes Leben hier Und nicht dort Das aus Verschweigen Sechzig geworden Das Fest hatte seinen Teil Am Punkte setzen Und setzt ein Hoch dir Am Tisch deiner Zeit Gedichte x Setz mich ab hierlass dich nicht treten Vom stotternden Gegenstand (unter der Hand dir entgangen) Dem inneren Absaz Eingetreten und ausgemacht Alle Lichtdr sprach los Dass du Blindheit schreist. x Über dir bleibt die Ruhe des Windes Die Blätter ziehen sich ein Ins Gedächtnis und rauschen Vor der Hand: du Es ist ein Gehupe in dir Wenn du aufstehst Kurz vor dem langen Tag Im Bus wäscht du deine Gedanken nicht mehr Am kalten Metall Und die Handgriff tragen den Wind nicht mehr auf Der Fahr5twind am Morgen Ist unter dir trüb Ein Hund rennt mit klappernden Blech Und Sirenen am Schwanz Durch die Straßen x wo hast du dich hinausgestreut ohne Kampf und Freund über alle deine Sinne hinaus in die Luft und ziemlich an deiner Schwere vorbei wo lässt du dich liegen mit Kind und Kegel zu Fuß über alle Berge gegangen und doch immer wieder zurück wie das Rätsel das mir die Binde hält vor Augen und Tag bei meiner Erschießung? Die Frage hält sich fest an dein Wort Kind ohne Laube Wann denn ist Herkommen fertig gemacht Und wann hast du den Boden Sicher fußfrei noch vor Wo hast du dich hinausgestreut Ohne Kampf ohne Freund Über alle deine Sinne hinaus In die Luft Und ziemlich an deiner Schwere vorbei.   ____________________________________________________________________ ABGRUND DER HERKUNFT ABSENZ. DIE LEERE   ___________________________________________________________________ Immer dieser Kampf mit der „Magerkeit“ der Seele und dem TS (totalitären Seele). Ehrfurcht und Demut neu? Nicht mehr knieen . Und die Nur-Kritik aufgeben. Nur-Negation darf nicht kultiviert werden. Die Ideologie hat mich fertiggemacht. „Am Leben vorbei“ hieß es bei mir schon mit 14 in meinem Tagebuch. Den Kairos nicht leben können! 1974 FREMDWORT UNVERGESSLICH (Plagiat. Die hattest beinah gelebt) Das ist/ hier zu nehalten Ein Wort darf nicht vergessen werden: Ai nimănui! (Niemandem/ gehört) Und dir die Waffen halten Wenn du vergisst, wo sich Gedächtnis Über seinem Dichten/ behält Und an den Worten hält: Fremdwort, unvergesslich Tu ce zici was zu sagen war Hast dir die Worte einsam Vorgesagt Sind fremd wie aus der Mongolei Und doch zuhaus Vor lauter Fremde/ freute sich die Silbe Nur an die Wand gesprochen Hallt es/ gibt dich dann Für eine Weile Frei. Ich ziehe Datums-Bilanz: Oktober 1968 Bukarest-Brüssel, Paris, Frankfurt: L. 13. November kennengelernt.!   _______________________________________________________ März 1978 Die Verzweiflung des Verschwindens Sense am Bodensee/ sah das viele Wasser Mit Durst in den Augen Heut kam wohl die Verschmutzung hinzu: Wir sahen sie vom Fährschiff aus Seltsam/ belohnt wurde er von einer Vision Fühlt die Qual/ Taufen und reinwaschen wollt er sich so Vom Teufel, wird heute gefragt! Herabstieg die frauliche Halluzination Der Mutter, Milch des Friedens, bläulich Wie feinste Brustader schimmerts: Er trank, der sich ansprach als Reiter Erbrochen, andauernder Kuss, saugte Am eigenen Wahnsinn: Maria. Herzbefreiende Tränen, notiert er Und „Durchbrechen seines ungebrochenen d.h. äußeren Menschen durch sich.“ ______________________________________________________________________ 23.Juni Spieglein, Spieglein an der Wand Was nun, wem soll ich glauben? Ver- Zweiflng Ungewissheit. Das Nichts In zweierlei Form 1.) Methode: Augustin. Descartes, Skeptizismus, Kritische Theorie 2.) Als Krankheit (Sünden-Fall). Schon Wittgenstein:“ Der Philosoph behandelt die Frage wie eine Krankheit“. Beides aber bei Aussetzung der Fähigkeit innere Bedeutungen wahr zu nehmen. Von Ungewissheit, Schwanken (Willensschwäche) Bis hin zur Geisteskrankheit. Unentschieden Schwäche, was für wahr Gehalten werden soll (theoretisch mörderisch  Religion. Spieglein, Spieglein an der Wand, Was nun, wem soll ich glauben? Leichtgläubigkeit ist Schwäche. Unentschiedenheit lähmt Macht krank. Hamlet. (Verworfenheit. Schwachheit. Ziellosigkeit! Wenn die innere Stimme aussetzt. Es ist die Krankheit der Zeit. Sinnliche und verstandesmäße Erkenntnis Ist nur Stückwerk und zerschneidet: Die unangetastete Bedeutung hat Zugang Nur durch uns! „Natur hat weder Kern noch Schale, alles ist sie mit einemmale!“ Der Kern der Natur ist Menschen im Herzen. Oder jene Qual mit Durst und Hitze Die vierzig Tage auf dem Sinai. Er deklarierte sich zum nachgefahrenen Gott Der mit den Utensilien der Menschheit spielte. Als wärs nicht sie, die aus dem Strahl An ihr gesammelt, dass sich unendlich erkennt!?   _______________________________________________________________________ 1978. Der Regisseur sah den blonden Haarkranz Der Britin am Nebentisch/ als Schlange In ein Lächeln gelegt. Der Lyriker aus Nürnberg besucht Neugierig in Lissabon das Revolutionskabarett Und lässt sich von der schönen Sängerin Immer neu in Pequeno sieht er das Blut des Stiers Über das schwarzglänzende Fell fließen Die Nonne kommt in mein Haus Und frägt nach einem, der hier anwesend ist Drückt dir eine Ähre samt Rosenkopf in die Hand. Da bin ich mit dabei gewesen Und habe immer nur entweder ins Glas Oder auf meinen eigenen Gedanken geschaut.   Lass mich ein, hier kommst du nicht mehr raus, du trägst den Absatz mitten auf der Stirn. Die Frage lässt sich sehr genau abzählen, wie jenen Reim, den ich auf dein Gedächtnis mache. 1974   _______________________________________________________________________ VLAD ALS SYMBOL   ________________________________________________________________________ Das erfundene Vlad-Haus in meiner Stadt. Man wollte sie Dracula-Stadt nennen. Vlad Dracul, der Vampir, wird nämlich am besten durch sein leeres Grab und seine verschwundene Leiche symbolisiert. …Mich berührt die Vampirseele des modernen Intellektuellen wie ein Selbstporträt. Solch ein Un-Toter könnte etwa so sprechen: Wie immer wenn ich nach dem Leben griff, blieb nichts in meiner Hand. Anderswo ein unvorgestellter Himmel anders als nur ein Mahnmal mit Geisterhänden nachts, dieses große "Zu Spät" darauf ist zu malen: Die Leichen sind abgelegte Kleider Tarnkappen riesige/ Schleier unserer Augen, sie sehn nicht, Nein, sie dämmern, der Stahlhelm löst sich im Kopf auf, Gifte der alten Blindheit zivil, doch wachend in jedem sind wir wie immer langher die Toten Stillegung der Geschichte durch ihren eigenen Grund und Ab-Grund im Namen der Toten, durch ein "Gegenwort", das "den Draht" zum Normalen "zerreißt".___ _______________________________________________________________________  DER TOD ________________________________________________________________________ Der Vollmond glotzt nicht mehr herein vibrierte ruhig und war nicht sie wo die Berührung töten kann und heilsam ist So werd´ ich weiter hier in diesem Zoo belassen und nicht abberufen. Und einer sagt "Wohin ist unklar nur die Angst zeigt uns dass du dich hier noch nicht bewährst nur deine dir gewährte Form die jetzt den Zustand überschreitet." Wenn mich die Angst packt sie im Augenwinkel schräg mich sehen dann wird mein Schatten konsistent und aufgerissen eine Naht die Narbe unverborgen: Nahtod-Erfahrung wenn durch einen Riss so fremdes Licht in diese Welt stößt wie ein Akt - nur ohne mich. Es ist Inkubation wie eine Krankheit weil wir es nicht ertragen können mehr zu sein als dieses uns gegebene Ich * Die Sorgen sind ein Tor in dem die Spannung einfällt und uns zerstört Und nachts erst merke ich dass ich verändert bin und durch die Wände sehn und schreiben kann Neu wirst du werden und daran gesunden - genau an dem was du dir angetan Bist du erst hier an diesem Punkt dann geht es immer weiter   ______________________________________________________________________ IM BAD bist du ihm näher. Blut und Haut bist du/ Wasser Gottseidank/ rein also auch. Und siehst zum Fenster hinaus, schön, schön die Garten Blumen, Kastanien,/ grüngrün, und ein Hund bellt. Es wird hier anders sein/ wenn du nicht mehr bist. / Bist schon jetzt nicht mehr,/ dein Haus wird schon abgetragen, sie werden alles ausräumen, Wegwerfen und was hier jetzt zu lesen ist/ steht am Friedhof. Hinein in die Müllcontainer Wie dein Körper weggeworfen wird: sie sagen: Begräbnis mit tamtam. Vielleicht eine Rede, der Wind nimmt sie mit/ sie gehört kaum dazu/ Er hat dich im Griff/ bist kaum frei lebst wo? in der Todeszelle/ genau so / als wär das Bett auf das sie dich schnallen/ schon/ für die Giftspritze bereit. Und welche Gefühle hast du D. beim Fensterhinaus-schauen?/ Angst, was ist das? Du wartest auf den Befund, das wird sich dann hinziehen,/ und L. sagte heute brutal: Ich werde ins Pflegeheim kommen:/ Allein/ deine Lebens¬erwartung ist nun sehr eingeengt.../ jaja… Eingeengt, eingesargt schon jetzt ... zu tief in den Abgrund. Wo sich die Worte verlieren geht nachts die Angst nicht hinab ins Zittern/ nicht und erstaunlich wie der Lebensinstinkt reagiert. Du banalisierst/ etwas in dir hält dich von dem, was du sonst tatest ab: Mit dem Gedanken ans Ende schwindelnde Abgründe ein-sehn!!! Nein, nein, du willst deine Erfahrung jetzt gar nicht beschreiben,/ sie sind zu nah, das, was zu schreiben wäre: - IST. / Denn der Körper denkt / er denkt es für dich. Unausdenkbar/ was kommen wird, weißt du es, weißt du es nicht?/ Gibt es dazu Quellen sollst du dich um diese Reise/ ja sie ist groß / vorbereitend bemühen?/ Alles was ist: du versäumst, was erlebbar ist fern / eine Liebe eine Stadt einen Erdteil / Alaska Ägypten Indien Afrika oder eine Helena Beatrice Nadine Marie Natalie – und du sitzt versitzt die letzten Stunden / mit dicken Einlagen verpackt dein Geschlecht Und der Arme rührt sich kaum, ja, doch nur sehr schlecht / der Baum:/ Was noch zu pflanzen zu hoffen _________________________________________________ ORDNEND DEIN WERK? Ach nein, dein Körper denkt nicht, lebt es für dich! So viele Freunde und Alte sind schon drüben Im Licht./ Nichts ist zu tun? Zu warten? Du kamst ja, woher? Und du Gehst, wohin? Sie, wer? Tun es für dich? Am Schluss ein Blitz vielleicht / und dann Tiefe Nacht, die dich/ ein Immer besitzt? CHARON Unter grünem Rasen Liegen manche Manche nur verscharrt Unterm Todesbaum Da keine Wurzeln mehr ihn grünen Wo kalter roter Fels Das Herz erstarrt Nur dunkle Schatten Zeugen unter falschen Blüten _______________________________________________     INHALT All Tag als Lebensform Brief- und Alltagsgedichte Meine Meere All und Kunst Exil Herkunft Der Tod

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