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Freitag, 12. Februar 2010

Transilvania mon amour

Liebe Freunde, liebe Leser,

Eben ist mein Buch "Transilvania mon amour" beim Hora Verlag in Hermannstadt erschienen.
Meine Reise nach Siebenbürgen vor zwei Jahren löste alles aus.In diesem Geöffnet-Sein kam viel hoch, ich wurde berührt von der so vertrauten, aber vergessenen Aura und Landschaft, die sich an Schönheit mit meiner zweiten Lebenslandschaft, wo ich seit fünfunddreissig Jahren lebe, der Toskana, messen kann: Es schlug wie ein Blitz wieder in mir ein, wie eine neue Liebe gab es mir keine Ruhe, bis auch dieses Buch, „Transilvania mon amour“ daraus entstand. Neue Liebe? Es ist doch die alte, die schlief. Als wäre mein lebenslanges Exil plötzllich für Stunden aufgehoben gewesen…

Meine Liebeserklärung und Trauer beim Verfall unserer Dörfer, das Buch, "Transilvania mon amour", das sehr schön geworden ist, kann nun im Hora Verlag Hermannstadt oder bessr online über: "Büchercafe":
http://buechercafe.ro/index.php?id=ext_product&title=Dieter%20Schlesak:Transilvania%20mon%20amour&isbn=978-973-8226-82-1&price=56.00%20%20Lei%20/%2017.00Euro

bestellt werden.

Hier die Verlagsadresse und Telefon:
str. ND Cocea 9 RO- 550370 Sibiu, Tel 0040/269/211839


Und auch eine ausführliche
LESEPROBE:


Dieter Schlesak

TRANSILVANIA MON AMOUR

Siebenbürgische Elegien/Elegii transilvane


Meinen Eltern und Großeltern/Părinţilor şi bunicilor mei





Anders rauschen die Brunnen, anders rinnt hier die Zeit.
Früh faßt den staunenden Knaben Schauder der Ewigkeit.
Wohlvermauert in Grüften modert der Väter Gebein,
Zögernd nur schlagen die Uhren, zögernd bröckelt der Stein.
Siehst du das Wappen am Tore? Längst verwelkte die Hand.
Völker kamen und gingen, selbst ihr Namen entschwand.
(…)Ehern, wie die Gestirne, zogen die Jahre herauf,
Ach, schon ist es September. Langsam neigt sich ihr Lauf.
(Adolf Meschendörfer, Siebenbürgische Elegie)


VOR WORT


Anders rauschen die Brunnen, anders rinnt hier die Zeit.
Früh faßt den staunenden Knaben Schauder der Ewigkeit.
DER FREUND: 8 München 50, LINUS-FUNKE-WEG 20
Wohlvermauert in Grüften modert der Väter Gebein,
Zögernd nur schlagen die Uhren, zögernd bröckelt der Stein.
DIE FREUNDIN: 8011 VATTERSTETTEN/BALDHAM,
ROTWANDSTR 19
Siehst du das Wappen am Tore? Längst verwelkte die Hand.
Völker kamen und gingen, selbst ihr Namen entschwand.
DER VATER:INNERSTÄDTISCHER FRIEDHOF, KRONSTADT
(…)Ehern, wie die Gestirne, zogen die Jahre herauf,
Ach, schon ist es September. Langsam neigt sich ihr Lauf.
DIE MUTTER:7500 KARLSRUHE, LANGE STRASSE 90
(Annemone Latzina, Siebenbürgische Elegie 1983)

1983 waren noch goldene Zeiten. Erst nach der Wende 1990 kam der Todesstoß für die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen, ein Massenexodus nach Deutschland setzte ein, der viele Ortschaften im Leeren und entvölkert zurückließ. Nichts, Nichts – nach 850 Jahren, ein Geschichtsende, ein Aus.

Schön dieses Mutter
Land

Woher wir kamen
Vor fast tausend Jahren
Dort kommen wir wieder an.
Mit Grabsteinen im Gepäck.

Peter Jacobi, der siebenbürgische Bildhauer, hat in einem Foto-Buch „Pelegrin prin Transilvania“ diese summende Leere festgehalten. Es sind ergreifende Kunstfotos der furchtbarsten Verwüstung verlassener, verfallener Dörfer, Kirchen, Kirchenburgen, Felder, Ruinen, die wie ein Schlag ins Auge wirken, das Herz ergreifen.
Für den Siebenbürger Bildhauer war es eine Heimkehr wie ins NOCH Abbildbare, das Nichts im Zeitfoto noch erkennbar, was in diesen meist jahrhundrtealten Denkmälern (einige Weltkulturerbe) Kirchenräumen, Orgeln, Wehrtürmen, Festungsmauern, leeren, grasbewachsenen Zimmern und leeren Fensterhöhlen – in alten alten Pfarrhäusern: all diesen Ruinen widerscheint, es ist ein Erschauern unaufhaltsamer Vergänglichkeit. Verschwinden und Abschied auch in den Namen: Abtsdorf, Wölz, Kerz, Arkeden, Draas, Halvelagen, lösen noch tiefe Erinnerungen auch bei mir aus, als könnten sie, wie die Toten, durch uns hier auf der alten Erde ein wenig weiterleben. Ja, wie der Blitz treffen mich die Bilder, als wäre Gedächtnis mit den Händen, doch so verunstaltet, wieder greifbar. Da fuhr ich doch als Kind mit dem Großvater, er war Tierarzt, auf klapprigem Leiterwagen zu seinen „Patienten“! Waldhütten, Bistritz, der Geburtsort des Vaters meines Vaters. Kreisch, Wolkendorf Klosdorf, Jakobsdorf, Hamruden, Wurmloch, Denndorf, wo ich einmal Dorfschullehrer gewesen war, vor allem aber, die schönste Kirchenburg Keisd, mit Steinen, Ziegeln als Uhrgewichte im Foto, Zeit…? Stehen geblieben oder erst recht rasend im Leeren, im Stehen, im Verlassen-Sein hin zur „Ewigkeit“ Noch 200 andere sächsische Dörfer könnten aufgezählt werden, Pruden, der Geburtsort meines Großvaters, Hetzeldorf … Eindrucksvoll ist in Jacobis Buch Magarei/ Pelişor abgebildet, der Dachboden des großen verfallenen Pfarrhauses mit einem unheimlichen Durcheinander von bäuerlichen Geräten, die mit ihrer nutzlosen sächsischen Benennung nun sterben. Ein Schriftzug an der Wand: „Der letzte evangelische Pfarrer, Gunesch, ist 1979 ausgewandert.“ Jacobis Buch ist kein nostalgisches Klagen, sondern ein Ergreifenwollen, ein Aufrütteln, ein Versuch, noch zu helfen, zu retten, was noch zu retten ist.
So empfand ich auch mein Erlebnis, das mich seit meiner bisher letzten Heimreise in Magarei, auf der Fahrt durch diese siebenbürgische Urlandschaft über Land nicht mehr loslässt.; wir waren zu viert: meine Frau und zwei rumänische Dichterinnen und Freundinnen, Ioana Crăciunescu und Mariana Gorczyca; wir fuhren mit Ioanas Auto nach Hetzeldorf und Magarei, wo Ioana mit ihrer Stiftung die beiden verfallenden Pfarrhäuser restaurieren lässt und zu Gedenkstätten und Begegnungszentren ausbaut, museumsartig im sächsischen Stil. Ein enormer Reichtum und eine einzigartige Mühe in tiefster Besessenheit für das Aufbewahren des Vergänglichen, Vergehenden, des Altertümlichen mit all seiner einmaligen, nun vergehenden kostbaren Aura, die tief anrührt.
Diese Dichterin und begabte Schauspielerin hat eie besondere Charaktereigenschaft, sie verschwendet sich und gibt sich ganz hin in allem , was sie tut, Menschen, der Kunst, jetzt diesen Häusern in der Urlandschaft der Herkunft ihrer Familie.

BILDER

In diesem Geöffnet-Sein kam viel hoch, ich wurde berührt von dieser so vertrauten, aber vergessenen Aura und Landschaft, die sich an Schönheit mit meiner zweiten Lebenslandschaft, wo ich seit fünfunddreissig Jahren lebe, der Toskana, messen kann: Diese samtene Sanftheit der siebenbürgischen Gegend, als bilde sie das Urphänomen des Kosmos grün nach, Hügel, diese wie unbetreten wirkende Kinderlandschaft, noch völlig erhalten, manche würden sagen „verlassen“, und doch wie weiße Gegenden und unbetretene Landkartenflecken, verschont, ein Eck wie außerhalb der Zeit und der Welt. Es schlug wie ein Blitz wieder in mir ein, wie eine neue Liebe gab es mir keine Ruhe, bis auch dieses Buch, „Transilvania mon amour“ daraus entstand. Neue Liebe? Und ist doch die alte, die schlief. Als wäre mein lebenslanges Exil plötzllich für Stunden aufgehoben gewesen…




TRANSILVANIA MON AMOUR II
Siebenbürgische Elegien rumänischer, ungarischer, jüdischer, deutscher und Romalyriker .


Am Leben sein - plötzlich frappiert mich die Seltsamkeit dieses Ausdruckes, als passe er auf niemanden.
E.M. Cioran


Ciorans Satz verführt mich dazu, "Niemand" groß zu schreiben. Der Eremit aus Paris, ewiger Emigrant aus Transsylvanien, weiß viel von dieser siebenbürgischen Melancholie, die aber nie schwarz und bodenlos war; es ist erstaunlich, wie das bei so unterschiedlichen siebenbürgischen Autoren von heute nicht anders ist, und wie bei den Poeten, Rumänen, einer Zigeunerprinzessin, Jüdischen Autoren, Ungarn, Deutschen eine unübersehbare Gemeinsamkeit besteht, das Gedicht tastend wie ein Blindenstock den Boden sucht, der nicht einmal brennt, wie im Maikäferlied, sondern der - sichtbar und doch im Verschwinden ist, und jeden Tag brennen konnte, wie schon einmal vor nicht allzulanger Zeit Und nun gehört Transsylvanie zu Europa, so dass Grenzen nicht mehr brennen können, wenn auch die Spannungen bleiben! Ein Vielfaches der Nation gibt es eben nur in jener verborgenen Blauen Perle, von der Luminiţa Mihai Cioba, die Roma-Poetin, spricht, die sich eine "Unverstandene" nennt; das Unverstandene aber trennte, wurde zum Unverständnis und zum Hass, so dass Häuser, etwa Zigeunerhäuser oder auch Kirchen immer noch brennen können.

Die Städte, die Landschaften verändern sich in dieser neuen Zeit, doch es gibt immer noch die Urlandschaft, wie ein unbetretenes Gelände, eine weisse Gegend, die anrührt wie am Anfang der Zeit, und vielfältig ist wie nirgends sonst in Europa.
Und bei Iona Crăciunescus Initiative, zwei verlassene und verfallene alte Pfarrhäuser (in Magarei und Hetzeldorf) mit unglaublichem Einsatz und Energie zu Kulturstätten zu restaurieren, kommt Rilkes Wort: „Wer jetzt kein Haus hat, / baut sich keines mehr“ in den Sinn, und gerade in dieser Leere nach der Schlammwalze der roten Diktatur! Nun an einem schönen Punkt Null. Aber Sarkasmus, und tiefe Enttäuschung geht mit dem freien Schönen nun bei den siebenbürgischen Poeten einher, der bis zum Zynismus reicht, nach solch bitteren und schmerzhaften Erfahrungen, es wird nun alles zur Illusion erklärt. Bei Ioana Crăciunescu, der Wahlsiebebürgerin, und bei Mariana Gorczyca , aber auch den andern siebenbürger Kollegen ist diese Verletzung tief zu spüren! Und die Landschaft, aber auch die Liebe, lebt in ihren Gedichten nur als hätte sie eine neue tiefere Wahlheimat am Punkt Null gefunden. Ioana Crăciunescu fühlt sich, wie sie mir sagte, als Siebenbürgerin, denn ihre beiden Eltern stammen aus Siebenbürgen und sind nach Bukarest geflüchtet; sie wurde also auf dieser Flucht geboren. Will sie also auch „nach Hause“ zurückkehren?.

Doch alles ist für die siebenbürgischen Poeten so desillusionierend, als könnte nichts mehr gut werden, auch das Schönste wird oft mit Hohn und Spott bedacht. Dieses vibriert in vielen siebenbügischen Dichtern, und ich beginne diese Anthologie mit jenen, die mir am nächsten stehen, mit meinen Schässburger Poetenfreunden und mit der Wahlsiebenbürgerin Ioana Crăciunescu, die – in Paris lebt. Dieses Nirgends-Zuhausesein, das Exil kommt also als bittere Erfahrung noch hinzu! Ioana sagte in einem kürzlich gegebenen Interview über ihren Zufluchtsort, Bulbucata, ein Dorf in der Nähe von Bukarest, den sie als ihr eigentliches „Zuhause“ erwählt hat: „Obwohl ich mein Haus seit 25 Jahren habe, seit 1980, sehen mich die Bauern aus Bulbucata immer noch als Fremde an, daraus habe ich gelernt, dass ich überall eine Fremde sein werde – ob ich in Paris bin, in Bulbucata, und sogar in Bukarest… Meine Mutter, wie auch meine vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Lieben, müssen einsehen, dass ich nirgends ansässig sein kann, dass ich mich in meiner Liebe nach allen Seiten verschwende, und es mir unmöglich ist, mich nur einer Person zu widmen.“

Ich kann das sehr gut verstehen, ja, ich fühle mich wahlverwandtschaftlich angerührt. Aber überall dringt etwas durch, das alle heute prägt, ein Empfinden der Bodenlosigkeit und Vergänglichkeit, ein Nichts und Nirgendwo, als lebten wir nach einem Ende weiter, Leben, das den Tod nie vergisst, und so zu den tief empfundenen Gründen des Menschen findet – Welt und Mensch in seinem Ausnahmezustand als Wunder des Überlebens, als wäre alles dem drohenden Nichtsein abgerungen, immer am Rande des Verschwindens. Verzweifelt und bitter.

Wie Ioana erging es auch mir, ich suchte andauernd nach einem Haus, denn in der Sprache, im Gedicht hatte ich es ja längst gefunden. Und schrieb:

„Ein Vogel aber bin ich nicht.
Der Grüne Wagen blüht mir. Doch ich wollt ein Haus.
Gern wär ich nur ein Bürger, – bin sein Waisenkind.
Ich lieb die Länder, Orte, Frauen nur,
Wenn ich die Freiheit auch zum Abschied hab;
Nur in der bittern Flucht und ungeschützt –
Im Freien kann ich Zeit erfahren:
Die Zeit der Zeit, – Vorläufigkeit.
In all den Leuten ist sie heute auf der Flucht –
Den Himmeln schrecklich nah.
Und nicht mehr auf der Erde.“

Aber auch mit Mariana Gorczyca und den anderen Schäßburger Poetenfreunden Ion Neagoş, Marius Iosif sowie Dan Lotoţchi gibt es eine Gemeinsamkeit und freundschaftliche Verbindung. Vor allem aber mit Andrei Zanca, der heute in Heilbronn lebt und viel aus meinem Werk übersetzt hat, gab und gibt es eine tiefe Verbindung auf Grund gemeinsamer Erinnerungen und Erfahrungen. All dieses hängt mit meiner Bodensuche, mit dem Heimkommen-Wollen zusammen. Mariana gründete an ihrem Gymnasium, wo sie Direktorin ist, ein Literaturkabinett, das meinen Namen trägt, und wo zweihundert Schüler Deutsch lernen. Und auch das hing mit meiner Haussuche zusammen. Und dann ein anderes Wunder des Nachhausekommens: der Name meines jüdischen Freundes, des Rechtsanwaltes Erich Răducan und seines jüngeren Kollegen Mihai Oliviu Morar hängen eng mit diesem Wunder zusammen, sie verhalfen mir zur Rückgewinnung des in der roten Zeit enteigneten Geburtshauses, als hätte ich mich ein Leben lang diesem Haus zugeschrieben, meinem eigenen Geburtshaus, das ich „Baruchhaus“ nannte, weil es jahrzehntelang von der jüdischen Familie Baruch bewohnt gewesen war; und dieses „Baruchhaus“ kommt wie ein Symbol in allen meinen Büchern vor. Ich habe in diesem Haus eine Literatur-Stiftung gegründet. Sie soll die Vergangenheit aufarbeiten, auch die alte sächsische Stadt meiner Vorfahren nicht vergessen lassen, und sie ist der Literatur, der Poesie vor allem gewidmet, ein Versuch, Brücken über den Abgrund zu bauen.

Der bekannte Hermannstädter Dichter Mircea Ivănescu schrieb über Andrei Zanca und den Schässburger Kreis: „Andrei Zanca habe ich in Klausenburg kennengelernt, als er dort Student und einer der geachtetesten Dichter der Gruppe um die Zeitschrift Echinox war (…) Ich habe ihn dann an einem Nachmittag und Abend (und auch an einem Morgen, um genau zu sein) an einem Herbst und Wintertag in Schässburg wiedergetroffen. Das war für mich - damals und auch heute – ein wunderbarer Augenblick (natürlich nicht nur wegen der ganz besonderen Atmosphäre der Burg, der Holztische auch im „Casa Dracula“), unter den Bögen und den steilen und engen Strassen der Burg, sondern auch durch das Büffet des Marktes am unteren Rand der Burg aufführte. Ich erinnere mich an einen Tanz, denei Zanca in einer klirrenden Winternacht mit teuflischem Glatteis genau unter den Bögen des Burgaufgangs am Stundturm, und das zusammen mit einem Dichter des Ortes, Ion Neagoş, ausführte, Neagoş, dem Begründer eines Dichterkreises, in dem die Seele der Schässburger Poesie lebte, und dies unter Bedingungen, unter denen so etwas niemand für möglich gehalten hätte…“

Und hier der Anfang des Buches:




TRANSSYLVANISCHE TODESARTEN TIPURI DE MOARTE ARDELENE


Eigentlich nemlich kann das Ursprüngliche
nur in seiner Schwäche erscheinen.
Friedrich Hölderlin

În fapt, originarul nu poate apărea
decât în slăbiciunea sa.
Friedrich Hölderlin








SCHWACH nur
ein Echo
von Nirgendwo

Der Auszug

Geschwärzte Chroniken leuchten
In Museen

Von Westen her täuschend
Ein Licht, gekonnte
Sonnenuntergänge
Rot/ Freizeit Ferienfreude Und
Zweihundertfünfzig Sorten Brot

Ein Blitz, eine Wolke
Als wäre Natur
Verführt und das Licht
Du mein halbes Auge

Schön dieses Mutter
Land

Woher wir kamen
Vor fast tausend Jahren
Dort kommen wir wieder an
Mit Grabsteinen im Gepäck.



SCHWǺCH
Nor ån Echo

Der Auszach

Geschwärzt Chroniken
Blänken aus Museen

Vum Westen här
Taischend en Lächt, gekangt
Sannenandergång
Riet/ Froazegt, Ferienfroad uch
Zweehangdert Sorten Briet

En Blätz, en Wulk
Alz wer Natur
Verfährt und det Lächt
Ta menj half Uch

Hiesch det Mother
Lånd

Wohär mår kaamen
Vur fast tausend Johren
Do kun mår wedder un
Mät Grawstienen
äm Gepäck.


SLAB doar ecoul
din neunde
plecarea
cronici-negrite luminează
prin muzee.
Dinspre Vest înşelătoare
o lumină, pricepute
apusuri de soare
roşu / timp liber bucuria vacanţei şi
douăsutecincizeci de feluri de pâine
Un fulger, un nor
ca şi cum natura ar fi
redusă şi lumina
tu, a mea jumătate-de-ochi
frumoasă această mamă
ţară
De unde am venit
de-aproape o mie de ani
acolo sosim din nou
cu lespezi în cufere














SIEBENBÜRGISCHGES DORF ANNO 2009

Mein siebenbürgischer Großvater pflegte über Pruden sein siebenbürgisches Dorf, zu sagen: Augen schöne Fensterlein Augen aber da hängt ein Schleier davor wie der trübe Himmel da oben. Und die ersten Häuser stehn geduckt da eins ohne Dach wie gefallen.
Und die Fenster vernagelt aufgeweicht wie ein altes Hirn. Die Straße inmitten und umgeben von Grün. Sieh da: ein Kessel Eden niedergehalten: die Mühle stand am Dorfeingang sagte damals der letzte Pfarrer, erzählen sie.
Und dann hielten wir mitten im Kopf die Welt sei ein Dorf. Ich war wie erschlagen. Die Leute auf dem Fußgängerweg gegenüber … was meinst du die Frage ist spät: Wer will der Natur dies vor halten letzter Gedanke an solch ein verwüstetes Wort.

Und sie kamen auf mich zu zwei Frauen die den großen leeren Pfarrhof verwalten kamen mit ausgestreckten Händen und offenen Gesichtern und führten mich hinein in den Raum wo früher Frau Mutter tätig war.

Ich stelle mir vor jetzt im leeren Zimmer ich stelle mir vor angesichts der Webstühle im leeren Zimmer die beiden anderssprachigen Frauen stelle mir vor den Pfarrer als er ging hier zuschloss im leeren Zimmer. Jetzt gewebt die Muster der für immer Gegangenen. Die letzte Frau ihrer Mundart hier Paulini verheiratet mit einem Anderssprachigen sagte: Das Gras ist hoch am Friedhof da werden sie jetzt nass die Wände feucht der Schimmel im leeren hallenden Zimmer.
Und als der Pfarrer zuschloss den Schlüssel abgegeben an die Anderssprachigen die weitermachen sollten im leeren Zimmer da waren noch fünf Särge da. Nehmt sie für euch sagte der Pfarrer. Und die Kirche abgesperrt. Den Schlüssel der Sakristei an die Anderssprachigen an die Andersgläubigen abgegteben: Wir sind aber ökumenisch sagte der Pfarrer als er das Dorf verließ. Dass nichts verfällt. So muß die Leere bewohnt sein bis ans Ende aller Tage. Bewohnt. Die Toten versorgt. Und das Gras wächst weiter. Sanfter Untergang hier im Morast.

Großvaters Weinlese Mutter als Kind und die Tante… Wie warm alles: ein Gedächtnis Kindsmutter Basen Nachbarn Vettern… Aer es heißt der Pfarrer habe das Gedächtnis hinterlassen um auszuwandern. Dann möglichst in großer Eile Wort für Wort um noch anzukommen vor dem Torschluss. Panik die bösen Zungen drei Särge im Mittelschiff schwarz ausgeschlagen noch und einige Blumen gefunden dann von den Anderssprachigen. Und bestattet mit ihrem anderssprachigen Popen. Ein Glück noch so ökumenisch dass es dies gibt: Wie die Erde noch inmitten der leeren Räume und in den Zimmern der Webstuhl da weben sie Muster der Weggegangenen. Und warten natürlich auf Niemanden mehr.

Und die letzten Schmerzen sind die Folgen von anderen Schmerzen und wir wollen nicht fort aber wir müssen sagten sie beim letzten Besuch. Unwiederholbar wie jetzt nur die Leere kommt immer wieder und kommt und würgt. Und aus der Leere kam alles. Und die "Mutter fester angezogen" aus Angst vor der ewigen Nacktheit und dem tiefsten Loch. Der schwärze Dorfstreit und Dorfpoesie und Dorfsprache und der Gesang wie Staub auf der Gasse und seelenfett über den klaren Himmel gezogen. Heulen der triefenden Abgründe. Schlägereien und die Kinder zu Krüppeln geschlagen Prügel das Vieh in den Ställen wie einst alles über den Himmel gezogen. Und sagten dann diese langen Kerle als sie vom Töten zurückkehrten: Nicht nur die Front die Lager Herr Lehrer, seit ich das gesehen hab, kann ich nicht mehr schlafen... kån ech nemmi schloofen… Und alle Dörfer zusammen die Summe nicht nur alle die blühenden Dörfer mit Hattert ein und dem weißen Speck den Maden und den Burgen mit einem georgelten Gott in den Bänken war ein sichtbares Zitat auf dem Strafplaneten hier auch Glück und reich wunderschön. Ich bin einer der ihrigen und sags mit Stolz genannt als der Sinne Betrug und alles in allem im Laufe der Zeit auf andauernde Vergeltung wie ich von einem Kollegen hörte: Für den selbstverschuldeten Zustand gilt nun die Menschenleere die Bänke der Kirche und die Fenster Höhlen die Gasse wie ein großer Fehler der Wildnis da fehlt der Untergang und sogar der Friedhof wartet umsonst die Leere wütet lauter und lauter zu hören ist nichts.

Geduldig wartet Natur da geäußert gesehen mild auch am Bach dem Wald und das Gras mit ihr ists ein grünes Kreuz und möglichst besiegen und besseres Leben dort oben in einem Reich auszuwandern herab vom grünen Kreuz und dem milden Morast wo es steht am Weg und sehr verständlich der Wald und das Gras am Bach die Brücke wie ein Seil hinüber ans andere Ufer. Fallen sie nicht sagte das Mädchen die Weberin sagte Fallen hier das Wasser ist kalt und ich weiß das alles wartet auf uns tut so sanft und wartet aufs Ende und ich sprach dann in diese großen Augen von der Ähnlichkeit mit früher dass die Zukunft vorbei sei und wir uns dem Vergangenen zu bewegen.
Sprach vom langsamen längst und längst Gewesenen Zuwachsen der alten Mayastädte in Amerika wohin früher noch ausgewandert wurde aber als Heimkehr sogar wo man die Sprache noch hier ließ und Leute im leeren Zimmer das Weben und Atmen noch Wort für Wort im Dorfhinterhalt Dorfsprache aussprach. Und Briefe las längliche Silben gedehnt seitwärts und hilflos zusammen geblieben. Vergilbtes Papier und fragte wo sie geblieben die Menschen die Briefe verbrannt auf großen Scheiterhaufen. Alles vergangen was ist nur die Asche früher Lauge für weiße Hemden Totenhemden sehr rein und duftend waschblau und Kräuter dazu geliehen vom Wald. Erzählte aber auch vom Reisen in die großen Städte und es kam wie ein Märchen an. Hier alles so still und doch
als wäre es ja Zeit da nah gesehen auch dort sagte ich in Amerika
Fensterhöhlen in der Bronx von New York breitet sich aus das Unbewohnte wie ein Krebsgeschwür die Atome auch im Stein sind nicht mehr normal nicht nur der Kopf ist groß wie ein Idiot und ein Alf der auf die Welt fällt.

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